Servus,
Ich hatte es ja schon angedeutet, nach klein kommt gross. Vorstellen möchte ich euch Röhren, speziell Eine davon, aber es gab eine ganze Röhrenserie davon, die mit POSITIVER GITTERVORSPANNUNG arbeiteten bzw immer noch arbeiten, z. B. bei mir zu Hause. Der rasante Fortschritt in der Röhrentechnik, speziell in der Sendertechnik, führte in den 30-iger Jahren zu Leistungstrioden in NF-Modulatoren und Sendeendstufen bei Frequenzen bis etwa auf 30 Mhz. Solche Trioden Gegentakt Endstufen erreichten klaglos auch zig Kilowatt an Leistung, bevor sie dann in den 40-iger Jahren durch Tetroden bzw. Pentoden wegen des besseren Wirkungsgrades abgelöst wurden. Doch verblieb ein grosser Vorteil der alten Trioden, nämlich ihr einfacher und sehr robuster Systemaufbau sowie ihre Langzeit Lebensdauer im Betrieb. Vorwiegend in Modulatoren wurden sie sogar noch bis weit in den 40-iger Jahren verwendet, bei Amateurfunkern, bei Rundfunksendern und natürlich klar: beim Militär, hauptsächlich in der US-Navy.
Diese Trioden, positive grid tubes genannt, benötigten nicht nur eine positive Gittervorspannung sondern auch eine Gitterleistung von bis zu 3-4 Watt- Spitze, in Dauerstrichleistung in etwa 5 Watt. Ihre Anodenverlustleistung liegt zwischen 90 Watt und 110 W, natürlich bei Anodenspannungen bis zu 1250 V. Mit 2 von diesen Trioden in Gegentakt standen dann schon mal bummelige 400 Watt zur Verfügung. Nun, dagegen ist eine heutige EL34 wirklich eine Peanut Röhre oder auf deutsch eine bessere Knallerbse. Ausser den o.ä. Verwendern und Istitutionen gibt es dann auch noch solche Verrückte wie mich, die mit solchen Exoten unbedingt etwas bauen wollen. Als ich noch jünger war, baute ich viele Verstärker, aber schon bald wurden diese Lösungen mit EL84, EL34 und EL156 einfach nur langweilig und waren einfach keine Herausforderung mehr. Ein gewisser Herr Shishido in Japan faszinierte mich mit seinen Ideen, er holte aus einer dieser Trioden in Klasse A Schaltung 25W beste NF-Leistung heraus. Von EL34 und EL156 und deren Anodenspannungen von 800V war der Sprung auf 1000V Anodenspannung auch keine Herausforderung mehr, alles eine Frage des Trafos und des Gleichrichters. Aber wie brachte man diese Trioden "aus dem Knick", will heissen, wie kitzelt man dort die Leistung heraus? Nach so einigen unbefriedigenden Lösungen wie EL34 als Kathodenfolger verblieb nur noch Eines: Trafokopplung mit Zwischenübertrager, gegenphasige Polung der Wicklungen um die magnetische Sättigung des Trafokernes zu vermeiden, Plus 24 V Gittervorspannung auf das Steuergitter der Triode, 900V-1000V Anodenspannung auf die dicke Graphitanode und die "Wuchtbrumme" feuerte bei ca 30Hz Frequenz die ersten Membranen aus den Boxen.
ZEIT DAS GEHEIMNIS ZU LÜFTEN:
Ich rede davon, eine 838 Triode, Heizleistung 10V 3,25A sprich 32,5W, Anodenverlustleistung 100W. Es gibt eine Schwestertriode die 805, sie hat den Anodenanschluss oben. Bauhöhe ca. 20 cm, Kolbendurchmesser 6 cm, Graphitanode, aber selbst die fängt nach 1-2 Stunden Betriebszeit leicht an zu glühen, was sie aber auch darf.
Das Ergebnis sieht dann so aus, seit 15 Jahren verrichtet der Verstärker brav seinen Dienst und mehr als 25W pro Kanal braucht man im Wohnzimmer ja nun wirklich nicht. Er arbeitet mit relativ gezähmten Einstelldaten, Ua 900V bei 100mA Ia, ca.3W Gitterleistung bei 24,5V Ug1, also mit Pverlust von 93W pro Röhre, Vorstufe Doppeltriode 6EM7 in kondensatorloser Loftin White Kopplung, Zwischenübertrager Lundahl, Ausgangsübertrager EI130, Netztrafo EI150, HG-Gleichrichter 2x866 mit zweifacher Einschaltverzögerung der Ua u.a. mit thermodynamischen SR12 Schaltrelais und Omron Industrierelais unter dem Chassis, die 866 mögen keine dicken Elkos, also muss man die erst einmal langsam laden.
Ich bin nun mal leicht verrückt, aber ich mag den warmen Triodenklang.
Auszug:
Interessant sind die Einstelldiagramme dieser Röhren, an die Angaben, wieviel Milliampere Gitterstrom diese Röhren ziehen, muss man sich erst gewöhnen und gut einlesen.
Betriebsbilder:
Hier wird vorgeheizt
Dann schalten nach ca. 1 Minute die Queckies zu
Und bei 900V fühlen sich dann die Trioden richtig wohl
Wie ich weiter oben bereits anmerkte und auch im 2.Beitrag zur 215A schon andeutete, blieben diese Art Trioden auch im 2. Weltkrieg von grosser Bedeutung bei der US-Navy. Sie waren das wichtige Bindeglied zwischen der Radarerfassung, den Schiffssensoren (Rollen, Stampfen, Schlingern) und den Servo-Richtmotoren der schweren Turmgeschütze. Die Überlegenheit der US-Radartechnik war ab 1942 absolut, vor allem bei der Navy. Will man ein gegnerisches Schiff treffen, vor allem nachts oder bei schlechtem Wetter, muss das Radar exakte Daten liefern, über Entfernung, Seitenwinkel, gegnerische Fahrgeschwindigkeit und Kurs also Vorhaltewinkel der eigenen Geschütze. Zudem muss es seine eigene Daten verarbeiten: Schlingern, Stampfen, Rollen in der See des eigenen Schiffes und diese Informationen ununterbrochen an die Servomotore der Richteinrichtungen der Turmgeschütze übermitteln. Dazu brauchte man Mehrton Modulatoren, die die eingehenden Signale verarbeiteten und verstärkten. Elektromechanische Lösungen waren dafür viel zu langsam, man benötigte elektronische Einrichtungen und verwendete diese äusserst robusten Trioden 838 oder 805 in gewaltigen Gegentakt Modulatoren, die direkt die Servomotoren der Richteinrichtungen steuerten. Selbst der Abschuss der Zwillings- oder Drillingstürme erfolgte automatisch in dem kurzen Moment, wenn der Rechner entschied: Jetzt!
Gegen diese Technik hatte die japanische Marine absolut keine Chance mehr, für die US-Navy war das schon eine Art Tontauben-Schiessen und erklärt demnach die hohen Verluste der kaiserlichen Marine.
Und so blieben diese alten Trioden noch lange im Dienst und wurden erst in den fünfziger Jahren nach und nach gegen neuere Technik ausgewechselt.
Bis sie dann von einigen Verrückten (dazu gehöre auch ich) wieder entdeckt wurden.
Ich hatte es ja schon angedeutet, nach klein kommt gross. Vorstellen möchte ich euch Röhren, speziell Eine davon, aber es gab eine ganze Röhrenserie davon, die mit POSITIVER GITTERVORSPANNUNG arbeiteten bzw immer noch arbeiten, z. B. bei mir zu Hause. Der rasante Fortschritt in der Röhrentechnik, speziell in der Sendertechnik, führte in den 30-iger Jahren zu Leistungstrioden in NF-Modulatoren und Sendeendstufen bei Frequenzen bis etwa auf 30 Mhz. Solche Trioden Gegentakt Endstufen erreichten klaglos auch zig Kilowatt an Leistung, bevor sie dann in den 40-iger Jahren durch Tetroden bzw. Pentoden wegen des besseren Wirkungsgrades abgelöst wurden. Doch verblieb ein grosser Vorteil der alten Trioden, nämlich ihr einfacher und sehr robuster Systemaufbau sowie ihre Langzeit Lebensdauer im Betrieb. Vorwiegend in Modulatoren wurden sie sogar noch bis weit in den 40-iger Jahren verwendet, bei Amateurfunkern, bei Rundfunksendern und natürlich klar: beim Militär, hauptsächlich in der US-Navy.
Diese Trioden, positive grid tubes genannt, benötigten nicht nur eine positive Gittervorspannung sondern auch eine Gitterleistung von bis zu 3-4 Watt- Spitze, in Dauerstrichleistung in etwa 5 Watt. Ihre Anodenverlustleistung liegt zwischen 90 Watt und 110 W, natürlich bei Anodenspannungen bis zu 1250 V. Mit 2 von diesen Trioden in Gegentakt standen dann schon mal bummelige 400 Watt zur Verfügung. Nun, dagegen ist eine heutige EL34 wirklich eine Peanut Röhre oder auf deutsch eine bessere Knallerbse. Ausser den o.ä. Verwendern und Istitutionen gibt es dann auch noch solche Verrückte wie mich, die mit solchen Exoten unbedingt etwas bauen wollen. Als ich noch jünger war, baute ich viele Verstärker, aber schon bald wurden diese Lösungen mit EL84, EL34 und EL156 einfach nur langweilig und waren einfach keine Herausforderung mehr. Ein gewisser Herr Shishido in Japan faszinierte mich mit seinen Ideen, er holte aus einer dieser Trioden in Klasse A Schaltung 25W beste NF-Leistung heraus. Von EL34 und EL156 und deren Anodenspannungen von 800V war der Sprung auf 1000V Anodenspannung auch keine Herausforderung mehr, alles eine Frage des Trafos und des Gleichrichters. Aber wie brachte man diese Trioden "aus dem Knick", will heissen, wie kitzelt man dort die Leistung heraus? Nach so einigen unbefriedigenden Lösungen wie EL34 als Kathodenfolger verblieb nur noch Eines: Trafokopplung mit Zwischenübertrager, gegenphasige Polung der Wicklungen um die magnetische Sättigung des Trafokernes zu vermeiden, Plus 24 V Gittervorspannung auf das Steuergitter der Triode, 900V-1000V Anodenspannung auf die dicke Graphitanode und die "Wuchtbrumme" feuerte bei ca 30Hz Frequenz die ersten Membranen aus den Boxen.
ZEIT DAS GEHEIMNIS ZU LÜFTEN:
Ich rede davon, eine 838 Triode, Heizleistung 10V 3,25A sprich 32,5W, Anodenverlustleistung 100W. Es gibt eine Schwestertriode die 805, sie hat den Anodenanschluss oben. Bauhöhe ca. 20 cm, Kolbendurchmesser 6 cm, Graphitanode, aber selbst die fängt nach 1-2 Stunden Betriebszeit leicht an zu glühen, was sie aber auch darf.
Das Ergebnis sieht dann so aus, seit 15 Jahren verrichtet der Verstärker brav seinen Dienst und mehr als 25W pro Kanal braucht man im Wohnzimmer ja nun wirklich nicht. Er arbeitet mit relativ gezähmten Einstelldaten, Ua 900V bei 100mA Ia, ca.3W Gitterleistung bei 24,5V Ug1, also mit Pverlust von 93W pro Röhre, Vorstufe Doppeltriode 6EM7 in kondensatorloser Loftin White Kopplung, Zwischenübertrager Lundahl, Ausgangsübertrager EI130, Netztrafo EI150, HG-Gleichrichter 2x866 mit zweifacher Einschaltverzögerung der Ua u.a. mit thermodynamischen SR12 Schaltrelais und Omron Industrierelais unter dem Chassis, die 866 mögen keine dicken Elkos, also muss man die erst einmal langsam laden.
Ich bin nun mal leicht verrückt, aber ich mag den warmen Triodenklang.
Auszug:
Interessant sind die Einstelldiagramme dieser Röhren, an die Angaben, wieviel Milliampere Gitterstrom diese Röhren ziehen, muss man sich erst gewöhnen und gut einlesen.
Betriebsbilder:
Hier wird vorgeheizt
Dann schalten nach ca. 1 Minute die Queckies zu
Und bei 900V fühlen sich dann die Trioden richtig wohl
Wie ich weiter oben bereits anmerkte und auch im 2.Beitrag zur 215A schon andeutete, blieben diese Art Trioden auch im 2. Weltkrieg von grosser Bedeutung bei der US-Navy. Sie waren das wichtige Bindeglied zwischen der Radarerfassung, den Schiffssensoren (Rollen, Stampfen, Schlingern) und den Servo-Richtmotoren der schweren Turmgeschütze. Die Überlegenheit der US-Radartechnik war ab 1942 absolut, vor allem bei der Navy. Will man ein gegnerisches Schiff treffen, vor allem nachts oder bei schlechtem Wetter, muss das Radar exakte Daten liefern, über Entfernung, Seitenwinkel, gegnerische Fahrgeschwindigkeit und Kurs also Vorhaltewinkel der eigenen Geschütze. Zudem muss es seine eigene Daten verarbeiten: Schlingern, Stampfen, Rollen in der See des eigenen Schiffes und diese Informationen ununterbrochen an die Servomotore der Richteinrichtungen der Turmgeschütze übermitteln. Dazu brauchte man Mehrton Modulatoren, die die eingehenden Signale verarbeiteten und verstärkten. Elektromechanische Lösungen waren dafür viel zu langsam, man benötigte elektronische Einrichtungen und verwendete diese äusserst robusten Trioden 838 oder 805 in gewaltigen Gegentakt Modulatoren, die direkt die Servomotoren der Richteinrichtungen steuerten. Selbst der Abschuss der Zwillings- oder Drillingstürme erfolgte automatisch in dem kurzen Moment, wenn der Rechner entschied: Jetzt!
Gegen diese Technik hatte die japanische Marine absolut keine Chance mehr, für die US-Navy war das schon eine Art Tontauben-Schiessen und erklärt demnach die hohen Verluste der kaiserlichen Marine.
Und so blieben diese alten Trioden noch lange im Dienst und wurden erst in den fünfziger Jahren nach und nach gegen neuere Technik ausgewechselt.
Bis sie dann von einigen Verrückten (dazu gehöre auch ich) wieder entdeckt wurden.
Gruss, Volker