Hier soll es nun weitergehen.
Ich bin Wolfgangs (HoWo41) Rat gefolgt, und habe diese HF-Drossel im blauen Gehäuse verbauen wollen, sowie sie mit anderen Drosseln meines fotografierten Bestandes im Versuchsaufbau vergleichen wollen.
Den folgenden Bericht teile ich mal zur besseren Übersicht in 3 Themenfelder.
1)
Ich nahm zunächst das Radio in Betrieb; es stand die letzten Monate wohlbehütet, temperiert und lichtgeschützt im Regal. Groß die Enttäuschung, daß, ohne daß ich die Drossel implantiert hätte,
nichts mehr ging. Ganz miserabler, schwacher Empfang, nahezu Kopfhörerlautstärke.
Also Verwirrung und Fehlersuche. Letztlich stellte sich heraus, daß eine der beiden im Gerät verbauten Korbspulen Unterbrechung hatte, warum auch immer. Hier auf dem Foto die grüne Spule, die zweite Spule verbirgt sich unterhalb des auf dem Foto sichtbaren Teerschlauchs; unten auf dem Foto die Antennen- und TA-Buchsen:
Ziehen wir zu ihrer Lage mal den von mir modifizierten Schaltplan heran (
die falsch eingezeichnete HF-Drossel, um die es später gehen wird, ist rot korrigiert). Die defekte Korbspule habe ich in
grün umrandet:
Schaltplan mit Markierungen.jpg (Größe: 47,02 KB / Downloads: 47)
Nach Ausbau stellte ich fest, dass einerseits im Bereich der Anzapfungen 2 Käbelchen abgerissen waren, warum auch immer, denn das Gerät war zwischenzeitlich ja nicht bewegt worden. Das ließ sich richten. Schwieriger war jedoch eine Unterbrechung der Spule in ihrem "Inneren", es ist ja eine hohl gewickelte Spule, die partout nicht gesichtet werden konnte. Vermutlich war der Spulendraht (es ist keine Litze) an unzugänglicher Stelle punktkorrodiert. Das wurde schwierig.
Letztlich blieb mir keine andere Wahl, als den Wickelort, an dem die Unterbrechung liegen musste, einzugrenzen, indem ich an verschiedenen Orten der Spule winzigste Partien freischabte und mittels einer Stecknadel, die ich an eine der Prüfspitzen meines Ohmmeters montierte, eine Messreihe anzulegen. Dann maß ich von beiden Seiten des unterbrochenen Bereichs her zur jeweils freigeschabten und mittels Nadel abgetasteten Stelle. Ich benötigte zwei eng beieinander liegende freigeschabte Stellen, denn natürlich maß ich jeweils in eine Richtung keinen Durchgang. Ich musste mich ja an die defekte Stelle förmlich herantasten. Schließlich hatte ich an 2 Prüfpunkten Durchgang, aber natürlich nur jeweils von der Nadel zur anderen Prüfspitze des Ohmmeters. Also den Bereich mittels weiterer Messpunkte soweit eingrenzen, bis ich die höchste Ohmzahl in Addition der beiden jeweiligen Einzelmesswerte gefunden hatte.
Das sollten, damit es reparierbar wurde, 2 Wicklungen auf einer Außenseite der Spule sein, die räumlich eng beieinander lagen. Natürlich eine Kompromisslösung, denn die eigentliche Schadstelle lag ja irgendwo unsichtbar im Inneren des Korbgeflechts, und Werksdaten zur Induktivität oder ohmschem Widerstand liegen nicht vor.
Nachdem auf diese Weise ein künstlicher Kurzschluß zwischen 2 Windungen gelötet wurde, funktionierte das Radio wieder.
2)
Nun ging es an das eigentliche Vorhaben. Es sollte ja anstelle des ersatzweise verbauten Drahtwiderstandes eine HF-Drossel probeweise in die Schaltung eingeschleift werden. Nach wie vor sind ja originaler Einbauort, Aussehen und vor allem Induktivität einer früher vorhandenen Drossel unbekannt.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Probierdrosseln, deren Werte ich zwischen 30 und 550 mH gemessen hatte, waren vom Höreindruck her gering. Lediglich die von Wolfgang identifizierte blaue Drossel brachte insoweit eine hörbare Empfindlichkeitsveränderung, als die Rückkopplung des Radios geringfügig heruntergeregelt werden musste, damit es nicht pfiff.
Das Radio ist von der Verdrahtung her und vom zur Verfügung stehenden Platzbedarf konstruktionsseitig eine Katastophe. Die früheren Bilder dieses Beitrags veranschaulichen dies. Irgendwo musste die Drossel also hinein, ohne daß unnötiger Flurschaden angerichtet wurde. Ich fand
unterhalb der REN1104 zwei alte Bohrlöcher, die werkseitig zum nicht mehr vorhandenen Originallautsprecher gehörten. Das schien mir passend, da die HF-Drossel ja in die Anodenzuführung dieser Röhre gelegt ist. Sieht jetzt so aus, und rangiert immer noch unter "
Testbetrieb" (
ich habe Rolfs obiges Angebot nicht vergessen):
3)
Nun ging das Radio auf der Werkbank in einen Probebetrieb mittels eines per Prüfsender geschirmt zugeführten, schwachen, modulierten Testsignals (die abendlich per Antenne zu empfangenden ausländischen Sender sind wegen des nächtlichen Fadingeffekts dazu ungeeignet).
Wenn man sich mal an den eher dürftigen, typischen Klang des Freischwingerlautsprechers gewöhnt hat, funktionierte dies ganz brauchbar. Mit Hochantenne und Empfang eines (in Deutschland nicht mehr vorhandenen) "Bezirkssenders" wäre zweifellos eine verbesserte Leistung zu erreichen.
Was mich noch störte, auch vor der jetzigen Reparatur, war die verhältnismäßig geringe Anodenspannung des Radios. Als Messpunkte dienten hierzu die beiden Pole des Freischwingerlautsprechers. Daran änderte auch ein testweiser Ersatz der Gleichrichterröhre nichts. Die Heizspannungen passen, so dass auch der Trafo, der keine übermäßige Temperatur entfaltet, außer Betracht blieb.
Die Anode der RE134 wurde, je nach Netzspannung, mit 178 bis 180 Volt Gleichspannung gespeist. Für ein Gerät dieses Baujahres nicht ungewöhnlich, letztlich war diese Röhre ja auch noch nicht allzu lange am Markt eingeführt. Allerdings maß ich in der Originalschaltung des Radios auch nur ca. -9 bis -10 Volt Gitterspannung an der Endröhre.
Schauen wir uns den obigen Schaltplan an. Die Gitterspannung fällt am Widerstand von 350 Ohm ab, mittels
blauem Strich markiert. Röhrentabellen geben für die RE134 einen Wert von -17 Volt an. Also erhöhte ich den noch serienmäßig im Gerät befindlichen Drahtwiderstand schrittweise auf rund 900 Ohm, womit gemessene rund -14 Volt abfallen. Damit liegt die Anodenspannung der Röhre bei ca. 194 Volt und die Lautstärke des Radios
erhöhte sich etwas, was mir noch nicht ganz plausibel erscheint, da mit höherer Anodenspannung die Stromstärke abnimmt. Jetzt fließen durch die Spule des ja ersatzweise verbauten VE-Freischwingers rund 9 mA, mit originalem 350 Ohm-Widerstand sind es rund 13 mA.
Spielen mir meine Ohren da einen Streich? Das Phänomen werde ich jetzt mal im Auge behalten.