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Interview Max Grundig
#1
Hallo zusammen,

den Link habe ich gerade in einem Nachbarforum entdeckt.
Es geht um ein Interview von Joachim Fuchsberger in der Sendung 'Heut Abend' vom 25.05.1984 mit Max Grundig.
Eine,wie ich finde,sehr interessante Unterhaltung.



Herzliche Grüße
Robert
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#2
Hallo Robert,
ein interessantes Video, das kannte ich noch nicht...

Viele Grüße,
Rolf
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#3
Danke Robert Smile

Ein schöner Beitrag, hat mir gut gefallen, Max Grundig mal erzählen zu hören Maus
Ein Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte live Thumbs_up

Sonnige Grüße aus MV, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#4
Danke für den Link!

Und wie er mit seiner Prognose doch (fast) komplett recht haben sollte....

Gruß,
Lukas
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#5
Hallo Robert, vielen Dank für dieses sehr informative Video. Ich habe es mit
großem Interesse komplett angesehen.

Etwas seltsam war dabei, daß sich Joachim Fuchsberger und Max Grundig erst eine Zeit
duzten, dann plötzlich waren sie längere Zeit per Sie, um dann zum Ende sich wieder zu duzen.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#6
Ja, aber man bedenke, das MG vieles sehr geschönt berichtet.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#7
Ich habe es hier gefunden, weil ja inzwischen vieles verschwiegen wird. DER LINK:

https://www.youtube.com/watch?v=meFDI0KI...zostHasCxm

Nach meinem Dafürhalten hat es nur eine Handvoll Firmengründer im Nachkriegsdeutschland gegeben, denen wir das so viel besungene "Wirtschaftswunder" der 1950iger und 1960iger Jahre verdanken. Dr. h.c. Max Grundig ist einer von denen gewesen. Den könnten wir heute noch einmal gut gebrauchen anstelle so mancher promovierter Kaffeesatzleser, die außer schönen Sonntagsreden keine Lösungen zu bieten haben.
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#8
Hallo,

Danke für den link, die Reportage aus der Reihe "Lebensträume" ist auch sehr zu empfehlen und läuft seit über 10 Jahren als SVHS-"Testsendung" über meine TV-Basteleien (und Reparaturen), wenn das Bild einigermaßen o.k. ist, zum "Durchatmen" gewissermaßen, es gibt für mich keine bessere Sendung dafür...

Er ist eines meiner großen Vorbilder, man merkt im Interview, wie authentisch er rüberkommt, eine echte Unternehmerpersönlichkeit ohne Schnörkel und vor allem: Vom einfachen Bastler...Arbeiter unter schwierigen Bedingungen Armut, Krieg und der Nachkriegszeit hochgearbeitet, seine Familie war bettelarm. Die schwierigen Bedingungen boten sicher auch Möglichkeiten, aber dennoch, die alltäglichen Mühen, Leiden und Entbehrungen kann ein "Kind der 70-er", wie ich, wohl kaum mehr nachvollziehen. Und unter diesen Bedingungen einen solchen Laden aufzubauen... Deshalb empfinde ich beim Ansehen der Filme und Interviews ehrliche Hochachtung und Bewunderung wie selten.
Man sollte aber auch die Schattenseiten nicht verkennen (die schmälern aber das Vorgesagte nicht), er war wohl auch sehr autoritär, was in der Reportage auch anklingt. Führungsqualitäten und Durchsetzungskraft müssen sein, aber sein Vertrauen nur auf seine eigenen Entscheidungen hatte dann wohl auch dem Unternehmen selbst zugesetzt, wenn man den Worten seiner Wegbegleiter glauben schenken darf. Deshalb bin ich nicht so sicher, ob ich gern bei ihm gearbeitet hätte. Den Untergang der Firma hatte dann wohl hauptsächlich die Überschwemmung mit Billigprodukten aus Fernost verursacht, die hatte z.B. auch amerikanischen Unternehmen sehr viele Schwierigkeiten bereitet.

Gruß Ingo
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#9
(08.04.2019, 20:42)linsepe schrieb: ..Den könnten wir heute noch einmal gut gebrauchen anstelle so mancher promovierter Kaffeesatzleser, die außer schönen Sonntagsreden keine Lösungen zu bieten haben

es gibt sie auch heute noch, die verantwortungsvollen, anständigen Großunternehmer. Z.B. Wolfgang Grupp:

Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#10
Wer die Geschichte vom W. Studer kennt, der sieht viele Parallelen zu M. Grundig.
Wobei der Willy der Perfektionist(ere) war..............
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#11
(08.04.2019, 21:24)ELEK schrieb: Hallo,

Danke für den link, die Reportage aus der Reihe "Lebensträume" ist auch sehr zu empfehlen und läuft seit über 10 Jahren als SVHS-"Testsendung" über meine TV-Basteleien (und Reparaturen), wenn das Bild einigermaßen o.k. ist, zum "Durchatmen" gewissermaßen, es gibt für mich keine bessere Sendung dafür...

Er ist eines meiner großen Vorbilder, man merkt im Interview, wie authentisch er rüberkommt, eine echte Unternehmerpersönlichkeit ohne Schnörkel und vor allem: Vom einfachen Bastler...Arbeiter unter schwierigen Bedingungen Armut, Krieg und der Nachkriegszeit hochgearbeitet, seine Familie war bettelarm. Die schwierigen Bedingungen boten sicher auch Möglichkeiten, aber dennoch, die alltäglichen Mühen, Leiden und Entbehrungen kann ein "Kind der 70-er", wie ich, wohl kaum mehr nachvollziehen. Und unter diesen Bedingungen einen solchen Laden aufzubauen... Deshalb empfinde ich beim Ansehen der Filme und Interviews ehrliche Hochachtung und Bewunderung wie selten.
Man sollte aber auch die Schattenseiten nicht verkennen (die schmälern aber das Vorgesagte nicht), er war wohl auch sehr autoritär, was in der Reportage auch anklingt. Führungsqualitäten und Durchsetzungskraft müssen sein, aber sein Vertrauen nur auf seine eigenen Entscheidungen hatte dann wohl auch dem Unternehmen selbst zugesetzt, wenn man den Worten seiner Wegbegleiter glauben schenken darf. Deshalb bin ich nicht so sicher, ob ich gern bei ihm gearbeitet hätte. Den Untergang der Firma hatte dann wohl hauptsächlich die Überschwemmung mit Billigprodukten aus Fernost verursacht, die hatte z.B. auch amerikanischen Unternehmen sehr viele Schwierigkeiten bereitet.

Gruß Ingo

hi Ingo, ich habe den Thread gerade erst gesehen. Als bekennender Grundig Fan muss ich aber trotzdem noch meinen "Senf" dazugeben.

Ich finde, um Persönlichkeiten wie Grundig und die Probleme ab den siebzigern richtig einordnen zu können, muss man sich überlegen, in welchen Zeiten die Leute "sozialisiert" wurden. Zwischen den Leuten, die den Nationalsozialismus erlebt haben und den Nachkriegsgenerationen gab es einen tiefen kulturellen Graben, der sich auch in den Bedürfnissen widerspiegelte, die an Konsumgüter gestellt wurden. Und in den siebzigern kam dann der Moment, wo es einen grundlegenden Wechsel an der "Konsumentenfront" gab, den Leute wie Max Grundig nicht mehr verstehen konnten.

Da er aber so ein Despot war ( was er als Selfmade Unternehmer auch sein musste ), hat ihm sein Fehlblick kombiniert mit Beratungsresistenz am Ende das Genick gebrochen, nicht der angebliche Preiskrieg aus Asien. Die Japaner waren nämlich so billig gar nicht, und die Kernmärkte der Deutschen wie PKWs und große braune Farbfernseher haben sie auch noch lange in Ruhe gelassen. Der eigentliche Erfolg kam dadurch, dass die Japaner die Bedürfnisse der jüngeren Käuferschichten verstanden und ernst genommen haben. Dass Grundig durchaus in der Lage war, gegen die Japaner anzustinken, das hat man eindrucksvoll bewiesen, als man nach dem Knall in nicht mal zwei Jahren ein sehr respektables HiFi Programm auf die Beine gestellt hat, das vom Preis-/Leistungsverhältnis und vom Imagefaktor den den Japanern zumindest ebenbürtig war.

Die ganze Tragik von Grundig kann man im Umgang mit dem Thema Tonbandgerät in den siebzigern erkennen. Grundig baute schon vollwertige und bezahlbare Heimtonbandgeräte, als selbst Willy Studer noch zugekaufte Provisorien im Programm hatte. Er betätigte sich ab Mitte der Fünfziger als Preisbrecher bei den Heimtonbandgeräten, war Anfang der sechziger der Einzige, der Stereo Tonbandkoffer mit drei Köpfen in der Konsumentenpreisklasse anbot. In den sechzigern ebbte das langsam ab, und wie der ehemals größte Tonbandgerätehersteller der Welt den Prozzo-Großspuler-Dreimotoren-Trend in den siebzigern komplett verschlafen konnte, das ist mir bis heute ein Rätsel. Mit dem TS 1000 hat er viel zu spät bewiesen, dass er es vom Know How problemlos gekonnt hätte.

Ein weiteres Ding, an dem man die fehlende Sicht für den Markt erkennen konnte, war das Thema Video. Das VCR System kam 1971 auf den Markt, lange vor den Japanern ( Beta 1975, VHS 1976 ). Es wurde aber nur von Schulen und Behörden gekauft, weil sich offenbar niemand Gedanken darüber gemacht hat, was ein Privatnutzer mit so einem Teil wohl aufzeichnen wollte. 60 Minuten maximale Spielzeit, das reichte weder für einen Spielfilm noch für eine abendfüllende Unterhaltungssendung. Statt Gas zu geben bei der Verlängerung der Spieldauer ließ man sich bis 1977 Zeit für das Dreistundensystem VCR Longplay, da waren die Japaner schon am Markt.

Statt jetzt aber den Spruch von Bill Gates zu beherzen "if you can't beat them, join them", und sich einem der japanischen Systeme anzuschließen, legte man 1978 mit dem Fünfstundensystem SVR nochmal einen drauf, und schuf 1979 mit Video 2000 ein zweites inkompatibles Videosystem. In dem Interview mit Joachim Fuchsberger kam Grundig immer wieder auf die großen Stückzahlen der Japaner als "Killervorteil" zu sprechen, da ist es doch absolut nicht zu verstehen, wieso ein vergleichsweise kleiner Hersteller sich zwei zu allem anderen inkompatible Videosysteme ans Bein bindet. Das kleine Krönchen obendrauf war dann noch, dass 1985 nach dem Ende von Video 2000 zwar das VHS-System übernommen wurde, aber auf der technischen Basis der Video 2000 Geräte weitergemacht wurde, u.a. mit selbst entwickelten VHS-Laufwerken, die dann eine ähnliche Katastrophe waren wie davor Video 2000 - und teuer waren sie.

Letztlich waren es wohl die im Videogeschäft versenkten Milliarden kombiniert mit völliger Ignoranz für "die da draußen", die Grundig das Genick brachen. Der amerikanische Markt war in den sechzigern von Japan fast auf die gleiche Weise eingenommen worden, man hätte es rechtzeitig sehen können, wenn man gewollt hätte. Der wirklich ruinöse Knall aus Asien kam erst in den neunzigern, als die Chinesen in den Markt eingetreten sind. die waren gegenüber den Japanern wenig innovativ, haben aber gut brauchbare Geräte zu Preisen angeboten, wo jeder europäische Volumenhersteller nur noch einpacken konnte.

Was mich heute so erschreckt, ist, wie wenig von solchen Geschehnissen im kollektiven Gedächtnis hängenbleiben. Deutschland ist sehr stark abhängig von der Autoindustrie, das Auto ist aber ganz generell am Ende seiner Entwicklung angekommen, überall auf der Welt zeigen sich die Grenzen des Wachstums. Statt aber jetzt grundsätzlich auf was anderes umzuschwenken ( der damalige Daimler Chef Edzard Reuter hat schon in den neunzigern erkannt, dass man sich in Zukunft breiter aufstellen muss, seine Idee vom integrierten Technologiekonzern ist aber wirtschaftlich gescheitert, und vom Nachfolger Schrempp plattgemacht worden ), versucht man, mit Strom-Autos die Märkte wieder freizubekommen, um weiterverkaufen zu können, und bremst gleichzeitig viele Technologien politisch aus, die großes Wachstumspotential in der Zukunft haben. Ich denke, wenn wir nicht aufpassen, geht es allen Autos, auch denen mit Batterie, in wenigen Jahren ähnlich wie den großen braunen Fernsehern von Grundig.

Gruß Frank
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#12
Hallo Frank,

Danke für Deine Detaillierungen, vieles wußte ich noch nicht so genau.

Hab dem nichts hinzuzufügen oder zu entgegnen ^^ ... intessant zu lesen.

Gruß Ingo
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#13
Hallo Frank,
in vielen Punkten gebe ich dir recht, in manchen widerspreche ich, weil falsch:

"Grundig baute schon vollwertige und bezahlbare Heimtonbandgeräte, als selbst Willy Studer noch zugekaufte Provisorien im Programm hatte."
Willy Studer fing 1950 mit dem selbst konstruierten und gebauten T 26 an, Grundig brachte Anfang 1952 das "Tonbandgerät" aus der Konstruktionsakte von Kurt Bier, die er mit Lumophon übernommen hatte. Es hieß dann Reporter 300 (siehe 4009W-TB), der Koffer dann Reporter 500. Letzterer kostete unerreichbare 775 DM, soviel wie das AEG KL 15.

VG Stefan

PS: Von dem "Lebensträume"-Film halte ich nicht viel, ist m.E. mit ziemlicher Inkompetenz geschrieben. Vor allem wird der 30 Jahre währende steile Aufstieg immer wieder den Misserfolgen der späten Jahre gegenüber gestellt. Unterm Strich steht Grundig damit als kaum kompetenter Luftikus da. Das ist unhaltbar. Der Mann hat aus einem Hinterhofbetrieb einen Konzern mit 3 Milliarden Mark Jahresumsatz mit 38.000 Mitarbeitern gemacht.
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#14
Ja, irgendwann waren unsere ostasiatischen Mitbürger auf dem Plan und erkannten das technische Potenzial.
Einerseits die sowieso schon innovativen Japaner, Südkoeraner und Nationalchinesen, andererseits die ostasiatischen Völker, welche arroganterweise als verlängerte Werkbank der doch so hochgelobten europäischen Markenfirmen dienen sollten.
Dumm nur für die Mutterfirmen, auch die verlängerten Werkbänke brauchen dafür kompetente Mitarbeiter.
Welche innovative Fachkraft möchte jedoch Sklave sein, wenn er es zumindest genauso gut oder besser kann.
Ob Grundig auf einer CeBit unsere ostasiatischen Mitbürger angegriffen haben soll, oder nicht, egal.
Vergessen sollte man auch nicht, das NTSC-Farbsystem war hochinnovativ, jedoch letztendlich haben die Japaner es geschafft, dieses System qualitativ den damals extrem komplizierten europäischen PAL/SECAM gleichzusetzen  dabei war auch frühe Halbleiterelektronik versus Röhrentechnik im Spiel. Viele andere Beispiele, auch aus dem Bereich der Industriesteuerungen sind ein Beispiel dafür. ZB in der alten BRD die Orientierung auf deutsche mechanische Wertarbeit, obwohl gute Elektronik schon vorhanden war, in der DDR eigentlich nur Aufrechterhaltung mechanischer Vorkriegsfunktionen und zweifelhafte Anwendungen elektronischer Funktionen, vielfach auch durch veraltete Lizenz-ICs oder Erich sein zusammengefrickelter 1MB-Chip. So liefs doch ...
und so läuft eigentlich heute auch noch.
VG Micha
Viele Grüsse, Micha

Ich wohne am deutschen Elbkilometer 358 westelbisch ... und genieße die Natur ... die Röhrentechnik zeigt, dass sich der Strom nur von Minus nach Plus bewegt ... und damit die echte technische Stromrichtung erkennbar macht ... dem Praktiker sind jedoch die irren Halbleiterstrompfeile egal








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#15
(28.02.2020, 23:13)hardware.bas schrieb: ZB in der alten BRD die Orientierung auf deutsche mechanische Wertarbeit, obwohl gute Elektronik schon vorhanden war, in der DDR eigentlich nur Aufrechterhaltung mechanischer Vorkriegsfunktionen und zweifelhafte Anwendungen elektronischer Funktionen, vielfach auch durch veraltete Lizenz-ICs oder Erich sein zusammengefrickelter 1MB-Chip. So liefs doch ...
und so läuft eigentlich heute auch noch.
Was ist denn das für ein Schwachsinn?

Gruß Ingo.
Die Konvergenz der Apokalypse führt unweigerlich zur Hybris.
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#16
Man hat die Asiaten - genauer die Japaner - damals oft unteschätzt und belächelt.
Mein Vater hatte in den 60er Jahren seine Ausbildung bei einem einst großen deutschen Nähmaschinenhersteller erhalten und anschließend bis zur Wirschaftskrise in Anfang der 70er dort gearbeitet. Dort wurden regelmäßig japanische Delegationen durch die Werkshallen geführt, die höflich und bewundernd den Betrieb und die Anlagen bestaunten und fleißig fotografierten.
Jeden einheimischen "HansWurstBesucher" hätte der Werkschutz gar nicht erst mit Fotoapparat hineingelassen.
Das gleiche erlebte er kurz darauf bei seinem nächsten Arbeitgeber - einem einst nahmhaften Hersteller für Kabelkanäle. Auch dort führte man fotografierende Asiaten durch die Produktionsanlagen.
Ein weiterer Aspekt ist, dass die Menschen eigentlich nicht so anspruchsvoll in die Leistung der Produkte, als in die Optik und die Höhe der Ausstattung waren.
Früher stellte man sich als Küchengerät noch eine Philetta hin. Dann war es vielleicht noch ein Gerät vom Schlage Bajazzo. Später wurden es meist die Brüllwürfel vom Quäle-Katalog.
Das Gleiche wiederholte sich bei den Fernsehern. Hauptsache groß und breit, mit Quaklautsprecherlein, wo früher (z.B. Grundig) 2x15W drei-Wege-Boxen verbaute.
Die Japaner konnten bald beides: "Billig, aber Fett" und "preiswert und hochwertig", wobei sich Letzteres preislich nicht so viel von den (verbliebenen) einheimischen Produkten unterschied.
Auch bei den Stereoanlagen war der Trend zunächst zu immer größeren Türmen. Später sollten sie in erster Linie möglichst kompakt sein.
Was besonders die Japaner konnten war, die Produktion äußerst effizient zu gestalten. Das mussten die Europäer erst noch lernen. Herr Piech hat sich das beispielsweise jahrelang bei den Japanern abgeschaut und als "Feuerwehrmann" später so zur Rettung von VW beigetragen.
Nun, die Chinesen werden vielleicht irgendwann von den Indern agehängt, die dann von den Afrikanern und was dann kommt...
Smiley47
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#17
(28.02.2020, 13:41)Klarzeichner schrieb: Hallo Frank,
in vielen Punkten gebe ich dir recht, in manchen widerspreche ich, weil falsch:

"Grundig baute schon vollwertige und bezahlbare Heimtonbandgeräte, als selbst Willy Studer noch zugekaufte Provisorien im Programm hatte."
Willy Studer fing 1950 mit dem selbst konstruierten und gebauten T 26 an, Grundig brachte Anfang 1952 das "Tonbandgerät" aus der Konstruktionsakte von Kurt Bier, die er mit Lumophon übernommen hatte. Es hieß dann Reporter 300 (siehe 4009W-TB), der Koffer dann Reporter 500. Letzterer kostete unerreichbare 775 DM, soviel wie das AEG KL 15.

VG Stefan

PS: Von dem "Lebensträume"-Film halte ich nicht viel, ist m.E. mit ziemlicher Inkompetenz geschrieben. Vor allem wird der 30 Jahre währende steile Aufstieg immer wieder den Misserfolgen der späten Jahre gegenüber gestellt. Unterm Strich steht Grundig damit als kaum kompetenter Luftikus da. Das ist unhaltbar. Der Mann hat aus einem Hinterhofbetrieb einen Konzern mit 3 Milliarden Mark Jahresumsatz mit 38.000 Mitarbeitern gemacht.

hi Stefan, bitte nicht falsch verstehen, ich bin der letzte, der das Lebenswerk von Willy Studer runtermachen will.

Provisorium war vielleicht etwas hart formuliert. Was ich meinte, war folgendes:

Direkt nach dem Krieg fing man an, Tonaufzeichnungsgeräte für Privatanwender verfügbar zu machen. Es gab viele Konstruktionen und Konzepte, die Zeit um 1950 herum war bei der Unterhaltugnselektronik ähnlich innovativ wie die Ära der Heimcomputer, die Leute haben es nur nicht so stark mitbekommen, weil aufgrund der Preise nur wenige an der Entwicklung teilhaben konnten.

Willy Studer hat beim Tonbandgerät die kommerzielle Technik im Kopf gehabt, die Heimtonbandgeräte von Revox/Studer waren im Grunde immer kleine Studiogeräte. Das T26 ist ein schönes Beispiel dafür - wirklich unerschwinglich teuer ( ca. 1300 Franken für die einfachste Ausführung ) und sperrig in der Bedienung - u.a. wird das Tonband verkehrt herum aufgewickelt, was nur bei Vollspur Sinn macht.

Grundig dagegen hat das Potential des Tonbandgerätes für zuhause erkannt, und von Anfang an Geräte angeboten, die keine abgespeckte Studiotechnik waren, sondern echte Heimtonbandgeräte. Klar waren 775 DM auch noch furchtbar teuer, für Enthusiasten wie Amateurmusiker aber nicht mehr unerreichbar, zumal Grundig auch Teilzahlung angeboten hat. Hinzu kam, dass die Geräte von Anfang an Halbspurgeräte waren, das Modell 700 hatte zusätzlich 9,5 cm/sek, denn auch das Bandmaterial war schweineteuer, und mit dem Grundig konnte man doppelt bzw. vier mal so viel Programm auf dem Band unterbrigen wie beim T26.

Die Telefunken Heimtonbandgeräte konnten mit den Grundigs nie wirklich mithalten. Auch hier konnte man erkennen, dass Telefunken den Schwerpunkt auf den kommerziellen Markt gelegt hatte und die Heimgeräte eher ein Anhängsel waren. Es war wirklich das Verdienst von Grundig, dass sich das Tonbandgerät im Heimbereich so stark durchgesetzt hat.

Der Lebensträume Film geht in eine ähnliche Richtung wie ein langer Spiegel Artikel, wo "dunkelrote" Journalisten einen Unternehmer nicht wirklich portraitieren sonder ihm was ans Zeug flicken wollen. Zuerst hat man ewig versucht, doch irgendwelche politischen Verfehlungen aus der Zeit vor dem Krieg zu finden - und später hat man ihm dann vorgeworfen, dass er lieber seine eigenen Schäfchen ins Trockene gebracht hat, statt seinen Mitarbeitern Gehälter und Sozialleistungen zu zahlen, die dann anschließend Technik aus China gekauft haben. Es ist ein klassisches Paradox, dass er einerseits ein herrschsüchtiger Despot sein musste, um sowas überhaupt schaffen zu können, ihm aber anschließend genau dieser Charakter das Genick gebrochen hat.


Gruß Frank
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#18
Hallo zusammen
@Frank(nick_riviera) bitte bitte nicht immer den ganzen Text kopieren (zitieren), alles was du brauchst, ja, zum zitieren, den Rest dann löschen. Danke, das wird immer so unübersichtlich.....
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
Wenn einer dem anderen hilft ohne daraus Profit schlagen zu wollen dann sind wir auf einem guten Weg
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#19
Ja, Frank, das kann ich jetzt komplett unterschreiben. :-)

Da du die AEG_Tfk-Tonbandgeräte angesprochen hast, die konnten gegen die Grundigs nicht ankommen (wurden aber trotzdem gekauft, wenn auch nicht so erfolgreich). Und zwar so lange, wie sie aus Hamburg bzw. Wedel kamen. Also KL 15, 25, 35. Eine rustikale, teure Konstruktion, die allen Ernstes bis 1957 durchgeschleppt wurde. Ein Quantensprung waren dann die Berliner Geräte, angefangen mit dem Magnetophon 65 und all seinen Nachfahren.

Grundig mag ein Patriarch gewesen sein, auf sein Erfolgsgeheimnis angepsrochen, antwortete er aber in den 70er Jahren mal, dass jede verdammte Mark, die das Unternehmen verdient, ins Unternehmen reinvestiert und eben nicht irgendwelchen Aktionären in den Rachen geworfen wird. Das klingt besonders heute sehr beeindruckend.
Bei Grundig zu arbeiten, bedeutete bis in die 80er Jahre, eine Lebensstellung zu haben.
Und, das ach so böse patriarchalisch geführte Unternehmen bot seinen Leuten Werkskindergärten, Werkswohnungen etc - vergleicht das mal mit heutigen Verhältnissen!

Das Unternehmen Grundig musste untergehen, das lag nicht am Geschäftsführer, das lag ab den 90er Jahren daran, dass man mit zentraleuropäischen Löhnen und Kostenstrukturen Konsumgüter baute, die in Fernost einfach viel billiger zu produzieren waren. Und um wie Metz oder Loewe eine Edelnische zu besetzen, waren die Fürther viel zu groß.

VG Stefan
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#20
Angesichts aufkommender Konkurrenz entwickelte Grundig seine Lösung.

Ich denke ein Vertrag, der Philips als Käufer der Grundig-AG verpflichtete neben dem Kaufpreis 20 Jahre lang je 50 Millionen DM an die Familienstiftung zu zahlen, hat zum finalen wirtschaftlichen Mißerfolg beigetragen.

Das paßt auch dazu.

VG Ingo.
Die Konvergenz der Apokalypse führt unweigerlich zur Hybris.
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