26.12.2016, 19:03
Als ich ihm das erste Mal begegnete, konnte ich es keinem bekannten Hersteller zuordnen und da im RMorg zwar der Name "Hanseatic"
existierte, aber keine Gehäuseabbildung, bedarf es einiger Vergleiche und Überlegungen, daß es ein typischer Kaiser war. Der Hanseatic
war ein bei Kaiser gefertigtes Radio, Modell 2320, das mit anderem Gehäuse und anderer Skale vom Otto-Versand unter dem Markennamen
Hanseatic vertrieben wurde.
Auch existierten in der Datenbank des RMorg Bilder vom Chassis, aber nicht vom kompletten Gerät. Die Beschreibung war teilweise
unvollständig und falsch.
Hier erst einmal ein Bild und die technischen Daten:
Hersteller: Kaiser KG, Kenzingen
Typ: Superhet ZF/IF 460 / 10700 kHz
Anzahl Kreise: 6 AM, 10 FM
Modell: Marke: hanseatic (bei Otto-Versand)
Baujahr: ~1964
Röhrenbestückung: ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EL84, EAM86
Stromversorgung: Wechselstrom, 117, 220, 240 V
Wellenbereiche: LW, MW, KW, UKW
Lautsprecher: permanentdyn., oval
Leistung: 4 W
Bedienelemente: Tasten und Drehknöpfe
Gehäuse: Thermoplast, weiß
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: 2. Lautsprecher, TA, Drahtantenne, Dipolantenne, Erde.
Abmessungen: 385 x 180 x 180 mm
So kam er zu mir. Tonlos, außen hui und innen pfui. Jedoch kein Fett- und/oder Niklotinbelag, vollständig und unverbastelt.
Wie immer war zuerst Putztag. Normaler Weise sind Kunststoffgehäuse gut zu säubern. Ab ins Waschbecken und warmes Prilwasser
wirkt Wunder. Hier hatte die Wascherei jedoch Grenzen. Zwischen Schallwand und Gehäuse war ein schwarzer Karton als Schattenhintergrund
eingeschweißt, der ein Wasserbad ausschloß. Dementsprechend mußte jede Lamelle der Schallwand einzeln geputzt werden. Viele Wattestäbchen
und sehr viel Geduld waren erforderlich. Bei solcher ...arbeit ist es gut, wenn man dabei alleine ist. Ansonsten würde man sich wohl Feinde fürs
restliche Leben machen.
Das Chassis war dagegen ein Putzvergnügen. Nur Staub, der sich mit Pinsel und Staubsauger gut entfernen ließ. Außerdem kommt dabei wieder
die Erinnerung an die eigene Lehrzeit, wo man vor Feierabend die benutzten Maschinen putzen mußte. Meister und Gesellen machten derzeit ein
Schwätzchen. Ich kannte aber dadurch bald jede Schraube an jeder Maschine und konnte sie auch problemlos bedienen. Heute sichtet man beim
Chassisputzen die gesamt verbaute Technik, erkennt Funktionen und auch schon Problemstellen.
Speziell hier konnte ich feststellen, daß Kaiser sehr viel Wert auf klaren, unverschachtelten Aufbau legte. Eine sehr übersichtliche Bauweise, die
man nicht bei jedem Hersteller sieht.
Der rote Pfeil kennzeichnet den von mir vermuteten Anschluß für den HF-Drahtfunk
Die festgestellten technischen Mängel waren:
- unterbrochene Stromzufuhr
- unabhängig davon kein Empfang/Wiedergabe
- abgerissene und fehlende Ferritantenne
- Skalenbeleuchtung defekt
Im Bereich der Stromzuführung wurden die Sicherungshalter von den "Kurzschlußdrähten" befreit, Kontaktflächen gesäubert und Sicherungen
eingebaut. Abgebrochene Drähte mußten neu verlötet werden und dann hatte ich an allen Meßstellen wieder Spannung. Selengleichrichter und
Siebelko funktionierten einwandfrei.
Vorher wurden die Röhren gezogen und mit dem Röhrenprüfgerät geprüft. Alle Röhren lagen zwischen 60 und 75 % Leistungsfähigkeit. Prima.
Bei der Suche nach der Ursache für den fehlenden Empfang/Wiedergabe machte ich erst einmal die Feststellung, daß ESR-Werte weit entfernt
von den erwarteten Werten lagen und damit hier keine Aussagekraft besaßen. Ausgebaute Elkos zeigten Meßwerte, die perfekt
waren, die jedoch unter Last versagten. 5 W-Widerstände, die völlig normal erschienen hatten enorm abweichende Widerstandswerte.
Nach Auswechslung der Elkos und mehrerer Widerstände war auf allen Wellenbereichen Empfang und Wiedergabe.
Dabei stellte ich fest, daß wenn ich die Wurfantenne über ein stromführendes Kabel hängte, waren hervorragender Empfang und Lautstärke.
Erklärt mir bitte mal, warum das so ist.
Die fehlende AM-Ferritantenne werde ich nicht mehr ersetzen. Mit deren Wicklung wäre ich derzeit überfordert und einen Dummy möchte
ich nicht.
Ein neues 6 V-Birnchen erzeugt hinter der Skale jetzt Weihnachtsstimmung.
Die EAM86 stellt ein magisches Band dar, das gefällt mir besser, als das sonst übliche Maggiauge
fertig und rein in die Kiste
warum die Rückwand links oben dreieckig ausgeschnitten ist, lässt ein letztes Rätsel offen
Gruß
Wilhelm
PS. Im RMorg ist das Radio nun auch mit Gehäuse zu sehen
existierte, aber keine Gehäuseabbildung, bedarf es einiger Vergleiche und Überlegungen, daß es ein typischer Kaiser war. Der Hanseatic
war ein bei Kaiser gefertigtes Radio, Modell 2320, das mit anderem Gehäuse und anderer Skale vom Otto-Versand unter dem Markennamen
Hanseatic vertrieben wurde.
Auch existierten in der Datenbank des RMorg Bilder vom Chassis, aber nicht vom kompletten Gerät. Die Beschreibung war teilweise
unvollständig und falsch.
Hier erst einmal ein Bild und die technischen Daten:
Hersteller: Kaiser KG, Kenzingen
Typ: Superhet ZF/IF 460 / 10700 kHz
Anzahl Kreise: 6 AM, 10 FM
Modell: Marke: hanseatic (bei Otto-Versand)
Baujahr: ~1964
Röhrenbestückung: ECC85, ECH81, EF89, EABC80, EL84, EAM86
Stromversorgung: Wechselstrom, 117, 220, 240 V
Wellenbereiche: LW, MW, KW, UKW
Lautsprecher: permanentdyn., oval
Leistung: 4 W
Bedienelemente: Tasten und Drehknöpfe
Gehäuse: Thermoplast, weiß
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: 2. Lautsprecher, TA, Drahtantenne, Dipolantenne, Erde.
Abmessungen: 385 x 180 x 180 mm
So kam er zu mir. Tonlos, außen hui und innen pfui. Jedoch kein Fett- und/oder Niklotinbelag, vollständig und unverbastelt.
Wie immer war zuerst Putztag. Normaler Weise sind Kunststoffgehäuse gut zu säubern. Ab ins Waschbecken und warmes Prilwasser
wirkt Wunder. Hier hatte die Wascherei jedoch Grenzen. Zwischen Schallwand und Gehäuse war ein schwarzer Karton als Schattenhintergrund
eingeschweißt, der ein Wasserbad ausschloß. Dementsprechend mußte jede Lamelle der Schallwand einzeln geputzt werden. Viele Wattestäbchen
und sehr viel Geduld waren erforderlich. Bei solcher ...arbeit ist es gut, wenn man dabei alleine ist. Ansonsten würde man sich wohl Feinde fürs
restliche Leben machen.
Das Chassis war dagegen ein Putzvergnügen. Nur Staub, der sich mit Pinsel und Staubsauger gut entfernen ließ. Außerdem kommt dabei wieder
die Erinnerung an die eigene Lehrzeit, wo man vor Feierabend die benutzten Maschinen putzen mußte. Meister und Gesellen machten derzeit ein
Schwätzchen. Ich kannte aber dadurch bald jede Schraube an jeder Maschine und konnte sie auch problemlos bedienen. Heute sichtet man beim
Chassisputzen die gesamt verbaute Technik, erkennt Funktionen und auch schon Problemstellen.
Speziell hier konnte ich feststellen, daß Kaiser sehr viel Wert auf klaren, unverschachtelten Aufbau legte. Eine sehr übersichtliche Bauweise, die
man nicht bei jedem Hersteller sieht.
Der rote Pfeil kennzeichnet den von mir vermuteten Anschluß für den HF-Drahtfunk
Die festgestellten technischen Mängel waren:
- unterbrochene Stromzufuhr
- unabhängig davon kein Empfang/Wiedergabe
- abgerissene und fehlende Ferritantenne
- Skalenbeleuchtung defekt
Im Bereich der Stromzuführung wurden die Sicherungshalter von den "Kurzschlußdrähten" befreit, Kontaktflächen gesäubert und Sicherungen
eingebaut. Abgebrochene Drähte mußten neu verlötet werden und dann hatte ich an allen Meßstellen wieder Spannung. Selengleichrichter und
Siebelko funktionierten einwandfrei.
Vorher wurden die Röhren gezogen und mit dem Röhrenprüfgerät geprüft. Alle Röhren lagen zwischen 60 und 75 % Leistungsfähigkeit. Prima.
Bei der Suche nach der Ursache für den fehlenden Empfang/Wiedergabe machte ich erst einmal die Feststellung, daß ESR-Werte weit entfernt
von den erwarteten Werten lagen und damit hier keine Aussagekraft besaßen. Ausgebaute Elkos zeigten Meßwerte, die perfekt
waren, die jedoch unter Last versagten. 5 W-Widerstände, die völlig normal erschienen hatten enorm abweichende Widerstandswerte.
Nach Auswechslung der Elkos und mehrerer Widerstände war auf allen Wellenbereichen Empfang und Wiedergabe.
Dabei stellte ich fest, daß wenn ich die Wurfantenne über ein stromführendes Kabel hängte, waren hervorragender Empfang und Lautstärke.
Erklärt mir bitte mal, warum das so ist.
Die fehlende AM-Ferritantenne werde ich nicht mehr ersetzen. Mit deren Wicklung wäre ich derzeit überfordert und einen Dummy möchte
ich nicht.
Ein neues 6 V-Birnchen erzeugt hinter der Skale jetzt Weihnachtsstimmung.
Die EAM86 stellt ein magisches Band dar, das gefällt mir besser, als das sonst übliche Maggiauge
fertig und rein in die Kiste
warum die Rückwand links oben dreieckig ausgeschnitten ist, lässt ein letztes Rätsel offen
Gruß
Wilhelm
PS. Im RMorg ist das Radio nun auch mit Gehäuse zu sehen
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht
von Fallersleben
so ist es gut, so ist es recht
von Fallersleben