24.03.2021, 12:43
Als sich die Chance bot hier in Polen ein Rheingold 4054 schießen zu können übermannte mich Schnappatmung. Ein Gerät meiner Lieblingsmarke mit dicker Jumbo-EL12 wollte ich unbedingt haben.
Die Wiederauferstehung dieses Opta Rheingold 54 möchte ich euch erzählen.
Ich habe meinen Bericht in 4 Abschnitte geteilt um auch die Vorgänger-Rheingold-Modelle etwas zu beleuchten:
Teil 1: Rückblicke und mein 3953W-S
Teil 2: Allgemeines zum 4054
Teil 3: Sperrmüll aus Deutschland
Teil 4: mein Experimental-Rheingold
Teil 1
Zuvor möchte ich aber den Blick zurück werfen und den/die Vorgänger kurz vorstellen:
Das ist der Opta 540 (2540 mit Maggiauge) von 1939 im typischen Vorkriegslook:
Die Opta Spezial GmbH griff dieses Design für das Nachkrieg-Spitzenmodell wieder auf:
Der 3751:
Verschiedene Rheingold gab es auch mit Index "Ph" für Phono mit eingebautem Plattenspieler.
Beim 3751 war man auf die neue UKW-Technik ziemlich stolz und peppte sogar die Rückwand auf:
Rheingold Type 3751W -1.jpg (Größe: 7,77 KB / Downloads: 482)
Das UKW-Superteil:
später kam der 3852:
danach der 3953W:
3953-BDA.JPG (Größe: 44,65 KB / Downloads: 482)
Die Kaufquittung für obiges Gerät:
so wie einige Anhänger:
3953-Anh.JPG (Größe: 11,14 KB / Downloads: 481)
3953-Anh2.JPG (Größe: 25,18 KB / Downloads: 479)
Und die Röhrengarantiekarte:
Im Prinzip wurde die Idee des Rheingold immer wieder aufgekocht bis zum 3953W-S. Man kann ihn daher getrost als Versuchsballon für den völlig neuen 4054 betrachten; denn erstmals wurden beim "W-S" die neuen Novalröhren und auch eine Fernbedienung realisiert:
FS 52-17-346.JPG (Größe: 364 KB / Downloads: 442)
Folgende Grafiken könnten auch aus dem Jahr 1938 stammen, sie sind aber von 1952 und werben für den 3953W:
Und den Musikschrank:
Eine neue Marotte schwappte Angang der 50er Jahre aus den Staaten zu uns herüber: der jährliche Modellwechsel, nicht nur Opelbesitzer waren davon genervt: kaum stand der neue Rekord vor der Tür war er auch schon wieder veraltet, dem neuen Optabesitzer ging es ähnlich. Schaut euch mal die Tabelle an! Jedes Jahr ein neuer Rheingold:
Hier habe ich noch etwas ganz besonderes, Werbeanzeigen in der noch alle drei Werke gemeinsam vertreten sind:
Schwer vorstellbar mit einem 3953 Bill Haley oder Peter Kraus zu lauschen; in die Epoche der Nierentische passte er stilistisch nun wirklich nicht mehr.
Nicht, daß ein Rheingold 3953 W-S schlecht gewesen wäre, aber sein altertümliches Vorkriegsdesign wollte sich 1953 kaum noch jemand ins Wohnzimmer stellen. Das Äußere passte so gar nicht mehr in die Zeit des Wirtschaftswunders. Ein Nachfolger musste also her... Zwar wurde in der Funkschau 17/52, Seite 345 noch ein neuer Rheingold mit Gegentaktendstufe angekündigt, es kam aber dann doch anders.
FS 52-17-345b.JPG (Größe: 87,1 KB / Downloads: 499)
Auch meldete das Radio-Magazin in Heft 6/53 noch die Vorstellung einer 3953-Variante mit eingebauter Ferritantenne zu einem Aufpreis von 10 Mark, für 459 Mark. Ob dieses Modell dann je gebaut wurde und in den Handel kam entzieht sich leider meiner Kenntnis. Gesehen habe ich nie eines.
Aus der Funkschau-Schaltungssammlung Band 1953, vom 5.4.1953, Seite 29 zum 3953W-S: „Bei dem 8/11-Kreissuper Rheingold sind beide EF41 im ZF-Teil für AM und FM wirksam. Bei den .... AM-ZF-Kreisen betragen die Kreiskapazitäten je 1nF, um das Übermaß an Verstärkung herabzusetzen. Die Endstufe besitzt keine echte Gegentaktschaltung, sondern die beiden Röhren EL41 sind parallelgeschaltet. Sie wirken also wie eine Röhre doppelter Steilheit, also z.B. wie eine EL12.“
Prof. Barkhausen:
Einen 8-Watt-Lautsprecher hätte auch eine einzelne der neuen EL84 locker bedienen können, trotzdem entschied man sich für die doppelte EL41.
Ein Kuriosum am Rande: aus einem Hör ZU-Preisausschrieben von November 1952:
Hier habe ich noch etwas besonderes:
der Schaltplan der mir persönlich am besten gefällt (Funkschau):
und die Ersatzteilliste
Ab April 1953 wurden bereits nagelneue Rheingold-Gehäuse verramscht. Gefunden im Anzeigenteil der Funkschau 1953, Heft 8, Seite 154. Das unrühmliche Ende eines tollen Radios.
FS 53-08-154.PNG (Größe: 225,13 KB / Downloads: 499)
Man konnte sich seinen Rheingold aber auch selber stricken:
FS53-24-IX.JPG (Größe: 83,23 KB / Downloads: 470)
Der Rheingold ist an sich ein Traum für Bastler und Reparateure, dennoch haben zumindest die 39-er Modelle mit dem Netztrafo einen echten Schwachpunkt: Nobody is perfect... Noch ein Wort zum Datumsstempel: bei allen Rheingold mit Tastenaggregat findet sich ein Stempel auf dem Tastenblock linksseitig, man muss ein bischen "um die Ecke gucken", oft findet sich ein zweiter auf dem Deckel des UKW-Teils. Ob die Modelle mit Wellenschalter auch gestempelt waren, weiss ich nicht.
An meinen 3953 W-S kam ich wie folgt:
1978 räumte mein damaliger Chef sein Gartenhäuschen auf und stellte seinen Rheingold an die Straße. Nach Feierabend stolperte ich zufällig über das Gerät: Kofferraum auf, Rheingold rein und ab nachhause.
Der Zustand des Gerätes war wirklich derart erbärmlich, daß es eine Ehekrise auslöste ("entweder der Schrott oder ich" ....kennt ihr das?) Na ja, der eigentliche Fehler war schnell gefunden: kalte Lötstellen an der ECH81. Das ist der Drahtverhau an der ECH81:
Als es wieder spielte waren die Wogen übrigens wieder geglättet .
Zu der Zeit lief im WDR noch die Hobbythek mit Jean Pütz; in einer Folge beschäftigte er sich mit Holzaufbereitung via Glasscherbe. Ich fand das toll und habe es am Rheingoldgehäuse ausprobiert: abziehen der Lackreste mit einer Glasscherbe. Funktionierte super!!!! Ich habe mir dann Klarlack aus dem Bootsbau besorgt und das Gehäuse damit lackiert. Der Lack ist übrigens heute noch drauf! 2016/17 stand wieder eine Revision an, da bin ich dem Lack mit einer Auto-Poliermaschine zuleibe gerückt, ferner habe ich eine neue UM4 eingebaut und Becher- und Ratioelko erneuert.
Für diesen Winter plane ich noch den Einbau eines Elektrostaten vor dem Lautsprecher so wie einer Ferritantenne vom Typ Grundig III.
Ferner fällt der Schallwandstoff fast auseinander, da muß ich noch suchen....
Das wars fürs erste. Ich hoffe es hat euch ein wenig gefallen....
Bald gehts weiter...
Machts gut, bleibt gesund und viele Grüße
Klaus
Die Wiederauferstehung dieses Opta Rheingold 54 möchte ich euch erzählen.
Ich habe meinen Bericht in 4 Abschnitte geteilt um auch die Vorgänger-Rheingold-Modelle etwas zu beleuchten:
Teil 1: Rückblicke und mein 3953W-S
Teil 2: Allgemeines zum 4054
Teil 3: Sperrmüll aus Deutschland
Teil 4: mein Experimental-Rheingold
Teil 1
Zuvor möchte ich aber den Blick zurück werfen und den/die Vorgänger kurz vorstellen:
Das ist der Opta 540 (2540 mit Maggiauge) von 1939 im typischen Vorkriegslook:
Die Opta Spezial GmbH griff dieses Design für das Nachkrieg-Spitzenmodell wieder auf:
Der 3751:
Verschiedene Rheingold gab es auch mit Index "Ph" für Phono mit eingebautem Plattenspieler.
Beim 3751 war man auf die neue UKW-Technik ziemlich stolz und peppte sogar die Rückwand auf:
Rheingold Type 3751W -1.jpg (Größe: 7,77 KB / Downloads: 482)
Das UKW-Superteil:
später kam der 3852:
danach der 3953W:
3953-BDA.JPG (Größe: 44,65 KB / Downloads: 482)
Die Kaufquittung für obiges Gerät:
so wie einige Anhänger:
3953-Anh.JPG (Größe: 11,14 KB / Downloads: 481)
3953-Anh2.JPG (Größe: 25,18 KB / Downloads: 479)
Und die Röhrengarantiekarte:
Im Prinzip wurde die Idee des Rheingold immer wieder aufgekocht bis zum 3953W-S. Man kann ihn daher getrost als Versuchsballon für den völlig neuen 4054 betrachten; denn erstmals wurden beim "W-S" die neuen Novalröhren und auch eine Fernbedienung realisiert:
FS 52-17-346.JPG (Größe: 364 KB / Downloads: 442)
Folgende Grafiken könnten auch aus dem Jahr 1938 stammen, sie sind aber von 1952 und werben für den 3953W:
Und den Musikschrank:
Eine neue Marotte schwappte Angang der 50er Jahre aus den Staaten zu uns herüber: der jährliche Modellwechsel, nicht nur Opelbesitzer waren davon genervt: kaum stand der neue Rekord vor der Tür war er auch schon wieder veraltet, dem neuen Optabesitzer ging es ähnlich. Schaut euch mal die Tabelle an! Jedes Jahr ein neuer Rheingold:
Hier habe ich noch etwas ganz besonderes, Werbeanzeigen in der noch alle drei Werke gemeinsam vertreten sind:
Schwer vorstellbar mit einem 3953 Bill Haley oder Peter Kraus zu lauschen; in die Epoche der Nierentische passte er stilistisch nun wirklich nicht mehr.
Nicht, daß ein Rheingold 3953 W-S schlecht gewesen wäre, aber sein altertümliches Vorkriegsdesign wollte sich 1953 kaum noch jemand ins Wohnzimmer stellen. Das Äußere passte so gar nicht mehr in die Zeit des Wirtschaftswunders. Ein Nachfolger musste also her... Zwar wurde in der Funkschau 17/52, Seite 345 noch ein neuer Rheingold mit Gegentaktendstufe angekündigt, es kam aber dann doch anders.
FS 52-17-345b.JPG (Größe: 87,1 KB / Downloads: 499)
Auch meldete das Radio-Magazin in Heft 6/53 noch die Vorstellung einer 3953-Variante mit eingebauter Ferritantenne zu einem Aufpreis von 10 Mark, für 459 Mark. Ob dieses Modell dann je gebaut wurde und in den Handel kam entzieht sich leider meiner Kenntnis. Gesehen habe ich nie eines.
Aus der Funkschau-Schaltungssammlung Band 1953, vom 5.4.1953, Seite 29 zum 3953W-S: „Bei dem 8/11-Kreissuper Rheingold sind beide EF41 im ZF-Teil für AM und FM wirksam. Bei den .... AM-ZF-Kreisen betragen die Kreiskapazitäten je 1nF, um das Übermaß an Verstärkung herabzusetzen. Die Endstufe besitzt keine echte Gegentaktschaltung, sondern die beiden Röhren EL41 sind parallelgeschaltet. Sie wirken also wie eine Röhre doppelter Steilheit, also z.B. wie eine EL12.“
Prof. Barkhausen:
Einen 8-Watt-Lautsprecher hätte auch eine einzelne der neuen EL84 locker bedienen können, trotzdem entschied man sich für die doppelte EL41.
Ein Kuriosum am Rande: aus einem Hör ZU-Preisausschrieben von November 1952:
Hier habe ich noch etwas besonderes:
der Schaltplan der mir persönlich am besten gefällt (Funkschau):
und die Ersatzteilliste
Ab April 1953 wurden bereits nagelneue Rheingold-Gehäuse verramscht. Gefunden im Anzeigenteil der Funkschau 1953, Heft 8, Seite 154. Das unrühmliche Ende eines tollen Radios.
FS 53-08-154.PNG (Größe: 225,13 KB / Downloads: 499)
Man konnte sich seinen Rheingold aber auch selber stricken:
FS53-24-IX.JPG (Größe: 83,23 KB / Downloads: 470)
Der Rheingold ist an sich ein Traum für Bastler und Reparateure, dennoch haben zumindest die 39-er Modelle mit dem Netztrafo einen echten Schwachpunkt: Nobody is perfect... Noch ein Wort zum Datumsstempel: bei allen Rheingold mit Tastenaggregat findet sich ein Stempel auf dem Tastenblock linksseitig, man muss ein bischen "um die Ecke gucken", oft findet sich ein zweiter auf dem Deckel des UKW-Teils. Ob die Modelle mit Wellenschalter auch gestempelt waren, weiss ich nicht.
An meinen 3953 W-S kam ich wie folgt:
1978 räumte mein damaliger Chef sein Gartenhäuschen auf und stellte seinen Rheingold an die Straße. Nach Feierabend stolperte ich zufällig über das Gerät: Kofferraum auf, Rheingold rein und ab nachhause.
Der Zustand des Gerätes war wirklich derart erbärmlich, daß es eine Ehekrise auslöste ("entweder der Schrott oder ich" ....kennt ihr das?) Na ja, der eigentliche Fehler war schnell gefunden: kalte Lötstellen an der ECH81. Das ist der Drahtverhau an der ECH81:
Als es wieder spielte waren die Wogen übrigens wieder geglättet .
Zu der Zeit lief im WDR noch die Hobbythek mit Jean Pütz; in einer Folge beschäftigte er sich mit Holzaufbereitung via Glasscherbe. Ich fand das toll und habe es am Rheingoldgehäuse ausprobiert: abziehen der Lackreste mit einer Glasscherbe. Funktionierte super!!!! Ich habe mir dann Klarlack aus dem Bootsbau besorgt und das Gehäuse damit lackiert. Der Lack ist übrigens heute noch drauf! 2016/17 stand wieder eine Revision an, da bin ich dem Lack mit einer Auto-Poliermaschine zuleibe gerückt, ferner habe ich eine neue UM4 eingebaut und Becher- und Ratioelko erneuert.
Für diesen Winter plane ich noch den Einbau eines Elektrostaten vor dem Lautsprecher so wie einer Ferritantenne vom Typ Grundig III.
Ferner fällt der Schallwandstoff fast auseinander, da muß ich noch suchen....
Das wars fürs erste. Ich hoffe es hat euch ein wenig gefallen....
Bald gehts weiter...
Machts gut, bleibt gesund und viele Grüße
Klaus