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Radioempfang in den zwanziger Jahren
#1
Liebe Kollegen,

da ich mich gerade mit der Restauration eines antiken 3-Röhren Eigenbauradios beschäftige, habe ich mal wieder in meine alten Bücher geschaut um zu sehen, wie man früher das Antennenproblem löste.

Das Buch mit den schönsten Bildern ist eindeutig das folgende: "ABC de la T.S.F." erschienen in den späten zwanzigern bei  Etienne Chiron, 40, Rue de Seine, Paris.
T.S.F. bedeutet "Telegraphie sans Fil" also: "Telegrafie ohne Draht". 

Hier zu Eurer Unterhaltung die Bilder, die mich besonders amüsierten:

   
Bildunterschrift:
Bild oben: Eindrahtantenne, an einem Baum beginnend und durch das Zentrum eines Fensterkreuzes direkt an die Eingangsbuchse des Empfängers führend. Solch eine Antenne ist besonders leicht zu installieren.
Bild unten: Eindrahtantenne in Form eines umgekehrten "L".

Bei den folgenden Antennen geht es schon zur Sache.

   
Bildunterschrift:
Bild links: Flächenantenne in umgekehrter "L" Form. Das ist der Antennentyp, der normalerweise an Bord von Schiffen verwendet wird.
(Wie diese Antenne im Deutschen heißt, habe ich vergessen)
Bild rechts: Prismatische Antenne (Reusenantenne) . Dieser Antennentyp empfiehlt sich in Städten, wo der Amateur über wenig Platz verfügt.

Jetzt kommen die Antennen, die die Herzen von Hauseigentümern/Vermietern höher schlagen lassen:

   
Bildunterschrift: Dreidrahtantenne an einem Wohnhaus mit einem Wandabstand von 1,5 m.

Dieser Anblick wird die Hausfrau begeistern:

   
Bildunterschrift: 2 Typen von Innenantennen.


Aber es kommt noch besser, nämlich bei den "Erden":

   
Bildunterschrift: Erdanschluss bestehend aus Kupferdrähten, die unterhalb der Antenne in Form eines "Gänsefußes" in die Erde eingegraben werden.

Falls die Hausherrin, nachdem ihr radiophiler Gatte die Rosenbeete umgepflügt hat, noch nicht den Entschluss gefasst hat, einen Scheidungsanwalt zu konsultieren, so dann vielleicht nach seiner ultimativen Idee zum Thema Radio-Erde:

   
Bildunterschrift: Erdanschluss bestehend aus einem unter der Antenne eingegrabenen metallischen Gitter.
Im Text steht, dass ein Gitter mit den Maßen 4 m x 2 m einen halben Meter tief in feuchtem Boden vergraben schon eine ganz exzellente Erde abgibt.

Tja, da mussten die Bettroste eben dran glauben. 
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#2
Hallo

Schöne Bilder, mich würde aber trotz Erdung mal interessieren, wie viele Blitzeinschläge es damals gab.
Das wird sich aber wohl leider nicht mehr feststellen lassen.
Gruß Helmut
----------------
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#3
Ich rate zur Innenantenne, die mit den vier radialen Drähten. Wetten, dass die bei allen gut ankommt...
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#4
Sehr schöne Bilder! Die vierdrahtige Innenantenne gibt es sogar heute noch ganz oft, nur dann als Halogen Beleuchtungssystem ausgelegt Smile
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#5
Danke Harald für die schönen Bilder und die Übersetzungen.! 
Wohl dem, der sich damals so eine Antennenanlage leisten und errichten konnte. 
Das Motto galt: Eine gute Antenne erspart eine Röhrenstufe!

Man lernt nie aus!  Smiley47 

Freundliche Grüße von Heiner.
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#6
Hallo Harald,
das sind sehr inspirierende Vorschläge. Nun muss "Mann" solche Antennensysteme nur noch gut der Dame des Hauses "verkaufen" - als Wäscheleinen vielleicht?  Smiley43
---
Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet...Dirk
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#7
in italienischen Städten mit engen Gassen z. B. Palermo oder Bellagio am Comer See o.ä. sieht man diese Wäscheleinen häufig. Wenn die wüssten. dass das auch Antennen sein könnten ...
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#8
Die Hausfrau ist BE-GEIS-TERT!!! Smiley34

Danke fürs zeigen Harald!
Gruß,
Uli
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#9
Spaß ist Spaß, aber so sahen die Radioantennen aus. Die Erdung auch. Die Antenne war käuflich zu erwerben mit 4 Porzellan Isolatoren und Erdungsschalter.- der schaltete die Antenne zu Erdung kurz, wenn das Gerät nicht an war, im offenen Zustand hatte er paar pF Kapazität. Aber das wissen alle alte Esel hier. Smile
Harald, danke für den Betrag und schönen Kommentaren.
Gruß,
Ivan
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#10
Na also,
wie in "Bild oben: Eindrahtantenne, an einem Baum beginnend und durch das Zentrum eines Fensterkreuzes direkt an die Eingangsbuchse des Empfängers führend. Solch eine Antenne ist besonders leicht zu installieren."
So in etwa habe ich meine Langdraht aufgebaut, als Wäscheleine....................wäre überlegenswert! Big Grin
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#11
Hallo Harald,

Vielen Dank für die schönen Bilder und Übersetzungen.

Interessant finde ich die Erdungen.
Heutzutage werden bei Amateurfunkern ja immer noch sternförmig verlegte Drähte oder Netze im Erdreich versenkt, um das letzte Quentchen Sendeleistung in den "Äther" zu kriegen.

Auch die Empfangsantennenkonstrukteure (tolles Wort Wink), wussten damals schon was sie machen...


Viele Grüße,

Axel Smile
Womit fährt der Norweger zur Mittagspause...?
...Na mit einem Fjord Siesta! Wink
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#12
(18.07.2018, 20:09)radioljub01 schrieb: Bildunterschrift: Erdanschluss bestehend aus einem unter der Antenne eingegrabenen metallischen Gitter.
Im Text steht, dass ein Gitter mit den Maßen 4 m x 2 m einen halben Meter tief in feuchtem Boden vergraben schon eine ganz exzellente Erde abgibt.
Tja, da mussten die Bettroste eben dran glauben. 

In diesem Fall muss man die richtigen Argumente liefern, so dass man noch eine viel bessere und größere Erdung bekommt:

Für die Freundin eines gepflegten Rasen ist es natürlich unerträglich, wenn ein Maulwurf das mühsam gepflegte Stück Garten umpflügt. Da die Methode des Wilhelm Busch, nämlich die Jagd und Erlegung des Tieres heutzutage aus Naturschutzgründen ausscheidet, muss eine andere Lösung gefunden werden:

Man legt vor der Neueinsaat des durch Hitze und Trockenheit verbrannten Rasen oder vor dem Verlegen des Rollrasen ein flächendeckendes Drahtschutzgitter unterhalb der Grasnarbe aus. Dieses Drahtgitter verhindert nachhaltig, dass der Maulwurf und die ihm folgenden Wühlmäuse den Rasen und Garten vernichtet. Als geschickter Radiobastler verbindet man dieses Drahtgitter natürlich über eine Leitung mit seinem Empfänger.

Wenn der Empfang dann noch verbessert werden muss, nimmt man die Gelegenheit wahr und wässert den Rasen ausgiebig. ...

Hinweis zur Umsetzung: Wenn die Gemahlin sich über den an den Tag gelegten Übereifer bei der Umsetzung wundert, riecht sie den Braten. Hier ist sicherlich das Pokerface gefragt. Smiley26
Viele Grüße

Franz Bernhard


... und die Radios laufen nicht weg.....
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#13
Und ab und zu setzt man das Drahtgitter noch unter Spannung, alles Ungeziefer würde dann nachhaltig verschwinden!  Big Grin  Smiley58
Viele Grüße aus Loccum, Wolfgang

Wer niemals fragt, bekommt nicht einmal ein Nein zur Antwort.

In Memorandum 2018
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#14
Man hat eben schon damals sehr viel Wert auf Antenne und Erde gelegt.

Vielen Dank für's Zeigen. Sehr schöne Bilder.
Immer guten Empfang und viele Grüße - Uwe
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#15
Jetzt erinnere ich mich, dass ich als Kind für meinen Volksempfänger einen Draht hatte, den ich an Mutters Wäscheleine angeschlossen habe.
Das waren so Betonphähle, am oberen Ende ein Loch, durch das kam der Wäschedraht. War kein Kupferdraht aber ging trotzdem. Oben aus dem Fenster und unten an den Wäschefraht.
Bei uns gab es unten im Fensterrahmen noch eine kleine Röhre, durch die das Schwitzwasser der Innenscheibe nach draußen ablaufen konnte. Da passte der Draht genau durch.
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#16
Hier noch ein Beispiel von Telefunken aus "Nesper: Der Radio-Amateur, 4.A., Springer, 1924"

   

Damals hatte man offensichtlich auch keine Angst vor Stromschlägen, wie ein Bild aus "Kappelmayer: Mit meinem Radio auf Du und Du" beweist. Man beachte den "interessanten" Anschluß der Lampe im Garten!

   

Dietmar
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#17
Danke, Dietmar, für die schönen Bilder.

Bei dem kuscheligen Picknick im Grünen hat der Künstler geflissentlich die Batteriekisten weggelassen. Da hatte der Herr so einiges zu schleppen.

Bei dem zweiten Bild stellen sich einem wirklich die Nackenhaare hoch! Aber es waren halt Aufbruchzeiten. Da nahm man einiges in Kauf.

Ich hätte hier noch ein Bild von der Titelseite der bekannten französischen illustrierten Zeitung "L' Illustration", und zwar von der Sonderausgabe "La TSF" vom 3. März 1923.  Der abgebildete Herr ist offenbar ein Sender-Operateur , der gerade mit der Morsetaste über die Pariser Sendestation Eiffelturm eine Nachricht aussendet.


     

Hat noch jemand schöne Bilder aus der Frühzeit des Radios?
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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#18
Eigentlich habe ich noch andere Bilder gesucht, aber bisher noch nicht gefunden.

Aber, wie seine Lordschaft sein Boot ausgerüstet hat, ist ja auch ganz amüsant.

   

Ich werde weiter suchen.
Dietmar
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#19
@Dietmar

Die Schrift erinnert mich an meine Schulzeit. Altdeutsche Schrift hatten wir tatsächlich noch als separates Schulfach. Lesen kann ich es noch, allerdings Schreiben nicht mehr....

Schöne Zeichnungen bzw. Bilder die hier eingestellt werden.

Heinz-Werner
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#20
Noch ein schönes Bild aus "L'Illustration" vom 3. März 1923... mit einer schnell aufzubauenden Whip.

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Bildunterschrift:

"Der ratlose Fahrer   -  Die Rettung erfolgt mit Hilfe der drahtlosen Telegraphie (TSF)  nach den Anweisungen des Mechanikers in der Stadt"

Der Begleittext:
Jeder weiß, dass in den Händen eines erfahrenen Fahrers das moderne Automobil keine Pannen mehr hat. Allenfalls erinnert ihn dann und wann ein Reifen daran, dass alles Glück hienieden zerbrechlich ist. Der Anfänger hingegen provoziert die Pannen selbst, sei es durch Ungeschicklichkeit oder durch Nachlässigkeit.
Und hier eine Szene in der Zukunft.
Weit entfernt vom Ausgangspunkt seiner Reise bleibt sein Wagen auf einer verlassenen Straße stehen - was tun, fragt sich der junge Reisende. Seine kleine Schwägerin lächelt schadenfroh. Aber seine Frau verliert wegen einer solchen Kleinigkeit nicht gleich den Kopf. Schnell ein Anruf beim nächsten Automechaniker - in 28 km Entfernung. "Hallo, ich schreibe mit .. habe  ich sie richtig verstanden? Sie sagten, dass ich zunächst den Splint von der Kontermutter entfernen muss, die den Bolzen der Gaspedalschelle sichert?.... DANKE!"

In einigen Wochen wird ihm der Funkapparat, den er in seinem Wagen mitführt natürlich nicht mehr dazu dienen, ihn aus misslichen Situationen zu retten, da unser Freund mittlerweile erfahren ist und nicht mehr von Pannen heimgesucht wird. Nein! Nun wird ihm der Apparat dazu dienen, seinen Kameraden beim fröhlichen Beisammensein im Grünen dem Monolog eines Vortragskünstlers oder einem Oboen- und Violinenkonzert zu lauschen, das man ihm über eine große Antenne zuschickt - von weit her - aus 300 km Entfernung.

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Was ist hier besonders ... neben der tollen Whip-Antenne und dem schicken Hut der feixenden Schwägerin? Während der Herr mit seiner Rohrzange blöd in der Gegend herumsteht, ergreift seine Frau die Initiative. Frauen-Power!
Grüsse aus Karlsruhe,
Harald
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