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Luxor GW1
#1
Moin zusammen...

Im Dual-Board hat jemand auf ein Gerät in den Kleinanzeigen aufmerksam gemacht.
Ich habe es mir (leider?) angesehen und es war sofort passiert: haben wollen...
So alte Schlachtschiffe mag ich ja und der sieht echt klasse aus (meine Meinung jedenfalls Wink )
Schelllackplattenwechsler für bis zu 7 Platten mit 25cm Durchmesser. 30er Schelllacks passen nicht, auch nicht im Einzelbetrieb (die schleifen am Wechselmechanismus).

   

Heute habe ich es abgeholt, da für mich ein Versand nicht in Frage kam. Das war mir zu riskant.
Da es doch recht weit war, habe ich gleich noch mit meinen Kindern einen zusätzlichen Umweg eingelegt und das Spielzeugmuseeum in Nürnberg besucht - echt schön.

Angeboten wurde das Gerät als Perpetuum Ebner (auf dem Motor steht "PE"), der Teller ist allerdings von Thorens aus der Schweiz.
Das Gerät ist aber weder noch, sondern müsste ein Luxor GW1 sein, also ein "alter Schwede" von ca. 1936-38. Im Netz habe ich dazu unter Anderem zwei Videos gefunden die das Gerät zeigen, wobei dort jeweils ein anderer Tonarm verbaut ist. Also drei mal das Gerät mit drei unterschiedlichen Tonarmen.
Viel mehr konnte ich dazu aber bisher nicht finden. Wer da noch Informationen hat, kann dies gerne kund tun.

Das Gerät ist völlig verharzt, da es wohl die letzten 25 Jahre eingemottet war.
Da habe ich mir also mal wieder was angelacht. Mal schauen, ob da bald wieder Musik rauskommen wird.

Musik gab es übrigens auch noch dazu: 50kg Schelllackplatten in mehreren Alben.
Besonders Interessant ein Sprachkurs Englisch auf 15 Schelllackplatten mit Begeitbuch (englisch/ teils ungarisch) und vier "klingende Postkarten", wobei eine davon für 78 UPM ist.

       

Hier mal ein paar Fotos vom aktuellen Zustand (nicht ganz, den Motor habe ich teilweise schon gereinigt).

       

   

       

Das Netzkabel ist ein Fall für die Tonne.

   

Hinter der Milchglasscheibe verbirgt sich eine Röhrenbeleuchtung (40W), die laut Messgerät noch einen Widerstand von ich glaube 130Ohm hat.
Die könnte also evtl. sogar noch funktionieren.


.jpg   Beleuchtung.jpg (Größe: 17,75 KB / Downloads: 454)

Die Spannungseinstellung für den Motor ist in ungarisch beschriftet.


.jpg   Spannungseinstellung.jpg (Größe: 39,5 KB / Downloads: 452)
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#2
Gebaut für die Ewigkeit, tolles Teil
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#3
Was für ein wunderschönes Gerät! Und Luxor Plattenspieler sind echt sehr selten. Und dann auch noch 50! Kilo Schellack dazu, ein Träumchen (in Abhängigkeit zum bezahlten Preis). Glückwunsch dazu.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#4
Moin,

tja der Preis...
Für den Dreher 50€, was ja völlig ok ist. Den Dreher gab's aber nur in Kombination mit den ca. 150 Schelllackscheiben, die extra zu bezahlen waren. Das relativiert dann den Preis schon wieder, zumal ich vermutlich die Scheiben jetzt nicht so ausgiebig hören werde. Aber mal sehen, wie mir die hauptsächlich ungarische und tschechische Folks- und Zigeunermusik dann so gefällt. Ich lasse mich mal überraschen.
Falls du Bedarf hast Anton (oder sonst wer) ich kann sicher das ein oder andere Dutzend abgeben, muss aber auch erstaml durchsehen, was so alles dabei ist. Allerdings kann ich kein ungarisch, was die Informationsgewinnung vom Label nicht gerade erleichtert. Wink

Nun aber wieder zur Reparatur...

Den Motor habe ich am Sonntag und Montag noch zerlegt und "entkrustet", was doch recht mühsam war.
Er schnurrt jetzt aber bereits wieder leise vor sich hin.
Allerdings muss ich noch das axiale Lagerspiel einstellen, da der ca. 2-3mm wandern kann. Das ist mir dann doch zu viel.
Außerdem gibt es noch ein Problem mit der Bremse. Wenn die auf maximale Geschwindigkeit eingestellt ist, scheppern die Fliehkraftgewichte gegen das Motorgehäuse. Das kommt gar nicht gut. Kann mit dem großen Lagerspiel zu tun haben und auch mit einem ziemlich abgewetzten Bremsfilz. Dadurch wandern die Gewichte zu weit in Richtung Motor.
Aber da muss ich dann auch mal sehen was der überhaupt für Drehzahlen an der Tellerachse liefert.

Dann hätte ich noch eine Frage zur Beleuchtung. Getestet habe ich sie noch nicht, aber der Glühfaden ist noch heile.
Ich würde die Lampe gerne etwas schonen und daher nicht mit voller Netzspannung betreiben. Was würdert ihr machen?

Dimmer unter die Zarge setzten, bzw. Schnurtrafo in die Zuleitung hängen?
Einfach eine Diode in die Zuleitung und dann halt nur eine Halbwelle nutzen (vermutlich zu dunkel)?
5 oder 6 Paar antiparallel gelegte Dioden zwischenschalten? Damit wären dann so 10V vernichtet. Kann man natürlich beliebig erweitern.
Gut, schöner Sinus ist dann nicht mehr, aber das interessiert die Lampe vermutlich herzlich wenig.
Andere Ideen? Baulich möchte ich natürlich möglichst wenig am Gerät verändern.

Als nächstes sind dann mal Putzarbeiten an Chassis und Zarge dran...
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#5
Moin,

heute habe ich mir Zeit genommen und es ging an Zarge und Chassis.

Der Lack an der Zarge ist nicht mehr der allerbeste, bleibt nach der Reinigung aber, wie er ist.

Das Chassis wurde dann nahezu komplett leergeräumt. Die Steuerung/Wechselmechanik war einfach zu verdreckt, um nur kurz "durchzuspülen".

   

So sieht das schon wieder besser aus und das erste Zahnrad ist schon wieder drauf.

   

Nach der doch recht langwierigen Reinigung habe ich dann alles wieder zusammengesetzt - fast alles.
Denn wie das bei einer guten gelungenen Reparatur ist, bleibt ein Bauteil übrig. Rolleyes
 
Die Mechanik war trotzdem vollkommen funktionsfähig und ich konnte keine Position ausmachen, wo das Teil hingehören könnte.
Es viel auf den Tisch, nachdem ich das Chassis bereits mehrere male über Kopf und zurück gedreht hatte.
Aber bei solchen Zerlegungen ohne irgendwelche Unterlagen mache ich immer reichlich Bilder und so konnte ich beim Bilderstudium das Bauteil identifizieren und wieder an seinem Platz montieren. Es war eine Distanzhülse für die Verschraubung der Abdeckung der Wechselmechanik - geht auch ohne, wenn man die Schraube nicht zu stark anzieht...

Auch die Beleuchtung funktioniert nach der langen Zeit tatsächlich noch. Thumbs_up 
Im Moment habe ich sie testweise an einem Schnurdimmer, den ich noch liegen hatte.
Allerdings gefällt mir nicht, dass die Keramikhalterungen für die Röhrenlampe keine Abdeckungen haben. Da liegt also offen volle Netzspannung an. Das kann so nicht bleiben. Evtl. kann ich da mit dem 3D-Drucker was machen.

   

Irgendwie sieht das auch aus, als wäre das mal nachgerüstet worden. Die Haltewinkel sind einfaches Blech (war strak angerostet) und dann auch noch zu breit für den Rahmen der Scheibe. Der Dreher selbst hat da eine ganz andere Qualität. Auch gibt es unter dem Teller noch eine Spannungsanpssung, die allerdings nicht angeschlossen ist und auch keinen Sinn hat. Der Motor hat ja seinen eigenen Einsteller.

Der originale Drehschalter für die Beleuchtung macht nicht mehr, was er soll. Er lässt sich kein Stück mehr drehen und schaltet dementsprechend auch nicht. Eine Behandlung der Achse mit Hitze und WD40 hat bisher nicht die geringste Verbesserung gebracht. Ich nehme an, dass ich da Ersatz brauche.
Hat jemand zufällig so einen Drehschalter mit 6mm Achse in seinem Fundus? Sonst muss ich mir da noch was ausdenken.

   

Soweit, so gut, der Dreher funktioniert mechanisch wieder.
Was mich noch etwa stört: Die Wechselautomatik schaltet erst komplett ab, wenn schon die ersten Töne erklingen, je nach Länge der Einlaufrille. Soweit ich die Mechanik bisher verstanden habe, kann man das aber nicht ändern, da Tonarmsteuerung und Antriebsschaltung der Automatik fix mit dem gleichen Rädchen gesteuert werden.

Hier mal ein - zugegeben mäßiges - Bild (mein Bastelplatz ist halt kein Fotostudio...) vom momentanen Zustand.

   

Dann habe ich ihn mal direkt mit meinem Grundig-Steuergerät verbunden (direkt die beiden Leitungen vom TA-System) und angeschmissen. Leider ist der Ton extrem leise und ich muss das Grundig auf maximale Lautstärke stellen, um überhaupt etwas zu hören.
Wenn ich die Leitungen vom TA wie vorgesehen an das Lautstärkepoti vom Dreher anschließe ist dann gar nichts mehr zu hören.
Das System hat ca. 5,3 kOhm, das Poti 100kOhm log.
Ich fürchte da muss ich das System mal ausbauen und schauen, wie sehr das Gummilager verhärtet ist, oder ob sonst was auszumachen ist. Ideen?


.jpg   Schaltung.jpg (Größe: 16,99 KB / Downloads: 286)

Bis auf das (leider doch recht wesentliche) Tonproblem bin ich jedenfalls mal sehr zufrieden.

Übrigens, Auflagekraft der Nadel liegt bei 80g.
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#6
Hallo Martin,

am Drehschalter kann man vorsichtig die Nieten aufbohren, dann reinigen und anschließend entweder verkleben oder mit Schräubchen wieder verschrauben.
Kaputt ist er je he, kannst also nur gewinnen.
Es grüßt freundlich aus dem Siebengebirge

Peter

Der Optimist sitzt auf der Wolke, unter der die anderen jammern.
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#7
"Ich würde die Lampe gerne etwas schonen und daher nicht mit voller Netzspannung betreiben. Was würdert ihr machen?"

Da gibt es die bei Allstrom-Geräten bekannte Methode des Ersatzes des Vorwiderstandes der Heizung durch einen MP-Kondensator.

Bei der Lampe hätte das folgende Vorteile:
  • Die Lampe erhält eine geringere Brennspannung, was ihr Lebensdauer erhöht.
  • Gleichzeitig wird der Einschaltstrom für die Lampe begrenzt, was zu einer weiteren Erhöhung der Lebensdauer beiträgt.
  • Die Verlustleistung im MP-Kondensator geht gegen 0, d.h., er erwärmt sich nicht.

MfG DR
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#8
@Pitterchen:
Nieten aufbohren hilft nichts. Ich habe die Rückwand raus, da kommt man auchnicht besser an die Drehachse.
Keine Ahnung, aus was die Drehachse ist, jedenfals kein normaler Stahl. Das ist irgendwie sprödes Material.
Beim Anfassen mit der Zange bröckelte etwas von dem Material ab. Ich vermute fast, dass Material hat sich irgendwie ausgedehnt.
Es sitzt jedenfalls bombenfest.

@DiRu:
Die Geschichte mit den Allströmern ist mir unbekannt. Ich hatte noch nie ein Allstromgerät.
Klingt aber gut. Welche Größenordung braucht denn so ein "Vorkondensator"?
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#9
" Welche Größenordung braucht denn so ein "Vorkondensator"?"

Hierzu gibt es eine ausführliche Anleitung im RM.org.

Weitere wichtige Berechnungen in der Radiotechnik sind ebenfalls im RM.org zu finden.

MfG DR
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#10
Hallo zusammen,

nach etwas Pause ging es dann auch mal weiter...

@DiRu
Erstmal danke noch für den Link.
Ich habe mir das jetzt mehrfach durchgelesen, werde aber nicht wirklich schlau daraus, bzw. wird dort vermerkt wenn die Heizspannung (bei mir also die reduzierte Netztspannung) nahe der Höhe der Netztspannung liegt, das Ganze nicht mehr wirklich geeignet ist.

Zur Zeit habe ich einen Schnurdimmer eingebaut, was natürlich auch funktioniert.

Dann hatte ich ja das Problem mit den nicht abgedeckten Lampenfassungen, an denen leicht berührbar volle Netzspannung anliegt. Das ist natürlich nicht wirklich schön. Die Keramikfassungen bieten aber Führungen, in die eine Abdeckung eingeschoben werden kann. So eine Abdeckung zu finden ist wohl schier unmöglich, habe ich daher auch gar nicht erst versucht.
Ich habe also mal grob aus Papier ein Muster geschnitten. Das habe ich dann vermessen und im CAD-passend nachkonstruiert.
Dann kam mal wieder der 3D-Drucker zum Einsatz. Leider sind die Fassungen doch sehr unterschiedlich und so war noch recht viel Nacharbeit an den gedruckten Modellen notwendig. Zum Glück lässt sich das recht einfach mit einer Feile bearbeiten.

Nun habe ich also auch zwei maßgeschneiderte Abdeckungen für die Keramikfassungen...

       

Dann war noch das Tonabnehmersystem dran, das ja extrem leise spielte.
Vor solchen OPs habe ich immer großen Respekt, da es wohl keinen Ersatz dafür geben wird und noch so ein Nachbau, wie bei meinem Braun wollte ich vermeiden.

Wie im Bild zu erkennen, saß das schwingende Blech nicht korrekt im Spalt, sonder klebte quasi an einer Seite.


   

Also musste es neu justiert werden, wozu man das System recht weit zerlegen muss.
Leider sind die Anschlussdrähte, die aus der Spule schauen nur etwas 5mm lang und da ist natürlich prompt bei einem die Lötung an der Anschlussplatte gebrochen. Dieser Anschlussdraht ließ sich extrem schlecht löten. Ich habe mehrere Versuche gebraucht, ihn mit dem Glasfaserpinsel blank gekratzt, die Anschlussplatte entlötet und dann hat es geklappt, das wieder anzulöten.

Jetzt ist das System auf jeden  Fall schon mal wieder deutlich lauter, wobei die Gummilagerung in der Spule nicht mehr wirklich gut ist. Momentan möchte ich die aber nicht ausbauen, zumal ich keinen Ersatz dafür habe.

Jetzt fehlt mir noch der Drehschalter für die Beleuchtung (siehe Suchanfrage), aber so langsam wird es... Thumbs_up
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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#11
...und es ist geworden!

Heute habe ich den Schalter von Frank (Danke!) eingebaut und das Gerät neu verkabelt.
Der Lichtschalter schaltet jetz das Licht und der Lautstärkeregler regelt wieder die Lautstärke.
Wobei die eigentlich immer voll aufgedreht sein muss, das Lagergummi ist halt schon ein paar Tage alt und der Dauermagnet ist vermutlich auch etwas schwächer geworden.

Der Luxor ist also wieder einsatzfähig!
Macht einfach Spaß dem Gerät bei der Arbeit zuzusehen.

Mal sehen ob ich ihn im Wohnzimmer auf meine Violetta-Luxus-Truhe stelle und wahlweise statt des eingebauten PE-Rex A anschließe.
Passt doch, oder?
   
Schönen Gruß
Martin

~ Plattenspieler-Schrauber ~
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