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DESO 451
#1
Hallo Freunde,

ja nun sitzen wir alle brav zu Hause. Zeit mal wieder ein Radio in die Werkstatt zu holen, dass etwas mehr Zuwendung verlangen wird. Wie wäre es mit meinem DESO 451? Ein schweizer Lizenzbau-Radio angelehnt an den SABA 521. Die Firma Deso hatte in den 30 er Jahren diese Geräte in Lizenz von der Firma SABA nach gebaut.

Wer hier meint, das Thema hatten wir doch schon - richtig, der Detlef (Radionar) hatte auch einen DESO 451 restauriert. Diese Geräte gab es in zwei unterschiedlichen Gehäusevarianten.

Ich hatte seinerzeit beide Fabrikate. Einen SABA 521 und eben diesen DESO. Meine Platzverhältnisse hatten mich gezwungen, mich auf ein Gerät fest zu legen. Da ich ja ein Fan der Holzgehäuse bin, stand die Entscheidung an sich schon fest. Trotzdem verglich ich auch die Technik. Die überzeugte mich. Ich sah mir den DESO Drehko an. Ein sehr robust aufgebautes Teil. Leicht drehbar optisch keinerlei Spritzguß-Probleme. Obwohl dieses Material hier auch verbaut wurde.

Der Lautsprecher vom DESO gleicht dem SABA-Feldspulenlautsprecher. Aber nur optisch. IM SABA 521 liegt die Feldspule, ca 11 Kiloohm parallel zum Netzteil. Als Folge davon ist die Feldspule sehr heiß. Dies betrifft aber auch den Netztrafo und die Gleichrichterröhre. Die Feldspule beim SABA-Lautsprecher ist sehr oft defekt.

Wie macht das DESO? Deren Feldspule hat 1,5 Kiloohm. Anders als wir das kennen liegt die Spule zwischen den beiden Gehäusen (Minupol) der Elko's. Eine völlig schonende und gutmütige Anordnung.

In diesem Zusammenhang möchte ich mal auf Detlef's Reparaturbericht verlinken. Da sieht man auch das Schaltbild. https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=10675

Mein DESO hat ein relativ gut erhaltenes Holzgehäuse. Das Gerät ist insgesamt recht wuchtig und benötigt schon seinen Platz. Leider hat das Gehäuse im unteren rechten Bereich einen Wasserschaden. Das Gehäuse soll vom Lack so erhalten bleiben. Es soll lediglich die untere Furnierbeschädigung beseitigt werden. Das dann aber später.

Ich wußte schon einige Makel von dem Radio vom Detlef. Es müssen wirklich alle Kondensatoren ersetzt werden. Ein Lichtblick sind die beiden Elko's sie mußten nur vorsichtig formiert werden. Die arbeiten wieder einwandfrei. Der große Kondensatorblock wurde auch geprüft. Auch hier muss nichts ersetzt werden. Die Kapazitäten aus dem Schaltbild stimmen weitestgehend. Die Werte muß man aus dem Schaltbild heraus lesen. Am Kondensatorblock sind keine Wertangaben.

Das leider ungünstige an dem Gerät sind die völlig unzugänglichen Wellenschalterkontakte. Da habe ich mich schon auf Schlimmeres eingestellt.

Doch zuvor habe ich die Kondensatoren alle erneuert. In die vorhandenen Hülsen kamen neue Kondensatoren. Danach wurde vorsichtig das Chassis an den Trennregeltrafo angeschlossen. Es gab keinerlei Auffälligkeiten. Völlig normale Stromaufnahme! Leider gab das Gerät ekinerlei Lebenszeichen von sich. Lediglich die Endstufe summte leise.

Nach weitere Prüfung wurde auch festgestellt, dass der ZF-Verstärker teilweise Funktion hatte. Die AK1 war völlig tot. Nach einer Überprüfung der Bauteile stellte ich einen defekten Kordelwiderstand in der Kathodenleitung der AK1 fest. Hier lag schon mal ein Fehler vor. Nach Auswechslung des Widerstandes hatte die AK1 volle Verstärkung. Es konnte also los gehen....

Beim durchdrehen des Wellenschalters knackte es. Leider war weiterhin kein Empfang möglich. Nun bediente ich mich wieder des Oszilloskopes. Siehe da, der Oszillator schwang an beim durchdrehen des Wellenschalters. Aber sofrt verebbte die Kurve wieder. Der gerade Strich erschien und ließ sich nicht beirren. Ganz klar, das ist der Wellenschalter. Er besteht bei diesem Gerät aus 2 Keramikplatten. Eine ist für die Vorstufen, die andere für den Oszillator. Die Kontakte werden jetzt die Verursacher sein. Tja, stellt sich nur die Frage, wie an die Dinger dran kommen. Wie man auf den Bildern ersehen kann, sind diese Platten so ungünstig angebracht, dass man nicht an die Kontakte kommen kann.

Hätte man das so, wie mit der 3. Kontaktplatte gemacht. Kontakte nach außen, gut zugänglich. Aber hier werden nur die unterschiedlichen Skalenlampen geschaltet.

Der Detlef schrieb das schon in seinen Bericht, die Kontakte sind alle einzeln abzuschrauben. Tja, könnte man machen. Man müßte im Verborgenen die Haltemuttern erwischen, dann die Schrauben raus ziehen und die Kontakte wären erreichbar. Die größte Fummelei wäre gewesen, die Muttern von hinten wieder auf die Schrauben zu fummeln. Ich hatte das mit einem Kontakt versucht und verwarf das sofort wieder.

Also versuchte ich die Chemiekeule. Kontakt 60 und damit die Kontakte in etwa fluten. Dann abwarten. Vor dem Trocknen des Kontaktmittels habe ich es mit einem anderen Kontaktspray ausgespült.

Der Erfolg: Wenn man nun Glück hat, schwingt der Oszillator schon mal. Und - hey, es kommt sogar Empfang. Schwache Signale auf der MW. Auf der Kurzwelle ein undefiniertes Brummen, ebenso auf LW. Dreht man dann etwas am Wellenschalter fällt der Oszillator wieder aus.

Also ein größeres Problem, verursacht durch den Wellenschalter. Ich habe mir immer wieder die Keramikplatten angeschaut. Soll man die Reparatur nun so bewenden lassen? Ganz klar, nein.

Ich ging zum äußersten. Ich lötete zunächst bei der Vorstufen-Platte jedes einzelne Drähtchen ab. Man mußte natürlich aufpassen, dass man diese hinterher wieder richtig anlötet. Wichtig: Wenn man sich die Schaltwellen ansieht, so sind in den 3 Rundfunkbereichen einige Kontakte gedrückt. Der Druck ist doch recht kräftig. Im TA-Bereich wird auf der Vorstufe kein einziger Kontakt geschaltet. Nun habe ich die 4 Muttern gelöst. Bingo, die Keramikplatte läßt sich heraus schieben.

Wenn man sich die Kontakte der Platte ansieht, dann weiß man, warum hier nichts ging. Trotz Anwendung von Kontakt 60! Mit einem Glasfaserstift habe ich die Kontakte sehr sorgfältig gereinigt. Im Hinterkopf der Gedanke, wie lange wird das wieder halten? Jetzt fiel mir mal eine Anwendung vom Harald ein. Er bestreicht die Kontaktplatten und die Gegenkontakte mit Leitsilber. Das tat ich auch. Vorher wurden die Keramikplatten schön gesäubert.  Nun wieder rein damit. Ja, die 4 Schrauben. Diese kommen vom inneren der Keramikplatten. Die Sechskant-Köpfe sind in einer Aussparung gelagert. Die hält den Schraubenkopf fest, aber erst wenn die Schraube fast angezogen ist. Drückt man von unten eine Mutter auf die Schraube, so zieht sich das Gewinde sofort in die Platte zurück.

Ich dachte daran, die Schraubenköpfe mit Sekundenkleber zu fixieren. Geht leider nicht. Beim Hereinschieben würden die langen Schraubenschäfte die Keramikplatten blockieren. Man muss die Keramikplatten so einschieben, dass beim aufrichten des Chassis die Schraubenstifte durch die Befestigung schauen. Mutter drauf - geht nicht! Ich habe dann die Klinge von einem Cuttermesser genommen. Die Schraube blockiert und dann die 3mm Muttern jeweils angefädelt. Einige Gänge und dann blockierten oben schon die Schraubenköpfe. Trotzdem, die 1 Platte war drinnen. Die Verbindungen wurden wieder her gestellt.

Das Resultat der Operation - das Radio läuft. Auf allen 3 Wellenbereichen. Empfangsstark ohne Ende.Ich überlegte nun ernsthaft, macht man das auch mit dem Oszillator? Ja, natürlich. Also noch mal dasselbe. Auch hier war ich beeindruckt, die die Kontakte nach nunmehr 85 Jahren aussahen. Es wurde wie beschrieben gereinigt. Dann kam Leitsilber. Wieder rein mit den Kontakten und hoffen! Von wegen hoffen. Im Gegenteil zur anderen Keramikplatte sprangen mir jedes Mal die beiden vorderen Schrauben aus der Keramikplatte. Immer wieder habe ich das versucht - vergebens. Nun fiel es mir ein... warum fixiere ich nicht mit Sekundenkleber 2 Muttern anstatt der Schrauben? Aber wehe, wenn Sekundenkleber in die Gewindegänge kommt. Nein, ich hatte Glück. So wird die Platte jetzt von außen von 2 Muttern gehalten. Weiter vorne befinden sich 2 Schrauben mit Sechskantkopf. Nach dieser Fummeilei wendete ich mich den Anschlüssen der einzelnen Kabel zu. Diese hier waren unterschiedlich von der Farbe. Hier half mir eine Skizze. Nun war alles fertig. Verdammt, das Gerät schweigt, bis auf die Kurzwelle. Hier kam mir aber Gott sei Dank das Schaltbild zur Hilfe. Ich fand schnell einen fehlenden Anschluß einer Oszillatorspule für LW und MW. Dieser kam von unten und ich hatte ihn tatsächlich übersehen. Nun aber schnell anlöten. Und was für eine Freude, das Radio spielt auf allen Bereichen. Keine Fummelei mehr am Wellenschalter. Das Radio ist wirklich eine Wucht. Die Glimmröhre zeigt auch einen sehr guten Empfang an.

Übrigens schreibt der Detlef in seinem Bericht, dass unter den Wellenschaltern noch 2 Kondensatoren sitzen. Die konnte ich jetzt natürlich bequem ersetzen. Auch diese Operation ist gelungen.

Nun wendete ich mich der Skala zu. Seit ich das Gerät besitze, das sind über 10 Jahre, wunderte ich mich, warum der Skalenzeiger auf der Plexiglasscheibe gleitet und nicht zwischen Plexiglasscheibe und der eigentlichen Radioskala. Das konnte man jetzt auch sehen. Das Plexiglas war so geschrumpft, dass für den Zeiger überhaupt kein Platz war. So verbog sich auch noch der feine Draht.

Aber mein guter Freund Detlef hatte mir seinerzeit Ersatz mit gebracht. Einen intakten Skalenzeiger und eine schön zurecht geschnittene Plexiglas Abdeckung. Schon als ich das alte trübe Ding entfernte, kam eine farblich doch sehr schöne Radioskala zum Vorschein. Nun wurde die neue Plexiglasscheibe gebohrt und mit 2 mm Schräubchen am Rahmen befestigt. Schaut mal auf die Bilder, sieht das nicht schön aus?

Technisch und mechanisch sind jetzt die Arbeiten am Chassis abgeschlossen. Jetzt muss nur noch der Furnierschaden am Radiogehäuse behoben werden.

Nun schaut Euch mal die Bilder an:

Das Gehäuse weicht etwas von Detlef's 451 ab.

   

Leider hat das Gehäuse unten rechts einen Furnierschaden.

   

Die Technik innen überzeugt schon optisch

   

Hier die 2 Keramikplatten vom Wellenschalter

   

ausgebaut

   

Dass die keinen Kontakt mehr geben ist klar. Zustand trotz diverser Reiniger.

   

So sehen die Kontakte schon besser aus. Anschließend wurden sie versilbert.

Die Kontakte wieder eingebaut. Puhh...

   

   

Hier einige der getauschten Kondensatorwickel und ein Kordelwiderstand.

   

Die Plexiglasscheibe der Skala. Völlig verzogen und trübe

   

Der Zeiger lief einfach auf der Plexiglasscheibe. So könnte man es auch machen.

   

Der Detlef half mit Ersatz weiter. Danke, Detlef!

   

Sieht die Skala nicht wieder toll aus. Der Zeiger läuft wieder zwischen Abdeckung und der Skala.

   

Na und der Zeiger ist natürlich gerade.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Hallo, Andreas,
der DESO ist ein sehr schönes Gerät. Und du hast es auch sehr gut gemacht. Respekt! Dein Geduld und deine Präzision bewundern mich immer wieder. Thumbs_up
Ich rede hier über die mechanische Arbeit und nicht über die Elektronik und nicht über das Gehäuse - da bist Du so wie so mit Abstand der beste Experte.
Wie schwer ist es manchmal mit den Wellenschalter, kenne ich aus eigener Erfahrung. Das Problem mit dem Wellenschalter und ggf. den Oszilator habe ich gerade mit dem Markofon M741 auch. Dort hat der Vorbesitzer mit etwa Maschinenöl alles gegossen. Klar ist jetzt kein Kontakt mehr sicher. Auch ich habe es versucht mit dem gießen von Oszilin, aber das brachte nichts. Offensichtlich ist der mechanische Eingriff notwendig.
Noch eine Frage, wo hast du den Oszilloskop zum messen der ZF angeschlossen - an die Gitter von AC2 oder am Bandfilter zu AH1?
Gruß,
Ivan
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#3
Thumbs_up Thumbs_up Thumbs_up
Gruß,
Ivan
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#4
Sehr schönes Radio, perfekte Restaurierung.
Bravo.
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#5
Tolles Radio, sehr schön gemacht und beschrieben!
Gruß,
Uli
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#6
Sehr schönes Gerät und sehr schön gemacht !
Die Sache mit den Kontaktplatinen war wirklich Fummelei.


Kontaktsilber ist sicherlich eine gute Maßnahme für die Kontaktflächen, ich möchte hier aus eigener leidvoller Erfahrung aber noch einen generellen Tipp zu dieser Art von Schaltkontakten abgeben:


Je nach Lagerung des jeweiligen Radios über die Jahrzehnte (Feuchte) kann ein recht fieser Fehler an dieser Art von Kontakten auftreten: Kontaktoxidation zwischen der eigentlichen Kontaktfläche und dem umgebenden Messingblech, in das die Kontaktfläche eingepresst ist. Hatte ich mal bei einem Mende 151WL. Man hat die Kontaktflächen gründlichst gereinigt (Glasfaserpinsel) und trotzdem Störungen im Betrieb.
Seither verlöte ich den jeweiligen Kontakt nach penibler Säuberung dünn mit dem umgebenden Messing, dazu reicht kleiner sauber gesetzter Lötpunkt ohne dass man auf die Kontakfläche selbst lötet.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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