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Instandsetzung eines Saba Meersburg 125
#1
Hallo Zusammen,

eigentlich hatte ich mit vorgenommen keine neue „Arbeit“ einzukaufen solange noch „n“ Radios in der Warteschlange stehen. „n“ ist bekanntlich variabel und zumindest bei mir immer > 1 …

Aber wie das Leben so spielt, vor kurzem habe ich mich an mein Saba Freiburg 125 Vollautomatic gemacht. Das stand als „Rücklauf“ vom Recyclinghof seit über 10 Jahren in der Warteschlange. Nach dem Tausch der Papierkondensatoren und einiger Elkos stellte sich erster Erfolg ein:
Der Freiburg spielt (gelegentlich rauscht der echte Kanal), der Steuermotor arbeitet, aber der Suchlauf bleibt noch nicht in allen Situationen stehen.
Grundsätzlich muss ich noch die Kontakte ordentlich reinigen, in das Thema "Suchlauf" einlesen und das Gehäuse aufbereiten.
Das „Monster“ absolviert jetzt seinen vorläufigen Probebetrieb als Werkstattradio im Hintergrund. Aber nun zum neuen Projekt und dem eigentlichen Thema dieses Beitrags. (Ich hoffe nicht zuviel Prosa geschrieben zu haben).

Prolog:

Aus Langeweile stöberte ich neulich beim Morgenkaffee in den Kleinanzeigen und stieß auf den „kleinen Bruder“des Freiburg, einen Meersburg 125. Dieser wurde im Nachbardorf angeboten, aus Familienbesitz mit dem Hinweis „hat bis vor 2 Jahren einwandfrei funktioniert … gibt aber jetzt keine Töne mehr von sich.“
Das Äußere (Gehäuse hell mattiert) erschien auf den Bildern gut erhalten. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit griff ich zum Telefon, fragte die Verkäuferin nach Details und vereinbarte eine Besichtigung für den Nachmittag.


   

Das Radio befand sich in einem passenden Schränkchen und der tatsächliche optische Zustand entsprach den Bildern der Annonce. Bis auf einen fehlenden Messingring am Knopf der Peilantenne äußerlich komplett, bis auf den Bassregler auch alles leichtgängig. Ein kleiner Fleck auf der Schallwand. Das Angebot eines Probelaufs konnte ich abwehren und öffnete stattdessen die Rückwand.

   

Eine dicke Staubschicht, aber augenscheinlich alles dort wo es hingehört, ohne jüngere Eingriffe. Auch der Blick hinter die untere Serviceöffnung ergab das erwartete Bild, also viele Papierkondensatoren und keine sichtbaren Schäden wie verkohlte Bauteile.

   


Nach kurzer Verhandlung wanderte das Radio in den Kofferraum meines Opel Corsa und füllte diesen ordentlich aus. Im ersten Schritt wurde das Radio ausgeblasen, unter der Staubschicht kam ein nahezu blitzsauberes Chassis zum Vorschein, auch die Blechpakete von Trafo und Motoren waren nahezu rostfrei.

   

Ich fand auch gleich eine mutmaßliche Ursache für den schwergängigen Bassregler: da hatte mal jemand Joghurt oder ähnliches über das Bedienfeld gekippt Smile

   

Die weitere Sichtprüfung ergab ein lustig verfärbtes Malzbonbon (C104) am Gleichrichter.

   


Also machte ich mich als Nächstes an den Kondensatortausch. D.h. ohne weitere Prüfung alle ERO100 und die „Malzbonbons“. Und ja, Versuch macht klug, beim nächsten Radio werde ich vorher die Empfehlungen des Forums aufmerksamer lesen und vor allem auch beachten. Smiley59
D.h. zuerst nur die C's im NF-Teil tauschen und dann langsam stufenweise wieder in Betrieb nehmen.

Stufe 1: Ernüchterung

Lade- und Siebelko lötete ich ab und versuchte es mit einer Neuformierung entsprechend der Methode aus dem „radiomuseum“. Leider ohne Erfolg, die Kapazität des Bechers blieb mit ca. halbem Nennwert deutlich unter meiner Erwartungen anderer Radios an denen ich das Verfahren bereits praktiziert hatte. Also wurde der Becher herausgeschraubt und 2x 47µF provisorisch eingebaut.

Nun fühlte ich mich bereit das Radio vorsichtig unter Spannung zu legen. Natürlich mit Regel-Trenntrafo, stetiger Beobachtung der Stromaufnahme und der wesentlichen Spannungen am Netzteil (siehe Schaltung).


.jpg   08 MB125 Schaltung 1.JPG (Größe: 72,17 KB / Downloads: 869)


Abgesehen von wenigen Milliamperes auf dem Elavi zeigte sich keine Reaktion. Also erneut das Multimeter gezückt und dem Weg des Stromes hinterher.
  • Erkenntnis Nr. 1: auch eine augenscheinlich intakte Feinsicherung kann defekt sein.
    Also neue Sicherung hinein und neuer Versuch. Der Strommesser schnellte in die Höhe.
  • Erkenntnis Nr. 2: einen defekten Gleichrichter (B250C125) erkennt man nicht mit den Augen.
    Flugs in die Schublade mit Brückengleichrichtern gegriffen und ein dickes Teil herausgesucht. Hat leider nicht die geeignete Spannungsfestigkeit.
    Wer den Aufdruck interpretieren kann ist klar im Vorteil.
    Also lötete ich 4x 1N4007 zur Graetz-Brücke zusammen, schaltete 120 Ohm in Reihe und fuhr die Spannung wieder hoch.

Heureka, es tut sich was. Der Strom blieb niedrig, die Lampen leuchten. D.h. die Skalenbeleuchtung, die Tastenlampen (alle, selbst UKW), auch die Anzeiger für Mono/Stereo/Sprache/Musik/Automatic. Schön, da brannte beim Freiburg 125 im ersten Ansatz nicht mal die Hälfte. Aber NF-seitig blieb alles stumm.

Da ich nur 2 Multimeter habe muss ich schrittweise messen. U1 und U2 waren da, U3 nicht. Der Verdacht fiel natürlich auf R112 und dieser stellte sich als unterbrochen heraus. Glücklicherweise hatte ich vor Jahren aus dem Nachlass eines Radio- und Fernsehtechnikers ein paar Bauteilsortimente günstig erworben und konnte frische 680 Ohm einsetzen.


Nächster Soft-Start des Gerätes bis 220V: es brummt! Und zwar lautstark. Ich erlaube mir an dieser Stelle einen Link nach Extern:




Ansonsten scheint der Rundfunkteil prinzipiell zu funktionieren. D.h. über die EM84 kann ich Sender lokalisieren. Den Messpunkt für Spannung U5 habe ich auch noch entdeckt, die Spannung ist auch gemäß Schaltung vorhanden. Die kleinen roten Elkos (Fabrikat Siemens) wirken mitgenommen, aber ich habe 2 mit dem C-Tester geprüft und deren Kapazität liegt innerhalb der Toleranz.

Die Herausforderung:

Jetzt bin ich mit meinen Grundlagen der Elektrotechnik erstmal am Ende. Wo könnte die Ursache für den Brumm liegen? Ich habe das Radio nicht weiter betrieben da ich Folgeschäden vermeiden will.
Daher würde ich mich über weiterführende Tipps aus dem Expertenkreis sehr freuen.
Schöne Grüße, Bernd
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#2
Hallo Bernd,

schöner Bericht!
Erster Gedanke (vielleicht etwas einfallslos von mir): Hast du eh die Siebelkos an Masse gelegt?

Freundliche Grüße aus Ö und viel Erfolg
Walter
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#3
(07.04.2021, 12:55)wschlager schrieb: Erster Gedanke (vielleicht etwas einfallslos von mir): Hast du eh die Siebelkos an Masse gelegt?

Hallo Walter,
die einfachsten Fehler sind ja oft die besten ... aber ja, C103 bzw. beide 47µF Elkos haben ordentliche Verbindung zur Masse.
Ich habe auch aufmerksam alle C-Tauschorte und deren Umgebung auf offensichtliche lose Kontake abgesucht, ohne Befund ...
Schöne Grüße, Bernd
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#4
Hallo,

das klingt eher nicht nach "Brummen" im Sinn von Netzbrumm, sondern eher nach schwingendem NF-Verstärker (auch "Motorboating" genannt). Charakteristisch ist die niedrige, z.T veränderliche Frequenz.

Das kann viele Ursachen haben, Klassiker ist falsche Gegenkopplung (verpolte Anschlüsse), was bei einer Originalschaltung, die mal ging, nicht auftreten kann. Schlechte Masseverbindungen und damit elektrisch "schwebende" Massepunkt könnten ein Thema sein, wenn die Netzelkos schon geprüft wurden, ist das ein Anfang. Es könnte aber auch ein anderer Massepunkt von der Masse unterbrochen sein, so daß aus einer Gegenkopplung eine Mitkopplung wird.

Manchmal sind auch noch HF-Schwingungen dabei, was z.B. dazu führen kann, daß starke HF an den Koppel-Cs "audion"-gleichgerichtet werden und so zum periodischen Zustopfen der nächsten Röhre führen kann.

Ich würde so beginnen, nach dem routinemäßigen Prüfen der anliegenden Betriebsspannungen im Netzteil und an den Röhren im NF-Teil (mindestens der Endstufe), z.B. auch der negativen Spannung -7,5V, die laut Netzteilausschnitt wahrscheinlich als -Ug1 verwendet wird ? Fehlt diese Spannung, läuft die Röhre heiß, wenn sie auf diese -Ug1 angewiesen ist:

- Steuergitter der ersten NF-Stufe von der Quelle (Lautstärkesteller...) nehmen (wenn das geht) und vor dem ersten Koppel-C mit Masse verbinden. Wichtig ist ein wechselstrommäßiger Kurzschluß am Eingang, ohne daß die vorgeordnete Röhre darunter leidet. Je nach Schaltung kann man auch einen einfachen Kurzschluß am Lautstärkepoti einbauen - wenn der NF-verstärker ohne Ankpplung an den Empfängerteil ordentlich arbeitet (kein Knattern, Brummprobe...Signaleinspeisung), dann in der Demodulation... weitersuchen.

- wenn es weiter knattert, Endstufe von der Vorstufe abtrennen (sinngemäß wie im ersten Punkt, auch hier das Steuergitter der Endröhre über großen C (1µF) an Masse legen, dann sollte das Knattern aufhören, falls nicht, ist etwas in der Endstufe selbst faul, das kann alles mögliche sein, von Röhre bis hin zum Übertrager (würd ich erstmal nicht von ausgehen) Man kann auch ev. die Vorstufenröhre ziehen (EABC?) um die NF-Vorstufe probeweise totzulegen

Man könnte auch nochmal mit einem Oszi schauen, ob die zum Knattern zugehörige Spannung auf den Betriebsspannungen zu finden ist, nicht, daß doch etwas in der Siebung faul ist trotz der schon geprüften Kondensatoren.

Vorsicht vor falschen Schlüssen: Wenn es bei abgetrennter Vorstufe nicht mehr knattert, muß es nicht aus der Vorstufe selbst kommen ! Es kann sein, daß der Fehler trotzdem in der Endstufe liegt, nur mangels höherer Verstärkung und nicht geschlossener Gegenkopplungskette ist das Fehlerbild verschwunden.
Mit der Strategie kann man aber den Fehler schrittweise eingrenzen.
Solche Fehler sind schon schwieriger als lokal begrenzte "Ausfall"-Fehler z.B. nichtarbeitende Stufe, weil ggf. erst die Schleife zum Auftreten führt und damit alles innerhalb der Schleife in Frage kommt, incl. Stromversorgung.

Gruß Ingo
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#5
Hallo Ingo,

vielen Dank für die Hinweise und ich habe auch schon einen Verdacht. Nichstdestotrotz gehe ich schrittweise entsprechend Deiner Anleitung vor.

Der Meersburg 125 hat ja 2x die EABC80, ich nehme mal an dass die NF-Vorstufe von Rö4 gebildet wird. In dieser Ecke habe ich die beiden geschirmten Papier-Kondensatoren C48 und C68 herausgezwickt (weil sie so schlecht erreichbar sind …) und jeweils einen roten Wima-Folien-C ungeschirmt implantiert. Möglicherweise habe ich dort etwas „vermurkst“.

   

Die negative Spannung „V“ hatte ich noch nicht geprüft, aber aus anderen Restaurationsberichten habe ich entnommen dass die Diode „GR B“ hops gehen kann. Laut Stückliste ist hier ein Modell „E12,5 C5“ verbaut, welche laut RM.org gegen eine 1N4007 ersetzt werden kann. Die habe ich vorrätig. Den dort hinterlegten Abgleichhinweis werde ich berücksichtigen.


Fortsetzung folgt ...
Schöne Grüße, Bernd
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#6
Hallo Bernd,

...die v' (-7,5) Volt liegt (liegen) nur bei betätigtem Suchlaufschalter an, sie sperrt dann den NF-Verstärker um das Rauschen und sonstige Abstimmgeräusche auszublenden. Beim normalen Betrieb des NF-Teiles spielt sie also keine 'Geige'.

Bei Rundfunk (Mono) ist nur der obere NF-Zweig in Verbindung einer 'quasi' Gegentaktendstufe in Betrieb.
Freundliche Grüße, Peter R.
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#7
Hallo Bernd
Sind die beiden ECL86 Topfit? Momentan arbeite ich auch an genau so einem Radio. Hier hatte ich die beiden ECL86 im Funke Röhrenprüfer. Bei beiden war die Emission sehr gut. Ich habe etwas gerätselt, woran das lag, das ein ungewöhnlicher Brummton im Hintergrund und die leichte Verzerrung bei erhöhung der Lautstärke kam.
Ich habe dann die beiden ECL 86 getauscht, einfach nur um auszuschliessen, das es daran lag und dann war der Spuk vorbei.
Um das nochmals zu testen, habe ich die beiden ECL86 in einem AEG Banjo, das Zeitgleich auf dem Werktisch steht, gesteckt und siehe da, da trat der Fehler doch bei dem AEG auf.
Falls noch fragen sind, ich kann bei meinem Saba mit evtl. Refferenzwerten dienen.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#8
Hallo Peter,
hallo Detlef,

vielen Dank für Eure Hinweise. Ich hatte heute keine Zeit mich mit dem Radio zu beschäftigen, vielleicht am WE.
Oder spätestens kommende Woche wenn es intensiv regnen soll ...
Heute habe ich von einem Kumpel ein Breisgau 125 Chassis bekommen, da sollte ich ggfls. auch ein wenig "spicken" können.
Fortsetzung folgt Smile
Schöne Grüße, Bernd
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#9
Hallo Bernd
Und das wichtigste habe ich gestern vergessen. Die beiden 22nF Kondensatoren müßen unter allen Umständen abgeschirmt sein. Also zuerst dort für entsprechenden Ersatz sorgen. Vermutlich wird der Brummton dann sofort weg sein. Nur mit Wima Klötzen wird das schlecht gehen. Du mußt runde Kondensatoren beschaffen und auf einfache Weise mit Alufolie abschirmen.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#10
Hallo Allerseits,

im Zusammenhang mit der „Kondensatorkur“ habe ich noch eine Anwendungsfrage:
Im Meersburg 125, aber auch in meinem Freiburg 125 und 6-3D sind diverse kleine rote Siemens-Elkos mit 2µF/350V verbaut.
Die Elkos zeigen am China-Tester zwar akzeptable Werte (Abweichung von ca. 10-15%) über Nennwert, aber auch „Ausblühungen“, siehe Bild.

   

Nun meine Frage: ich habe eine Tüte voll guter Siemens Elkos mit 4,7µF / 350V im Bestand. Bei den Sieb-Elkos am Trafo (C101, C105) würde ich mich trauen die Kapazität zu verdoppeln.

.jpg   11a MB125 C101.jpg (Größe: 41,33 KB / Downloads: 622)

Wie schaut es aber am Gitter der "Suchlauf-Röhre" aus, d.h. C89?


.jpg   11 MB125 C89.JPG (Größe: 43,39 KB / Downloads: 622)
Vielen Dank im Voraus und ich entschuldige mich vorsorglich wegen meiner unzureichenden Kenntnisse in der Radio-Schaltungstechnik ... Wink
Schöne Grüße, Bernd
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#11
Die sind ganz klar Wechselkandidaten, die Kapazitätsabweichung sollte als Siebelko sich nur positiv auswirken, meine ich.
M.f.G.
harry


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Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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#12
(07.04.2021, 22:05)Radionar schrieb: Sind die beiden ECL86 Topfit? Momentan arbeite ich auch an genau so einem Radio. Hier hatte ich die beiden ECL86 im Funke Röhrenprüfer. Bei beiden war die Emission sehr gut. Ich habe etwas gerätselt, woran das lag, das ein ungewöhnlicher Brummton im Hintergrund und die leichte Verzerrung bei erhöhung der Lautstärke kam.
Ich habe dann die beiden ECL 86 getauscht, einfach nur um auszuschliessen, das es daran lag und dann war der Spuk vorbei.

Guten Abend Allerseits,
ein kurzer Zwischenbericht. Ich habe nach dem Prinzip was am einfachsten geht mal die beiden ECL86 mir denen aus meinem Breisgau-Spender getauscht und siehe da, das Radio spielt Blush 
Wenn es auch ab und an (d.h. nicht zyklisch, speziell während der Aufwärmphase) knackt, so scheint der wesentliche Fehler wohl an der/den Röhren zu liegen.
Die anderen Tipps bzw. Messungen werde ich aber trotzdem noch durchführen und darüber berichten.
Schöne Grüße, Bernd
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#13
Update 10.04.2021:
Guten Abend Allerseits. Ich habe jetzt durch Zufall einen neuen Effekt entdeckt, vielleicht waren meine bisherigen Rückschlüsse auch voreilig...

Das „Motorboating“ (oder knattern, im Folgenden „MB“ abgekürzt) ist abhängig von der Stellung des Bass-Reglers. Smiley7
Von „Anschlag Rechts“ bis ca. 1/3 zur Mitte ist alles OK, ab ca. 1/3 bis Linksanschlag knattert das Radio wie verrückt.
An den Röhren liegt es nicht, ich habe einen Satz Siemens und einen Satz Telefunken ausprobiert, der Effekt mit dem Bassregler ist bei beiden Typen gleich.

Anhand der angeschlossenen Widerstände habe in im Schaltplan den Bassregler als „P3“ identifiziert. Wenn ich falsch liege bitte ich um Mitteilung Smile

Dann habe versucht die Spannungen laut Schaltplan (SP) nachzumessen, UKW-Betrieb, niedrige Zimmerlautstärke, ohne „Knattern“ bzw „MB“. Die Spannung an „+2“ beträgt 255V.

   

An Rö4 (EABC 80) Pin 9 sollten laut SP 70V anstehen. Wenn ich mein Fluke 87 dort anlege messe ich – 0,5Volt ( Huh ) und habe einen hellen hochfrequenten Brumm im Lautsprecher. Nehme ich das DMM wieder weg spielt das Radio weiter. Die EABC80 habe ich versuchsweise getauscht, ohne Veränderung.

An Rö5 (ECL86), Pin 9 messe ich 176V (soll: 170V) ohne MB, wenn ich die Bässe bis zum Einsetzen des MB wegdrehe steigt die Spannung auf ca. 180V und pulsiert.
Mit "Pulsieren" meine ich dass die Spannung am DMM etwas „zappelt“.

Rö5 Pin 6 hat 240V ohne MB (soll: 255V) und pulsierende ca. 230V beim MB.

Rö5 Pin 7 hat 6,5V ohne MB (Soll: 7V) und pulsierende ca. 8V beim MB.

An Rö5 Pin 2 hängt ein Spannungsteiler, zwischen R55 und R56 sollen es 30V sein, ich messe ca. 20V ohne MB und pulsierende 19V beim MB.

Rö6 (ECL86), Pin 9 messe ich 120V (soll: 100V) ohne MB und ca. 122 mit MB.
Rö6 Pin 6 hat 239V ohne MB (soll: 255V) und pulsierende ca. 239V beim MB.

Rö6 Pin 7 hat 6,25V ohne MB und pulsierende ca. 6V beim MB.

Die R und C-Werte in der Ecke habe ich noch nicht nachgemessen. Vielleicht hat jemand anhand meiner Messwerte wieder einen heißen Tipp für mich wo ich ansetzen kann bzw. soll?
Schöne Grüße, Bernd
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#14
Zitat:An Rö4 (EABC 80) Pin 9 sollten laut SP 70V anstehen. Wenn ich mein Fluke 87 dort anlege messe ich – 0,5Volt ( [Bild: huh.gif] )

R50, 220k prüfen, vielleicht ist aber auch die Röhre "zu sehr leitend", weil der Koppel-C nicht richtig isoliert, Du deutetest ja an, daß Du da gearbeitet hattest.

Hintergrund: Ohne die zus. neg Spannung zum Muten (hatte Peter ja erklärt) wird die Gittervorspannung des Triodensystems der EABC80 durch die sehr hochohmigen Widerstände von einigen MOhm (immer so typ. 5...10MOhm) vom g1 nach Masse erzeugt, nennt sich Gittervorspannung mittels Anlaufstrom, d.h. die Elektronen, die zur Anode fliegen wollen, landen teilweise auf dem Gitter und fließen über den Gitterableitwiderstand nach Masse ab. Macht man den Gitterableitwiderstand sehr groß, entsteht auf diese Weise eine neg. Spannung, die man als Arbeitspunkteinstellung nutzen kann, geht aber nur bei stromschwachen Vorstufentrioden wie hier...
Wenn der Koppel-C nicht einwandfrei isoliert (z.B. wenn der neue viell. falsch eingebaut ist ?), wird die neg. Spannung nicht gebildet und die Röhre wird leitend, wobei die Anodenspannung stark absinkt... Auf Null oder negativ sollte sich aber trotzdem nicht werden, deshalb ist der R50 in Verdacht... Dort an der Anode angeschlossene Koppel-Cs stehen nicht so in Verdacht, siehe Plan...

Zu den anderen Werten kann ich auf d. 1. Blick nicht auffallendes finden, gewisse Abweichungen von den Planwerten entstehen schon durch die Verwendung von DMM mit 10MOhm Eingangswiderstand, die Planwerte unterstellen Multimeter mit z.B. 20kOhm/V...

Bitte befolge auch die Hinweise aus meinem ersten Posting, wenn das Motorboating vom Bassregler abhängt, erhärtet sch der Verdacht, daß der Fehler wirklich in der NF zu suchen ist, wobei der Bassreglerzweig möglicherweise in Frage kommt... oder auch nur der Bassregler die "Resonanzfrequenz" des "Fehlerbildes" verändert, also auch hier Vorsicht vor falschen Schlüssen...

Gruß Ingo
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#15
(10.04.2021, 22:13)ELEK schrieb:
Zitat:An Rö4 (EABC 80) Pin 9 sollten laut SP 70V anstehen. Wenn ich mein Fluke 87 dort anlege messe ich – 0,5Volt ( [Bild: huh.gif] )

R50, 220k prüfen, vielleicht ist aber auch die Röhre "zu sehr leitend", weil der Koppel-C nicht richtig isoliert, Du deutetest ja an, daß Du da gearbeitet hattest.

[...]

Bitte befolge auch die Hinweise aus meinem ersten Posting, wenn das Motorboating vom Bassregler abhängt, erhärtet sch der Verdacht, daß der Fehler wirklich in der NF zu suchen ist, wobei der Bassreglerzweig möglicherweise in Frage kommt... oder auch nur der Bassregler die "Resonanzfrequenz" des "Fehlerbildes" verändert, also auch hier Vorsicht vor falschen Schlüssen...

Gruß Ingo

Hallo Ingo,
ich habe den R50 vermessen, er hat seine 220k. Keine Ahnung was ich da zuletzt gemessen habe Huh jetzt sind es jedenfalls ca. 75V am Pin 9.

Die negative Spannung (siehe #6) ist auch da, sobald der Suchlauf aktiv ist. Somit ist auch der Hinweis von Peter bestätigt.

Ich habe versuchsweise den C48 getauscht. Im ersten Versuch habe ich da ein Wima-Klötzchen anstelle des originalen (geschirmten) Ero100 eingebaut, aber das Knattern bleibt auch mit einem axialen "guten" Eroid oder einem "EroFol II" welche ich in der 22nF-Box habe. Einem anderen Tipp folgend habe ich den neuen Wima-Klotz direkt auf das Chassis platziert, das hat zumindest bei meinem Freiburg 125 zu keinem "Knattern" geführt, der spielt (zumindest in diesem Vergleich) einwandfrei.

Deinen Tipp aus #4, d.h. die EABC80 an Pin 8 mit einem 1µF auf Masse zu legen habe ich befolgt. Im Ergebnis ist das Knattern weg, aber es kommt ja auch kein Signal mehr durch. Wenn ich die "Brummprobe" an der Rö5, Pin 1 vornehme brummt es leise im Lautsprecher.

Die Widerstände und Kondensatoren rund um P3 (Bass) habe ich nachgemessen, bis auf Abweichungen im Bereich von max. 10% bei C53 (437 anstelle 470pF) konnte ich nichts feststellen.

Meine Hoffnung liegt bei profanen Effekten in der Siebung, schließlich habe ich den Ersatz für C103 nur provisorisch angeklemmt, wenn auch mit dicker Leitung zum Chassis. Auch meine Ersatzschaltung im Gleichrichter werde ich noch einmal kritisch prüfen und optimieren.

Zwischenzeitlich hat auch der UKW-Empfang ausgesetzt, sobald das Radio ca. 5 Minuten lief. Nach dem Erkalten ging es wieder einige Minuten. Ich habe auf Verdacht die Rö1 (ECH81) getauscht, nun habe ich wieder Dauerbetrieb. Ab und zu muss ja mal was klappen.
Schöne Grüße, Bernd
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#16
...heißt das, mit dem Tausch der ECH war das Knattern komplett weg ???

Hmm...

...aber bei solchen Effekten kommt "alles" in Frage ^^ Entkopplungsmaßnahmen, wie beschrieben, helfen manchmal beim Eingrenzen.

Gruß Ingo
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#17
(12.04.2021, 17:51)ELEK schrieb: ...heißt das, mit dem Tausch der ECH war das Knattern komplett weg ???

Hmm...

...aber bei solchen Effekten kommt "alles" in Frage ^^ Entkopplungsmaßnahmen, wie beschrieben, helfen manchmal beim Eingrenzen.

Gruß Ingo
Hallo Ingo,

da habe ich mich nicht richtig ausgedrückt.
Die ECH hatte keinen Effekt auf das Knattern, nur auf den UKW-Empfang. Die ursprüngliche Röhre lief nur ca.5 Minuten, dann war schlagartig Sendepause. Mit der Ersatzröhre ist da wieder alles ok.
Inklusive Knattern Smiley7
Schöne Grüße, Bernd
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#18
Hallo Bernd
Ich kann es nur wiederholen, sehr oft habe ich mit den Saba Radios zu tun gehabt, egal welches Modell, Freiburg, Meersburg, Freudenstadt...
Bei allen diesen Modellen reagiert bei fehlender Abschirmung der in deinem Fall C48 und C68 22nF Kondensatoren, die Wiedergabe der Musik oder Sprache mit heftig verzerrenden Ton bis hin zu bratzenden Geräuschen. Um weitere vergebliche Suchaktionen in Deiner Schaltung auszuschließen, solltest Du diese besagten Kondensatoren durch abgeschirmte ersetzen. Beide Kondensatoren befinden sich im Schaltkreis von Röhren, die solche Störstrahlungen hervorragend verstärken.
Sind diese beiden evtl. Störenfriede durch geschirmte ersetzt, kann man erst weiter suchen. Alles andere ist Kaffeesatzleserei und bringt eigentlich überhaupt nichts. Auch die Empfehlungen diese Kondensatoren nur dicht an das Chassis zu bauen, haben in meinen Augen keinen Sinn. 
Falls Du fertige abgeschirmte Kondensatoren kaufen möchtest, die gibt es bei Antik Radio
Dort unter Axiale Spezialkondensatoren zu finden.
Oder eben selber basteln und mit Alufolie abschirmen.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#19
Guten Morgen Allerseits,

ich habe mich gestern Abend entsprechend des Rates von Detlef mit der Schirmung der Koppelkondensatoren beschäftigt. Mangels passender axialer Typen habe ich versucht meine Wima-Klötzchen optimal zu schirmen. Zuerst habe ich es mit Alufolie versucht, aber die wollte sich nicht sonderlich gut löten lassen.
Im Sortiment fand ich dünnes Kupfergeflecht und habe den Wima damit eingepackt. Natürlich darauf achtend, mit der Schirmung keinen Kurzschluss zu den Beinchen herzustellen. Das Ergebnis mag vielleicht nicht jeden überzeugen, aber schließlich sind wir ja ausdrücklich ein „Bastler-Forum“

   
Hier der Zustand „Original-Saba“. Das Bild stammt zwar von meinem Breisgau-Chassis welches ich als Teileträger und Vergleichsgerät zur Verfügung habe, aber ich nehme an das es hier zum Meersburg keinen Unterschied gibt.

   

Zuerst wurde C48 und (nach erfolgloser Zwischenprüfung) danach C68 geschirmt eingebaut.

         


Im Ergebnis blubbert es unverändert, ich habe es im folgenden Video dokumentiert. John Bon Jovi möge mir verzeihen …



Was mir aufgefallen ist: beim Übergang vom Blubbern zur Ruhe mittels Bassregler hat es eine kleine Pause von 1-2 Sekunden, wenn ich die Bässe weiter aufdrehe ist dann das Blubbern dauerhaft weg. Huh

Dem frühen Hinweis von Ingo folgend habe ich dann versucht die Anodenspannungen der Vor- und Endstufe zu messen. Dort ist auch ein deutliches Schwingen zu sehen, wenn auch mit meinem Hameg nicht gut zu fotografieren, darum habe ich kurze Filmchen aufgenommen.

Film 2: Oszi Tastkopf an Rö4 Pin 9, Sollwert 70V laut Schaltung, 50V/Div (Tastkopf 10:1), Null-Linie ist die zweite von unten.



An der EABC80 sieht es noch nach Sinus aus, bei der ECL86 ist die Kurve dann deutlich verzerrt.
Ach ja: die Eingangsspannung hatte ich mit dem Trenntrafo hochgeregelt, aber nicht detailliert nachgemessen.

Film 3 folgt im nächsten Beitrag.
Schöne Grüße, Bernd
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#20
Film 3: Oszi Tastkopf an Rö5 Pin 6, Sollwert 255V laut Schaltung, 100V/Div



Dann habe ich noch versuchsweise nochmals den Röhrensatz mit dem aus dem Breisgau getauscht, und verschiedene Kombinationen zwischen Rö5 und Rö6 ausprobiert. Alles ohne hör- bzw. messbare Veränderung.

Zum Feierabend kam mir noch eine weitere Idee in den Sinn. Über den TB-Eingang einen CD-Spieler angeschlossen und Stereo-Betrieb getestet. Raumklang funktioniert, das Blubbern kommt spannenderweise nur aus einem Kanal, vermutlich dem „oberen Kreis“ laut Schaltung bzw. über die Rö5. Peter hatte ja bereits in #6 erklärt dass der untere Zweig nur bei Stereobetrieb zum Tragen kommt.



Nächster Schritt: sofern niemand einen weiteren Such- oder Messhinweis für mich hat, werde ich die beiden Sieb-Elkos (C103) mal von 47 auf 56µF ändern.

Dieser Hinweis kam ja bereits mehrfach hier (Beitrag #2, 4 und folgende) und weitere Quellen empfehlen auch eine genaue Kontrolle des Eingangsfilters:
https://www.radiomuseum.org/forum/blubbe...ing_1.html

Fortsetzung folgt.
Schöne Grüße, Bernd
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