01.04.2014, 17:01
Hallo Kollegen,
hier kommt mal wieder ein interessantes Restaurationsprojekt:
Hersteller: AKKORD-Radio
Typ: Offenbach U53
Baujahr: 1953/54
Röhrenbestückung: DC90, DF91, DF91, DF91, DAF91, DL94
Halbleiterbestückung: 2 Dioden RL 232 (Ratio-Detektor),
Trockengleichrichter: AEG E106/11, Graetzbrücke B25C450
Stromversorgung:
Netzbetrieb:110 V, 125 V, 220 V, oder
Batteriebetrieb: 4 Monozellen 1,5V (parallel geschaltet für Heizung) und Anodenbatterie 90V Typ EMCE Nr. 360
Wellenbereiche: MW, UKW
Bedienelemente:
Knöpfe: Links: Lautstärke, Rechts: Abstimmung /Zugschalter für Klangfarbenänderung
Drucktasten: AUS, UKW, MW
Gehäuse: Holz, Kuststoff, Schlangenlederimitat
Fabrik Nr. 12355
Abmessungen: BHT: 37 cm x 24 cm x 13 cm
Gewicht: ca. 7 kg
Hier zunächst ein paar Bilder des über Bucht Kleinanzeigen erstandenen Gerätes. Wie man sieht, fehlen leider die beiden Knöpfe und die Stabantenne!
Die Gebrauchsanweisung auf der Rückklappe:
Hier noch 2 Bilder der Verdrahtung:
Das linke Bild zeigt den NF-Teil: Links unten die Fassung der DAF91, darüber die Fassung der DL94.
Auf dem rechten Bild die Fassung und Beschaltung der DC90.
Die restliche Beschaltung ist weitgehend vom Tastenaggregat verdeckt und daher schwer zu fotografieren.
Was bei Öffnen der Rückwand als erstes ins Auge fiel:
(i) Viele in der Luft herum hängende Drähte - ein Teil davon zwischen Tastenaggregat und Chassisverdrahtung. Das kam daher, dass das Tastenaggregat nur noch auf der einen Seite mit dem Chassis verschraubt war; die 2. Schraube fehlte. Bei jeder Tastenbetätigung hatte sich das Aggregat gegenüber dem Chassis hin- und herbewegt, bis einige Verbindungsdrähte abgerissen waren.
(ii) Die letzten beiden Röhren DAF91 und DL94 sahen diesen Typen absolut nicht ähnlich. Jemand hatte aus Ordnungssinn - damit es da nicht so leer aussah - irgendwelche anderen Röhren hineingesteckt.
(iii) Die Stifte von 2 der insgesamt 3 DF91 sahen teilweise grünspanig korrodiert aus.
Zum 1. Probebetrieb wurden externe 1,5V und 90V aus einer strombegrenzten Spannungsversorgung angelegt und das Gerät eingeschaltet. Ausser einem minimalen Knistern kein Pieps.
Kein Wunder: Es floss kein Heizstrom... und somit auch kein nennenswerter Anodenstrom. Schuld war der Umschalter "Batt. <-> Netz", der in keiner der beiden Stellungen Kontakt machte. Muss man mal zerlegen und putzen. Im Moment die Kontakte für Position "Batt." überbrückt. -> Es fliessen 350mA Heizstrom und 15mA Anodenstrom... immer noch kein Pieps. Aber wenn man den Schleiferkontakt des Lautstärkepotis berührt, brummt es immerhin.
Schaut man auf das Schaltbild (könnte das bitte einer der Kollegen hochladen - ich habe mein Wissen von RM.org abgeschaut.) so sieht man, dass die Gittervorspannung der DL94 (ca. 8V) durch einen vom Gesamt-Anodenstrom durchflossenen Widerstand von 250 Ohm produziert wird. Es müssen also ca. 32mA und nicht nur 15 mA fliessen. Warum fliesst nur der halbe Strom? Schuld war der 2. Schalter auf der rückwärtigen Chassisplatte: "Spar. <-> Normal". Auch dieser Schalter machte keinen Kontakt. Also auch diesen Schalter überbrückt, sodass das Gerät ständig in Betriebsart "Normal" läuft.
Eingeschaltet: Immer noch kein Pieps - ausser dem jetzt lauteren Brummen beim Berühren der Potischleiferkontakts - die DL94 läuft jetzt halt mit ungefähr doppelter Anodenspannung.
Nun gibt es noch die vielen abgerissenen Drähte zwischen dem Tastensatz und dem Chassis. Alles sehr eng und kurzschlussgefährdet, wenn man mit den Messspitzen nicht vorsichtig ist.
Noch ein letztes Sahnehäubchen: ich dachte immer, es gäbe eine Norm nach der rote Batteriedrähte den positiven Pol einer Spannungsquelle symbolisieren und blaue Batteriedrähte den negativen. Nichts da.
Bei der Anodenbatterie im Offenbach ist das genau umgekehrt. Und bei der Heizungsbatterie ist der weisse Draht der Minuspol und der blaue der Pluspol. Ich nehme an, der Hans / mike wird hier ein homerisches Gelächter ausstossen und sagen: "Aber Harald, das weiss doch jeder" . Ich wusste es nicht.
Jetzt wird weiter gesucht, wo die losen Drähte hingehören.
Schon mal eine Frage: Hat vielleicht einer von Euch die passenden oder ähnlich flache Knöpfe zu veräussern?
hier kommt mal wieder ein interessantes Restaurationsprojekt:
Hersteller: AKKORD-Radio
Typ: Offenbach U53
Baujahr: 1953/54
Röhrenbestückung: DC90, DF91, DF91, DF91, DAF91, DL94
Halbleiterbestückung: 2 Dioden RL 232 (Ratio-Detektor),
Trockengleichrichter: AEG E106/11, Graetzbrücke B25C450
Stromversorgung:
Netzbetrieb:110 V, 125 V, 220 V, oder
Batteriebetrieb: 4 Monozellen 1,5V (parallel geschaltet für Heizung) und Anodenbatterie 90V Typ EMCE Nr. 360
Wellenbereiche: MW, UKW
Bedienelemente:
Knöpfe: Links: Lautstärke, Rechts: Abstimmung /Zugschalter für Klangfarbenänderung
Drucktasten: AUS, UKW, MW
Gehäuse: Holz, Kuststoff, Schlangenlederimitat
Fabrik Nr. 12355
Abmessungen: BHT: 37 cm x 24 cm x 13 cm
Gewicht: ca. 7 kg
Hier zunächst ein paar Bilder des über Bucht Kleinanzeigen erstandenen Gerätes. Wie man sieht, fehlen leider die beiden Knöpfe und die Stabantenne!
Die Gebrauchsanweisung auf der Rückklappe:
Hier noch 2 Bilder der Verdrahtung:
Das linke Bild zeigt den NF-Teil: Links unten die Fassung der DAF91, darüber die Fassung der DL94.
Auf dem rechten Bild die Fassung und Beschaltung der DC90.
Die restliche Beschaltung ist weitgehend vom Tastenaggregat verdeckt und daher schwer zu fotografieren.
Was bei Öffnen der Rückwand als erstes ins Auge fiel:
(i) Viele in der Luft herum hängende Drähte - ein Teil davon zwischen Tastenaggregat und Chassisverdrahtung. Das kam daher, dass das Tastenaggregat nur noch auf der einen Seite mit dem Chassis verschraubt war; die 2. Schraube fehlte. Bei jeder Tastenbetätigung hatte sich das Aggregat gegenüber dem Chassis hin- und herbewegt, bis einige Verbindungsdrähte abgerissen waren.
(ii) Die letzten beiden Röhren DAF91 und DL94 sahen diesen Typen absolut nicht ähnlich. Jemand hatte aus Ordnungssinn - damit es da nicht so leer aussah - irgendwelche anderen Röhren hineingesteckt.
(iii) Die Stifte von 2 der insgesamt 3 DF91 sahen teilweise grünspanig korrodiert aus.
Zum 1. Probebetrieb wurden externe 1,5V und 90V aus einer strombegrenzten Spannungsversorgung angelegt und das Gerät eingeschaltet. Ausser einem minimalen Knistern kein Pieps.
Kein Wunder: Es floss kein Heizstrom... und somit auch kein nennenswerter Anodenstrom. Schuld war der Umschalter "Batt. <-> Netz", der in keiner der beiden Stellungen Kontakt machte. Muss man mal zerlegen und putzen. Im Moment die Kontakte für Position "Batt." überbrückt. -> Es fliessen 350mA Heizstrom und 15mA Anodenstrom... immer noch kein Pieps. Aber wenn man den Schleiferkontakt des Lautstärkepotis berührt, brummt es immerhin.
Schaut man auf das Schaltbild (könnte das bitte einer der Kollegen hochladen - ich habe mein Wissen von RM.org abgeschaut.) so sieht man, dass die Gittervorspannung der DL94 (ca. 8V) durch einen vom Gesamt-Anodenstrom durchflossenen Widerstand von 250 Ohm produziert wird. Es müssen also ca. 32mA und nicht nur 15 mA fliessen. Warum fliesst nur der halbe Strom? Schuld war der 2. Schalter auf der rückwärtigen Chassisplatte: "Spar. <-> Normal". Auch dieser Schalter machte keinen Kontakt. Also auch diesen Schalter überbrückt, sodass das Gerät ständig in Betriebsart "Normal" läuft.
Eingeschaltet: Immer noch kein Pieps - ausser dem jetzt lauteren Brummen beim Berühren der Potischleiferkontakts - die DL94 läuft jetzt halt mit ungefähr doppelter Anodenspannung.
Nun gibt es noch die vielen abgerissenen Drähte zwischen dem Tastensatz und dem Chassis. Alles sehr eng und kurzschlussgefährdet, wenn man mit den Messspitzen nicht vorsichtig ist.
Noch ein letztes Sahnehäubchen: ich dachte immer, es gäbe eine Norm nach der rote Batteriedrähte den positiven Pol einer Spannungsquelle symbolisieren und blaue Batteriedrähte den negativen. Nichts da.
Bei der Anodenbatterie im Offenbach ist das genau umgekehrt. Und bei der Heizungsbatterie ist der weisse Draht der Minuspol und der blaue der Pluspol. Ich nehme an, der Hans / mike wird hier ein homerisches Gelächter ausstossen und sagen: "Aber Harald, das weiss doch jeder" . Ich wusste es nicht.
Jetzt wird weiter gesucht, wo die losen Drähte hingehören.
Schon mal eine Frage: Hat vielleicht einer von Euch die passenden oder ähnlich flache Knöpfe zu veräussern?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
Harald