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Blaupunkt 7W79D
#1
Hallo Radiofreunde
Irgendwie muß ich doch mal wieder an einem Blaupunkt arbeiten, ist ja nun mal meine Lieblingsmarke unter den Radios.

Blaupunkt 7W79D
Mit diesem Vorstufensuper behauptete sich Blaupunkt Ende der 30er Jahre in der Mittelklasse der Radiogeräte.
Ein Drucktasten Radio mit sieben Stationstasten. Seinerzeit fertigten viele Hersteller Radios mit solchen Drucktasten. Blaupunkt hatte schon 1938 mit dem 11W78 ein Drucktastenradio in der Spitzenklasse im Angebot. Folglich war es nur noch eine Frage der Zeit, wo auch nicht so exklusive Modelle mit Drucktasten ausgerüstet wurden.
Die Bauart war auch der Zeit angepaßt. Links der Lautsprecher und rechts eine große Skala. Drei Kurzwellenbänder, Mittelwelle und Langwelle sollten die Käufer nutzen können. Zusätzlich war ein Magisches Auge als Abstimmanzeiger in der Skala. Die Drucktasten der Festsender brachten Komfort in die Radiowelt. Natürlich gab es auch noch den Wellenschalter um auf die anderen Wellen umzuschalten. Diese Bauart wurde natürlich auch noch durch höherwertige Modelle ergänzt, wobei ich hier den 8W79 erwähnen möchte, den es ausschließlich mit den Drucktasten gab. Der 7W79 wurde auch ohne diese Festsenderstationstasten angeboten. Natürlich haben gerade die einfacheren Modelle die Zeit überdauert. Ohne diese Sonderausstattung war die Technik etwas langlebiger, da in den Drucktasten auch massiv Störungen auftreten konnten. Aber einige dieser 7W79D haben die Zeit überdauert und eines dieser Modelle habe ich bekommen.

Diesen schöne Blaupunkt 7W79D möchte ich heute vorstellen. Vor einiger Zeit hatte ich dieses Radio erworben. Das gut erhaltene Gehäuse täuscht! Dieses Radio scheint eine bewegte Geschichte hinter sich zu haben. Wie so oft, stammt es aus der ehem. DDR und wurde schon einmal überarbeitet. RFT Kondensatoren, die ich nach einer ersten Sichtung sah, sind Zeugnis aus dieser Zeit.
Aber dieses schöne ungewöhnliche Radio hat auch seine Schattenseiten! Im Geräteinnern fand ich einen Hebel, der in den Stufenschalter des Wellenschalters eingreift und am Anschlag sperrt. Man muß sich das so vorstellen, das der Wellenschalter nur in einige Stufen zu schalten ist. Fehlt diese Sperrklinke, kann man den Wellenschalter immer wieder durchdrehen. Dabei reißen feine Kabel im Wellenschalter ab. Ja und das ist die bittere Pille, die man bei diesem Radio schlucken muß. Es bedeutet, das der Wellenschalter ausgebaut und vermutlich vollständig zerlegt werden muß. Also genau das Richtige für lange Winterabende und speziell für die Leser hier im RBF, die wohl selten so eine umfangreiche Reparatur im Bild und Schrift mit erleben können.
Das dieses Radio wieder funktionieren wird, ist für mich schon beschlossene Sache. Nun bin ich gespannt, wie Euch die folgende Geschichte über den 7W79D gefällt.


Zunächst die Technischen Daten diese Radios

Hersteller: Blaupunkt Ideal Werke Berlin
Modell: 7W79D 7 Kreis Superhet
Baujahr: 1939
Röhrenbestückung: 6 Röhren EF 11 HF Vorröhre ECH11 Mischröhre EBF11 ZF-Röhre EFM11 Abstimmanzeigeröhre EL11 Endröhre AZ11 Gleichrichterröhre
Stromversorgung: Wechselstrom 110 125 220 240 V umschaltbar
Wellenbereiche: 3 Kurzwellenbänder I 13,8 – 17,7m II 19 – 27,3m III 26,5 – 53m Mittelwelle 190 – 588m Langwelle 690 – 2025m
Bedienelemente: Front: Lauststärke Bandbreite/Plattenspieler Umschalter Senderwahl seitlich Wellenschalter Frontmitte Stationstasten
Gehäuse:  Holz
Besonderheiten: 7 Stationstasten
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Plattenspieler zweiter Lautsprecher

   
Das Radio hat ein Servicefreundliches Chassis. Zum einen besitzt das Gehäuse unten eine Serviceöffnung und das Chassis läßt sich zusammen mit dem Netztrafo als eine Einheit aus dem Gehäuse nehmen. Die langen Kabel vom Lautsprecher lassen es zu, das man so auch Tests durchführen kann. Bei früheren Blaupunkt Modellen wurde z.B. der Netztrafo meist neben das Chassis auf das Holz des Gehäuses befestigt.
Bevor aber das Chassis aus dem Gehäuse gebaut werden kann, muß der Rahmen um die Drucktasten abgebaut werden. Er ist mit vier Schrauben befestigt, besitzt aber zur Abdichtung für den Tastensatz eine Dichtung, die vermutlich mal aus Schaumstoffähnlichen Material bestand. Nach so vielen Jahren ist das allerdings eine ziemlich klebefeste Masse.

   
Das Furnier und auch der gut erhaltene Lack verschleiern den Blick. Klar, so gut erhaltene Radios sind selten, aber ich habe es gekauft ohne Kenntnis über den Zustand der Technik. Gewöhnlich bin ich skeptisch bei Radios, die wie dieses hier etwas mehr kosten.

   
Das hübsche Detail, die 7 Stationstasten und der Netzschalter oben, sowie der Umschalter unten. Sicherlich sind die Stationstasten in der heutigen Zeit unbedeutend, aber ich wollte ohnehin bei passender Gelegenheit meinen Messsender mit einem Externen Signal versorgen, das dann auf jede beliebige Frequenz geleitet werden kann. Dann könnte man die Stationstasten auch ausprobieren.

   
Die große Glasskala mit Wellenbereichsanzeige unten und Magischen Auge oben.

   
Typische Bauart! Links der Lautsprecher, rechts die Skala. Das Modell 7W79 gab es auch ohne Drucktasten in der Mitte. Auch dieser Typ 7W79 befindet sich in meiner Sammlung mit dem gleichen Defekt.

   
Die Rückwand zeigt, das es ein 7W79D ist.

   
Auf den ersten Blick ein sauberes Radio. So wie er außen aussieht, so sieht es auch innen aus. Natürlich findet sich auch in dem Radio Staub und das Chassis hat den typischen Belag durch Nikotin. Man bekommt etwas mulmige Gefühle, beim Blick auf die drei Spulenkästen, unter denen sich die defekten Wellenschalter befinden.

   
 Da bedarf es keinerlei Text, wie man das Chassis ausbaut. Schön erhalten ist dieser Aufkleber in dem Radio.

   
Der komplette Drucktastenapparat. Auch hier sieht es gut aus, nichts abgerissen, oder beschädigt. Die Notizen deuten wohl auf den letzten Abgleich hin.

   
Selbst der Lautstärkerregler ist durch eine Strebe mit dem Chassis verbunden. Servicefreundlich!

   
Um an die Serviceöffnung von unten zu kommen, muß man die vordere Holzleiste entfernen. Der Deckel ist dann mit einer Schraube gesichert.

   
Da ist der Hebel, der den Drehwinkel vom Wellenschalter begrenzen soll. Er lag lose unten im Radio. Die Feder fehlte völlig und auch die Rolle, die in den Nocken eingreift. Man kann schon ahnen beim Anblick des Wellenschalters , was für eine Schlacht das wird.

   
Hier mit dem Schraubenzieher deute ich auf eines der abgerissen Kabel. Das wird noch sehr lustig und fummelig

   
Es ist auch völlig Egal, welcher der drei Wellenschaltersegmente, überall sind die Kabel abgerissen.

   
Die Dreier-Gruppe Links der Vorkreis in der Mitte der Zwischenkreis und rechts der Oszillatorkreis. Jeder der drei Kreise hat ein Wellenschaltersegment. Geduld, das wird alles vollständig zerlegt, dann sieht es klarer aus.

   
Ach, freuen wir uns doch über so hübsche Details, wie die Stationstasten

   
Das waren noch Zeiten, wo man diese starken Ortssender empfangen konnte.

   
Noch einige Details, wie der hübsch verzierte Drehknopf ....

   
Oder die Skalenscheibe mit den Sichtfenstern der Wellenanzeige, bevor es an das zerlegen geht.

   
Um das Chassis auszubauen, muß man vorher die Drucktastenhalterung lösen. Dazu muß der Rahmen entfernt werden. Um die festsitzenden Dichtungsreste zu lockern, erwärme ich den Rahmen. Dann geht das sehr einfach.

   
Mit dem Fön vorsichtig erwärmen! Nicht zum schmelzen bringen! Es genügt völlig, wenn das schön Handwarm ist.

   
Schon ist der Rahmen abgelöst. Zu sehen sind die Klebereste, die ursprünglich wohl sehr weich waren.

   
Da sind dann noch die Halteschrauben. Wenn diese entfernt sind, kann man das Chassis ausbauen.

   
Der Knopf vom Wellenschalter hat es auch hinter sich. Ersatz habe ich.

Nun kann das Chassis entsprechend der Hinweise aus dem Gehäuse genommen werden. Vorher noch die Lautsprecherkabel ablöten und die Haltezunge der Skalenscheibe oben ausbauen.

Wie es nun weiter geht mit dem Blaupunkt, im nächsten Teil.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#2
Hallo, Detlef,
Die Geschichte gefehlt mir sehr und bin gespannt auf Teil 2.
Trotzdem begreife ich nicht wieso ist die Blende der Drucktasten zu lösen um das Chassis auszubauen.
Aber das Gerät ist sehr schön und äußerlich gut erhalten.
Interessant, dass Ortssender auf die Knöpfe beschriftet sind.
Gruß,
Ivan
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#3
Hier ist die Schaltung des Blaupunkt 7W79D ("D" = Drucktasten).

   

Die Kreise der Drucktasten werden induktiv abgestimmt.
Wie damals bei einigen Vorstufen-Supern üblich, fällt bei Drucktastenbetrieb die Vorstufe weg.
Tasten-Betrieb war also nur für stark einfallende Sender (MW) ohne direkte Störungen im Nachbarkanal gedacht.

MfG DR
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#4
...ein tolles und wirklich erhaltungswürdiges Gerät,
bin gespannt, wie es mit der Reparatur weiter geht,

viele Grüße,
Rolf
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#5
Hallo Miteinander - aufwendige Geschichte - Viel Erfolg und Geduld !
@Ivan:"Trotzdem begreife ich nicht wieso ist die Blende der Drucktasten zu lösen um das Chassis auszubauen."
Vermutlich müssen die 4 nun sichtbar gewordenen Schräublein gelöst werden damit dann das Teil (oder das ganze Chassis mit dem Teil) nach hinten rausgezogen werden kann.
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#6
(25.11.2016, 22:30)Radionar schrieb: Hallo Radiofreunde
Irgendwie muß ich doch mal wieder an einem Blaupunkt arbeiten, ist ja nun mal meine Lieblingsmarke unter den Radios.

Blaupunkt 7W79D
Mit diesem Vorstufensuper behauptete sich Blaupunkt Ende der 30er Jahre in der Mittelklasse der Radiogeräte.
Ein Drucktasten Radio mit sieben Stationstasten. Seinerzeit fertigten viele Hersteller Radios mit solchen Drucktasten. Blaupunkt hatte schon 1938 mit dem 11W78 ein Drucktastenradio in der Spitzenklasse im Angebot. Folglich war es nur noch eine Frage der Zeit, wo auch nicht so exklusive Modelle mit Drucktasten ausgerüstet wurden.
Die Bauart war auch der Zeit angepaßt. Links der Lautsprecher und rechts eine große Skala. Drei Kurzwellenbänder, Mittelwelle und Langwelle sollten die Käufer nutzen können. Zusätzlich war ein Magisches Auge als Abstimmanzeiger in der Skala. Die Drucktasten der Festsender brachten Komfort in die Radiowelt. Natürlich gab es auch noch den Wellenschalter um auf die anderen Wellen umzuschalten. Diese Bauart wurde natürlich auch noch durch höherwertige Modelle ergänzt, wobei ich hier den 8W79 erwähnen möchte, den es ausschließlich mit den Drucktasten gab. Der 7W79 wurde auch ohne diese Festsenderstationstasten angeboten. Natürlich haben gerade die einfacheren Modelle die Zeit überdauert. Ohne diese Sonderausstattung war die Technik etwas langlebiger, da in den Drucktasten auch massiv Störungen auftreten konnten. Aber einige dieser 7W79D haben die Zeit überdauert und eines dieser Modelle habe ich bekommen.

Diesen schöne Blaupunkt 7W79D möchte ich heute vorstellen. Vor einiger Zeit hatte ich dieses Radio erworben. Das gut erhaltene Gehäuse täuscht! Dieses Radio scheint eine bewegte Geschichte hinter sich zu haben. Wie so oft, stammt es aus der ehem. DDR und wurde schon einmal überarbeitet. RFT Kondensatoren, die ich nach einer ersten Sichtung sah, sind Zeugnis aus dieser Zeit.
Aber dieses schöne ungewöhnliche Radio hat auch seine Schattenseiten! Im Geräteinnern fand ich einen Hebel, der in den Stufenschalter des Wellenschalters eingreift und am Anschlag sperrt. Man muß sich das so vorstellen, das der Wellenschalter nur in einige Stufen zu schalten ist. Fehlt diese Sperrklinke, kann man den Wellenschalter immer wieder durchdrehen. Dabei reißen feine Kabel im Wellenschalter ab. Ja und das ist die bittere Pille, die man bei diesem Radio schlucken muß. Es bedeutet, das der Wellenschalter ausgebaut und vermutlich vollständig zerlegt werden muß. Also genau das Richtige für lange Winterabende und speziell für die Leser hier im RBF, die wohl selten so eine umfangreiche Reparatur im Bild und Schrift mit erleben können.
Das dieses Radio wieder funktionieren wird, ist für mich schon beschlossene Sache. Nun bin ich gespannt, wie Euch die folgende Geschichte über den 7W79D gefällt.
Hallo Radionar, wie Du schon schriebst, Stationstasten gab es natürlich auch bei anderen Radios Ende der 30er Jahre, z.B. auch bei einigen Mende-Modellen. Aber dieses Radio ist eine Augenweide, das muss der Neid Dir lassen. Das ist perfektes Styling.
Gruß
Alex

M(Ende) gut - alles gut! Smile
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#7
Hallo Radiofreunde
@ Ivan: Die Bakelitblende verdeckt die Halteschrauben des Grundrahmen vom Tastenaggregat. Das ist alles von vorn montiert und man kann es nur nach hinten ausbauen.

@DiRu: Danke für den Schaltplan. Diese Variante kannte ich noch nicht und habe sie mir sofort abgespeichert. Zum arbeiten verfüge ich über Original Blaupunkt Unterlagen, jedoch erweisen sich zur schnellen Kontrolle herkömmliche Schaltpläne als bessere Hilfe.
Sehr schön finde ich die Erklärung zur Funktionsweise des Vorstufen-Supers, das bei Stationstastenbetrieb die Vorstufe nicht in Betrieb ist.

Das ist doch das schöne an diesen Forum, das solche Informationen hier veröffentlicht werden.


Im vorigen Teil habe ich nun einiges ausführlich bebildert und beschrieben. Über Fragen und Hinweise zu einzelnen Bauteilen oder deren Verwendung in der Schaltung freue ich mich.
Heute möchte ich wesentliche Teile des Chassis erklären und die Reparatur des Wellenschalters beginnen. Elektrisch wird der Blaupunkt erst nach erfolgreicher Wellenschalter Genesung, überarbeitet. Kondensatroren sind im Moment das geringste Problem. Natürlich werde ich dieKondensatoren, wo ich bei ausgebauten Wellenschalter  besser drann komme , auch sofort erneuern. Und natürlich wieder in die Original Gehäuse. Wenn ich mit dem Blaupunkt 7W79D fertig bin, wird man ihn nicht vom Original unterscheiden können.
Glaubt mir, bevor ich an das zerlegen ging, habe ich stundenlang überlegt, ob das überhaupt Sinn macht. Gelingt es nicht, war alles nur viel Arbeit und Stunden für nichts. Gelingt es und das Radio funktioniert wieder, nehme ich mir den anderen 7W79 auch noch vor. Und noch etwas! Je mehr man sich in die Tiefen von Radios arbeitet, muß man sich gut vorbereiten. Mit Fotoapparat und mit Notizen dürfte das auch gelingen. Und der Spaßfaktor ist gefühlt 10 x so groß.
Ich werde diese Reparatur zügig durchführen, da solch ein zerlegtes Radio nicht Wochen rumliegen darf. Man bekommt sonst Probleme beim zusammenbau und grübelt unnötig, wo welches Kabel hingehört.

Zunächst eine weitere Variante eines Schaltplan des Drucktasten Blaupunkt
   

   
Das ausgebaute Chassis. Wenn man es genau betrachtet, nehmen der Drehkondensator und die Spulen den meisten Platz auf dem sehr kleinen Chassis ein. Natürlich dominiert der Halter mit den Stationstasten und die große Skalenscheibe. Die beiden ZF Filter fallen neben dem Drehko kaum auf. Die Röhren sind allesamt RFT Produkte. Mal schauen, wie die noch verwendbar sind

   
Von vorn sieht es beeindruckender aus. Mir fällt schon auf, das die Führungsstange des Skalenzeigers nicht zu sehen ist. Und das Drahtkabel der Wellenbereichsanzeige ist auch zerfleddert. Ebenso fehlt auch die Sichtanzeige für den Wellenbereichsanzeiger.

   
Unten schaut noch ein Stück der Führungsstange aus dem Halterahmen

   
Ganz oben sieht man, das der Blaupunkt einen neuen Netzschalter bekommen hat. Gut , das ich hier nichts reparieren muß. Vielleicht treibe ich noch einen Originalen auf. Die feinen Spulenkabel sind alle noch an ihrem Platz.

   
Auch auf der anderen Seite des Drucktastenaggregats sieht es nicht gerade übersichtlich aus. Wer dort etwas überprüfen muß, der benötigt sehr viel Ruhe und gute Augen. Ganz unten an dem Aggregat erkennt man eine Lötleiste. Dort ist der Umschalter für Tasten- und Manuellen Betrieb geschaltet. Ein kurzer Blick auf den Schaltplan zeigt, das dort auch ein 0,01µF Kondensator sitzt und ein 50Kohm Widerstand.

   
 Die seitliche Strebe mit dem Lautstärkeregler und Bauteilen. Die Spule ist eine 9kHz Sperre.  Auf der Strebe sind die Elkos befestigt. Original saß hier nur ein Elko, ein Doppelelko.

   
Die drei, ohne die nichts läuft! Hier habe ich die Spulenbecher abgenommen. Man erkennt aber schon, das sich hier unterhalb auch viele Trimmer befinden. Also alles ziemlich kompakt gebaut. Hier ist nichts mehr Servicefreundlich. Wer hier reparieren muß, soll sich gut vorbereiten und er muß den Schaltplan auch verstehen. Sonst wird das nichts!

   
Auf der Rückseite der Spulenträger sieht es auch zugebaut aus. Auffällig sind hier die Spulenkerne, die um sich herum eine Hülse haben. Da komme ich später noch einmal darauf zurück. Da muß auch einiges geklärt werden, was das bedeutet.

   
Nun geht es an den Wellenschalter. Zunächst eine Gesamtaufnahme. Es folgen dann viele Detailaufnahmen, so kann sich jeder ein Bild machen, was das für ein filigranes Bauteil ist.

   
Das ist der Schalter für den Oszillatorkreis.

   
 Das ist der Zwischenkreis-Wellenschalter

   
Das ist der Vorkreis-Wellenschalter Er wird als erster ausgebaut und repariert.

   
Markierungen an einigen Stellen helfen um Lötpunkte zu bestimmen. Man sieht, das an dem Radio schon etwas repariert wurde. Moderne Kondensatoren und typische Brandspuren an den Kabeln. Dort ist der vorherige Mechaniker wohl mit dem Lötkolben zu Nahe gekommen.
   

   
Sieht schlimmer aus , als es ist. Je länger man sich damit beschäftigt, desto einleuchtender wird einem die Konstruktion. Anfangs hat man Respekt vor solchen Bauteilen, sie weicht aber und die abgerissenen Kabel sind bald repariert

   
Solche Detailaufnahmen helfen im Zweifel beim Zuammenbau. Auch hier ist eine Kabelisolierung durch das auswechseln eines Widerstands vom Lötkolben verbrannt worden.

   
Hier sieht man unter dem roten Kabel eine Schraube. Alle drei Schalter sind also auf einer Welle fixiert. Die Welle kann man also lösen und herausziehen.

   
Am Ende des Wellenschalters befindet sich der Umschalter für den Plattenspieler. Auch dieser ist auf der Welle angeschraubt.
   

   
Einige Kabel beschrifte ich...

   
Für den Rest mache ich mir eine Skizze. Ihr könnt daraus nicht schlau werden? Ich blicke noch durch und gehe jetzt einen Schritt weiter.

Im nächsten Teil wird der erste Schalter repariert. Dazu zerlege ich ihn.
Fortsetzung folgt!
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#8
(26.11.2016, 22:42)Karl-Heinz schrieb: Hallo Miteinander - aufwendige Geschichte - Viel Erfolg und Geduld !
@Ivan:"Trotzdem begreife ich nicht wieso ist die Blende der Drucktasten zu lösen um das Chassis auszubauen."
Vermutlich müssen die 4 nun sichtbar gewordenen Schräublein gelöst werden damit dann das Teil (oder das ganze Chassis mit dem Teil) nach hinten rausgezogen werden kann.

Ja, jetzt habe ich begriffen. Danke, Karl-Heinz.
Gruß,
Ivan
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#9
Hallo Radiofreunde
Vielen Dank für das Interesse an diesem Bericht, der nun schon wieder sehr lang wird.

Heute möchte ich über die Reparatur der Wellenschalter berichten. Es war sehr schwierig, weil ich zunächst davon ausging, das der Rotor aus der Einheit genommen werden muß. So bin ich dann auch an die Sache herangegangen.
Man kommt beim Zusammenbau nicht drum herum, den Schaltplan zu studieren.. Eine kleine Hilfe war der andere 7W79, der ja auch einen defekten Wellenschalter hat. Hier sind die Kabel aber an anderen Stellen gerissen und somit auch zum Teil nachvollziehbar, wo sie hingehören. Zusammen mit dieser Erkenntnis und dem Schaltplan dürfte das nun auch gelingen. Kabel sind einige verschiedene Sorten da. Die originalen dünnen Textilkabel sind sehr gut für diesen Bereich geeignet. Vielleicht finde ich in alten Telefonlitzen solche Kabel. Ältere Kopfhörer hatten auch solche Kabel. Es müßen mehradrige sein. Starre Leitung würde bald wieder brechen. In dem Rotor kann ich die Leitung nicht verpressen, wie das ursprünglich gemacht wurde. Ich muß andere Möglichkeiten wählen, sie zu ihren Lötstützpunkten zu führen und vor allem zu sichern. Im nachhinein wähle ich auch andere Methoden zur Reparatur.

   
Von oben wird die ganze Einheit von sechs Schrauben gehalten. Entfernt man sie, kann man den kompletten Wellenschalter mit den drei Kreisen ausbauen.

   
Das ist die Seite, von wo aus man an die Trimmer und Spulenkerne kommt, beim abgleichen. In den Spulen sind verstellbare Kerne, die von einem Ring umschlossen sind. Diese Ringe sind hier zum teil lose und fallen, wenn man die Einheit dreht aus der Spule. Aber nicht alle diese Hülsen! Was hat es damit auf sich? Hier sieht man nun  auch die vielen Trimmer, Ja, wenn da einer nicht will, beginnt das Spiel aufs neue. Denn ohne Ausbau der Einheit wird auch das nichts

   
Die erste Schraube der Achse des Wellenschalters wird ausgebaut.

   
Hier habe ich eine dieser Hülsen neben den Filzschreiber gelegt. Diese umschließen den Spulenkern. Die Arretierungsscheibe aus Spritzguss ist leider zerbrochen. Aber sie hält trotzdem noch zuverlässig.

   
Nun kann der eine Teil des Schalters ausgebaut werden.

   
Damit die Spulen und ihre feinen Anschlüsse geschützt sind, schraube ich den Becher wieder auf die Spule. Es läßt sich besser arbeiten.

   
Auf der einen Seite ist ein Sprengring. Wird er entfernt,, was nur in einer Stellung möglich ist, kann man den Innenteil herausziehen. Das ganze ist so aufgebaut, das die Kabel werkseitig so lang waren, das man sie an dem linken Teil angelötet hat und mit der Pertinaxplatte verpreßt hat. Somit waren diese fest gesichert. Auf der anderen Seite werden sie an den Lötösen befestigt. Dreht man diese Konstruktion mit angelöteten Kabel einmal um die Achse, reißen die Kabel ab. Man muß also zunächst an dem Rotor die Kabel löten und dann diesen wieder in den Stator stecken. In die Position drehen, wie er stehen muß und die Kabel am Stator anlöten. In der Theorie hört sich das einfach an.  Etwas fummelei, aber durchaus logisch und nachvollziehbar. Nur wo gehört welches Kabel hin? Schlau wäre es ja gewesen, wenn man die Kabel in verschiedenen Farben verwendet hätte.

   
Ich habe mich für dünnes mehradriges Kabel mit Kunststoffisolierung entschieden. Das wird auch gehen und paßt vom Durchmesser durch die Bohrungen des Rotor.

   
Das Kabel ist nun im Rotor angelötet. Ein rotes Kabel ist noch lang genug, um die Drehbewegung mitzugehen. Meine Skizze zur Lötösenbelegung liegt darunter. Nun beginnt die Überlegung, wie bekommt man den Rotor wieder in den Stator? Die Kontaktzungen schränken ja den Durchmesser ein, da sie auf dem Rotor fest anliegen sollen.

   
Wie man erkennt, stehen dort Acht lange Kontaktzungen, die auf dem äußeren Rotorring laufen und sechs kürzere Kontaktzungen die auf dem inneren Rotorring laufen. Die nun alle etwas auseinanderdrücken, auf min. 43mm sonst paßt der Rotor nicht in den Stator. Also eine tolle Arbeit, vor allem für den Kopf, denn wie macht man sowas?
Zunächst wollte ich mit Hilfe einer Schlauchschelle eine Art Spreizring bauen.

   
Das war allerdings nicht machbar. Die Gefahr ist zu groß, das die Kontaktzungen beschädigt werden. Mir brummte der Kopf und dann probierte ich es mit einer Uhrenfeder. Die dürfte genug Druck auf die Kontaktzungen ausüben. Außerdem Kann man diese Feder besser wieder aus dem Schalter ziehen.

   
Mit der Uhrenfeder ging es. Allerdings war es auch eine Prozedur, die ich mir bei den nächsten Schaltern ersparen will. Na gut, so habe ich einmal so einen Schalter zerlegt und wieder zusammen gebaut. Wer genau hinschaut, sieht, das der Kunststoffhalter, wo die Kontaktzungen durchgesteckt werden Risse hat. Das ist einer der Gründe, warum ich den nächsten anders überholen möchte. Diesen hier werde ich mit Kleber verstärken, damit nicht noch der Supergau eintritt. Die Risse waren zwar schon im Kunststoff, aber durch die Prozedur des Einbaus wurden sie nicht besser.

   
Es ist geschafft! Der Wellenschalter des Vorkreis ist zusammen gebaut. Die Kabellänge ist ausreichend, und flexibel genug für die Drehbewegung. Das Kabel wird jetzt noch durch eine Bohrung im Stator gezogen und wieder zurück geführt zur Lötöse innen. Somit ist es gesichert. Das verkokelte blaue Kabel, das ich so vorgefunden habe , wird selbstverständlich auch noch erneuert. Die frei zugänglichen Bauteile wie Kondensatoren und Widerstände werden selbstverständlich auch noch geprüft.

   
Nun noch das verkokelte Kabel erneuern.

   
 Die Methode, den zusammengebauten Schalter neu zu verdrahten, müßte auch gehen und ich probiere es aus.

   
Zum Schutz kommt wieder der Becher auf die Spule. Die Trimmer sehen noch gut aus, ich bin zuversichtlich, das die Reparatur erfolgreich wird

   
Auch hier ist ein Kabel angekokelt und wird auch erneuert! Die abgerissenen Enden sind leider zu kurz, um sie wieder an ihre Lötöse zu führen.

   
Mit Pinzette wird gearbeitet. Eine Spitzzange wäre zu grob für diese Arbeit.

   
Und es geht auch im zusammen gebauten Zustand. Die Enden werden nun an die Lötösen des Stator geführt.

   
Fertig! Das hat zwar auch eine Stunde gedauert, aber war bei weiten nicht so stressig. Nun noch das Kabel und der etwas überdimensionierte Widerstand, was zu erneuern ist. Außerdem kann ich bei dem ausgebauten Zustand den 40000cm Kondensator auch gleich erneuern. Ein Neubefüllter Originaler nimmt seinen Platz ein. Die beiden Kondensatoren, der Calit und der Glimmer, sind noch in Ordnung

   
Nun noch der Oszillatorkreis. Hier sind die Kabel innen etwas anders verlegt. Man muß das ausprobieren, wie lang sie sein müßen. Waren sie in den anderen Schaltern ziemlich weit um die Welle geführt, so werden sie hier nahe der Lötösen auf der Rotorseite durchgeführt.

   
Und hier geht es auch sehr gut und die Kabel sind optimal geführt und eingebaut.

   
Die Originalen roten Kabel, die außen geführt werden, können bleiben, sie sind lang genug.

   
Die Welle kommt wieder in die Schaltergruppe.

   
Nun die nächste Denkaufgabe! Die Sperrklinke! Ich benötige eine Feder, Stark genug das diese Klinke auf den Nocken gezogen wird. Und eine kleine Welle, die natürlich in den Nocken faßt.

   
Erster Versuch mit einem gebogenen Draht als Schlaufe für die Feder

   
So könnte das aussehen. Die Feder kommt in die Öse. Die Schraube soll in den Nocken fassen.
   

   
Noch einmal wird es zerlegt. Man hat irgendwie kein Gefühl des einrasten, beim Drehen. Eine zusätzliche Hülse wird über die Schraube gesteckt. So ist das nun auch drehbar und dürfte beim zusammenspiel von Nocken und Schraube besser harmonieren. Zusätzlich kommt noch eine weitere etwas stärkere Feder zum Einsatz. Diese unterstützt die erste und verhindert ein heraus drücken des Sperrhebels aus der Abstützung. Die Drahtöse wird durch kräftige Splinte ersetzt. Diese sind wesentlich stabiler. Zwei Stück kommen hier rein für zwei Federn.

   
Nun hat man etwas mehr Gefühl beim durchdrehen des Schalters und spürt, wo der Nocken eingreift. Die gesamte Einheit wird nun wieder in das Chassis gebaut. Vorher kontrolliere ich die etwas verdeckt liegenden Kondensatoren und erneuere sie durch Neu befüllte im Original Gehäuse.

Es geht nun an den zusammenbau der gesamten Einheit.

Mehr davon im nächsten Teil
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#10
Boahh, was für eine Frikkelei! Man kann nur immer wieder Deine Geduld bei solchen Sachen bewundern. Chapeau!
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#11
Klasse - da ich selbst nicht über entsprechendes Know-How und Equipment verfüge, sind diese ausführlichen Berichte eine wahre Freude für mich, um sich ansatzweise in die Materie hineinzudenken  Smiley14
Dirk
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#12
Ich frikkle ja auch gerne an sowas Kleines rum, aber was du hier macht, ist schon gewaltig.
Da ziehe ich den Hut.
Wenn man das so ansieht, was in dem Radio alles so drin steckt, da haben sich die Entwickler ja ordentlich ins Zeug gelegt.
Schade, das so ein aufwändiges Radio immer in ein Holzgehäuse versteckt wird.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#13
meine Fresse .. ich würde mir sowas nicht mehr antun. Alle Achtung!!
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#14
Bei so viele Komplimenten könnte ich die Fresse halten, aber ich kann es nicht so lassen. Einfach Klasse - was Du gemacht hast ist professionell und weit vom Easybasteln!
Gruß,
Ivan
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#15
Ja, man kann nur sagen alle Achtung. Detlef spitze gemacht. An solche Arbeiten gehe ich grundsätzlich nicht. Mir fehlt da heutzutage die Ruhe. Aber der Detlef, der wohnt ja nicht so weit entfernt von mir! Also, Detlef, Spitze gemacht. Schön, wenn es funktioniert.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#16
Hallo Radiofreunde

Vielen Dank für die Komplimente

Nun wo die eigentlich aufregende Reparatur beendet ist, wissen wir alle noch nicht, funktioniert dieser reparierte Wellenschalter überhaupt? Dazu müßte man das Radio an das Netz anschließen. Um nun das Radio auch für solch einen ersten Versuch vorzubereiten, müßen aber einige Bauteile geprüft und vorsorglich auch erneuert werden. Dazu zählen  die Elkos, Die Becher, wie auch die liegenden Elkos. Aber auch einige Kondensatoren, die wenn sie defekt sind, für erhebliche Störungen sorgen. Und dann wären auch noch die Röhren, die auch überprüft werden müßen.
Fazit – Das Radio muß nun wieder elektrisch aufgearbeitet werden. Und das möchte ich so machen, das es auf den ersten Blick nicht auffällt.
Was nun folgt, ist schon oft genug durchgekaut worden, erscheint mir aber angebracht bei dem Radio und seiner Wiederbelebung.
Also jetzt der "Aufregende Kondensatortausch"

   
Das ist der jetzige Stand des Chassis. Die modernen Kondensatoren rechts im Chassis müssen Originalen weichen. Sie passen Optisch nun überhaupt nicht in ein 30er Jahre Radio. Von den Originalen sind jetzt schon zwei wieder Neu befüllt. Die weiteren kommen nun nach und nach an die Reihe. Die Hüllen werden wieder Neu befüllt und man wird es nicht sehen, was da mal gemacht wurde. Einzig das Reparatur Protokoll gibt Auskunft, was dort erneuert wurde. Dort werden Die Bauteile nach Bestückungsliste aufgeführt und erklärt, was sich in der alten Kondensatorhülle befindet.

Damit man auch mal anschaulich sieht, wie so eine Bestückungsliste aussieht, werde ich die Blaupunkt Unterlagen hier mal ausführlich zeigen. Allein die Lagepläne sind ein Augenschmaus und helfen bei der Zuordnung der Teile. Natürlich hat man nicht jedes Bauteil mit Nr. im Lageplan aufgeführt. Zum einen sind sie verdeckt durch andere Teile oder aber sie können aus der Perspektive gar nicht zu sehen sein. Dann hilft nur der Schaltplan, wo diese Teile ja auch als Nr. aufgeführt sind.

Also wird der nächste Schritt wieder ein gründliches durcharbeiten aller Teile sein. Erst dann  wird der Blaupunkt wieder spielen.
   
Der Lageplan oben. Man unterscheidet nicht zwischen dem Radio mit und ohne Drucktasten, dafür gibt es eine Ergänzung.
   
Der Lageplan unten. Hier sehen beide Radiomodelle identisch aus. Nur in der Stückliste erkennt man, das der Drucktasten-Blaupunkt andere Vor- Zwischen- und Oszillatorkreise hat, also die Bauteile wo die Wellenschalter montiert sind.
   
Das ist der Sonderteil, für den 7W79D hier sind alle Bauteile aufgeführt, die im Serienplan des 7W79 nicht aufgeführt sind.

Das ist der Original Blaupunkt Schaltplan. Sinn und Zweck dieser Vorstellung soll nicht die exellente Darstellung eines Schaltplans sein, sondern die Tatsache das man bei den Original Unterlagen mehr Informationen findet, als in den herkömmlichen Schaltplänen.
   
   
Die Stückliste vom 7W79D die komplette Stückliste umfaßt dann noch zehn weitere Seiten.Diese führe ich hier aber nicht auf.

Jetzt kommt das Chassis in den Reparaturständer. Die Skalenscheibe muß ausgebaut werden. Das ist hier nicht so einfach, da der Rahmen ringsum Seilrollen hat. Die Seile für den Skalenzeiger, so wie dem Wellenbereichsanzeiger möchte ich nicht aushängen und löse das Problem , indem ich den Rahmen nur lockere und somit Platz gewinne um die große Scheibe aus der Führung zu ziehen. Danach kommt der gerissene Skalenhintergrund an die Reihe, der auch so seine Tücken in der Befestigung hat. Denn dort wo die unteren Schrauben sitzen ist kein Platz. Deshalb hat man Schrauben mit Sechskantkopf genommen. Das erleichtert es etwas.

   
Die Scheibe kann man einfacher aus dem Rahmen bauen, wenn dieser nur gelockert wird. Das komplette abbauen beinhaltet auch das aushängen der Seile. Was das für Arbeit ist, kann man sich vorstellen.

   
Der Skalenhintergrund ist gerissen und muß entweder geklebt werden, oder ersetzt werden.

   
Von oben betrachtet sieht es sehr übersichtlich aus. Um die EFM11 befinden sich 3 Kondensatoren.

   
Man kann nun sehr gut arbeiten und als erstes kommt die Wellenbereichsanzeige an die Reihe.

   
   
Nun beginnt das austauschen der Kondensatoren. Natürlich so gut es geht in den Original Hüllen, wie dieser Elko

   
Zwar bereitet es mir keine Probleme, die Bauteile nach der Stückliste auch unter dem Chassis zu finden, jedoch möchte ich bei der Gelegenheit auch auf die Eigenart der Verdrahtungskonstruktion des 7W79  eingehen. Wer hier mit einem gewöhnlichen Schaltplan arbeitet, muß sich auch an den Kabeln und ihrer Zuführung zu den Röhrenfassungen , bzw. den Platinen orientieren . Die Platinen sind als gewöhnliche Lochplatinen ausgeführt, dort werden von Widerständen/Kondensatoren die Drähte durchgeführt und an den äußeren Bohrungen verlötet. Sehr gut erkennt man die etwas unübersichtliche Variante hier bei den beiden Platinen oben am Lautstärkeregler und unten, dort wo die Fassungen der EF11 und EBF11 zu finden sind. Dort kann man an Hand der Nähe zu den Röhren die Bauteile auch so zuordnen. Anders ist es schon an der oberen Platine. Dort finden sich Bauteile, die auch zu der Röhre EBF11 und der EFM11 zugeordnet werden. Zum einen am auffälligsten der liegende Elko C118 40µF (EBF11) und die Typen auf der Platine, die allesamt wiederum der EFM11 zugeordnet werden. Weitere findet man dann an der Fassung um die EFM11.
Mit einem normalen Schaltplan ist das alles etwas mit Sucherei verbunden. Die Blaupunkt Unterlagen sind also eine erhebliche Arbeitserleichterung.

   
So sieht das aus mit den Lochplatinen. Man zieht den Draht durch die Öse oben und unten und das Bauteil ist in der Position, wie man es verlöten muß.

   
Um an die restlichen Kondensatoren zu gelangen muß man Platz schaffen. Die 9kHz Sperre ist im Weg und wird ausgebaut. Dabei kann der Spulenkörper gleich repariert werden. Mit Sekundenkleber läßt sich das kleine Stück ankleben.

   
Oben auf der Spule ist noch ein Bosch Kondensator. Er hat schon leichte Risse.

   
Mehr Platz zum arbeiten. Aber trotzdem noch etwas Enge.

   
Von hinten nach vorn arbeiten. Ab und zu mal Pause machen und die nächsten Hüllen vorbereiten.

   
Kann man so lassen. Zwar hat ein Kondensator ein nicht mehr so schönes Gehäuse, aber wenn ich da noch etwas besseres finde, wird er ausgetauscht.

   
Warum hier ein 0,47µF statt einem 0,02µF verbaut wurde? Na Egal, ich gönne dem Blaupunkt mal einen Originalen Blaupunkt Kondensator, was anderes hätten Mechaniker wohl zur damaligen Zeit auch nicht genommen.

   
Sozusagen als i-Tüpfelchen bekommt der 7W79D einen nahezu Originalen Elko an seinen angestammten Platz Der Original Elko dürfte so inetwa ausgesehen haben. Darunter habe ich die liegenden Elkos in Schellen aufgehängt. So fallen sie nicht so stark auf. Lediglich die Massenanschlüsse müssen noch etwas unauffälliger verlegt werden.
   
Der Bosch-Kondensator kommt an seinen Platz.
   
Nun wird oben weiter gearbeitet. Um die EFM11 werden die Kondensatoren erneuert.
Ich habe schon einige vorbereitet.
   
Ersatz naht, denn die Kondensatoren hier sind alle jenseits ihrer Haltbarkeit.

   
Und schon sind sie eingebaut und fallen kaum auf, da sie doch Zeitgenössischen Originalen ähneln.
   

[attachment=33533]
Der letzte Kondensator , er sitzt am Drucktasten Aggregat

Das sind alles nicht spektakuläre Arbeiten und man verteilt so etwas besser über mehrere Tage. Zumindest mache ich das so. Wie immer wird genau aufgeschrieben, was ersetzt wurde und wie das gemacht wurde. So gibt es , falls dieser Apparat mal den Besitzer wechseln sollte, eine Historie der Reparatur.
Nicht jeder wird diese Berichte mit den Austauschaktionen bei Radios lesen und vermutlich wird auch spätestens bei dem 5. Foto mit ersetzten Kondensatoren, das Interesse erheblich sinken.
Vielleicht werden aber unsere Forumsmitglieder, die nicht so vertraut mit der Schaltung an ihrem Radio sind, sich auch über solche Details freuen und möglicherweise auch die Art und Weise, wie man Kondensatoren in alten Originalen Hüllen einbaut, auch umsetzen.

   

Spektakulär wird es wieder im nächsten Teil!

Bitte an die Moderatoren, da ist ein weiterers Bild eines Schaltplan am Schluß angehängt. Ich krieg das leider nicht weg. Also bitte entfernt diesen Schaltplan.

Ja,leider kappt es überhaupt nicht mehr, Bilder und ganz besonders den Schaltplan einzufügen. Die runtergeladenen Elemente verschwinden im Nirgendwo und bevor hier wieder irgendein Foto an einer falschen Stelle erscheint, laß ich es lieber.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#17
Toller Bericht mal wieder! Und ein unglaublich hübsches Radio! Und eine unglaubliche Katastrophe mit dem Wellenschalter - ich hätte mich da auch nicht ran getraut. Super gemacht!

(28.11.2016, 23:23)Radionar schrieb: Die Arretierungsscheibe aus Spritzguss ist leider zerbrochen. Aber sie hält trotzdem noch zuverlässig.

Falls Du das Ding reparieren möchtest - ich hab mir mal Lot gekauft, mit dem man auch Druckguß, Alu,... löten kann, ein Mittelding zwischen Hart- und Weichlot. Auch Ausbesserungen (Ersatz von Fehlstücken) sind damit möglich. Wenn Du magst, schicke ich Dir ein bisschen davon zu und Du versuchst Dein Glück mit der Scheibe?
Gruß,
Uli
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#18
Alle Achtung Detlef,
Da hast du dir wirklich etwas vorgenommen. Dagegen sind ja meine Ve “s nur Pinatz.
Viel Erfolg. Smiley53
Gruß Detlef
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#19
...spannend wie ein Krimi,
kann es kaum erwarten, im nächsten Teil, weiterzulesen...
Gruß,
Rolf
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#20
Man was ein Gerät und ein Bericht. Thumbs_up

Ich habe den Plan gelöscht Detlef, befürchte aber das ich dir das letzte Bild auch gelöscht habe. Sollte das so sein tuts mir Leid, und bitte dich dieses wieder einzufügen. Wenn das nicht mehr geht sende es mir und ich füge es wieder da ein.
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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