15.03.2021, 23:15
Hallo Radiofreunde
Natürlich kommen bei mir die Radios nicht zu kurz.
Topp oder Hopp ? Nach unangenehmen Überraschungen bei einem Blaupunkt 3W4 und vor längerer Zeit bei dem 3W6 bin ich skeptisch bei den älteren Radios.
Auf den ersten Blick noch augenscheinlich OK. Beim Kauf fehlte die Rückwand. Geduld machte sich bezahlt und vor 2 Jahren bekam ich die gesuchte Rückwand.
Aber bevor ich über den Gesamtzustand des 3W15 schreibe , möchte ich doch etwas über die Technik in diesem Radio schreiben.
Der 3W15 wurde in der Zeit 1935/36 angeboten. Das Radio gab es als Wechselstrom und auch Gleichstrom Ausführung. Der mit vier Röhren bestückte Empfänger kostete 184 Reichsmark. Der Einkreis Geradeausempfänger wurde in diesem Zeitrahmen zusammen mit den Modellen 4W95 4W65 und 4W55 angeboten. Somit habe ich alle Radiogeräte aus dieser Produktpalette in meiner Sammlung. Der 4W95 wird zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt und dessen Reparatur wie immer ausführlich beschrieben.
Bei den neuen Geräten, die Blaupunkt in dieser Zeit herstellte, kamen neu konstruierte Lautsprecher zum Einsatz. Die Membranen waren weicher aufgehängt und somit ergab sich natürlich eine Klangverbesserung. Ich werde es feststellen, da ich ja die Modelle aus der Vorserie habe und das mit dem 4LW und 2W2 Modellen vergleichen kann. Optisch sieht man schon den Unterschied der Lautsprecher, das ich im laufe des Berichts hier zeigen werde. Man warb mit dem Klang und der gesteigerten Lautstärke für einen Gemeinschaftsempfang in größeren Räumen.
Ferner wird eine Spezialschaltung angepriesen, wo eine Trennschärfe mit einer geeigneten Antenne für Fernempfang sorgen soll. Und das auf Langwelle und Mittelwelle. Ein Sperrkreis, regelbar auf der Rückseite soll starke Ortssender ausblenden. Durch die Schaltung wird erreicht, das die Rückkopplung über den gesamten Bereich konstant sein soll. Als Kompensationsschaltung wird das bezeichnet.
Die Funktionsbeschreibung des 3W15 liest sich so : Die Hochfrequenz wird über einen Sperrkreis den Antennenspulen zugeführt. Diese Spulen haben je 4 Anzapfungen und sind zudem zur Kopplung schwenkbar. Bedient wird das mit den vorderen oberen Knopf. Die Hochfrequenz wird der Triode AC2 und von dort einer weiteren AC2 zugeführt. Die nun entstanden Niederfrequenz wird der Pentode AL1 zugeführt. Als Gleichrichterröhre wird eine AZ1 verwendet.
Die Röhrenbestückung ist also sehr Fortschrittlich.
Die technischen Daten nochmals zusammengefaßt:
Baujahr 1935/36
Vier Röhren AC2 AC2 AL1 AZ1
Geradeausempfänger Ein Kreis AM
Wellenbereiche Langwelle und Mittelwelle
Wechselstrom 110 125 220 und 240 Volt
Elektrodynamischer Lautsprecher
Größe 42 x 35 x 29 cm
Nun möchte ich das Radio in Bildern vorstellen. Das Gehäuse ist noch gut erhalten, hier und da sind Furnierschäden zu sehen. Es wird sich zeigen, wie man das geschickt bearbeitet, ohne den Originalen Zustand zu sehr zu verändern. So ein Radio überrestaurieren möchte ich nicht , schon deshalb, da es doch so wie es hier steht, ohne weiteres ansehnlich ist.
Auffällig bei dem Pultskalen Radio ist die mittlere Bakelitblende. Der Schallwandstoff ist noch schön erhalten. Die Skala ist leicht wellig, da man seinerzeit Papierähnliches Material verwendet hat. Ersatz habe ich nicht, und eine Fremdskala, wie aus einem 4LWP würde zwar passen, ist jedoch nicht mein Ziel.
Die vier Knöpfe sind auffällig. Links oben Lautstärkeregelung durch Antennenkopplung, darunter die Rückkopplungsbetätigung. Rechts oben der Sendersuchknopf darunter der Knopf für den Wellenschalter für Mittelwelle Langwelle und Plattenspieler.
Die Rückwand , die ich vor einiger zeit bekommen habe ist sehr gut erhalten. Solch eine Rarität zu finden ist Glücksache.
Blick ins innere des Radios. Das Chassis ist sehr gut erhalten und läßt sich gut säubern, ohne das es zu künstlich aussieht. Unter der runden Abdeckung befinden sich die Antennenspulen und der Spulensatz. Ganz links der Sperrkreis. Der Originalelko fehlt leider. Auch eine AC2 fehlte. Unter der Abschirmung befindet sich die zweite AC2
Das Chassis wird ausgebaut. Die üblichen Verdächtigen fallen sofort auf. Der Elko unter der Schelle. Der andere Elko ist am Halter der Pultskala befestigt. Gut zu sehen die Betätigungsstange für die Schwenkspulen. Ein Mix aus diversen Kondensatoren ist zu sehen, z.T. noch Originale. Hier wird alles geprüft!
Der Netztrafo sieht verbrannt aus. Hoffentlich ist das gute Stück noch in Ordnung.
Viele Fotos zeigen den vorgefundenen Zustand und sind immer hilfreich bei so einer Dokumentation. Hier gut zu sehen die Schwenkspulen. Auf dem Halter der Spulensatz, in dem die HF eingekoppelt wird.
Sogar ein Telefunkenkondensator ist zu sehen , sowie Keramikkondensatoren. Widerstände sind wohl auch schon ersetzt worden. Ob diese alle in den vorgegebenen Werten sind, werde ich feststellen.
Vermutlich Original. Blaupunkt hat meist Hescho Keramik verwendet. Stimmt der Wert, kann der Kondensator bleiben.
Der Lautsprecher, dessen Korb schon deutlich moderner aussieht, wie bei dem 2W2, den ich kürzlich beschrieben habe. Und es sind ja nur geringe Zeitunterschiede. Vermutlich sind die Konstrukteure zu der Einsicht gekommen, die magere Klangqualität mit einer Neukonstruktion zu verbessern.
Das ausgebaute Chassis wird nun gesäubert. Die leicht wellige Skala fällt jetzt deutlich auf. Der Skalenzeiger hat auch schon leichte Knicke, also äußerste Vorsicht ist hier angesagt. Lange hat das gute Stück nicht gehalten, er brach bereits kurze Zeit später einfach ab. Spritzgusskrebs!
Mit Elsterglanz läßt sich das prima reinigen. Es wirkt nicht so Krass, wie mechanische bearbeitung. Zunächst ist aber die Netztrafo Prüfung fällig. Für den Test schließe ich den Lautsprecher wieder an. Röhren bleiben gezogen! Der Test war erfolgreich und ich konnte folgende Spannung feststellen: bei 240 Volt Stellung und 225 Volt mit dem Trenntrafo ergibt das 420 Volt Anodenspannung und ca. 4,1 Volt Heizspannung. Das ist also OK. Nun kann ich mit der Reparatur beginnen.
Ein einigermaßen passendes Gehäuse für die beiden Elkos habe ich auch gefunden. Natürlich muß das Neu befüllt werden und auch die Halterungen müßen angepaßt werden. Es kommen hier ein 10 und 16µF Elko hinein. Textilummantelte Kabel werden dafür sorgen, das es dem Original nahe kommt. Vorher wird aber das Chassis gründlich geputzt, so verstaubt und mit der Nikotinschicht möchte ich das nicht lassen.
Fortsetzung folgt
Natürlich kommen bei mir die Radios nicht zu kurz.
Topp oder Hopp ? Nach unangenehmen Überraschungen bei einem Blaupunkt 3W4 und vor längerer Zeit bei dem 3W6 bin ich skeptisch bei den älteren Radios.
Auf den ersten Blick noch augenscheinlich OK. Beim Kauf fehlte die Rückwand. Geduld machte sich bezahlt und vor 2 Jahren bekam ich die gesuchte Rückwand.
Aber bevor ich über den Gesamtzustand des 3W15 schreibe , möchte ich doch etwas über die Technik in diesem Radio schreiben.
Der 3W15 wurde in der Zeit 1935/36 angeboten. Das Radio gab es als Wechselstrom und auch Gleichstrom Ausführung. Der mit vier Röhren bestückte Empfänger kostete 184 Reichsmark. Der Einkreis Geradeausempfänger wurde in diesem Zeitrahmen zusammen mit den Modellen 4W95 4W65 und 4W55 angeboten. Somit habe ich alle Radiogeräte aus dieser Produktpalette in meiner Sammlung. Der 4W95 wird zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt und dessen Reparatur wie immer ausführlich beschrieben.
Bei den neuen Geräten, die Blaupunkt in dieser Zeit herstellte, kamen neu konstruierte Lautsprecher zum Einsatz. Die Membranen waren weicher aufgehängt und somit ergab sich natürlich eine Klangverbesserung. Ich werde es feststellen, da ich ja die Modelle aus der Vorserie habe und das mit dem 4LW und 2W2 Modellen vergleichen kann. Optisch sieht man schon den Unterschied der Lautsprecher, das ich im laufe des Berichts hier zeigen werde. Man warb mit dem Klang und der gesteigerten Lautstärke für einen Gemeinschaftsempfang in größeren Räumen.
Ferner wird eine Spezialschaltung angepriesen, wo eine Trennschärfe mit einer geeigneten Antenne für Fernempfang sorgen soll. Und das auf Langwelle und Mittelwelle. Ein Sperrkreis, regelbar auf der Rückseite soll starke Ortssender ausblenden. Durch die Schaltung wird erreicht, das die Rückkopplung über den gesamten Bereich konstant sein soll. Als Kompensationsschaltung wird das bezeichnet.
Die Funktionsbeschreibung des 3W15 liest sich so : Die Hochfrequenz wird über einen Sperrkreis den Antennenspulen zugeführt. Diese Spulen haben je 4 Anzapfungen und sind zudem zur Kopplung schwenkbar. Bedient wird das mit den vorderen oberen Knopf. Die Hochfrequenz wird der Triode AC2 und von dort einer weiteren AC2 zugeführt. Die nun entstanden Niederfrequenz wird der Pentode AL1 zugeführt. Als Gleichrichterröhre wird eine AZ1 verwendet.
Die Röhrenbestückung ist also sehr Fortschrittlich.
Die technischen Daten nochmals zusammengefaßt:
Baujahr 1935/36
Vier Röhren AC2 AC2 AL1 AZ1
Geradeausempfänger Ein Kreis AM
Wellenbereiche Langwelle und Mittelwelle
Wechselstrom 110 125 220 und 240 Volt
Elektrodynamischer Lautsprecher
Größe 42 x 35 x 29 cm
Nun möchte ich das Radio in Bildern vorstellen. Das Gehäuse ist noch gut erhalten, hier und da sind Furnierschäden zu sehen. Es wird sich zeigen, wie man das geschickt bearbeitet, ohne den Originalen Zustand zu sehr zu verändern. So ein Radio überrestaurieren möchte ich nicht , schon deshalb, da es doch so wie es hier steht, ohne weiteres ansehnlich ist.
Auffällig bei dem Pultskalen Radio ist die mittlere Bakelitblende. Der Schallwandstoff ist noch schön erhalten. Die Skala ist leicht wellig, da man seinerzeit Papierähnliches Material verwendet hat. Ersatz habe ich nicht, und eine Fremdskala, wie aus einem 4LWP würde zwar passen, ist jedoch nicht mein Ziel.
Die vier Knöpfe sind auffällig. Links oben Lautstärkeregelung durch Antennenkopplung, darunter die Rückkopplungsbetätigung. Rechts oben der Sendersuchknopf darunter der Knopf für den Wellenschalter für Mittelwelle Langwelle und Plattenspieler.
Die Rückwand , die ich vor einiger zeit bekommen habe ist sehr gut erhalten. Solch eine Rarität zu finden ist Glücksache.
Blick ins innere des Radios. Das Chassis ist sehr gut erhalten und läßt sich gut säubern, ohne das es zu künstlich aussieht. Unter der runden Abdeckung befinden sich die Antennenspulen und der Spulensatz. Ganz links der Sperrkreis. Der Originalelko fehlt leider. Auch eine AC2 fehlte. Unter der Abschirmung befindet sich die zweite AC2
Das Chassis wird ausgebaut. Die üblichen Verdächtigen fallen sofort auf. Der Elko unter der Schelle. Der andere Elko ist am Halter der Pultskala befestigt. Gut zu sehen die Betätigungsstange für die Schwenkspulen. Ein Mix aus diversen Kondensatoren ist zu sehen, z.T. noch Originale. Hier wird alles geprüft!
Der Netztrafo sieht verbrannt aus. Hoffentlich ist das gute Stück noch in Ordnung.
Viele Fotos zeigen den vorgefundenen Zustand und sind immer hilfreich bei so einer Dokumentation. Hier gut zu sehen die Schwenkspulen. Auf dem Halter der Spulensatz, in dem die HF eingekoppelt wird.
Sogar ein Telefunkenkondensator ist zu sehen , sowie Keramikkondensatoren. Widerstände sind wohl auch schon ersetzt worden. Ob diese alle in den vorgegebenen Werten sind, werde ich feststellen.
Vermutlich Original. Blaupunkt hat meist Hescho Keramik verwendet. Stimmt der Wert, kann der Kondensator bleiben.
Der Lautsprecher, dessen Korb schon deutlich moderner aussieht, wie bei dem 2W2, den ich kürzlich beschrieben habe. Und es sind ja nur geringe Zeitunterschiede. Vermutlich sind die Konstrukteure zu der Einsicht gekommen, die magere Klangqualität mit einer Neukonstruktion zu verbessern.
Das ausgebaute Chassis wird nun gesäubert. Die leicht wellige Skala fällt jetzt deutlich auf. Der Skalenzeiger hat auch schon leichte Knicke, also äußerste Vorsicht ist hier angesagt. Lange hat das gute Stück nicht gehalten, er brach bereits kurze Zeit später einfach ab. Spritzgusskrebs!
Mit Elsterglanz läßt sich das prima reinigen. Es wirkt nicht so Krass, wie mechanische bearbeitung. Zunächst ist aber die Netztrafo Prüfung fällig. Für den Test schließe ich den Lautsprecher wieder an. Röhren bleiben gezogen! Der Test war erfolgreich und ich konnte folgende Spannung feststellen: bei 240 Volt Stellung und 225 Volt mit dem Trenntrafo ergibt das 420 Volt Anodenspannung und ca. 4,1 Volt Heizspannung. Das ist also OK. Nun kann ich mit der Reparatur beginnen.
Ein einigermaßen passendes Gehäuse für die beiden Elkos habe ich auch gefunden. Natürlich muß das Neu befüllt werden und auch die Halterungen müßen angepaßt werden. Es kommen hier ein 10 und 16µF Elko hinein. Textilummantelte Kabel werden dafür sorgen, das es dem Original nahe kommt. Vorher wird aber das Chassis gründlich geputzt, so verstaubt und mit der Nikotinschicht möchte ich das nicht lassen.
Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef
Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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