Heute möchte ich mal ein Röhrenradio vorstellen, das extrem selten auftaucht und seit einiger Zeit auf meiner Werkbank steht:
Simonetta 3D Luxus - Breitform Super.
Was für ein Name !
Ich möchte auch hier wieder zuerst das Gerät vorstellen und mich in einem weiteren Beitrag der Reparatur widmen.
Wie man vielleicht an der Bezeichnung „Simonetta“ erkennt, handelt es sich um ein für das Versandhaus QUELLE hergestelltes Gerät. Die Stempelung im Gehäuse datiert das Gerät auf April 1957. Das QUELLE - Logo findet sich auch auf der Skala.
Insofern selten, da Röhrenradios von Versandhäusern eher mit dem Konkurrenten Neckermann in Verbindung gebracht werden.
Über das Gerät ist auch bei rm.org wenig bekannt, eine Suche von technischen Unterlagen, insbes. dem Schaltplan, blieb bisher erfolglos.
http://www.radiomuseum.org/r/quelle_simo...reitf.html
Von mir gekauft bei ebay, es gab außer mir keinen Interessenten. Vielleicht lag das daran, dass der Verkäufer ehrlich inseriert hatte und darauf hinwies, „dass UKW nicht funktioniere und selbst der Tausch der UKW-Röhre dies nicht behebe“. Aha, ein weiterer Radiobastler?
Von einem Sammlerkollegen wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass das Gerät von der Firma SÜDFUNK hergestellt worden sein müsste. Die Ähnlichkeit zum SÜDFUNK Maestro 816, der in meinem Radio-Arlt-Katalog von 1958 auftaucht, ist in der Tat so frappierend, dass dem so zu sein scheint.
http://www.radiomuseum.org/r/sudfunk_mae...816_1.html
Aber auch für den SÜDFUNK fand sich bis heute kein Schaltplan bei mir ein.
Nun zum Gerät.
Wir haben folgende Röhrenbestückung:
ECC85, ECH81, EF89, EF89, EABC80, EL84, EM80, EZ80
Also schon etwas Wertigeres, was die Empfangsleistung anbelangt.
Wellenbereiche: UKML, getrennte Seilzüge für AM und FM, allerdings keine mechanische Umschaltung, d.h. je 1 Bedienknopf.
Lautsprecher: 26 x 17cm als Hauptlautsprecher, dazu je 1 pdyn Seitenlautsprecher (Hochtöner) zu 9,5 cm.
Tasten:
U, K, M, L, TA, Ferritantenne (die FA ist zudem über Bedienknopf drehbar),
2 Klangtasten (die einzeln oder gemeinsam oder gar nicht gedrückt werden können und damit 4 Klangrichtungen ermöglichen),
dazu Höhenregler und Bassregler (ohne optische Anzeige auf der Skala).
Na, mitgezählt? Fehlt da was?
Uuuups
Keine „AUS-Taste“ !
Ich hab’s auch erst nach dem Chassisausbau geschnallt.
Die Lösung verbirgt sich im Lautstärkepoti: dort ist nach alter Väter Sitte der Ein-/Ausschalter angeflanscht, d.h. mittels Poti-Drehung wird geschaltet, wie vor dem Krieg und Anfang der 50er, als Tastenaggregate noch nicht verbreitet waren. Eine ungewöhnliche Lösung für ein Gerät dieser Klasse im Jahre 1957.
Während das Gehäuse noch recht wertig verarbeitet ist, setzt sich dieser Eindruck im Inneren nur bedingt fort. Zwar sind durchweg sehr hochwertige Röhrenfassungen verwendet (da hätte sich Graetz in seiner Sinfonia 422 mal eine Scheibe abschneiden sollen).
Das Chassis aber ist aus sehr dünnem Stahlblech gekantet, die Seilzugrollen sind auf Blechstreifen gelagert, die aus dem Chassisblech herausgebogen wurden. Das funktioniert, sieht aber doch sehr „mager“, um nicht zu sagen „billig“ aus.
Es besitzt zudem zahlreiche vorgestanzte Bohrungen und Bohrlöcher für … ja, für was eigentlich?
Normalerweise sind das in Geräten unterer Preisklasse ja Aussparungen für Zusatzausrüstung noch höherwertigerer Geräte. Ob’s da noch was über dem „Luxussuper“ gab?
Glaube ich eher nicht. Auch von dem vermutlich verwandten und oben genannten SÜDFUNK Maestro 816 gibt’s im Katalog nur noch eine kleinere Variante sowie eine Musiktruhe.
Interessant wäre in diesem Fall, mal den hier behandelten Simonetta Luxussuper neben besagten SÜDFUNK zu stellen, vielleicht (spekulativ !) wurde er ja für QUELLE abgemagert. Zumindest könnten die bei rm.org verzeichneten Preise darauf hindeuten:
298,- DM für den QUELLE, 405,- DM für den SÜDFUNK.
Für diese Theorie spräche auch, dass die Simonetta zwar rückwandseitig (Beschriftung und Bohrung) eine Rundbuchse für Tonband vorgesehen hatte, diese im Chassis aber fehlt und sich nur die passende Bohrung mit Befestigungslöchern findet. Nachträglich durch einen Vorbesitzer entfernt wurde da nichts, das war ab Werk so.
Der recht wuchtige und schwere Trafo ist nur mit 2 Schrauben ans (dünnblechige) Chassis geschraubt. Merkwürdig. Weitere Stanzlöcher sind zwar vorhanden, verschwinden aber unter den Trafobefestigungsleisten. Da passt nichts. Dennoch Schmutzränder, die auf einen Originaltrafo schließen lassen.
Die Röhrenbestückung besteht aus Telefunken – Röhren, an Kondensatoren finden sich braune WIMA-„Malzbonbons“ sowie weiße Vergusskondensatoren der Marke FUNKTON von ähnlich kritischer Qualität. Kleinelkos sind von Frako.
An Widerständen sind –leider- zeittypische Ring-Widerstände verbaut, die gerne zu Defekten oder zu krassen „Wertsteigerungen“ neigen.
Ohne Schaltplan geht deren Nachmessung / Ersatz nur, solange man die Farben noch identifizieren kann, bei hitzemäßig belasteten Exemplaren: Pustekuchen. Da erscheinen alle Ringe in „braun“.
Mehr dazu im Technikthema.
Auffällig an der Skala sowie der Rückwandbeschriftung ist die 2-Sprachlichkeit: Deutsch und Englisch.
Ob man da auch Besatzungssoldaten im Käuferblick hatte? Zahlreiche Geräte des Konkurrenten EMUD tauchen auch heute noch bei ebay USA auf. Die Rückwand enthält zudem einen Hinweis auf Batteriebetrieb (!), der aber ab Werk überklebt wurde und das Gerät somit nur noch für Wechselstrombetrieb ausweist. Offenbar der Versuch, für verschiedene Geräte mit einer Rückwandbedruckung hin zu kommen.
Die Typstempelung und Gerätenummer sollte auf der Rückwand eingetragen werden, dazu sind 2 Felder vorgesehen. Bei unserem Gerät fehlt die Stempelung jedoch, oder ist verblasst / abgefallen.
Was die Leistung des instandgesetzten Gerätes anbelangt:
Sehr guter FM-Empfang, AM mangels Sendern nicht wirklich testbar, Klang gut, aber NF-seitig eher kein „Spitzensuper“. Letzteres hängt natürlich vom Anspruchsverhalten des Käufers ab.
Dennoch, meiner Meinung nach klanglich und empfangsseitig einer Graetz Sinfonia 422 nahezu ebenbürtig.
Immerhin überzeugt mich hier erstmals die gehörrichtige LS-Regelung, die nicht so sprunghaft den Klang ändert, wie bei den allermeisten sonstigen Geräten dieser Zeit, die schon auf meinem Werktisch standen.
Die Gehäuseform:
etwas eigenwillig. Kantig, aber dennoch mit gewölbter Gehäuseoberseite. Die Seiten zudem leicht schräg stehend. Glanzlack, also nicht hell mattiert, was zu der Zeit in Mode kam.
Das SÜDFUNK-Gerät ist mit den Gehäusefarben „Mahagoni“ und „Nußbaum“ im Katalog angepriesen, ob’s beim Simonetta diese Wahl auch gab, ist mir nicht bekannt.
Insgesamt:
Obgleich Versandhausware, eher ein Exot. Zumindest weitaus seltener als die Spitzengeräte von GRAETZ, GRUNDIG, NORDMENDE und Konsorten. Und auch seltener als die derzeit einen Nachfrageboom erlebenden Neckermänner dieser Jahre.
Preis-/Leistungsverhältnis: sehr gut, wenn der bei rm.org verzeichnete Katalogpreis von 298,- DM zu zahlen war. Quasi ein richtiges Schnäppchen. Für den Katalogpreis des SÜDFUNK: da finde ich 405,-DM als zu hoch gegriffen. Dazu fehlte der Marke auch das Renommee, d.h. der klangvolle Markenname, den sich Käufer bis heute gerne etwas kosten lassen.
Zur Technik des Gerätes im Fortsetzungsteil.
Simonetta 3D Luxus - Breitform Super.
Was für ein Name !
Ich möchte auch hier wieder zuerst das Gerät vorstellen und mich in einem weiteren Beitrag der Reparatur widmen.
Wie man vielleicht an der Bezeichnung „Simonetta“ erkennt, handelt es sich um ein für das Versandhaus QUELLE hergestelltes Gerät. Die Stempelung im Gehäuse datiert das Gerät auf April 1957. Das QUELLE - Logo findet sich auch auf der Skala.
Insofern selten, da Röhrenradios von Versandhäusern eher mit dem Konkurrenten Neckermann in Verbindung gebracht werden.
Über das Gerät ist auch bei rm.org wenig bekannt, eine Suche von technischen Unterlagen, insbes. dem Schaltplan, blieb bisher erfolglos.
http://www.radiomuseum.org/r/quelle_simo...reitf.html
Von mir gekauft bei ebay, es gab außer mir keinen Interessenten. Vielleicht lag das daran, dass der Verkäufer ehrlich inseriert hatte und darauf hinwies, „dass UKW nicht funktioniere und selbst der Tausch der UKW-Röhre dies nicht behebe“. Aha, ein weiterer Radiobastler?
Von einem Sammlerkollegen wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass das Gerät von der Firma SÜDFUNK hergestellt worden sein müsste. Die Ähnlichkeit zum SÜDFUNK Maestro 816, der in meinem Radio-Arlt-Katalog von 1958 auftaucht, ist in der Tat so frappierend, dass dem so zu sein scheint.
http://www.radiomuseum.org/r/sudfunk_mae...816_1.html
Aber auch für den SÜDFUNK fand sich bis heute kein Schaltplan bei mir ein.
Nun zum Gerät.
Wir haben folgende Röhrenbestückung:
ECC85, ECH81, EF89, EF89, EABC80, EL84, EM80, EZ80
Also schon etwas Wertigeres, was die Empfangsleistung anbelangt.
Wellenbereiche: UKML, getrennte Seilzüge für AM und FM, allerdings keine mechanische Umschaltung, d.h. je 1 Bedienknopf.
Lautsprecher: 26 x 17cm als Hauptlautsprecher, dazu je 1 pdyn Seitenlautsprecher (Hochtöner) zu 9,5 cm.
Tasten:
U, K, M, L, TA, Ferritantenne (die FA ist zudem über Bedienknopf drehbar),
2 Klangtasten (die einzeln oder gemeinsam oder gar nicht gedrückt werden können und damit 4 Klangrichtungen ermöglichen),
dazu Höhenregler und Bassregler (ohne optische Anzeige auf der Skala).
Na, mitgezählt? Fehlt da was?
Uuuups
Keine „AUS-Taste“ !
Ich hab’s auch erst nach dem Chassisausbau geschnallt.
Die Lösung verbirgt sich im Lautstärkepoti: dort ist nach alter Väter Sitte der Ein-/Ausschalter angeflanscht, d.h. mittels Poti-Drehung wird geschaltet, wie vor dem Krieg und Anfang der 50er, als Tastenaggregate noch nicht verbreitet waren. Eine ungewöhnliche Lösung für ein Gerät dieser Klasse im Jahre 1957.
Während das Gehäuse noch recht wertig verarbeitet ist, setzt sich dieser Eindruck im Inneren nur bedingt fort. Zwar sind durchweg sehr hochwertige Röhrenfassungen verwendet (da hätte sich Graetz in seiner Sinfonia 422 mal eine Scheibe abschneiden sollen).
Das Chassis aber ist aus sehr dünnem Stahlblech gekantet, die Seilzugrollen sind auf Blechstreifen gelagert, die aus dem Chassisblech herausgebogen wurden. Das funktioniert, sieht aber doch sehr „mager“, um nicht zu sagen „billig“ aus.
Es besitzt zudem zahlreiche vorgestanzte Bohrungen und Bohrlöcher für … ja, für was eigentlich?
Normalerweise sind das in Geräten unterer Preisklasse ja Aussparungen für Zusatzausrüstung noch höherwertigerer Geräte. Ob’s da noch was über dem „Luxussuper“ gab?
Glaube ich eher nicht. Auch von dem vermutlich verwandten und oben genannten SÜDFUNK Maestro 816 gibt’s im Katalog nur noch eine kleinere Variante sowie eine Musiktruhe.
Interessant wäre in diesem Fall, mal den hier behandelten Simonetta Luxussuper neben besagten SÜDFUNK zu stellen, vielleicht (spekulativ !) wurde er ja für QUELLE abgemagert. Zumindest könnten die bei rm.org verzeichneten Preise darauf hindeuten:
298,- DM für den QUELLE, 405,- DM für den SÜDFUNK.
Für diese Theorie spräche auch, dass die Simonetta zwar rückwandseitig (Beschriftung und Bohrung) eine Rundbuchse für Tonband vorgesehen hatte, diese im Chassis aber fehlt und sich nur die passende Bohrung mit Befestigungslöchern findet. Nachträglich durch einen Vorbesitzer entfernt wurde da nichts, das war ab Werk so.
Der recht wuchtige und schwere Trafo ist nur mit 2 Schrauben ans (dünnblechige) Chassis geschraubt. Merkwürdig. Weitere Stanzlöcher sind zwar vorhanden, verschwinden aber unter den Trafobefestigungsleisten. Da passt nichts. Dennoch Schmutzränder, die auf einen Originaltrafo schließen lassen.
Die Röhrenbestückung besteht aus Telefunken – Röhren, an Kondensatoren finden sich braune WIMA-„Malzbonbons“ sowie weiße Vergusskondensatoren der Marke FUNKTON von ähnlich kritischer Qualität. Kleinelkos sind von Frako.
An Widerständen sind –leider- zeittypische Ring-Widerstände verbaut, die gerne zu Defekten oder zu krassen „Wertsteigerungen“ neigen.
Ohne Schaltplan geht deren Nachmessung / Ersatz nur, solange man die Farben noch identifizieren kann, bei hitzemäßig belasteten Exemplaren: Pustekuchen. Da erscheinen alle Ringe in „braun“.
Mehr dazu im Technikthema.
Auffällig an der Skala sowie der Rückwandbeschriftung ist die 2-Sprachlichkeit: Deutsch und Englisch.
Ob man da auch Besatzungssoldaten im Käuferblick hatte? Zahlreiche Geräte des Konkurrenten EMUD tauchen auch heute noch bei ebay USA auf. Die Rückwand enthält zudem einen Hinweis auf Batteriebetrieb (!), der aber ab Werk überklebt wurde und das Gerät somit nur noch für Wechselstrombetrieb ausweist. Offenbar der Versuch, für verschiedene Geräte mit einer Rückwandbedruckung hin zu kommen.
Die Typstempelung und Gerätenummer sollte auf der Rückwand eingetragen werden, dazu sind 2 Felder vorgesehen. Bei unserem Gerät fehlt die Stempelung jedoch, oder ist verblasst / abgefallen.
Was die Leistung des instandgesetzten Gerätes anbelangt:
Sehr guter FM-Empfang, AM mangels Sendern nicht wirklich testbar, Klang gut, aber NF-seitig eher kein „Spitzensuper“. Letzteres hängt natürlich vom Anspruchsverhalten des Käufers ab.
Dennoch, meiner Meinung nach klanglich und empfangsseitig einer Graetz Sinfonia 422 nahezu ebenbürtig.
Immerhin überzeugt mich hier erstmals die gehörrichtige LS-Regelung, die nicht so sprunghaft den Klang ändert, wie bei den allermeisten sonstigen Geräten dieser Zeit, die schon auf meinem Werktisch standen.
Die Gehäuseform:
etwas eigenwillig. Kantig, aber dennoch mit gewölbter Gehäuseoberseite. Die Seiten zudem leicht schräg stehend. Glanzlack, also nicht hell mattiert, was zu der Zeit in Mode kam.
Das SÜDFUNK-Gerät ist mit den Gehäusefarben „Mahagoni“ und „Nußbaum“ im Katalog angepriesen, ob’s beim Simonetta diese Wahl auch gab, ist mir nicht bekannt.
Insgesamt:
Obgleich Versandhausware, eher ein Exot. Zumindest weitaus seltener als die Spitzengeräte von GRAETZ, GRUNDIG, NORDMENDE und Konsorten. Und auch seltener als die derzeit einen Nachfrageboom erlebenden Neckermänner dieser Jahre.
Preis-/Leistungsverhältnis: sehr gut, wenn der bei rm.org verzeichnete Katalogpreis von 298,- DM zu zahlen war. Quasi ein richtiges Schnäppchen. Für den Katalogpreis des SÜDFUNK: da finde ich 405,-DM als zu hoch gegriffen. Dazu fehlte der Marke auch das Renommee, d.h. der klangvolle Markenname, den sich Käufer bis heute gerne etwas kosten lassen.
Zur Technik des Gerätes im Fortsetzungsteil.
_____________
Gruß
klaus
Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.
Gruß
klaus
Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.