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SEL Stereo Decoder 1165 Musterplatine belebt
#1
Hallo liebe Radiofreunde,

heute habe ich etwas ungewöhnliches hier zum Vorstellen. Beim Letzten Treffen hatte mir unser Mitglied Marcello eine Platine gezeigt die offensichtlich von Graetz/SEL stammt. Es handelte sich um einen Stereodecoder. Allerdings fehlten sämtliche (5) Transistoren auf dem Board. Diese waren nicht etwa entfernt sondern nach Beurteilung der Lötstellen nie bestückt worden. Wie ich im Laufe der Inbetriebnahme dieses Decoders festellen sollte fehlten auch noch diverse andere Bauteile. Zum Glück waren alle Induktivitäten bestückt und es handelte sich auch nicht um "Dummies".

Das Fehlen eines Schaltplans hat die Inbetriebnahme nicht gerade erleichtert aber zum Glück sind diese Decoder alle ungefähr gleich aufgebaut, so dass ich wusste welche Schaltungsteile er enthalten musste als da wären:

- Pilotton Auskopplung mit Resonanzkreis
- Frequenzverdoppler 19->38 kHz mit 2 Dioden
- Pufferstufe für 38kHz Hilfsträger
- Hüllkurvendetektor mit 4 Dioden für R und L Signal

Hier ein Bild des Decoders:

   

   

Die fehlenden PNP Germanium Transistoren hatte ich hier schon bestückt. Ich habe hier, da ich davon einen Vorrat habe ASX12D genommen die im Mittel ein hfe von 120 haben und ein UCB/UCE von ca. 20V vertragen. Der Decoder läuft über einen 47kΩ Widerstand an 220V DC ich habe ihn aber direkt an 12V betrieben indem ich 12V hinter dem Widerstand eingespeist habe. Die Spannung ist nicht sehr kritisch der Decoder lief mit 11-14V gleichermaßen.

Nachdem ich die Transistoren bestückt und ein Signal eingespeist hatte fiel mir auf, dass kein Pilotton am entsprechenden Filter zu messen war. Das war auch nicht verwunderlich, da ein Koppelkondensator fehlte der den Pilotton aus dem MUX Signal auskoppeln sollte. Also bestückte ich diesen nach "Gefühl" mit 3,3n und konnte nun eine schöne 19kHz Schwingung am Filter vorfinden die sich per Abgleich maximieren ließ. Der Kondensator ist im Bild unten der blaue rechteckige...

Damit ging der Decoder aber noch lange nicht. Die Dioden für den Frequenzverdoppler fehlten ebenfalls, hier habe ich zwei 0815 Germaniumdioden bestückt. Nun hatte ich schon mal ein 38kHz Signal am darauf folgenden Filter. Das Filter das die Dioden im Hüllkurvendemodulator ansteuert lieferte aber nur eine verzerrte 38kHz Schwingung. Es stellte ich heraus, dass dieses Filter anders beschaltet war als der Entwickler der Leiterplatte angenommen hatte. Ein Pin der den Schwingkreiskondensator ankoppeln sollte war nicht beschaltet. Ich habe das mit einer kleinen Drahtbrücke korrigiert

   

und schon hatte ich einen schönen 38kHz Sinus am Demodulator. Um die Amplituden aller Schwingkreise zu maximieren musste ich noch einige Kondensatoren im Wert anpassen. Wi oben geschrieben war es ja offensichtlich nie geplant gewesen, dass diese Platine in Betrieb geht...Hier das Endergebnis:

   

Der Decoder funktioniert mit leidlich guter Kanaltrennung. Das Datenblatt im Netz spricht von 22dB was in etwa hinkommt.

Ich bin mal gespannt wie das Teil im Radio von Macello spielt...
Viele Grüße
Semir
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"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#2
Gute und interessante Arbeit!

Mir liegt hier eine Kopie eines Aufsatzes von Marcus Tuner (schöner Name) vor. Er war bei Graetz und schrieb das "stereo-praktikum". Darin wir die Stereotechnik grundsätzlich beschrieben und der Aufbau des (vermutlich ersten) Graetz-Decoders erläutert. Die Platine ist nicht mit deiner Version identisch.

Bei Interesse kann ich dir die 28 Seiten kopieren.
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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#3
An dieser Platine kann ich mich noch erinnern. Er zeigte sie uns und hat aber selbst nicht mitbekommen, das die Transistoren fehlten.
Schön das es jetzt funktioniert. Prima.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#4
(28.07.2019, 07:58)Werner schrieb: Die Platine ist nicht mit deiner Version identisch.

Bei Interesse kann ich dir die 28 Seiten kopieren.

Hallo Werner,

Danke für das Angebot, da die beschriebene Schaltung nicht mit dieser Platine übereinstimmt macht das aber wenig Sinn. Die Funktion eines Decoders ist mir ja bekannt. Ich hätte nur gerne den Plan gehabt für diesen Decoder um diverse Werte nachprüfen zu können.
Viele Grüße
Semir
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#5
(28.07.2019, 02:40)Semir schrieb: ...
- Hüllkurvendetektor mit 4 Dioden für R und L Signal
...

Hi Semir,

bist du dir sicher, dass es Hüllkurven-Detektoren sind? So wie ich die Verschaltung der vier Dioden auf den Bildern von dir erkennen kann, kann es eigentlich keine Hüllkurven-Detektorschaltung sein. Kann mich aber auch irren, weil es etwas schwierig ist, die Schaltung an Hand der Bilder genau beurteilen zu können.

Gruß

(Reflex-)Kalle
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#6
Hallo Kalle,

Du hast recht es ist im Prinzip ein Schaltdecoder bei dem die Dioden als Schalter funktionieren um beide Hüllkurven zu separieren. Bei einem Stereosignal nach dem Multiplexverfahren sind ja die Hüllkurven beider Kanäle überlagert wie Du in diesem Bild sehen kannst überlagert. Die negativen und positiven Spitzen des Hilfsträgers bilden jeweils eine Hüllkurve ab. Im Bild ist der Hilfsträger rosa zu erkennen.


.png   Stereo-Signal.png (Größe: 34,14 KB / Downloads: 355)
Stereosignal nach dem Multiplex Verfahren (Quelle Script von D. Rudolph)

Nimmt man nun einen synchronen Schalter der entweder die positiven spitzen des Hilfsträgers oder die negativen durchlässt erhält man die jeweiligen Signale separiert. Diese müssen noch mit einem Tiefpaß geglättet werden. Hier das Prinzipschaltbild:


.png   Schalter_Decoder.png (Größe: 36,91 KB / Downloads: 361)
Schalterdecoder (Quelle Script von D. Rudolph)

Ich hatte das etwas flapsig als Hüllkurvendecoder bezeichnet, da die Dioden die jeweilige Hüllkurve aus den Gemisch herausfiltern. Wenn man es genau nimmt ist das natürlich nicht richtig, da es auch echte Stereo Hüllkurvendecoder gibt. Hier wird dem Multiplexsignal der Hilfsträger phasenrichtig hinzuaddiert wodurch sich die Signale derart separieren lassen, dass die positive Hüllkurve das eine Signal darstellt und die Negative das andere.

Wer sich hier tiefer einlesen will dem kann ich das Script von Prof. D. Rudolph (DiRu) hierzu empfehlen, dort ist auch das einfachere OIRT System beschrieben das ich vorher nicht kannte.
Viele Grüße
Semir
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(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#7
Das Graetz Stereo Praktikum hatte ich schon mal gecannt. Es liegt hier:

Graetz Stereo Praktikum
Gruß,
Jupp
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was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#8
Hallo Jupp,

nun habe ich es mir doch runter geladen. Wenn es nun schon mal da ist...

Danke für den Link
Viele Grüße
Semir
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#9
Hallo Semir, Hallo Radiofreunde.

Semir, auch auf diesem Weg nochmals vielen Dank für die " belebung " des Stereo Decoders.
Zur Funktion siehe bitte den Beitrag im Thema zu dem Graetz Scerzo wo der Decoder seinen Dienst tut.
Gruß von Marcello aus Bergneustadt.
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#10
Hallo zusammen,

ich habe vor kurzem auch so einen Stereodecoder in die Finger bekommen.
Leider recht lediert. Erstmal die ausgelaufenen Elkos ausgetauscht und geputzt.

Meiner lag einfach in einem Siemens Klangmeister RD II unter dem Chassis, einfach reingeworfen.
Leider funktioniert der nicht wirklich. Es gibt ja 3 Pegelsteller. 2x für jeweils Pegel Rechts und Links.

Und 1x für den Eingangspegel, in der Originalhülle mit "Channel Separation" beschriftet.
Siehe da, etwa in der Mitte der Seite: http://www.graetz-radio.de/stereo.htm

Wenn ich den Channel Separation ganz zurückdrehe, bekomme ich am Ausgang ein ganz komisches Signal.
Töne die auf den Kanälen unterschiedlich sind, sind klar und deutlich da. Alles was Kanalgleich ist klingt "geschluckt".
Also so wie wenn man Lautsprecher um 90 Grad Phasenversetzt anschließt. Ihr wisst was ich meine...

Drehe ich den Regler weiter auf, scheint sich das ganze etwas zu mischen. Klingt aber immer noch komisch.
Und wenn ich den Pegel so aufdrehe das der Eingangspegel so groß ist wie der Ausgangspegel sind die Höhen weg und es ist nur noch Mono.

Anbei mal ein paar Fotos von meiner Version. Drauf sind Transistoren AC125.
Die sind scheinbar auch alle Ok. Den Gegentauschen verändert nichts.

Vielleicht hat ja jemand eine Idee?

Gruß Micha

   

   
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