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Blaupunkt 4W66 (K)
#1
Hallo Freunde,

Zeit, mal wieder mit einem neuen Projekt anzufangen. Ich bekam vor einiger Zeit schon vom Detlef (Radionar) einen Blaupunkt 4W66, der schon sehr mitgenommen aussieht, um das mal vorsichtig zu sagen. Das Gehäuse ist vom Lack her sehr schlecht, aber machbar. Das Innere sieht rostig aus, wie ein Radiofriedhof. Die Rückwand ist nicht original.

Lange habe ich überlegt, was macht man mit diesem Radio? Aber ich dachte mir, das bekommt eine Chance. Das Gerät soll über Weihnachten und Sylvester bei mir wieder Töne von sich geben. Dazu bedarf es einiger Arbeiten. Diese habe ich bereits erledigt und werde immer davon berichten.

Aber nun laßt uns mal beginnen. Das natürlich für mich Interessante ist, was mag das überhaupt für ein Typ sein. Von der Röhrenbestückung benötigt das Gerät eine AK2, eine AH1, eine AB2, eine AC2 und eine AL4. Als Gleichrichterröhre benötigt es die AZ1. Das Gerät hat eine selbsttätige Umschaltung der 2 Wellenbereiche MW und LW. Die Vorrichtung dafür befindet sich am Drehko.

Nun habe ich mal im Radiomuseum.org versucht dieses Gerät zu finden. Gibt man das Gerät 4W66 an, so hat das Chassis ein anderes Gehäuse. Gibt man hingegen 4W66K ein erhält man das richtige Gehäuse. das Radio besitzt dann aber eine Kurzwelle, was aber hier nicht der Fall ist.

Für die Reparatur halte ich mich also an den Schaltplan des 4W66K.

Wenn Ihr euch nun das Chassis anseht, dann werdet Ihr denken, das würde ich gar nicht erst beginnen. Ich habe es trotzdem getan und werde es euch Anfang der Woche zeigen.

Viele würden hier sämtliche Teile vom Chassis entfernen. Das Chassis entrosten und dann mit Zinkspray silber alles einsprühen. Hier gibt es Nachteile. Ich arbeite mit diesem Verfahren nicht gerne, weil es 1. Sämtliche Masseverbindungen isoliert. 2. finde ich Chassis, die so aufbereitet sind, schon etwas überrestauriert, was aber meine Meinung ist. 3. Man muss sämtliche Teile, die nicht lackiert werden sollen, aber am Chassis befindlich sind, abkleben. Macht man dann das Abklebeband ab, findet man doch immer noch Stellen, an denen nicht lackiert werden soll.
Ich habe da mal wieder etwas anderes versucht. Das stelle ich Euch dann vor.

Wenn Ihr mal auf die Bandfiltertöpfe schaut. Die Gehäuse werden mit je einer roten Kunststoff-Verschraubung befestigt. Eine fehlt. Ob einer von Euch noch eine Kunstoffschraube für mich hätte?

So, nun mal Bilder vom Radio:

   

Hier das Radio. Das soll wieder ein schönes Gerät für meine Sammlung werden.


Tja und hier sieht man das arg verrostete Chassis.

   

   
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Hallo Andreas,

also da bin ich mal gespannt, was Du wieder aus der Ruine zauberst!

Meistens sind ja nach Deiner Behandlung die Geräte nicht mehr weit vom Zustand 'Fabrikneu' entfernt.


Viele Grüße

Martin
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#3
da wird lt. Dokumentation zwischen AL1/AL4 unterschieden und 2 Gehäusevarianten. Die K-Versionen haben lt. rm.org eine ACH1 und die ohne K eine AK2. Das sieht an deinem Modell nach AK2 aus. Ich stelle grad mal meine Dokumente dazu in die cloud. Kommt gleich.
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#4
es sind mehr als 50MB, alles unbearbeitet

4W66.zip
Gruß,
Jupp
-----------------------------

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(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#5
Hallo Jupp,

vielen Dank für deine Hilfe. Du weißt eben, was gebraucht wird. Ja, das mit den Unterschieden AL1 und 4 habe ich schon gesehen. Aber hier kommt eine AL4 zum Einsatz. Ich werde das aber Montag Früh noch mal überprüfen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#6
Hallo Andreas,

Da hast ja wieder ein sehr schönes Gerät in der Mache ?. Wenn du dafür ein paar Röhren brauchst melde dich bei mir.

Mfg Markus
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#7
Moin Andreas,

bei der Verschraubung ist der Bolzen mit dran, oder mit innenliegender Mutter? Welches Maß, M3 oder.......

Beste Grüße
Peter
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#8
Hallo Andreas, wenn Du mir ein Muster schickst, versuche ich Dir die Verschraubung nach zubauen. Allerdings in anderer Farbe
Gruß Franz
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#9
Hallo Andreas,
ein interessantes Gerät, aber halt eine Ruine.
Wie ich Dich einschätze, wird auch dieser Blaupunkt,
eines Tages, wieder in vollem Glanz erstrahlen.
Das wird sicher eine spannende Sache...

Viele Grüße,
Rolf
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#10
Hallo Freunde,

danke für Eure zustimmenden Worte und die Hilfsangebote. Markus, die Röhren habe ich alle mehrfach. Trotzdem Danke!

Tja, nun mal wieder zu diesem leidigen Thema Entrostung.

So wie das Chassis aussieht, möchte man eher an eine alte Radioruine denken.

Es wurden vom Chassis für die Behandlung mit Oxal-Säure 2 Teile ausgebaut. 1. Der Netztrafo und 2. Der Drehko

Nun reinigt man das Chassis vom Staub. Ich habe dann das rostige Chassis im Keller auf einem alten Tisch gestellt. Darunter wurde Kunststoffolie gelegt. Das Pulver der Oxalsäure wurde in eine Kunststoffbox gefüllt. Nun kommt Wasser hinzu. Erfahrungsgemäß mischt man 1 Teil Oxalsäure und 9 Teile Wasser. Wie man das Zeug mischt, ergibt dann die Erfahrung. Ich mache so in etwa 50 : 50.

Dann muss gut gerührt werden, damit sich das Pulver auflöst. Mit einemn Pinsel verteilt man nun die Säure auf dem Chassis. Aber Achtung - das muss nicht schwimmen! Pertinaxbuchsen usw. können alle unbedeckt bleiben. Die Säure frißt nur den Rost. Ich verwende nie zuviel Nässe, um evtl. Kriechströme zu vermeiden. In die Röhren-Topfsockel habe ich das Zeug nicht gelangen lassen und auch bei den Spulen war ich sehr vorsichtig.


Rost von dieser Intensität benötigt ca. eine Stunde mit meinem Mischungsverhältnis. Stellen, die beginnen zu trocknen, immer wieder einpinseln. Mit der Zeit sieht man, dass der Rostfilm sich immer mehr lichtet. Nach ca. 1 Stunde sieht man kaum noch Rost.

Jetzt muss aber die Säure neutralisiert werden. Ich verwende hier Bref. Damit benetze ich das gesamte Chassis. Dann mit einem nassen Lappen das Chassis reinigen.
Sollte man das nicht tun, trocknet das Chassis und das Metall wird ganz weiß. Damit nicht genug, der Rost fängt wieder an, sich auszubreiten.

Nachem das Chassis so gereinigt wurde, verwende ich feinste Stahlwolle und sprühe dort WD40 hinein. Jetzt wird das Chassis damit großflächig abgerieben. Anschließend mit einem sauberen Lappen nachwischen. Aufpassen, dass die feinen Späne der Stahlwolle keine Kurzschlüsse verursachen!

Jetzt kann man suchen, es ist kein Rost mehr vorhanden. Auch nicht in den Poren. Trotzdem bilden die raue Stellen, die dunkler sind. Ich mache jetzt auf einen Lappen eine winzige menge Silban. Damit wird das Chassis abgerieben. Wirklich nur gerinste Mengen verwenden. Man könnte das Chassis auch großzügig damit abreiben. Dann hat man an den Fingern und wenn man Pech hat, sogar im Gesicht das Silberzeug. Der Lappen wird sehr stramm über den Finger gezogen. So braucht man die Anbauteile, wie Buchsen, Röhrenfassungen nicht abkleben.

Nach einer gewissen Einwirkzeit wird das Chassis regelrecht abpoliert. Was bleibt, ist ein matter Silberschimmer, der das Chassis wieder wie original aussehen läßt. Abschließend gehe ich mit sehr wenig Zapponlack im Lappen über das komplette Chassis. Keine Angst, das Silban wird nicht ausgewaschen. Schaut Euch mal in den Bildern das Chassis an. Das Chassis hat wieder eine schöne silbermatte Optik. Leider sieht man die etwas rauen, ehemaligen Roststellen. Durch die Kamera wird das hervor gehoben.

Das rostige Gehäuse des Drehkos habe ich auch auf diese Weise behandelt. Hier ganz vorsichtig mit dem Abrieb der Stahlwolle!! Nach der Rostbehandlung wurde auf das Drehkogehäuse ganz dünn Zapponlack mit einem Lappen aufgetragen. Die mechanisch beweglichen Teile wurden noch etwas geölt. Der Netztrafo wurde gereinigt. Der rostige Rahmen um den Trafo wurde entrostet und mit Zinkspray silber lackiert.

Jetzt konnte alle Teile wieder zurück ins Gerät. Der Skalenaufbau wurde auch wieder befestigt. Klar mußte das Skalenseil wieder aufgelegt werden.
Wenn man hier den Antrieb mit der Schwungmasse dreht, flitzt der Zeiger fast über die gesamte Skala.

Da der Netztrafo eh ab war, wurde gleich ein neues Netzkabel in das Chassis eingezogen. Es gab einen zeitgenössischen Stecker. Ja, leider werden die Dinger immer knapper. Also gab es hier mal einen weißen aus DDR-Poduktion.

Nun schaut mal auf die Bilder:

   
Hier mal das Chassis. Teile wurden zur Entrostung entfernt. Die Oxalsäure hat ganze Arbeit geleistet.

   

Hier sind schon wieder die behandelten Teile auf dem Chassis. Ansicht von vorne und von hinten.

   

   

Das Chassis von unten. Hier wurde noch nichts getauscht.

   

Leider sind nach der Behandlung die einzelnen, stärkeren Roststellen sichtbar. Mit der Kamera sieht man das intensiver.

   

Auch seitlich war viel Rost. Schaut mal...

   

Das Chassis von oben

   

Abschließend mal ein Blick auf die Bandfilterschraube. Man sieht, dass die beiden Keramikflächen der Bandfilter von oben jeweils zwei Nasen haben. Hier wird der Kunststoffkörper eingelassen und fest gedreht. Das innere Loch in der Schraube ist nur dafür da, dass man mit dem Abgleicher von oben den Kern der Bandilterspule erreicht. Seht Ihr und solch eine Halteschraube fehlt mir.

Franz, die Farbe wäre mir egal. Ob man so etwas nachfertigen kann?

   

Jetzt ist das Radio endlich für die weitere technische Überholung bereit. Mal sehen, wie das nun weiter geht.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#11
Moin Andreas,

das Chassis ist doch richtig gut geworden, die kleinen Rostnarben finde ich nicht wirklich störend. Das Gerät hat ja auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel, dass darf das mit Stolz tragen.

Nu habe ich schon reichlich von den roten Schrauben, in allen Variationen, aber da ist leider nichts passendes dabei.

Beste Grüße
Peter
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#12
3D Druck wäre doch eine Möglichkeit.
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#13
Hallo Peter,

trotzdem vielen Dank für's Nachschauen.

Benjamin, ja Du hast Recht. Ich werde mal die 3 D-Leute fragen. Vielleicht lesen sie hier sogar mit. Danke für den Tip. Auf das Einfache kommt man manchmal einfach nicht.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#14
Hallo Andreas,
das wird schwierig, drucken wäre zumindestens der äusseren Form wegen vielleicht besser. Unklar ist noch die Art des Gewindes.
Wenn es ein Norm Gewinde ist, könnte versuchen, das nachzubauen. Ob es ganz so elegant aussehen wird. weiss ich jedoch nicht.
Das ist eine Menge Fräsarbeit.
Gruß Franz
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#15
Hallo Franz,

nochmal vielen Dank für Dein Hilfsangebot. Aber ich denke auch, mit Fräsen wird das viel zu aufwändig. Wie oben schon geschrieben, ein Gewinde hat die Schraube nicht. Da ist nur unten dieser Steg, der dann mit dem Keramikkörper verkeilt wird.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#16
Hallo Andreas,
ich glaube, da gibt es einfachere Lösungen. Ich nehme an, mit dieser Mimik wird ein Ferritkern bewegt. Wenn das so ist, schlage ich vor, ein rundes Teil zu fertigen welches den Kern, wie gehabt, aufnimmt. Dieses Aufnahmeteil wird mit einen Assengewinde versehen welches in einer Art Mutter bewegt werden kann. Die Mutter wird dann auf das Filtergehäuse geklebt.
So oder so ähnlich.. Wenn ich dabei helfen kann, gerne....
Gruß Franz
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#17
Hallo Franz,

nein, nein, dieses Ding verriegelt nur den runden Alubecher. Er wird so quasi auf das Chassis gedrückt und mit der Masse verbunden. Das ist kein Gewinde o. Ä. dran. Ich hatte gerade dem Frank (Tubefan) eine PN geschickt. Er ist so freundlich und nimmt sich der Sache an. Sicher wird er dann hier berichten.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#18
Aus eins mach zwei. Sieht ganz gut aus. Ich drucke dir mal ein paar.

   
sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit
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#19
sehr sauber, Frank! Ich nehme an du hattest unter den Flügeln Stützmaterial?
Gruß,
Jupp
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was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#20
Ja, genau, eine Gitterstruktur, aber aus dem gleichen Material. Ab der letzten Stützstruktur bleibt dann 1 Schicht frei
dann lässt sich das Stützmaterial einfach entfernen.

   
sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit
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