Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Sachsenwerk Rubens - Auferstanden aus Ruinen
Servus zusammen,

(25.06.2020, 18:31)MichaelM schrieb: ...ich habe mir "viel Spaß" gewünscht und mache mich nun an mein nächstes Projekt

Die Aufgabe ist vom Wortlaut her recht einfach: Diesen Rubens wieder zum Spielen bringen....

zunächst einmal kann ich hier wohl schreiben: "Aufgabe erfüllt". Smile

Und meine Werkstatt:

   

ist nun mit einem soweit spielenden Fernseher ausgestattet.

Wobei "spielend" ist relativ:

- die Bildlage ist schief
- das Bild zeigt links die typischen Einschwingstreifen ("Gardinen")
- der Kanalwähler kann nur extrem feinfühlig eingestellt werden, sonst sieht man nur diagonales Flimmern
- es ist sehr schwierig, das Bild "einzufangen"
- Bild und Ton "ziehen" sich erst nach geduldigen Abstimmen "zueinander".

Es gibt also noch einiges am Rubens zu tun, so dass sich prompt die nächsten Aufgaben herauskristallisieren. Smile

- -

Speziell für unsere ostdeutschen "Fernsehkieker" hätte ich noch eine kleine Nachlese zum Ozillografieren.

Viele von uns kennen den Werner / Barth "Kleine Fernseh-Reparaturpraxis", VEB Verlag Technik Berlin, 1963, 3. oder 4. Auflage:


.jpg   DSC08406.JPG (Größe: 140,72 KB / Downloads: 451)

Auf der Seite 155 dieses sehr lesenswerten Büchleins findet sich ein Plan für die Impulsverfolgung:

   

Dieser Plan ist allgemein gehalten für die damaligen Fernseher und er ist schon mal sehr gut verwendbar.

Worum geht es mir hier?

Ich habe mich beigemacht und diesen Plan speziell für den Rubens angepasst und zwar genau für den Schaltplan des FE855C, der dem Kundendienstheft beiliegt. Desöfteren hatte ich ja schon geschrieben, dass einige der darin abgebildeten Kurven falsch sind. Und wenn man sich anhand dieses Schaltplanes orientieren will, aber ansonsten im wahrsten Sinne des Wortes "keinen Plan hat", so geht das sehr schnell schief.

Nur zum Beispiel sei hier nochmal erwähnt, dass die Kurven 13 und 16 im Originalschaltbild spiegelverkehrt abgedruckt sind. Und aus meiner Sicht sollte auch der Meßpunkt 10 an der Kathode der Boosterdiode bzw. deren Verbindungsleitung zu C51 dort überhaupt nichts zu suchen haben (in späteren Schaltplänen taucht der nämlich nicht mehr auf), denn der Hinweis mit den 4000 Volt da dran ist doch zu kleingedruckt und bei mir war es zum Glück nur ein Tastkopf, der dran glauben musste...

   

Ich habe die Nummerierung der Meßpunkte des Originalschaltbildes verwendet (rot) und dazu einige zusätzliche Meßpunkte angetastet, die ich grün gekennzeichnet habe. Alles weitere seht Ihr auf dem Bild. Insbesondere findet man dort auch Informationen zu den beiden Oszillografen, die ich verwendet habe. Vielleicht ist ja noch jemand so "oszillografiersüchtig" wie ich, dann hat er hiermit eine kleine Hilfe:

   

Wenn man sich die beiden Bilder runterlädt und gemeinsam abspeichert, kann man die Änderungen schön durch Scrollen mit dem Mausrad nachvollziehen.

Dass es die beiden Oszillografen tun, sieht man schön hier. Meßpunkt 7 im Originalschaltbild, Kathode Rö14 Schwungradkreis. EO 1/77U:

   

und EO 1/71a:

   

Wobei man klar sagen muss, dass bei etwas komplexeren Kurvenformen und insbesondere beim Oszillografieren auf Basis der Zeilenfrequenz der EO 1/77U die deutlich bessere Wahl ist.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
Hallo zusammen,

kurz noch zwei Fotos. Das Bild steht jetzt ohne zu rollen oder ohne langwierige Synchronisationsprobleme, quasi "sofort und wie eine Eins", sobald ich nur die Geräte einschalte:

   

   

Ich habe den Zeilengenerator am Schwungradkreis nochmal nachgezogen und anschließend alle Röhrenfassungen gesäubert, die Sockelstifte der Röhren blank gemacht und die Fassungskontakte mit einer in Wellenschalteröl gesteckten Kanüle gereinigt. Es zeigte sich nämlich, dass beim Bewegen einiger Röhren; insbesondere natürlich der beiden am Kanalwähler, die Bildqualität sehr stark schwankte. Auch ein geringes Bewegen von Rö7, der Videoverstärkerröhre EL83, ließ das Bild von ganz allein immer flauer werden, bis es völlig grau wurde, um nach einiger Zeit von selbst dann wieder auf Normal zurück zu kommen.

Also habe ich hier gesäubert und ich muss gestehen: die Fassungen waren auf ihrer Oberseite ziemlich versifft und verdreckt. Im Zuge der Arbeiten am Rubens hatte ich das glattweg übersehen. Das kostete Wattestäbchen und Alkohol.

Nun läuft alles sehr stabil, bis auf die Bildlinearität. Die ist mächtig nach oben und nach unten verzerrt, wie man gut sehen kann. Es läuft von der VHS-Kassette vom Videorecorder über mittels Scartkabel angeschlossenem Modulator (vorn auf den Fotos gut zu sehen) ein bekannter Film, den ich vor Jahren mal aufgenommen hatte. Komischerweise bekomme ich diese fehlerhafte Bildlinerarität noch nicht sauber justiert. Ich kann weder das Bild schmal genug und in der Höhe symmetrisch zur Bildröhre einstellen, noch diese Unlinearität beseitigen.

Spielt mir der Bildgenerator dieses Ur-Rubens etwa doch einen Streich?  Huh

Übrigens - nach den schon erwähnten 65 Jahren gibt der Ur-Rubens offenbar nun sein kleines Geheimnis preis: Bestes Bild und zugehörigen Ton bekomme ich völlig problemlos auf dem Kanal 10 sowohl am Modulator als auch am Rubens. Bei allen anderen Stellungen des Kanalwählers am Fernseher und bei anderen Kanälen am Modulator stimmt der Bild-Tonabstand nicht so richtig. Auch nicht beim Kanal 6, dem damaligen DDR-Fernsehsender Brocken. Offenbar ist alles noch nach OIR-Norm abgeglichen. Aber der Kanal 10 funktioniert bestens! Da war doch was! Wir erinnern uns: Kanal 10 war das damalige "West-Fernsehen" aber nach CCIR-Norm! Da hat doch nicht etwa jemand damals klammheimlich diesen Kanal von OIR auf CCIR abgeglichen?

1955? Westfernsehen in der offiziellen Fernseh-Stube des Rates der Gemeinde, also der sozialistischen Bürgermeisterei? Nee, ne?! Bestimmt nur, um sich "den Klassenfeind" genauer anschauen zu können.  Big Grin  Thumbs_up  

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
Hallo Micha,

schöner Bericht, schöne Bilder, schönes Ergebnis !

Linearität liegt nie (*hust* ...fast nie ) am Bildgenerator, sondern entweder in der Sägezahnbildung bzw. in den Gegenkopplungsnetzwerken von der Endstufe nach vorn, das sind gern mehrere... (hab jetzt nicht konkret nachgesehen...). Da die Cs schon erneuert sind, eventuell ein gedrifteter Widerstand (?). Bei mir waren es fast immer nur die Kondensatoren. Der Übertrager kommt erst in Frage, wenn die Verzerrungen wirklich sehr stark wären, das Bild sieht eigentlich ganz gut aus (ohne das Geometrieproblem sogar SEHR GUT ^^ und das is das eigentlich Wichtige, denn das Geometrieproblem bekommt man zu 99,x% gelöst).

Gruß Ingo

...jetzt hab ich doch nochmal geschmökert im Plan, is ja alles schön im Beitrag zu sehen:
Wenn ich nicht falsch liege, ist es auch in dieser Schaltung so, daß der Sperrschwinger eigentlich nur der "Kurzschließer" für den Sägezahn"generator" ist, ein Konzept, das sich durch sehr viele Vertikalablenkschaltungen bis hin zu moderneren Konzepten (zb. bei RFT, von GRUNDIG abgekupfert ^^) erstreckt:

- der eigentliche Sägezahn wird an einem von der Boosterspannung (über den Bildhöhensteller einstellbar) gespeisten Kondensator gebildet (...dadurch Aufladung des "Haupt-Sägezahnkondensators" wie von einer Konstantstromquelle).

- Der Sperrschwinger (oder Multivibrator...oder Unijunktiontransistor bzw. ...Thyristor-Sperrschwinger...) hat nur die AUfgabe, den sägezahnbildenden Kondensator zu entladen (Rücklauf) und dadurch die synchronisierte Sägezahnfolge zu ermöglichen... Ohne Signal passiert das mit der Leerlauffrequenz, damit dann überhaupt Vertikalablenkung entsteht...

- Der Sägezahn steuert zunächst die Endstufe, aber über diese wird der Sägezahn in der Gegenkopplung (...) vorverzerrt, wodurch die Hauptinduktivität und damit der Aufwand für den Ausgangsübertrager kleiner werden darf UND die Linearität an die Gegebenheiten des gesamten Ablenkkonzeptes einstellbar gestaltet werden kann (siehe Schaltung... oft Einstellung der Linearität allgemein von außen einstellbar und als Abgleich "oben" ).

Ein falsch geformter Sägezahn ist also ab dem Hauptkondensator zu suchen bzw. in dessen rückspeisenden Netzwerken... bei symmetrischer Linearitätsverzerrung oben UND unten ohne Korrigierbarkeit durch die Einsteller könnte man auch mal den Ablenkstrom oszillografieren, über 1 Ohm im Sekundärkreis, den Widerstand am kalten Ende gegen Masse einfügen, nicht daß noch was anderes in Frage kommt... anhand des Oszillgramms könnte man nachweisen, daß nicht etwa der Ablenkstrom zu sehr S-förmig verzerrt ist.


(Ich hatte letztens einen wunderschönen, selbst eingebauten Fehler in einem meiner "Bastelfernseher", der zu dramatisch verschlechterter Vertikalablenkung incl. Linearität führte ! Extrem dramatisch sag ich nur, die Linearität war noch das kleinste Problem... aber man konnte den Fehler sehr schön durch Oszillografieren des Ablenkstromes herausmessen, deshalb erwähne ich das hier kurz ^^ war ne tolle Erfahrung, wenn auch mit viel "ärgern" verbunden, aber als ich es gefunden hatte, entschädigte die "Freude" über den gefundenen Fehler ^^ bei Gelegenheit dokumentier ich den Erpel im enspr. Beitrag...)
Zitieren
Wunderbar, nun noch eine Glashaube drüber und als funktionierendes Gerät in ein Museum damit. Smile
Bei mir dauert es noch eine ganze Weile, aber die Kondensatoren habe ich schon sortiert bereitgelegt.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
Zitieren
Servus!

@ Ingo,

ganz herzlichen Dank für die Erklärung! Hmmm.... Es sieht so aus, als hätte seinerzeit RAFENA hier gar nicht diesen Aufand getrieben, den Du beschreibst bzw. den ich herauslese. Und ja - ich sollte nicht am Bildgenerator (Bildsperrschwinger) suchen, sondern lt. Literatur an der Bildendstufe. Ich (be)schreib's mal anders als Du:

Es sieht ganz danach aus, als gäbe es am Bildausgangstrafo (BAT) nur die beiden Einstellregler, mit denen man die Bildlinearität beeinflussen kann. Diese beiden Regler und das zugehörige "Gegenkopplungsnetzwerk" (nur paar wenige passive Bauelemente einschließlich der Gegenkopplungswicklung am BAT) zum g1 der Vertikalendstufenröhre sorgen für das Verbiegen des Sägezahnes und somit für den Verlauf der Ablenkspannung und somit für die Vertikallinearität. Das Zauberwort heißt offenbar "mitlaufende Ladespannung": der Sperrschwinger vor der Vertikalendstufe wird über die Gegenkopplungswicklung des BAT mit Anodenspannung versorgt. Das heißt, der Sperrschwinger kriegt keine reine Anodengleichspannung, sondern die ist bzw. wird durch ihn selbst "verbogen". Und wenn hier in diesem Gegenkopungszweig was nicht passt, dann haut eben die Vertikallinearität nicht hin.

@ Frank,

ist angedacht, allerdings ohne Glashaube.  Smile

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
Zitat:...das Zauberwort heißt offenbar "mitlaufende Ladespannung": der Sperrschwinger vor der Vertikalendstufe wird über die Gegenkopplungswicklung des BAT mit Anodenspannung versorgt. Das heißt, der Sperrschwinger kriegt keine reine Anodengleichspannung, sondern die ist bzw. wird durch ihn selbst "verbogen".

Hallo Micha,

ja, mitlaufende Ladespannung ist die korrekte Bezeichnung !
Allerdings bin ich der Meinung (weil ichs nicht genau weiß ^^ Ich hatte von den alten Geräten bisher nur eine IRIS in der Mache...), daß die Anodengleichspannung für den Sperrschwinger und die dynamische Vorverzerrung quasi parallel laufen ! Das heißt, dem Sperrschwinger ist es egal, ob seine Anodenspannung etwas verbogen ist, er schließt synchron den Ladezweig (aus meiner groben Sicht der C99 in einem Bild, in anderen der ohne Bez. neben W119) kurz, wie es seine Grundaufgabe ist, er ist praktisch nur der "Synchron-Schalter".
Meine Vermutung ist also, daß der Sperrschwinger aus diesem Grund nicht für die Linearität verantwortlich ist, sondern nur die beeinflußte Ladespannung bzw. die Gegenkopplung von der Endstufe, eigtl. dasselbe ^^

...na malsehen, was Du noch herausbekommst oder die Kollegen schreiben, aber die Schaltung ist natürlich einfacher als spätere mit PCL85 für 110° Bildröhren.

Gruß Ingo
Zitieren
Servus Ingo,

(09.03.2021, 11:40)ELEK schrieb: ...na malsehen, was Du noch herausbekommst ... aber die Schaltung ist natürlich einfacher als spätere...

well i'll do mei werri best!  Big Grin

Das mit der Einfachheit ist genau der Punkt. Denn hier befürchte ich nämlich (zugegebenermaßen durch meine RFT-Meßgeräte etwas "versaut") diese typische "Bescheidenheit" der Schaltungen, nämlich genau wie bei vielen der RFT-Meßgeräten "aus Schiete 1000%" herausholen zu wollen.

Die damaligen Unterlagen sprechen von den hohen Kosten, die die Röhren verursachten und die vielen nützlichen "kleinen Helferlein" inform von sinnvollen, zusätzlichen Schaltungen wie die Laderöhre oder Zeilenfangautomatiken, automatische Abstimmhilfen, Stabilisierungsstufen,... kamen erst später in die TV's - nämlich dann, als man offenbar merkte, dass ein Tonabnehmeranschluß oder eine getrennte Hoch- und Tieftonregelung nun nicht gerade mehr zu erwähnenswerten Besonderheiten zählte, wollte man das Weltniveau überholen...  Wink

Aber vielleicht mache ich mir hier gedanklich einfach "zuviel Waffel". Schaun' mer mal! Smile

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
Die Schaltungstechnik der Rubens war viele Jahre so üblich, auch im „goldenen Westen“. Eigentlich solange wie eben röhrenbestückte TV gefertigt wurden. Bei der Vertikalablenkung kam nur statt des Sperrschwingers die Variante mit Multivibrator (aus Entpentode und Triode gebildet) hinzu, wobei die Linearitätseinstellung auch hauptsächlich vom Gegenkopplungsnetzwerk der Endstufe bestimmt wurde.

Schlechte oder schlecht einstellbare Vertikallinearität kann auch an einer gealterten Pentode in der Endstufe liegen, wenn es keine gealterten Widerstände oder Kondensatoren sind.
Zitieren
Außerdem beeinflussen sich die Regler Bildlinearität und Bildgröße. Die Einstellung ist schon etwas fummlig.

Die Endröhre habe ich auch noch nicht getauscht. Die Widerstände waren bei mir alle iO, bis auf einen 1,3M - weiß aber jetzt nicht wo der steckt

Das Problem scheint alle Rubens zu betreffen.

Ich habe es dann so belassen, da ich das Bild gerade noch einstellen konnte.

Viele Grüße
Bernd
Zitieren
(10.03.2021, 10:29)MB-RADIO schrieb: ...Außerdem beeinflussen sich die Regler Bildlinearität und Bildgröße ... Die Einstellung ist schon etwas fummlig ... Die Endröhre habe ich auch noch nicht getauscht ... Das Problem scheint alle Rubens zu betreffen...

Japp, genau das ist es, was ich meine / "befürchte". Schaltungstechnisch ist das schon dadurch begründet, dass die beiden Regler ja quasi in Reihe liegen. Hinzu kommt bei den verbesserten Rubens die RC-Kombi, die der "Anodenwicklung" des BAT parallelgeschaltet ist und die sicherlich auch Aus- oder Rückwirkungen hat. In meinem Rubens ist die ja noch nicht drin.

Bezüglich der Endröhre sollte ich zwar nicht mutmaßen, gehe aber dennoch davon aus, dass sie - bedingt durch die nur kurze, vorherige Laufzeit des Fernsehers - gut in Schuß ist.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
Hallo zusammen,

Vermutlich bin ich der Sache ein wenig näher gekommen oder verwirre mich grad selbst.

Und zwar habe ich als erstes nochmal den Einstellregler W114 untersucht:

   

Es zeigte sich nun im Gegensatz zu einer ersten Überprüfung, dass er Aussetzer im Regelweg hat. Er ließ sich ohnehin nur noch sehr schwer drehen - ich habe ihn jetzt ausgetauscht. Hier ist er:

   

Mit dem Austauschpoti sieht jetzt das Bild schon deutlich besser aus, denn man kann nun besser einstellen -> kann ich wohl als "gelöst" abhaken.

Aber so richtig zufrieden bin ich noch nicht.

Also habe ich mir nochmal den Bildgenerator angeschaut und hier speziell den 50µF-Becherelko C98. Als ich ihn überprüft hatte, stellte ich seinerzeit fest, dass er bereits einen ziemlich hohen Leckstrom zieht. Er bekam ein Lötösenpaar verpaßt. Eine Lötöse kam an die Anschlußfahne für den Pluspol und an die freie Lötöse kam der intakte (auch wenn er nicht so aussieht!) Widerstand mit seinen 500 Ohm und ein nagelneuer, überprüfter 47µF-Elko.

Spaßenshalber lötete ich den Widerstand direkt an den Becherelko zurück und den neuen Elko ab. Wollte mal schauen, was passiert:

   

Was soll ich schreiben? Ich bin verblüfft! Das Bild lässt sich jetzt mehr oder weniger perfekt in seiner Höhe justieren! Der 16:9-Film zeigt nun die Personen korrekt proportioniert. Gleichzeitig hat die Helligkeit etwas zugenommen und die bislang überscharfe, etwas störend sichtbare Struktur der Zeilen ist jetzt weg. Ticker' ich nun mit dem freien Anschluß des 47µF-Elkos an den Verbindungspunkt, so geht das Bild sofort in seine senkrechte Verzerrung und wieder zurück, sobald ich vom Verbindungspunkt das Beinchen des Elkos wieder wegnehme.

Der neue Elko verzerrt überproportional das Bild und ich kann das nicht justieren. Ist der eigentlich leckstrombehaftete, "schlechte" Becherelko dran, so ist alles justierbar und mehr oder weniger gut. Wie das?!  Huh

Gleichzeitig fällt mir nun aufgrund der geringenen Bildhöhe viel besser auf, dass die Bildlage immer noch ziemlich fehljustiert ist:

   

Man erkennt deutlich, dass das Bild quasi nach links oben verschoben ist (roter Pfeil), so dass die rechte und untere Seite des "Quadrates" (sagt man: des Rasters?) in Richtung Bildschirmmitte hinein ragen. Das muss nach rechts runter (grüner Pfeil).

Ich konstatiere eine Gemengelage aus Fehljustage der Bildlage, möglicher Verkantung der Bildröhre, Fehlstellung der Ablenkeinheit und dessen Funktion (klar, das möchte ich mir auch mit dem Oszi anschauen). Da muss ich wohl nochmal ran einschließlich Kontrolle der Ionenfalle.

Gut übrigens auch zu erkennen: die Einschwingstreifen ("Gardinen"). Am Trimmer war ich noch nicht dran.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
...prima daß es weitergeht ! Ich dachte, Du hast alle Kondensatoren überholt, also auch die (meisten) Elkos ?

Hattest Du denn die 10,8 V am Sperrschwinger (Kathodenspannung über dem Elko) mal geprüft ? Wenn der Elko nenneswerten Strom zieht, wird der Summen-Rk zu klein und die Rö bekommt zu wenig Ug1-Vorspannung, damit fließt u.U. zu viel Anodenstrom und somit wird die gesamte Lade-Schiene etwas runtergezogen, mit durchaus Einfluß auf die Linearität, das wäre dann so ein "Ausnahmefall". Wobei die Röhre "eigentlich" trotzdem sperren sollte, aber wahrscheinlich gelingt das nur bei korrekter Vorspannung..

Wenn mit einem neuen (sehr guten) Elko etwas schlechter geworden ist, war es das auch vorher schon, der kaputte Elko hat den Fehler durch sein Fehlverhalten "kompensiert", eine sehr heimtückische Erscheinung ! Eine Schaltung muß mit qualitativ besseren Bauteilen im allgemeinen auch "besser" funktionieren, mit Ausnahmen... hier ist eine solche Ausnahme nicht anzunehmen ! Der Arbeitspunkt der Röhre darf nur durch den parallelen Widerstand eingestellt werden.

*

Einschwingstreifen treten im allgemeinen nur am linken Bildrand auf und diese sind senkrecht mit abklingender Stärke zur Mitte hin, das eine Bildschirmfoto scheint mir gedereht, ich würde also denken, daß horizontale Störstreifen vorhanden sind ?? Das sind dann keine Einschwingstreifen sondern vermutllich fehlerhafte Vertikaldunkeltastung oder eine niederfrequente Störmodulation im Bildkanal. Oder seh ich das Foto falsch ?

Gruß Ingo
Zitieren
Hallo Michael,

sehr interessant.

Bei Meinem waren fast alle Elkos hinüber . Ich habe sie aber gegen funktionierende Alte getauscht. Der Katodenwiderstand läßt aber schon einen zu hohen Katodenstrom vermuten.
Den Gardineneffekt habe ich auch.
Das Bild läßt sich doch aber auch horizontal verschieben.

Ich habe das Bild immer mit Signal eingestellt, vielleicht ist das dein Fehler.

Viele Grüße
Bernd
Zitieren
Guten Morgen!

@ Ingo,

Wieder mit bestem Dank für die einleuchtende Erklärung! Ich schreibe mal in Stichpunkten:

- die Elkos sind alle überprüft und für ok befunden. Ausnahme: genau dieser C98, daher hatte ich den ersetzt.
- Uk am Sperrschwinger hatte ich überprüft, fand's ok, habe aber deren Wert nicht parat. Das hole ich nach!
- das Foto ist 90 Grad gedreht, weil das Chassis senkrecht steht - ich bin ja "unten" an den Bauteilen des Sperrschwingers dran: Das ist somit die Ansicht des Bildrohres auf waagerecht stehendem Chassis.

Die Störstreifen SIND senkrecht. Siehe bitte zum Vergleich auf die beiden Fotos in #182.

@ Bernd,

Ein wichtiger Hinweis! Ja, ich stelle das Bild anhand des Signales ein. In diesem Fall der 16:9-Film UND die seinerzeit dazu ungewollt aufgenommenen, unvermeidlichen Vollformat-Werbeblöcke des Privatsenders. Ich hasse diese dämliche Werbung, aber ich hätte nie gedacht, dass sie mir hier mal Top-Testbilder liefert. Nämlich die der Automarken aus Bayern und Wolfsburg mit ihren runden Logos und Ringen... Was meinst Du, wie gut man da bei Standbild des VHS-Recorders die Bildlinearität einstellen kann, so dass deren "Eier" rund werden! Big Grin 

Und interessanterweise, falls Du das meinst: Ja, im Film fällt die nicht mittig stehende Bildlage überhaupt nicht auf.

Zur Horizontalverschiebung: Nee, da bin ich mittels Poti am Anschlag - mehr kriege ich nicht hin, könnte nur weiter nach links verschieben... Daher meine Vermutung bezüglich der Fehljustage der Bildlage.

- -

Ich habe ja noch die kaputte Ablenkeinheit des Ur-Rubens da. Die will ich mal auseinander nehmen; ich will mir sowieso die "magnetische Linse" zum Fokussieren und die Bildlageverschiebungsmimik genauer beschnarchen, da freue ich mich schon drauf. Vielleicht mache ich dazu das eine oder andere Foto, denn in den Kundendienstunterlagen sieht man das Ding ja nur zusammengebaut.

Gestern Abend habe ich noch im "Finke" und im "Werner/Barth" geschmökert. Es gibt einen Fehler, der das Bild (aber nur) nach links verschiebt: Und zwar dann, wenn die Zeilensynchronisation nicht richtig arbeitet. Der Fehler würde in der Impulsabtrennung bzw. deren Kleinbauelemente zu suchen sein - insbesondere Widerstandsänderungen würden sich hier störend bemerkbar machen und den Zeilensynchronimpuls versauen, so dass diese Linksverschiebung entsteht. Da bei meinem Rubens das Bild jedoch nach links oben verschoben ist, schließe ich diese Fehlermöglichkeit vorerst noch aus.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
Hallo Michael,

das mit der Verschiebung ist bei mir genauso und der Regler steht auch fast auf Anschlag. Aber mit Bildinhalt ist der rechte Streifen weg.

Schön , daß Du das alles so genau aufzeigst. Somit habe ich endlich mal einen Vergleich der Macken, die wohl Standart sind.
Die Meisten hören auf, sobald ein Bild irgendwie da ist.

Hast Du mal einen ganzen Film angesehen ? - und zwar vom kalten Gerät an. Mußt Du dann nach einiger Zeit auch alles nachstellen ? - Bild, Zeile und Kanalwähler.

Viele Grüße
Bernd
Zitieren
Hallo Bernd,

danke für das wichtige Feedback. Dann so haben wir hier wohl tatsächlich eine Art Standard. Jetzt müssen wir uns in Geduld üben: Wenn Frank (Moschti) seinen Rubens soweit hat, bin ich gespannt, wie seine Beschreibung der Bildlage ausfällt.

Hinsichtlich des Nachstellens: Einen ganzen Film habe ich noch nicht geschaut, denn ich habe ja erst jetzt den Rubens soweit, dass er stabil läuft.

Vorher:

trotz laufendem Video und laufendem Modulator musste ich ständig an der Feinabstimmung und am Kontrastregler (!) drehen:

a) bis Bild und Ton überhaupt erst nach 10 und mehr Minuten kamen (seinerzeit schrieb ich sinngemäß "sich dann einfingen") und
b) Bild und Ton im Betrieb "wanderten" nach gewissen Zeitabständen (ich schloß auf Oszillatordrift), so dass ich nachstellen musste.

Zeile war so gut wie nicht nötig, wenn Bild und Ton mehr oder weniger zittrig "standen". Mit dem Kontrastregler fing ich das Bild: Wenn mit der Feinabstimmung gar nichts ging, drehte ich den Kontrastregler fast runter und dann langsam wieder auf. So bekam ich Konturen des Bildes eingefangen und dann mittels vorsichtigem weiteren Aufdrehen bekam ich eine passable Feinabstufung in den Grautönen. Das war sehr instabil; ein leichte Drehung an der Feinabstimmung konnte alles wieder zunichte machen, so dass nur noch schräge Streifen kamen. Dann ging das ganze Spiel wieder von vorn los - eher eine Geduldsprobe; eben solange, bis sich Bild und Ton irgendwie fingen - dann lief es ganz gut.

Geschuldet den mangelhaften Kontakten der Röhren und dem noch unsauber justierten Zeilengenerator / Schwungradkreis. Das war alles zwar schön im ersten Augenblick der Euphorie, aber letztendlich war es Kappes.

Jetzt, bei laufendem Video und laufendem Modulateur:

a) sobald Helligkeit da ist bzw. der Rubens angelaufen ist, rasten Bild und Ton regelrecht schlagartig ein
b) zurzeit kein Nachregeln am Kontrastregler oder an der Zeile erforderlich oder wenn, dann nur, um bei voreingestellter Helligkeit (Helligkeitsregler) etwas mit der Helligkeit und Bildgröße zu spielen / das anzupassen
c) das Nachstimmen ist, bedingt durch die Oszillatordrift, immer noch da, jedoch deutlich weniger bis kaum noch nötig.

Also unterm Strich jetzt so... Lieber Gott, ich schreibe immer soviel, aber ich erlaube mir jetzt wieder ein Parallele zu meinen geliebten, ollen RFT-Meßgeräten: Die hatten längst nicht alle möglichen schaltungstechnischen Raffinessen und mussten alle erst mindestens, wenn nicht noch länger, warmlaufen, um halberwegs stabil zu arbeiten... Aber irgendwie liefen sie dann alle. Auch ohne "Hecklicht und Nebelhorn". Und genau so läuft eigentlich nun auch der Rubens. Der passt hier quasi haargenau in diesen technischen Kontext oder Zeitgeist. Ich habe nichts anderes erwartet. Smile

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
Servus Ingo,

(10.03.2021, 21:49)ELEK schrieb: ...Hattest Du denn die 10,8 V ... mal geprüft ?...

endlich wieder kurz und knapp:

Mit 230 VAC vom Trenntrafo:

- habe ich exakt 10,7 Volt. Sobald ich mit dem neuen Elko anticker', werden es 12,8 Volt - die Röhre zieht dann einen höheren Strom
- mit 10,7 Volt sind die oszillografierten Kurven am Bildgenerator + Bildendstufe "lt. Lehrbuch"
- mit 12,8 Volt sind die Kurven leicht verzogen ("verbeult").

Ziehe ich die "Schweinereieffekte" vom Tastkopf und Röhrenoszi mal ab, was zu gewissen Anzeigeungenauigkeiten führt, dann würde ich schreiben: die 12,8 Volt haben keinen Effekt auf die oszillografierten Kurven, wohl aber einen sehr großen auf die Bildamplitude und somit auf die Linearität. im "Finke" gibt es dazu sogar ein Fehlerbild. Der zugehörige Kommentar zur Fehlerbehebung ist zu diesem Fehler allerdings nada: "Es liegen zu große Spannungen vor"...

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
Guten Morgen,

230V~ am Stecker ist zu viel für das Gerät, oder ? Die sind doch für 220V~ ?

"...neuen Elko anticker..." getauscht oder nur überbrückt ? Mit neuem Elko (parallel zum Rk) müssen sich die Gleichspannungsverhältnisse richtig ergeben, ansonsten könnte es sein, daß der dynamische Anteil der Spannung bei taubem Elko (ungenügende Siebung...Kurzschluß der Wechsel-Anteile) den Gleichspannungswert nach unten zieht (Oszi an Rk könnte da Aufschluß geben), nur Vermutung.

FINKE würde ich bei dieser Schaltung nicht 1:1 verwenden, die Grundlagen schon, aber die Hinweise im FINKE beziehen sich aus meiner Sicht eher auf 110°-Geräte mit PL84...PCL85 in der Endstufe.

Gruß Ingo
Zitieren
Hi,

ohje, ich habe mich verschrieben. Ja, es sind von meinem Analoginstrument am Trenntrafo angezeigte 220VAC.

"Anticker": siehe Foto:

   

Der Elko ist an Masse gelötet und ich berühre mit seinem freien Plus-Anschluß kurz den Verbindungspunkt der bestehenden RC-Kombi. Ist nicht die ganz feine Art, weil der alte Becherelko mit dran ist, das stimmt schon. Aber als er ab war und NUR der neue Elko mit dem 500-Ohm-Widerstand arbeiteten, war die Bildauslenkung/Verzerrung exakt dieselbe. In diesem Fall dient mir ganz einfach das Bild als "Kontrollanzeige".

Ich schaue nach einem ordentlichen 500-Ohm-Widerstand (das Kokelding sollte eh' raus, auch wenn er wertemäßig intakt ist) und nach einem anderen Elko. Das gefällt mir so jedenfalls alles nicht.

Der "Finke" ist m.E.n. gar nicht schlecht, denn er erklärt sehr Vieles sehr ausführlich und verständlich. Aber ausgerechnet hier "versagt" er regelrecht - keinerlei Auskunft. Vielleicht bezieht er sich auf 110°-Ablenkungen - ich weiß es nicht.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
Zitieren
...hab ichs mir doch gedacht ^^ dann ist der alte Kathodenelko also taub geworden, dann isses o.k. auch mit dem Test ohne ihn...

Der FINKE ist brillant, wie gesagt, das war mir über Jahre eine große Hilfe beim Einstieg in die Fernsehtechnik. Im Reparaturgeschäft gibt es aber niemals eine "Anleitung" im Sinn von Kochrezept, man nähert sich durch Logik und Systematik und Kenntnis der Bauelemente und Schaltungstechnik an eine Fehlererscheinung an, was gern durch Mehrfachzusammenhänge bei komplizierten Fehlern schwierig werden kann. Und in dem Fall sind die FINKE-Anleitungen eher auf die moderneren Schaltungen ausgerichtet, wobei es hier auch unterschiedliche Auflagen gibt.

Mit dem BARTH ist man hier u.U. besser bedient.

Gruß Ingo
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Rafena Rubens FE855C1 mit Einschwingstreifen, Gardinen sachsenbert 10 5.420 25.11.2023, 15:19
Letzter Beitrag: sachsenbert
  Rembrandt FE 852 E Sachsenwerk Radionar 18 3.496 13.11.2022, 19:06
Letzter Beitrag: Andreas_P
  Sachsenwerk Clivia II Radionar 12 2.942 05.05.2022, 22:42
Letzter Beitrag: nflanders
  Sachsenwerk Dürer - der Fortschritt hält Einzug MichaelM 54 21.059 01.11.2021, 09:48
Letzter Beitrag: MichaelM
  Sachsenwerk Rubens von Moschti Morningstar 127 32.780 18.04.2021, 11:33
Letzter Beitrag: Andreas_P

Gehe zu: