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Grundsätzliche Frage zu Pendeluhren
#1
Question 
Liebe Experten,
zum Verhalten meiner Pendeluhr mit Halbstundenschlag hätte ich eine grundsätzliche Frage:
kann es sein, daß eine Pendeluhr mit Federaufzug nach einigen Tagen immer langsamer wird? Bzw. schneller läuft wenn sie aufgezogen ist?
Bei Google habe ich irgendwo gelesen, daß derartiges Verhalten für eine Pendeluhr prinzipiell untypisch sei.
Aber dennoch beobachte ich dieses Verhalten, ist das normal? Wie genau geht eine Gründerzeituhr?

Meine Uhrmachermeisterin meint, ich sei viel zu pingelig, schließlich sei die Uhr schon mehr als  110 Jahre alt und solle lieber jeden Tag etwas korrigieren. 
Nun, vielleicht hat sie recht, vielleicht verbirgt sich aber auch ein Fehler den selbst sie nicht erkennt?

Das ist eigentlich schon meine Frage.

Vielen Dank!
Gern höre ich eure Meinungen!
Herzliche Grüße aus Masuren
Klaus
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#2
Hallo Klaus,

ich beobachte Gleiches bei meinen (wenigen) mechanischen Uhren.
Zwei Gedanken eines Nicht-Uhrmachers:

- Alle Federn (nicht nur in Uhren) erlahmen auf Dauer

- Eine in der Uhr fast 'abgelaufene' Feder bringt nicht mehr den gleichen Druck auf, wie eine vollends gespannte Feder.
Der Effekt ist ja auch bei Grammophonen bemerkbar: Ist die Feder schon ein gutes Stück abgelaufen, so wird die Schallpllatte langsamer, bis schließlich alles stehenbleibt (ich weiß, dieser Vergleich hinkt ein wenig, da ein Grammophonfederwerk simpler als ein Uhrwerk konstruiert ist und die Bremse eine künstliche 'Last' darstellt).
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#3
Hallo Klaus & Klaus,

ja so ist das eben bei den "Aufzug-Uhren". Die Federn erlahmen über die vielen Jahrzehnte. Ich habe Pendeluhren, die laufen wirklich bis zu Schluß, ohne dass man diese Vorgänge beobachtet. Bei wieder anderen beobachte ich genau diese Tatsache. Ich mache das auch so, und stelle dann die Zeiger etwas nach. Das stört mich auch nicht, weil die Uhren ja wirklich im wahrsten Sinne des Worte ur-alt sind.

Aber es gibt da noch andere Faktoren die mit dem Thema Feder zusammen spielen. Phalos, wo bist Du? Dein Spezialgebiet!
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#4
Hallo Klaus und Andreas,
ja, erlahmende Federn machen durchaus Sinn, wenn ich nicht irgendwo gelesen hätte, daß Pendeluhren davon weitgehend unbeeindruckt bleiben würden. Anders wäre das bei Unruh-Uhren. Leider finde ich die Quelle nicht mehr wieder.
Immerhin bin ich mit meiner Beobachtung nicht alleine.
Bleibt gesund!
Klaus
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#5
Der Umstand wird noch noch durch Verharzung verstärkt. Gangabweichungen von + - 2 Min. / Wo sind gute Werte
Gruß Franz
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#6
Danke Franz,
Verharzungen, Schmutz, Dreck und dergl. kann man wirklich ausschließen. Das Werk wurde in den letzten Jahren mehrmals gereinigt und geölt.
Du meinst 2 Minuten/Woche seien ok? In diesem Zeitfenster liegt meine Uhr ungefähr drin.
Beste Grüße
Klaus
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#7
besser geht auf Dauer nicht. Ausserdem können noch Temperaturschwankungs bedingte Abweichungen dazu kommen. Pendel von teuren hochwertigen Uhren können dafür eine Kompensation haben.
Gruß Franz
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#8
Wesentlich wirken sich bei vielen Pendeluhren Temperaturveränderung aus: Wird es wärmer, läuft sie langsamer, wird es kälter, läuft sie schneller. Grundsätzlich wird die Laufgeschwindigkeit über die Pendellänge bestimmt. So verändert sich die Pendellänge durch Ausdehnung und Schrumpfung, je nach Temperatur. Wesentlich ist dies zu merken bei der Jahreszeitlichen Veränderung Winter/Sommer. Ich gleiche das einmal im Jahr durch Anpassung der Pendelscheibe aus.

Edit: Oh, ich sehe grad, Franz hat das auch schon ähnlich beschrieben...
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#9
Hallo, genau wie vorher schon gesagt ist es: Nur die Pendellänge bestimmt die Zeit der Schwingung.
Temperaturunterschiede führen zur Längenänderung und damit zu Ungenauigkeiten.
Da gibt es Konstruktionen die das ausgleichen. Z.B. kann der Pendelschaft aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt sein. Der Ausdehnungskoeffizient gleicht dann die Länge aus.
Oder der Pendelschaft ist hohl und zum Teil mit Quecksilber gefüllt wie ein Thermometer. Bei Ausdehnung steigt das Quecksilber in einem Rohr nach oben und verlagert so den Schwerpunkt des Pendelkörpers.
Hat man aber bei einfachen Uhren für den Hausgebrauch nicht angewendet.
Gruß Manfred
Wozu Fortschritt, wenn früher doch alles besser war?
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#10
(24.04.2020, 09:32)Venus560 schrieb: Liebe Experten,
zum Verhalten meiner Pendeluhr mit Halbstundenschlag hätte ich eine grundsätzliche Frage:
kann es sein, daß eine Pendeluhr mit Federaufzug nach einigen Tagen immer langsamer wird? Bzw. schneller läuft wenn sie aufgezogen ist?
Bei Google habe ich irgendwo gelesen, daß derartiges Verhalten für eine Pendeluhr prinzipiell untypisch sei.
Aber dennoch beobachte ich dieses Verhalten, ist das normal? Wie genau geht eine Gründerzeituhr?

Meine Uhrmachermeisterin meint, ich sei viel zu pingelig, schließlich sei die Uhr schon mehr als  110 Jahre alt und solle lieber jeden Tag etwas korrigieren. 
Nun, vielleicht hat sie recht, vielleicht verbirgt sich aber auch ein Fehler den selbst sie nicht erkennt?

Das ist eigentlich schon meine Frage.

Vielen Dank!
Gern höre ich eure Meinungen!
Herzliche Grüße aus Masuren
Klaus

Ja, das ist ganz normal.
Es gibt etwas das nennt der Uhrmacher "Federkraftkurve".

Wenn die Feder komplett gespannt ist, gibt sie sehr viel Kraft an das Uhrwerk ab.
Ab einem bestimmten Punkt ist die Feder soweit entspannt dass sie über mehrere Zeiten (je nach Bauart der Uhr, Tage, Wochen, Monate) ihre Kraft nahezu konstant abgibt.
Zum Ende des Aufzugs hin ist die Feder dann soweit entspannt, dass ihre Kraft sehr schnell nachlässt.

Die Antriebskraft hat auf die Ganggenauigkeit von Pendeluhren wenig Einfluss. Aber er macht sich eben vor allem am Anfang und am Ende des Aufzuges in ein paar Sekunden bis Minuten bemerkbar.

Uhren mit Unruh als Gangregler hingegen reagieren sehr empfindlich auf Kraftänderungen. Darum wurden für sie schon sehr früh Mechanismen erfunden, die für eine gleichmäßige Antriebskraft sorgen sollen ("Stackfred", Kette-Schnecke-Mechanismus, etc.).

Heutige, hochwertigere Unruhuhren besitzen eine so genannte S-Feder. Sie bewirkt dass gerade zum Ende hin, die Feder eine vergleichsweise konstante Kraft an das Räderwerk abgeben kann.
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#11
Vielen Dank lieber Phalos,
ich bin jetzt wirklich schlauer geworden!
Gestern habe ich mein Ührchen aufgezogen, das Pendel 25 sek angehalten und auch etwas länger gemacht, ein Uhrmachermeister hat dazu eine zusätzliche zweite größere Mutter angebracht. Die soll der Feinjustierung dienen und funktioniert auch ganz gut.
Dann bin ich beruhigt, daß meine gute alte Paschen-Uhr sich völlig normal verhält.
Herzliche Grüße
Klaus
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#12
Hallo ihr Guten,
ich hätte dann mal ein Resultat nach ca. fünf Wochen Feineinstellung:
Sonntag aufgezogen und den ersten Schlag eingestellt auf 15 Sekunden vor Voll.
Heute Donnerstag kommt der erste Schlag bei 16 Sekunden vor Voll. Das ist ungefähr eine Sekunde Abweichung in 4 Tagen!
Dabei wird die Uhr zuerst etwas schneller und dann wieder etwas langsamer, so daß sich eben insgesamt die eine Sekunde ergibt. Ich habe 15 Sekunden Vorlauf gewählt um ein zeitliches Polster zu haben, jetzt scheint es stabil zu sein/bleiben.
Ich glaube besser gehts mit der alten Uhr nicht, ich bin jedenfalls zufrieden.

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Zeitige Grüße
Klaus
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