19.07.2020, 16:13
Hallo Freunde,
heute möchte ich Euch eine kleine Coronabastelei zeigen. Eigentlich handelt es sich um ein qualitativ nicht sonderlich hochwertiges Radio, aber es hat sein gesamtes Leben in meiner Familie verbracht, weswegen ich es nicht übers Herz gebracht habe, es zu entsorgen.
In Haus meiner Eltern gab und gibt es ein Küchenradio. Zuerst musste diese Arbeit ein Grundig Concertboy 207 verrichten. Jedoch hat ihm der Einsatz in der Küche arg zugesetzt; Mitte der 1970er war das Skalenseil so verfettet, dass die Sender nicht mehr verstellt werden konnte. Ein Drama für meinen Vater, denn wie sollte samstags von Bayern3 auf Bayern1 zu "heute im Stadion" umgestellt werden? So musste also ein neues Gerät her (den Grundig bekam dann ich für mein Zimmer und inzwischen spielt er natürlich wieder wie früher und steht immer noch bei mir
), aber zu viel kosten durfte es auch wieder nicht. Gut, dass jeder, der in Fürth zuhause war, Verwandschaft hatte, die bei Quelle arbeitete, und damit war die Beschaffung eines Belegschaftsscheins kein Problem. Mit diesem bekam man im Quellekaufhaus 10% Rabatt auf seine Einkäufe. Und auch gut war, dass Quelle Markenprodukte unter seiner Hausmarke verklopfte.
So hat mein Vater wohl doppelt "gespart", als er 1976 oder 77 statt eines Telefunken Bajazzo CR2000 den Billigheimer Universum Senator ctr2002 erstand. Dieser beschallte nun die Küche und den Garten. Hier ein Bild des Geräts mit meiner Schwester und meinem Vater kurz nach dem Kauf:
Eine Krankheit bei dem Design der Regler für Lautstärke und Klang war, dass sie alsbald abgebrochen sind. Zuerst wurde ein Holzstückchen auf den Restregler mehr oder weniger fachmännisch geklebt, später wurde der verbliebene Regler mit einem scharfen Messer bedient. Auf eine Reparatur wurde verzichtet, hätte ja Geld gekostet und wäre bestimmt bald wieder kaputt gewesen. Als mein Vater vor rd, zwei Jahren nach längerer Demenz starb, war das Radio schon über zehn Jahre in den Heizungskeller gewandert. Mein Vater muss ihm vorher aber übel mitgespielt haben, da die Skala mehrere Sprünge aufwies und das Kasettenteil komplett zerstört war. Vermutlich hatte eine Kasette Bandsalat produziert und mein Vater das Problem mit zunehmender Gewalt lösen wollen.
Viel kann man ja nicht verkehrt machen, also das Gerät mit nach Hause genommen und erst einmal zur Seite gestellt. Als ich kürzlich ein 5"-Display in der Hand hatte, viel mir der Bajazzo wieder ein. Maß genommen: Display passt perfekt. Also war der Entschluss gefasst, dass anstelle des zerstörten Kasettenteils ein iRadio einziehen wird.
Zuerst musste das Gerät komplett entfettet werden, 40 Jahre braune Soße lief heraus. Aber darunter war alles konserviert worden. Seht euch mal diesen Teil der Platine an:
So hat Telefunken wohl das Entsorgen vermurkster Teile gespart: einfach in ein Gerät für den Billigmitbewerber einbauen. Mein Vater verfügte Zeit seines Lebens über keinen Lötkolben und auf den Gehäuseschrauben waren noch die Siegel drauf!
Etwas diffizil war, das iRadio einzuschleifen: Zwischen Radio- und Kasettenwiedergabe wird beim Bajazzo umgeschaltet, wenn die Wiedergabetaste des Kasettenteils gedrückt wird. Mangels Mechanik musste ich dies anders lösen.
Die Tasten des Kasettenteils bedienen nun Taster, die das iRadio steuern und einen Kippschalter, der zwischen Radiosignal und iRadio umschaltet. Vielleicht fällt mir da noch etwas anderes ein, mal sehen. Im Batteriefach wurde das Netzteil für den Raspi untergebracht und noch ein zweipoliger Schalter in die Netzleitung eingefügt, da das Netzteil des Bajazzo immer unter Spannung steht, wenn er eingesteckt ist. Und so konnte auch das Loch auf der Gehäuseseite, in dem früher die DIN-Buchse für Plattenspieleranschluss war, sinnvoll genutzt werden. Aus der E-Bucht liefen mir noch die passenden Knöpfe zu. Leider hat Telefunken für seine Geräte schwarze Knöpfe und für das Quelleteil silberne Knöpfe verbaut. So ist es jetzt nicht ganz original, aber was solls, außer mir weiß das ja keiner....
Hier noch einige Bilder im jetzigen Zustand:
Eines stört mich noch ein wenig: Das Gerät hatte schon immer einen lauten Brumm. Als Kind wusste ich natürlich nicht, dass das nicht so sein soll. Die großen Elkos habe ich alle schon erfolglos geprüft. Aber da ich nicht wirklich Lust hatte, das Gerät noch einmal zu zerlegen, lasse ich das jetzt so. Wenn es mich reißt, gehe ich da wieder dran. Schaltbild ist ja vorhanden.
Beste Grüße aus Hallbergmoos
Hans
heute möchte ich Euch eine kleine Coronabastelei zeigen. Eigentlich handelt es sich um ein qualitativ nicht sonderlich hochwertiges Radio, aber es hat sein gesamtes Leben in meiner Familie verbracht, weswegen ich es nicht übers Herz gebracht habe, es zu entsorgen.
In Haus meiner Eltern gab und gibt es ein Küchenradio. Zuerst musste diese Arbeit ein Grundig Concertboy 207 verrichten. Jedoch hat ihm der Einsatz in der Küche arg zugesetzt; Mitte der 1970er war das Skalenseil so verfettet, dass die Sender nicht mehr verstellt werden konnte. Ein Drama für meinen Vater, denn wie sollte samstags von Bayern3 auf Bayern1 zu "heute im Stadion" umgestellt werden? So musste also ein neues Gerät her (den Grundig bekam dann ich für mein Zimmer und inzwischen spielt er natürlich wieder wie früher und steht immer noch bei mir
), aber zu viel kosten durfte es auch wieder nicht. Gut, dass jeder, der in Fürth zuhause war, Verwandschaft hatte, die bei Quelle arbeitete, und damit war die Beschaffung eines Belegschaftsscheins kein Problem. Mit diesem bekam man im Quellekaufhaus 10% Rabatt auf seine Einkäufe. Und auch gut war, dass Quelle Markenprodukte unter seiner Hausmarke verklopfte.
So hat mein Vater wohl doppelt "gespart", als er 1976 oder 77 statt eines Telefunken Bajazzo CR2000 den Billigheimer Universum Senator ctr2002 erstand. Dieser beschallte nun die Küche und den Garten. Hier ein Bild des Geräts mit meiner Schwester und meinem Vater kurz nach dem Kauf:
Eine Krankheit bei dem Design der Regler für Lautstärke und Klang war, dass sie alsbald abgebrochen sind. Zuerst wurde ein Holzstückchen auf den Restregler mehr oder weniger fachmännisch geklebt, später wurde der verbliebene Regler mit einem scharfen Messer bedient. Auf eine Reparatur wurde verzichtet, hätte ja Geld gekostet und wäre bestimmt bald wieder kaputt gewesen. Als mein Vater vor rd, zwei Jahren nach längerer Demenz starb, war das Radio schon über zehn Jahre in den Heizungskeller gewandert. Mein Vater muss ihm vorher aber übel mitgespielt haben, da die Skala mehrere Sprünge aufwies und das Kasettenteil komplett zerstört war. Vermutlich hatte eine Kasette Bandsalat produziert und mein Vater das Problem mit zunehmender Gewalt lösen wollen.
Viel kann man ja nicht verkehrt machen, also das Gerät mit nach Hause genommen und erst einmal zur Seite gestellt. Als ich kürzlich ein 5"-Display in der Hand hatte, viel mir der Bajazzo wieder ein. Maß genommen: Display passt perfekt. Also war der Entschluss gefasst, dass anstelle des zerstörten Kasettenteils ein iRadio einziehen wird.
Zuerst musste das Gerät komplett entfettet werden, 40 Jahre braune Soße lief heraus. Aber darunter war alles konserviert worden. Seht euch mal diesen Teil der Platine an:
So hat Telefunken wohl das Entsorgen vermurkster Teile gespart: einfach in ein Gerät für den Billigmitbewerber einbauen. Mein Vater verfügte Zeit seines Lebens über keinen Lötkolben und auf den Gehäuseschrauben waren noch die Siegel drauf!
Etwas diffizil war, das iRadio einzuschleifen: Zwischen Radio- und Kasettenwiedergabe wird beim Bajazzo umgeschaltet, wenn die Wiedergabetaste des Kasettenteils gedrückt wird. Mangels Mechanik musste ich dies anders lösen.
Die Tasten des Kasettenteils bedienen nun Taster, die das iRadio steuern und einen Kippschalter, der zwischen Radiosignal und iRadio umschaltet. Vielleicht fällt mir da noch etwas anderes ein, mal sehen. Im Batteriefach wurde das Netzteil für den Raspi untergebracht und noch ein zweipoliger Schalter in die Netzleitung eingefügt, da das Netzteil des Bajazzo immer unter Spannung steht, wenn er eingesteckt ist. Und so konnte auch das Loch auf der Gehäuseseite, in dem früher die DIN-Buchse für Plattenspieleranschluss war, sinnvoll genutzt werden. Aus der E-Bucht liefen mir noch die passenden Knöpfe zu. Leider hat Telefunken für seine Geräte schwarze Knöpfe und für das Quelleteil silberne Knöpfe verbaut. So ist es jetzt nicht ganz original, aber was solls, außer mir weiß das ja keiner....
Hier noch einige Bilder im jetzigen Zustand:
Eines stört mich noch ein wenig: Das Gerät hatte schon immer einen lauten Brumm. Als Kind wusste ich natürlich nicht, dass das nicht so sein soll. Die großen Elkos habe ich alle schon erfolglos geprüft. Aber da ich nicht wirklich Lust hatte, das Gerät noch einmal zu zerlegen, lasse ich das jetzt so. Wenn es mich reißt, gehe ich da wieder dran. Schaltbild ist ja vorhanden.
Beste Grüße aus Hallbergmoos
Hans