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Sony TV5-303M Micro TV mit 819/625 Norm von '65
#1
Hallo liebe Freunde alter TVs,

nach dem Projekt ist ja bekannterweise vor dem (nächsten) Projekt. Also geht es gleich weiter mit dem nächsten Gerät. Es ist ein Sony TV5-303M ein kleiner 5" "Micro TV" mit 819 und 625er Norm. Das Gerät ist sehr robust mit viel Metall aufgebaut und ganz dicht vollgestopft mit Technik die allerdings nach heutigen Standards grobschlächtig anmutet. Für die Zeit von 1965 war das ein kleines Meisterwerk. Es war wohl auch ein recht kostspieliges Gerät wie die beiliegende in 1965 ausgestellte Rechnung  über 1950,00 Französische Franc zeigt:

   

Hier ein Auszug aus der Bedienungsanleitung:

   

   

   


Hier ein paar Bilder des Innenlebens:

   

   

Leider konnte ich bisher keinen Schaltplan dafür auftreiben, also wenn jemand hier einen haben sollte wäre ich sehr dankbar.

Das Gerät hat im Moment zwei Probleme:

Erstens ist das Bild insbesondere bei 819 Zeilen zu klein.

Zweitens ist der Empfang manchmal unterbrochen, geht dann aber wieder wenn man leicht an das Gerät klopft.

   

Schon der zweite Fehler war interessant. Ich kreiste das Problem letztendlich auf dem Signalboard ein. Dort befindet sich die ZF mit drei Transistoren 2SA70 die sehen wie AF115 aus und haben 4 Anschlüsse, einer davon ist mit dem Gehäuse verbunden. Mit dem Oszi konnte ich feststellen, dass der Fehler in der letzten ZF Stufe auftrat und das Signal dort verschwand wenn der Fehler präsent war. Der Fehler war sehr hartnäckig und blieb bestehen auch nachdem ich alle verdächtigen Lötstellen nachgelötet hatte...

Dann fiel mir ein, wie ich hier im Forum gelesen hatte, dass diese Art der Transistoren oft intern sogenannte "Wisker" bilden was zu einem Kurzschluss mit dem Gehäuse führt. Ich lötete den Transistor der letzten Stufe aus und Bingo! Auch ein Japanischer 2SA70 kann einen solchen Fehler entwickeln. Es war ein partieller Schluss der Transistoranschlüsse mit dem Gehäuse vorhanden. Hier ein Bild des Übeltäters:

   

Nun probierte ich verschiedene Transistoren. Einen Germaniumtransistor mit 70MHz FT hatte ich nicht aber einen AF379. Dieser UHF Transistor funktioniert sehr gut. Nun probierte ich einen BF324 PNP Silizium-Transistor für UKW der funktionierte ebenfalls sehr gut und durfte im Fernseher einziehen.

Als nächstes widmete ich mich dem ersten Fehler, dem zu kleinen Bild. Das Gerät verfügt über einen Netztrafo der ca. 15V abgibt. Eine Schaltung im Netzteil mit zwei Transistoren hielt ich zuerst für eine Regelung es stellte sich aber heraus, dass diese eine Siebschaltung ist. Hinter dieser kamen nur noch ca. 8V an. Dass der Fernseher damit funktionierte grenzt schon an ein Wunder. Ich entfernte teile der Siebschaltung die aus zwei Widerständen und zwei Elkos bestand in der Hoffnung ein Fehlerhaftes Bauteil zu finden, dem war aber nicht so. Um erst einmal einen Eindruck über die Lage zu bekommen habe ich dann erst einmal meine Labornetzgerät zur Versorgung (ohne die Siebschaltung) genutzt. Bei ca. 11,7V ist das Bild im 625er Modus formatfüllend und die Leistungsaufnahme ist mit 11W im Rahmen dessen was in der (vorhandenen) Bedienungsanleitung steht. Im 819er Modus ist das Bild aber weiterhin zu klein und die Leistungsaufnahme steigt auf ca. 22W was nicht in Ordnung ist. Hier ist also weiteres an Forschungsarbeit erforderlich. Mit Plan wäre es natürlich einfacher...
Viele Grüße
Semir
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"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer der wußte das nicht, und hat es gemacht."
(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#2
Hallo,

Du bist ja kaum zu bremsen im Moment ^^

Sehr interessant die Whisker-Geschichte, die russischen GT313 gehen auch sehr gut für Bild-ZF.

Zu kleines Bild: Vielleicht wird in der Zeilenendstufe ein Kondensator umgeschaltet, der dann bei der hohen Zeilenzahl fehlerhaft ist und dann das Netzteil überlastet ? Logischer wäre allerdings das "Wegschalten" eines Teilkondensators, der nur bei CCIR wirksam ist...
Die Hochspannung wird doch nicht ansteigen ??

Gruß Ingo
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#3
Update, Plan bei Radiomuseum.org gefunden  Big Grin
Viele Grüße
Semir
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(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#4
Hallo Zusammen,

nun mit Schaltplan geht es auch hier weiter. Ich studierte den Plan und fand nur eine Stelle wo die Umschaltung 819/625 im Zeilenteil aktiv ist. Es wird dort bei 625 in Reihe zur Ablenkspule ein Induktivität eingefügt um die Bildbreite zu korrigieren. Dieses Gerät fasziniert mich irgendwie, haben doch die Sony Ingenieure es fertig gebracht in die recht klein HV Einheit drei Gleichrichterröhren zu verbauen. 1964 gab es wohl noch keine Halbleiter die mit 5KV umgehen konnten...Hier ein paar Bilder der HV Einheit die ich schweren Herzens öffnen musste, da alle anderen Optionen für den Fehler eliminiert worden waren:

   

   

   

Das Elektromagnetische Feld ist selbst bei einem solchen kleinen Zeilentrafo beachtlich wie der in die Nähe gehaltene Phasenprüfer zeigt:

   


Die Leistungsaufnahme im 819er Mode am Netzteil war immer noch recht hoch, also musste irgendwo Leistung  in Wärme umgesetzt werden. Das Bild des Gerätes war immer noch zu klein und nach einem etwas längeren Probelauf roch es etwas nach Ozon. Also habe ich die HV Einheit ohne Metallgehäuse in Betrieb genommen und beobachtet. Irgendwann knallte es leise und das Bild wurde schwarz. Dafür fing einen der drei Gleichrichterröhren an zu glühen:

   

Um es Kurz zu machen verantwortlich war wieder einmal ein "Tayo" Kondensator mit diesmal 6kV. Hier ist das Teil:

   

Dieser sah von außen unversehrt aus aber hatte eine Durchgangswiderstand von ca. 1MΩ bei 8KV ist das nicht zu vernachlässigen.

Aufgrund meiner guten Erfahrungen mit den 1,5KV Keramikkondensatoren Wink  ersetzte ich den Tayo probeweise mit einem solchen. Was Ihr im nächsten Bild seht läuft wohl unter "chaotische Experimente mit Hochspannung", aber seit ich in meiner Jugendzeit mit einer TV Kaskade + Zeilentrafo und NE555 + BU508 einmal einen 35KV Generator zu Spaß gebaut hatte schreckt mich so etwas nicht.. Big Grin

     

Die rote Leitung unten an der HV Einheit geht an die Bildröhre. Ohne die Plastikplatten die ich auf den TV gelegt habe war ein Überschlag der 8 KV nicht zu vermeiden...

Nun war das Bild wieder da und ich muss nun warten bis ich Kondensatoren bekomme. An der Anode der mittleren Gleichrichterröhre ist ein leichtes Sprühen zu sehen dem muss ich noch auf den Grund gehen. Diese HV Einheit war offensichtlich nie dafür gedacht repariert zu werden, aber ich bin Sony dankbar, dass diese leicht zu öffnen ist und eine Reparatur somit nicht gleich von vornherein ausgeschlossen.

Eine Sache ist allerdings seltsam. Als ich die Grundplatte aus magnetischem Blech entfernt hatte lief das Gerät mit voller Bildbreite und die Stromaufnahme lag bei 1,3A also wesentlich geringer als vorher. Kaum brachte ich die Platte auch nur per Hand in ihre Position wurde das Bild wieder kleiner und die Stromaufnahme stieg. Ich bin mal gespannt wie sich das Ganze mit neuen Kondensatoren verhält.
Viele Grüße
Semir
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#5
Gut, dass ich noch nicht Ersatzteilpacket rausgeschickt habe.  Smiley34 

Dann bekommst du noch mehr Ersatzkondensator



Grüss
matt
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#6
Guten Morgen,

und ich dachte schon beim Lesen, der defekte Kondensator hatte das zu kleine Bild durch Überlastung der Zeilenendstufe...Netzteiles verursacht, das war also ein sich ausweitender "schwacher" Fehler zu Beginn...

Die Sache mit der magnetischen Platte und der Reaktion des Gerätes ist schon rätselhaft ... metallische Kopplung auf induktives Bauteil in der Zeilenendstufe ... Sättigung ... Kipp-Punkt überschreiten ... ? Oder doch was kapazitives ?

Die Röhrenkaskade ist wirklich niedlich ! Hatte ich bei shango066 auch schon gesehen, war auch ein SONY. Im COLOR20 hatte Stassfurt es anfangs ja auch so gemacht...
Wie sind die Heizungen angeschlossen ? Da müßten ja eigentlich 3 isolierte Heizschleifen vom Zeili weggehen, teils mit recht dicker Isolation, auf dem Bild erkennt man aber "nur" 4 Drähte ?

Gruß Ingo
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#7
Liebe Freunde alter Technik,

nun geht es hier auch wieder weiter. Nachdem nun das Gerät mit den Mini-Röhren nicht so recht stabil laufen wollte habe ich mich entschieden es auf Halbleiterdioden umzurüsten. Dazu habe ich in China verschiedene Varianten von HV Dioden bestellt. Es gibt diese für 20mA 15kV, 18kV und 20kV. Hier kommen die für 18kV zur Anwendung:

   

   

Die Röhren und auch die dazugehörigen Heizwicklungen habe ich entfernt. Etwas bedenken hatte ich wegen der Heizwicklungen, denn deren Kapazität und Last entfällt ja nun und das könnte auf die Abstimmung der Resonanz des Zeilentrafos Einfluss haben. Zum Glück ging das aber ohne Probleme und ich konnte zum ersten mal auch in 819 Zeilen ein volles Bild erzeugen.

Als Kondensatoren habe ich solche mit 20kV Spannungsfestigkeit verwendet um auf der sicheren Seite zu sein.

Nach einem Probelauf "im Freien" habe ich dann das Ganze in die Blechbüchse eingebaut und nochmals getestet.

   

Auch hier lief das Gerät zufriedenstellend. Der Strom auf der 12V Versorgung war ca. 670mA und das in beiden Modi also 625 und 819 Zeilenbetrieb.

Hier ein Bild des fertigen Geräte im 819 Zeile Mode:

   

Damit ist nun dieses Projekt auch abgeschlossen. Das Gerät kommt in meine 819er Frankreich Ecke...
Viele Grüße
Semir
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(Prof. Hilbert Meyer, Uni Oldenburg)
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#8
Der macht ja wirklich ein schönes Bild Big Grin Big Grin Big Grin

Sehr interessanter Bericht. Faszinierend, diese HV-Diodenröhren.
Mal sehen, was Du aus dem Sharp rausholen kannst Smile

Gruß,
Daniel
Smiley47
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#9
Nachdem ich das jetzt mal live bewundern durfte - diese paar Zeilen mehr machen echt was daher, vor allem im direkten Vergleich zu alten deutschen Kisten wirkt das wie FullHD Big Grin
Gruß,
Uli
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