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Sachsenwerk Dürer - der Fortschritt hält Einzug
#1
Servus Fernsehfreunde,

die Kinderkrankheiten des Rubens waren auskuriert und der Rubens lief im Sachsenwerk Radeberg erfolgreich vom Band. In der Entwicklungsabteilung des inzwischen mit einem neuen Namen versehenen Herstellers war man dessenungeachtet nicht müßig. Die Malerserie wurde weiterentwickelt - nach Rembrandt und Rubens kam ein neuer Fernseher auf den Markt. Er sollte nicht nur den Rubens hinter sich lassen, sondern nahm Abschied vom Paralleltonprinzip.

Mit dem Dürer erblickte der erste Fernseher das Licht der kleinen DDR-Welt, der nach dem Intercarrierprinzip arbeitete. Dieser Fernseher hier, das Tischgerät FE 855G wurde lt. Typenschild 1957 hergestellt:

   

Eine schönen, zeitgenössischen Werbeprospekt habe ich hier. Er hängt in meiner Werkstatt (hier ein relativ aktueller Schnappschuß) hinter Glas:

   

Er zeigt nicht nur der Dürer in seiner Gesamtansicht, sondern offenbart auch gut den damaligen Zeitgeschmack, wie ich finde:

   

Den Dürer erwarb ich 2006 für einen Fuffi. Er zierte als Dekoration ein Schaufenster in Reutlingen. Er ist unverbastelt und zu 100% original. Es ist neben dem erst kürzlich erworbenen Derby der zweite "DDR-Bolide", der einst nach BaWue gekommen ist (wann und aus welchem Grund, weiß ich nicht) und dann seinen Weg zu mir fand. Smile

Zu 100% original... So ganz original war er nicht. Ihm fehlten beide Lautsprecher mit ihren inneliegenden, hölzernen Montageplatten und der Zeilentrafokäfig. Irgendwann holte ich mir aus der entfernten Nähe von Leipzig quasi for Nothing ein Zweitgerät. Dessen Bildröhre war der Hals am Sockel abgeschlagen, das schwarzfarbene, verdreckte Gehäuse war ebenfalls nur noch zum Wegwerfen. Eine traurige Ruine! Aber es enthielt alle Teile, die meinem Dürer fehlten. Da habe ich nun nicht nur eine Ersatzablenkeinheit, sondern ein komplettes Ersatzteilchassis.

Mit seiner Breite von 62 cm, einer Tiefe von 51 cm und einer Höhe von 50 cm übertrifft er nicht nur größenmäßig den Rubens. Vergleichsweise zum relativ kompakt gebauten Rubens geht der gewaltige Dürer gefühlt und gehoben in den Kilotonnenbereich. Schuld daran hat nicht nur die Bildröhre B43M2, sondern auch die Bildmaske:

   

Die Bildmaske des Rubens bestand noch aus einem dünnen Kunststoff und war in die nach vorn abnehmbare Frontpartie integriert. Die des Dürer hingegen besteht aus einem schweren, mehrere Millimeter starken Druckguss, wie man gut sehen kann. Sie lässt sich auch nicht mehr nach vorn herausnehmen, sondern ist mit dem Gehäuse fest verschraubt.

Interessant ist die oben angeordnete, drehbare Scheibe mit dem Dipol. Ob sich dieses Konstrukt wirklich jemals bewährt hat? Sicherlich nicht für die entfernt liegenden Sender des damaligen "Klassenfeindes"...

Was findet man noch?

   

Die Bildröhre ist nicht mehr, wie bei Rembrandt und Rubens, mit dem Chassis verschraubt. Will man das Chassis herausnehmen, so verbleibt endlich das Bildrohr separat im Gehäuse. Man zieht nur noch die Stecker der Ablenkeinheit und den für den Sockel der Bidröhre ab - fertig.

Der Dürer hat zwei seitlich abstrahlende Lautsprecher, wie ich schrieb. Falls einem die seitlichen Blenden bekannt vorkommen:

   

Richtig: Wir befinden uns im Jahr 1957 und unser' Sachsenwerk stellt ja auch Radios mit dem sogenannten "3D-Klang" her: den Olympia 571W und den Olympia 551WU mit seinen beiden wuchtigen "Hosenträgern". Die haben seitlich dieselben Blenden vom gleichen Hersteller dran.

In seinem Chassisaufbau unterscheidet sich der Dürer nicht groß vom Rubens, wenn man einmal die Röhrenlagepläne der beiden Fernseher vergleicht. Hier der des Dürer:


.jpg   Scan.jpg (Größe: 195,89 KB / Downloads: 818)

(Quelle: Kundendienstanleitung FE855G Dürer, FE855H Format, VEB RAFENA Werke Radeberg, vormals VEB Sachsenwerk Radeberg, 1957)

Die Bildröhre hat nun ein anderes Ablenksystem. Die magnetische Fokussierung ist geblieben, der Bowdenzug ist passé. Es wird nur noch einmalig scharfgestellt, der Hebel dazu befindet sich auf der Rückseite des Fernsehers.

Man sieht kaum noch neu konstruierten Magneten für die Ionenfalle, der den Bildröhrenhals unten umschließt.

Das dicke, blaue Koaxialkabel ist stillgelegt. Der Dürer ist mit einem Kaskode-Tuner mit ECC84 und ECF82 ausgestattet. Die Antennebuchse ist via Flachbandkabel angeschlossen. Einen umschaltbaren Antennentrafo findet man noch nicht, somit musste im Gerät von Hand umgelötet werden. Zum Thema "Antennenanschluß" schrieb und fragte ich hier einiges.

Das Blockschaltbild offenbart das Intercarrierprinzip:

   

(Quelle: ebenda)

Hat man bei Rö16 hier "Dämpferdiode" geschrieben, so findet man lustigerweise beim Rembrandt an entsprechender Röhre das Wort "Dampferdiode". Tuuuut-Tuuuut - vermutlich hat man fehlerhafterweise die "Ä-Striche" weggelassen. Vielleicht dampfte sie ja aber trotzdem ab und zu...  Smile

Auf die Unterschiede "Parallelton- vs. Intercarrierprinzip" möchte ich hier nicht eingehen, ich setze das als bekannt voraus. Schaut man sich einmal vergleichsweise die Blockschaltbilder der beiden Fernseher an und lässt gedanklich die verfahrensbedingt völlig unterschiedlich abzugleichenden ZF-Verstärker außen vor (!), so sieht man sofort den Unterschied: Setzt man den hinter dem Videodemodulator liegenden Abzweig für die Differenzfrequenz zwischen Rö3 und Rö4 und denkt sich diesen Abzweig nicht mit einer Differenzfrequenz belegt, sondern mit einem Auskoppelfilter, der die vom Tuner kommende, gemeinsame Bild- und Ton-ZF voneinander trennt (Ton-ZF dann zum Tonpfad), so hätten wir jetzt wieder unser' Paralleltonprinzip. Hier zur Verdeutlichung das Blockschaltbild des Rubens:

   

(Quelle: Kundendienstanleitung FE855C, C1, E, E1 Fernsehempfänger Rubens, VEB Sachsenwerk Radeberg, 1956)

Das habe ich wirklich extrem vereinfacht beschrieben. Aber so kriege ich eine Brücke geschlagen, worauf ich hinaus will: Sooo groß unterscheiden sich nämlich Dürer und Rubens noch nicht voneinander. Und das findet man dann auch in den technischen Daten: Sehr ähnliche bis fast identische Röhrenbestückung. Die Bildfrequenz beträgt 26 MHz und die Tonfrequenz 6,5 MHz (OIR-Norm) oder 5,5 MHz (CCIR-Norm). Die späteren 38,9 und 33,4 MHz gibt es noch nicht! Und man findet im Dürer im Prinzip noch alle bekannten Schaltungen aus dem Rubens: unsere Sperrschwinger als Generatoren u.a. mit Schwungradkreis zum Beispiel. Raffinessen wie Zeilenfangautomatik oder Sinusgenerator, Tastöhre, etc. gibt es noch nicht.

Der Zeilentrafo ist ein anderer: die 43 cm große, rechteckige Bildröhre braucht 14 kV Anodenspannung statt der kleinen 30cm-Rundbildröhre des Rubens mit ihren etwa 8 bis 10 kV.

Man erkennt hier sehr gut, wie der Dürer ein Kind des Rubens ist, um es mal so zu schreiben.

Es gäbe noch vieles zu schreiben; schon auch, weil der Dürer natürlich ebenfalls in den Kontext des Überganges von der OIR-Sendenorm zu CCIR eingebunden ist, d.h. der Tuner wird die entsprechenden Segmente eingebaut haben. Auch kommen wieder diese Sondersender Leipzig und Dresden zu Wort, bei denen man erst ab 1961 wusste, wo sie nun genau verbleiben sollen...  Gegebenenfalls siehe dazu auch hier.

= = = =

"Der Worte sind genug gewechselt. Lasst Taten folgen!"    Smile

Bei diesen alten Fernsehern ist das Netzkabel mittels solcher Stecker an die Rückwand angeflanscht. Nimmt man die Rückwand ab, so zieht man auch die Netzverbindung. Hier nun war ein alter Schukostecker dran:

   

Das gefiel mir nicht. Somit war meine erste Amtshandlung, dem Fernseher einen zeitgemäßen Stecker mit ordentlicher Netzschnur zu verpassen:

   

Das Abbinden eines stoffummantelten Kabels mache ich so, wie ich es vor 14 Jahren schon hier beschrieben habe.

So sieht's aus:

   

Und das fertige Kabel sieht dann so aus:

   

Und vorsichtig und laaaangsam fahre ich den Dürer am Trenntrafo hoch, die Kamera schnellschußbereit, um nur ganz kurz (es soll ja im Fernseher möglichst nichts weiter zerstört werden!) eine Aufnahme zu machen:

   

Man sieht: Es liegt erst einmal ein Fehler "nach Lehrbuch" vor. Die Zeile ist bei gleißender Helligkeit da. Somit liegt HV an. Das heißt, Zeilengenerator und HV-Erzeugung laufen, die Zeilenablenkung auch. Das Bild fehlt. Als Ursache kommen der Bildgenerator mit Bildendstufe und die Bildablenkung infrage.

Zunächst werde ich ohne jedes Wenn und Aber die u.a. vom Bernd zwingend empfohlene Kondensatorkur durchführen. Dann schaun' mer mal! Smile

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#2
Hallo Michael
Ein sehr hübscher Fernseher. Gutes gelingen am Dürer. Ich werde gespannt mitlesen, da mich die Restaurierung interessiert und ich vielleicht einiges an Erkenntnissen für meine Clivia bekomme. Die funktioniert zwar sehr gut und hat ein sehr schönes Bild, aber vielleicht kann man ja noch etwas verbessern.
Ich bin auch gespannt, in welchen Zustand der Helligkeit-und Kontrastregler bei deinem FS sind. Bei der Clivia muß man da mit Fingerspitzengefühl drehen, der Regler ist leider defekt.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#3
Super, von dem habe ich noch ein Gehäuse dastehen. Den hatte Andreas_P übrig und wegschmeißen wollte der den nicht.
habe ja einen großen Dachboden. Smile
Ich werde fleißig mitlesen. Einen Fernseher mache ich noch, ein IRIS 17 im Großen Fernsehschrank.
Dann reicht es bei mir aber, soviel kann ich gar nicht gucken.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#4
Servus Detlef und Frank,

@ Detlef,

ich werde informieren, na klar. Muss aber prophylaktisch das Kleingedruckte sinngemäß wie beim Rubens mitschreiben:

Diese Serie wird für die geneigten Mitleser diese Serie allerdings nicht so schnell fertig. Schon weil meine Zeitfenster, wie ich schon an anderer Stelle schrieb, immer begrenzt sind. Schaun' mer einfach erst mal.

Ich bitte daher auch hier um Geduld.

Schon jetzt kann ich jedoch schreiben, dass auch bei diesem FS der Netzschalter am Lautstärkeregler nicht funktioniert. 

@ Frank,

was hast DU eigentlich nicht?! Thumbs_up Big Grin

Aber das Gehäuse würde mich gegebenfalls interessieren. Hat das schon die zwei seitlichen Regler dran? Ist es hell oder dunkel?

Schönen Sonntag!

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#5
(11.04.2021, 11:29)MichaelM schrieb: ... Vergleichsweise zum relativ kompakt gebauten Rubens geht der gewaltige Dürer gefühlt und gehoben in den Kilotonnenbereich. Schuld daran hat nicht nur die Bildröhre B43M2, sondern auch die Bildmaske:

Die Bildmaske des Rubens bestand noch aus einem dünnen Kunststoff und war in die nach vorn abnehmbare Frontpartie integriert. Die des Dürer hingegen besteht aus einem schweren, mehrere Millimeter starken Druckguss, wie man gut sehen kann. Sie lässt sich auch nicht mehr nach vorn herausnehmen, sondern ist mit dem Gehäuse fest verschraubt.
...

Hi Michael,

die Bildröhrenmontage kam uns dann damals für die noch schwere B43G4C Lochmasken-Farbbildröhren sehr gelegen. Dies insbesondere auch, weil bei der B43G4C an allen vier Ecken zwischen Frontglas und Konus schwalbenschwanzförmige Passstücke aus Glas mit Glaslot außen angelötet wurden. Das Frontglas entsprach ansonsten von den mechanischen Außenabmessungen einer B43M1/B43M2, so dass das genau auch in die Alu-Duckgussmaske des Dürer u.a. passte. Nur das dreieckförmige Blech, was die Bildröhre mit den drei an der Durckgussmaske eingehängten Gewindestäben mit den Flügelmuttern dann in die Maske „presst“ passte nicht und wurde durch eine entsprechend geformte ca. 5..10mm (weiß ich nicht mehr genau) Pertinaxplatte ersetzt. Was anderes hatten wir nicht, was genügend stabil gewesen wäre und sich an den Konus-Halsübergang einfach hätte anpassen lassen.

Die Vertikalablenkung wirst du sicherlich recht schnell repariert bekommen.

Gutes Gelingen

(Reflex-)Kalle
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#6
Hallo Michael, ich weis nicht so genau was ich alles habe. Smile

Das Gehäuse ist auch hell wie deines. Hat aber auch schon einige kleine Macken.
Nein, die Regler sind nicht seitwärts nach außen geführt. Von innen sieht man, das die zwei Frontregler vorgebohrt wurden.
Es müsste laut eingeklebten Zettel ein FE855 G/H sein

Das mit dem Stecker habe ich auch so beim Rubens gemacht, das nicht einer auf die Idee kommt den in die Steckdose zu stecken.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#7
Guten Morgen,

@ Kalle,

danke für die wie immer sehr guten Ergänzungen und (ebenso auch an Detlef) für's "Gute Gelingen"! Thumbs_up Smile

(11.04.2021, 17:19)Reflex-Kalle schrieb: ...Die Vertikalablenkung wirst du sicherlich recht schnell repariert bekommen...

Tja... ich wage es gar nicht zu schreiben... Die Bestandsaufnahme des Chassis ergab schon wieder einige "Absunderlichkeiten", die in meinem Kundendienstheft so nicht drinne sind... Beide Dürer-Chassis haben bereits andere Zeilentrafo-Einheiten mit DY86 statt der EY51. Da wurde offenbar schon schnell geändert - vermutlich ab Werk. Wer weiß, was da noch so alles kommt... Mal schauen...

Ich hatte das jetzt eigentlich nicht vor, Euch schon wieder mit ellenlangen Berichten dazu zu langweilen.

@ Frank,

ja, das mit den seitlich vorgebohrten Reglern kenne ich. In den KA ist oder war ein Dürer mit einem schönen Gehäuse drin, wunderbar dunkel und schön gemasert, Nähe Berlin. Ich bin schwer am Überlegen, mir das zu holen (zu lassen, Berliner Verwandtschaft). Die beiden Bohrungen könnte ich verschmerzen bzw. zubeppen.

Das Zweit- bzw. Ersatzchassis, welches ich habe, hat diese beiden Regler bereits in einer kleinen Gehäuseschale aus weißem Kunststoff - für die seitliche Montage genau wie beim Patriot.

(11.04.2021, 17:28)Morningstar schrieb: ...ich weis nicht so genau was ich alles habe...

Hm, ich sollte mal zwecks Inventur vorbei kommen - muss ich dazu 'nen Jahresurlaub buchen? Smile

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#8
Hallo Michael,

ein schönes, kompaktes Gerät hast Du da.
Was mich aber wundert, ist die E-Röhren-Bestückung.
Ist der Fernseher netzgetrennt, oder ist ein Spartrafo eingebaut?

Viele Grüße,
Rolf
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#9
Servus Rolf,

das ist ganz einfach (dem entsprechend, wie ich oben schrieb: Der Dürer ist ein Kind des Rubens).

Er hat in Prinzip dieselbe Netzteil-Schaltung, wie sie die C- und C1-Rubens hatten. Also primärseitig angezapfter Netztrafo für die 110 - 127 - 220V und von dort aus geht es zum Trockengleichrichter und aufs Chassis. Keine Netztrennung. Sekundärseitig liegen alle Heizwicklungen.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#10
Diese Stromversorgung muss man aus der Sicht der Zeit von vor und auch noch nach den 60er Jahren in der DDR sehen. Ein Netztrafo für komplette Netztrennung wäre größer und erforderte mehr Kupfer, mehr Trafoblech usw., was entweder knapp oder teuer war. Andererseits brauchte man aber auf Grund verschiedener Netzspannungen in der DDR noch lange Zeit einen Auto-/Heiztrafo. Ob 1957 schon ein kompletter P-Röhrensatz schon zur Verfügung stand, glaube ich auch nicht. Immer im Blickfeld behalten, in der DDR herrschte Mangelwirtschaft und so wendete sich das Blatt, als P-Röhren wichtiger wurden als U-Röhren für Radios. Da hat Stern-Radio dann mal das Radio Rostock/Arkona mit ECH81 (wurde ja auch in TVs verwendet), EBF80/89 und PCL82 (wurde ja auch in TVs verwendet) in Serienheizung mit einem Autotrafo produziert, weil wohl die Produktionskapazitäten für die UCL82 fehlten. Die UY85 wurde durch eine EZ80 ersetzt, für die der Trafo eine eigene Heizwicklung hatte.
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#11
(12.04.2021, 12:38)Reflex-Kalle schrieb: Diese Stromversorgung muss man aus der Sicht der Zeit von vor und auch noch nach den 60er Jahren in der DDR sehen. Ein Netztrafo für komplette Netztrennung wäre größer und erforderte mehr Kupfer, mehr Trafoblech usw., was entweder knapp oder teuer war... Ob 1957 schon ein kompletter P-Röhrensatz schon zur Verfügung stand, glaube ich auch nicht. Immer im Blickfeld behalten, in der DDR herrschte Mangelwirtschaft und so wendete sich das Blatt, als P-Röhren wichtiger wurden...

Völlig richtig und Ergänzung: Was da für Brocken an Netztrafos verbaut werden mussten bzw. verbaut wurden, sieht man ja am Rembrandt. Schrieb ich, dass der Dürer (so kompakt, wie Rolf schreibt, finde ich ihn gar nicht) gefühlt in den Kilotonnenbereich geht, so ist der Remmi mit seinen 40 kg Gewicht nochmal 5 kg schwerer als der Dürer mit seinen 35 kg Gewicht. Sicherlich - alles Leichtgewichte vergleichsweise zu den russischen Farbboliden...

Die P-Röhren tauchten dann im D1-Rubens auf: Der im Link ist von Ende 1957. Er ist noch nicht komplett mit P-Röhren bestückt und hat keinen Netztrafo mehr.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#12
(11.04.2021, 11:29)MichaelM schrieb: Zunächst werde ich ohne jedes Wenn und Aber die u.a. vom Bernd zwingend empfohlene Kondensatorkur durchführen. Dann schaun' mer mal! Smile

Gruß Michael

Ja genau, und wie man sieht mag er dich - er geht schon auf dem Strich - also wende dich ihm liebevoll zu Smiley34 Smiley34 Smiley34 Du packst das Smiley58 

Viele Grüße
Bernd
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#13
Glückwunsch zu diesem schönen Exemplar. Ja, der Dürer ist ein schönes Gerät aber der bessere Dürer Smile ist der Cranach (der u.a. bei mir im Keller auf seine Aufarbeitung wartet). Der hat - basierend auf der bewährten Schaltung des Dürer - neben der getasteten Regelung ein sehr empfindliches UKW-Radio eingebaut. Ich habe beide Geräte als Jugendlicher genutzt, den Dürer in der Clivia-Truhe mit kräftiger Tonendstufe des Beethoven-Radios und später den Cranach. Beide habe ich schon lange nicht mehr. Vor etlichen Jahren bekam ich von einem Freund einen Cranach zur Reparatur. Wenige Tage danach bat er mich, das Gerät zu entsorgen weil er etwas besseres bekommen hatte. So ist wieder ein solches Gerät in meinen Besitz gekommen.

Gruß Ingo.
Die Konvergenz der Apokalypse führt unweigerlich zur Hybris.
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#14
Servus Rolf,

(12.04.2021, 10:28)Bastelbube schrieb: ...Ist der Fernseher netzgetrennt, oder ist ein Spartrafo eingebaut?...

ich habe nochmal nachgeschaut: Es ist das gleiche "Eisen" (Kernpaket) des Netztrafos wie beim Rubens, nur eine neue, dem Dürer angepasste Bv.
Die primärseitige Beschaltung ist geblieben, sekundärseitig hat es zu den 6,3-Volt-Wicklungen für die Röhrenheizungen noch eine 12-Volt-Wicklung für die gleichzurichtende Spannung für die Kontrastregelung.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#15
Guten Abend Fernsehfreunde,

ich bin ein wenig unschlüssig. Viel Text wie beim Rubens oder lasse ich lieber mehr Bilder sprechen? Und Text dann, falls Fragen kommen? Schaun' mer mal.

Bevor es an den Austausch aller Kondensatoren geht, war eine Bestandsaufnahme angezeigt. Was erwartet mich mit diesem Fernseher? Verheerend war die Bestandsaufnahme zwar nicht, aber ernüchternd: Es ist höchste Eisenbahn, dass an diesem Dürer was gemacht wird.

Das Chassis war ziemlich versifft. Staub, Dreck, Gammel und Stockflecken zeigten sich, wie die folgenden Fotos zeigen:

   

   

   

   

   

Auf dem Chassis gut zu erkennen (Pfeil) ist der die Fassung einer Oktalröhre. Darauf sitzt der Stecker der Ablenk- und Fokussiereinheit, dessen isolierter Griff zur Scharfstellung rückseitig heraus ragt. Sie verbleibt bei der Demontage des Chassis am Bildrohr...

   

...zusammen mit der Ionenfalle:

   

Nach dem Entnehmen des Chassis  zeigte sich auch, warum der Netzschalter nicht mehr funktioniert: Das Poti löst sich - leider wie üblich - in seine Bestandteile auf:

   

Von den rückseitigen Einstellreglern sind bei einigen die schwarze Kunststoffgriffe abgebrochen:

   

Aber auch dafür habe ich Ersatz da (Zweitchassis Dürer - alle Einstellregler und Zweitchassis Rubens - das Poti).

Nach dem Abnehmen des Zeilentrafokäfigs war ich überrascht: Es ist - wie sollte es auch anders sein - nicht ein Zeilentrafo mit EY51 verbaut, wie er im Kundendienstheft beschrieben und im dortigen Schaltplan gezeigt wird. Schnell ein Blick auf's Ersatzchassis geworfen: Dasselbe. Auf beiden Chassis hockt ein Zeilentrafo mit einer DY86:

   

   

Aha!? Habe ich schon wieder ein Kundendienstheft mit einem veralteten Schaltplan? Geht das grad so weiter wie mit dem Rubens? Oder ist das Zufall mit den beiden Chassis? Die beiden Befestigungskeile, die den ZT auf dem Chassis halten, fehlen - auch auf dem Zweitchassis. Sehr wahrscheinlich wurden die Zeilentrafos ausgetauscht und einfach nicht befestigt. Die Ursache ist erst einmal unbekannt.

Schnell war der Zeilentrafo abgelötet. Nicht nur er sah ziemlich verdreckt aus, Reinigung tat Not. Auch unter dem Zeilentrafo sah es auf dem Chassis aus, als wäre es hier einst "hoch hergegangen":

   

Ich habe mich beigemacht und diesen Bereich einschließlich der beiden Elkos mit Wasser und Scheuermilch von der schmierigen Pampe befreit:

   

Dann habe ich das Chassis zumindest schon mal etwas vorgereinigt, so dass man nun eine saubere Arbeitsplattform hat. Anschließend habe ich den ZT wieder auf dem Chassis befestigt (unter Zuhilfenahme von Befestigungskeilen des ZT vom Rubens-Zweitchassis). So sieht es nun erst einmal von oben aus:

   

   

Hinsichtlich der Unterseite des Chassis gibt es in Bezug auf Sauberkeit überraschenderweise nichts zu beanstanden. Lecker' Originalverdrahtung vom Feinsten und alles wirkt hier noch erstaunlich sauber:

   

   

Hatte der Rubens nur eine Siebdrossel, so hat der Dürer derer zweie. Auch sie tragen zum vergleichsweise enormen Gewicht des Chassis bei.

Die nächsten Aufgabe steht an: Austausch aller defekten Regler.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#16
Schau an schau an, du bist ja schnell. Da kann ich gar nicht mitziehen. Smile
Da sehe ich auch die ominöse Spule. Die scheint wohl Standardisiert gewesen zu sein, bei den Nachfolgemodellen vom Rubens.
Prima, lese sehr gespannt mit.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#17
Servus Fernsehfreunde,

der Austausch der Potentiometer und Einstellregler ist kein großer Akt.

Das eingangs gezeigte, defekte Hauptpoti mit dem Netzschalter ist schnell ausgetauscht:

   

(11.04.2021, 11:45)Radionar schrieb: ...Ich bin ... gespannt, in welchen Zustand der Helligkeit-und Kontrastregler bei deinem FS sind ... leider defekt...

Tja, Detlef: Bei aller - zumindest meiner - Liebe zu diesen DDR-Fernsehern, aber die Potis und Einstellregler haben eine geradezu unglaublich schlechte Qualität bzw. Langzeitstabilität.

   

Hatte ich bei dem Rubens noch Glück damit, so sieht das hier beim Dürer ganz anders aus. Alleine nur das Ablöten der Bauelemente hat schon gereicht und die Kontakte fielen von den Nieten ab:

   

Oder aber es zeigt sich, dass trotz scheinbar intakter Nietverbindungen die Potis keinen Widerstand mehr haben, so wie dieses frontseitige Poti...

   

...welches ich durch ein West-Pendant austauschte (da kein funktionsfähiges Original mehr zur Hand), dessen Achse ich vorher kürzte:

   

Bei der Gelegenheit habe ich die vorher gesäuberten Gleitflächen mit Vaseline eingerieben, so dass jetzt wieder ein schöner Leichtlauf auf beiden Seiten gewährleistet ist.

Ich würde mich nicht wundern, wenn diese Regler bei solchen DDR-Fernsehern aus dieser Zeit mit als Haupfehlerquelle infrage kommen und kann daher nur dringend dazu raten, jeden auszutauschenden Regler dieser Art unbedingt vor dem Einbau auf korrekte Funktion zu prüfen.

OK, andererseits... Niemand hat damals wohl jemals daran gedacht, das gefühlte 100 Jahre später mal jemand dahergelatscht kommt und solche Glotzen repariert... Smile

Die beiden markierten Regler waren schnell ausgetauscht. Der mit Z (Horizontalfrequenz) markierte Regler...

   

hat im Bereich des Zeilengenerators genug Platz zum Aus- und Wiedereinbau. Hier der ausgetauschte Einstellregler:

   

Man beachte die unterhalb des Reglers liegende Spule des Schwungradkreises, der diesmal ein Sikatrop parallel geschaltet ist. Das ist das Schöne an diesen Geräten: Sie sind standardisiert und man kann alles problemlos im Austausch von anderen Geräten ersetzen.

Platzmäßig etwas anders sieht es beim Regler für die Vertikalfrequenz aus. Da liegt dicht gedrängt ein großer Widerstand davor. Der muss ausgebaut werden, sonst kann man den Einstellregler nicht bewegen:

   

Alleine beim Ablöten dieses Einstellreglers kamen mir gleich zwei seiner Kontaktbahnen entgegen...

   

Hier der ausgetauschte Einstellregler:

   

Wat'n Glück: die beiden unteren Regler auf dem Foto sind intakt! Ihr Austausch würde sich aufgrund des dichtgedrängten Aufbaus nicht ganz so einfach gestalten.

Nächste Aufgabe: die Kondensatoren.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#18
Wenn die genieteten Lötanschlüsse der Potis bei dem Dürer jetzt fast von alleine abfallen, wird das wohl dem schlechten Lagerungszustand des Gerätes geschuldet sein, so verdreckt wie der aussieht. Wer weiß, in welcher Umgebung mit korrosiven Dämpfen und Niederschlagen der mal stand. Aber richtig, die Potis sind nun wirklich nicht für ein gefühltes Jahrhundert gedacht gewesen. Bis auf mechanisch immer mal defekte Schalter der Potis, gab es früher kaum Probleme. Ganz anders bei den späteren und viel kleineren Pertinax-Einstellreglern ohne Achse und für Abgleich-/Einstellarbeiten mit einem Schraubendreher. Die waren immer mal ein Grund für Probleme.

Gruß

(Reflex-)Kalle
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#19
Da hast du wohl Pech gehabt. Das wird wohl eher am Material des Messings sein. Zuviel Zink im Material.
Messing besteht ja aus Kupfer und ca. 40 % Zink. Zinkfraß kennt ja auch jeder.
Eigentlich sind diese Potis fast unkaputtbar. Die späteren kleineren Potis sind da fast alle hinüber. Die Ösen brechen auf, die muss man alle nacharbeiten, wenn man länger Freude dran haben möchte.

Aber clever wie du bist, Michael, bekommst du das auch gebacken, wie man so sagt. Smile
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#20
Hallo Fernsehfreunde

Da kommt ja auf mich und die Clivia noch einiges zu, wenn ich die Potis sehe. Igendwann werde ich das alles überprüfen. Momentan spielt sie ja und ab und zu schaue ich mir eine DVD mit der Clivia an.

   
da ist auch nur ein Dürer drinn, ich bin gespannt, wie bei Michael seinem Dürer die Bildqualität sein wird.
Nur die Regler muß man bei meiner Clivia mit sehr viel Gefühl bedienen. Die Bildqualität ist gut, wer genau hinschaut, erkennt aber den leichten Knick in der Haltestellensäule. Andreas hatte ja seinerzeit eine sehr gute Bildröhre beschafft, eigentlich muß hier nur Feinarbeit bei den Einstellungen vorgenommen werden. Die eher etwas Kontrastarme Bilddarstellung liegt an der DVD, man muß leider bei den Fernfahrerfolgen damit leben, aber so kommt doch das 60er Jahre Gefühl gut rüber. Mit Bildgenerator hat man ein wirklich knackiges Kontrastscharfes Bild.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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