Hallo Freunde,
bei einem Gespräch mit unserem Radiofreund Dieter (Antennenking) vom Museum Dessau-Roßlau erfuhr ich, dass hier beabischtigt wird, mit einem kleinen AM- Modulator ein paar Museumsradios wieder erklingen zu lassen. Der Dieter verriet mir - aber keines spielt. Was, sagte ich, das müssen wir ändern. Das Schöne an dem Gedanken hin und wieder mal für das Museum etwas zu tun, war folgender: Ich habe den Bastelspaß und erfreue mich zunächst an einem restaurierten Gerät - und hinterher kommt es in gute Hände des Museums.
Zielsetzung ist natürlich, dass die Geräte dann dort Besuchern vorgeführt werden können. Die Meisten haben ja solche Uraltradios noch nie in Funktion erlebt. Ich weiß noch von meinen ersten Besuchen im Rundfunkmuseum in Berlin als Jugendlicher, wie toll das war, mal mit solch einem Gerät zu hören. Natürlich hatte ich selber damals schon einige Uralt-Exponate.
Der Dieter war begeistert und so sollte ich mir aus einer Anzahl Geräte mal etwas aussuchen. Ich sagte dem Dieter lass uns zwei Geräte nehmen, einen VE, um den es hier gleich geht und einen Telefunken 330W, also den legendären Katzenkopf.
Dieter brachte die zwei Geräte mit zu unserem kleinen Treffen in Königs Wusterhausen.
Nach so vielen Arbeiten an Überlagerungsempfängern war die Zeit mal wieder gekommen, einen Geradeaus-Empfänger zu reparieren. Also schnappte ich mir jetzt den VE und los ging es. Wenn man sich die Bilder ansieht, ahnt man schon, das Gerät war lange eingelagert. Nicht vom Museum, aber von privater Hand. Es wurde Zeit, dass es aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt wird.
Ein Blick in das Innere zeigt uns - au da ist viel Rost. Nun haben diese Geräte leider öfter folgende Komponenten defekt: Feldspule vom Lautsprecher - hier i.O.. Tontrafo - hier aber i. O. . Und natürlich sind die Netztrafo's auch gerne mal defekt. War hier auch nicht der Fall. Also schon mal gut!
Man konnte aber sehen, die Feinsicherung war defekt. Kein Wunder, hat das Gerät noch 2 der berüchtigten Papp-Elko's. Ein Elko wurde bereits ersetzt. Der hatte es aber im Laufe der vielen Jahre bereits hinter sich. Er verursachte wohl auch den Kurzschluß. Eine Sache entdeckte ich bei der Schadenaufnahme: Die Membrane vom Lautsprecher hängt. Hier ist die Erregerspule, die sich in dem Metalldorn befindet regelrecht fest gegammelt.
Was macht man in solch einem Fall? Die Membrane muss aus dem äußeren Kleberand gelöst werden. Dies geschieht mit dem Heißluftfön. Hier schmilzt der Kleber und Stück für Stück wird mit einer Schraubenzieher-Klinge die Membrane gelöst. Die Membrane besitzt sogar schon eine Zentrierspinne. Die muss an beiden Enden vorsichtig gelöst werden. Nicht einfach - die Muttern sind außerordentlich fest gerostet. Wenn die Membrane dann frei ist, muß man mit drehenden Bewegungen die Erregerspule vom Metalldorn lösen. Achtung nicht brutal ziehen. Ich habe dabei meist Erfolg. Einmal zerriß die Spule. Schaun wir mal. Davon wird dann berichtet.
Mein Ziel war es zunächst, überhaupt mal zu sehen, ob in dem Gerät noch etwas Leben ist. Dazu habe ich erst mal die drei Röhren auf meinem Funke 4/3
geprüft. Naja, gut sind alle drei Röhren nach über 80 Jahren nicht mehr. Aber sie funktionieren ja noch. Die 3 alten Elko's wurden natürlich vor der Prüfung entfernt. die 2 originalen "Pappkameraden" wurden entkernt und mit Neuteile versehen. Der Metallelko flog aus dem Chassis. Ich hatte mir aus meinem Bestand einen Papierkodensator gesucht und ihn an Stelle des Metallelko's angelötet. Natürlich wurde auch hier der alte Wickel entfernt und Neuware verbaut.
Der Drehko besteht aus Spritzguß. Er hat mittig einen kleinen Plattenschluß. Den werde ich versuchen neu zu justieren. Der Originallautsprecher scheidet zunächst für die Prüfung aus. Also habe ich meinen Prüflautsprecher genommen.
Achtung, der Innenwiederstand der RES 164 beträgt 10 000 k-Ohm. Mit meinem Übertrager ist die Röhre sehr fehl angepaßt. Für eine kurze Überprüfung soll das aber gehen.
Ich bekam zunächst mal einen dicken Kurzschluß, so daß ich wirklich dachte, der Netztrafo hat einen Defekt. Aber davon dann später mehr. Nach diesem Zwischenfall hatte ich den Übeltäter schnell entdeckt. Man arbeitet hier ja nur mit Regel-Trenntrafo. In diesem Fall sah man sofort, dass die Stromaufnahme sehr hoch war.
Als dieser Fehler beseitigt war, spielte das Radio ganz kläglich. Ach, war das traurig. Also mußten erst Neuteile in die restlichen Kondensatorhüllen. Tatsächlich, es ging bergauf. Eine kuriose Erscheinung fiel mir auf. Bei der geringsten Störung oder beim Berühren einer Antennenbuchse mit der Antenne, fiel der Empfang aus und kam dann nach einiger Zeit erst sehr leise und war dann wieder vorhanden. Hier braucht man nicht lange orakeln. Da fehlt meist der Endröhre die negative Gittervorspannung. So war es auch, der 2 M.-Ohm Widerstand am Gitter der RES164 war unendlich geworden. Nun erhielt unsere RES164 die erforderliche negative Gittervorspannung.
Natürlich war das nur eine bescheidene Funktionsprüfung. Denn.... die Feldspule des Lautsprechers wurde mit 3,3 Kiloohm gebrückt. An sich müssen das 5 Kiloohm sein. Dann hängt da noch ein Leistungswiderstand parallel zum Netzteil von 20 Kiloohm. Der wurde nicht verwendet. Dadurch ist die Spannung an den Röhren entsprechend erhöht. Deshalb wurde auf das Chassis eine Spannung von 180 Volt gegeben. Also, die Heizspannung ist natürlich auch zu niedrig. Aber das Radio spielt.
Nächste Stufe: Entfernung vieler Komponenten. Netztrafo gründlich entrosten und auch vom Chassis lösen. Nun habe ich heute entrostet. Das Chassis mit der bewährten Oxalsäure und die beweglichen, arg verrosteten Teile mit Salzsäure. Die dicken Rostinseln hinten am Chassis wurden dabei noch mit Schleifpapier bearbeitet.
Bilder vom jetzigen Zustand dann morgen.
Hier mal Bilder von gestern Abend und heute früh.
Hier das Radio von vorne. Frage an Dieter, darf ich vor der Politur die Inventarnummer entfernen? Muss die hinterher wieder drauf?
Das Radio von hinten mit Rückwand
Innenansicht, oh der Rost!
Das Chassis von unten
Hier der defekte Blechelko. Er wurde später mal ersetzt.
Der war schwer krank. Schaut mal
Hier die entfernten Kondensatorwickel.
Ersatz für den Alu-Elko
Auch nicht schlecht. 3 Kapazitäten in einem Glasrohr. Naja, groß genug ist es ja.
Es wird ernst. Vorbereitung zur Entrostung.
Ja, soviel erst mal zum Projekt "Museumradio". Mir macht das Spaß und ich hoffe, später dem Museum auch.
Es geht dann weiter.
bei einem Gespräch mit unserem Radiofreund Dieter (Antennenking) vom Museum Dessau-Roßlau erfuhr ich, dass hier beabischtigt wird, mit einem kleinen AM- Modulator ein paar Museumsradios wieder erklingen zu lassen. Der Dieter verriet mir - aber keines spielt. Was, sagte ich, das müssen wir ändern. Das Schöne an dem Gedanken hin und wieder mal für das Museum etwas zu tun, war folgender: Ich habe den Bastelspaß und erfreue mich zunächst an einem restaurierten Gerät - und hinterher kommt es in gute Hände des Museums.
Zielsetzung ist natürlich, dass die Geräte dann dort Besuchern vorgeführt werden können. Die Meisten haben ja solche Uraltradios noch nie in Funktion erlebt. Ich weiß noch von meinen ersten Besuchen im Rundfunkmuseum in Berlin als Jugendlicher, wie toll das war, mal mit solch einem Gerät zu hören. Natürlich hatte ich selber damals schon einige Uralt-Exponate.
Der Dieter war begeistert und so sollte ich mir aus einer Anzahl Geräte mal etwas aussuchen. Ich sagte dem Dieter lass uns zwei Geräte nehmen, einen VE, um den es hier gleich geht und einen Telefunken 330W, also den legendären Katzenkopf.
Dieter brachte die zwei Geräte mit zu unserem kleinen Treffen in Königs Wusterhausen.
Nach so vielen Arbeiten an Überlagerungsempfängern war die Zeit mal wieder gekommen, einen Geradeaus-Empfänger zu reparieren. Also schnappte ich mir jetzt den VE und los ging es. Wenn man sich die Bilder ansieht, ahnt man schon, das Gerät war lange eingelagert. Nicht vom Museum, aber von privater Hand. Es wurde Zeit, dass es aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt wird.
Ein Blick in das Innere zeigt uns - au da ist viel Rost. Nun haben diese Geräte leider öfter folgende Komponenten defekt: Feldspule vom Lautsprecher - hier i.O.. Tontrafo - hier aber i. O. . Und natürlich sind die Netztrafo's auch gerne mal defekt. War hier auch nicht der Fall. Also schon mal gut!
Man konnte aber sehen, die Feinsicherung war defekt. Kein Wunder, hat das Gerät noch 2 der berüchtigten Papp-Elko's. Ein Elko wurde bereits ersetzt. Der hatte es aber im Laufe der vielen Jahre bereits hinter sich. Er verursachte wohl auch den Kurzschluß. Eine Sache entdeckte ich bei der Schadenaufnahme: Die Membrane vom Lautsprecher hängt. Hier ist die Erregerspule, die sich in dem Metalldorn befindet regelrecht fest gegammelt.
Was macht man in solch einem Fall? Die Membrane muss aus dem äußeren Kleberand gelöst werden. Dies geschieht mit dem Heißluftfön. Hier schmilzt der Kleber und Stück für Stück wird mit einer Schraubenzieher-Klinge die Membrane gelöst. Die Membrane besitzt sogar schon eine Zentrierspinne. Die muss an beiden Enden vorsichtig gelöst werden. Nicht einfach - die Muttern sind außerordentlich fest gerostet. Wenn die Membrane dann frei ist, muß man mit drehenden Bewegungen die Erregerspule vom Metalldorn lösen. Achtung nicht brutal ziehen. Ich habe dabei meist Erfolg. Einmal zerriß die Spule. Schaun wir mal. Davon wird dann berichtet.
Mein Ziel war es zunächst, überhaupt mal zu sehen, ob in dem Gerät noch etwas Leben ist. Dazu habe ich erst mal die drei Röhren auf meinem Funke 4/3
geprüft. Naja, gut sind alle drei Röhren nach über 80 Jahren nicht mehr. Aber sie funktionieren ja noch. Die 3 alten Elko's wurden natürlich vor der Prüfung entfernt. die 2 originalen "Pappkameraden" wurden entkernt und mit Neuteile versehen. Der Metallelko flog aus dem Chassis. Ich hatte mir aus meinem Bestand einen Papierkodensator gesucht und ihn an Stelle des Metallelko's angelötet. Natürlich wurde auch hier der alte Wickel entfernt und Neuware verbaut.
Der Drehko besteht aus Spritzguß. Er hat mittig einen kleinen Plattenschluß. Den werde ich versuchen neu zu justieren. Der Originallautsprecher scheidet zunächst für die Prüfung aus. Also habe ich meinen Prüflautsprecher genommen.
Achtung, der Innenwiederstand der RES 164 beträgt 10 000 k-Ohm. Mit meinem Übertrager ist die Röhre sehr fehl angepaßt. Für eine kurze Überprüfung soll das aber gehen.
Ich bekam zunächst mal einen dicken Kurzschluß, so daß ich wirklich dachte, der Netztrafo hat einen Defekt. Aber davon dann später mehr. Nach diesem Zwischenfall hatte ich den Übeltäter schnell entdeckt. Man arbeitet hier ja nur mit Regel-Trenntrafo. In diesem Fall sah man sofort, dass die Stromaufnahme sehr hoch war.
Als dieser Fehler beseitigt war, spielte das Radio ganz kläglich. Ach, war das traurig. Also mußten erst Neuteile in die restlichen Kondensatorhüllen. Tatsächlich, es ging bergauf. Eine kuriose Erscheinung fiel mir auf. Bei der geringsten Störung oder beim Berühren einer Antennenbuchse mit der Antenne, fiel der Empfang aus und kam dann nach einiger Zeit erst sehr leise und war dann wieder vorhanden. Hier braucht man nicht lange orakeln. Da fehlt meist der Endröhre die negative Gittervorspannung. So war es auch, der 2 M.-Ohm Widerstand am Gitter der RES164 war unendlich geworden. Nun erhielt unsere RES164 die erforderliche negative Gittervorspannung.
Natürlich war das nur eine bescheidene Funktionsprüfung. Denn.... die Feldspule des Lautsprechers wurde mit 3,3 Kiloohm gebrückt. An sich müssen das 5 Kiloohm sein. Dann hängt da noch ein Leistungswiderstand parallel zum Netzteil von 20 Kiloohm. Der wurde nicht verwendet. Dadurch ist die Spannung an den Röhren entsprechend erhöht. Deshalb wurde auf das Chassis eine Spannung von 180 Volt gegeben. Also, die Heizspannung ist natürlich auch zu niedrig. Aber das Radio spielt.
Nächste Stufe: Entfernung vieler Komponenten. Netztrafo gründlich entrosten und auch vom Chassis lösen. Nun habe ich heute entrostet. Das Chassis mit der bewährten Oxalsäure und die beweglichen, arg verrosteten Teile mit Salzsäure. Die dicken Rostinseln hinten am Chassis wurden dabei noch mit Schleifpapier bearbeitet.
Bilder vom jetzigen Zustand dann morgen.
Hier mal Bilder von gestern Abend und heute früh.
Hier das Radio von vorne. Frage an Dieter, darf ich vor der Politur die Inventarnummer entfernen? Muss die hinterher wieder drauf?
Das Radio von hinten mit Rückwand
Innenansicht, oh der Rost!
Das Chassis von unten
Hier der defekte Blechelko. Er wurde später mal ersetzt.
Der war schwer krank. Schaut mal
Hier die entfernten Kondensatorwickel.
Ersatz für den Alu-Elko
Auch nicht schlecht. 3 Kapazitäten in einem Glasrohr. Naja, groß genug ist es ja.
Es wird ernst. Vorbereitung zur Entrostung.
Ja, soviel erst mal zum Projekt "Museumradio". Mir macht das Spaß und ich hoffe, später dem Museum auch.
Es geht dann weiter.
Es grüßt Euch aus Peine
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.