02.08.2018, 17:01
Im Jahr 1969 brachte Blaupunkt das Tisch-Wand-Radio Uppsala auf den Markt. Verglichen mit den anderen Geräten, über die hier meisten geschrieben wird, handelt es sich hier um ein junges Exemplar, was aber nun auch schon fast 50 Jahre alt ist – daher „halbantik“.
Das war die Katalogseite im Prospekt „Das ist Blaupunkt“:
Interessant ist, dass es sich um ein Radio handelt, welches man auf dem Tisch betreiben oder aber auch an die Wand hängen kann – dazu sind im Gehäuseboden zwei Löcher vorgesehen.
Was das Gerät damals kostete, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Vielleicht kennt einer von euch eine entsprechende Quelle zum Nachschauen.
Das Gerät bekam ich mit dem Hinweis: Keine Funktion!
Also wurde es vor dem Einschalten zunächst geöffnet und der Staub entfernt.
Da augenscheinlich keine Bauteile als defekt zu entdecken waren, habe ich zunächst vorsichtshalber die Plusleitung der Netzteil-Ausgangsspannung abgelötet und die Netzteil-Ausgangsspannung gemessen: 0 V. Also ein Netzteilfehler. Das Netzteil ist mit einer Zweiweggleichrichtung (X301, X302) aufgebaut; dieser folgt eine konventionelle Längsstabilisierung mit Z-Diode ZD11 und Längstransistor (AD161). Die gemessenen Spannungen sind im folgenden Schaltbildausschnitt rot eingetragen. Die Spannung an der Z-Diode musste 11V betragen und war somit ok. Am Kollektor des AD161 waren 21V zu messen; am Emitter war keine Spannung feststellbar. Der Transistor hatte somit eine Unterbrechung der Kollektor-Emitter-Strecke. Mit einem neuen Transistor waren 11,3 V am Emitter zu messen; dies war ok.
Netzteil.jpg (Größe: 36,1 KB / Downloads: 381)
Leider funktionierte das Gerät aber nicht. Eine Brummprobe am Lautstärkepoti zeigte ein funktionierendes NF-Teil.
Jetzt wurde ein moduliertes FM-Signal vom Messsender mit f = 10,7 MHz am Eingang des ZF-Teils (Punkt F) eingespeist. Da nichts zu hören war, musste der Fehler im ZF-Teil liegen. Der ZF-Verstärker ist dreistufig mit Transistoren aufgebaut. Das ZF-Signal wurde jetzt nacheinander jeweils auf den Basisanschluss der Transistoren gegeben. Da am Kollektor des zweiten ZF-Transistors (V202 = BF343) ein Signal im Lautsprecher zu hören war und beim Einspeisen des Signals an der Basis der Ton verschwand, sollte zumindest hier ein Fehler vorliegen. Die Gleichspannungen an diesem Transistor waren zu hoch, aber eine eindeutige Aussage bzgl. eines defekten Bauteils war dadurch nicht möglich. Der Transistor wurde erneuert und damit spielt mein Radio wieder. Da kein BF343 verfügbar war, habe ich ihn durch einen BF324 ersetzt.
Hier die beiden Übeltäter:
Die Gesamtschaltung des Gerätes zeigt das folgende Schaltbild.
Die einzelnen Stufen habe ich verschiedenfarbig eingerahmt:
Rot: Tuner
Blau: ZF-Teil
Grün: Demodulation (Ratiodetektor)
Dunkelbraun: NF-Teil
Hellbraun: Netzteil
Magenta: Oszillator zur Abstimmspannungserzeugung
Cyan: Abstimmpotis (Preomat)
Der Tuner ist mit einer abstimmbaren Vorstufe (V101) und einer selbstschwingenden Mischstufe (V102) aufgebaut. Das Gerät ist mit einer „Netz“-Antenne ausgestattet. Die Netzzuleitung wirkt als Antenne und liefert ihre Antennenspannung über C305 (47 pF) an den Eingangstransistor BF185. Dieser Transistor arbeitet in Basisschaltung. Bei dieser Grundschaltung ist die Schwingneigung am geringsten; außerdem wird die niedrige Eingangsimpedanz an die Mischstufe angepasst. Im Kollektorkreis liegt der abstimmbare Zwischenkreis (L103, C112 und X102). Die Abstimmspannung wird über R107 und R101 bzw. Anschluss B von den Abstimmpotis zugeführt.
Der Oszillatorschwingkreis besteht aus L104, C119 und X103. Die Abstimmspannung gelangt über R111 an die Varicap X103. C118 (2 pF) und C115 (47 pF) bilden einen Spannungsteiler, über den die Rückkopplung des Oszillators erfolgt. Die ZF-Spannung wird über den Trafo L105/L106 bzw. Anschluss F auf den ZF-Verstärker gegeben.
Der dreistufige ZF-Verstärker enthält die Transistoren V101 – V103. Jede dieser Transistorstufen arbeitet auf einen ZF-Schwingkreis. Nach dem dritten ZF-Transistor folgt ein Ratiodetektor zur Demodulation. Sein Ausgangssignal gelangt dann über C227 auf den Lautstärkeregler im NF-Teil.
Die Erzeugung der Abstimmspannung für die Kapazitätsdioden im Tuner ist evtl. noch erwähnenswert. Um die Dioden über einen weiten Bereich in ihrer Kapazität verändern zu können, benötigt man relativ hohe Gleichspannungen. Meistens liegen diese in der Größenordnung von ca. 2 …. 30 V. Der benötigte Strom ist sehr gering, da die Kapazitätsdioden ja in Sperrrichtung betrieben werden. Zur Erzeugung dieser Spannung wurde hier ein Oszillator (V206) gebaut. Er schwingt mit einer Frequenz von ca. 12 kHz (siehe nachfolgendes Oszillogramm). Das Oszillogramm wurde an der Kathode von X205 (roter Pfeil) aufgenommen. Diese 12-kHz-Wechselspannung wird dann mit X205 gleichgerichtet und mit der Siebkette C220/221 und R231 geglättet. Da die Frequenz relativ hoch ist, kommt man mit kleinen Kapazitäten (0,15 uF) aus. Aus diesem Wechselspannungsgenerator (=Oszillator) wird übrigens auch die Basisspannung für den Mischtransistor gewonnen. Die Gleichrichtung erfolgt mit X204.
oszillator.jpg (Größe: 54,51 KB / Downloads: 375)
Vielleicht ist diese Beschreibung dem einen oder anderen viel zu ausführlich und detalliert (es geht noch wesentlich genauer!). Mir erschien es sinnvoll, auch mal ein Transistorgerät vorzustellen ….. ganz besonders wenn es schon ein halbes Jahrhundert alt ist.
Das war die Katalogseite im Prospekt „Das ist Blaupunkt“:
Interessant ist, dass es sich um ein Radio handelt, welches man auf dem Tisch betreiben oder aber auch an die Wand hängen kann – dazu sind im Gehäuseboden zwei Löcher vorgesehen.
Was das Gerät damals kostete, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Vielleicht kennt einer von euch eine entsprechende Quelle zum Nachschauen.
Das Gerät bekam ich mit dem Hinweis: Keine Funktion!
Also wurde es vor dem Einschalten zunächst geöffnet und der Staub entfernt.
Da augenscheinlich keine Bauteile als defekt zu entdecken waren, habe ich zunächst vorsichtshalber die Plusleitung der Netzteil-Ausgangsspannung abgelötet und die Netzteil-Ausgangsspannung gemessen: 0 V. Also ein Netzteilfehler. Das Netzteil ist mit einer Zweiweggleichrichtung (X301, X302) aufgebaut; dieser folgt eine konventionelle Längsstabilisierung mit Z-Diode ZD11 und Längstransistor (AD161). Die gemessenen Spannungen sind im folgenden Schaltbildausschnitt rot eingetragen. Die Spannung an der Z-Diode musste 11V betragen und war somit ok. Am Kollektor des AD161 waren 21V zu messen; am Emitter war keine Spannung feststellbar. Der Transistor hatte somit eine Unterbrechung der Kollektor-Emitter-Strecke. Mit einem neuen Transistor waren 11,3 V am Emitter zu messen; dies war ok.
Netzteil.jpg (Größe: 36,1 KB / Downloads: 381)
Leider funktionierte das Gerät aber nicht. Eine Brummprobe am Lautstärkepoti zeigte ein funktionierendes NF-Teil.
Jetzt wurde ein moduliertes FM-Signal vom Messsender mit f = 10,7 MHz am Eingang des ZF-Teils (Punkt F) eingespeist. Da nichts zu hören war, musste der Fehler im ZF-Teil liegen. Der ZF-Verstärker ist dreistufig mit Transistoren aufgebaut. Das ZF-Signal wurde jetzt nacheinander jeweils auf den Basisanschluss der Transistoren gegeben. Da am Kollektor des zweiten ZF-Transistors (V202 = BF343) ein Signal im Lautsprecher zu hören war und beim Einspeisen des Signals an der Basis der Ton verschwand, sollte zumindest hier ein Fehler vorliegen. Die Gleichspannungen an diesem Transistor waren zu hoch, aber eine eindeutige Aussage bzgl. eines defekten Bauteils war dadurch nicht möglich. Der Transistor wurde erneuert und damit spielt mein Radio wieder. Da kein BF343 verfügbar war, habe ich ihn durch einen BF324 ersetzt.
Hier die beiden Übeltäter:
Die Gesamtschaltung des Gerätes zeigt das folgende Schaltbild.
Die einzelnen Stufen habe ich verschiedenfarbig eingerahmt:
Rot: Tuner
Blau: ZF-Teil
Grün: Demodulation (Ratiodetektor)
Dunkelbraun: NF-Teil
Hellbraun: Netzteil
Magenta: Oszillator zur Abstimmspannungserzeugung
Cyan: Abstimmpotis (Preomat)
Der Tuner ist mit einer abstimmbaren Vorstufe (V101) und einer selbstschwingenden Mischstufe (V102) aufgebaut. Das Gerät ist mit einer „Netz“-Antenne ausgestattet. Die Netzzuleitung wirkt als Antenne und liefert ihre Antennenspannung über C305 (47 pF) an den Eingangstransistor BF185. Dieser Transistor arbeitet in Basisschaltung. Bei dieser Grundschaltung ist die Schwingneigung am geringsten; außerdem wird die niedrige Eingangsimpedanz an die Mischstufe angepasst. Im Kollektorkreis liegt der abstimmbare Zwischenkreis (L103, C112 und X102). Die Abstimmspannung wird über R107 und R101 bzw. Anschluss B von den Abstimmpotis zugeführt.
Der Oszillatorschwingkreis besteht aus L104, C119 und X103. Die Abstimmspannung gelangt über R111 an die Varicap X103. C118 (2 pF) und C115 (47 pF) bilden einen Spannungsteiler, über den die Rückkopplung des Oszillators erfolgt. Die ZF-Spannung wird über den Trafo L105/L106 bzw. Anschluss F auf den ZF-Verstärker gegeben.
Der dreistufige ZF-Verstärker enthält die Transistoren V101 – V103. Jede dieser Transistorstufen arbeitet auf einen ZF-Schwingkreis. Nach dem dritten ZF-Transistor folgt ein Ratiodetektor zur Demodulation. Sein Ausgangssignal gelangt dann über C227 auf den Lautstärkeregler im NF-Teil.
Die Erzeugung der Abstimmspannung für die Kapazitätsdioden im Tuner ist evtl. noch erwähnenswert. Um die Dioden über einen weiten Bereich in ihrer Kapazität verändern zu können, benötigt man relativ hohe Gleichspannungen. Meistens liegen diese in der Größenordnung von ca. 2 …. 30 V. Der benötigte Strom ist sehr gering, da die Kapazitätsdioden ja in Sperrrichtung betrieben werden. Zur Erzeugung dieser Spannung wurde hier ein Oszillator (V206) gebaut. Er schwingt mit einer Frequenz von ca. 12 kHz (siehe nachfolgendes Oszillogramm). Das Oszillogramm wurde an der Kathode von X205 (roter Pfeil) aufgenommen. Diese 12-kHz-Wechselspannung wird dann mit X205 gleichgerichtet und mit der Siebkette C220/221 und R231 geglättet. Da die Frequenz relativ hoch ist, kommt man mit kleinen Kapazitäten (0,15 uF) aus. Aus diesem Wechselspannungsgenerator (=Oszillator) wird übrigens auch die Basisspannung für den Mischtransistor gewonnen. Die Gleichrichtung erfolgt mit X204.
oszillator.jpg (Größe: 54,51 KB / Downloads: 375)
Vielleicht ist diese Beschreibung dem einen oder anderen viel zu ausführlich und detalliert (es geht noch wesentlich genauer!). Mir erschien es sinnvoll, auch mal ein Transistorgerät vorzustellen ….. ganz besonders wenn es schon ein halbes Jahrhundert alt ist.
Grüße aus dem Odenwald,
Werner
Lesen gefährdet die Dummheit!
Werner
Lesen gefährdet die Dummheit!