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Nordmende Diplomat 58
#1
Hallo Fernsehfreunde

Mein Spaß an alten Fernseher ist ungebrochen. Zwar sind eigentlich genug Fernseher in der Sammlung, ein Grundig und die Clivia, sowie der Graetz Kurfürst und diverse Philips, aber an dem Nordmende wollte ich nicht vorüber gehen. Der Diplomat 58 wurde nicht weit von mir schon seit einigen Monaten angeboten. Der Besitzer hatte auch keinerlei Hemmung den alten TV einzuschalten. Das ist zwar nicht so schön für einen so alten Apparat, jedoch war dadurch die Grundfunktion bewiesen. Also ein Bild, und ein mehr oder weniger rauschender Ton. Natürlich konnte man sogleich sehen, das dieser Fernseher vermutlich schon Bekanntschaft mit dem Container eines Wertstoffhofs gemacht hat, oder er wurde etwas unsanft auf seinem letzten Lagerplatz hin und her bugsiert. Kratzer am Gehäuse, unten die Abdeckung an zwei Stellen eingedrückt. Aber trotz der vielen kleinen Macken war mir das gute Stück auf Anhieb sympathisch und so wurde ich neuer Besitzer des Nordmende. Leider finden sich kaum Informationen zu der Technik im Netz. Entweder es haben herzlich wenige Diplomaten überlebt, oder die gingen nicht kaputt und mußten somit nicht aufwendig repariert werden.


Technische Daten:
Produktionszeitraum 1957/1958
Das Gerät hat 21 Röhren!
Nach Röhrennummern aus dem Schaltplan aufgeführt: PCC88 PCF82 EF80 EF80 EF80 ECC82 EF80 PL83 EF80 Ef80 PABC80 PL84 ECL80 ECC82 PCL82 ECH81 PL36 PY81 oder 83 DY86 und der Bildröhre AW43-80
Der Fernseher hat seitlich einen Lautsprecher und vorn einen Hochtöner Lautsprecher
Wechselstromgerät 220 Volt
Gewicht 28 Kg
Abmessung 53 x 48 x50 cm


Preis ab 1957 ca 870 DM

Geplant war damit im Sommer anzufangen, jedoch wollte ich etwas Zeitreserve wegen dem Gehäuse haben und fotografierte zunächst den jetzigen Zustand des Fernsehers. Dann erfaßte die Neugier auf diese Technik mein Handeln, da fange ich mit an und lasse mir schön Zeit, um alles sorgfältig zu überarbeiten. Probleme bereiteten sogleich die Knöpfe der kleinen Potis links und rechts. Alle beiden Potis waren schwergängig, bzw. links war das untere völlig fest. Man kam natürlich nicht an die Madenschraube und somit mußte ich mit selbst gebogenen Werkzeug die Schraube lösen, da natürlich die Bohrung mit der Schraube zum Gehäuse ausgerichtet war. Eine langwierige Fummelei. Die anderen Potis gaben langsam nach, da konnte ich die Schrauben gut lösen. Somit stand dem Ausbau des Servicefreundlichen Chassis nichts mehr im Wege.

   
Ein Diplomat der unverwüstlich scheint, kommt nun in meinen Besitz. Robuste Technik, die auch schon seinerzeit in der Fachliteratur gelobt wurde. Man kann die Macken am Gehäuse erkennen. Es sind alles Dinge, die wir auch von unseren Radios kennen, nur da sind die Gehäuse kleiner. Die beiden linken kleinen Potis waren bombenfest. Das obere gab langsam nach, somit kam ich an die Madenschraube, nur beim unteren begann der erste Stresstest.

   
Beim Gehäuse bin ich zuversichtlich. Einen ähnlichen Fall habe ich auch noch bei einem Graetz Landgraf, den ich von Semir bekommen habe und einem Philips von 1955, der vom Michel stammt. Mein Plan ist, zeitgleich drei Gehäuse aufzuarbeiten. Entweder Schelllack, oder Lackierung mit Klarlack. Letzteres wurde mir von einem Vereinsmitglied aus meinem Modellflugverein angeboten. Es folgen also auch noch über die beiden anderen Fernseher Reparaturberichte, wobei der Philips ein Gerät ist, worüber keinerlei Schaltungsunterlagen existieren.

   
Das dunkel angespritzte Furnier ist Zeittypisch und wird noch für manche Grübelei sorgen. Ich könnte aber auch mit einem gleichmäßig in Nußbaumfarben gehaltenen Gehäuses leben. Die Seiten sind allerdings noch einigermaßen erhalten, so das man ja auch mal andere Möglichkeiten ausprobieren kann. Es hat ja alles Zeit und das dieser Fernseher nicht innerhalb von vier Wochen fertig wird ist mir klar. Unter dem Tisch wartet noch ein Leonardo auf seine Wiederbelebung.

   
Nachdem die Rückwand entfernt war, präsentierte sich ein gut erhaltenes Chassis ohne Rost. Ich habe schon schlimmere Fernseher besessen. Meine ersten Schwarzweiß TV`s hatte ich mit 14 Jahren vom Sperrmüll beschafft. Später beschaffte ich mir die Geräte von einem sehr netten Radio/Fernsehgeschäft. Dort bekam ich mal nach Feierabend von einem Mechaniker einen Crashkurs beim Umgang mit Fernsehern. Heutzutage wäre so etwas gar nicht mehr möglich, wegen evtl. Haftung. Der Crashkurs war hilfreich und natürlich war man als Schüler nicht sehr Finanzstark und so wurde mit den einfachsten Mitteln ohne Trenntrafo mit äußerster Vorsicht gearbeitet. Mal gelang es, mal nicht. So einen Nordmende habe ich allerdings seinerzeit nie bekommen. Klar, die waren unkaputtbar. Mein Ziel bei dem Diplomat ist, mit den ähnlichen Voraussetzungen wie in meiner Jugendzeit, dieses Gerät wieder flott machen. Was hier auf dem Foto auch auffällt, der Hochspannungskäfig hat keine Abdeckung. Der Knopf für das Poti der Bildhöhe ist abgebrochen. Da muß ich Ersatz finden. Ansonsten ein
wirklich sehr ansprechendes Gerät.

   
Vorbildlich die Beschriftung der Röhren und Bauteile. Hier bekommt mein Röhrenprüfer wieder ordentlich zu tun. Die Röhren werden alle geprüft und ich bin gespannt, wie gut oder schlecht diese noch sind. Damit man evtl. Fehler zuordnen kann , werde ich die Röhren entsprechend ihrer Nummern dem Blockschema zuordnen und notieren. Falls es interessiert, werde ich die vorgefunden Werte mal hier veröffentlichen. Denn dieser TV soll vom ersten Schritt der Reparatur bis zu seiner Fertigstellung dokumentiert werden. Ansonsten füge ich diese Daten hier nicht ein.

   
Ich will es wissen! Tut sich auf dem Bildschirm etwas und vor allem wie hoch ist die Stromaufnahme? Das Gerät kommt an den Trenntrafo. Ich besitze 2 solcher Trenntrafos, einer davon ist ein KSL Regel-Trenn-Trafo der in 15 Stufen regelbar ist. Hiermit bekommt der Diplomat seinen ersten und einzigen Test bei mir im jetzigen Zustand. Die Stromaufnahme ist wirklich nicht zu hoch , bei 800mA bleibt das Messinstrument stehen, obwohl ich zerdöddelte Sicherungen im Gerät sind. Man kann gut erkennen, das das Bild nach oben verzerrt ist und seitlich ebenfalls. Die Bildhöhe war regulierbar, die Breite nicht! Der Helligkeitsregler sitzt ja fest, nur der Kontrastregler konnte dafür sorgen, das man überhaupt etwas sah. Das war der kurze Moment, das sozusagen letzte Signal vor der Reparatur des Diplomat 58 Mit dieser Erkenntnis gehe ich nun in die Bestandsaufnahme über. Leider ist die Fotoqualität nicht sehr gut und ich wollte nur für ein Foto diese Prozedur nicht nochmal wiederholen.


   
Das Chassis kann nun ausgebaut werden. Die Knöpfe sind entfernt und ich fasse jetzt schon mal zusammen, was ich alles benötige an Teilen, die mir Optisch auffallen. Zwei kleine Knöpfe, die beiden linken Potis, Der Knopf für die Bildhöhe auf der Rückseite. Nun raus mit dem Chassis.

   
Bei Nordmende gut gelöst. Man löst die obere Sechskantschraube, schiebt den Sperrriegel hoch und kommt an die untere Befestigungsschraube. Es sind nur links und rechts solche Halteschrauben. Der Lautsprecher führt mit seinem Kabel zu einem Zentralstecker, von dort führt die Zuleitung zu den drei Knöpfen an der Front. Die Tastatur besteht aus einem Briliantzeichner, einer Filmtaste und einer Studiotaste, alles Schalter, die die Optische Darstellung des Fernsehbild verbessern sollen. Man hoffte seinerzeit damit Qualitätsverluste bei der Ausstrahlung vom Sender zu kaschieren. Das es gelungen war, hiermit Fehler bei einem mäßigen Empfang auszugleichen , wurde in der Fachpresse bescheinigt.

Der Lautsprecher muß abgenommen werden und da hier die Kabelhüllen sehr ausgehärtet sind, löte ich die Kabel lieber ab und umgehe so möglichen Schäden an der Leitung. Hier muß in jeden Fall ein neuer Kabelschlauch eingebaut werden. Glasfaser-Siliconhüllen sind hier ideal. Die gibt es in allen erdenklichen Farben.


   
Das Chassis ist ausgebaut. Zunächst wird der Staubsauger aktiv. Die Schicht ist nicht sehr stark, da wurde in der Vergangenheit also schon einmal sauber gemacht. Lediglich auf der Bildröhre und auf dem Sicherheitsglas sind heftige verschmierte Stellen. Es ist schon angenehm, wenn man so einfach an die Glasscheibe kommt und man nicht wie bei anderen Geräten die Bildröhre herausheben muß. Ich habe immer noch etwas Respekt vor Bildröhren, jedoch keine Angst, die ist hier fehl am Platz. Mit überlegten Arbeiten an Bildröhren bin ich noch aus meiner Jugend vertraut. Dicke lange Lederhandschuhe, eine Sicherheitsbrille und ein Halsschutz. Aber übertreiben will ich es nicht. Bei meinem Praktikum in einer Fernsehwerkstatt bestand der vorgeschriebene Schutz aus Handschuhen und einer Brille, so wie einem Lederverstärkten Halswickel. So hat man das halt seinerzeit gehandhabt.


   
Wie man sehen kann ist das Chassis wirklich gut erhalten. Und was auch immer sehr hilfreich ist, gute Fotos vom vorgefundenen Zustand. Die Stellung der Ionenfalle habe ich sogleich auf dem Bildröhrenhals markiert. Sie hat noch Plombenlack an den beiden Enden, so das man gut sehen kann, ob dort schon einmal jemand etwas verstellt hat. Der Zeilentrafo sieht noch sehr gut aus. Nicht so aufgedröselte Isolierungen des Hochspannungswickel, wie bei Graetz Trafos. Ich muß direkt mal nachschauen, ich glaube ich habe so gar noch einen gebrauchten Zeilentrafo für den Diplomat. Er wird zwar nicht benötigt, aber gut zu wissen, das man Reserve hat.

   
Zwei Kabel aus dem Chassis! Wo gehören sie hin, was haben sie für einen Zweck? Ich werde es herausfinden. Manchmal haben Mechaniker Kabel an Messpunkten angelötet, um sich das leidige hin und her drehen der Geräte zu sparen. Vielleicht hat bei unseren Bastlern auch schon einmal jemand solche Kabel entdeckt und war am rätseln, was das bedeutet.

   
Die Flachbandkabel an dem Antenneneingang wurden abgekniffen. Ich weiß das früher solche Kabel im Gehäuse verlegt waren. Die freie Fassung über dem AÜ dient zur Aufnahme des Zentralsteckers von Lautsprecher und Bildschmeichler ( die drei Tasten an der Frontseite )

   
Sieht wirklich sehr gut aus. Der Zeilentrafo ist in einem guten Zustand. Bei meinem Test vorhin war nichts verdächtiges zu sehen oder zu hören. In welchen Zustand die Röhren sind wird sich zeigen. Die fehlende Abdeckung muß ich selbst bauen. Dafür verwende ich Lochblech, was so ähnlich aussieht wie das hier im Nordmende. Blecharbeiten sind für mich kein Problem. Ich denke, wenn das Teil fertig ist, fällt es nicht mehr auf. Die Abdeckung werde ich in zwei Teilen bauen, Oberteil und hintere Abdeckung.

   
Vier Becherelkos hat der Diplomat 3 x 100 + 50 µF 350 Volt und 1 x 50 + 50µF 350 Volt. Um eine Störungsfreie Funktion zu gewährleisten, werden sie erneuert. Entweder mit Originalen in vorgefundener Kapazität, oder sie werden neu befüllt, wobei ich allerdings Platzprobleme in den alten Elkohüllen vermute. Ich hoffe, das ich etwas beschaffen kann. Hinter den Elkos, diese hier sind im Netzeingang, befindet sich der Gleichrichter. Mal schauen, ob dieser hier noch in Ordnung ist. Es wird sich zeigen, wenn die meisten Kondensatoren erneuert wurden und man ohne Sorge das Gerät einschalten kann. Früher habe ich die Spannungen folgendermaßen kontrolliert, kurz nach dem einschalten und dann alle 5 Minuten, über einen Zeitraum von einer Stunde. Waren nur geringe Abweichungen zu messen, blieb er drin. War etwas unregelmäßig kam ein neuer rein. Nur früher bekam ich solche Gleichrichter in meinem geliebten Bastelgeschäft für ein paar Mark, heute wird es schwer und man muß mit Dioden Ersatz einbauen.




Das sollte für den ersten Teil des Berichts genügen. Die weiteren Schritte bei der Instandsetzung erfolgen in lockerer Reihenfolge ohne Zeitdruck
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#2
Hallo Detlef,

ja da kommen Erinnerungen auf. Genau dasselbe Gerät hatte ich damals, Anfang der 80 er Jahre von einem Dachboden gehievt. Das Gerät ist ja nun nicht gerade sehr handlich. Die Reparatur erforderte damals viel Mühe und fleiß. aber das Resultat konnte sich sehen lassen. Garantiert, wenn hier alle Fehler ausgemerzt sind, dann hat der Apparat eine ganz tolle Wiedergabe. Ich hatte damals an dem Fernseher viel gelernt. Auch das, was man besser nicht erfahren sollte. Mein Gerät hatte damals noch unter der Decke so eine drehbare Hartpapier Scheibe. Das war ein provisorischer Dipol. In der Nähe vom Torfhaus damals funktionierte das schon gut. Damals hatte man dann noch einen Konverter für die UHF-Programme benötigt.

Mitte der 90 er Jahre bekam ich dann meinen ersten Rembrandt und dann hatte ich für dieses Gerät keinen Platz mehr. Trotzdem - von Anfang der 80 er Jahre bis Mitte der 90 er Jahre mußte ich nie wieder an dem Fernseher arbeiten. Also, Detlef viel Erfolg damit. Eine Teilfunktion ist ja schon vorhanden
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#3
Servus Detlef,

Smiley32 

endlich gibt es was anderes über eine schöne Glotze zu lesen und zu sehen, als immer nur mein oller Rubens! Smile

Ich freue mich auf den Bericht!

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#4
Hallo Detlef,

da hast du dir ja was vorgenommen!

Als zusätzliche Information noch der Hinweis, dass das Gerät und die Schaltungstechnik im Heft 6/1957 der Zeitschrift "Funktechnik" ab Seite 168 beschrieben wurde.

https://cdn.website-editor.net/c8262e9fa...eft_06.pdf
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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#5
Hallo Fernsehfreunde

Vielen Dank für den Zuspruch für mein Projekt Nordmende Diplomat 58.

@ Andreas wir haben ja schon öfter über die alten Glotzen gesprochen und wie oft dort eigentümliche Fehler auftauchen. Hier bei dem Diplomat führe ich alles auf das Alter zurück und das eigentlich die letzte Reparatur schon Jahrzehnte zurück liegen muß. Das sie etwas halbherzig gemacht wurde, erkennt man an der fehlenden  Zeilentrafoabdeckung und den noch im Gerät belassenen Malzbonbons, wobei gerade die im Netzeingang doch die schlimmsten sind. Ach ja und der Rembrandt steht ja ganz oben auf meiner Wunschliste.

@ Michael Danke für Dein Interesse an dem Nordmende Bericht. Ich hoffe, das wird Dir nicht zu langwierig. Obwohl wie uns da auch die Hände reichen können. Ich beschreibe auch alles gern ausführlich, schon aus dem Grund, das ein jeder, der sich an so einem Gerät versucht, einen guten Vergleich hat. Du machst das ja mit dem Rubens, der wirklich ein hübscher Fernseher ist, genauso. Übrigens steht auch der Rubens auf meiner Wunschliste. So ein Gerät hat doch noch ein Richtiges Gesicht Smiley20  Da wird sich bestimmt eines Tages was ergeben und ich komme auch in den Genuß einer Restaurierung, ganz so, wie Du sie beschrieben hast.

@ Werner Vielen Dank für den Hinweis zu der Funkschau. Das Heft werde ich mir auf jeden fall beschaffen. Ansonsten sind ja Informationen über den Diplomat 58 sehr spärlich. Gut das ich mich jetzt über den Diplomat infomieren kann.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#6
Hallo Detlef,

Donnerwetter, ich hatte vergessen: Ich vermute, dass auf dem Bildschirm die "Bildlage" nicht richtig eingestellt ist. Es kann sein, dass das Bild links (von vorne) etwas verschwindet und recht etwas fehlt (schwarz). Wenn Du die beiden Alu-Bleche an der Ablenkeinheit gegeneinander verstellst, dann kannst Du das Bild hin und her schieben. Rein optisch würde ich vermuten stehen die nicht richtig. Senkrecht und waagerecht kann man verschieben. Natürlich nur in einem gewissen Bereich. Versuchs doch mal und berichte bitte.

Wie das aus Werner's interessanten Unterlagen schon ersichtlich ist, ist das ein wirklich durchdachtes Gerät. Ich bin natürlich kein Fachmann! Wie ich schon schrieb, ich hatte mit dem Gerät über Jahre viel Freude gehabt. Wenn ich das Gerät so sehe, werden alte Erinnerungen wach.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#7
Hallo zusammen,
komisch, daß ich bei "Diplomat" immer zuerst an Achtzylinder denken muss....
Es gibt noch einen Bericht in der Funkschau 1958, Heft 9, Seite 220
daraus der folgende Scan:

.jpg   FS 58-09-220d.JPG (Größe: 70,05 KB / Downloads: 551)
Wie man sieht ist das die Version mit Magischem Prisma, wobei dann eine  PM84 um die Ecke leuchtet. Schade, dass ich das Prisma nicht mehr habe; ich könnte es jetzt gut gebrauchen.

Machts gut! Smiley64
Klaus
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#8
Hallo,

ne ganz blöde Idee: Kann man das Prisma nicht aus Plexiglas o.ä. anfertigen, d.h. aus einem Reststück.. aussägen und die schrägen Kanten zurechtfeilen ? Es gibt ja auch solche transparenten Aufsteller mit Werbung ... die man dafür nehmen könnte.

Dann die optisch relevanten Stirnflächen so glatt wie möglich schleifen (Schleifpapier....ganz feines Wasserschleifpapier) und schließlich mit DISPLEX (Polierpaste für Händidisplays) blank machen. Mit DISPLEX o.ä. Polierpaste bekommt man Kunststoffglas nahezu perfekt wieder durchsichtig.

Gruß Ingo
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#9
Ja danke Ingo, habe ich auch schon drüber nachgedacht.
Detlef, werde deinen Bericht weiter verfolgen; denn ein "Optimat" wartet hier auf sein zweites Leben. Und für Anregungen bin ich immer dankbar.
nochmals viele Grüße
Klaus
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#10
Hallo zusammen

@ Andreas Die Lage der Alubleche ist bei jeden Gerät unterschiedlich. Ob sie schräg stehen, die Enden dichter zusammen, oder sogar sehr verdreht, ist sicherlich von der Bilddarstellung abhängig. Hier war aber nur die Bildmitte etwas verschoben, das konnte man mit dem Drehknopf vorn verändern. Ein Verstellung der Alubleche würde ich nur in Ausnahme vornehmen. Solange das Bild mit den regulären Potis einzustellen ist, dürfte das genügen. Ein gutes Testbild am Schluß der Restaurierung sollte dann eine gute Bildlage zeigen.

@ Klaus Danke für den schönen Hinweis zu dem magischen Auge bei den Nordmende Fernsehern. Diesen Luxus besaßen allerdings erst die Geräte ab 1958 , also z.B. Diplomat 59, der auch ein Klangregister besaß. Bei den Diplomat 58 ist kein Klangregister eingebaut, nur eben der Bildschmeichler mit seinen drei Tasten.

@ Ingo Danke für den Tipp mit dem Plexiglasreiniger. Für den Fernseher benötige ich das zwar nicht, aber wenn ich an einige Grundig Radios denke, die haben eine Kunststoffskala aus Plexiglas. Da wird so etwas auf jeden Fall mal benötigt.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#11
(11.03.2021, 20:41)Radionar schrieb: @ Michael ...Obwohl wie uns da auch die Hände reichen können. Ich beschreibe auch alles gern ausführlich, schon aus dem Grund, das ein jeder, der sich an so einem Gerät versucht, einen guten Vergleich hat. Du machst das ja mit dem Rubens ... genauso.

   Smile
Gruß Michael

Penthode?
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#12
Hallo Fernsehfreunde

Es geht heute wieder weiter mit dem Diplomat 58. Mit jeden Blick auf das Gehäuse bekomme ich doch etwas Sorgenfalten. Aber irgend etwas wird mir schon einfallen. Auch bei den Potis vertraue ich auf eine WD40 Kur , da muß man Geduld haben und die Potis gelegentlich drehen. Es wird schon besser, jedoch denke ich auch an Ersatz!

   
Ersatzbeschaffung wird schwierig. Zumindest der untere ist Bombenfest. Zunächst versuche ich es aber mit einer WD40 Kur. Meist hilft es ja. Mit Hitze kann man hier nichts ausrichten, da sonst die Kunststoffachse schmilzt. Hier hilft nur Geduld. Und wenn sie wieder gangbar sind, funktionieren sie dann auch wie gewünscht ? Selbstverständlich ist das hier alles nicht.

   
Das sind die Klangregler. Diese beiden gehen sehr schwergängig, auch da versuche ich die WD40 Methode.

   
Nach der Staubsaugerkur auf dem Chassis, lege ich es auf die Seite. Somit kann ich schon mal in den Genuß dieser wirklich vorbildlichen Konstruktion kommen. Das Chassis steht sicher auf der Seite, man muß nichts abstützen und kann sich auf die Schaltung konzentrieren.

   
Zunächst eine Gesamtaufnahme des Chassis, dann folgen detaillierte Aufnahmen. Alle Aufnahmen stelle ich hier vor, damit jemand, der auch so ein Gerät hat, mal vergleichen kann, denn detaillierte Aufnahmen von solchen Geräten sind bekannterweise Mangelware. Erste Schritte bei der Erneuerung sollen die Becherelkos sein. Zunächst möchte ich aber die Elkos auch in der Schaltung zuordnen, denn ich plane bei den 50 + 100µF, wo ja zwei nebeneinander eingebaut sind, je einen 100 + 100µF und einen 50 + 50µF einzubauen. So einfach nur austauschen, ohne genau zu erkennen, wo sie in der Schaltung angeschlossen sind, mache ich das auch nicht. Es hat ja alles auch Zeit und keine Eile. Die weiteren Becherelkos sind ein 50 + 50µF, hier gibt es keine Beschaffungsprobleme und noch ein 100 + 50 µF, dieser wird durch einen 50 + 50 + 50 µF ersetzt, wobei man zwei der Elkos ja zusammen klemmen kann und somit 100µF erhält.

   
Um den Netzeingang sieht man einige erneuerte Kondensatoren, alles ein Mix aus Wima Klötzen und auch in Rollenform. Und man sieht jede Menge Malzbonbons – Wima Tropydur seinerzeit gelobt, später verflucht. Und meine Lieblinge, die hübschen braunen Widerstände. Allesamt Kandidaten, die man überprüfen sollte. Klar wird jetzt manch einer sagen, alle Widerstände? Da hat er aber viel zu tun!! Ja, wirklich alle Widerstände. Viele lassen sich im eingebauten Zustand prüfen und die restlichen sind halt etwas schwieriger zu überprüfen. Warum erkläre ich mal. Bei meinen Schlachtegeräten aus meiner Jugendzeit habe ich diese Widerstände gern verwendet und wunderte mich dann bei meinen Bastelein, das sie nicht oder nur schlecht funktionierten. Ein Ohmmeter, das ich dann mal günstig bekam zeigte dann warum. Daher bin ich bei diesen Widerständen Vorsichtig. Baut man hier wirklich perfekte Werte ein und ebenso die Kondensatoren, wird der Fernseher ohne größere Einstellarbeiten funktionieren – hoffe ich zumindest, falls der letzte Mechaniker nicht allzu viel verstellt hat.

   
Detail links vom Gleichrichter bis zu der Lötleiste. Die Lötleiste ist ein sehr guter Anhaltspunkt um Leitungen zu verfolgen. Und sie bietet noch einige Vorteile. Oben sieht man den Bildkipp-Ausgangstrafo. Markante Bauteile werde ich bei den Fotos auch weiterhin beschreiben.

   
Unterhalb der Lötleiste und die Lötleiste in Nahaufnahme. Vorbildlich gelöst! Die Lötleiste hat nicht nur die Aufgabe, die beiden Chassis zu verbinden, es befinden sich auch Prüfkontakte dort. Aber das kennen wir ja auch von unseren Nordmende Radios. Das sind Dinge, die ich sehr schätze bei einer Reparatur. Kurze Erklärung der Anschlüsse: von links nach rechts: a – Amplitudensieb b - + 190 Volt Sperrstufe ( ECC82 ) c - + 235Volt d - Booster 500 Volt e – frei f - Heizung Röhre 10/13 g – Röhre 21/14 h – Tastimpuls i – Kontrast k – Helligkeit Die Kennbuchstaben sind im Schaltplan verzeichnet und stellen somit auch Messpunkte da und wie schon gesagt, lassen sich so die Leitungen gut verfolgen.

   
nochmals um den Netzschalter, die Malzbonbons werden vor dem nächsten Test entfernt und durch moderne Entstörkondensatoren ersetzt.

   
Auch hier sieht man erneuerte Kondensatoren, die grünen Klötze sind nicht Original. Von den erneuerten Kondensatoren sollte man sich nicht blenden lassen. Erfahrungsgemäß sind diese Typen auch schon veraltet und werden genau geprüft. Was ich nicht machen werde, hier ziellos durchtauschen. Ich möchte schon gern wissen, welche Aufgabe der eine oder andere Kondensator hat.

   
   
   
Weitere Aufnahmen hier die Potis für Bildausrichtung. Jede Aufnahme ist hilfreich bei der Reparatur. Baut man einen Bock ein, hat man gute Anhaltspunkte, wie es aussah vor der Reparatur. Auch alte Lötkleckse fand ich in der Verdrahtung. Auffällig hier das an Kabeln hängende Poti, solche Konstruktionen sind niemals Original, zumal für das Poti eine Bohrung in der Halterung ist und darüber auch beschrieben ist, was dort eingestellt wird. Später dazu mehr, denn das kann so nicht bleiben.

   
   
Am Kanalwähler entferne ich den Deckel. Hier ist er mit roten Isolierband zusätzlich gesichert. Ob Original? Ich bezweifle es, da ich nach abnehmen eine Kontaktfeder vorfinde. Sie lag lose in dem Gehäuse. Wohin sie gehört? Ich finde nichts , was darauf hindeutet. Man bekommt natürlich mulmige Gefühle, wenn man so etwas findet. Ich vermute, hier wurde schon einmal etwas überprüft, oder repariert. Im übrigen finden sich am gesamten Chassis Hinweise auf eine sehr umfangreiche Reparatur.

   
Dieses Feder ist fest und es findet sich nirgends ein Hinweis einer abgebrochenen Befestigung , auf die lose Kontaktfeder. Vielleicht war diese mal defekt und wurde neu eingebaut. Hilfreich wäre nun , das evtl. jemand schon mal so einen Kanalwähler offen hatte, um das zu vergleichen.

   
Anfangs vermutetet ich, die Spulenleisten 1 und 12 sind entfernt worden. Aber ein Gespräch mit Andreas ergab, er kannte dieses Fernsehermodell auch und bei seinem Diplomat, den er mal besessen hatte, fehlten die auch. Trotzdem wäre ein Vergleich hilfreich. Der Kanalwähler wird schonend gereinigt.


Zeitraubend war die Röhrenüberprüfung. Beginnend bei Röhre 1 und 2 auf dem Tuner, diese beiden waren in sehr guten Werten vorgefunden. Bei den EF80 waren dann von 7 Röhren 5 verbraucht. Alle in dem Bereich Bild ZF 1 - 4 und Ton ZF, es folgten eine ECC82, eine PL83, eine PABC80 wie immer hier der Triodenteil, eine PL84, die völlig verbraucht war! Im Hochspannungskäfig waren statt einer PY81 wobei wahlweise auch die PY83 angegeben wird, eine PY88 gesteckt, hier kam eine neue PY83 in die Fassung. Die PCL 82 auch hier das Triodensystem verbraucht und zu guter letzt, die DY86, die völlig verbraucht war. Das der Apparat überhaupt ein Bild damit zeigte und Lebenszeichen von sich gab, war nach der Überprüfung doch eine Überraschung. Das zeugt doch von solider Technik , oder nicht?

   
Die Ausbeute bei den Röhren! Was erwartet mich dann unter dem Chassis? Ich stelle mich schon einmal auf eine langwierige Überprüfung von Widerständen und Kondensatoren ein. Aber es eilt ja auch nicht, der Fernseher steht auf einem extra Arbeitsplatz.

   
Hier kommt das Müter Prüfgerät, das ich mal von Ivan bekam , zum Einsatz. Dafür nachträglich nochmals Vielen Dank. Und wie man sieht funktioniert dieses solide Messgerät immer noch sehr gut. Die Bildröhre AW 43-80 hat noch gute Werte. Selbst mit 0,4mA hatte ich bei Fernsehern schon ein gutes Bild. Mit 0,7mA dürfte es keine Probleme geben. Ich habe aber noch einige AW43-80 mit sehr guten fast Neuen Werten, falls es doch einmal Probleme gibt. Es haben sich einige Bildröhren in letzter Zeit angesammelt. Selbst Schlachtegeräte nehme ich gern mit, sofern sie in meiner Nähe angeboten werden.


Als nächstes werde ich eine Abdeckung für den Zeilentrafo bauen. Dann wird erst mal eine Zwischenprobe gemacht, wie sich die neuen Röhren bei dem Empfang bemerkbar machen. Auch bei dem Test wieder nur kurze Zeit einschalten. Ein Bildgenerator wird auch angeschlossen. Verläuft das ohne Probleme, um so besser bei den folgenden Arbeiten.


Das sollte für den zweiten Teil des Berichts genügen. Die weiteren Schritte bei der Instandsetzung erfolgen in lockerer Reihenfolge ohne Zeitdruck.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#13
(14.03.2021, 20:55)Radionar schrieb: Die Bildröhre AW 43-80 hat noch gute Werte. Selbst mit 0,4mA hatte ich bei Fernsehern schon ein gutes Bild. Mit 0,7mA dürfte es keine Probleme geben.

Hallo Detlef,
Dein Bericht ist wirklich Klasse! Frage: welchen Strom meinst Du?
Schau mal dieser Diplomat stand unlängst in Polen zum Verkauf:
https://allegro.pl/oferta/stary-telewizo...9905529964
Ob WD40 an dieser Stelle wirklich eine gute Idee ist? Bin mal gespannt..........

Machts gut und beste Grüße
Klaus
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#14
Hi,
WD40 Soll sicher nur dazu dienen die Wellen der Potis gängig zu machen - hier kann auch Kontakt 60 helfen (nur für das Lösen der Wellen).

Gruß
Oliver
Nette Grüße aus dem Ruhrgebiet
(ollisTubes)
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#15
Hallo Detlef,

was ich bei der Röhrenbestückung = Anzahl der von Dir vorgestellten Röhren geahnt habe, bestätigt sich bei den Verdrahtungsfotos: Vergleichsweise zu zeitgleich gebaute DDR-TV ist der Nordmente geradezu unglaublich komplex.

Zeigst Du ggf. auch ein Blockschaltbild oder gibst Links an, wo man sich zu diesem TV informieren und "weiterbilden" kann?

Ich habe an meinem Rubens übrigens zwei der rückseitigen Potis mit Injizieren von Alkohol wieder gangbar bekommen, nachdem Ballistol leider auch langzeitig komplett versagte. Wie Alkohol auf Potis mit Kunststoffachsen auswirkt, weiß ich allerdings nicht.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#16
(15.03.2021, 13:28)MichaelM schrieb: ...Zeigst Du ggf. auch ein Blockschaltbild oder gibst Links an, wo man sich zu diesem TV informieren und "weiterbilden" kann?...

Quark... Habe gesehen, dass da ja schon was kam, nämlich vom Werner der "Funktechnik"-Artikel...
Gruß Michael

Penthode?
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#17
Hallo Fernsehfreunde

@ Klaus die Emission der Bildröhre wird mit dem Müter gemessen. Werte deshalb als mA. WD 40 dient nur zum lösen der festsitzenden Wellen. Niemals würde ich damit ein Poti ersäufen. Innen hat WD 40 nichts zu suchen. Wie ich das mache , im nächsten Teil.

@ Oliver Konatkt 60 habe ich momentan nicht, deshalb die WD 40 Kur.

@ Michael Ein Blockschaltbild stelle ich auch noch einmal ein, spätestens wenn es mit der Reparatur losgeht. Und natürlich Auszüge des Schaltplans. Vielleicht finde ich noch irgendwo Original Unterlagen. Das wäre am schönsten, eine prall gefüllte Kundendienstmappe von Nordmende.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#18
Hallo Fernsehfreunde


Immer wenn etwas Zeit ist, beschäftige ich mich mit dem Nordmende Chassis. Wichtig ist für mich, das ich bei der Verdrahtung mit dem Schaltplan vergleichen kann. Wer sich mit solchen Geräten beschäftigt hat, weiß, das man hier nur genauer durchblickt , wenn man sich an das Blockschaltbild orientiert. Entsprechend dann im Schaltplan vergleicht und von den markantesten Punkten die Bauteile Systematisch überprüft. Um das Gerät auf den nun folgenden 2. Test vorzubereiten, benötige ich die Tastatur mit dem Bildschmeichlern. Ja, ich bezeichne das so, da es ja die eigentliche Aufgabe dieser Funktionen war, dem Fernsehzuschauer mit einem guten Bild zu verwöhnen. Die Tasten waren allesamt schwergängig und völlig verstaubt. Aber auch andere Teile unter dem Chassis sind m.M.auffällig.


Und damit möchte ich mit den nächsten Fotos beginnen.

   
Wie schön wäre es, wenn jemand schon mal so aufwendig das Chassis eines Diplomat fotografiert hätte und man vergleichen kann. So muß ich ahnen, wie hier dieser Regler wohl ursprünglich aussah. Das er nur mit einem Schraubendreher verstellt werden konnte ergibt sich aus seiner Funktion, die Linearität. Zumindest wenn man das im Chassis bei der Verdrahtung und dem Schaltplan vergleicht. 250 Kohm sind verbaut. Finde ich einen geeigneten Poti, wird das auf jeden Fall geändert. Momentan sind allerdings nur Potis mit Metallgehäuse zu finden, das müßte aber auch funktionieren. Außerdem verdeckt diese Konstruktion den Zugang zu den im Chassis weiter hinten montierten Reglern, die man auf Foto 21 sehen kann. Die Zugangsbohrung in der Halterung ist so bemessen, das man von dort diese Regler einstellen kann. Das sind die Regler für Anfangslinearität und Bildfrequenz grob.

Zu dem Umbau kommt es später, wenn ich ohnehin unter dem Chassis die Teile überprüfe.

   
   
   
Einen schönen Erfolg kann ich melden, bei dem Doppelpoti, womit man Bildkipp und bei gedrückten Poti den Zeilenfang einstellen kann. Die WD40 Kur hat sich gelohnt. Ab und zu bekam der Regler eine Bandage, ich nehme dazu Pfeifenreiniger, die mit WD40 benetzt werden. Wichtig hier den Regler damit nicht ersäufen! Anschließend etwas Ballistol und zu guter letzt ein Tropfen Nähmaschinenöl. Ich bin erleichtert, das es mechanisch funktioniert. Ob der Poti auch seiner Funktion nachkommt, wird sich zeigen, wenn die Bauteile überprüft werden.

   
Um den Diplomat für den nächsten Test vorzubereiten , benötige ich die Tastatur. Man kann das zwar auch ohne diese Konstruktion machen, muß jedoch bei der Fassung für den Zentralstecker einige Pins überbrücken. Schöner ist es natürlich mit der Tastatur. Wie man sieht, ist an dem Kabelstrang auch der Hochtonlautsprecher befestigt, und aus dem Kabelstrang führt ja auch das Kabel zu dem Hauptlautsprecher. Ton wird auch benötigt bei dem Test, da ich ja mit dem Bildgenerator arbeiten möchte.

   
Aber so einfach macht es mir der Diplomat nicht. Die Tasten gehen schwergängig, sind völlig verstaubt und die Kontakte sind angelaufen. Und wenn ich schon dabei bin, kontrolliere ich die drei Widerstände. Fummelt man die kleine Abdeckung unter den Widerständen heraus, kann man auch die weiteren Kontakte sehen. Mit einem Glasfaserpinsel kann man das gut reinigen. Damit es nicht wieder anläuft, werden die Kontakte ganz minimal mit Balistol benetzt.

   
Kontakte gereinigt und Widerstände geprüft. Wie ich schon Anfangs erwähnte, kann man den braunen Widerständen auch nicht mehr trauen. Einer ist defekt, der 280Ohm kann mit seinen vorgefundenen Werten nicht mehr in der Verdrahtung bleiben.

   
Die eigentliche Bremse bei den Tasten ist die Abdämpfung der Tastenstege. Hier ist eine Zusammenstellung aus Schaumstoff und einem Tesaähnlichen Film eingebaut. Das kommt raus, statt dessen greife ich da auf Filz zurück, das erscheint mir geeigneter.
Es ist bereits bei solch kleinen Bauteilen sehr aufwendig, bis das wieder meinen Ansprüchen genügt. Meine Vermutung, das dieses Chassis noch viel Arbeit macht bestätigt sich mit solchen Teilen.
Alte Fernseher machen eben Arbeit, das werde ich zu gegebener Zeit dann auch an dem Graetz Kurfürst und dem Landgraf feststellen. Außerdem wartet ja auch noch ein Philips von 1955 auf seine Wiederbelebung.


Nun ist es an der Zeit, den Diplomaten mal wieder mit Strom zu versorgen. Zum einen möchte ich gern die Spannungen im Jetzigen Zustand feststellen, zum anderen möchte ich sehen, ob der Röhrentausch schon evtl. Besserungen auf dem Bildschirm zeigt. Dazu kommt nun die Tastatur wieder an seinen Steckplatz und der Lautsprecher wird angelötet. Der Bildgenerator über eine Antennenweiche wird auch angeschlossen.

   
Der perfekte Arbeitsplatz für so einen handlichen Fernseher. Der Rollbare Tisch macht es möglich, an alle Seiten des Chassis zu gelangen. Man muß nicht jedes mal umständlich das Chassis herum rücken, wenn man etwas überprüfen möchte. Das ist das schöne, wenn man Platz hat für solche Arbeiten.

Aber Fehlanzeige! Der Diplomat weigert sich alle Röhren in Betrieb zu nehmen. Was ist da passiert? Ich habe doch das Chassis unterhalb nur mit einem weichen Pinsel und dem Staubsauger gereinigt? Sollte ich da eine defekte Röhre erwischt haben? Getestet habe ich sie alle, bevor sie gesteckt wurden.

   
Ich zähle kurz auf, welche Röhren nicht mit Heizstrom versorgt werden: ab Röhre 5 bis Röhre 17 in dem Heizkreis ist schluß mit der Diplomatie des Nordmende. Oder kurz gesagt, der gemeine Fehlerteufel hat zu geschlagen. Mit dem Messgerät war dann aber schnell der Punkt gefunden, bis wohin die Heizspannung gelangt und warum exakt an der EF 80 der 3. Bild ZF die Reihenschaltung unterbrochen war.

   
Hat hier die Endkontrolle bei Nordmende versagt? Der kurze Draht ist der allgemeine Störenfried, der keck an dem anderen Pin der Heizung anlag und somit für den Kurzschluß sorgte, er stammt von dem 5nF Kondensator, der dort am Heizpin angeschlossen ist. Nachdem er von dem Heizpin wegdrückt war, funktionierten die Röhrenheizungen wieder. Nur kurz sah ich mir das Ergebnis an, dann schaltete ich wieder aus. Jetzt noch Spannungen zu überprüfen möchte ich lieber nicht riskieren.

   
Oberste Aufmerksamkeit, bei der weiteren Begutachtung des Chassis. Fassung für Fassung schaue ich mir an und werde prompt bei der PABC80 fündig! Ein fieser Möpp in Form eines Lötbatzen hing dort in verdächtiger Nähe von Pin 9. Man muß wirklich auf der Hut sein bei alten Rundfunkgeräten.

   
Nun aber der ersehnte Test. Aber der Diplomat weigert sich erneut in Betrieb zu gehen. Es knackte etwas eigenartig an der PL84, dann sprang das Glas auseinander. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Sie heizte an und plötzlich so etwas. Ich vermute, das die Röhre schon an der Fassung einen Haarriss hatte und dieser nun endgültig durch das Röhrenglas ging. Schade, denn die Röhre war Neuwertig.

Also nochmal eine gute Röhre raus suchen. Diesmal eine Valvo.

   
Der nächste Test wurde mit Bildgenerator gemacht. Jetzt heißt es Farbe bzw. Schwarz/Weiß bekennen. Schnell war ein Kanal gefunden, wo das Schachbrettmuster übertragen wird. Aber das Bild läßt sich nicht stabilisieren. Es läuft entweder von oben nach unten oder von unten nach oben. Die Geschwindigkeit dieser Störung kann man etwas mit dem Regler vorn oben links bremsen. Aber typisch für diese Störung ist der dunkle Abtaststreifen der sehr schnell durch das Bild läuft. Die Bildfrequenz ist gestört, vermute ich. Ich werde mir jetzt aber noch keine Gedanken wegen diesem Fehler machen, es sind z.B. hier am Bildkippsperrschwinger Trafo noch ein Malzbonbon auszutauschen und ein Widerstand direkt dort muß ja auch überprüft werden. Das mein Bild etwas an der Oberen Kante verzerrt ist , muß ich auch noch erwähnen, aber man sah das ja schon beim Probebetrieb ohne Bildmustergenerator. Das Bild läßt sich mit dem Zeilenpoti übrigens gut nach links und rechts verschieben, deshalb auch der dunkle Bereich bei dem ersten Test in Teil 1. Neu und leider nicht so schön, ein Nachleuchtfleck macht sich bemerkbar. Einen Kondensator in der Leitung von g2 der Bildröhre habe ich allerdings nicht gefunden im Schaltplan. Ich rätsel noch, wie das hier beim Diplomat gelöst ist.

Mit dem Eindruck der Grundfunktion schalte ich den Fernseher aus. Schließlich möchte ich nicht mitten in der Schaltung mit irgendwelchen Arbeiten beginnen , sondern systematisch nach dem Prinzipschaltbild Stufe für Stufe überprüfen. Damit beginnt man zweckmäßig am Netzeingang. Hin und wieder wird natürlich zwischendurch die Funktion überprüft, nicht das man sich hier noch einen Bock einbaut und völlig kirre wird bei einer Fehlersuche. Jetzt sind also erst mal ein ganzer Schwung Elkos an der Reihe. Da habe ich gut zu tun, zumal noch Radioprojekte auf dem anderen Arbeitsplatz stehen. Und bitte nicht wundern, wenn ich demnächst noch einen weiteren Bericht über den 55er Philips Fernseher beginne. Der wird auch interessant, das kann ich jetzt schon mal versprechen, auch wenn ich nicht soviel schöne Messdiagramme zeige , wie andere Kollegen hier im Forum. Aber mir geht es ja darum, mit den Mitteln , die ich Ende der 60er Jahre hatte, einen Fernseher wieder zu beleben und das gilt auch für den Nordmende.

Zum Abschluß des dritten Teil noch einen Auszug aus einer Reklame des Nordmende Diplomat 58
   

Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#19
Ich lese mit und bin sowohl beeindruckt als auch begeistert. Smile

Hm, ob vielleicht doch erst Du mit dem Pinsel diesen Kurzschluß der Heizung verursacht hast? Denn ansonsten müsste man sich ja fragen, warum das vorher niemand entdeckt hat, denn durch den Fehler ging ja der TV außer Funktion und das wäre ein Reparaturgrund.

Wahrscheinlich ist das nicht mal ansatzweise vergleichbar: Im seinerzeit modernen TV "Stadion" wird der Nachleuchtfleck via RC-Glied über einen Elko am Gitter des Bildrohres verhindert. Schaltet man den TV aus, so ist die Kathode augenblicklich spannungslos. Der geladene und jetzt erst wirksame Elko lässt jetzt bis zu seiner Entladung einen Strom fließen, der dafür sorgt, dass die Elektronen der noch nachemittierenden Kathode zum Gitter hin abgeleitet werden.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#20
Hallo Fernsehfreunde
Ich vermute auch , das ich der Auslöser dieser Störung am Heizpin war. Verursacht wohl durch den Röhrentausch, entweder gebogener Pin am Sockel der Röhre, der dadurch den Kontakt der Fassung wegdrückte und dann kam noch der unglückselige Reinigungspinsel dazu. Das Desaster war da   Smiley18  Es genügt ja schon , das man eine Röhre etwas verkantet steckt und die Pins verbiegen sich dann sofort.

Bei der Schaltung wie Michael das beschrieben hat, kenne ich das von meinem Philips Fernseher, dort sitzt ein 50nF Kondensator an g2.

Um das besser darzustellen, wie das bei dem Diplomat aussieht, habe ich einen Schaltplanauszug im nächsten Foto eingestellt.

   
Radiogrüße Detlef

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