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Reparatur von Mignon Phonokoffer MK10 (AG9123)
#1
Hallo Freunde,

der MK10 ist einer meiner Lieblingsplattenspieler aber er hat zwei Schwachstellen. Zu einen das Tonkopsystem, welches fast immer defekt ist. Ein neues original System (GP229) taucht zwar immer nochmal auf aber zu saftigen Preisen. Zum Anderen der Motor. Ich kenne eigentlich nur zwei Zustände. 1. der Motor läuft. Dann bloß nichts dran machen! 2. Der Motor hat Drehzahlschwankungen. Mir ist es bis heute nicht gelungen den Fehler zu beheben. Der Motor wurde damals von Philips zugekauft, warum auch immer von der Spielwarenfabrik Distler. Es gab damals einen Distler Porsche in Blechausführung. In ihm ist der selbe Motor verbaut. Philips hat dem Motor eine zusätzliche mechanische Drehzahlregelung und ein zweites Gehäuse verpasst.
Ich besitze schon seit einigen Jahren die Luxus Ausführung dieses Plattenspielers mit Holz Gehäuse, Lederbespannung und zum Glück, funktionierendem Motor. Nun musste mein Kumpel auch unbedingt so ein Gerät haben.

   

Dies ist die einfachere Ausführung aus Hartfaserplatte mit Kunststoff bezogen. Das original Tonkopfsystem war wie so oft taub und von Grünspan überzogen. Ich habe erst mal ein China System in den absenkbaren Teil des Tonarms eingeklebt.

       

   

Das klang ganz ordentlich, hat aber eine geringere Lautstärke als das original System. Natürlich machte der Motor von Anfang an Probleme. Mein Kumpel lebte einige Zeit damit und wollte dem Motor schon mit allerlei Chemie und Öl zu Leibe rücken. Da bin ich aber vorsichtig geworden. Die Halterung der Kohlen und des Drehzahlreglers besteht aus einem Material was unter Einwirkung von von Öl o.Ä. schnell zerfällt. Ob das nun Celluloid oder Polystyrol ist, keine Ahnung. Theoretisch kann man mit der sichtbaren Schraube hinter dem Langloch die Kontaktspannung und damit die Drehzahl einstellen. Mir ist das jedoch noch nicht dauerhaft gelungen.

   

Das Funktionsprinzip ist eigentlich ganz einfach. Nimmt die Drehzahl des Motors zu, öffnet der Kontakt und der Motor wird langsamer bis der Kontakt wieder schließt. Dann geht das Spiel von vorne los. Es musste also eine andere Lösung her. Frank hatte ja hier schon mal einen AG2100D, das ist der Phonoautomat Mignon für Heimbetrieb erfolgreich auf Batteriebetrieb umgebaut. Er hatte dafür einen anderen Motor in das Laufwerk eingepasst. Das wollte ich auch versuchen. Allerdings sollte es reversibel sein. Als Erstes besorgte ich mir alten Kassettenrekorder. Die Motoren haben m.E. immer eine elektronische Regelung. Man muss allerdings darauf achten das sich die im Motor und nicht auf der Platine des Kassettenrekorders befindet. Zu erkennen ist das an einer kleinen Öffnung für das Einstellpoti. Der neue Motor ist mit 40mm deutlich dicker als der original Motor. Also habe ich die komplette Halteplatte inklusive der drei Klemmlaschen nachgebaut und mit der entsprechenden Bohrung versehen.

       

   

Die Klemmschelle konnte einfach weiter aufgebogen und mit einer längeren Schraube versehen werden. Soweit passte das schon mal mechanisch.

   

Aber dann kam bei der Inbetriebnahme das erste Problem. Der Motor drehte in die falsche Richtung! Einfach umpolen geht auch nicht. Dann funktioniert die elektronische Drehzahlregelung nicht und der Motor läuft mit seiner maximalen Drehzahl. Also vorsichtig den Deckel des Motors abgehebelt.

   

Dann war es eigentlich ganz einfach. Die Anschlüsse des Motors an der Platine ab gelötet und getauscht. Das war dann schon alles und der Motor lief in die richtige Richtung und ließ sich regeln. Allerdings war die Motorwelle zu dünn, bzw. Das Regelfenster reichte nicht aus um auf die richtige Drehzahl zu kommen. Auch stieß der Bügel des Reibrades schon an das Motorgehäuse. Also habe ich die Welle erst mal mit Schrumpfschlauch dicker gemacht und mich so an die richtige Drehzahl heran getastet.
Das war dann schon erfolgreich. Allerdings konnte das nicht so bleiben. Schrumpfschlauch ist nicht wirklich rund und das hört man bei der Wiedergabe! Also bat ich meinen Kumpel eine Hülse aus Messing zu drehen. So etwas hatte der auch noch nicht gemacht. 2mm innen und 2,7mm außen. Also im Prinzip die Abmessung einer Aderendhülse. Er hat es aber hin bekommen nach einer Stunde Arbeit!

   

Nachdem nun mechanisch alles passte, habe ich ich mir gedacht jetzt muss noch ein original Tonkopfsystem her. Ich hatte noch ein GP229 mit einer abgebrochenen Nadel. Vor einiger Zeit konnte ich eben diese Ersatznadeln bei einem Händler kaufen.

   

Es ist mir dann tatsächlich gelungen aus dem Kunststoffhalter die abgebrochen Nadel heraus zu ziehen und die neue Nadel einzustecken ohne den Keramik Streifen zu zerbrechen.

   

Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen, wie ich finde.

Gruß aus Bremen

Enno
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#2
Danke für diesen interessanten Bericht Enno. Das Problem mit dem Motor ist altbekannt, Du hast es sehr geschickt gelöst! Hätte nicht gedacht, dass das so gut klappt.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#3
Hallo Enno
Schöner Bericht
und für alle ... hier der Schaltplan

                   

Nette Grüße
Alfons
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#4
Super gemacht.
Ich habe den Motor auch mit einer neuen Messinghülse ausgestattet.
Anschließend den Motor am Gehäuse in das Backenfutter der Drehbank befestigt.
Den Motor selbst unter Strom gesetzt und mit einem sehr scharfen kleinen Drehmeißel
die Messinghülse auf der Motorachse Span für Span abgedreht. So gibt sich keinerlei Unwucht.
Dabei gerade mal 1 hundertstel immer zugestellt bis die Hülse perfekt rund lief.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#5
Tolle Arbeit Enno!
Gruß,
Uli
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#6
Hallo Enno,

mit dem Austausch des Motors hast Du super gemacht. Thumbs_up

Bei meinen Philips Phonokoffern laufen die Motoren noch ohne zu leiern.
Und mein roter MK35 hat schon einen Motor mit Transistorsteuerung.

Ich wuste garnicht, dass es vom MK10 eine Luxus-Ausführung gab.
Ist er in Echtleder, und in welcher Farbe?

Viele Grüße aus Peine

Detlef
Jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn.
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#7
Hallo Freunde,

vielen Dank für Eure Kritik und Anregungen. Blush
Danke Alfons auch für die ausführlichen Unterlagen. Danke Frank für den Tipp den Motor in das Futter einzuspannen. Ich habe noch einen MK35 mit dem gleichen Problem, da werden wir das ausprobieren.
Hallo Detlef, das hier ist mein MK10

   

Man kann schön die Nähte im Leder oben und unten sehen. Und hier noch eine Werbeanzeige aus einer Illustrierten der damaligen Zeit. Der Luxus ist dann meiner. Die Buchse für Autoanschluss ist an der Rückseite vorhanden.

   
Gruß aus Bremen

Enno
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#8
Kompliment Enno, das ist wirklich super geworden.
Ich hatte das gleiche Problem mit dem Motor und dem Fliehkraftregler.
War ein elendes Gefummel bis das wieder funktionierte. Ob es auf Dauer ist wird sich zeigen, glaube eher nicht. Auf die Idee einen anderen Motor zu implantieren wäre ich gar nicht gekommen. Vielen Dank für den Denkanstoß.
Das Problem der Drehzahlabweichung ist auch bei den normalen Mignons ein Thema und ich hab es bis heute nicht geschafft eine neue Antriebswelle so zu drehen dass sie nach der Montage auf die Motorwelle nicht eine Ungenauigkeit gezeigt hätte.

Wie Frank gezeigt hat kann man einen runden Motor ins 3-Backenfutter spannen. Besser noch als mit einem Drehmeißel funktioniert das mit einem auf den Oberschlitten montierten Dremel und einer Schleifscheibe weil man da die Seitenkräfte minimal halten kann. Wenn der Motor nicht rund ist klappt das mit dem 3-Backenfutter leider nicht mehr.
Für den Fall hab ich eine kleine Schleifeinheit gebaut und schleife dann die neue Antriebswelle direkt auf dem Motor auf das richtige Maß. Bei dem geringen Durchmesser der Antriebswelle machen sich 2/100 tatsächlich schon bemerkbar.

Gruß,
Achim
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#9
Hier mal für die, die sich das nicht vorstellen können. Das Backenfutter dient nur zur Motorhalterung.
Der Motor selbst hat, durch den integrierten Motorregler, genügend Kraft um einen Span abzuheben.
Klar, schleifen geht da auch, wie Achim das beschrieben hat.

   
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#10
Dieser Beitrag ist sehr interessant
Ich habe das gleiche Problem.

Welche Drehzahl muss der Motor haben
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Gruß Matthias

Wer mißt, mißt Mist
Die letzten Worte des Radiobastlers: Wofür ist denn dieser Draht?
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#11
Wenn du einen aus einem Kassettengerät nimmst ist es erst einmal egal. Die Drehzahl lässt sich recht weit regulieren.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#12
Hallo Zusammen,

ich habe das gleiche Problem, leider habe ich keine Drehbank und kann keine Passungen drehen...
Auch wollte ich mir den mechanischen Aufwand sparen...

Also habe ich beim Chinamann einen (geregelten) 9-12V Plattenspielermotor DC 912V bestellt, 12V Dank DC/DC Wandler kein Problem...
Auch der Durchmesser des Motors passt halbwegs... Befestigung mittels Originalring möglich..


ABER die folgenden Probleme hatte und habe ich:

Drehrichtung falsch...Schleifer am Anker umgepolt

Drehzahleinstellung mittels externen Trimmer gelöst

leider ist der Gleichlauf miserabel, siehe / höre mein Video

Liegt dies daran das meine Achsverlängerung ohne Passung auf Mü genau ist?
Oder versteht die Drehzahlreglung die geänderte Drehrichtung nicht?
Oder fehlt dem Mignon einfach die Schwungmasse?

Ich würde mich über Rückmeldungen und Anregungen freuen



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Gruß Matthias

Wer mißt, mißt Mist
Die letzten Worte des Radiobastlers: Wofür ist denn dieser Draht?
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#13
Liegt dies daran das meine Achsverlängerung ohne Passung auf Mü genau ist?

Ja das ist genau die Ursache des Problems.
Das muss genau rund laufen. Und halbwegs ausgewuchtet sein. das dürfte aber sein, da du immer gegenüberliegende Schrauben hast, die es ausgleichen.

Rund könntest du es bekommen, wenn den Motor mit dem Adapter einspannst und dann an einer Auflage mit einen Stechbeitel, vorsichtig einen kleinen Span abhebst. Der Motor dreht sich dabei.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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