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Mende 138W
#1
Hallo,
Hier die technischen Daten:
Model: Mende 138W
Baujahr: 1933
Röhren: RENS 1214, RENS 1264, RENS 1204, RES 164 oder RES 384 oder RE 134, RGN 1054.
Prinzip: Audion mit Rückkupplung.  2 Kreise AM - LW und MW.
Spannung:  Wechselstrom 110,V, 125 V,  150V,  220V, 240 V
Material: Bakelit.
Gerät ohne Lautsprecher.
Abmessungen: 340/240/240 mm.
Das Radio sah vor der Reparatur so aus:
- Gehäuse aus Bakelit, ohne Macken
- Röhren fehlen
- Rückwand fehlt
- zwei Bedienknöpfe fehlen.
- ein Elektrolytkondensator fehlt.

   
Von oben gesehen - Skala dreckig aber OK. Ein Elektrolyt fehlt. Die ersten Messungen - der Trafo ist intakt, der Drehko auch. Sogar Skalenbirnchen und die Sicherung auch. Der verbliebene Elkondensator zeigt das Datum September 1932.
   
Chassis von unten:
Der Kondensatorenblock beheimatet 12 Kondensatoren von 0,1 bis 2,0 µF und sieht erstaunlich gut aus. Datum- 01.1933. Also erster Erkenntnis oder lieber erste Annahme, das Radio ist 1933 hergestellt worden. Das Chassis sieht sauber und unverbastelt aus, aber irgendwas fehlt.
   
Bisschen genauer betrachtet, und man sieht ja - die freien Kondensatoren sind abgeklemmt oder fehlen, viele Widerstände fehlen eben so. Kabelleitungen durchgeschnitten.  
Es hat ein Meister hier sehr radikal gearbeitet:
   
Gut, dass er doch sich nach der Randale besonnen hat und mir wenigstens einen Preis im Radio drin gelassen hat.
   
Wenigstens werde ich während der Reparatur nicht hungern und bekomme sogar am Jahresende einen Bonus für meinen Einkäufe Smile
Gruß,
Ivan
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#2
Hallo,
Der Mende 138W ist mit dem Bakelitgehäuse und ohne eigenen Lautsprecher weit nicht so attraktiv wie seinen Bruder 194W , der bei gleichen Schaltung ein Holzgehäuse in Kathedralenform hat, aber dank der großen, zweitgeteilten Skala auch nicht weg zu werfen.
Apropos, Schaltung:
   
Ein zweikreiser Audion mit Rückkopplung. Die Lautstärke wird an G1 der RENS1214 geregelt. Die HF wird von RENS1264 verstärkt und - durch die Audionröhre - RENS1204 demoduliert. Letztere dient für TA als NF Vorverstärker. Die Rückkopplung erfolgt durch einen 400 pF Quetscher an die Anode der RENS1204.
Verwirrend sind die Angaben der Endröhre. In manchen Schaltungen ist eine RES164(L416d), oder aber die stärkere RES374 angegeben.

Das Gerät ist überschaubar und reparaturfreundlich gebaut. So, dass die Reparatur recht flott ging. Zum Glück ist der Blockkondensator intakt (alle Kondensatoren abgelötet und mit Isolationsprüer geprüft). Der verbliebene Elekrolytkondensator ließ sich gut formieren.    
Erstaunlich nach so viele Jahren und interessant wieso der zweite ausgebaut wurde.
Die wenigen freistehenden Kondensatoren wurden durch neue ersetzt.
   
Die fehlenden Widerstände in den Spannungsteiler der Röhren wurden eingebaut, die restlichen wurden nachgeprüft - in Toleranz. Einzig der Lautstärke-Regler _ ein 5 kOhm Drahtwiderstand hatte Unterbrechung.
       
Zum Glück hat sich ein 6,8 kOhm gefunden, nur die Achse war etwas zu-kurz. Diese habe ich mit einem Plastikteil verlängert, indem ich mit 2K Epoksidkleber geklebt habe. Leider habe vergessen es zu fotografieren - beide Teile mit kleber gestrichen. Dann ein passende Schrumpfschlauch genommen, den Rest des Klebers rein und dann beide Teile durch den Schrumpfschlauch verbunden, Hitze zugegeben, 24 Std gewartet, hält.
Was folgte?
Der Wellenschalter wurde gereinigt. Der Rückkopplungskondensator war fest und wurde repariert.
   
Ich hatte keine RENS1214 in Besitz, habe diese durch eine RENS1274 ersetzt - auch Regelpentode. Als Ersatz für die RES164 habe ich mich auf eine PL94 entschieden, mit der Platine von Rolf.
   
   
Ich habe das Radio Eingeschaltet, die Spannungen geprüft, meinen Arbeitslautsprecher (AÜ!) dran und es lief die Musik - zunächst über TA von einem Tefi KC1, dann über Antenne vom Modulator.
Es war schon spät, ich habe mich sehr gefreut und habe kaum bemerkt, dass nach etwa eine Stunde fing das Radio an, leiser zu spielen.
Und am nächsten Abend war es noch leiser, bis der Ton komplett verschwand. wubsmiley

Die ganze Zeit während der Reparatur habe mich immer wieder Gedanken gemacht, wieso hat der Vorbesitzer alle Spannungsteiler ausgebaut? Was hatte er als Problem gehabt? Diese Frage kam jetzt wieder an und hat mich die ganze Woche beschäftigt.
Gruß,
Ivan
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#3
Hallo Ivan
Hier ein Prospekt aus der Zeit...ist einer meiner Lieblingsprospekte....

   

   

Nette Grüße
Alfons
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#4
Danke, Alfons,
Ich mag Mende. Und das ist wirklich ein super schönes Prospekt!
Gruß,
Ivan
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#5
Hallo Ivan,

Dein Mende hat, so glaube ich, das gleiche Chassis wie mein 180er
https://radio-bastler.de/forum/showthrea...=Mende+180

Was mir aber an Deinem Chassis aufgefallen ist, das ist das Chassis des Gleichspannungsgerätes,
siehe 18er-Röhrentypen-Aufdrucke.
Ist das wohl mal umgebaut worden?

@Alfons
schöne Prospekte, die habe ich mir auch zu meinem Mende abgespeichert.
Danke...

Viele Grüße,
Rolf
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#6
Na und dann noch so ein oller Nachttischlampenschalter.

Das geht gar nicht. Ivan ich habe ja Kippschalter....
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#7
Hallo, Andreas,
Hallo, Rolf,

Danke für den Feedback. Rolf, das hat mich auch gewundert, das Chassis ist mit 18-Serie Röhren bestempelt. Ob es umgebaut ist oder vom Werk so gekommen ist, kann man nur raten.. Der Trafo, die Lade- und Siebelko scheinen original zu sein. Und vor Allem ist die Chassisunterseite des Gleichstrom - Geräts etwas anderes. Ein Umbau wäre nicht nur die Heizung betreffen, sondern die komplette Verdrahtung. https://www.radiomuseum.org/r/mende_138g.html
Aber wer weiß?..
Komisch, bei mir hat auch der gleiche Elko gefehlt, wie in deinem Gerät.
@ Andreas, ich wusste, das mit dem Kippschalter bleibt nicht unbemerkt. Der Originalschalter hatte gebrochenen Griff aus Bakelit. Den habe ich ausgebaut und gestern mit Epoxidharz geklebt. Trocknet gerade seit 24 Stunden, ich werde ihm aber noch bisschen Zeit lassen, in der Hoffnung dass der Kleber hält. Die Bruchstelle ist am Hals des Hebels. Ich berichte wie es gelaufen ist. Hier die Bilder:
   
   
Aber die Geschichte ist damit nicht zu Ende.
Wie gesagt, das Radio hat nach ca. 30-50 Minuten angefangen leiser zu spielen, das gleiche war am nächsten Tag bis der Ton komplett verschwand. Eine Messung ergab, dass die Katode der Audionröhre trotz des korrekten Widerstandwerts von 5 kOhm, keine positive Spannung aufwies und somit fließ kein Anodenstrom. Das beseitigen des Problems hat mir fast eine komplette Woche die Abenden nach der Arbeit gekostet. Man denkt immer - in NF Bereich können die Probleme schnell disloziert werden. Glaubt mir, es war nicht einfach. Ich habe die Kontakte der Fassungen mit einem Tropfen Kontaktspray auf einer Interdentalbörste blank gebürstet, nichts. Alle Stellen, die ich gelötet habe nachgelötet ohne Erfolg. Am Ende habe ich gedacht, ich tausche die Fassung mit einer neuen. Habe davor mit dem Isolationsprüfer nach eventuelle Kriechströme gesucht, nichts die Isolation der Fassung war gut. Na dann ablöten und austauschen, beschlossen!

Ich lötete die G1 ab, dann die G2, und dann, in dem ich die Heizungsdrähte abgelötet habe, sah ich dass ein der beiden Kabel eigentlich nicht blank aus der Lötstelle heraus kam, sondern war bereits korrodiert. In einem verzweifelten letzten Versuch habe dieses dann richtig gesäubert und wieder gelötet.
Und das Radio kam. Was für eine Erleichterung. Obwohl die Röhre leicht warm war vorher, offensichtlich hatte sie keine richtige Heizung gehabt und daher floß keinen Strom auch. Ich könnte nachvorziehen wieso der Vorbesitzer in seiner Verzweiflung alle Spannungsteiler abgeknipst hat, wohl suchend nach dem Problem.
So, von nun ab war es Routine:
   
   
Aber auch nicht Ende. Ich habe beschlossen, das Look der Endröhre etwas aus zu hübschen. Irgend wie ist es mir gelungen eine defekte Röhre zu schneiden. Der Kolben überdeckte die PL95 passend.
   
Dann habe ich die Rolf's Idee kopiert und diese beschriftet. So passt sie auch optisch besser an:
   
Leider fehlt die Rückwand und zwei Knöpfe um das Radio komplett zu bekommen.
But as we know - nobody is perfekt Big Grin
Gruß,
Ivan
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#8
Hallo, Freunde,
Ich habe heute den reparierten Kippschalter zusammengebaut. Er funktioniert ordentlich und wurde wieder an seine Stelle angebracht. So, sieht jetzt die fertige Rückseite aus:
   
Und ein Bild der verlängerte Poti-Achse, die ich oben beschrieben habe:    
Zum Schluss eine Skizze des Kondensatorblocks - denke das wird jemandem der ein Radio mit diesem Chassis - 138, 180 und 194 - repariert, etwas an Zeit sparen.
   
Auch die gemessenen Werte der Kreisen:
   
Sowie die von mir gemessenen Widerstände der Spannungsteiler und die Ströme und Spannungen bei 220V Netzspannung.
   
Und am Ende - Werbung!

.jpg   Werbung.jpg (Größe: 136,38 KB / Downloads: 169)
Gruß,
Ivan
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#9
Sehr schön wieder aufgebaut und vor allem auch sehr schön dokumentiert, Ivan. Großes Lob dafür. Thumbs_up

Es ist prima, dass die 'Propellerskala' noch so gut erhalten ist. Ich habe schon etliche Radios mit solcher Skala gesehen, die durch regelmäßiges Putzen abgewischt bzw. durch starke Sonneneinstrahlung verblichen war.

Was mich interessieren würde, betrifft die Röhren RENS 1214 sowie RES 164, d.h. deren Ersatz.

1)   Ich habe aus Deiner Dokumentation geschlossen, dass Du die fehlende, seltene RENS 1214 durch die neuere RENS 1274 ersetzt hast, aber auch auf die RENS 1294 verweist. Funktioniert dies reibungslos, oder musstest Du eine Anpassung vornehmen?


2)   Zum Ersatz der RES164 durch die PL 95 hatte unser Forenkollege DiRu ja im rm. org eine sehr interessante Abhandlung geschrieben und auf das Problem des zu geringen Gitterstroms bei unveränderter Schaltung des Radios hingewiesen:
https://www.radiomuseum.org/forum/ersatz...164_2.html

Hast Du die dort aufgeführten insgesamt 5 Widerstände im Sockeladapter verbaut?
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#10
Rolf hat mal für die PL95 eine Platine herstellen lassen und dann darauf eine Fassung verlötet. Diese Platinen hat er freundlicherweise hier im RBF zu Verfügung gestellt. Plug and Play sozusagen. Ist auf einem der oberen Bilder von Ivan zu sehen.
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#11
Hallo, Klaus,
danke für die guten Worten, das motiviert.
Zu Deinen Fragen:

1. Du weißt es, aber eventuell auch für einen oder andere, der nicht so viel mit RENS - Röhren unterwegs war:
- RENS 1214 ist die Regelvariante der 1204
- RENS 1274 ist die Regelvariante der 1264
- RENS 1294 ist die Regelvariante der 1284.
Von der anderer Seite ist die RENS 1284 Nachfolger der 1264, die Nachfolger der RENS 1204 ist.
Ein Austausch der RENS 1204 mit 1264 oder 1284 ist nicht kritisch, wobei zu bedenken ist, dass wegen der größeren Steilheit bei manchen Empfänger zu Schwingen kommen könnte. Meiner Erfahrung nach gescheht das sehr selten eher wenn die RENS1284 als Austauschröhre kommt, bei 1264 ist mir noch nicht was passiert. Wir dürfen auch in Betracht nehmen, dass wir selten mit NOS Röhren zu tun haben. Ein Experimentieren ist immer im Spiel.
Genau das gleiche gilt für die Regelvarianten der Röhren.
In den Mende 138W habe ich zuerst RENS 1274 - 1264 - 1204 eingesetzt. Der Gespann hat gut funktioniert. Dann habe ich im Züge der Optimierung RENS1294 - 1284 - 1264 eingesetzt und das Radio spielt noch lauter (denke ich  Smile ).
Ich habe schaltungstechnisch nichts an das Gerät verändert.

2. Die PL95 - Ersatzröhre zu RES 164 ist mit den Widerständen beschaltet.
Ich habe die Platine von Rolf (Bastelbude) benutzt, die hier beschrieben ist: Auf Seite 3 des Berichts ist die Fachinformation mit den Messergebnissen.
https://radio-bastler.de/forum/showthrea...light=PL95
Rolf hat diese nach der Beschreibung vom Jacob hergestellt und dem Dietmar zum Messen zur Verfügung gestellt. Ich habe auch eine 3B4 als Ersatz zu RES 164 ausprobiert, die heizt schnell (direktbeheizt), ist etwas lauter als die PL95, aber die PL95 bietet einen besseren Klang. Das ist natürlich eine persönliche Einschätzung, die auf keinen Messungen basiert. Ich bin mit der Rolf - Platine sehr zufrieden, plane meinen Vorrat zu aufstocken.

Was für mich schrecklich schwer ist, die Röhrenkolben zu schneiden, ohne diese zu zersplitten. Dafür bin jedem Rat dankbar. Das mit dem mit Benzin getränkten Faden funktioniert bei mir nicht - bis ich zünde, ist der Sprit in die Ionosphere bereits.
Gruß,
Ivan
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#12
Danke, Ivan, für Deine Einschätzung.
Mir sind solche persönlichen Erfahrungswerte wichtig, denn sie ergänzen die bereits nachlesbaren Laborwerte.
Ich habe ja derzeit meinen SABA 311WL auf dem Tisch, und der hat erwartungsgemäß eine ziemlich verbrauchte RES164 drin. Derzeit dudelt er mit einer umgesockelten RL2P3, ebenso habe ich den 3B4  - Umbau zur Hand, aber den PL95 - Umbau mit den 5 Widerständen habe ich noch nicht getestet.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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