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Grundig Prima Boy 75k - kratzendes LS-Poti
#1
Liebes Froum,

hier eine Reparaturbericht für ein an sich wenig aufregendes kleines Grundig Radio namens Prima Boy 75k (Abb.1). Für mich ist es interessant, da es mit Batterie betrieben werden kann und ich es bald meinem Sohn (fast 3 J.) als "Mein erstes Radio" übergeben möchte.

.jpg   1 (Small).jpg (Größe: 130,17 KB / Downloads: 538)
Beim ersten Test stellte ich sofort fest, dass das Lautstärkepoti Kontaktschwierigkeiten hatte. Leider ist das Poti in dem Gerät in der Art angeschlossen, dass bei einem Kontaktabbruch die Lautstärke auf volle Pulle geht. Das nervt dann schon bei beginnenden Kontaktschwierigkeiten.

Die beiden Halbschalen des Gerätegehäuses sind verschraubt, und an zwei Stellen sind die Gehäusehälften miteinander durchschaubar verclipst. Darunter ist die Hauptplatine (Abb. 2).

.jpg   2 (Small).jpg (Größe: 178,39 KB / Downloads: 558)
Zu meinem Schreck saß das Poti unter einem schwarzen Kunststoffrahmen, welcher Teil des Skalenseilführung war.  Sad  Also: Allen Mut zusammengenommen und Skalenseil abgenommen (Abb. 3). Der Kunststoffrahmen war mit einer Schraube plus 3 Kunststoffclips an der Platine befestigt - man merkt förmlich, da steckt einiges an Denkarbeit durch die Entwickler drin.

.jpg   3 (Small).jpg (Größe: 163,61 KB / Downloads: 535)
Das Poti war nun frei zugänglich. Eine Reinigung der Schleifbahnen mit Bremsenreiniger brachte nur etwas Verbesserung. Also wurde das Poti ausgelötet. Nun wurde es wieder etwas kniffelig. Der metallische Schleiferkontakt hatte offenbar zu wenig Anpressdruck auf den Schleifbahnen der Vor- und Rückseite des Potis (Abb. 4).
   
Zum Zurechtbiegen des Schleifkontaktes musste dieser aus dem "Schlitten" herausgenommen werden. Der Schlitten wiederum kann nur runtergeschoben werden, wenn einseitig die beiden Lötbeinchen entfernt werden. Da diese vernietet sind, half nur abbohren der Nietköpfe mit 3mm (Abb. 5).

.jpg   5 (Small).jpg (Größe: 196,97 KB / Downloads: 531)

Nach dem Zurechtbiegen wurde der Schleifer wieder auf den Potikörper geschoben. Die Niethülsen der Lötbeinchen habe ich auf 1,4mm aufgebohrt und mit  M1,4-Schräubchen plus Mutter am Potikörper festgeschraubt (Abb. 6). Schraube und Mutter stammen aus einem billigen Chinaschraubenkonvolut zur Brillenreparatur (Aliexpress).

.jpg   6 (Small).jpg (Größe: 128,25 KB / Downloads: 533)

Der Zusammenbau erfolgte problemlos rückwärts, selbst das Auflegen des Skalenseils klappte binnen weniger Minuten. Und: Gerät läuft, Poti kratzt nicht mehr! Smile

Lohnte sich das? Wirtschaftlich nein, ideell ja. Das Radio ist für meinen Sohn und vielleicht werden mir die Erfahrung solch einer Potentiometerinstandsetzung an anderer Stelle helfen, wo es um wertvollere Elektronik geht. Potentiometer sind nun mal störanfälliger als andere elektronischen Bauteile.

Gruß
Martin
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#2
Moin Martin,

bekanntes Problem. Sehr schöne Beschreibung bzw. Anleitung für jemanden, der dies noch nie gemacht hat.

Vielen Dank.
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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#3
Hallo Martin!

Freut mich dass du den Lautstärkeregler reparieren konntest! Hab versucht einen neuen zu bekommen. Das war aussichtslos!
Jetzt wo es wieder funktioniert kann es wieder genutzt werden! Wieder ein Radio gerettet!
Viel Spaß deinem Sohn mit dem Radio!

Gruß Chris B.
Rettet den analogen Rundfunk!! Kauft UKW Radio's!!!
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#4
Danke für die Blumen! Es war ein recht spannendes Projektchen. Je weiter ich mich vorarbeitete, desto mehr dachte ich zu scheitern. Um so mehr erfreute es, dass es doch recht glatt lief. Vor ein paar Jahren hätte ich es auf halber Strecke als Totalschaden beiseite gelegt. Dran bleiben lohnt!

Gruß
Martin
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#5
Ich habe noch nie ein dermaßen primitives Schiebepoti gesehen. Obwohl das Radio insgesamt einen guten Eindruck macht und gut klingt (ich kenne das Modell) ist es doch mal wieder traurig dass da schon so ein Billigdreck verbaut ist. Umso toller, dass du es reparieren konntest! Prima!

VG Stefan
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#6
Laut Radiomuseum.org soll das Modell um 2002 auf dem Markt gewesen sein, wohl kurz vor dem Ende von Grundig. Scheinbar wurde merklich eingespart, um damit konkurrenzfähig zu bleiben. Schade, schade. Die älteren Sono Clock Radiowecker waren in Klang und Design spitze.
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#7
So ganz war ich mit dem Ist-Zustand noch nicht zufrieden.
Mich störte die untypische Lautstärkeeinstellung. Nach 5mm Hochschieben des Lautstärkepotis, war die Lautstärke schon bei 50% angekommen. Eine Feineinstellung leiser Lautstärken war fummelig.

Verantwortlich war der im Schaltplan markierte 8,2k Widerstand, der den Potiabgriff auf Masse zieht. Zur Erinnerung: Liegt der entsprechende Eingang am IC auf Masse, bedeutet dies volle Lautstärke.
Jedenfalls sorgt der Widerstand für die untypische Lautstärkeeinstellung.

Den R habe ich schlicht rausgeworfen. Damit war die Lautstärke gefühlt linear zur Potiposition. Ich habe dann einen 43k Widerstand (hatte ich gerade zur Hand) vom Schleifer zum mit positiver Spannung beaufschlagten Potianschluss gelegt. Damit ist die Lautstärkeeinstellung für leises Hören auf einen größeren Potiweg verteilt.

Ergänzend habe ich den 1k am Fußpunkt auf 12k vergrößert um die Maximallautstärke zu begrenzen. So kann man nicht mehr bis in einen grauenhaften Klirrbereich aufdrehen.

Man fragt sich, was der 8,2k dort sollte, da er nur Nachteiliges bewirkt. An sich fällt mir nur ein Motiv ein: Wenn das Biligpoti zu kratzen beginnt, wird bei jedem Kurzzeitaussetzer die Lautstärke 100%. Das klingt so grauenhaft, dass man das Radio aussortiert.... und ein Neues kauft. Ob da Marketing im Spiel war? Ich weiß es nicht.
Beim genauen Hinsehen erkennt man übrigens, dass der 8,2k händisch im Schaltplan nachträglich zugefügt wurde. Auch komisch.

   
Gruß
Martin
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#8
Hallo Martin,

Ich habe das Gleiche Szenario zu Hause dieses Radio und einen kleinen Sohn (6) der gerne Radio hört und es aber nur auf „volle Pulle“ läuft.
Jetzt haben wir es mal zusammen geöffnet um zu schauen was da so drin ist und sind auf deine Anleitung gestoßen. Schon mal danke für die Mühe sie zu schreiben.
Mein Poti sieht recht fertig aus und auch nach Säuberung verändert sich gar nichts, ergo: keine Funktion. . Theoretisch kann ich es ja auch mit einem neuwertigen, linearen 50k Ohm Drehpotentiometer austauschen. Würd den Drehknopf unterhalb des frequenzbandreglers oder so einbauen.


Danke und Gruß
Philip
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#9
Hallo Philip,
meinen Bericht hatte ich schon ganz vergessen, aber schön, dass er jemandem hilft!

Das Reinigen des Potis hatte bei auch nicht wirklich viel gebracht, erst das Zerlegen und Zurechtbiegen der Schleifkontakte brachte Besserung. Das Radio läuft heute noch, kein Potikratzen.

Noch etwas: Den Fußpunktwiderstand am Poti hatte ich von 1k auf 12k erhöht. Das was etwas zu viel des Guten, die max. Lautstärke ist dann doch recht gering. 10k oder 8,2k passen sicher besser.
Gruß
Martin
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