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Radio ITT Viola 250
#1
Moin (wir sagen hier immer "moin" in Hamburg, egal ob morgens oder abends - meistens aber morgens oder vormittags). Ich habe vor Kurzem für eine Bekannte ein älteres Radio gekauft, ein Nokia Viola 350 (äußerlich baugleich mit ITT Viola 250), weil sie früher mal so ein Radio hatte und es sich wieder gewünscht hat. Also habe ich für knapp über 30,-- Euro ein gut erhaltenes Nokia Viola 350 über Ebay gekauft. Abgesehen davon, dass es ein Fehlgriff war (UKW-Empfang unsauber und total verstimmt, wahrscheinlich auch Verstärker / Endstufe leicht angeschlagen mit verzerrter Wiedergabe ), hatte es auch keinen sonderlich guten Klang (wenig Höhen).

Da das Gehäuse aber sehr gut erhalten war, baute ich das Chassis komplett raus (war nicht schwer), und kaufte über Ebay ein noch älteres ITT Viola 250, wo die Gehäusefront durch vieles Drehen der Regler bereits unschön abgenutzt war. Ich versicherte mich noch kurz beim Verkäufer (diesmal kein privater, sondern ein gewerblicher), dass das Radio technisch ok ist, was er mir bestätigte. Bekommen habe ich es für 14,-- Euro plus Versand. Als ich es bekam und gleich ausprobierte, hatte es einen sehr guten Klang (natürlich ist das alles relativ), zumindest verglichen mit dem vorherigen Modell Nokia Viola 350. Ein deutlicher Unterschied, mit mehr Höhen und sehr gutem Bass.

Um die Sache zu analysieren, verglich ich erst mal die Lautsprecher - die waren identisch. Eigentlich nichts Berauschendes, also die üblichen Taiwan-Breitbänder.  Beim Verstärkerteil fiel mir dann aber gleich auf, dass im älteren ITT Viola 250 ein wesentlich größerer IC mit aufgesetztem Kühlblech und ein doppelt so großer Kondensator verbaut waren. Mit anderen Worten: ITT (eigentlich soll es ja Graetz gewesen sein, das dieses Radio in Serie baute) hatte einen wesentlich besseren Vor-(?) / Endverstärker verbaut als unter dem Markennamen Nokia bzw. dem äußerlich baugleichen Gerät.

Die gleiche Erfahrung hatte ich vor Jahren mit dem Ocean Boy von Grundig gemacht. Der alte 205er aus der ersten Serie hatte einen sehr guten Klang (typisch Grundig mit dem aufgesetzten Hochtonkonus auf dem Breitbandlautsprecher), ging mir aber schon nach kurzer Zeit kaputt. Das äußerlich baugleiche Nachfolgemodell 207, von dem ich insgesamt drei über Ebay gekauft hatte (aus allen drei machte ich dann einen),  hatte keinen so guten Klang mehr. Auch hier fiel mir auf, dass der alte 205er etwas anders bestückt war, und zudem zwei Vorkreise (für MW und LW) beim 207er komplett fehlten.

Warum Grundig in einem Nachfolgemodell schlechtere Technik verbaut hatte, ist mir bis heute rätselhaft. Der 205er kam etwa 1965 raus, der 207er (schwarze statt weiße Tasten) etwa 1967, und dann kam der erste Grundig Satellit - den ich vom Klang her aber nie gehört habe, Fazit: Die älteren Radios klingen wahrscheinlich allesamt besser als die später rausgekommenen. Noch ein Beispiel: Ich habe einen Nordmende Globe Manager 191 restauriert (u.a. Skalenzug bei der KW-Trommel). Der Klang ist großartig, mit Hochtöner unten links.

Die Nachfolgemodelle aus der Galaxy-Serie haben scheinbar keinen Hochtöner mehr, dafür aber eine (eigentlich) dafür wohl vorgesehene Kreisöffnung unten rechts vom Breitbänder, die quasi als Bassreflexöffnung fungiert. Zumindest beim Galaxy-Mesa 6000 ist das so, den ich habe, aber der Klang ist trotzdem recht gut (vor allem der Bass). Ich vermute aber mal, selbst bei dem größten Galaxy fehlt auch der Hochtöner. Abgesehen davon verstehe ich nicht, wieso die großen Galaxy-Weltempfänger als besser angepriesen werden als der Globemanager 191 (den ich habe), der zwei eingebaute Ferritantennen besitzt und mit dem man ohne Zusatzantenne auf LW (ca. 200 kHz) bei richtiger Geräteausrichtung BBC London ziemlich rauschfrei reinkriegt... abgesehen auch von dem erstklassigen KW-Empfang.

Fazit: Die Vorgängermodelle sind meiner Erfahrung nach besser, weil kostenaufwendiger hergestellt. Ich meine auch, die Kaufkraft in den 70er Jahren war größer. Eine andere Erklärung finde ich nicht. Als Nicht-Elektroniker (mit Grundkenntnissen) beurteile ich die alten Geräte nach meinen Erfahrungswerten empirisch und meistens visuell (z.B. Größe der Bauteile auf der Platine) und natürlich nach Klang und Empfangseigenschaften - bei neueren Geräten (so ab 1990) habe ich keinen nennenswerten Erfahrungsschatz. Aber ich lasse mich immer wieder voll begeistern für ein (auch leicht) defektes altes Radio statt für ein modernes Gerät.

Naja, dem "Bastler" geht es ja auch nicht um den perfekten Radioempfang oder das Programm, und eigentlich interessiert er sich auch gar nicht primär für das "Gesabbel" im Radio, sondern es geht mehr um die Faszination der alten Technik an sich; aber das brauche ich hier wohl niemandem zu erzählen... Dodgy
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#2
Hallo

Wir hatten im Laden die Nokia Viola damals auch für ältere Kunden verkauft gehabt . Klanglich und UKW Empfindlichkeit waren in Ordnung . ( Die Vor der Wende Geräte kenne ich leider nicht )
"Warum Grundig in einem Nachfolgemodell schlechtere Technik verbaut hatte, ist mir bis heute rätselhaft."
Das hat erwas mit den Preisverfall bei der Unterhaltungselektronik zu tun, was schließlich viele deutsche Firmen das Genick brach. Man konnte mit Fern-Ost nicht mithalten.
Die Größe eines IC's sagt nichts über dessen Ausgangsleistung aus.

MfG. Dietmar Klaus
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