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Die Röhre 215A, ihre Anwendung und Weiterentwicklungen, eine kleine Geschichte,
#1
Servus,
Was man doch beim Aufräumen so alles findet:
Die Geschichte beginnt 1919, als die Röhrentechnik noch sehr jung war und spielt sich in den Labors der Bell Telephone. Incorporated,the research laboratories of the american Telephone and Telegraph Company, and the Western Electric Company ab. Die Entwicklung führt zum Western Electric Code D.98677 und der verbleibt auch so ab 1921 bis ca. 1931 als das Produkt auf dem Markt ersetzt wird. Bei den US-Militärs bleibt das Produkt noch etwas länger im Dienst, vor allem bei der US-Navy und der Küstenwache der USA und Kanada. Allerdings ist denen der Western Code zu lang und sie benennen es um, es wird jetzt als VT-5 in den Listen geführt.
Ok, soweit die Vorrunde, ihr wisst ja immer noch nicht um was es geht. Behalten wir ein bisschen Spannung bei und zeigen die ersten Foto:

   

   

Mit den Fotos wird man zugegebenerweise auch nicht schlauer, gehören aber zur Geschichte.

   

Bei dem Foto müsste es langsam dämmern!

Was in der Originalschachtel ist, ist eine der ersten Peanut Röhren, eine Miniatur Triode, Durchmesser 16mm und Bauhöhe inkl. Sockel 56 mm. Um sie zu montieren benötigte man die sogenannten  4-prong 125 Miniaturfassung, die sah so aus:

   

   

Eingeführt wurde die 215A 1921, es war weltweit die erste kommerziell eingesetzte Miniaturröhre. Sie diente als Detektor, Oszillator, in NF und ZF Stufen und auch in Ein- und Mehrkreisempfängern. Bei der Army und Navy auch in tragbaren Sendeempfängern, in zivilen Geräten im Western Electric 4d und in Canada im R4 Gerät:

   

Hergestellt wurde sie von Western Electric, in Kanada von Northern Electric und in England auch von ST&C unter anderem Namen.

   

Heizung der Röhre ist 0,9V bis 1.0V, besser aber 0,9 V.

   

Und hier das hübsche Teil in ihrer Bajonettfassung.

   

Am Getter sieht man sofort, wie gut das Vakuum in der Röhre ist.

   

Die Navy nahm es genau, in jeder Verpackung war: Important-read carefully!

Das Datenblatt der 215A ist leicht zu finden im Internet.

   

Hier nur ein kleiner Hinweis.

Bisher habe ich 5 Stück  Röhren aber nur 2 Stück Fassungen gefunden, aber das Aufräumen/Ausmisten ist ja noch nicht vorbei und bei der Hitze auch sehr verlangsamt.
Schönen Abend noch an alle!
Gruss, Volker
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#2
Eine kleine Geschichte, die es wirklich wert ist, sie zu lesen.
Vielen Dank dafür, ich freue mich auf weitere Geschichten von Dir

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#3
Hallo Volker,
sag mal, wo räumst Du denn auf,
dass da solche Schätzchen zutage kommmen?
Viele Grüße,
Rolf
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#4
Servus,
In einem Stall mit Werkstatt und E-Teile Lager und in einem Aussenkeller.
Ich bin jetzt bei den ganz alten Röhren angekommen, Typen wie 01A, 12A, 71A und eben auch 215A und Ähnlichen, die ich als Ersatzteile für Atwater Kent AK20 und Ak40 habe.
Ich habe sogar noch Zwischenübertrager gefunden in runden Blechbüchsen von 1923 und einen Ausgangsübertager für die 01A bzw. 12A, die auf Freischwingern von ein paar hundert Ohm arbeiten, sogenannte Aussenlautsprecher in hübschen Metall- und Druckgussgehäusen.
Die VT-5 habe ich mal bei einem Besuch in den USA mitgebracht.
Die Röhren werden allerdings mit Heizstrom von 0,25A eingestellt und nicht mit der Spannung. Ich wollte immer was bauen mit diesen Röhren, bin aber nie dazu gekommen und inzwischen beschäftigen mich 2 Enkelinnen und ein Enkel als Full Time Job, vermute mal da kommt noch Nr.4 dazu.
Gruss, Volker
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#5
....eine kleine Geschichte...
Eine schöne. Danke!
Gruß,
Ivan
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#6
(31.07.2018, 19:37)radio-volker schrieb: inzwischen beschäftigen mich 2 Enkelinnen und ein Enkel als Full Time Job, vermute mal da kommt noch Nr.4 dazu.

Das kenne ich! Exakt in dieser Kombination und Nr. 4 ist in den Startlöchern. So irgendwann Mitte August..... Smiley53

Gruß... Hotte
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#7
Servus,
Wobei diese Geschichte noch nicht zu Ende ist! Jetzt, wo ich Zeit habe, lese ich viel in den Laborunterlagen von RCA und Western Electric. Davon habe ich so bummelig 10-12 DVD. Als man diese alte Röhre 1931 aus dem "Verkehr" zog, es gab ja inzwischen weitaus bessere Batterieröhren, wurde diese aber nicht "ad acta" gelegt. Sondern man erprobte konsequent weiter, im Endeffekt wurde daraus die Presstellertechnik geboren, man wollte unbedingt eine Miniaturserien Röhre haben. Und die war 1939 einsatzbereit!  Es war die heute noch bekannte Pico-7 Röhrenserie, zur Serienreife entwickelt, aber auch unter den inzwischen vorhandenen Kriegsbedingungen, kam diese 1941 begrenzt auf dem Markt. Das war ein enormer Fortschritt in der Röhrentechnik, natürlich zuerst für die Militärs, es herrschte ja Krieg an allen Fronten. Aber schon während des Krieges traten diese Miniaturröhren ihren Siegeszug an und ab 1945/46 verdrängten die in kürzester Zeit alle anderen Röhren vom Markt, egal ob Batterieröhren oder Allstromserie 0,15 oder die 6,3V und 12,6 V Serie. Es gab nach dem Krieg enorme Übermengen dieser Röhren zu gutem Preis und die Radioindustrie brachte quasi alle 2 Monate einen neues AA5 Küchenradio auf den Markt, oder Batterieempfänger. Dabei ging es nicht um die Technik, die Chassis waren fast alle gleich, sondern nur um das Design der Plastegehäuse!
Von daher hat diese Peanut Röhre 215A eine Riesenlawine ausgelöst, natürlich beschleunigt durch die Kriegsereignisse.
Diese neue Presstechnik führte im Endeffekt auch zu den Acorn Röhren für UHF, die Amerikaner investierten enorme Summen in die Radartechnik und waren damit bereits ab 1942 die absoluten Marktführer. Es gab ab der Zeit quasi keinen Begleitzerstörer oder Korvette, der nicht ein absolut effektives Radar an Bord hatte.
Aber dazu schreibe ich euch in einem anderen Beitrag zu den grossen Modulatortrioden 838 und 805, die das Radarsignal direkt in einem Mehrtonverfahren zu den Servomotoren der Richteinrichtungen der schweren Turmgeschütze der US-Schalchtkreuzer und Schlachtschiffe leitete.
Gruss, Volker
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#8
Hallo Volker,

sehr schöne, gut recherchierte Dokumentation über eine seltene Röhre. Man spürt den Historiker in Dir!

Sollte man den Titel dieses schönen Beitrags nicht in "Die Röhre 215A, ihre Anwendung und Weiterentwicklungen" umtaufen?

Es wäre doch schade, wenn man Deinen Beitrag wegen des nicht sehr aussagestarken Titels später nicht wiederfinden würde.

Was sagt der Admin dazu?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#9
Und das wirft die Frage auf: Woher, Volker, hast Du all diese Schätze?
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#10
Servus,
Mehr als 40 Jahre Sammelwut hinterlassen Spuren, dazu kommen Hunderte von Projektideen, von denen man dann im Leben vielleicht einige Prozent umsetzt. Und ausserdem, ich kann an schönen Sachen einfach nicht vorbeigehen, als ich vor zig zig Jahren in Iowa auf einem Flohmarkt diese Röhre sah, musste ich sie  mitnehmen.
Gruss, Volker
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#11
(01.08.2018, 15:37)radioljub01 schrieb: Hallo Volker,

sehr schöne, gut recherchierte Dokumentation über eine seltene Röhre. Man spürt den Historiker in Dir!

Sollte man den Titel dieses schönen Beitrags nicht in "Die Röhre 215A, ihre Anwendung und Weiterentwicklungen" umtaufen?

Es wäre doch schade, wenn man Deinen Beitrag wegen des nicht sehr aussagestarken Titels später nicht wiederfinden würde.

Was sagt der Admin dazu?

Servus,
Danke, ich bin und fühle mich auch wie ein Historiker. Ich habe 7 Bücher geschrieben und veröffentlicht zur Festung Trient-1915. Die Recherchen dazu begannen 1999 und waren erst im Jahre 2014 abgeschlossen. Stolz bin ich darauf, das meine Bücher offiziell in der Bibliothek des Staatsarchives in Wien, Abteilung Kriegsarchiv, aufgenommen wurden.
Gruss, Volker
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#12
Hallo Volker,


Zitat:dazu kommen Hunderte von Projektideen, von denen man dann im Leben vielleicht einige Prozent umsetzt

das kenne ich auch irgendwoher Smiley53

Ich hoffe, dass ich in etwa 1 1/2 Jahren auch in den Ruhestand gehen kann, dann lässt sich sicherlich noch einiges realisieren.


Grüße

Martin
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