Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Fernseher in der DDR, welches Gerät war das Beste?
#1
Hallo zusammen, 

ich hatte so eine ähnliche Frage schon mal im Forum gestellt, allerdings für Radios. 
Nun würde ich gerne wissen welches DDR Fernsehgerät das technisch fortschrittlichste Modell war und welches ein technischer Reinfall.
Gab es Geräte bereits mit kabelloser Fernbedienung (Ultraschall, IR, Funk) oder mit eingebautem Videotext und/oder PAL-Dekoder ab Werk für Westfernehen? Im "Westen" gab es auch ein Gerät mit einer Hauptbildröhre (Farbe) und mehreren kleineren SW-Bildröhren, somit war es möglich mehrere Programme zeitgleich zu empfangen. Gab es solche Spielereien auch bei R-F-T und anderen DDR-Herstellern?


Auch von Interesse: 
- Gab es in der DDR Videorecorder für den Heimbedarf? Leider konnte ich im Netz nur etwas zu Importgeräten (Sanyo) lesen.
- War Satellitendirektempfang möglich und erlaubt und gab es dafür DDR-eigene Hardware? Das DDR-Fernsehen lief ja einige Zeit über das Gorisont-Satellitensystem, es muß ja dann wenigstens einen Signalabnehmer (Kabelfernsehen, Gemeinschaftsantenne) gegeben haben.


Gruß
Bernhard
Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung. 
Unser Open-Source Softwarebaukasten für Internetradios gibt es auf der Github-Seite! Projekt: BM45/iRadio (Google "github BM45/iRadio")
Zitieren
#2
Moin,

du bist demnach kein DDR-Bürger Bernhard?

Bei den TV-Geräten ist es nicht möglich, ein "bestes" im Sinne von "welche Firma baute das beste Gerät?" herauszustellen, da es ab 1960 nur noch EINEN einzigen Hersteller gab, nämlich den VEB Fernsehgerätewerk Stassfurt. Deren fortschrittlichstes Modell war der 70 VT ab Mitte 1990 mit Infrarotfernbedienung, Stereoton, Videotext und Scartbuchse.

Der erste FarbTV mit Ultraschall FB kam 1976 auf den Markt.  PAL konnten die meisten DDR Geräte verarbeiten, sie schalteten einfach intern um, je nachdem ob ein Secam oder PAL - Signal anlag. Nein, selbst der Nordmende mit seinen 3 Nebenbildröhren war eine Ausnahme. Man muss dazu wissen: ein 51cm TV kostete Mitte der 80er Jahre ohne Fernbedienung 4000 Mark!!! Mit FB kamen nochmal 1000 M dazu! Im Vergleich: der Mietpreis für eine 60m² Wohnung lag im Monat bei 64 M!

Nein, es gab keine Videogeräte für den Heimbedarf! Wenn dann wurden sie von Westberlin aus eingeschmuggelt und das waren oft Video 2000 Geräte. In "Der gute Ton" von Peter Leue kann man lesen, dass die DDR plante, Videorecorder herzustellen und dabei das VHS-System zu übernehmen.

Satellitenempfang war nicht möglich, da es keine Notwendigkeit und keine Hardware dafür gab. Wohl mag es so gewesen sein, dass das DDR-Fernsehen sich Satellitenübertragungen bediente - für den Normalbürger gabs das nicht!  Und im Übrigen: es gab auch kein Kabelfernsehen!

Thommi
Zitieren
#3
Hallo

Man darf auch nicht vergessen das auch die BRD erst am 1. Dezember 1984 die Ausstrahlung von 3sat über den Satelliten Eutelsat startete, die Wende war 1989.
Von daher dachte in den Jahren von 1984- 89 noch keiner an Satellitenempfang in der DDR.
Gruß Helmut
----------------
Zitieren
#4
Zitat:Man darf auch nicht vergessen das auch die BRD erst am 1. Dezember 1984 die Ausstrahlung von 3sat über den Satelliten Eutelsat startete, die Wende war 1989.
Von daher dachte in den Jahren von 1984- 89 noch keiner an Satellitenempfang in der DDR.

Hallo, selbst in der kleinen DDR konnte man von im Orbit kreisenden Satelliten deren Signale empfangen, diese gingen nicht an uns vorbei, zum Leidwesen der Westen Gucker verbieter.
Zum Empfang dieser Sender musste eine geeignete Hardware in den Einsatz kommen.
Ich erinnere mich noch gut, dass ich Kollegen aus dem Tal der Ahnungslosen mit Hohlleiterteilen aus meinem Landeradar versorgte. Damit stählten sich Amateure im Umgang von mit dieser Sende -Empfangstechnik.
Aus einem der Wellenlänge annähernd passenden Lampenschirm wurde die Schüssel abgeformt, in Aluminiumfolie zum Reflektieren gebracht.
Das Ziel war den Empfang eines der wenigen Satelliten zu ermöglichen.

Meine erste Satanlage war m. Erinnerung nach eine von Amstrad, sie wurde aus Dubai von unserer Pflegetochter im Sommer 1989 in die DDR geschmuggelt.
Ich denke 3-Sat und RTL war nach dem Ausrichten der Schüssel gut zu empfangen.
Ansonsten würde ich mir wünschen ein wenig zu selektieren welches das Beste war.
SW
Farb TV
Usw.
FB RFT eher nicht in meinem Gedächtnis, dafür die 1981 eingeführten Jap. Bunt TV.
Ich kenne noch die FB mit Kabel für den Record, toller Fernseher.
Zitieren
#5
Hallo Bernhard,

das weitentwickeltste große Farbfernsehgerät, das ich aus der DDR kenne, ist der Color 40. Das Gerät verfügte über eine Fernbedienung, war mit Videotext nachrüstbar (Steckplatz vorhanden) basierte auf einem modernen Chipsatz und wurde unter der Marke Bruns auch als Stereo-/Videotext-Version in den Westen verkauft. Serienmäßig verfügte es über einen voll beschalteten SCART-Anschluß. Sein Vorgänger Colormat 4506 war ebenfalls ein relativ weit entwickeltes Gerät mit Fernbedienung und Videotext- und SCART-Nachrüstmöglichkeit jeweils ein Modul / Nachrüstsatz. Auf dem gleichen Grundkonzept und Schaltkreissatz wie der Color40 basierte der RC9140 40cm mobile Farbfernseher von Robotron Radeberg ebenfalls serienmäßig mit voll beschalteter SCART-Buchse, Videotextdekoder nachrüstbar. Color40 und RC9140 hatten bereits einen Schaltkreis zur Flankenversteilerung der Farbdifferenzsignale und zur elektonischen Verzögerung, mit dem sich völlige zeitliche Deckungsgleichheit von Farb- und Helligkeitssignal erreichen ließ. Die Videoendstufe basierte auf einer Telefunkenlizenz und war sehr leistungsarm aber auch verbesserungswürdig - habe ich damals auch gemacht.

Das weitentwickeltste Schwarz/Weiß-Fernsehgerät auf Röhrenbasis war der Stadion, ein Gerät mit vielen Automatikfunktionen, aber leider deswegen auch etwas anfällig.
Eines meiner Lieblings-Schwarz/Weiß-Geräte war der Rafena-Patriot, ein 43cm-70°-Röhrengerät, das sich durch eine sehr sparsame aber äußerst gut entwicklete Schaltung auszeichnete und sehr langlebig war. Rafena war meiner Ansicht nach ein sehr guter TV-Produzent, der aufgrund politischer Entscheidungen aber seine TV-Produktion in den 60-er Jahren zugunsten von Staßfurt aufgeben mußte - mit Ausnahme des o.g. RC9140 und einiger weiterer TV-Koffergeräte. Hübschestes SW-Gerät von Rafena bzw. überhaupt in der DDR war der Rubens - meiner Ansicht nach.

Sehenswert ist ebenfalls noch der SW-Fernseher Alex, der aber wie der Weißensee nur starke Ortssender empfangen konnte (Stadtgebiet Berlin) und insofern technisch eher ein Flop war. Zudem war der Alex im Inneren so eng gebaut, das es zum Wärmestau kam, der die Zuverlässigkeit gefährdete.

Gruß Ingo.
Zitieren
#6
Hallo,

ich muss Thommi hier widersprechen. Es ist zwar richtig, dass in den 60-iger Jahren bei RAFENA Radeberg die Fernsehgeräteproduktion zu Gunsten von R300-Rechnern eingestellt werden mußte und nur noch Stassfurt als Alleinhersteller Heim-Fernsehgeräte produzierte. Aber RAFENA, später dann ROBOTRON Radeberg hat auch wieder Fernsehgeräte produziert. Anfangs waren es S/W-Koffergeräte, mit der Produktionsaufnahme von Inline-FB-Röhren wurden dann auch Farb-Koffer hergestellt.

Was den SECAM/PAL-Empfang betraf, gab es m.W. bis Mitte/Ende der 70-iger Jahre für den Binnenhandel nur Farbgeräte mit SECAM-Decoder. Da haben sich findige Bastelexperten entweder PAL-Decoder nachgebaut oder man hatte eine Oma, die vom Westbesuch in der Unterwäsche am Körper einen GRUNDIG-PAL-Decoder mitbrachte.

Ich selbst hatte Anfang der 80-iger Jahre das Glück, von einem befreundeten Musiker einen "COLOR 20/1" mit TELEFUNKEN-BR und einem, auf dem beschriebenen Weg geschmuggelten GRUNDIG-PAL-Decoder zu erwerben. Das war natürlich ein Erlebnis, erstmals am Samstag Abend eine farbige Musikschau in der ARD zu sehen.

Für den Verkauf bei der DDR-Handelsgesellschaft GENEX wurden zu dieser Zeit die Farbfernsehgeräte bereits mit PAL/SECAM-Decodern ausgerüstet. Deshalb hatte man mit den nötigen Beziehungen auch die Chance, ein solches Gerät für Ostgeld zu beziehen bzw. einen PAL-Nachrüstsatz zu kaufen. Spater wurde der Nachrüstsatz offiziell vertrieben und auch die Farbgeräte der "COLORTRON / Colormat"-Serien erhielten PAL/SECAM-Kombidecoder. Diese Geräte waren allerdings um rd. 600 Ostmark teuerer als die einfachen SECAM-Geräte.

An Videorecordern gab es ab Mitte der 80-iger Jahre nur SANYO-Importgeräte für über 6000,- Ostmark.

Die für mich weniger gelungenen Farbgeräte waren die mit den russischen Delta-BR. Diese BR-Röhren wurden in den "COLOR-, Chromat- und Novamat"-Geräten eingesetzt. Es waren solche, die in der russischen Farb-FS-Produktion als qualitativ ungeeignet aussortiert und dann exportiert wurden. In Stassfurt mußte jede einzelne BR geprüft und nur wenige konnten eingesetzt werden.
Mit Einsatz der Inline-BR, Videotext, Stereoton und IR-Fernbedienungen der letzten Generation sind diese Farb-FS für mich Spitzengeräte.

Bei S/W-Geräten hatten die Erzeugnisse von RAFENA Radeberg einen sehr guten Ruf. Weniger gelungene Produkte sind für mich die Geräte, die nur für den Ortsempfang ausgelegt waren, wie z.B. der "Alex" von SR Berlin.

Beste Grüße
Jürgen
Zitieren
#7
Zitat:Eines meiner Lieblings-Schwarz/Weiß-Geräte war der Rafena-Patriot, ein 43cm-70°-Röhrengerät, das sich durch eine sehr sparsame aber äußerst gut entwicklete Schaltung auszeichnete und sehr langlebig war. Rafena war meiner Ansicht nach ein sehr guter TV-Produzent, der aufgrund politischer Entscheidungen aber seine TV-Produktion in den 60-er Jahren zugunsten von Staßfurt aufgeben mußte - mit Ausnahme des o.g. RC9140 und einiger weiterer TV-Koffergeräte. Hübschestes SW-Gerät von Rafena bzw. überhaupt in der DDR war der Rubens - meiner Ansicht nach.

Das entspricht auch meinen Erinnerungen, der Rafena Patriot war mit der 43 cm Bildröhre ein sehr zuverlässiges Gerät.
Den Stadion habe ich auch gemocht und noch in den siebzigern gab es preiswerte Umrüstsätze von 53 auf 59 cm Bildrohr.
Da habe ich einen Freude gemacht, auch der Turnier war genial, nur etwas schlichter.
Die Automatik am Stadion für die Optimierung der Raumhelligkeit war schon ok, nur die Unterdrückung der Zeilenstruktur war nicht so prickelnd.
Die neuen Tuner in den Geräten waren bedeutend empfindlicher.

Der Rubens bestach seinerzeit durch seine gefällige Ansicht, die Proportionen waren gut umgesetzt, im Gegenteil zum Rembrandt.
Zitieren
#8
Naja, so richtig vergleichen kann man ja nicht. Dann müsste man ja zwei leben haben.
Eins im Osten und eins im Westen. Um dann auch Vorurteilsfrei entscheiden zu können.
Wir hatten alle einige Favoriten und einige die weniger gut waren.
Was sicher ist, der Import RADUGA aus der damaligen UDSSR war ein richtiger Reinfall.
Der hatte manche Wohnung abgefackelt.
Der Junost und der Robotron Kofferfernseher waren die Renner. Selten neu zu bekommen, aber immer Beliebt bei den Datschen Inhabern. Der Robotron kam aber erst später auf dem Markt. Der Combi-Vision war auch ein schöner Fernseher mit Radioteil integriert, deshalb Combi.... Den gab es auch in drei Farben Gelb, Rot und Weiß. Den werde ich mir wohl noch besorgen müssen. Ist eben ein Kult S/W Gerät.
Hier mal eine kleine Auswahl, was es bei uns gab. Ja die stehen nun doch bei mir, obwohl ich keine sammeln wollte.
Ein Teil der hier nicht gezeigten, stehen noch bei mir auf dem Dachboden rum.

   
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
Zitieren
#9
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Das es doch so eine Vielfalt an TV-Geräten aus der DDR gab war mir unbekannt. Ich werde mir mal von einigen genannten Modellen die Schaltungsunterlagen besorgen und untersuchen.

Zu den Videorekordern: Also gab es hier für den Heimbereich nur für die Exportgeräte aus Japan. Ich hatte mal im TV eine Doku gesehen in der das Halbleiterwerk Frankfurt wohl ein Joint Venture mit den Japanern hatte und da viel Know-how geflossen ist. Als die Amis das mitbekommen haben (Embargo) zogen sich die Japaner schnell aus der DDR zurück, aber vorher hatten es die Frankfurter geschafft möglichst viel (ohne Wissen der Japaner) zu kopieren, darunter auch integrierte Schaltungen für die Videotechnik.

Fraglich sind für mich (seit den 80igern) immer noch die Gorizont-Ausstrahlungen des DDR-Fernsehens. Wenn es keine Kabelanlagen in der DDR gab und alles terrestrisch abgewickelt wurde, warum dann teuren Satellitenbetrieb? Für uns im Westen? Wohl kaum, hier waren in den 80igern Eutelsat und Intelsat für die Kabelanlagen und wenigen Direktempfänger/DXer wie mich interessant (Astra und TV-Sat gab es ja erst viel später). Wenn es nur ein zeitlich begrenzter Feed gewesen wäre, nein es war ein Dauerbetrieb. Vielleicht für Partei-Kader welches im Ausland unterwegs war? Dann können es wohl aber auch nur Hotels im Ostblock in die eigene Kabelanlage eingespeist haben, ich habe jedenfalls nie ein westliches Hotel mit Gorizont-Anlage gesehen, dabei war ich beruflich sehr oft unterwegs.
Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung. 
Unser Open-Source Softwarebaukasten für Internetradios gibt es auf der Github-Seite! Projekt: BM45/iRadio (Google "github BM45/iRadio")
Zitieren
#10
Zitat:Fraglich sind für mich (seit den 80igern) immer noch die Gorizont-Ausstrahlungen des DDR-Fernsehens

Davon habe ich nichts mitbekommen, kannst du da mal nachhelfen, danke.
Zitieren
#11
Moin,

einige haben ja schon den Alex erwähnt, als großer Reinfall galt noch der "Weissensee". Durch die unglückliche Gestaltung wirkte das Bild kleiner als beim Rembrandt, zudem war er sehr anfällig, las man.

Thommi
Zitieren
#12
Als der Color 20 im Handel schon eine Zeit lief, bot mir ein Kollege einen russischen „RADUGA“ (Regenbogen) für kleines Geld an. Hundeschwer, sperrig und wohl auch ein Stromfresser. Als er da so stand und wir DDR-Buntfernsehen hatten, war das aber schon gewaltig. Wir waren mit die Ersten, die DDR-Fernsehen in Farbe hatten, hurra!

Ein, zweimal hatte ich anfangs Ärger, aber in der RFT-Werkstatt gab es einen RADUGA-Spezi und der half. Nur der Transport im Trabbi war schon eine Aktion, ich wohnte damals im 5. Stock, natürlich ohne Aufzug.

Später fing das Gerät laut an zu knallen, ähnlich wie ein kleiner Schuss klingend, anfangs konnte ich den Hochspannungsüberschlag an der Ballasttriode oben (sah aus wie ein Weckglas) mittels Isolierspray aus der BRD bändigen, dann holte ich einem Monteur. Der hat dann auch die Hochspannung gemessen, etwa 30 kV. Er erklärte mir, dass wir beim Fernsehen schauen immer geröntgt werden und empfahl dringend die Abschaffung des TV, was dann auch erfolgte.

Vom Grunde her hatte das russische Gerät allerdings einige Vorteile, die der volltransistorierte Color 20 nicht hatte. Viele Einstellung gab es, so konnte man wirklich mit der vorhandenen Technik das Letzte herauskitzeln.

Chris
Zitieren
#13
Hallo Bernhard45,
aus welcher Quelle stammt denn Deine Annahme, dass es in den "80er Jahren" Fernseh- Sendungen als Flächenausstrahlungen über Gorizont- Satelliten gegeben haben sollte? Ich habe in den betreffenden Jahren zwar nicht in der Fernsehindustrie, sondern in der Forschung und Entwicklung von Medizintechnik gearbeitet. Aber natürlich waren wir als HF- Ingenieure eigentlich immer am Puls der Technik und pflegten zum Fernsehgerätewerk Staßfurt und anderen einschlägigen Institutionen, wie dem Forschungsinstitut "Weißer Hirsch" von Manfred von Ardenne beste Beziehungen.
Bei uns liefen so ab 1985 neben unseren dienstlichen Projekten, natürlich "streng privat", erste Versuche zum Satelliten- Direktempfang mit durch die Oma mitgebrachten Bauteilen und Baugruppen. Da hat es niemals irgend welche Hinweise auf Satellitensendungen über den "großen Bruder" gegeben. Ab 1987 wurden durch die Deutsche Post immer mehr Projekte für die Errichtung von Gemeinschafts- Kabelanlagen genehmigt. Die Ambitionen bezogen sich bis zur Wende immer nur auf den terrestrischen Empfang, was sich danach natürlich schlagartig änderte. Die bis dahin berechneten Projekte mit reinem terrestrischem Antennenpark wurden umprojektiert und es wurden normale Konsumer- Sat- Receiver, meist Amstrad oder später die moderneren Technisat- Geräte in die Kopfstationen "reingepfriemelt".
Wir in unserem Ort haben 1998 mit der Verlegung der Erdkabel angefangen, gleichzeitig die Anlage von 230MHz Übertragungsbandbreite auf 300MHz "aufgebohrt" und sind am 01.03.1991 mit 11 Sendern, davon 7 Sat- und 4 terrestrisch auf "Sendung" gegangen.

Ich kann mir bzgl. der Gorizont- Sendungen nur vorstellen, dass das Uplinks zum Programmaustausch im "Intervision"- Fernsehverbund des Ostblocks waren.
Zitieren
#14
(12.03.2018, 19:37)scotty schrieb: Hallo Bernhard45,
aus welcher Quelle stammt denn Deine Annahme, dass es in den "80er Jahren" Fernseh- Sendungen als Flächenausstrahlungen über Gorizont- Satelliten gegeben haben sollte?

Hallo Scotty,

ich habe Anfang der 80iger als DXer mit dem Satellitendirektempfang (bevor die Post so weit war Smiley26 ) angefangen. In einer kleinen Gruppe von Sat-Enthusiasten haben wir Beiträge u.a. für das Magazin Tele-audiovision (später Tele-Satellite international) geschrieben und über die Aktivitäten am europäischen Satellitenhimmel berichtet. Später haben wir auch Beiträge für ein Fernsehmagazin (Dr.Dish TV) gefertigt. Uns ist damals kein Signal entgangen und somit auch nicht die Aufschaltung des DDR Fernsehens auf dem Gorizont. Nur das Ziel dieser Ausstrahlung war für uns im westlichen Europa immer fraglich, also reichlich Gesprächspotential für Stammtischrunden.

Viele Grüße
Bernhard
Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung. 
Unser Open-Source Softwarebaukasten für Internetradios gibt es auf der Github-Seite! Projekt: BM45/iRadio (Google "github BM45/iRadio")
Zitieren
#15
(11.03.2018, 22:05)Bernhard45 schrieb: Hallo zusammen, 

ich hatte so eine ähnliche Frage schon mal im Forum gestellt, allerdings für Radios. 
Nun würde ich gerne wissen welches DDR Fernsehgerät das technisch fortschrittlichste Modell war und welches ein technischer Reinfall...

Hallo Bernhard,

die Frage ist, ob man Deine Frage so generell beantworten kann. Denn jeder Fernseher war ja für eine gewisse Zeitlang ein fortschrittliches Modell, welches dann durch ein wiederum fortschrittlicheres Gerät abgelöst wurde.

Man müsste vielleicht hergehen und zum Beispiel sagen: bei den Parallelton-FS war der Rubens sicherlich fortschrittlicher als der Rembrandt. Und der Rubens wurde wiederum solange von technisch besseren Geräten abgelöst, bis mit dem Dürer der Übergang von den Paralleltönern zu den Intercarrier-TV kam. Dann wäre die nächste "Evolutionsstufe" die Weiterentwicklung der Intercarrier-TV, dann der Übergang zu den halbleiterbestückten Geräten, usw.

Vielleicht so?

Hier findet sich übrigens noch eine TV-Seite (links DDR - GDR anklicken...). Technisch ganz interessant. Über den weltanschaulich hin und wieder etwas "zweifelhaften" Inhalt sollte man hinwegsehen, er ist oder war wohl noch nie so ganz zeitgemäß... Wink

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
#16
(12.03.2018, 15:15)Bernhard45 schrieb: Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Das  es doch so eine Vielfalt an TV-Geräten aus der DDR gab war mir unbekannt. Ich werde mir mal von einigen genannten Modellen die Schaltungsunterlagen besorgen und untersuchen.
...

Hi Bernhardt,

wenn man mal die technische Weiterentwicklung außer Acht lâsst, gab es eigentlich kaum zu einer Zeit eine große Vielfalt an verschiedenen TV-Geräten. Es gab "Standard-Chassis", die mit teilweise unterschiedlicher Bildröhrenbestückung (eigentlich immer nur zwei Varianten 33/43, 43/53, 47/59) in verschiedensten  Gehäusen angeboten wurden. Die Standardisierung ging sogar soweit, dass Rafena und Stassfurt teilweise die selben Standardteile (Tuner, Zeilentrafo usw.), die nur zugekauft wurden, verwendet hatten.

Eigentlich hätte es sogar eine eigene Farbbildröhren-Produktion vom WF in der DDR gegeben. Mitte der 60er Jahre hatte das WF die B43G4C (43er/70° Lochmasken-Farbbildröhre) bis zur Serienproduktionsreife entwickelt und bereits die Planung der neuen Produktiosanlagen dafür begonnen. Ein Vorserienmodell der  B43G4C hatte ich und ein paar andere. Da haben wir dann auf der Grundlage von S/W-Bauteilen einen Farb-TV inklusive PAL-Dekoder nach Schaltungsvorbild aus einer westlichen Zeitschrift selbstgebaut, ehe SECAM dann in der DDR gesendet wurde. Interessanter Weise hatte unser transistorisierter PAL-Dekoder die selbe Schaltung wie der erste transistorisierte PAL-Dekoder von Stassfurt. Die hatten wohl die selbe West-Zeitschrift als Grundlage.

Gruß

(Reflex-)Kalle
Zitieren
#17
"Die hatten wohl die selbe West-Zeitschrift als Grundlage" Natürlich ohne Lizenz und damit ohne Zahlung an PAL-Patentinhaber Telefunken, oder? Also illlegal, was der volkseigene Betrieb da gemacht hat?

Gruß
Stefan
Zitieren
#18
Wen stört es,
"hat es jemanden geschadet, also was uns nicht schadet nutzt uns" Blush

Zitat:"Die hatten wohl die selbe West-Zeitschrift als Grundlage" Natürlich ohne Lizenz und damit ohne Zahlung an PAL-Patentinhaber Telefunken, oder? Also illlegal, was der volkseigene Betrieb da gemacht hat?

Nur mal so die Russen TV u.a. da fällt mir genug ein.

Nur in der Raumfahrttechnik haben die Russen nicht kupfern können, es hab Technik die besser war. Smiley14
Zitieren
#19
(15.03.2018, 13:32)Klarzeichner schrieb: "Die hatten wohl die selbe West-Zeitschrift als Grundlage" Natürlich ohne Lizenz und damit ohne Zahlung an PAL-Patentinhaber Telefunken, oder? Also illlegal, was der volkseigene Betrieb da gemacht hat?

Gruß
Stefan


Ob da Stassfurt für PAL-Lizenzen bezahlen musste, weiß ich nicht. Für uns Bastler war das lizenzfrei nutzbar.

Übrigens hat das WF schon lange vor der Einführung von SECAM Farbfernsehen in der DDR die notwendigen Verzögerungsleitungen (eigentlich ein Glasblock mit Ultraschallleitung und -wandlern) für den Export produziert und das sicherlich nicht nur für die Franzosen mit ihrem SECAM. Deshalb haben wir auch kein Problem gehabt, die Verzögerungsleitungen für die PAL-Dekoder zu beschaffen. Nur die PAL Farbträger-Quarze waren praktisch unbeschaffbar, außer über West-Bekanntschaften.
Zitieren
#20
(15.03.2018, 13:32)Klarzeichner schrieb: "Die hatten wohl die selbe West-Zeitschrift als Grundlage" Natürlich ohne Lizenz und damit ohne Zahlung an PAL-Patentinhaber Telefunken, oder? Also illlegal, was der volkseigene Betrieb da gemacht hat?
Hallo Stefan,

was veranlaßt Dich zu der Annahme? Die DDR hat einen Teil Ihrer Fernsehgeräte auch in die BRD exportiert. Dies wäre ohne Zahlung von Lizenzen für patentierte Schaltungen unmöglich. Es wurden auch Schaltkreise aufgeschliffen und nachgebaut (Z80-Prozessor - s.u.), was aber auch in der kapitalistischen Welt nicht unüblich war. Markenrechtsstreite wurden ausgefochten, die DDR durfte nicht mehr den Namen BMW verwenden, Zeiss Oberkochen, verlor das Recht "Carl Zeiss" zu verwenden. Die pauschale Titulierung der DDR als "Unrechtsstaat" läßt natürlich die Projektion jeder Art von Unrecht auf diesen Staat und seine Teile zu, aber solche Projektionen können in vielen Fällen widerlegt werden durch Zeitzeugen oder belegte Unterlagen.
Die Tatsache, daß im Color40 bzw. RC9140 eine von Telefunken patentierte Videoendstufe verwendet wurde, wurde in der Fachzeitschrift "radio fernsehen elektronik" im Rahmen der Diskussion der Schaltung öffentlich diskutiert. Der Color40 wurde als "Bruns" exportiert. Hier wurde mit Sicherheit die Lizenz bezahlt.


Viele Grüße

Ingo.

Nebenbei: Zum Z80-Prozessor gibt es hier (Robotrontechnik-Forumsbeitrag zum Z80 - Beitrag 010)  einen interessanten Text eines Insiders der Entwicklung.
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Unterlagen Nordlicht Fernseher Morningstar 3 399 21.02.2024, 16:21
Letzter Beitrag: Morningstar
  Philips Fernseher Stassfurt 3 477 29.09.2023, 12:37
Letzter Beitrag: Stassfurt
  Röhren-Fernseher draußen auf der Terrasse? tskemper 9 2.950 19.07.2022, 00:19
Letzter Beitrag: anton
  Gibt es wirklich noch Interessenten für alte Röhren-Fernseher? old-papa 12 5.551 28.04.2021, 10:33
Letzter Beitrag: Hilti
  S/W Fernseher grundsätzliche Fehler Morningstar 10 4.638 21.08.2019, 19:43
Letzter Beitrag: Morningstar

Gehe zu: