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Entrosten mit Oxalsäure
#1
Hallo Freunde,

wer mich kennt, der weiß, dass ich mich am Liebsten um ganz hoffnungslose Radiofälle, gerne aus den 30 er Jahren kümmere.

Leider ist heute, nach teilweise über 80 Jahren, die Substanz dieser Geräte sehr angegriffen. Über die Substanz der Gehäuse habe ich Euch hier ja schon sehr viel geschrieben.

Leider ergibt sich im Innenbereich (Chassis) ein Problem, um das ich mir immer wieder mal den Kopf zerbreche. Es ist der mehr oder weniger starke Rostbefall.

Auch hier haben wir bereits viele Möglichkeiten erörtert. Mechanisch Abschleifen. Die wohl einfachste Methode.
Die Elektrolyse. Also entrosten auf elektrischem Wege.
Die radikalste aller Lösungen: Entrosten mit Salzsäure.
Entrosten mit Rostumwandler.

Ihr seht ja selber, es gibt viele Methoden, den Rost los zu werden. Problem: Um das gründlich zu machen, muss das Chassis am Besten abgeräumt werden. Und trotzdem ergibt sich meistens in den Ritzen und Kanten eine Riesen-Schweinerei . Auch läßt sich nicht umgehen, dass der Dreck durch die Ritzen nach unten ins Chassis dringt. Außerdem erfordert eine entfernung des Rost's eine anschließende Versiegelung des Chassis mit Zinkspray. Was noch nicht versaut wurde, wird hier, auch wenn abgeklebt wurde, spätestens versaut.

Ich begab mich mal wieder auf die Suche nach neuen Möglichkeiten. Ich wurde bei den Sammlern von Kriegshinterlassenschaften fündig. Hier wurde die Oxalsäure hoch gelobt. Verrostete Stahlhelme z. B. der Wehrmacht und ihrer Organisationen besitzen seitliche Hoheitszeichen. In den Helmen befinden sich Lederauskleidungen. Bei den oben genannten Radikalkuren würden diese Einzelheiten unwiderbringlich zerstört. Angeblich nicht bei der Anwendung von Oxalsäure. Besagtes Zubehör soll nicht angegriffen werden. Ebenso verhält es sich bei Koppeln. Die Schließe wird rostfrei, das Leder bleibt erhalten.

Das wollte ich ausprobieren. Viele von meinen Besuchern kennen ein rostiges Radiochassis, das ich schon lange stehen habe. Es ist für meinen Mende Weltklasse WK bestimmt.

Lange steht es hier, weil ich keine Lust hatte, das gesamte Chassis zu entkernen, entrosten und mit Zinkspray zu lackieren. Ich mache Euch neugierig? Laßt uns auf das Thema Mende Weltklasse demnächst in einem separaten Thread zurück kommen.

Das Chassis von meinem Mende Weltklasse war nur noch ein Rostklumpen. Ein absoluter Totalschaden. Ich benötige also dieses Chassis im schönen zustand und werde zugekaufte Teile für das Chassis hier verwenden. Auch davon dann mehr.

Ich habe von diesem Chassis den Drehko vollständig entfernt. Alle anderen Teile wurden gelöst und etwas angehoben. Nun kam besagte Oxalsäure ins Spiel. Man nimmt 1 Teil Oxalsäure (Pulver) und bei starker Verrostung 5 Teile Wasser. Schön verrühren.
Jetzt habe ich das komplette Chassis mit dem Gemisch bestrichen. Nach einer halben Stunde habe ich meinen Augen kaum getraut. Der Rost löst sich regelrecht auf. Ich habe dann mit etwas feinster Stahlwolle gearbeitet. Dann noch mal für eine halbe Stunde Oxalsäure. Man glaubt es nicht - der Rost ist verschwunden. Ohne Sauerei anzurichten.

Nun habe ich einen feuchten Lappen und Bref verwendet. Das Chassis muss danach neutralisiert werden. Ebenso, wie bei der Salzsäure wird das Metall weiß. Nach der Bref-Behandlung habe ich das Chassis sorgfältig abgerieben.

Man hat jetzt mehrere Möglichkeiten. Man könnte das Chassis so lassen und mit Zapponlack versiegeln. So erhält das Chassis einen seidenmatten Glanz. Ich habe mich für Silban entschieden. Das Mittel wird nur sehr spartanisch aufgetragen. Das Chassis erhält einen sehr schönen Silberglanz. Hinterher noch mal mit einem sehr weichen tuch aufpolieren. Sieht sehr schön aus.

Ich muss sagen, ich hatte diesem Versuch nicht viel zugetraut. Aber das Ergebnis ist doch beeindruckend.

Schaut mal auf die Bilder:

   

   

Hier das arg verrostete Chassis von vorne und von hinten, schon ohne Drehko

   

   

   

Hier sieht man, wie gut das Mittel gewirkt hat. Der Rost ist verschwunden.

   

Nach der Behandlung mit Silban. So sieht das Chassis wieder sehr schön aus.

Vielleicht konnte ich hier dem Einen oder Anderen von Euch eine interessante Anregung geben.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Ein Hinweis noch an Ivan:

Mit Oxalsäure kann man auch schwarze Flecken im Holz beseitigen. Vielleicht kann man das mal bei Deinem Holzgehäuse versuchen?
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#3
Das ist ja sehr interessant, habe es gleich mal bestellt.
Ich suche sowas für die Entrostung von Fahrzeugteilen. Abschleifen geht zwar auch aber man kommt nicht in alle Ecken und Kanten.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#4
Hallo Andreas. Ein beeindruckendes Ergebnis, vielen Dank für den Tipp.
Mit was hast Du das Chassis nach der Säurebehandlung neutralisiert?
Irgendwas alkalisches?

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#5
Habe das Mittel auch schon erfolgreich bei der Beseitigung von Rostflecken in Gelcoat Oberflächen und auf Niro Teilen von Booten eingesetzt.
Gruß Franz
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#6
Wurde das Säuregemisch mit einem Pinsel aufgetragen? Und ist das Chassis nach der halben Stunde noch sehr feucht?
Das Ergebnis ist wirklich beeindruckend.
Immer guten Empfang und viele Grüße - Uwe
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#7
Hallo, Andreas,
Ich kenne die Oxalsäure von meinem Opa, er hatte Bienen. Und in der Tat, die Oma nutzte die für entfernen von Blutflecken von den Kleider. Ich muss mal Montag prüfen, was mein Maler zur Rostbehandlung an die Stahlbetonwände und Decken nutzt. Wir haben vor kurzem so ein Problem.
... Ist wirklich besser als den Rostumwandler? Der hat Phosphorsäure. Ich nutze ihn indem ich erst mit Fettlöser das Chassis entfette. Und danach mache ich wieder so eine wilde Mischung von Fettlöscher und Rostumwandler auf dem Lapen. Der Rosst geht weg. Nur dann sieht das Metal auch unschön aus und muss behandelt werden - Zinkspray z.B. Im Grunde sind der Rost und Dreck nicht mein Freund - wieso habe ich mir dieses Hobby eingejagt, weiß ich selber nicht.

Dein Chassis sieht Klasse aus, wenn es mit wenig Arbeit zu erreichen ist, ist von Vorteil. Wo kaufst Du die Säure?
Gruß,
Ivan
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#8
Hallo Freunde,

ja, das Thema stößt doch auf Resonanz. Wirklich, es ist ganz einfach damit zu arbeiten. Die Säure greift wirklich keine Materialien an. Sie nimmt nur den Rost. Natürlich habe ich aufgepaßt, dass sie nicht mit Spulen, Trafowicklungen etc. in Berührung kommt. Man weiß ja nie. Die hinten befindlichen Pertinaxbuchsen wurden nicht angegriffen. Trotzdem habe ich auch hier aufgepaßt, dass nicht zu viel Zeug dort dran kommt.

Frank, für Autoteile, die nur aus Metall bestehen, würde ich gleich Salzsäure aus dem Baumarkt nehmen. Da kann man sehen, wie sich der Rost sofort löst. Es sei denn, da sind Kunststoffteile etc. dran. Dann ist Oxalsäure die bessere Wahl. Bei Salzsäure nur aufpassen. Niemals Wasser auf die Säure geben! Ich lege die Teile in einen Maurerkübel. Pinsle mit Salzsäure ein. Danach das Teil auskippen. Auf den Rasen o. Ä. Trocknen lassen. Maurerkübel überstülpen. Jetzt mit Wasser reinigen. Wie gesagt - sehr sehr vorsichtig vorgehen.

XXXXXXXXXX Achtung!! Sehr gefährlich! Bitte informiert Euch vor der Anwendung! Niemals entstehende Dämpfe einatmen. Dieses Verfahren kann die Gesundheit nachhaltig schädigen! XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Oxalsäure kann man mit dem Pinsel auftragen. Da verdunstet auch nichts. Hinterher wird neutralisiert. Ich habe das mit Bref und einem nassen Lappen gemacht, Wilhelm. Vielleicht geht das noch anders?

Diese Säure kann man bei ebay für wenig Geld in Pulverform bestellen. Hier gilt: Versuch macht klug.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#9
Servus,
Probiert doch einfach mal Cocacola aus, die Phosphorsäure dadrin ist der beste Rostlöser, den ich je für das Chassis und die Schrauben meines Treckes und seines Anhängers gefunden habe, einfach drüber kippen und einwirken lassen, ggf. wiederholen, die 1,5L Buddel kostet ja nicht viel.
Und beim Panda verwende ich das auch.
Gruss, Volker
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#10
Hallo Andreas,

letztes Jahr habe ich mir einen Kompressor, ein Strahlgehäuse und Zubehör gekauft.

In unseren Oldtimern (Autos) gibt es im Motorraum auch immer wieder kleinere Teile, die vom Rost befreit werden müssen.
Zündschaltgerät, Motorsteuergerät, Ventildeckel, Lichtmaschine etc.

Hierzu habe ich einen 25 kilo Sack Glasperlenstrahlmittel, gibt es in verschiedenen Körnungen gekauft. Glasperlenstrahlen ist deutlich sanfter  als Sandperlenstrahlen. Den Druck kann ich wunderbar mit der Pistole einregeln, von sehr sanft über sanft, härter bis sehr hart (8 Atü).

Den Kauf habe ich nicht bereut und das Equipment tut wunderbar seine Dienste.

Abschließend mit Druckluft auspusten und wenn man will, mit Zaponlack versiegeln.

Viele Grüße

Peter
Es grüßt freundlich aus dem Siebengebirge

Peter

Der Optimist sitzt auf der Wolke, unter der die anderen jammern.
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#11
Vor einigen Jahren hatte ich eine Siemens Schatulle komplett abgebeizt und schließlich die Reste mit Wasser abgespült. Als ich direkt danach das Haus verlassen wollte, klingelte das Telefon, und ich legte den Schlüsselbund auf die noch nasse Decke des Radios. Eine Weile später ging ich raus und nahm natürlich den Schlüsselbund mit.
Abends wieder zu Hause, bemerkte ich dunkle Striche auf dem jetzt trockenen Holz - genau da, wo vorher die Schlüssel gelegen hatten. Ich habe viel versucht sie zu entfernen - Nitroverdünnung, Wasser, Abbeizer, Zitronensäure, Wasserstoffperoxid, Aceton.

Das einzige, was half, war Oxalsäure.
Ich bedeckte die Striche jeweils komplett mit dem Pulver und träufelte Wasser drauf, gerade soviel, daß sich alle Krümel auflösten. Die dunklen Striche verschwanden nach einigen Sekunden. Schließlich wischte ich alles mit einem nassen Lappen wieder ab.
vorher  nachher

Gruß, Frank
Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also spart nicht alles für später auf. Eßt leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Bastelt mit Radios. Für nichts anderes ist Zeit.
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#12
Danke für den Tipp Andreas. Das werde ich auch mal probieren. Man lernt halt nie aus.
Gruß Detlef
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#13
Danke für den Tipp Andreas
Wenn alles so einfach wäre, wäre es ziemlich langweilig.



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#14
noch eine Alternative. Auch die Kommentare sind informativ:

Rost entfernen mit Essig - So wirds gemacht!

Gruß,
Jupp
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was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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