19.09.2019, 21:09
Hallo zusammen.
Während ich noch auf meinen AM-Transmitter aus einem anderen Thread warte, überraschte mich ein Bekannter von mir mit einem echtem Dachbodenfund. "Es ist irgendwas elektrisches. Vielleicht kannst Du ja etwas damit anfangen", so waren seine begleitenden Worte. Nun ja, schon ein einfacher Blick reichte um zu erkennen, dass es keine Waschmaschine und auch kein Toaster ist. UHER verbindet wohl fast jeder sofort mit Tonbandgeräten oder zumindestens mit Geräten der Unterhaltungselektronik.
Und so sollte es dann auch sein. Hier mal ein Blick auf das Äussere, nachdem die Spinnweben und der Staub aus über 50 Jahren entfernt wurde:
Das macht ja so schon mal gar keinen schlechten Eindruck. Die Eckdaten des Geräts: Halbspur-Mono, 9,5cm/s, 18cm Spulen, Volltransitorisiert (7 Germaniumtransistoren), 2W Ausgang, 25W Aufnahme, 1 Motor (zugleich Netztrafo). DIN Anschlüsse: Aufn./Wiederg., Mic, Ext.Lsp/Kopfhörer.
Beeindruckend war dann aber, was sich alles noch mit dabei befand. Bedienungsanleitung, Schaltbild, Packzettel und eine ordnungsgemäß ausgefüllte Garantiekarte (Kaufdatum: 22 Dezember 1967 in Lüneburg) befand sich sauber und ordentlich in der Plastiktüte. Selbst das original DIN Überspielkabel ist noch mit dem UHER Clip zusammengehalten. Die UHER Leerspule fehlte natürlich auch nicht.
Leider gibt es den Laden, in dem das Gerät gekauft wurde nicht mehr. Sonst hätte dort wohl mal nachgefragt, wie es mit der Garantie aussieht. *smile*
Wer sich gerade fragt, was es mit der kleinen Tüte auf der linken Spule auf sich hat: Dort drin befinden sich neben einer Ersatzsicherung ein kleiner Trickschlüssel, welcher im Bereich des "U" aus dem UHER Schriftzug in den Bandführungskanal eingeführt werden kann. Dadurch wird das Band vom Löschkopf abgehoben und ermöglicht einfacheste Multiplayaufnahmen. Das Mikrophon im Hintergrund gehört auch mit dazu. Soetwas war damals ja obligatorisch.
Überrascht war ich zum einen über die Vollständigkeit, aber auch über den sauberen Eindruck. Nicht nur äusserlich, sondern auch im innern sah alles aus, als wäre es noch nicht viel gelaufen. Die Teller drehen frei, die Bremsen arbeiten sehr präzise (da bin ich von UHER schon mal anderes gewohnt). Die gesamte Mechanik ist sauber und auch die Riemen haben nicht den kleinsten Anflug von Rissbildung.
Der Motor läuft erstaunlich ruhig und auch die Schwungmasse macht keine auffälligen Geräusche.
Dieses Bild bekommt später noch eine wichtige Bedeutung. Aber erstmal weiter umsehen.
Ein Blick auf die Unterseite zeigte aber schnell, dass dieses Gerät nicht erst gestern das Werk verlassen hat, sondern schon etwas älter ist. Halterungen der Sicherungen waren extrem oxydiert und aufgeblüht. Die Halterungen müssen auf jeden Fall erneuert werden, denn ein zuverlässiger elektrischer Kontakt ward erst nach grober Reinigung hergestellt.
(Die Sicherung für den Niederspannungsteil ist in Ordnung, musste aber an den Kontaktflächen mit zwei Stückchen Alufolie umwickelt werden, um einen elektrischen Kontakt herzustellen.)
Aufgeblähte oder ausgelaufene Kondensatoren waren nicht zu entdecken. Die Netzspannng habe ich selbst vor Inbetriebnahme auf 240V umgestellt. Die reparierte Sicherung für den Niederspannungsteil ist rechts neben dem Spannungswahlschalter zu erkennen. Für die Sicherheitsfanatiker: Die Funktionalität der Sicherung ist gewährleistet. Es sind nur die Endhülsen mit Alufolie umwickelt. Die Folienstücke haben keine Verbindung untereinander. Der Strom muss durch den Sicherungsdraht.
Oben nochmal ein Blick ins innere. Kein Abrieb, alles sauber bis auf ein paar Spinnweben und etwas Rost auf den Muttern.
Auf dem unteren Bild ist die gesamte Elektronik des Geräts zu sehen. Erstaunlich, mit wie wenig man auskommen kann, wenn man es will.
Nachdem ihr nun alle eine kleine Rundreise durch das Gerät machen konntet, komme ich zu dem eigentlichen Problem.
Beim ersten Einschalten tat sich erstmal fast nicht. Der Motor lief an, Spulen war möglich, aber aus dem Lautsprecher kam nicht ein Mucks. Kein Knacken, kein Kratzen, kein Rauschen. Schnell war klar, dass die gesamte Elektronik Spannungslos war, was an dem aufgeblühten Sicherungshalter lag. Da ging einfach kein Strom durch. Dieser Fehler war relativ schnell behoben.
Neben der Beleuchtung, die seit dem reinigen des Sicherungshalters funktioniert, war beim Einschalten aus dem Lautsprecher ein ganz leises knacken zu hören. Sonst aber nichts weiter.
Nach etwas suchen fand ich einen kleinen, weißen Mikroschalter (in Bild 3 zu sehen), welcher beim drücken der PLAY Taste von einer kleinen Schubstange bewegt wird. Auf dem Bild ist er zwischen der rechten Taste (PLAY) und dem roten Aufnahmeknopf zu erkennen. Dieser Schalter ist mit einer 1-2mm Niete am Chassis befestigt, welche sich zersetzt hat. Die Schubstange hat also nicht mehr den Schalter betätigt, sondern ihn einfach zur Seite gedrückt.
Dieser Schalter scheint wohl die Verstärkerstufe zu trennen, damit beim Vor- und Zurückspulen der Lautsprecher stumm ist. So einen Schalter hab ich in einem anderen UHER Gerät auch schon einmal vorgefunden. Aus dem Schaltbild geht (für mich) leider nicht genau hervor, wo im Stromlauf dieser Schalter sitzt. In Ermangelung anderer Möglichkeiten, habe ich den Schalter erstmal mit einem Tropfen Klebstoff angeklebt. Sehr wohl wissend, dass das nur von zwölf bis Mittag hält.
Das ankleben hat aber in sofern Funktioniert, als dass jetzt beim betätigen der PLAY Taste sofort ein Rauschen aus dem Lautsprecher kommt. Laut und deutlich. Nein, viel zu laut sogar. Es ist ein Rauschen, wie bei einem UKW Radio zwischen den Sendern. Also deutlich mehr als das erwartete Grundrauschen eines Verstärkers mit Germaniumtransistoren.
Jetzt wird es analytisch.
Das Rauschen ist sofort zu hören, wenn der Mikroschalter betätigt wird.
Das Rauschen ist in der Lautstärke und in der Klangfarbe über die beiden Regler veränderbar.
Ein Nutzsignal vom Band ist nicht zu hören.
Beim berühren der Platine an verschiedenen Kontakten mit Finger oder Schraubendreher ist zusätzlich und erwartungsgemäß ein Brummen zu hören.
Und jetzt wird es das stochern im Dunkeln.
Aus den obigen Informationen tippe ich mal darauf, dass das Rauschen bereits in der Vorstufe, also vor dem Lautstärkeregler entsteht. Meine Vermutung sind die Transistoren 2x AC151. Aber das kann natürlich auch etwas ganz anderes sein. Da freue ich mich über jeden Hinweis von euch, die ihr bis hierhin durchgehalten habt.
Liebe Grüße aus dem hohen Norden
Günther
PS: Als Prüfgerät steht mir lediglich ein einfaches DMM zur Verfügung.
Während ich noch auf meinen AM-Transmitter aus einem anderen Thread warte, überraschte mich ein Bekannter von mir mit einem echtem Dachbodenfund. "Es ist irgendwas elektrisches. Vielleicht kannst Du ja etwas damit anfangen", so waren seine begleitenden Worte. Nun ja, schon ein einfacher Blick reichte um zu erkennen, dass es keine Waschmaschine und auch kein Toaster ist. UHER verbindet wohl fast jeder sofort mit Tonbandgeräten oder zumindestens mit Geräten der Unterhaltungselektronik.
Und so sollte es dann auch sein. Hier mal ein Blick auf das Äussere, nachdem die Spinnweben und der Staub aus über 50 Jahren entfernt wurde:
Das macht ja so schon mal gar keinen schlechten Eindruck. Die Eckdaten des Geräts: Halbspur-Mono, 9,5cm/s, 18cm Spulen, Volltransitorisiert (7 Germaniumtransistoren), 2W Ausgang, 25W Aufnahme, 1 Motor (zugleich Netztrafo). DIN Anschlüsse: Aufn./Wiederg., Mic, Ext.Lsp/Kopfhörer.
Beeindruckend war dann aber, was sich alles noch mit dabei befand. Bedienungsanleitung, Schaltbild, Packzettel und eine ordnungsgemäß ausgefüllte Garantiekarte (Kaufdatum: 22 Dezember 1967 in Lüneburg) befand sich sauber und ordentlich in der Plastiktüte. Selbst das original DIN Überspielkabel ist noch mit dem UHER Clip zusammengehalten. Die UHER Leerspule fehlte natürlich auch nicht.
Leider gibt es den Laden, in dem das Gerät gekauft wurde nicht mehr. Sonst hätte dort wohl mal nachgefragt, wie es mit der Garantie aussieht. *smile*
Wer sich gerade fragt, was es mit der kleinen Tüte auf der linken Spule auf sich hat: Dort drin befinden sich neben einer Ersatzsicherung ein kleiner Trickschlüssel, welcher im Bereich des "U" aus dem UHER Schriftzug in den Bandführungskanal eingeführt werden kann. Dadurch wird das Band vom Löschkopf abgehoben und ermöglicht einfacheste Multiplayaufnahmen. Das Mikrophon im Hintergrund gehört auch mit dazu. Soetwas war damals ja obligatorisch.
Überrascht war ich zum einen über die Vollständigkeit, aber auch über den sauberen Eindruck. Nicht nur äusserlich, sondern auch im innern sah alles aus, als wäre es noch nicht viel gelaufen. Die Teller drehen frei, die Bremsen arbeiten sehr präzise (da bin ich von UHER schon mal anderes gewohnt). Die gesamte Mechanik ist sauber und auch die Riemen haben nicht den kleinsten Anflug von Rissbildung.
Der Motor läuft erstaunlich ruhig und auch die Schwungmasse macht keine auffälligen Geräusche.
Dieses Bild bekommt später noch eine wichtige Bedeutung. Aber erstmal weiter umsehen.
Ein Blick auf die Unterseite zeigte aber schnell, dass dieses Gerät nicht erst gestern das Werk verlassen hat, sondern schon etwas älter ist. Halterungen der Sicherungen waren extrem oxydiert und aufgeblüht. Die Halterungen müssen auf jeden Fall erneuert werden, denn ein zuverlässiger elektrischer Kontakt ward erst nach grober Reinigung hergestellt.
(Die Sicherung für den Niederspannungsteil ist in Ordnung, musste aber an den Kontaktflächen mit zwei Stückchen Alufolie umwickelt werden, um einen elektrischen Kontakt herzustellen.)
Aufgeblähte oder ausgelaufene Kondensatoren waren nicht zu entdecken. Die Netzspannng habe ich selbst vor Inbetriebnahme auf 240V umgestellt. Die reparierte Sicherung für den Niederspannungsteil ist rechts neben dem Spannungswahlschalter zu erkennen. Für die Sicherheitsfanatiker: Die Funktionalität der Sicherung ist gewährleistet. Es sind nur die Endhülsen mit Alufolie umwickelt. Die Folienstücke haben keine Verbindung untereinander. Der Strom muss durch den Sicherungsdraht.
Oben nochmal ein Blick ins innere. Kein Abrieb, alles sauber bis auf ein paar Spinnweben und etwas Rost auf den Muttern.
Auf dem unteren Bild ist die gesamte Elektronik des Geräts zu sehen. Erstaunlich, mit wie wenig man auskommen kann, wenn man es will.
Nachdem ihr nun alle eine kleine Rundreise durch das Gerät machen konntet, komme ich zu dem eigentlichen Problem.
Beim ersten Einschalten tat sich erstmal fast nicht. Der Motor lief an, Spulen war möglich, aber aus dem Lautsprecher kam nicht ein Mucks. Kein Knacken, kein Kratzen, kein Rauschen. Schnell war klar, dass die gesamte Elektronik Spannungslos war, was an dem aufgeblühten Sicherungshalter lag. Da ging einfach kein Strom durch. Dieser Fehler war relativ schnell behoben.
Neben der Beleuchtung, die seit dem reinigen des Sicherungshalters funktioniert, war beim Einschalten aus dem Lautsprecher ein ganz leises knacken zu hören. Sonst aber nichts weiter.
Nach etwas suchen fand ich einen kleinen, weißen Mikroschalter (in Bild 3 zu sehen), welcher beim drücken der PLAY Taste von einer kleinen Schubstange bewegt wird. Auf dem Bild ist er zwischen der rechten Taste (PLAY) und dem roten Aufnahmeknopf zu erkennen. Dieser Schalter ist mit einer 1-2mm Niete am Chassis befestigt, welche sich zersetzt hat. Die Schubstange hat also nicht mehr den Schalter betätigt, sondern ihn einfach zur Seite gedrückt.
Dieser Schalter scheint wohl die Verstärkerstufe zu trennen, damit beim Vor- und Zurückspulen der Lautsprecher stumm ist. So einen Schalter hab ich in einem anderen UHER Gerät auch schon einmal vorgefunden. Aus dem Schaltbild geht (für mich) leider nicht genau hervor, wo im Stromlauf dieser Schalter sitzt. In Ermangelung anderer Möglichkeiten, habe ich den Schalter erstmal mit einem Tropfen Klebstoff angeklebt. Sehr wohl wissend, dass das nur von zwölf bis Mittag hält.
Das ankleben hat aber in sofern Funktioniert, als dass jetzt beim betätigen der PLAY Taste sofort ein Rauschen aus dem Lautsprecher kommt. Laut und deutlich. Nein, viel zu laut sogar. Es ist ein Rauschen, wie bei einem UKW Radio zwischen den Sendern. Also deutlich mehr als das erwartete Grundrauschen eines Verstärkers mit Germaniumtransistoren.
Jetzt wird es analytisch.
Das Rauschen ist sofort zu hören, wenn der Mikroschalter betätigt wird.
Das Rauschen ist in der Lautstärke und in der Klangfarbe über die beiden Regler veränderbar.
Ein Nutzsignal vom Band ist nicht zu hören.
Beim berühren der Platine an verschiedenen Kontakten mit Finger oder Schraubendreher ist zusätzlich und erwartungsgemäß ein Brummen zu hören.
Und jetzt wird es das stochern im Dunkeln.
Aus den obigen Informationen tippe ich mal darauf, dass das Rauschen bereits in der Vorstufe, also vor dem Lautstärkeregler entsteht. Meine Vermutung sind die Transistoren 2x AC151. Aber das kann natürlich auch etwas ganz anderes sein. Da freue ich mich über jeden Hinweis von euch, die ihr bis hierhin durchgehalten habt.
Liebe Grüße aus dem hohen Norden
Günther
PS: Als Prüfgerät steht mir lediglich ein einfaches DMM zur Verfügung.
Empfänger: SABA Bodensee 3DS Automatik (1954), Blaupunkt VE301Dyn (jungfäulich)
Techn.Kenntnisse und Fertigkeiten: Löterfahrung, Bausätze aufbauen, kleine Reparaturen an analogen Audiogeräten.
Messgeräte: Voltcraft DMM M3850 und einiges aus dem Mittelspannungsbereich.
Techn.Kenntnisse und Fertigkeiten: Löterfahrung, Bausätze aufbauen, kleine Reparaturen an analogen Audiogeräten.
Messgeräte: Voltcraft DMM M3850 und einiges aus dem Mittelspannungsbereich.