Hallo Freunde,
Reparaturhilfe kann manchmal viel Spaß machen. Aber manchmal wird man mit Tücken konfrontiert. Davon in diesem Thread jetzt mehr.
Ich helfe gerne mal einem jüngeren Bastler bei seinen Radioprojekten. Mir macht das Spaß Jemanden zu unterstützen, der schon gewisse Kenntnisse mit bringt, die ausgebaut werden können. Natürlich stimmt hier auch das Sammelgebiet (30 er Jahre Radios überein). Auch ist der junge Mann für jede Hilfe sehr dankbar. Auch hinweisende Arbeiten werden gut befolgt.
Diesmal schrieb er mich an, dass er einen SABA 212 W besitzt. Das Gerät wurde bereits repariert. Leider gab das Gerät erfahrungsgemäß keinen Ton von sich. Naja, das stimmt nicht ganz, er sprach von einem Knattern im Lautsprecher.
Wer diese Radios kennt, sagt sofort, achja, die Zinkpest. So bat ich ihn halt mal den Drehko auf Kurzschluß zu prüfen. Und tatsächlich, ich erhielt die Nachricht, Plattenschluß. Ich bot an, den ausgebauten Drehko an Detlef (Radionar) zu senden. Der Detlef baut in die entkernten Gehäuse Ersatzdrehkos ein. Er hat da fast schon ein Patent.
Ergebnis sind gut funktionierende Drehko's. Als der Drehko fertig war, bat ich Detlef um Versand des Drehko's an den Bastler. Ich erhielt Nachricht, das Radio spielt noch nicht. Die komischen Geräusche im Lautsprecher sind immer noch vorhanden.
Spätestens jetzt ist so eine Fernreparatur "Orakeln" ein Erfolg unwahrscheinlich. Mich interessierte die Sache und ich ließ mir das Chassis zuschicken.
Einigermaßen entsetzt war ich vom Zustand des Chassis. Unter dem Chassis waren zahlreiche WIMA-Kondensatoren (sog. Klötzchen). Nein, natürlich habe ich diese Reparatur keinesfalls kritisiert. Der Sammelblock im Radio wurde entfernt. Nicht von unserem jungen Freund. Statt dessen befanden sich Kondensatoren in "loser Verdrahtung" im Radio. Die widerum wurden nun ersetzt durch eben diese Klötzchen.
Als die axialen Kondensatoren noch Mangelware waren, haben wir die Anschlußstummel an den Kondensatoren mit feinen Drähten verlängert. Schrumpfschlauch drüber und gut. Besagte "Klötzchen" sind für die Montage in Print-Bauweise gedacht.
Hier mußte also etwas erfolgen. Aber für die Reparatur wollte ich mich erst mal mit dem Ist-Zustand abfinden. Angeschlossen am Prüflautsprecher ergab sich wirklich ein sehr unangenehmes Knackgeräusch. Nicht nur einmal, sondern fortlaufend.
Ich mußte nicht lange suchen. Der Fehler lag am Gitteranschluß der Röhre REN904. Hier sollte ein 100 cm-Kondensator seine Arbeit verrichten. Tat er auch, aber mangels Kenntnis (cm in pf) wurde hier ein Kondensator mit 100 nf verwendet. Hierdurch entstand dieser unangenehme Ton. Nach Austausch des Kondensators in 100 pf wollte das Gerät schon arbeiten. Aber so richtig funktionierte es nicht.
In dem Chassis wurde die Wellenschleuse entfernt. Ich hatte sie vorher durch einen 2 Pakete-Hartpapier-Drehko ersetzt.
Nun wurde ich auf die falsche Fährte geschickt. Aber so richtig. Ich schloß also meine Hochantenne an den Antennen eingang nach der Wellenschleuse an. Achtung: Das ist nicht gut und sollte nur der weiteren Prüfung des Gerätes dienen. Mein Heimsender arbeitet auf der MW 783 Khz. Wir Älteren erinnern uns, das ist die ehemalige Frequenz der "Stimme der DDR". Diese Frequenz benutze ich, weil sie in der Drehko-Mitte liegt.
Dieses SABA-Radio ist ja ein Zweikreiser. Jeder weiß, diese Radios sind im Prinzip den heutigen MW-Gegebenheiten nicht mehr gewachsen. Im Besonderen der Trennschärfe. Trotzdem erhält man mit einer guten Bedienung der Rückkopplung einen akzeptablen Rundfunkempfang.
Hier im vorliegenden Fall konnte man den Heimsender über die gesamte Skala empfangen. Ähnlich einem primitiven Einkreiser. Einkreiser dieser Zeit sind auch nicht primitiv. Auch sie empfangen besser. Aber es gab eben auch solche Geräte aus der Anfangszeit, da waren solche Erscheinungen doch normal. Aber lassen wir das.
Als der Heimsender abgeschaltet wurde, änderte sich die Situation auch nicht. 2 -3 kräftigere Sender waren über die gesamte Bandbreite zu hören. Fast unabhängig von der Abstimmung. Kurios auch, dieser Wirrwarr ging erst oberhalb der 600 Khz los. Der Detlef (Radionar) hatte sich zum Besuch angemeldet. Ich führte ihm das Radio mal vor. Auch er war solch ein Verhalten von einem SABA-Zweikreiser nicht gewohnt. Unsere (Fehl)Diagnose war einheitlich, die Kapazität des Drehkos ist zu hoch. Detlef nahm den Drehko mit und wollte schon etwas anderes dort verbauen. Mir ließ die Sache auch keine Ruhe.
Man kann die Kapazität eines Drehkos durch Serienkondensatoren beeinflussen. Das kenne ich schon lange. Bislang brauchte ich damit aber nicht zu experimentieren.
Also Anruf bei einem Fachmann der alten Schule. Der Dietmar DiRu wußte Rat und sagte mir, ich gebe Dir mal eine Formal dazu. Hilfsbereit wie Dietmar ist, bekam ich die Formel mit einigen anderen Kondensatorberechnungen per mail.
Das hatte der Dietmar wirklich gut gedacht. Aber alt nicht gelernter Techniker konnte ich mit der Formel sogar nichts anfangen. Lieber Dietmar, wenn Du hier liest, vielleicht könntest Du uns die Formel noch einmal vor Augen führen. Das wird sicher einige interessieren. Leider kann ich das nicht aus meinem mail-Postfach kopieren.
Der Dietmar errechnete mir, um mit einem 600 pf-Kondensator auf annähernd 500 pf zu kommen einen Serien- Kondensatorwert von 3,3 nf. Ich suchte mir dann mal einen Referenz- Drehkondensator aus meinen Beständen und tatsächlich ein 600 pf-Kondensator mit 3,3 nf-Festkondensator in Reihe kommt auf ca. 500 pf.
Ich baute jetzt provisorisch einen Drehko mit 2 x 600 pf in Reihe mit 3,3 nf in das Gerät ein. Mit zumindest dem Erfolg, dass das MW-Band tatsächlich ab ca. 510 Khz beginnt. Aber das weitere Verhalten des Radios war immer noch völlig inakzeptabel. Da mußte noch etwas unstimmig sein.
Achja, ich schaute nicht schlecht. Ein "Bastelexperte" hatte einfach den Antenneneingang am Ende des Zweikreis-Bandfilters, direkt auf das Steuergitter der RENS1284 gebracht. Daher diese komischen Erscheinungen. Ich bat nun den Detlef, den Drehko so zu belassen und mir das gesamte Konstrukt wieder zurück zu senden. Ich wußte ja nun, wie man den Drehko von der Kapazität beeinflussen kann. Also Umbau überhaupt nicht von Nöten.
Ich werde den Bericht weiter fort setzen.
Hier mal das Schaltbild des SABA 212
Saba_212WL.pdf (Größe: 70,06 KB / Downloads: 17)
Natürlich sollt Ihr auch ein paar Bilder bekommen.
Dieser DDR-Drehko wurde provisorisch ins Gerät gebaut.
Die Klötzchen-Reparatur. Alle Kondensatoren wurden korrekt angeschlossen. Nur schön ist das nicht.
In diesem Becher sollten viele der roten klötze verschwinden.
Na, schaut mal. sieht doch ganz anders aus. Der einzig verbliebene rote Kondensator ist auch verschwunden. Er wurde durch einen axialen, schwarzen vom Volker (ATR-Shop) ersetzt. Zusätzlich wurde noch ein alter, defekter Becherelko als Dummy in den großen Ausschnitt auf dem Chassis verbaut.
Ihr habt Recht, wo sind die Bilder von oben mit dem "runderneuerten" Drehko vom Detlef? Ich habe glatt vergessen hier Bilder zu machen. Ich habe aber schon unseren jungen Bastler gebeten, wenn er das verschickte Chassis bekommt, noch ein paar Bilder zu machen. Die stelle ich Euch dann hier noch ein.
Reparaturhilfe kann manchmal viel Spaß machen. Aber manchmal wird man mit Tücken konfrontiert. Davon in diesem Thread jetzt mehr.
Ich helfe gerne mal einem jüngeren Bastler bei seinen Radioprojekten. Mir macht das Spaß Jemanden zu unterstützen, der schon gewisse Kenntnisse mit bringt, die ausgebaut werden können. Natürlich stimmt hier auch das Sammelgebiet (30 er Jahre Radios überein). Auch ist der junge Mann für jede Hilfe sehr dankbar. Auch hinweisende Arbeiten werden gut befolgt.
Diesmal schrieb er mich an, dass er einen SABA 212 W besitzt. Das Gerät wurde bereits repariert. Leider gab das Gerät erfahrungsgemäß keinen Ton von sich. Naja, das stimmt nicht ganz, er sprach von einem Knattern im Lautsprecher.
Wer diese Radios kennt, sagt sofort, achja, die Zinkpest. So bat ich ihn halt mal den Drehko auf Kurzschluß zu prüfen. Und tatsächlich, ich erhielt die Nachricht, Plattenschluß. Ich bot an, den ausgebauten Drehko an Detlef (Radionar) zu senden. Der Detlef baut in die entkernten Gehäuse Ersatzdrehkos ein. Er hat da fast schon ein Patent.
Ergebnis sind gut funktionierende Drehko's. Als der Drehko fertig war, bat ich Detlef um Versand des Drehko's an den Bastler. Ich erhielt Nachricht, das Radio spielt noch nicht. Die komischen Geräusche im Lautsprecher sind immer noch vorhanden.
Spätestens jetzt ist so eine Fernreparatur "Orakeln" ein Erfolg unwahrscheinlich. Mich interessierte die Sache und ich ließ mir das Chassis zuschicken.
Einigermaßen entsetzt war ich vom Zustand des Chassis. Unter dem Chassis waren zahlreiche WIMA-Kondensatoren (sog. Klötzchen). Nein, natürlich habe ich diese Reparatur keinesfalls kritisiert. Der Sammelblock im Radio wurde entfernt. Nicht von unserem jungen Freund. Statt dessen befanden sich Kondensatoren in "loser Verdrahtung" im Radio. Die widerum wurden nun ersetzt durch eben diese Klötzchen.
Als die axialen Kondensatoren noch Mangelware waren, haben wir die Anschlußstummel an den Kondensatoren mit feinen Drähten verlängert. Schrumpfschlauch drüber und gut. Besagte "Klötzchen" sind für die Montage in Print-Bauweise gedacht.
Hier mußte also etwas erfolgen. Aber für die Reparatur wollte ich mich erst mal mit dem Ist-Zustand abfinden. Angeschlossen am Prüflautsprecher ergab sich wirklich ein sehr unangenehmes Knackgeräusch. Nicht nur einmal, sondern fortlaufend.
Ich mußte nicht lange suchen. Der Fehler lag am Gitteranschluß der Röhre REN904. Hier sollte ein 100 cm-Kondensator seine Arbeit verrichten. Tat er auch, aber mangels Kenntnis (cm in pf) wurde hier ein Kondensator mit 100 nf verwendet. Hierdurch entstand dieser unangenehme Ton. Nach Austausch des Kondensators in 100 pf wollte das Gerät schon arbeiten. Aber so richtig funktionierte es nicht.
In dem Chassis wurde die Wellenschleuse entfernt. Ich hatte sie vorher durch einen 2 Pakete-Hartpapier-Drehko ersetzt.
Nun wurde ich auf die falsche Fährte geschickt. Aber so richtig. Ich schloß also meine Hochantenne an den Antennen eingang nach der Wellenschleuse an. Achtung: Das ist nicht gut und sollte nur der weiteren Prüfung des Gerätes dienen. Mein Heimsender arbeitet auf der MW 783 Khz. Wir Älteren erinnern uns, das ist die ehemalige Frequenz der "Stimme der DDR". Diese Frequenz benutze ich, weil sie in der Drehko-Mitte liegt.
Dieses SABA-Radio ist ja ein Zweikreiser. Jeder weiß, diese Radios sind im Prinzip den heutigen MW-Gegebenheiten nicht mehr gewachsen. Im Besonderen der Trennschärfe. Trotzdem erhält man mit einer guten Bedienung der Rückkopplung einen akzeptablen Rundfunkempfang.
Hier im vorliegenden Fall konnte man den Heimsender über die gesamte Skala empfangen. Ähnlich einem primitiven Einkreiser. Einkreiser dieser Zeit sind auch nicht primitiv. Auch sie empfangen besser. Aber es gab eben auch solche Geräte aus der Anfangszeit, da waren solche Erscheinungen doch normal. Aber lassen wir das.
Als der Heimsender abgeschaltet wurde, änderte sich die Situation auch nicht. 2 -3 kräftigere Sender waren über die gesamte Bandbreite zu hören. Fast unabhängig von der Abstimmung. Kurios auch, dieser Wirrwarr ging erst oberhalb der 600 Khz los. Der Detlef (Radionar) hatte sich zum Besuch angemeldet. Ich führte ihm das Radio mal vor. Auch er war solch ein Verhalten von einem SABA-Zweikreiser nicht gewohnt. Unsere (Fehl)Diagnose war einheitlich, die Kapazität des Drehkos ist zu hoch. Detlef nahm den Drehko mit und wollte schon etwas anderes dort verbauen. Mir ließ die Sache auch keine Ruhe.
Man kann die Kapazität eines Drehkos durch Serienkondensatoren beeinflussen. Das kenne ich schon lange. Bislang brauchte ich damit aber nicht zu experimentieren.
Also Anruf bei einem Fachmann der alten Schule. Der Dietmar DiRu wußte Rat und sagte mir, ich gebe Dir mal eine Formal dazu. Hilfsbereit wie Dietmar ist, bekam ich die Formel mit einigen anderen Kondensatorberechnungen per mail.
Das hatte der Dietmar wirklich gut gedacht. Aber alt nicht gelernter Techniker konnte ich mit der Formel sogar nichts anfangen. Lieber Dietmar, wenn Du hier liest, vielleicht könntest Du uns die Formel noch einmal vor Augen führen. Das wird sicher einige interessieren. Leider kann ich das nicht aus meinem mail-Postfach kopieren.
Der Dietmar errechnete mir, um mit einem 600 pf-Kondensator auf annähernd 500 pf zu kommen einen Serien- Kondensatorwert von 3,3 nf. Ich suchte mir dann mal einen Referenz- Drehkondensator aus meinen Beständen und tatsächlich ein 600 pf-Kondensator mit 3,3 nf-Festkondensator in Reihe kommt auf ca. 500 pf.
Ich baute jetzt provisorisch einen Drehko mit 2 x 600 pf in Reihe mit 3,3 nf in das Gerät ein. Mit zumindest dem Erfolg, dass das MW-Band tatsächlich ab ca. 510 Khz beginnt. Aber das weitere Verhalten des Radios war immer noch völlig inakzeptabel. Da mußte noch etwas unstimmig sein.
Achja, ich schaute nicht schlecht. Ein "Bastelexperte" hatte einfach den Antenneneingang am Ende des Zweikreis-Bandfilters, direkt auf das Steuergitter der RENS1284 gebracht. Daher diese komischen Erscheinungen. Ich bat nun den Detlef, den Drehko so zu belassen und mir das gesamte Konstrukt wieder zurück zu senden. Ich wußte ja nun, wie man den Drehko von der Kapazität beeinflussen kann. Also Umbau überhaupt nicht von Nöten.
Ich werde den Bericht weiter fort setzen.
Hier mal das Schaltbild des SABA 212
Saba_212WL.pdf (Größe: 70,06 KB / Downloads: 17)
Natürlich sollt Ihr auch ein paar Bilder bekommen.
Dieser DDR-Drehko wurde provisorisch ins Gerät gebaut.
Die Klötzchen-Reparatur. Alle Kondensatoren wurden korrekt angeschlossen. Nur schön ist das nicht.
In diesem Becher sollten viele der roten klötze verschwinden.
Na, schaut mal. sieht doch ganz anders aus. Der einzig verbliebene rote Kondensator ist auch verschwunden. Er wurde durch einen axialen, schwarzen vom Volker (ATR-Shop) ersetzt. Zusätzlich wurde noch ein alter, defekter Becherelko als Dummy in den großen Ausschnitt auf dem Chassis verbaut.
Ihr habt Recht, wo sind die Bilder von oben mit dem "runderneuerten" Drehko vom Detlef? Ich habe glatt vergessen hier Bilder zu machen. Ich habe aber schon unseren jungen Bastler gebeten, wenn er das verschickte Chassis bekommt, noch ein paar Bilder zu machen. Die stelle ich Euch dann hier noch ein.
Es grüßt Euch aus Peine
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.