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Stassfurt Imperial 763WK "Schulsuper Halle"
#1
Hallo zusammen,

um mich gedanklich ein wenig vom Rubens und dessen Kondensatoren abzulenken, mache ich mal mit diesem kleinen Radio eine weitere, kleine und einfache, Baustelle auf.

Die Vorgeschichte ist schnell erzählt.

Auch bei diesem Radio spielt wieder Vergangenheit eine Rolle, nämlich der schon hier erwähnte Physiksaal meiner Schule. Dort stand es im Schrank. So ein kleines Radio wollte ich schon immer haben und an dieser Stelle verweise ich bezüglich der weiteren Vorgeschichte in Wort und Bild hierher. Das endete kläglich im März 2015 mit dem Unfall des Chassis und mit dem defekten Netztrafo.

Fünf Jahre später kann ich nun erneut mit diesem Imperial 763 WK einen "Schulsuper Halle" vorstellen.

Warum er so genannt wird, kann ich nur vermuten. Offenbar diente er zum Anfang der 1950er Jahre als (von staatlicher Seite beauftragtes?) Anschauungs-, Lehr- und Ausbildungsobjekt für Schulen. Er war sicherlich nicht zur Unterhaltung gedacht, um z.B. mit Musikdarbietungen in Pausen, o.ä. zu dienen. Dazu war er aufgrund seines sehr sparsamen Aufbaues und seiner Leistungsdaten einfach nicht in der Lage. Ich würde mich sehr freuen, wenn hierzu jemand mit weiterführenden Informationen dienen könnte.

   

   

Es handelt sich um einen hundsordinären AM-Standard-Sechskreis-Superhet L-M-K. Seine Schaltung beherbergt wirklich absolut nichts Besonderes. Es werkeln die bekannten Stahlröhren der "Harmonischen Serie". Über einen ZF-Saugkreis gelangt die HF über 500 pF in die ECH11. Deren Oszillator ist klassisch beschaltet, wie man es in 'zig AM-Empfängern in dieser Zeit vorfindet. Die Regelspannung wird über das übliche RC-Glied von 1,5 MOhm und 0,1 µF abgegeben, der Kondensator dürfte vermutlich hinüber sein: meistens haben diese Kondensatoren einen Schluß und sind hochohmig geworden. Über die Widerstandskombination aus dem Netzteil wird der Regeldiode zwecks Verzögerung eine negative Vorspannung erteilt - auch nichts Neues. Klassische NF-Kombination nach Masse, Standardbeschaltung der ECL11 mit fester Klangeinstellung. Eine regelbare Tonblende gibt es nicht. Die Siebkondensatoren der Anoden- und Gitterleitung dürften ebenfalls hinüber sein. Als Gleichricherröhre arbeitet eine AZ11. Zur Eliminierung von "abstimmbarem Brumm" wird die Sekundärseite der Anodenspannungsversorgung mit 2x 5nF nach Masse verblockt - es schrillt bereits die gedankliche Alarmglocke. Hier ist der Schaltplan:

   

Einen Abgleichplan habe ich nicht. Ob es einen gibt, weiß ich nicht; vermutlich wird es was geben. Die ZF ist unbekannt, dürfte aber fix im Bereich von 468 kHz liegen. Kein Problem, das herauszufinden.

Der Aufbau ist eng gehalten. Die Abschirmbecher der ZF-Bandfilter sind verbeult:

   

Man hüte sich, allzu stark an den Federn der Sicherungsfassung herumzubiegen. Hochwertig ist anders. Bei diesen Schulsupern wurde mit Material heftig gespart. Ich habe das Chassis schon sorgfältig ab- und ausgesaugt. Unter der konservierenden Staubschicht kamen Telefunken-Stahlröhren zum Vorschein. Geprüft habe ich sie noch nicht (siehe unten). Außerdem - man sieht es schon - ist dieses Radio verbastelt.

Die mit Pfeilen markierten Bauelemente gehören hier nicht rein:

   

Auch das kleine Chassis ist etwas verbastelt. Es fehlen die Becherelkos. Das wundert mich nicht. Vermutlich waren sie defekt und wurden mit dieser abenteuerlichen Kombination aus Uraltbauelementen ersetzt:

   

   

Aber das ist mir eigentlich egal, denn ich habe vor, nun endlich aus zwei Radios eines zu machen. Smiley53

Das Chassis von hinten:

   

und sein Innenleben. Relativ gedrängte Verdrahtung mit den "Üblichen Verdächtigen" resp. auszutauschenden Kondensatoren und ein, zwei durchgebrannten Widerständen. Nichts besonderes.

   

Im obengenannten Link kann man es nachlesen: Unglücklicherweise funktioniert beim dort gezeigten Schulsuper der Netztrafo nicht mehr. Er ist durchgebrannt. Das war bereits der dritte (!) Schulsuper, der mir mit diesem Fehler untergekommen war.

Es hätte mich nun nicht gewundert, wenn auch dieser Schulsuper diesen Fehler gezeigt hätte. Allein, mich machte der Zustand des Netztrafos stutzig: Keine ausgelaufene Pampe, nichts Schwarzes oder Verschmortes, kein typisches Müffeln, wenn man dran schnuppert. Sollte der etwa....???

Schnell habe ich die beiden sekundärseitigen Kondensatoren von den Anschlüssen der Anodenspannungswicklung der AZ11 zur Mittelanzapfung nach Masse abgelötet, anschließend den Primärkreis des Netztrafos gangbar gemacht. Röhren raus und und den Trenntrafo angeschlossen. Und siehe da: Das vorsichtige Hochfahren bestätigt - der Netztrafo funktioniert bestens, es liegen alle Sekundärspannungen an; kein Schmoren oder Kokeln! Das Meßgerät zeigt eine der beiden Wicklungen mit ihrer Spannung von 300VAC:

   
Der vierte Schulsuper Halle und dieser hat tatsächlich einen einwandfreien Netztrafo! Smiley58

Man schaue sich im obengenannten Link die Skala an und vergleiche mit der dieses Schulsupers:

   

Prima! Dieser Schulsuper liefert die vollständige Skala, einen intakten Netztrafo und ein unverbeultes Chassis. Dessen Telefunken-ECL11 zeigt auf dem RPG nur noch ein klägliches "fraglich". Aber das ist mir wurscht, denn die (jetzt RFT-) Röhren von meinem Erstgerät sind bestens intakt. Die Telefunken-AZ11 zeigt auf dem RPG fast ein "100%" auf beiden Anoden - sehr schön - die geht auf Lager. Das Erstgerät liefert mir neben dem vollständigen Gehäuse mit Bodenplatte auch die Elkos, sowie alle weiteren Austauschbauelemente.

Somit steht einem schönen Projekt nichts mehr im Wege, worauf ich mich sehr freue. Smile

(wird fortgesetzt)

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#2
Hallo Michael,


Zitat:Dessen Telefunken-ECL11 zeigt auf dem RPG nur noch ein klägliches "fraglich".

die aber trotzdem nicht wegwerfen!

Die Röhre kann nämlich in manchen Schaltungen immer noch problemlos fuktionieren.


Viele Grüße

Martin
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#3
Hallo Martin,

nee, nee. Diese Röhren kommen in einen separaten Karton. Vielleicht gehen sie ja als Objekt zum Regenerieren oder was auch immer. Aber wegwerfen bringe ich nicht übers Herz, solange sie noch irgendwie funktionieren. Smile

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#4
Hallo, Michael,
ziemlich eng in der Kiste, ob das eine Abwechslung zu Deinem Rembrandt wäre, aber sonst eine überschaubare Schaltung.
Mit den "Verbrauchten" Röhren haben wir alle die Erfahrung, dass die trotz der schwachen Werten oft weiter munter spielen, ohne dass man merkt dass die Emission schwach ist.

Viel Spaß mit der Reparatur>!
Gruß,
Ivan
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#5
Hallo zusammen,

beruflich tut sich bei mir momentan zuviel. Und es tut sich nun nach langer Pause auch auf musikalischer Hobby-Ebene wieder einiges. Da möchte ich meinen Rubens gedanklich etwas ruhen lassen, bevor ich wieder genügend Ruhe und Zeit finde, ihm die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, die er aus meiner Sicht verdient hat und braucht. Mache ich also hier an diesem kleinen Projekt weiter, welches ein kleines gedankliches "Ablenkungsvergnügen" von all dem anderen Trubel darstellt.

Diverse Kondensatoren habe ich schon ausgetauscht:

   

   

Meine Freude am intakten Netztrafo war zunächst etwas getrübt, denn der Anzapf für die 240 Volt an der Primärwicklung war funktionslos - kein Durchgang. Hat die Primärwicklung hier doch einen Hau weg? Nein, der Übeltäter war der Anzapf für die 220 Volt. Die Kupferdrähte waren nicht mehr verdrillt und aufgrund der schlechten Verlötung mit einem Lötfett korrodiert und ab, so dass sie keinen Kontakt mehr gaben. Der Glashaarpinsel trat in Aktion, anschließend habe ich alles neu und sauber verlötet. Siehe da - es geht wieder!

Das vorsichtige Hochfahren am Trenntrafo mit eingesetzten Röhren zeigte am Siebelko keine Betriebsspannung gegen Masse. Seltsam, denn die AZ11 funktioniert auf dem RPG bestens. Alle Elkos und Siebkondensatoren gegen Massse sind einwandfrei. Ein Kurzschluss gegen Masse kann nicht vorliegen, die Sicherung kommt nicht. Ein hochohmiger Schluss gegen Masse? Wo sollte der sein? In meine Überlegungen hinein fuhr ich den Trenntrafo wieder runter und berührte den Ladeelko, um das Chassis wieder umzudrehen.

Nanu? Ich bekam "eins gewischt"! Ja, wie??? An dem Ladeelko liegt eine Ladung an und am Siebelko nicht? Ist etwa...? Ja, ist oder war: der 80-Ohm-Widerstand, der den Ladeelko gegen Masse hochlegt, war durch.

Ich hatte schlicht und einfach vergessen, ihn zu überprüfen. Strafe muss offenbar sein. Smiley26

Die AZ11 liefert ihre Gleichspannung problemlos an den Ladeelko, der aber steht aufgrund des defekten Widerstandes quasi isoliert im Raum... Schnell habe ich den Widerstand ausgetauscht, der im Zweitgerät ist intakt. Nochmal sicherheitshalber den 40-Ohm-Widerstand gemessen, jawoll, in Ordnung. Stecker rein, Trenntrafo hochgefahren (220 Volt maximal) und nun reckt und streckt sich der kleine Schulsuper schon mal aus seinem Dornröschenschlaf.

Allerdings noch sehr kläglich. Die ECL11 zieht 30 mA Anodenstrom, ok. NF geht durch, das konnte ich durch Einspeisen eines Tones in die Buchse für die "Schalldose" überprüfen. Aber der Rest, also beginnend ab ZF-Verstärker bis "rauf" zur Antennenbuchse schweigt noch.

   

   

Überhaupt: Die Funktion. Viel darf man von diesem Radio offenbar nicht erwarten. Es ist - übrigens auch wie das Zweitgerät - nicht nur hinsichtlich des verwendeten bröseligen und schmierigen Lötmateriales mehr schlecht als recht zusammengenagelt. Offenbar wurde mit einem korrodierendem Lötfett gelötet (siehe oben). Auch die Bauelemente sind, von ein paar Sikatrops mal abgesehen, von ziemlich schlechter Qualität. Ich wage es mir noch gar nicht vorzustellen, über die Güte der verwendeten Spulen und HF-Kerne nachzudenken, von denen einer schon beginnt, zu zerbröseln. Dazu die verbeulten Bandfilterbecher aus dünnem Messingblech. Die Skala sollte überdies auf ihrer Innenseite tunlichst nicht berührt werden, sonst ist die Beschriftung weg.

Die Beschaltung stimmt auch nicht ganz. Der Widerstand, der sich zusammen mit dem 2-MOhm-Widerstand die Triodenanode der ECL11 teilt, hat nicht 100 KOhm, wie im Schaltplan angegeben, sondern in beiden Geräten 200 KOhm. Das Poti ist im vorliegenden Gerät eines mit 100 KOhm. Das im Zweitgerät hat die vorgegebenen 1 MOhm.

Die Stoffummantelung des Netzkabels - nicht abgebunden. Die Litzen - ziemlich zerfleddert. Ein Wunder, dass das überhaupt noch Strom durchließ...

Die Lautsprecher beider Radios und deren Übertrager sind in Ordnung:

   

Genöle von mir? Nein, ich mag dieses kleine Radio! Ich versuche mir nur vorzustellen und einzuordnen, in welchem Kontext, d.h. unter welchen Vorgaben, unter welchen Produktionsbedingungen und unter welcher Produktionsumgebung diese Schulsuper entstanden sind. "Notradios", im Sinne von unmittelbar nach dem Krieg gefertigte Radios, dürften diese Schulsuper eigentlich keine mehr sein angesichts eines Fertigungszeitraumes von 1948/49. Ging es dem Werk in Stassfurt damals doch noch so schlecht? Laut Angaben im Web wurde das Radio in Stassfurt gefertigt. Direkt im Werk? Oder anderswo? "Schulsuper": War das ein Bausatz, der dann an Schulen, z.B. in dortigen Arbeitsgemeinschaften, fertiggebastelt wurde? Schön wäre es, hier Zeitzeugen zu Rate ziehen zu können.

Ein Blick ins Gehäuse. Sauber und ordentlich ist eigentlich anders, geht aber noch:

   

Der Wellenschalter gibt nur knackend und mit Aussetzern Kontakt. Der Netzschalter am Poti funktionierte - obligatorisch - nicht mehr. Ein Fluten des Potis mit Ballistol und anschließendes intensives Spülen mit Alkohol behob diesen Fehler. Jetzt schaltet es wieder einwandfrei. 

Da gibt es noch einiges dran zu tun! Smile

(wird fortgesetzt)

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#6
Hallo zusammen,

das Schweigen zumindest auf MW war bald behoben. Es half ein ausgiebiges Reinigen aller Kontakte der Röhrenfassungen nebst Reinigen und Ölen des Wellenschalters mit dem Wellenschalter-Spezialöl "d".

Nun zeigten sich wieder einige Aussetzer - es war eine der Verbindungen zur Demodulatordiode abgerissen - wieder hervorgerufen durch schlechte Verlötung. Und bei Berühren der Verdrahtung gab es kurzzeitigen Kontakt. Die nächste abgerissene Verbindung war die des 200-KOhm-Widerstandes zur Anode der ECL11 - einfach so. Nachlöten vieler Lötstellen behob u.a. auch diese Aussetzer und nun rauschte der Empfänger mit angeschlossener Antenne auf Mittelwelle munter vor sich hin.  Smile

Das war ja wenigstens schon mal etwas. Also stimmte ich nach Skala auf 300 Meter ab und schloß meinen Prüfsender an die Antennenbuchse an - ich möchte mal hören, wo und wie der Schulsuper überhaupt was durchläßt.

Kleiner Exkurs:

300 Meter... Als ich vor Jahren noch diverse Vorkriegsempfänger auf dem Tisch hatte, war ich zu faul, immer die Wellenbereiche umzurechnen, wenn es daran ging, die kHz oder MHz der Skalen der Prüfgeräte auf die Meter der Skalen der Rundfunkempfänger umzudingsen. Also bastelte ich mir das hier, was ich Euch nicht vorenthalten möchte,

   

um bequem ablesen zu können. OK, das ist nicht gerade Kunst in Vollendung, genügt mir aber vollauf.

- -

Erstaunlicherweise läßt der Schulsper auf den 1000 kHz das Signal des Prüfsenders gut durch. Aber ein Abgleich des ZF-Verstärker kam ohnehin nicht infrage, denn seht auf das nächste Foto. Die verbeulten Bandfiltergehäuse sind das eine - schlimmer ist, der markierte HF-Kern rechts oben ließ sich nicht mehr drehen und der links unten löste sich beim ersten Drehversuch sofort in Wohlgefallen auf - der war auch fest wie nix. Käse!

   

Ein vorsichtiger Ausbohrversuch scheiterte:

   

Wat 'n Glück, ich habe ja die beiden Bandfilter aus meinem Zweitgerät und in diesen sind alle HF-Kerne bestens intakt. Smile

   

Also habe ich einfach die Spulen ausgetauscht.

Am ersten ZF-Bandfilter: Spule raus, der alte Kleber hielt sie nicht sonderlich fest. Die Austauschspule aus dem Zweitgerät habe ich markiert...

   

...hier ist sie "in scharf":

   

Alleskleber trat in Aktion, rein damit und verlötet:

   

Fertig. "The same procedure as every year James" am Demodulatorbandfilter:

   

Mit einem Rundholz und passender Unterlage habe ich dann die Bandfilterbecher so gut es ging, ausgebeult. Anschließend habe ich sie noch mit Elsterglanz gereinigt, dann gespült und getrocknet.

Nach dem Wiedereinbau sieht das nun so aus:

   

Dem aufmerksamen Betrachter fällt auf: man sieht bei den HF-Kernen nun nicht mehr einen Sechskant, sondern einen Schlitz. Ich habe die Kerne einfach umgedreht. Denn mit den Sechskant-Köpfen kann ich nichts anfangen, sehr wohl aber mit den Schlitzen, denn da passt bestens mein Abstimmbesteck (Remmi) rein, welches man vor dem Chassis im blauen Etui liegen sieht.

Mit der Skala auf 300 Meter trat nun wieder mein PG2 in Aktion und ich stimmte die HF-Kerne der Bandfilter erst einmal nur nach Gehör auf maximale Lautstärke des Tones vom Prüfsender ab. Einen korrekten (Wobbel-) Abgleich des ZF-Verstärkers mache ich später mit dem Selektografen SO81. Für jetzt genügt mir erst einmal, dass der Schulsuper auf Mittelwelle arbeitet und die nun wieder angeschlossene Antenne bestätigt das - hui, da kommt jetzt erst einmal ordentlich was durch. Smile

Weiter wird es mit dem Lang- und Kurzwellenbereich gehen. Auf LW arbeitet der Super noch recht träge und auf KW ist noch Stille.

(wird fortgesetzt)

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#7
(26.09.2020, 17:45)MichaelM schrieb: ...Weiter wird es mit dem Lang- und Kurzwellenbereich gehen. Auf LW arbeitet der Super noch recht träge und auf KW ist noch Stille...

Hallo zusammen,

Momentan fehlt es mal wieder vor allem an einem: Zeit... Ich kann es nicht ändern. Smiley57

So still war der Schulsuper gar nicht, denn zwischenzeitlich stellte ich fest, dass er nun doch mit angeschlossener Außenantenne auf allen Wellenbereichen "irgendwie ein Signal durchbringt".

Nicht gerade der Brüller an Empfindlichkeit, aber immerhin. Gut, dann kann ich mich beimachen, um den HF-Teil anzugehen.

Bei der Gelegenheit habe ich die Resonanzfreqenz der Bandfilterschwingkreise festgestellt, damit ich weiß, wo in etwa die ZF liegt und nach welcher ich abzugleichen habe. Strenggenommen kann ich mir diese Arbeit schenken, denn beim Wobbelabgleich des ZF-Verstärkers sehe ich ja ohnehin, auf welcher Frequenz was passiert. Aber egal, ich wollte es mal wieder probieren.

Fein raus ist hier, wer einen Wobbler (ich: Selektograf SO81 vom damaligen VEB TPW Thalheim)...

   

...zur Hand hat, denn damit lässt sich die Resonanzfrequenz schnell feststellen.

Man kann auch das komplette Bandfilter prüfen bzw. abgleichen. Da ich aber aus ihnen bereits je eine Spule rausgemaust habe, nehme ich einfach nur einen der Schwingkreise des Bandfilters. Das geht genauso gut und vorabgleichen möchte ich das ausgebaute Bandfilter ja sowieso nicht.

Das kalte Ende (das Ende der Spule) habe ich an das Messinggehäuse gelötet. Es dient zur Abschirmung. An den Spulenanfang des Schwingkreises kommen zwei kleine Kondensatoren. Ihre Kapazitäten liegen zwischen 8 und 12 pF. Der genaue Wert ist unwichtig, es geht nur darum, den Selektografen lose anzukoppeln und um eine kapazitive Belastung der Schaltungsumgebung des Schwingkreises zu simulieren.

So schaut das Gebilde aus:

   

Nach Warmlaufen des Selektografen suche ich mir mit der Stellung "Eichen" den ZF-Bereich heraus. Ich vermutete 468 kHz und stellte den Eichkreis mit der Eichfrequenz darauf ein ("Eichkreis", Bereich 3). So sieht dann die Eichkurve der eingestellten Frequenz aus, wenn ich die "Senderfrequenz" auf Rastermitte nachgezogen habe:


.jpg   _DSF3821.JPG (Größe: 157,07 KB / Downloads: 470)

HF-Amplitude auf "groß", Regler auf und umgeschaltet auf "Messen". Aha, da ist ein Höcker zu sehen. Er liegt versetzt und nicht auf Rastermitte:


.jpg   _DSF3822.JPG (Größe: 156,05 KB / Downloads: 470)

Durch Drehen des Spulenkernes der Schwingkreisspule kann ich den Höcker auf der Anzeige jetzt schön nach rechts und links verschieben.

Durch Zurückschalten auf "Eichen" und Nachziehen der Eichfrequenz auf Rastermitte habe ich nun mehr oder weniger die Resonanzfrequenz, auf der der Höcker sitzt: 470 kHz.

Das bedeutet, das Bandfilter arbeitet sehr wahrscheinlich nicht auf den vermuteten 468 kHz, sondern auf möglicherweise 473 kHz. "Möglicherweise": ich brauche sie nicht auf Kommastellengenauigkeit, sondern ich möchte nur wissen, ob die Schwingkreise des Bandfilters so halberwegs stimmen, oder ob sie total verstimmt sind.

- -

Die Leistung eines Supers steht und fällt mit der korrekten Arbeit des ZF-Verstärkers.

Dann wobbele ich doch mal das Teil (muss das ja ohnehin tun).

Das Verstärkerkabel des SO81 geht an das heiße Ende des Lautstärkereglers und der Sender geht an das Steuergitter der EBF11. Nach dem Einstellen der Eichfrequenz auf 473 kHz auf Rastermitte


.jpg   _DSF3824.JPG (Größe: 156,66 KB / Downloads: 470)

schalte ich bei großer HF auf "Messen" und sehe, dass das Diodenbandfilter verstimmt ist. Der Peak liegt nicht auf Rastermitte, sondern rechts daneben:


.jpg   _DSF3825.JPG (Größe: 156,29 KB / Downloads: 471)

Ich habe es nun auf die 473 kHz gezogen und nach wechselseitigem Trimmen beider Spulenkerne sieht das so aus:


.jpg   _DSF3826.JPG (Größe: 159,78 KB / Downloads: 469)

Ich habe noch keine symmetrische Kurve. Das ist mir aber egal, denn die hole ich mir jetzt, wenn ich mit dem Sender an das Steuergitter des Mischrohres gehe. Dabei muss ich die HF-Amplitude auf "klein" umschalten, sonst wird gnadenlos übersteuert und man sieht nichts mehr. Nun kann ich das erste Bandfilter und im Wechsel dazu das Demodulatorbandfilter und somit den ZF-Verstärker komplett auf eine schöne, symmetrische Kurve einstellen:


.jpg   _DSF3827.JPG (Größe: 157,04 KB / Downloads: 470)

Das sieht ja fast aus, wie das Foto zu vor. Wo ist da der Unterschied, außer, dass die beiden Höcher unterschiedlich hoch sind? Es ist die HF, die ich einspeise! Stand beim Demodulatorbandfilter der HF-Umschalter noch auf "groß", so steht er jetzt auf "klein" und ich muss den HF-Regler jetzt fast auf Null zurück drehen!

Somit arbeite ich im Vergleich zu vorher nur noch mit sehr wenig HF. Der ZF-Verstärker ist jetzt empfindlich, er kann jetzt atmen!  Smile

Prima, dann kann ich nun hergehen, um den Oszillator und anschließend den Eingangskreis abzugleichen! Frohen Mutes hantierte ich noch etwas mit dem Chassis, Netzstecker wieder in die Dose. Stöpselte meinen AM-Prüfsender PG2 (vom damaligen WF Berlin. Auf dem Foto oben, in der Mitte)...

   

... in Antenne und Erde ein, um mal zu probieren, was durchkommt. Stimmte den Drehko des Schulsupers auf Mittelwelle 300 m ab und zog die 1 MHz des Prüfsenders drauf.

Nichts. Kein Ton, kein Piep, gar nichts. Auch das Kurbeln des Prüfsenders über den gesamten Mittelwellenbereich erbrachte nichts. Es kam kein Signal durch, der Empfänger blieb stumm.

Was zum Geier...???  

(wird fortgesetzt)

Gruß Michael


Die Bilder zeigen einen etwas unscharfen Kurvenverlauf. Das bitte ich zu entschuldigen. Es liegt nicht am SO81. Der bildet die Kurven ziemlich scharf auf dem Schirm ab. Der Grund ist, ich habe eine andere Kamera mit hoher Empfindlichkeit zum Aufnehmen der Kurven verwendet und auf die muss ich mich erst noch gedanklich einarbeiten.
Gruß Michael

Penthode?
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#8
Diese Folge kann ich noch nachschieben, dann wird es wohl wieder etwas knapper mit der Zeit.

Ja, was war passiert?

Beim Hantieren mit dem Chassis oder eben "einfach so" - denn dran rumgefummelt hatte ich bewusst nicht - war einer der Spulendrähte abgerissen.
Nämlich genau der, der von der Kurzwellenspule des Oszillators zu dessen 50pF-Kondensators führt. Ich zeige Euch das am inzwischen ausgebauten Spulenaggregates des Zweitgerätes:

   

Linker Pfeil: Anschluß zum 50pF-Kondenator. Pfeil oben: der Abriß. Zur Verdeutlichung hier ein Auszug aus dem Schaltplan, den ich mir zwischenzeitlich neu gezeichnet hatte:

   

Dort, wo das kleine Kreuz ist (Pfeil), war die Verbindung ab. Der Oszillator war somit außer Betrieb, was man überdies auch gut an den rot im Schaltplan eingetragenen Spannungswerten sah: Die Anodenspannung der Triode war zu gering.

Der von der Lötöse kommende Anschluß zur Spule war zwar mal irgendwie mit Kleber oder Lack festgelegt worden. Aber jetzt war er eben einfach ab - genau an der Klebe- bzw. Durchführungsstelle zum Spulenkörper und somit zur Wicklung (rot eingekreist):

   

Bin ich doch mal unsaft drangekommen? War es Korrosion, denn die Verlötungen sind auch am Spulenaggregat nicht wirklich von ordentlicher Güte und wer weiß schon, was das für ein Kleber ist? Ich weiß es jedenfalls nicht und wie auch immer: der Anschluß ist ab.

Na klasse. Nun war guter Rat teuer.   Undecided

Die Kurzwellenspule aus dem zweiten Spulenaggregat wollte ich nicht ausbauen und austauschen. Ein Abwickeln der defekten Kurzwellenspule wollte ich auch nicht. Zuviel Verstimmung, aber das könnte man möglicherweise nachgleichen?

Hier sieht man die Spule mit ihren paar Windungen gut:

   

Das abgerissene Stück HF-Draht war zum Glück lang genug. Dessen Ende konnte ich mit dem Glashaarpinsel blankmachen und neu verzinnen. Aber der Anschluß an der Spulenseite?

Mit einem Zahnarzthaken, den ich im Werkzeugsortiment habe, konnte ich den HF-Draht aus dem verklebten Loch popeln. Zum Glück saßen die Windungen fest, sie dröselten sich nicht auf. Dennoch sicherte ich sie vorher zusätzlich mit Alleskleber. Dann habe ich mich beigemacht und das Stück Draht vorsichtig und so gut es ging, mit dem Glashaarpinsel blankgemacht - es funktionierte. Nach dem Verzinnen lötete ich das andere Drahtstück an. Fummelig.

Bange Frage: Ist Durchgang da? Ja, ist wieder!  Smile

Also fix das Radio ans Netz angeschlossen und die Spannungen gemessen. Aha, alles im grünen Bereich und mit der angeschlossenen Antenne empfängt der Schulsuper jetzt auf allen Wellenbereichen.

Der Fehler ist behoben. Das Radio spielt. Nun habe ich die Enden (auch das an der Mittelwellen- sowie an der Saugkreisspule sah ziemlich lavede aus) mit Lack gesichert:

   

Auf dem Foto sieht man auch den 50pF-Kondensator rechts unten.

Jetzt kann ich den Oszillator und den Eingangskreis abgleichen bzw. nachziehen.

(wird fortgesetzt)

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#9
Hier der vollständige Schaltplan, den ich mir erstellt habe und soweit er mir momentan schlüssig erscheint.

   

Jetzt habe ich (mir endlich) dazu passende Spulensymbole geschaffen - die im Schaltplanausschnitt gestern Gezeigten waren mir zu modern.

Und hier noch mein "Ableser" - in Form der Thermometer (vgl. #6) etwas aufgehübscht:

   

Mal eine nachdenkliche Frage zwischendurch:

Mein Eindruck ist, dass das inhaltlich kaum einen interessiert, was ich hier tue. Es gibt im Vergleich zu anderen Foren, wo ich tätig bin, keine lesbare Resonanz.  Ich weiß somit nicht so recht, ob ich weiter schreiben soll oder nicht. Schreibe ich was, was "falsch rüberkommt"? Oder sind Stil und Bild so ok?

Langweilen oder Ärgern möchte ich niemanden. Für mich zur Selbstdarstellung oder zur Endlagerung in einem Forum gewissermaßen im www "auf Halde" schreiben - das muss und brauche ich nicht. Und ich wüßte meine Zeit auch sehr gut für andere Dinge zu nutzen, die anstehen. So ein Radio kann ich auch mit viel Spaß und Freude richten, ohne den ganzen zeitlichen Zusatzaufwand der Fotoerstellungen und des Ausdenken des Textes nebst Online-Arbeit, das hier alles einzustellen.

Bitte nicht falsch verstehen, ich will weder meckern noch bin ich auf Effekthascherei aus. Ein Feedback wäre allerdings manchmal gar nicht so schlecht.

Bei Interesse schreibe ich gern weiter und wenn nicht: Kurzer Bescheid genügt und ich bin gern hier raus. Kein Problem, das ist völlig ok.  Smile

BTW: Woher kommen die fünf Sterne für diesen Thread? Sehe nur ich die? Ich habe keine vergeben???

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#10
(19.10.2020, 14:14)MichaelM schrieb: BTW: Woher kommen die fünf Sterne für diesen Thread? Sehe nur ich die? Ich habe keine vergeben???

Die Sterne hat Dein Bericht von interessierten- und anerkennenden Lesern bekommen. Daran kannst Du schon sehen, dass Dein Beitrag auf Interesse trifft. Wäre es Dir lieber, wenn man schreibt: "Oh wie schön, fein gemacht, tolle Sache...." ?

Es liegt in der Natur der Dinge, dass perfekt ausgearbeitete Reparaturberichte und Gerätevorstellungen oft nur wenig Antworten erhalten. Dass liegt aber nicht daran, dass sie wenig Beachtung fänden. Es liegt vielmehr daran, dass schon Alles geschrieben wurde und sich keine Rückfragen mehr ergeben.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#11
Hallo Anton,

(19.10.2020, 14:25)Anton schrieb: ...Wäre es Dir lieber, wenn man schreibt: "Oh wie schön, fein gemacht, tolle Sache...." ?..

Nee! Um Himmelswillen - dann bitte lieber nichts schreiben! Denn damit könnte und vor allem wollte ich nun rein gar nichts anfangen!

(19.10.2020, 14:25)Anton schrieb: ...Es liegt in der Natur der Dinge, dass ... Reparaturberichte und Gerätevorstellungen oft nur wenig Antworten erhalten...

OK, danke!  Smile  

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#12
Da muss ich Anton zustimmen. Da ist alles gesagt worden.
Ich lese sowas immer mit, eigentlich fast alles Smile
Bedenke, das was du hier schreibst auch über Suchmaschinen im Netz gefunden wird und sehr, sehr viele Leser auch interessiert mitlesen auch wenn sie hier nicht im Forum angemeldet sind.

Gib einfach mal deine Überschrift zum Gerät in Google ein und du wirst staunen das es gleich mit auch der ersten Seite angezeigt wird. !!
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#13
Hallo Michael,

ja der Anton bringt's auf den Punkt. Wie oft mache ich mir dieselben Gedanken, wie Du, interessiert das überhaupt Jemanden? Soll man sich weiter die Arbeit machen?`Aber ich schaue dann auf die Zugriffe und die Sterne-Bewertung und sage mir - weiter machen.

Doch, diese Beobachtung kannst Du auch im Radiomuseum.org beobachten. Auch hier sieht man dann aber, dass die Beiträge hoch bewertet sind. Es ist also Interesse da.
Bitte lass Dich nicht entmutigen.

Übrigens Deine tollen Ableser werde ich mir ausdrucken und laminieren. Meine Altradios haben sie nämlich häufig, die Wellenmeter-Skalen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#14
Ja den Ableser speichere ich mir auch.
Bin ja nicht so ein AM Jäger aber ab und an redet man das bei dem und dem M was zu empfangen ist und da stehe ich immer ziemlich aufm Schlau.
Hin und wieder versuche ich doch mal mein Glück im AM Bereich.
Und dein Bericht naja so ausführlich da gibt es doch kaum noch irgendwas zum hinzufügen.
Wäre froh wenn ich es nur annähernd so hinbekommen würde.
Grüße vom Marco aus Oberbayern.
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#15
Hallo zusammen,

danke Euch für den Zuspruch! Smile

Ja, Andreas, insbesondere bei Deinen vielen Veröffentlichungen fragte ich mich schön desöfteren, was Du angesichts Deiner Mühe dabei für Dich so denkst!

Es ist richtig: "Honig ums Maul - Geschmiere" brauche ich nicht mehr. Das hatte ich oft auf Bühnen und es war anfangs echt schwer, das zu verstehen, um dann positiv damit umzugehen, um geerdet auf dem Boden zu bleiben.

Und schon schlägt Murphys Law zu: kaum druckt man was, schon entdeckt man erst dann die Fehler...  

Im Schaltplan

- hatte sich ein Fehler eingeschlichen: der Widerstand, der die Regeldiode mit negativer Verzögerungsspannung versorgt, hat natürlich nicht 500 KOhm, sondern 1,5 MOhm
- fehlte ein 30pF-Kondensator parallel zu Tr1.

   

Das Zweitgerät hat diesen Kondensator nicht. Auch sieht es hier so aus, als hätte die Kurzwellenspule weniger Wicklungen. Für mich erst mal ein Hinweis darauf, dass offenbar verwendet wurde, was da war. Auch sieht das Spulenaggregat des Zweitgerätes deutlich sauberer aufgebaut und verlötet aus, als das im Reparaturgerät.

Auch bin ich mir mit der ZF noch nicht ganz sicher. Im www konnte ich keine Angaben finden und gehe erst mal von den dazumals "handelsüblichen" 468 oder 473 kHz aus. Aber so ganz koscher scheint mir das noch nicht zu sein, denn die Kiste schwingt jetzt plötzlich wie doof und ein sauberer Abgleich des Oszillators und Vorkreises ist somit erst einmal nicht angezeigt. Ich möchte mir mal hinsichtlich der ZF den Saugkreis beschnarchen, mit dem SO81 ist das zum Glück kein Problem. Die Tage habe ich mir auch endlich wieder eine RLC-221 erstanden, allerdings ist sie erst noch auf dem Weg zu mir, was noch etwas dauert. Dann hoffe ich, mir direkt den Saugkreis bzgl. L und C ausmessen zu können - auch dann weiß ich hoffentlich mehr.

Ach ja: Beim Stöbern im www bin ich auf einen interessanten Hinweis vom Herbert Börner gestoßen. Er wollte wohl so einen Schulsuper erstehen und bekam statt eines Stassfurter einen MIRA.

Gruß Michael

- -

Falls jemand meine "Wellenbereichs-Thermometer" haben möchte, so sende ich gerne per PN das Originaldokument (Word-Datei)! Dann könnt Ihr Euch das ggf. in bester Qualität in DIN A4 drucken.
Gruß Michael

Penthode?
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#16
Guten Morgen,

ich bin auch sehr an solchen Berichten interessiert, ZF ist ja durchaus eines meiner Schwerpunkt-Beuteschemata.

Auf KW ist bei AM aber noch einiges los, es lohnt sich durchaus.

Gruß Ingo
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#17
Oja, Michael,


ich hätte gerne Deine Skalen ausgedruckt. Wenn Du mir die per Mail senden könntest. Das wäre sehr nett.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#18
(20.10.2020, 09:00)Michael schrieb: ...Beim Stöbern im www bin ich auf einen interessanten Hinweis ... gestoßen...

Kurze Zwischenanmerkung:

Wenn ich an dieser Stelle noch einmal auf meine immer wieder geäußerten Fragen zur Produktionsumgebung und Produktionsform/Bauart des Schulsupers zurückkommen darf...

Beim Lesen des Dokumentes des von mir sehr geschätzten Dr. Herbert Börner komme ich zum vorläufigen Schluß, dass das alles wahrscheinlich ganz einfach ist: Es handelte sich nicht um einen Bausatz, sondern schlicht und einfach um einen 1948/49 in Stassfurt gefertigten Superhet als fertiges Gerät in der vorgestellten Qualität, dessen Produktion in Stassfurt spätestens 1949 durch Enteignung beendet wurde. Ich zitiere:

"...Einen Hinweis fand ich im Hein-Buch-Band 1 auf Seite 136: “MERI - Mitteldeutscher Elektro-, Rundfunk- und Industriebedarf, Leipzig - Gera - Frankfurt/M. (z.T. auch MIRA genannt)”. Im selben Buch ist unter “VEB Stern-Radio Staßfurt” zu lesen, dass der Betrieb 1948 enteignet und 1949 der VVB Radio- und Fernmeldetechnik (RFT) unterstellt wurde. Bis dahin führten seine Erzeugnisse den früheren, bekannten Markennamen “Imperial”. Der Typ 763 WK war das letzte “Imperial”-Gerät aus Stassfurt... *"

(Quelle: https://herbert-boerner.de/Beitraege/Rufu/MIRA.pdf)

* Anmerkung von mir: Möglicherweise zusammen mit dem "Imperial I 49W" von 1949? (Quelle: Bernhard Hein, "Die Geschichte der Rundfunkindustrie der DDR 1945 - 1967", Funk Verlang Bernhard Hein e.K., Oktober 2000, Seite 217.)

So. Offen bleibt die Frage nach dem Namenszusatz "Schulsuper Halle".

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#19
Hallo Michael,
danke für die Vorstellung des doch recht seltenen Empfängers
und dem interessanten Reparaturbericht...

Viele Grüße,
Rolf
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#20
Hallo Rolf, hallo zusammen,

(22.10.2020, 22:34)Bastelbube schrieb: ...danke für die Vorstellung des doch recht seltenen Empfängers und dem interessanten Reparaturbericht...

ich bedanke mich!  Smile

(20.10.2020, 09:00)MichaelM schrieb: ...Auch bin ich mir mit der ZF noch nicht ganz sicher. Im www konnte ich keine Angaben finden und gehe erst mal von den dazumals "handelsüblichen" 468 oder 473 kHz aus. Aber so ganz koscher scheint mir das noch nicht zu sein, denn die Kiste schwingt jetzt plötzlich wie doof und ein sauberer Abgleich des Oszillators und Vorkreises ist somit erst einmal nicht angezeigt. Ich möchte mir mal hinsichtlich der ZF den Saugkreis beschnarchen, mit dem SO81 ist das zum Glück kein Problem....

Zuerst habe ich mir nochmal den Spulensatz beschnarcht. An der Vorkreisspule für MW und LW sah ich bei genauerem Hinsehen mit der Lupe, das ihr beidseitiger Anschluß an den Spulenenden ebenfalls korrodiert war. Da "durfte" ich erst einmal bei beiden Spulen eine Windung abwickeln und neu verlöten...

Ich hätte aber mal genauer hinschauen sollen...  Smiley26

Dann habe ich mir noch einmal den schwingenden ZF-Verstärker beschnarcht. Die Kerne saßen in ihren Spulen zu lose und ich habe beim ersten ZF-Abgleich zu "scharf" abgeglichen. Das Hin- und Herbewegen des Chassis genügte bereits, um den ZF-Verstärker gehörig zu verstimmen. Mit etwas dünnem Schnipsgummi sitzen nun die Kerne ordentlich (das hätte ich mal gleich machen sollen!) und ich konnte nochmal sauber, aber jetzt weniger offensiv abgleichen.

Allerdings... Ich konnte machen, was ich wollte, aber ich landete schlußendlich beim Abgleich nicht auf 473 kHz, sondern lt. Anzeige auf dem SO81 auf der Frequenz von 475 kHz. Zur besseren Ansicht habe ich sie auf dem Foto mit einem Strich rot markiert:


.jpg   _DSF3834.jpg (Größe: 198,41 KB / Downloads: 168)

Die Eichkurve saß mittig:


.jpg   _DSF3836.jpg (Größe: 88,34 KB / Downloads: 175)

und nun konnte ich die Frequenzkurve mit ihren beiden Höckern fast wie im Lehrbuch abgleichen, so dass das nun wieder sprichwörtlich wie der A***h auf den Eimer passt:


.jpg   _DSF3838.JPG (Größe: 88,9 KB / Downloads: 176)

Der HF-Regler des SO81 ist bei Stellung des HF-Amplitudenumschalters auf "klein" fast zugedreht. So muss das sein und "so blieft dat jetz!"  Smiley53

- -

Der Abgleich von Oszillator, Vorkreis und Saugkreis kann auf zwei Wegen geschehen:

a) mit dem Prüf- oder Meßsender als modulierte Frequenzgeber und NF-Röhrenvoltmeter o.ä. als Anzeigeinstrument

Gedankliches Abschweifen - mache ich ja gerne...: Richtige Meßsender hatte ich mal. Der eine war ein „Marconi TF 144 H/4S“, dessen Frequenzbereich ging von 10 kHz - 72 MHz AM. Der zweite war ebenfalls ein Marconi, ein „Marconi TF 995 B/5“, dessen Frequenzbereich ging von 200 kHz - 220 MHz AM/FM. Das waren phantastische Geräte, der pure Wansinn. Dennoch habe ich sie wieder verkauft, als ich mich vor Jahren entschloß, meinen RFT-Meßgerätepark zu vervollständigen. Von den "RFT's" habe ich schon einige Geräte hier im Forum vorgestellt, wie das Universalröhrenvoltmeter URV1 oder der Rechteckwellengenerator RWG2 oder der Elektronenstrahloszillograf EO 1/71a und andere mehr. Weitere Geräte der damaligen Hersteller möchte ich noch vorstellen. Einige der Kistchen sah man ja schon auf den oben gezeigen Fotos oder eben hier noch einmal:

   

   

Die beiden Prüfsender PG1 (AM/FM) und PG2 (AM) vom damaligen WF Berlin - auch diese zwei Geräte möchte ich hier im Forum in bekannter Manier vorstellen - können den beiden Marconis in Bezug auf Ausstattung, Funktionsmöglichkeiten, Frequenzkonstanz und Genauigkeit der Ausgangsspannungen nicht mal ansatzweise das Wasser reichen - Goliaths gegen Davids, wenn man so will. Ich habe sie trotzdem anstelle der Marconis genommen und das nie bereut. Denn für unsere ollen Rundfunk- und Fernsehgeräte genügen die beiden Prüfsender hinsichtlich ihrer Genauigkeit allemal. Mit den Marconis war das hingegen sinngemäß wie ein Schießen mit modernsten Kanonen auf Uralt-Spatzen, gerade bei älteren AM-Geräten. Und außerdem wollte ich eben einen vollständigen und mehr oder weniger einheitlichen RFT-Gerätemeßpark haben.

Mit einem Prüf- oder Meßsender abzugleichen heißt löten. Will man den Oszillator abgleichen, so muss der Vorkreis abgelötet werden. Außerdem muss man die Regelung außer Betrieb nehmen durch Anlegen einer negativen Spannung an die Regelleitung. Man geht aperiodisch an das Steuergitter des Mischrohres, das wiederum muss dann aber zusätzlich mit einem Widerstand von 20 KOhm an Masse gelegt werden. Will man den Vor- und Antennenkreis abgleichen, so geht man in die Antennen- und Erdbuchse, braucht jetzt aber eine künstliche Antenne, über die man jetzt den Sender anzuschließen hat. Habe ich zwar, habe ich mir vor Jahren mal aus einem alten Oszillografentastkopf gebastelt:

   

Aber das war, als ich noch keinen Wobbler hatte. Die Abgleicharbeit mit dem Prüfsender ist relativ aufwändig. Aber da gibt es ja noch die zweite Möglichkeit:

b) mit dem Wobbler

Hier ist kein Löten vonnöten. Man braucht keine künstliche Antenne. Und man hat Sender und eine wesentlich eindeutigere Anzeige (nämlich die einer Kurve vergleichsweise zu Spannungswerten in einem Röhrenvoltmeter) in einem Gerät vereint. Das geht hier alles viel eleganter.

Bei mir tritt dann sinnigerweise der SO81 in Aktion. Smile

- -

Der Schulsuper Halle... Allein schon, um den Gleichlauf zu prüfen und ggf. sauber einzustellen, hätte ich ihn gerne nach Eichmarken abgeglichen, so er denn welche auf seiner Skala hat. Tja, hat er aber nicht. Das passt leider wieder zu der bereits mehrfach von mir erwähnten, nicht soo dollen Qualität des kleinen Supers... Siehe Skala:


.jpg   DSC08314.jpg (Größe: 381,9 KB / Downloads: 174)

Eine Abgleichvorschrift, geschweige denn Unterlagen, habe ich schon dreimal keine. Doof, aber kein Problem.

Ich setze die erforderlichen Schritte für das Abgleichen sowohl mit dem Prüfsender und Röhrenvoltmeter als auch mit dem Wobbler als bekannt voraus, befinden wir uns doch schließlich in einem Fachforum.

Ohje, nun schweife ich schon wieder ab, muss aber noch eines vielleicht nur kurz dazu loswerden: Ich halte mich ausschließlich an die "Anleitung zur Fehlersuche für Rundfunkmechaniker", Bernhard Pabst, VEB Verlag Technik Berlin, 8. bearbeitete Auflage vom 31.03.1969. Die erste Auflage vom Frühjahr 1955 war ebenso grundlegend und wegweisend, aber vergleichsweise zur achten Auflage noch recht rudimentär: Es fehlte der gesamte, moderne FM-Teil und es gab weder Selektografen, noch moderne Prüf- und Meßgeräte, wie sie dann in den späteren Auflagen beschrieben wurden - sie erschienen erst in größeren Mengen ab 1956/57 auf dem DDR-Markt. Dafür liest man in den ersten Auflagen noch vieles zur Überprüfung von Geradeausempfängern, was auch wieder sein Gutes hat. Jedes dieser Bücher entspricht inhaltlich nun mal untrennbar dem Kontext seiner Zeit, sowohl was die Art und Weise der Reparatur angeht als auch was das Vorhandensein der zugehörigen Prüf- und Meßgeräte angeht.

   

Die 8. bearbeitete Auflage auf dem Foto links ist angesichts ihres ausführlichen und hervorragend dargestellten Inhaltes bis auf ein paar Fehler im Text (an einigen Stellen stimmt die Bildzuordnung nicht zum Text, da muss man aufpassen) aus meiner Sicht einfach ein Traum. Da bleiben keine Wünsche offen.

So, nun aber zum konkreten Tun:

In dem Fall, dass es keine Eichmarken gibt, gehe ich wie folgt nach dem "Pabst" vor und wende das auf den Schulsuper an (siehe Schaltbild):

* Abgleichreihenfolge: MW - LW - KW

* Abgleichbeginn Spule, Abgleichende Trimmer (sofern vorhanden)

* Anfangs- und Endstellung des Drehkos muss bündig mit der Zeigerstellung auf Skalenanfang und Skalendende übereinstimmen

* Abgleich Oszillator -> Vorkreis -> Saugkreis.

Es werden am SO81 und am Radio folgende Wellenbereiche und Frequenzen eingestellt:

MW:

522m =   574 kHz -> Oszillator: L5,   Vorkreis: L2

231m = 1300 kHz -> Oszillator: Tr5, Vorkreis: Tr2

LW:

1800m = 166,7 kHz -> Oszillator: L6, Vorkreis: L3

1200m =    250 kHz -> Oszillator: - (nix da!), Vorkreis: - (wieder nix da!)

KW:

45m = 6,67 MHz -> Oszillator: L4,   Vorkreis: L1

20m =    15 MHz -> Oszillator: Tr4, Vorkreis: Tr1.

* Abgeglichen wird anhand der am SO81 angezeigten Frequenzkurve (unter steter Kontrolle mit der dort vorher eingestellten Eichfrequenzkurve) auf maximale Höhe und korrekter Symmetrie, d.h. Rasterkreuzmitte

* Der Abgleich wird wechselseitig solange wiederholt, bis die Abgleichfrequenzen möglichst mit der Skala des Schulsupers übereinstimmen. Das ist aber kein Muss: Lieber einen einwandfreien Empfang der Sender als eine exakte Skaleneichung

* Der Abgleich mit Spulenkern und Trimmer ist mindestens einmal zu wiederholen und stets mit dem Trimmer zu beenden.

Nun sehe ich vielleicht den einen oder anderen fragend den Finger heben: Warum liegen die Abgleichpunkte nicht an den Skalenanfängen und an den Skalenenden? Ja, sie liegen davon versetzt und der Grund ist der Gleichlauf, der hier mit einbezogen werden soll.

Schrieb ich, dass das kein Problem ist? Doch, denn die Kurzwellenoszillatorspule L4 ist hin - ihr Kern lässt sich nicht mehr verdrehen. Ich hatte das vorher nicht überprüft. Bei der geringsten Drehung für den Abgleich brach der bröselige Sechskant am Kern ab...

   

Die Mühe mit der Spule und ihrem abgerissenen Anschluß hätte ich mir in der vorigen Folge offenbar schenken können. So eine Jauche auch auch. Frei nach Meister Röhrich: "Ouhäää - diese Kiste ruinieert mich!!!"  Sad Smile

(wird fortgesetzt)

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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