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Blaupunkt Cortina 7427
#1
Hallo Fernsehfreunde

Eine Blaupunkt Radiosammlung ohne ein Blaupunkt Fernsehgerät ist möglich, aber Sinnlos. Naja, ganz Sinnlos ist so eine Sammlung nicht, aber sie wird doch angenehm Optisch erweitert, wenn auch ein Schwarz/Weiß Fernsehgerät aus den Fünfziger Jahren dabei ist.
Lange gesucht und nun stand dieser seltene Apparat sozusagen vor meiner Haustür, genauer gesagt 8 Km von mir entfernt. Das Gerät stammt aus dem Haushalt eines Pensionierten Radio/Fernsehtechnikers. Es grenzt an ein Wunder, das der Apparat überhaupt noch die Wegwerfzeiten überlebt hat. Das genaue Modell ist ein Cortina 7427. Davon gab es noch nicht mal ein Foto im R.M.O. ich habe das nachgeholt und mir auch dort den Schaltplan heruntergeladen.

Zunächst die technischen Daten des Fernsehers


Hergestellt etwa 1957


Röhren: PCC88 HF Stufe
PCF82 Oszil. Und Mischstufe
EF 80 1. ZF Stufe
EF 80 2. ZF Stufe
EF 80 3. ZF Stufe
PCL84 Bildverst. Ampl.
EF 80 Ton ZF
PABC 80 NF Vorstufe
PL 82 Ton Endstufe
ECH 81 Impulssieb
PCL 82 Bildkipp Oszillator
ECC81 Zeilen Oszillator
PL36 Zeilen Endstufe
PY 83 Booster
EY 86 Gleichrichter Hochspannung
ECC82 Helligkeits Steuerung
EF 80 Abstimmanzeige
EF 80 Klarzeichner
EAA 91 Anheizbrumm Unterdrückung und Abstimmanzeige Diode
AW 43 – 80 90° Bildröhre
Dann findet man in dem Gerät noch einige Dioden und zwei Gleichrichter!
Gleichrichter E 250 C 350 und E 250 C 85
sowie Dioden OA 160 161 und 261
Außerdem befindet sich in dem Fernseher eine 1957 vorgestellte Neuartige Schaltung , die getastete Helligkeitsautomatik. Das würde ich dann beschreiben, wenn es in dem Bereich zu Austauscharbeiten kommt.

Das Gerät ist für 220 Volt Wechselstrom ausgelegt
3 Lautsprecher sind in dem Fernseher, hier stimmt die Angabe bei R.M.O. leider nicht.
Das Gewicht beträgt etwa 32 Kg, wobei man ja bei der Unhandlichkeit solcher Apparate eher auf einen guten Zentner tippen würde.


Nun steht das gute Stück in meiner Werkstatt und nach einer ersten Sichtung, klingen mir noch die Worte des Fernsehveteranen in den Ohren : mach die Elkos Neu, Du kannst aber mit einem Regeltrenntrafo langsam mal Strom in das Gerät geben. Dann hast Du schon einen ersten Überblick, was dich da erwartet. Gespielt hat er noch vor einigen Jahren. Wobei ich allerdings glaube das diese einigen Jahre sicherlich 20 und mehr sind.
Ja und das habe ich auch gemacht und war doch erstaunt, das der Blaupunkt ein Bild lieferte und auch einen schwachen Ton. Und ich bin gespannt, ob ich diesen Fernseher wieder mit meiner einfachen Methode der Reparatur zum spielen bringe. Leider gelingt so was nicht immer, wie ich erst kürzlich bei einem Philips Leonardo Automatic feststellen mußte. Da sind meine bescheidenen Kenntnisse leider begrenzt. Und jedes Problem, was man bei einer Reparatur in einem Fernseher findet möchte ich nun auch nicht anderen zur Aufklärung aufbürden. Und bei solch komplizierten Schaltungen wie bei dem Leonardo, sind Ferndiagnosen wohl nicht möglich.

Aber zurück zu dem Blaupunkt Cortina, dessen Gehäuse im übrigen sehr gut erhalten ist.

                      
   
Hübsch ist er, und er wird mir ordentlich Arbeit machen. Aber mir liegen nun mal solche Fälle. Das Beste kommt zum Schluß, dann wird die Bildröhre ausgebaut und gereinigt.

   
Die Rückwand ist nicht zerfleddert, mir erscheint der Blaupunkt nun wie ein Besuch aus vergangenen Zeiten. Da standen diese Apparate zu hauf in den Regalen der Fernsehwerkstätten. Bis die Geräte bei Aufräumaktionen auf den Müll flogen.

   
   
Da soll mal jemand sagen, das Blaupunkt keine Fernseher bauen konnte. Übersichtlich das Chassis auf der oberen Seite. Ich bin gespannt, was mich darunter erwartet. Die Elkos sehen noch gut aus, nichts geplatzt, oder ausgelaufen. Ersatz habe ich als Neuware.

   
Die Ablenkeinheit sieht doch etwas anders aus, wie bei meinem Nordmende Diplomat. Sie wirkt etwas kompliziert, was das einstellen angeht. Die Ionenfalle ist ein bekanntes Bauteil. Jedoch der Bildlagemagnet ist für mich Neu und er hat zwei Funktionen. Ebenso die beiden äußeren Magneten, es sind Kissenentzerrungsmagneten. Zusätzlich kann man die Ablenkspule in der Hülse verdrehen.

   
Am Lautsprecher sehe ich, was mich an Kondensatorentypen erwartet. Die Blaupunkt-Typischen Silberlinge Modelle sind grundsätzlich auszutauschen. Das ist bei den Radios so und auch hier wird es so sein. Gerade bei Fernsehgeräten ist die Voraussetzung guter Bauteile ein Garant für einwandfreien Betrieb. Wer hier spart , bezahlt unter Umständen doppelt.

   
Im Bild sind die 3 Becherelkos zu sehen.

   
Der Röhrenübersichtsplan befindet sich in der Rückwand.

   
Das Chassis von unten, das man durch die Service Öffnung gut erreichen kann. Man kann erkennen, hier wurde schon einiges gemacht, um das Leben des Cortina zu verlängern. Also muß man sehr aufpassen, was hier verändert wurde. Zum Teil sind rustikale Veränderungen zu finden. Davon tauchen dann noch im laufe der Reparatur einige auf. Und leider ist es hier nicht so übersichtlich. Beim vergleichen mit dem Schaltplan sind doch einige Teile weit verstreut über das Chassis. Aber die Leitungsfarben helfen sehr gut, das einzuordnen.

   
Das Netzkabel ist mit einer Lüsterklemme versehen, der Netzschalter wirkt nur noch einseitig. Ein weiterer Drucktastenschalter ist in der Leitung. Diesen Schaltertyp kann man zerlegen und wieder reparieren. Das wird allerdings ein sehr fummeliger Arbeitseinsatz. Das hebe ich mir für einen trüben Tag auf.

   
Es ist alles vertreten vom Papierkondensator mit Teerkappen und Folien, sowie Blaupunkt Silberlinge. Der verdeckte ist ein Hydra Kondensator. Der wird noch zum Grübeln führen, was der dort bedeuten soll. Was sieht man noch: Oben rechts bei den Linearitätsreglern ist ein 160Kohm, der mit einem 50 Kohm gebrückt ist. Vermutlich letzter Versuch, noch ein einigermaßen gescheites Bild mit den verbrauchten Kondensatoren zu bekommen. Das muß also alles raus und peinlichst genau mit dem Schaltplan verglichen werden. Das Poti rechts ist für die Bildhöhe zuständig und Bombenfest.

   
Hier sieht man rechts die Linearitätsregler. Ein 200 Kohm für Linerarität Oben und ein 500Kohm für Linearität Unten. Bei dem 500 Kohm ist vom Schleifer ein Niet abgebrochen. Hier muß Ersatz eingebaut werden. Etwas weiter oben sieht man sogar einen Philips Kondensator , die Senffarbenen sind mit Vorsicht zu genießen.

   
Um die Tonendstufe sieht es so aus. Eros in abgeschirmter Bauform, Wima Klötze und ein Elko. Unten sieht man einen grauen 500Ohm Widerstand, das ist auch so eine gebrückte Konstruktion.


Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#2
Servus Detlef,

danke fürs Teilhabenlassen an der Restauration! Smiley32

Ein herrlicher Kanonenofen, mein lieber Scholli. Ich bin beeindruckt und werde begeistert mitlesen. Der Apparat schreit förmlich nach viel Arbeit -> viel Erfolg!   Thumbs_up

Mir fällt der Magnet der Ionenfalle auf. Genau so einer ist interessanterweise in meinem 57er Dürer verbaut. Ob damals "Ost und West" hier gemeinsame Sache gemacht haben? Wir werden es wohl nicht mehr erfahren.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#3
Hallo Fernsehfreunde


Fernsehgeräte sind hier im RBF ja nicht gerade stark vertreten, zumindest die 50er Jahre Geräte. Da ist es doch angebracht hin und wieder solche Geräte vorzustellen und auch über die Reparatur zu berichten. Da ich nun langsam wieder meinem Spaß an alten Fernsehern bekomme, wird es also von Zeit zu Zeit einen Bericht über den Stand der Reparatur des Blaupunkt geben. Nun hoffe ich, das mein Bericht über den Blaupunkt nicht zu langwierig wird, aber so wie das aussieht, wird er wohl etwas länger werden.


@ Michael – es freut mich, das Du an dem Blaupunkt Bericht interessiert mitliest. Kurios ist, das die Ionenfallen, wie wir sie ja aus dem Dürer / Clivia kennen, auch bei frühen Philips Fernsehern verwendet wurde. Warum die bei dem Philips allerdings so seltsam verdreht ist, habe ich noch nicht heraus gefunden. Dieser Fernseher aus dem Jahr 1955 dürfte auch erheblich viel Arbeit machen. Einen Schaltplan gibt es dafür nicht und es wurde schon ordentlich in dem Gerät gearbeitet, so das man nicht nachvollziehen kann, ob das auch dem Original entsprach. Anbei ein Foto des Philips mit der typischen Ionenfalle mit Klemmschraube.
   
Und noch ein Kanonenofen, der Philips 17TX 100 49A

Zurück zu dem Blaupunkt Cortina

Bevor es zu einem ersten Test kommt, überprüfe ich die Röhren und beginne mit der Bildröhre. Diese hat fast 1mA Emission und ist also in hervorragenden Zustand. Keinerlei Störungen sind auf dem Müter zu sehen, lediglich der Sockel ist etwas locker und die Fassung geht schwerfällig ab. Da muß man die Kontakte säubern und evtl. mit ein wenig Wellenschalteröl das ganze geschmeidig machen. Bei der Überprüfung der Bildröhrenfassung stelle ich fest, das der Bildschärferegler festsitzt und vermutlich auch keine 10Mohm mehr hat. Hier muß ich Ersatz beschaffen, oder das Poti gangbar machen.

   
Das ist die Ausbeute an Röhren, die keine guten Werte mehr haben. PCC88 PCF82 beide aus dem Tuner EF80 1.ZF EF80 3.ZF EF80 Abstimmanzeige EF80 Scharfzeichner EF 80 Ton ZF ECH81 Impulssieb PCL82 Bildkippstufe ECC81 Zeilenoszillator EY86 da ist die Kappe lose. Bei den anderen Röhren werden die Stifte gereinigt, dann erfolgt der erste Test.

   
Schön ist anders und der Vorbesitzer hatte Recht. Da kommt einiges an Arbeit auf mich zu. Wenn das Gerät etwas länger in Betrieb ist, verändert sich das allerdings.

   
Es baut sich langsam auf, immer dabei die Stromaufnahme im Blick. Es ist alles noch in unbedenklichen Bereich. Also weiterhin eingeschaltet lassen. Der Ton ist sehr leise und läßt sich gar nicht lauter stellen. Die rückseitigen Regler haben Anfangs keinerlei Einfluß auf das Bild. Der 500Kohm Regler für die Linearität , wo der Niet abgebrochen ist, macht sich durch Funkengewitter bemerkbar. Das muß ich zunächst so lassen. Die entsprechenden Störungen sieht man auf dem Bildschirm.

   
Das ist das Ergebnis, wenn das Gerät etwa 5 Minuten läuft. Nun kann man mit den beiden Reglern ein wenig die Bilddarstellung verändern. Auch jetzt ist kaum der Ton zu hören. Nach dem ausschalten ist kein Nachleuchtfleck zu sehen, das ist schon mal beruhigend. Dieser erste Test genügt mir und die Austauscharbeiten beginnen bei den Becherelkos.


Zwischendurch mal ein Übersichtsplan von der Chassisoberseite und Unterseite
   
   

Für den Ersatz Der Becherelkos verwende ich Neuteile. Der 100 + 50 µF wird mit einem 50+50+50 µF ersetzt, wobei zwei 50µF Klemmen zusammengelötet werden. Die anderen sind ein 50+50+50µF sowie ein 50+50µF Der Einbau ist unproblematisch und einem weiteren Test steht nichts mehr im Weg. Hier interessiert mich nur die Spannung, die bei den Gleichrichtern abgegeben wird. Das Ergebnis ist ernüchternd! Der E 250 C 350 gibt bei 220Volt Netzspannung gerade mal 220Volt ab. Der kleinere E 250 C 85 ist völlig daneben mit seinen 180 Volt ! Zur Info , gewünscht sind am kleinen Gleichrichter 270 Volt und am großen 275 Volt, das ganze gemessen bei voll aufgedrehten Kontrast ohne Signal und abgeregelter Helligkeit !

Etwas mehr Spannung kann ich noch einregeln, hier richte ich mich nach der Röhrenheizspannung die ja bekanntlich bei 6,3 Volt liegen sollte. Aber selbst wenn ich für diesen Wert 225 – 230 Volt einspeise, verändern sich die Werte kaum. Also muß hier Ersatz eingebaut werden. Nun bin ich am überlegen, den kleinen Gleichrichter kann ich schnell gegen einen neuen Flachgleichrichter ersetzen. Seine Aufgabe besteht darin, den NF Bereich zu versorgen. Das ist übersichtlich und die vorgefunden Bauteile sind schnell ausgetauscht. Das habe ich dann auch gemacht, um kein Risiko einzugehen, das durch die höhere Spannung irgend was beschädigt wird. Schließlich ist es immer ein Risiko ein Gerät mit den alten unsicheren Bauteilen zu betreiben. Aber den großen Gleichrichter lasse ich noch im Gerät. Es sind einfach zu viele kleine Elkos und Kondensatoren, die noch erneuert werden müßen. Erst dann möchte ich an Stelle des Selengleichrichter eine Konstruktion aus Dioden bauen. Mir schwebt vor, es ähnlich zu bauen, wie es bei Philips Fernsehern seinerzeit üblich war. Nämlich 2 hintereinander geschaltete Dioden Typ OE 210 oder 211 evtl. 214. Aber da muß ich nachschauen, was ich davon im Magazin habe. Dioden habe ich hunderte von Sorten, vielleicht finde ich was.

   
Ein neuer Flachgleichrichter, ob er noch etwas taugt, wird sich zeigen. Dieser E 250 C90 war leider nicht so doll, deshalb habe ich wieder einen E 250 C85 wieder verwendet. Es zeigt sich, das solche Teile auch altern, wenn sie noch nie benutzt wurden. Meist werden sie sehr schnell heiß und man sieht an der Stromaufnahme, das etwas nicht stimmt. Naja, ich habe noch einige von den Gleichrichtern, da wird schon ein brauchbarer dabei sein.

Bevor es an die Kondensatoren geht, werden zunächst die weiteren Elkos erneuert. Neun liegende Elkos sind es . Davon einige elendig verbaut. Fließbandproduktion - Man erkennt das sofort, da die Lötleisten vormontiert wurden und am Band erst mitsamt den Bauteilen eingesetzt wurden. Da muß man sich nicht wundern wenn so mancher Elko und Kondensator unter der Lötleiste eingeklemmt sind und man kaum an die Dinger kommt.

   
Hier auf dem Foto ist so ein Elko zu sehen. Er liegt unter den beiden grünen Widerständen, die da übrigens auch nicht rein gehören. Da wurde getrickst, um den Apparat am Leben zu halten.

   
Ein 22 Kohm gehört hier rein, der Elko ist nun auf der anderen Seite besser zugänglich platziert. Ich habe mir angewöhnt , bevor Bauteile ersetzt werden vorher ein Foto von dem vorgefundenen Zustand zu machen. So kann man evtl. Fehler vermeiden oder falls man doch einen Bock einbaut, das ganze wieder in den ursprünglichen Zustand zu bringen. Der kleine Elko kann also durchaus auch noch an einen besseren Platz gelötet werden, falls es hier zu Problemen kommt. Außerdem entscheidet das Auge mit, damit es übersichtlich bleibt. Wie man auch sehen kann, fange ich nicht an Kondensatoren in Original Hüllen zu stecken. Das würde bei den Blaupunkt Silberlingen auch viel Arbeit machen. Nur ein einziges mal habe ich das bei einem Blaupunkt Radio gemacht. Auch die Elkos bekommen keine Zeitgenössischen Hüllen. Mir kommt es auch die Funktion an.

   
Was passiert, wenn man wie hier so ein Konstrukt ändern will, möchte ich erklären. Dieser graue 500 Ohm brückt einen 200Kohm Widerstand der an Pin 3 von Röhre 17 angeschlossen ist. Röhre 17 ist die ECC82, eine Röhre die als Störaustastdiode und für die Helligkeitsautomatik verwendet wird. Getastete Helligkeitsautomatik nennt sich diese Schaltung hier. Zunächst wollte ich die Beschreibung dieser Schaltung umgehen, aber ich denke, das man das erklären sollte, für diejenigen, die von solchen Speziellen Schaltungen aus der Anfangszeit unserer Fernseher noch nie was davon gelesen haben.

   
Grundsätzlich geht es hierbei um eine unabhängige Kontrastregelung. Was den Technikern seinerzeit unter den Nägeln brannte, war die Tatsache, das die Einstellungen von Helligkeit und Kontrast je nach Tageslichteinfall in dem Raum, wo der Fernseher stand , dafür sorgten, das man immer aufstehen mußte um diese beiden Regler zu justieren. Diese Schaltung hier wurde seinerzeit als echter Fortschritt auf der Stuttgarter Fernsehschau präsentiert. Entscheidend ist hier die Röhre 17, eine ECC82. Das Triodensystem dieser Röhre liegt zwischen Katode der Bildröhre und Masse. Dem Gitter der Triode wird von dem Zeilentrafo über den Kondensator C116 während des Zeilenrücklaufs ein positiver Impuls zugeführt. An W122, dem Regler, entsteht während der Tastzeit eine hohe negative Spannung von 140Volt. C123 und C116 sind so bemessen, das die von W122 abgegriffene und über W123 dem Steuergitter der Bildröhre zugeführte Gleichspannung während des Zeitraums zwischen zwei Synchronisierimpulsen konstant ist. Durch die Spannung von – 140Volt am Gitter der Triode ist die Röhre gesperrt. Nur während der Tastung ist die Röhre also geöffnet. Während dieses Zeitraums wird überW117 und W119 der Kondensator C118 aufgeladen. An dem Kondensator C118 entsteht eine Spannung die unabhängig vom Bildinhalt ist. Diese wird zu der an W122 abgegriffene Gleichspannung addiert. Beide Spannungen werden nun dem Steuergitter der Bildröhre zugeführt. Die Aufladung an C118 wird also so ausgenutzt, das sich der Pegel des Schwarzwert ausrichtet. Der Arbeitspunkt der AW43-88 ändert sich nicht mehr und das Bild baut sich bei jeder Stellung des Kontrastreglers vom Grauschwarz zu den hellen Bereichen auf. Die Beschreibung ist angelehnt an eine Niederschrift einer zeitgenössischen Fachzeitung.

Zusätzlich gibt ist ja hier im Cortina auch noch eine Scharfzeichner Schaltung. Wie sich diese auswirkt, werde ich am Ende der Reparatur feststellen.

Wie gesagt, klemmt man sowas im jetzigen Zustand ab, bleibt der Bildschirm Zappenduster. Und das es so ist, liegt hier eindeutig an den mangelhaften Kondensatoren. Diese Überbrückung mit dem 500 Ohm Widerstand wird also erst ganz zum Schluß entfernt, wenn es an die Feinarbeit der Einstellerei geht.

   
   
   
Aber nun geht es weiter mit dem Kondensatorentausch, schließlich möchte ich sehen und vor allem hören, ob die erneuerten Teile schon etwas gebracht haben. Ein Schaltplanauszug mit der NF Stufe stelle ich auch vor. Nachdem dieser Bereich abgeschlossen ist und auch die anderen Teile im NF Bereich ersetzt wurden, mache ich einen weiteren Test.

   
So sieht das nun aus, hören kann man noch nichts, der Ton ist immer noch unterdrückt und nur schwach zu hören. Ich weiß auch schon, wo ich da ansetzen muß, später dazu mehr. Das Bild ist doppelt, zumindest wirkt es so, da die Konturen doppelt erscheinen. Die oberen Zeilen sind gedehnt, die unteren stark zusammen gedrückt und verschwimmen ineinander. So eine Bildstörung hat man nicht oft und in den alten Büchern findet man nicht viel dazu. Klar, das es an der Linearität liegt und evtl. auch an der Bildbreite, dessen 1 Mohm Poti Bombenfest ist. Die Ursache fand ich später, als ich mich mit den Potis beschäftigte. Später dazu mehr. Der neue Flachgleichrichter gibt ca 260 Volt ab, damit könnte ich leben, wenn er bei Dauerbetrieb nicht zu warm wird.

   
   
Je mehr ich mich mit der Schaltung beschäftige, desto mehr fällt auf, das eigentlich alles von dem Bereich der Zeilenkippröhre und Oszillator ECC81 und dem Bildkipp und Endstufen Bereich um die Röhre 12 PCL 82 abhängt. Und somit muß das Bildhöhen Poti erneuert werden. Ohne hier etwas zu verstellen ist weiteres Testen sinnlos. Außerdem werden ab jetzt max. 5 Kondensatoren erneuert und dann erfolgt ein Test. Ich möchte ja auch sehen, wie neue Kondensatoren die Bildqualität verändern. Das bedeutet aber nicht, das ich nun jeden Kondensator erkläre, den ich erneuere. Diese Erkenntnisse sind in meinen Notizen, die ich mir bei jeden Gerät während der Reparatur aufschreibe.


Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef

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#4
Servus Detlef,

so einen Flachgleichrichter hatte ich auch mal auszutauschen - in einem Radio. Der Ersatz - ich hatte einen sogenannten NOS noch liegen, der noch nie verbaut war - war nicht mehr zu verwenden. Er lieferte einfach nicht mehr die erforderliche Gleichspannung.

Wenn Du von Helligkeitsautomatik schreibst: Die luxuriöseren RAFENA hatten später neben dem Scharfzeichner auch eine Helligkeitsautomatik drin. Hier war ein Fotowiderstand der "Meßfühler", der in Abhängigkeit vom Raumlicht den zu regelnden Wert für die Automatik lieferte. Müsste Dein Cortina doch auch einen FW haben, oder verstehe ich das jetzt falsch? Und wenn einer drin ist, wäre die Frage, ob dieser alte FW (ein CdS oder CdSe?) noch richtig arbeitet?

Oder ist die von Dir beschriebene Art der Automatik "nur" eine, die das Verhältnis von Helligkeit und Kontrast untereinander ohne Einfluß des Raumlichtes regelt?

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#5
Hallo,

...aber Hallo, das ist auch ein sehr schöner Restaurationsbericht, begeisternd, bin gespannt wie es weitergeht !
Diese frei verdrahteten Geräte finde ich mittlerweile am Besten, früher war das anders, auch weil mir das auf den ersten Blick immer zu "chaotisch" aussah. Elektrisch und basteltechnisch ist das aber weit besser als Platinen oder zu verbaute Konstruktionen...

...und nötigt mir aber auch einen Heidenrespekt ab, da saßen meist Frauen an einem Band und verdrahteten diese Geräte am Stück, eine unglaublich anstrengende und monotone Arbeit, etwa ansatzweise im SABA-Film zu sehen.

Gruß Ingo
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#6
Hallo Fernsehfreunde

Vielen Dank für das Interesse an dem Blaupunkt Bericht

@ Michael
Manche der NOS Flachgleichrichter sind noch gut, andere haben die lange Lagerung nicht überstanden. Erst kürzlich hatte ich einen NOS Einweggleichrichter in flacher Bauform bekommen. Der wurde innerhalb weniger Sekunden sehr warm und die Stromaufnahme stieg ins unermessliche. Wiederum habe ich NOS Säulengleichrichter, die alle noch in einwandfreien Zustand sind und in den Geräten funktionieren. Nur beim Fernsehgerät wird es wohl Sinnvoller sein , mit Dioden zu arbeiten. Der verwendete Flachgleichrichter kann aber im Blaupunkt bleiben.

Die Helligkeitsautomatik mit einer Fotozelle geregelt, kenne ich aus dem Nordmende Diplomat. Dort ist allerdings die Fotozelle defekt und gebrückt. Deshalb muß man bei dem Nordmende jetzt bei ungünstigen Lichtverhältnissen je nach Tageslicht, mit dem Helligkeit und Kontrast Regler stellen, um ein gutes Bild zu bekommen. Ähnlich verhält es sich ja auch bei meinem Grundig Zauberspiegel und bei der Clivia.
Das war auch der Grundgedanke der Ingenieure bei Blaupunkt um diese getastete Helligkeitsautomatik zu entwickeln. Aus der Erfahrung der Servicetechniker wußte man, das Fernsehbesitzer den Kontrast viel zu weit aufdrehen, wenn das Bild bei hellen Raumlicht als zu Flau gesehen wurde. Das hier nur die Helligkeit etwas zurückgestellt werden
mußte übersah der Fernsehbesitzer in dem Moment und drehte hoffnungslos an beiden Knöpfen. Es war das altbekannte Problem, das konstant gehaltener Schwarzwert des Videosignals und die Erhöhung des Kontrast eine Änderung der Bildhelligkeit mit sich bringt. Wichtiger wäre es gewesen, der Besitzer des FS hätte die Helligkeit eingestellt und so eine bessere Abstufung erreicht. Es gab damals etliche Schaltungen um das für den Benutzer zu vereinfachen. In der Theorie beim Blaupunkt sieht das so aus, das man die Grundhelligkeit einstellt und alles weitere nur noch mit dem Kontrast Regler einstellt. Die Übergänge von Schwarz über Grau in weiße Bereiche sollen sich bei jeder Bildänderung automatisch einstellen. Ob das bei dem Blaupunkt auch befriedigend funktioniert, werde ich am Ende der Reparatur sehen. Auch der Scharfzeichner bei dem Blaupunkt hat ja Einfluß auf die Qualität und da bin ich ebenso gespannt, ob und wie sich das zeigt.

Hinweise zu solchen Schaltungen findet man in der Funkschau , oder Fachbüchern , wie z.B. Otto Limann Fernsehtechnik ohne Ballast, darin enthalten, eine Schöne Bedienhilfe für die Einstellknöpfe:
Mit Helligkeitsknopf schöne satte Schwärzen in den Schatten einstellen
Mit Kontrastknopf leuchtend weiße Spitzlichter einstellen

Man kann also bei dem Blaupunkt davon ausgehen, das die Helligkeitsautomatik ohne Einfluß des Raumlichts das Verhältnis Kontrast und Helligkeit regelt. Natürlich wird das nicht so perfekt sein, wie bei einer Schaltung mit einer Fotozelle.

Es gehört hier zwar jetzt nicht unbedingt hin, aber es erscheint mir erwähnenswert, zu beschreiben, wie sich das bei Fernsehern verhält, die nicht über solche Schaltungstricks verfügen.
Bei meinen anderen Fernsehgeräten, insbesondere dem Grundig Zauberspiegel 336 ist die Kontrast/Helligkeit Einstellung sehr wichtig. Hier verändert sich sehr schnell die Bildqualität. Da bin ich Anfangs auch in diese Fehlerfalle getappt. Entweder die Konturen wurden undeutlich , oder das Bild erstickte an den dunklen Bereichen. Gerade bei den Kopien von älteren Spielfilmen aus den 50er Jahren sind z.B. Nächtliche Szenen nicht so perfekt ausgeleuchtet, wie wir das von heutigen Filmproduktionen kennen. Da konnte es also schon vorkommen, das man bei einer Filmszene nur noch ahnen konnte , was dort für eine Handlung war. Zwar lag es auch an der Gesamteinstellung der Bildqualität, bedingt dadurch, das noch einige ältere Bauteile ersetzt werden mußten und der Apparat auch sonst völlig verstellt war, aber trotzdem mußte man die Kontrast und Helligkeits Einstellungen sehr behutsam verändern. Nach einer überarbeitung bei dem Grundig genügt es jetzt, das der Helligkeits Regler gerade mal eine viertel Umdrehung aufgedreht wird, das reicht für einen Raum, der nicht vom Tageslicht erhellt wird. Der Kontrast Regler behält seine Grundeinstellung, die man sich natürlich entsprechend einstellen muß. Was bei den Grundeinstellungen ganz wichtig ist, die Ionenfalle muß sorgfältig eingestellt werden. Das bei dem Grundig diese Einstellung der Ionenfalle solch eine Wirkung zeigt, ( siehe die Stellung des Helligkeitsreglers ) hätte ich nicht gedacht. Deshalb sah das vorher auch viel drastischer aus , wenn man eine DVD von älteren Fernsehserien abspielte, wo man auch noch Abstriche in der Kopierqualität machen muß. Solche DVD`s schaue ich mir gern vorher auf einem modernen Flachbildfernseher an und muß immer wieder feststellen, besser gibt der das auch nicht wieder, wie ein Zeitgenössisches Fernsehgerät. Also Vorsicht bei zu viel Kontrast Verstellung.
Bei der Einstellung der Ionenfalle hoffe ich beim Blaupunkt ähnlich gute Ergebnisse zu bekommen, wie beim Grundig. Da bin ich gespannt, ob sich das genau so verhält.

Das Thema Kontrast und Helligkeits Automatikschaltungen ist sehr umfangreich. Allein im Buch Fernseh Service von Diefenbach werden sechs solcher Schaltungen sehr gut beschrieben. In Fachzeitungen kommen Schaltungsvorschläge von Technikern hinzu, die auch der Fernseh-Industrie vorgestellt wurden, aber niemals verwirklicht wurden, da einige Ideen doch sehr bezweifelt wurden. Die Reaktion der Hersteller erschien bei solchen Vorschlägen z.T. zurückhaltend, wobei Grundig auch auf die zu dunkel Kopierten Filme hinwies. Also etwas, was mir ja auch bei den älteren Filmen aufgefallen ist. Alle Schaltungen hier in dem Bericht bei dem Blaupunkt zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Das wäre wieder ein weiteres Thema.

@ Ingo

Die freien Verdrahtungen erlauben wirklich beim auswechseln von Bauteilen kreativ zu werden. Insbesondere dann, wenn man wie hier beim Blaupunkt, Platz findet und Elkos nicht wieder irgendwo unter eine Lötleiste quetschen muß. Auch bei dem oben erwähnten Grundig habe ich die freie Verdrahtung ausgenutzt, z.B. beim Ersatz der Becherelkos, hier kamen liegende Elkos zum Einsatz, da bei Grundig die Schränklaschen dermaßen mit dem Chassis verlötet sind , das man die Elkos leider nicht ohne Beschädigung ausbauen kann. Ich arbeite aber daran, hier auch eine Lösung zu finden. Für die Funktion genügt es, aber für das Auge nicht.
Auch das gehört hier nicht unbedingt hin, aber paßt doch gut zu dem Thema Platinenschaltungen.

Wie auf dem als Beispiel angehängten Foto zu sehen, hört bei diesem Grundig Zauberspiegel 43T20 die Kreativität auf. Eine Platine läßt nicht viel Spielraum, obwohl das hier sehr Vorbildlich gelöst ist.

   
Wenn ich mal viel Langeweile habe, nehme ich mir diesen Grundig vor. Hier bei dem Gerät ist schon mal jemand mit dem Seitenschneider durchgegangen und hat den Lautsprecher Stibitzt und einige Kabel durch geknipst. Das läßt sich aber alles gut rekonstruieren. Je mehr ich mich mit der Fernsehtechnik beschäftige um so weniger Scheu habe ich bei solchen Geräten. Es gibt schlimmere!
Radiogrüße Detlef

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#7
Hallo Fernsehfreunde
Natürlich passieren immer mal Fehler, so auch mir. Smiley26 Natürlich meinte ich nicht den Nordmende Diplomat mit der Fotozelle, sondern den Philips Leonardo S, der hier immer noch auf seine Reparatur wartet.
Das kommt dabei raus, wenn man an einem Gerät arbeitet und schon beim nächsten den Schaltplan studiert. Smiley43
Radiogrüße Detlef

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#8
Servus Detlef,

herzlichen Dank für die Erklärung, die ich förmlich aufsauge. Gerade erst gestern telefonierte ich mit einem Bastler und wir kamen auf die Einstellungen von Helligkeit / Kontrast zu sprechen. Und wir Besitzer moderner Flachbildglotzen "mit allem Hecklicht und Nebelhorn und allem digital gesteuerten Schwarzwert-PiPaPo" stellten lachend fest, dass wir wirklich erst wieder lernen müssen, angesichts der schönen, alten TVs "rückwärts" zu denken; genau in dem Sinne: Wie war es eigentlich mit dunklen Szenen, wie hat man die im Studio oder draußen ausgeleuchtet, wie konnte man die mit den damaligen technischen Mitteln (Ikonoskop) aussteuern und sauber erfassen - und schlußendlich - wie stellte man dann daraufhin die TV's damals eigentlich ein?

Bei meinem Ur-Rubens habe ich das Glück, aufgrund der beschriebenen Umstände und somit bezüglich des quasi Neuzustandes der Bildröhre (nicht der Technik drumherum) ein unglaublich kontrastumfangsstarkes Bild einstellen zu können, d.h. sehr viele Grauabstufungen zu haben vom noch nicht ausgefressenen Weiß bis zum noch nicht absaufenden Schatten. Der Dürer mit seiner schon ziemlich ausgelutschten 43er Bildröhre ist hier nur noch recht flau; eine viel flachere Gradationskurve (stellt der ehemalige SW-Filmentwickler fest Smile ) mit einem sehr geringen Kontrastumfang.

Wenn Du solche runden CdS-Widerstände brauchst - ich habe noch welche da -> PN.

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#9
Hallo Fernsehfreunde


@ Michael Vielen Dank für das Angebot mit den CDS Widerständen. Wenn ich das Leonardo Chassis noch einmal ausgebaut habe, schaue ich nach, was dort eingebaut ist.
Ja, eine verbrauchte Bildröhre hat eine Wiedergabe wie ein Weichzeichner Objektiv ein entsprechendes Bild auf den S/W Film bannt. Bei einem Foto sind wir ja begeistert, wenn dieser Effekt gewünscht wird. Bei einem Fernseher verursacht es Stirnrunzeln. Andreas hatte seinerzeit bei der Clivia Reparatur eine wirklich gute Bildröhre beschafft. Das macht sich natürlich bemerkbar. Steht nun der Nordmende Diplomat als Vergleichsobjekt daneben, sieht man dennoch den Unterschied, was ja durch die modernere Bildröhre ( AW43-80 ) gegeben ist. Nun kommt der Grundig Zauberspiegel dazu. Und hier ist eine gute MW43-69 verbaut. Schon hat der Nordmende wieder ein schweres Spiel, dagegen zu halten. Aber der Nordmende hat ja den Bildschmeichler. Den kurz gedrückt, stellt er die beiden anderen Fernseher in den Schatten. Man kann also behaupten , das so ein Kontrastschalter die Alterserscheinungen einer Bildröhre kaschieren kann. Alle drei Fernseher kann ich gleichzeitig laufen lassen, so ist das gut zu vergleichen.


Es geht weiter mit dem Blaupunkt. So langsam komme ich wieder rein, in das Thema Fernsehgeräte, was mich schon vor über 50 Jahren begeisterte. Damals waren meine Kenntnisse jedoch nicht so gut und Fachbücher konnte ich mir nicht leisten. Heutzutage habe ich mich mit solchen Büchern eingedeckt, das ist sehr hilfreich und bei der Fehlersuche ungemein von Nutzen.


Bevor es zu einen weiteren Test kommt, möchte ich die Bauteile, die vorn an den Reglern montiert sind erneuern. Dazu muß das Chassis ausgebaut werden, außerdem kann ich den ganzen Bereich dann reinigen. Natürlich werden die Potis bei der Gelegenheit auch geprüft.

   
Das Chassis ist sehr gut erhalten. Es war auch nicht sehr viel Staub im Fernsehgerät. So sah man, das also schon etwas gemacht wurde. Das Bildhöhenpoti ist ein Provisorisches Einbauteil. Evtl. bleibt es auch und ich kürze nur die Kunststoffachse. Vorn sind einige Kondensatoren. Ab und zu teste ich die Werte. Der Netzkondensator 0,1µF wird ersatzlos entfernt. Das betagte Stück hatte übrigens 600nF und ich wunderte mich, das dieser Kondensator noch nicht zu dem Super-Gau geführt hat.
   
Den Netzschalter möchte ich erst später reparieren, auch wenn man jetzt gut daran kommt. Es wird fummelig, da man das Teil nicht einfach ausbauen kann. Die Halterung ist so zusammengebaut, das ich davon ausgehe, erst kam der Schalter auf eine Platte, dann wurde das ganze mit dem Unterteil der Schaltvorrichtung mit Schränklaschen gesichert. Einfach abschrauben ist also nicht der Fall. Und so wie er eingebaut ist, fällt beim öffnen alles unten raus. Mir graut schon etwas davor. Bei einem Philips habe ich so einen Schalter mal repariert , im ausgebauten Zustand und da war es mit etwas Fleiß machbar. Zur Not würde die jetzige Konstruktion aber genügen. Mir behagt es nicht die Laschen aufzubiegen. Bricht da was ab, habe ich gar keinen Netzschalter mehr.

   
   
Um mal zu zeigen , wie so ein Schalter und seine Einzelteile aussehen, er stammt aus dem Philips Fernseher. Innen ist ein Hebel, der von einer Feder auf die beiden Rollen drückt, diese verbinden die Schaltkontakte. Bei dem Blaupunkt ist der Schalter so eingebaut, das das obere Gehäuse abnehmbar ist. Würde es abgebaut, fallen die Innereien raus. Es ist also so unmöglich den Schalter im eingebauten Zustand zu zerlegen. Aber ich habe da noch eine Idee. Seitlich hat jemand irgendwann mal eine Bohrung in das Gehäuse gemacht und diese mit einem Bakelitring sogar schön angepaßt. Da könnte ich einen Hauptnetzschalter anbringen, falls der momentane irgendwann ganz streikt. Also bleibt es zunächst bei dem Schalter mit der jetzigen Lüsterklemmen Konstruktion.

   
Die Hochspannungsabteilung ist in einem sehr guten Zustand. Der Zeilentrafo selbst ist Augenscheinlich in guten Zustand. Vor allem die gut Isolierte Hochspannungsspule fällt auf. Bei meinem Graetz Kurfürst dagegen, sieht diese erbärmlich aus, aber Graetz Zeilentrafos sind ja dafür bekannt, nicht so haltbar zu sein. Das wird man dann sehen, wenn ich den Kurfürst repariere. Die Wima Rolle wird bei der Gelegenheit auch getauscht. Meist haben diese Kondensatoren auch ihre Werte weit überschritten.

   
So sieht die Bedienungsanordnung von vorn aus. Vier Tasten und fünf Einstellpotis.

   
   
Die Potis für Helligkeit Bildfang Zeilenfrequenz Bass und Sopran werden geprüft. Hier ist alles noch in Ordnung, das ist auch gut so, da ich nicht erkennen kann, wie man die weißen Rädchen aus dem Poti lösen kann. So wie es scheint, sind die verklebt, oder gepreßt. Das würde beim zerlegen wohl zerbrechen. Unter den Potis sieht man die Schalter. Dort sind der Netzschalter , der Konturschalter, ist dieser geschaltet, soll der Scharfzeichner aktiv sein, den man mit dem hintersten Stellring am linken Hauptpoti vorn bedienen kann. Da komme ich später auch noch mal darauf zurück. Dann haben wir noch einen Spracheschalter und etwas besonderes, den Bildkompaß. Das ist eine Abstimmhilfe, die ich zum Schluß, so sie denn funktioniert, auch noch einmal erklären möchte. Dann zähle ich auch die Abstimmhilfen der anderen Hersteller auf. Die Ingenieure waren sehr Fleißig und haben sich mit dieser Thematik beschäftigt.

   
   
   
Nochmals ein Foto der Bildröhre, die ja auch noch einmal ausgebaut werden muß. Es hat sich Staub und Nikotin auf der Bildröhre und der Sicherheitsglasscheibe angesammelt. Das kommt dann zum Schluß an die Reihe. Fotos des Einbauzustands der Ablenkeinheit sind von Vorteil, denn hier in der Konstruktion verbirgt sich noch ein Kondensator und zwei Widerstände.

   
Der Trommelwähler macht eine sehr guten Eindruck.

   
   
Einige Teile erfordern Kreativität! Ich möchte im Bildkippteil weitermachen. Man kommt gut an die Potis und vor allem an diese Kondensatoren. Diese Konstruktion sind ein 5000 und 6000 pF Kondensator. Die sind an dem Linearität Oben Regler geklemmt. Die ausgebauten Teile hatten weit über 25000pF, obwohl dort sogar ein Keramik verbaut war. Als 6000pF hatte er nun weit über 10000pF. Man kann also im Zweifelsfall auch keramischen Bauteilen nicht mehr trauen. Also testen, wo immer es geht und nicht zurückschrecken vor den Folienkondensatoren, die sind auch nicht alle noch gut erhalten. Lange habe ich mir das mit den beiden Linearitätsreglern nicht angesehen und sie für weitere Tests durch provisorische mit entsprechenden Werten ersetzt. Und dabei habe ich einen Falsch dimensionierten Kondensator übersehen und prompt mit den vorgefunden Werten ersetzt. Dumm gelaufen, wenn man nicht ständig in den Schaltplan schaut. Der Kondensator wirkte sich dermaßen aus, das mein Bild völlig zusammengedrückt war.

   
   
Die Wima Rolle im Hochspannungsteil hat es hinter sich 1000pF sollte dieser Kondensator haben gemessen habe ich 4400pF und ihn durch einen Spannungsfesten 1000pF ersetzt.

   
Das ausgebaute Chassis machte es einfacher, an die in dem seitlichen Bereich gelegenen Kondensatoren zu kommen. Dort fand ich diesen Hydra 5000pF Papierkondensator. Im Schaltplan sucht man den vergeblich. Er saß am Vertikalausgangsübertrager Klemme 5A und führte an Masse. Unter was läuft so ein Fund? Änderungen vorbehalten oder ein Trick, den Fernseher weiterhin im Betrieb zu halten. Original ist er auch nicht, denn dann wäre ja ein Blaupunkt Silberling verbaut. Was tun? Ich entschliesse mich einen neuen 5000 pF einzubauen. Frage an die Experten, was hat dieser Kondensator für eine Aufgabe und ergibt das überhaupt Sinn hier so was einzubauen? Kurz gefragt, kann der wieder raus?

Das Chassis wird nun wieder eingebaut und ich möchte einen Zwischentest machen.

   
Das ist das Ergebnis. Das Bild ist stark gedehnt und es hat sich also wieder etwas verändert. Zwar habe ich immer noch keinen Ton, kann aber nun anhand der Bilddarstellung den Fehler besser eingrenzen. Klar ist nun wirklich, das es im Bildkippteil liegt. Nach dem ausschalten habe ich einen Nachleuchtfleck. Ursache war, das an der Fassung der Bildröhre ein Kabel am Bildschärferegler abgebrochen war. Also anlöten nochmals testen – Nachleuchtfleck ist wieder weg.


Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#10
Hallo Fernsehfreunde


Die Resonanz an dem Blaupunkt Bericht zeigt leider, das auch solch seltene Geräte nicht unbedingt zu den Krachern gehören. Das wundert mich, dürfte es doch vom Blaupunkt Cortina 7427 wirklich nicht viele überlebende Fernseher geben. Das schreckt mich jetzt allerdings auch nicht davon ab, diesen Fernseher weiterhin mit großer Sorgfalt zu reparieren.
Zu einer gewissen Sorgfalt gehört m.M. auch, das man gerade bei Fernsehgeräten das Systemlose austauschen von Kondensatoren oder anderen Bauteilen, vermeiden sollte. Wer sich die Mühe macht, den Schaltplan zur Identifizierung der Bauteile zu studieren, erkennt die Zusammenhänge besser und versteht somit leichter die Grundfunktion der Baugruppen. Außerdem findet man bei solchen gezielten überprüfen so manchen schadhaften Widerstand.
Bei dem Blaupunkt habe ich mir die Mühe gemacht, die Kondensatoren mit ihren C Nummern zu versehen. Man staunt, wie sehr die zum Teil dicht nebeneinander montierten Teile im Schaltplan weit von einander entfernt sind. Das die Kondensatoren aus den vergangenen Zeiten außerdem viel Platz einnahmen, macht das ganze noch etwas unübersichtlicher, aber somit bieten sie sich an, sie zu kennzeichnen. Das ist vor allem hilfreich, wenn man wie hier bei diesem Fernseher Zwischentests machen kann und somit die Verbesserungen bei Bild und Ton erkennt. Und trotzdem ist mir dabei auch ein Fehler unterlaufen, der wird sich noch krass bemerkbar machen.

   
Auf diesen Foto z.B. sind die letzten Kondensatoren mit ihren C Nummern gekennzeichnet, das erleichtert nochmals die Arbeit, da man die Kondensatoren besser mit dem Schaltplan vergleichen kann.
Mit jedem erneuerten Kondensator verändert sich die Qualität vom Bild. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse notiere ich in einer Liste. Das hilft, wenn man mal wieder bei Bildschirmfehlern nach dem Verursacher sucht. Denn alles ist auch nicht in der einschlägigen Literatur über Fernsehreparaturen erwähnt. Dort findet man meist nur die seinerzeitlichen Störungen beim Ausfall von wenigen Bauteilen. Alterserscheinungen, wie wir das bei unseren über 60 Jahre alten TV Geräten finden und deren Einfluß auf die Funktion, sind doch etwas umfangreichere Defekte. Mir fällt dazu die nicht funktionierende Automatic bei meinem Leonardo ein. Da findet man nichts in den Fachbüchern und muß sich selbst helfen.
Zurück zum Blaupunkt. Die meisten Kondensatoren sind ersetzt, bis auf die links neben dem schwarzen Widerstand. Ein 0,15µF Kondensator, Nr. C286 war der Verursacher, das kein Ton zu hören war. ( ist auf dem Foto inetwa mittig zu sehen ) Wer also mal so einen eigenartigen Fehler in seinem Fernsehgerät hat, sollte auf solche Störer in diesem Bereich gefaßt sein. Hier ist also eine Verbindung zu der NF Vorstufe. Auf dem Schaltplan kann man den Leitungsverlauf gut sehen. Von der EAA91 ( Anheizbrummunterdrückung ) führt sie zum Bildbreiteschalter. An W164 ist die Verbindung zur NF Vorstufe. Der Kondensator selbst ist zwischen W290 und W291 an Masse gelötet.

   
Es ist wieder etwas verändert. Diesmal mit Ton. Ach, das wird schon. Ich bin auf guten Weg, jetzt muß das ganze nur noch von unten etwas eingestellt werden. Aber ganz so einfach macht der Blaupunkt mir das nicht.

   
Da der Bildhöhenregler funktioniert kann man damit das Bild auch beeinflussen. So kann man das Bild entweder nach oben , oder unten beeinflussen. Nun sind die Lineraritätsregler an der Reihe. Damit sollten die Bildränder oben und unten einzustellen sein.

   
Versucht man die Dehnung mit dem Bildhöhenregler auszugleichen, hat man nur ein schmales Bild. Da habe ich natürlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht an den eigentlichen Verursacher gedacht und den Bildfehler bei den Lineraritätspotis vermutet. Obwohl da schon der direkte Zusammenhang zu suchen war, da ja der betreffende Kondensator dort zu finden ist.

   
So sehen die Potis aus und hier hat auch schon jemand gearbeitet. Und ich bin auf die Arbeit des Vorgängers reingefallen. Nicht nur, das die Potis nicht nach Vorgabe des Schaltplan geklemmt waren. Hier wurden Verbindungen unterbrochen und andere hinzugefügt, Nein! Ich habe auch noch einen Fehler mit übernommen. Der bereits angesprochene Kondensator. Der verursachte ja, das mein Bild aus einem etwa 8cm breiten Streifen bestand, sofern man die Dehnung oben und unten inetwa eingestellt bekommt.. Jetzt untersuchte ich nochmals die Schaltung und stieß auf diesen Kondensator. 22NF gehören eingebaut 220nF waren drin. Es war der C220 auf dem Foto ganz oben und solche Klopse machen sich durch das schmale Bild bemerkbar. Das ist ärgerlich, da ich nicht nur stur austausche, sondern auch mit dem Schaltplan vergleiche. Wieso mir das nicht aufgefallen ist – ich weiß es nicht.

   
Ich teste wieder mit ersetzten Potis. Wie diese provisorische Konstruktion aussah, möchte ich lieber nicht zeigen. Locker angelötete Konstruktionen sind nur für Tests geeignet. Auf die Funktion kam es mir an. Nun waren die gestreckten Karos noch mehr gedehnt. Aber man kann nun etwas verstellen und somit die Bildqualität wieder etwas mehr beeinflussen.

   
Also nochmal stur nach Plan die Potis anschließen. Siehe da, bei dem nächsten Test sah das schon besser aus. Nur man bekam das Bild nicht gedehnt! Da fehlte unten und oben ein Stück. Leider sind hier Lichtreflexe auf dem Glas zu sehen.

Ich schalte das Gerät aus und schaue mir noch einmal die Schaltung genauer an. Manchmal ist man ja etwas verdüddelt und guckt eigentlich direkt auf den Fehler und erkennt ihn nicht. Nochmal eine andere Variante der Potiverdrahtung gewählt. Doch der nächste Test war dann der übelste! Schwarzer Bildschirm hohe Stromaufnahme , all das lies nichts gutes ahnen. Es wurde keine Hochspannung mehr aufgebaut. Habe ich den Zeilentrafo gekillt mit meiner Testerei? Ich schaute nach ob alle Röhren glühen, aber eine Röhre, die EY86 blieb dunkel. Natürlich hatte ich als erstes die Röhre in Verdacht.

   
Als ich die EY86 gezogen hatte sah ich, das ein Pin abgebrochen war. Nur wo ist der Pin geblieben? In der Fassung steckte er nicht. Er war durch die Klemme gerutscht und lag lose im unteren Teil der Fassung und konnte also entfernt werden. Dazu mußte ich das Chassis wieder ausbauen. Dabei brach die Klemme der Hochspannungsleitung ab. Es war also Zeit, Feierabend zu machen. Das konnte nicht gut weiter gehen. Wer kennt solche Momente nicht, man ist anscheinend kurz vorm Ziel und dann passieren Fehler, die weitere wie ein Magnet anziehen. Die Pause war allerdings nur von kurzer Dauer. Logischerweise hat der abgebrochene Pin der Röhre keinerlei Einfluß auf die Funktion, da die Röhre selbst ja innen geschaltet ist. Nur wie lange geht das gut, bis sie Luft zieht? Also neue Röhre rein. Klemme am Hochspannungskabel neu angelötet. Und wieder ein Test. Kein Erfolg! Der Bildschirm bleibt schwarz. Was hatte ich vor dem letzten Test gemacht? Richtig an den Potis habe ich etwas umgeklemmt und da werde ich auch fündig! Das feine Kabel der Zeilenoszillatorspule, was an Masse geht , war abgebrochen. Nachdem es angelötet war, erfolgte wieder ein Test.

   
Da war es wieder das Bild, unverändert mit Ton. Einen habe ich noch, dachte ich. Da ist ja noch ein Kondensator in der Ablenkeinheit, obwohl es unlogisch ist, das gerade dieser hier so einen Einfluß auf die Bildbreite hat. Sollte sich der Blaupunkt bis zum letzten Kondensator sträuben ordentlich zu funktionieren? Oder wird das hier ein unvollendete Baustelle, so was habe ich nämlich auch noch, ein Philips Rafael der mir bis zum heutigen Tag den Dienst verweigert und der Leonardo dessen Automatik mir Streiche macht.

Die eigentliche Ursache vermute ich bei der zu niedrigen Gleichspannung. Also hier muß nun etwas passieren, entweder ein neuer Gleichrichter, oder der Umbau auf Dioden. Und ungeduldig werden hilft in so einem Fall auch nicht.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#11
Servus Detlef,

(24.06.2021, 23:24)Radionar schrieb: ...Die Resonanz an dem Blaupunkt Bericht zeigt leider, das auch solch seltene Geräte nicht unbedingt zu den Krachern gehören. Das wundert mich, dürfte es doch vom Blaupunkt Cortina 7427 wirklich nicht viele überlebende Fernseher geben. Das schreckt mich jetzt allerdings auch nicht davon ab, diesen Fernseher weiterhin mit großer Sorgfalt zu reparieren...

OK, ich bin kein Quotenkracher, aber ich lese begierig mit!

(24.06.2021, 23:24)Radionar schrieb: ...Zu einer gewissen Sorgfalt gehört m.M. auch, das man gerade bei Fernsehgeräten das Systemlose austauschen von Kondensatoren oder anderen Bauteilen, vermeiden sollte. Wer sich die Mühe macht, den Schaltplan zur Identifizierung der Bauteile zu studieren...

Du sprichst mir aus der Seele. Wo darf ich unterschreiben? Smile

(24.06.2021, 23:24)Radionar schrieb: ...Denn alles ist auch nicht in der einschlägigen Literatur über Fernsehreparaturen erwähnt. Dort findet man meist nur die seinerzeitlichen Störungen beim Ausfall von wenigen Bauteilen. Alterserscheinungen, wie wir das bei unseren über 60 Jahre alten TV Geräten finden...

Und schon wieder hast Du zumindest mir einen wertvollen Denkanstoß gegeben. Ich bedanke mich! Dann darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber natürlich, Du hast völlig recht: Wenn man sich anhand der alten Literatur durchhangelt, wird man auch nur auf zeitgemäße Fehler stößen. Jahrelanger Stillstand ohne Betrieb bringt u.U. eine neue Art von Fehlern. Und wenn man die hier und jetzt nicht dokumentiert, dann ist Matthei am Letzten für nachfolgende Bastlerinnen und Bastler.

Thumbs_up

Das letzte Bildschirmfoto sieht aus, als wäre die Bildlinearität noch gestört. Als würde der Bildgenerator eine zu geringe oder nicht korrekt verzerrte Ablenkspannung liefern. Hast Du die schon oszillographiert?

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#12
Guten Morgen,

also ich finde das Ergebnis super ! Das sieht "nur" noch nach etwas Feinarbeit aus.

Gruß Ingo
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#13
Hallo Detlef,

ja ich glaube, da bin ich eher beim Ingo. Es sieht doch wirklich so aus, als ob da noch etwas Feintuning nötig ist und dann sollte das passen.

Deine Einstellung zum Teiletausch finde ich richtig - wir sprachen da ja schon öfter am Telefon drüber. Auch ich halte nichts davon, hier nur die Teile 1 : 1 zu tauschen. Man sollte zumindest nach Schaltbild vorgehen und sich auch mal Gedanken machen, an was für einer Stufe man Ersatz vornimmt und das auf dem Bildschirm beobachten.

In meiner Jugendzeit sagte mir mal ein alter Meister dieses Fach's, viele Fehler kann man schon auf dem Bildschirm erkennen.

Es gibt und gab ja Fehlerbücher. Hier wurden sehr oft Bildfehler dargestellt und die Möglichkeit der Behebung genannt. Nur muss ich das aus meiner früheren Erfahrung sagen, die Lösungen waren nicht immer zielführend. Es gab, gerade bei uns im Westen, viele dieser Bücher in denen sehr einfache Fehler behandelt wurden. Da stand in einer Bildfehler-Fibel z. b. beim dunklen Bildschirm: Nachschauen, ob das Gerät Spannung aufnimmt. Ist der Stecker in der Dose usw. Ich war damals schon der Meinung, wenn ich sowas vorher nicht prüfe, weil mir das einfach nicht klar ist, ja dann schraube ich doch solch ein Gerät überhaupt nicht auf.

Es gab natürlich auch anspruchsvolle Literatur. Die lohnte es durchzugehen. Auch ist in den alten Funkschauen viel zu diesem Thema zu erfahren. Ich hatte auch viele Bücher von den ehemaligen DDR-Verlagen. Die empfand ich als richtig wertvoll. Wie soll man ein Gerät reparieren, wenn einem die Grundlagen nicht geläufig sind?

Also, Detlef, gute Arbeit und guter Bericht. Mal sehen, wann das Bild komplett da ist.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#14
Hallo Fernsehfreunde

Es geht weiter mit dem Blaupunkt. Das schmale Bild könnte auch daran liegen, das die Versorgungsspannung ja noch viel zu niedrig ist. Es fehlen ja gut 50 Volt. In den Lehrbüchern wird nicht umsonst auf ähnliche Fehler hingewiesen, das man zunächst im Netzteil suchen sollte. Es wird also auch Zeit, das ich mir Gedanken mache, wie ich das mit den Dioden umsetze. Zunächst geht es aber dem vorletzten Kondensator an den Kragen. Der letzte ist dann der an dem Masseband der Bildröhre.

   
   
Da drinnen muß er irgendwo sein, der 50nF Kondensator. Zunächst Fotos machen, den Bildlagemagnet kennzeichnen und auch die Halteschrauben der Spule im Gehäuse. Um die vorgefunde Stellung der Ionenfalle mache ich mir noch keine Gedanken, das muß ohnehin noch eingestellt werden. Richtig montiert ist sie. Sieht man die Spange mit den Magneten von oben, so muß der Pfeil nach vorn zeigen. Ist die Spange mit den Magneten unten so muß der Pfeil nach hinten zeigen. Das ist die gängigste Lage, sofern die Bildröhre mit dem Anodenanschluß ( Hochspannung ) rechtsseitig eingebaut ist!! Ist , wie bei einigen Herstellern der Anschluß links, muß man umdenken und mit größter Sorgfalt auf die Einbaulage achten. Meist hat man ein sehr schwaches Bild, wenn diese Einbaulage nicht stimmt, also das Gerät sofort wieder ausschalten. Man findet solche bösen Fallen in den älteren Graetz Fernsehern. Wichtig ist auch, sie muß leichtgängig auf dem Glaskolben verdrehbar sein, aber auch stramm genug, das sie sich nicht durch Erschütterungen verstellen kann. Die Ionenfallen sind im Innenbogen mit einem dünnen Filz beklebt, der sollte natürlich einwandfrei sein.

   
   
Zunächst nehme ich den Deckel ab. Dann die Kunststoffklemme. Nochmal ein Foto wie das vorher aussah. Allerdings bekam ich die Ablenkspule nicht aus dem Gehäuse und beschädigen wollte ich auch nichts, also mußte ich die Haltefedern lösen und das komplette Teil vom Bildröhrenhals ziehen.

   
Das sind Arbeiten, die man doch wirklich gern macht, so ein Bildröhrenhals ist ein richtiges Kunstwerk. Was war ich als Bengel erschrocken, wie ich zum ersten mal den schräg eingebauten Wehneltzylinder sah. Ich dachte wirklich, durch das transportieren auf meinem Fahrrad hätte sich der gelockert.
Nun kann ich das gründlich säubern und mir das anschauen. Es war immer mein Wunsch gewesen die Produktion und Herstellung von Bildröhren zu sehen. Leider ging das nie in Erfüllung und nur in Berichten aus Fachzeitschriften konnte ich etwas über die Herstellung von Bildröhren erfahren. Gut das in meinem damaligen Radioteile Geschäft ab und zu solche Zeitschriften lagen. Diesem Geschäft trauere ich immer noch nach, obwohl sich ein Nachfolger fand, der ein ähnliches Geschäft an anderem Standort eröffnete. Nur die Atmosphäre von damals, die kommt nicht mehr zurück und die schönen alten Ersatzteile hat er auch nicht. Ganz zu schweigen von der Ladeneinrichtung! Holztresen mit Glasscheiben, wo neue Gleichrichter präsentiert wurden. Glasvitrinen, in denen Messgeräte auf ihren neuen Besitzer warteten und das Schaufenster hatte sogar noch Gardinen. Ich schweife ab ! Zurück zum Thema!

   
Aber mir geht es ja nicht darum den Bildröhrenhals zu putzen, ich möchte den Kondensator an der Ablenkspule erneuern. Und das ist er, ein Ero, der als C 108 im Schaltplan aufgeführt ist. Warum man das in die Spule baut und nicht unten an der Fassung des Steckers, ergibt mir keinen Sinn. Der Ero hatte übrigens 100nF. Der Zusammenbau der Ablenkeinheit war dann gar nicht mehr lustig. Die Federn erwiesen sich als sehr stramm, und wenn man die Nase direkt hinter der Bildröhre hat, ist es kein Vergnügen da stramme Federn über den Rücken der Bildröhre zu ziehen. Also Ablenkspule raus und als erstes das Gehäuse montieren, das man ohne der Spule bequem etwas bewegen kann, so das die Federn nicht gleich abrutschen. Nur muß man dann aufpassen, das man die Abdeckung nicht los läßt, sonst kann sie durch die Federkraft den Bildröhrenhals abschlagen und das möchte ich ja nicht ausprobieren. Also äußerste Vorsicht und ruhige Hände sind erwünscht, dann klappt auch der Zusammenbau. Die Spule konnte man einfach hinein schieben. Warum das beim Ausbau nicht klappte? Nun ist es egal, es ist alles wieder zusammengebaut und der nächste Test wird zeigen ob das noch eine Verbesserung brachte. Bis auf eine etwas verdrehte Bildlage war allerdings kein Unterschied feststellbar. Mit dem Bildlagemagnet habe ich das wieder inetwa eingestellt. Da er zwei Funktionen hat, möchte ich sie erklären. Der Magnet ist ja auf dem Bildröhrenhals geklemmt, verdreht man ihn darauf, kann man das Bild seitlich verschieben. Verdreht man den kleine Magneten mit dem Schlitz, kann man die Bildhöhe beeinflussen. Verzerrungen werden mit verdrehen der Ablenkspule beseitigt. Nun wird wieder ausprobiert. Das Bild ist immer noch abgeschnitten und ich warte auf meine neuen Potis, um das ordentlich einzubauen und hoffe, das ich dann den Fehler beseitigen kann.
Was ich auch hoffe, das der Umbau auf Dioden an Stelle des großen Gleichrichter auch etwas bringt. Denn das ist das nächste, was ich machen werde.
Es stehen also noch folgende Arbeiten an: Gleichrichter durch Dioden ersetzen. Ich habe OA210 dafür rausgesucht. Der Flachgleichrichter wird nochmal durch einen anderen ersetzt. Die Potis für die Linearität werden ersetzt.

   
So sieht meine Konstruktion mit den Dioden aus. Ich bin gespannt, was für Spannung ich messe. Verwendet habe ich zwei OA210 in Reihe geschaltet, wie ich das ja schon erwähnt habe.

   
Der Flachgleichrichter ist auch noch mal durch einen anderen ersetzt worden. Dieser hier stammt von SEL. Auch da bin ich auf das Ergebnis gespannt.

   
Die neuen Potis sind eingebaut, zunächst noch in dieser Schaltungsvariante. Vermutlich kann man das so lassen. An der Rückwand sind Markierungen für die beiden Potis, so das ich nur für eine gut isolierten Knopf sorgen muß. Dann kann man bequem von außen die Linearitätsregler verstellen und muß dazu nicht mehr die Rückwand abnehmen. Auf dem Foto sieht man auch den 22nF Kondensator, der dort hin gehört und nicht ein 220nF!

   
Die Halteschienen im Gehäuse sind locker. Die Schrauben geben keinen Halt mehr. Da muß ich entweder größere Schrauben nehmen, oder die Bohrung im Holz mit einem Holzspan verkleinern. Letztere Methode wende ich an. Ergebnis ist, das Chassis paßt nun nicht mehr in die Schienen, so das ich die Befestigungslöcher erweitern mußte.


Bevor nun die Bildröhre ausgebaut wird, möchte ich noch einen Test mit meinen Dioden-Neubau machen. Ich bin gespannt, was ich nun für eine Spannung messe. Vor allem, wirkt sich das auf die Bildgröße wirklich aus? Vorher werden die Pins der Bildröhre etwas mit Balistol benetzt. Die Fassung geht zu schwer zu montieren. Auch die Stifte der Ablenkeinheit am Stecker werden gereinigt, sie sind angelaufen.


Erste Bilder des Ergebnis, das mich beruhigt, alles Richtig gemacht zu haben.

   
   
Das Bild ist in voller Größe da. Zwar nicht so scharf, aber noch habe ich ja keinerlei Einstellungen vorgenommen. Anodenspannung nach GL5 278 Volt bei geregelten Trafo auf 6,3 Volt Heizleistung

An dem Flachgleichrichter GL4 messe ich 266 Volt, das kann man also so lassen. Was immer noch auffällt, der starke Brummton im Lautsprecher ist noch zu hören. Die Stromaufnahme am Regeltrenntrafo steht bei ca. 850mA, das ist ein optimaler Wert. Andere Fernseher, die ich habe gehen locker über 900mA - 1000mA

   
Da ich das Bildschärfe Poti wieder bewegen kann, stell ich es etwas ein, so das die Konturen besser zu sehen sind. Um im oberen Bereich die gestreckte Zeile zu beseitigen muß man den Lienaritätsregler für oben verändern. Um die dadurch hervorgerufenen Dehnungen zu beseitigen muß die Bildhöhe verändert werden, was sich auf die Bildbreite auswirkt. Dann den unteren Bereich etwas nachregeln.

   
   
So sieht es ja schon gut aus, nur die Bildbreite ist nicht korrekt, rechts ist ein breiter Rand. Beim Schachbrettmuster fällt es dann stark auf. Versucht man etwas zu verstellen, werden die oberen Zeilen wieder gedehnt.

   
Nachdem ich das Gerät für eine Pause ausschalte erscheint ein Nachleuchtfleck. Die Ursache finde ich beim logischen betrachten des Bildbreite Schalters, den ich ja verstellt hatte, wegen dem seitlichen Rand. Der Rand ist weg, dafür ist der Nachleuchtfleck da. Das hatte ich schon einmal, da war der Schalter nicht auf den Kontakt mit dem W 286 1Kohm Widerstand gestellt. Geht das gar nicht anders zu machen, kommt ein RC Glied mit Elko zum Einsatz, wie beim Nordmende. Die Bildbreite verändert sich zwar etwas, wenn man den Schalter verstellt, aber auf dem Kontakt mit Widerstand ist das Bild sehr gut. Hier scheint die Beste Schalterstellung zu sein und der Nachleuchtfleck ist weg. Die weiteren Einstellungen werden mit dem Bildlagemagnet durchgeführt, was zu einem guten Ergebnis führt.

   
   
Wunderschön mittig und in guter Form, der Kreis des Bildgenerators und wenn man die Karos dazu schaltet sieht es auch noch sehr schön aus.

   
Durch verschieben der Ionenfalle und verstellen des Bildlagemagnets, sowie dem justieren der Potis für Bildhöhe und Linerarität bekommt man so eine hervorragende Bildqualität. Oben könnte man noch etwas die Einstellung verfeinern. Ich denke, die viele Arbeit an dem Blaupunkt hat sich gelohnt. Der starke Brummton ist nach austauschen der PL82 gegen ein neues Exemplar deutlich geringer geworden. Die anderen Röhren im NF Bereich werde ich vielleicht auch noch mal tauschen, vielleicht kann man den Brumm noch mehr reduzieren. Das kommt aber darauf an, wie sich das bei einem Video verhält. Zur Not muß ich mit einem Signalverfolger prüfen, wo dieser Brummton herkommt.


Fortsetzung folgt
Radiogrüße Detlef

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#15
Hallo Fernsehfreunde


Wie beim letzten Bericht erwähnt, hat der Blaupunkt seinen ersten Test gemeistert. Die beschriebene Tonqualität und auch die m.M noch nicht perfekte Bildqualität und damit meine ich den Empfang und auch die Darstellung, läßt noch zu wünschen übrig. So einfach machen es einen die alten Fernseher nicht, da sind manche Tücken drin, die schwer zu finden sind. Geringe Verzerrungen im Bild nimmt man ja gern nach ersten Test hin, aber die Ansprüche steigen ja. So sieht man am Bildschirmrand verzerrungen. Da die Bildröhre ohnehin ausgebaut wird, kümmere ich ganz zum Schluß um diese Feinheiten. Auch die Bildschärfe ist nicht besonders. Anfangs fiel mir das nicht auf, da man ja von dem ersten Bild nach der Reparatur verwöhnt wurde. Aber die Ansprüche steigen...
Aber es gibt ja noch andere Arbeiten, der Brummton nervt. An der PABC80 ersetze ich den Ratioelko nochmals. Dann der Test und ich bin erleichtert, das war der Fehlerteufel, der meinen Lautsprecher quälte.
Was mir noch auffällt, ist die unterschiedliche Übertragungsqualität der einzelnen Kanäle. Da möchte ich nochmals den Trommelwähler überprüfen. Zur Not eben alles noch mal säubern. Augenscheinlich war er ja in guten Zustand. 

   
Die Bildröhre und die Glasscheibe muß noch gereinigt werden. Danach wird das Gehäuse aufpoliert. Für den Ausbau wird der Apparat auf die Frontseite gelegt. Die Bildröhre ist mit jeweils 2 Muttern links und rechts im Gehäuse befestigt. Vorher wird der Lautsprecher ausgebaut, damit man mehr Platz hat. Außerdem ist dort noch der letzte Kondensator befestigt C 109 5nF 1000Volt, der mit der Bildschirmmaske verbunden ist. Schutzmaßnahmen sind ein dicker Schal um den Hals, eine Schutzbrille und Lederhandschuhe, die bis über den Pulsbereich gehen. Motorradhandschuhe sind ideal für solche Arbeiten. Was man hier auf dem Foto auch gut sieht, ist die eingebaute Antenne. Sicherlich genügte sie , wenn man einen Ortssender hatte. Sie ist noch vollständig erhalten und bleibt auch im Gerät.

   
Die kleine Bildröhre ist schnell ausgebaut und wird auf einer weichen Decke zwischengelagert. Vorschrift war seinerzeit, solche ausgebauten Röhren mit einem reißfesten Leinensack einzuwickeln, damit sollte bei einer Implosion verhindert werden, das die Glasplitter durch die Luft fliegen. Der Umgang mit Bildröhren ist nicht ungefährlich. Jeder Handgriff sollte überlegt sein. Die Bildröhre muß vor dem Ausbau restlos entladen sein! Das alte Hochspannungskabel eines Zeilentrafo woran ein 10Kohm Widerstand gelötet ist, genügt für das Entladen. Der Entladungsvorhang sollte einige Minuten durchgeführt werden, dabei wird das alte Hochspannungskabel an Masse gelegt, oder eben an die Graphitierte Oberfläche der Bildröhre. Jetzt kann die Bildröhre heraus genommen werden. Danach baue ich die Bildmaske und die Schutzscheibe aus. Wie man gut sehen kann, ist die Ablenkeinheit mit Federn, die über den Röhrenrücken gespannt werden, befestigt. Das hier ist also eine Befestigungsvariante, bei der die Bildröhre vorn im Übergang vom Bildröhrenrücken zu der Frontverglasung ein umlaufendes Spannband besitzt. Um z.B. so eine Röhre auszutauschen muß also nur das Spannband gelöst werden. Sind die Gummiunterlagen verschlissen, kann man sich aus dem Autobedarf Gummiunterlagen für Tanks beschaffen. Die gibt es in allen erdenklich Abmessungen. Wer nun meint das Spannband wird einfach wieder um die Röhre gelegt und festgezogen irrt! Wichtig ist, das die Röhre zur Bildmaske ausgerichtet ist. Das ist der erste Schritt. Der zweite besteht darin das Spannband mit Fingerspitzengefühl zu befestigen. Deshalb auch die neuen Gummiunterlagen, da rutscht nichts und man kommt nicht auf die dummen Gedanken das zu stramm zu ziehen. So oder so ähnlich kann man das machen, wenn man keinen Originalen Röhrenkarton hat, oder man bastelt sich aus einem stabilen großen Karton eine Hilfskonstruktion. Besitzt man so etwas geht das wesentlich angenehmer, wie ich aus Erinnerung an mein Praktikum weiß. Da wurde die Röhre aus dem Karton genommen und umgekehrt mit dem Hals nach unten in die vorgegebene Pappmaske aus dem Karton gelegt. Die gab vor, wo das Spannband sitzen muß, der Rest der Arbeit war dann eben das Fingerspitzengefühl. Und bei solchen Arbeiten war der Raum leer, da hatte niemand etwas zu suchen. Gezeigt wurde mir das bei einer entschärften Bildröhre.

Die m.M. fieseste Befestigungsart ist mit Gewinde-Streben über die Ablenkeinheit die Bildröhre in die Bildmaske zu drücken. Dort liegt sie meist auf vorgeformten Gummilagern auf. Sind diese durch Alterung ausgehärtet, sollte man tunlichst vorsichtig bei solchen Arbeiten sein. Da wird der gesamte Druck über die Ablenkeinheit auf den Bildröhrenrücken übertragen. Nur ein Gummiring verhindert, das dort der Metallkorb auf dem Glas kratzt. Solche Befestigungen sollen nur Handfest vormontiert werden. Behelfen kann man sich mit Spiegelklebband, wobei die eine Klebeseite nicht abgezogen wird. So liegt die Ablenkeinheit wieder weich auf dem Bildröhrenrücken. Bei manchen Geräten gibt es auch Federn, die über die Gewindestreben geschoben werden, das ist nicht nur eine Optische Hilfe, sondern sie gibt auch vor, wie fest hier die Streben angezogen werden. So ein Röhreneinbau steht mir demnächst bevor, an dem Graetz Landgraf, das werde ich auch beschreiben, wie man das macht.

   
Die Schutzscheibe hat innen einen schmierigen Belag. Auf der Bildröhre selbst ist allerdings nicht soviel Schmutz, wie ich erwartet habe.
   
 Zwei Glaslunkersind zu sehen, die aber nun wirklich nicht stören. Solche Glasluncker wurden ja schon öfters bei Reparaturberichten erwähnt, z.B. von Semir bei dem Graetz F29 Bericht von 2018. Dieses Gerät ist übrigens mittlerweile in meinem Besitz und wartet auf die umfangreiche Reparatur.
Warum bei der Endkontrolle, trotz der damaligen Werbung, solche Röhren nicht in den Vertrieb zu bringen, diese Lunker nicht aufgefallen sind kann man nur erahnen. Galt es die Kosten zu drücken? Wurden sie übersehen?

   
Der letzte Kondensator wird ersetzt. Damit ist der Austausch von Kondensatoren endgültig abgeschlossen.

   
Nun erfolgt die Reinigung des Gehäuses und auch der Anbauteile, wie hier diese beiden Lautsprecher Blenden.

   
Das Gehäuse hat leider seine Alterungsspuren, aber trotzdem bekomme ich Glanz auf die Oberfläche.

   
Die Bildröhre ist wieder eingebaut und auch das Chassis ist wieder an seinem Platz. Die beiden Abplatzer an der vorderen Kante des Gehäuses muß ich mit etwas Klarlack reparieren. Es geht auch mit Schellack

   
   
Ein hübsches Gerät, nicht zu groß und mit übersichtlichen Bedienungsteilen

   
Das ist die gesamt Ausbeute an schadhaften Bauteilen.

   
   
   
Ein Bauteil muß noch überprüft werden, der 200Kohm im Helligkeitsbereich ist ja mit einem 500Ohm gebrückt. Da nun alles erneuert ist kommt dieser 500 Ohm Widerstand als letztes raus. Hier ein Bild mit 500 Ohm

Das zweite Bild ohne 500 Ohm man muß nun die Helligkeit etwas zurückdrehen. Übrigens kann man nun auch prüfen, das die negative Spannung an der Verbindung der EAA91 zum Bildbreiteschalter mit der im Plan übereinstimmt. Wären von Anfang an die Spannungen korrekt gewesen und man hätte mit entsprechenden Messungen Auffälligkeiten festgestellt, wäre die Suche nach dem Ton schon weit vorher beendet gewesen.

   
Es ist Zeit für eine DVD. Auf den Kanälen 1 – 5 ist keine gute Qualität zu erreichen, allerdings auf Kanal 6 hat es mich fast umgehauen. Erstklassiges Bild und brummfreier Ton. Der Scharfzeichner macht sich schwach bemerkbar. Was bei Blaupunkt als Scharfzeichner beschrieben wird, ist eigentlich nichts anderes als ein Klarzeichner. Hier bei diesem Blaupunkt findet man diese Schaltung in der Video Endstufe bei Röhre 6 PCL84 und hat zusätzlich noch eine Röhre - Rö18 eine EF80 Pentode spendiert. Der Scharfzeichner wird hier mit der Taste Kontur aktiviert. Mit dem linken hinteren Drehknopf wird dann die Bildgüte eingestellt. Die Grundfunktion einer Scharfzeichner Schaltung findet sich in den älteren Fachbüchern.

   
Besser ist die Wiedergabe auf einem modernen Flachbildfernseher auch nicht und der Zeitgeist kommt nur bei einem alten Schwarz/Weiß Fernseher rüber. Es war mir ein Vergnügen bei dem Test diese Fernfahrer Folge anzuschauen. Aber noch ist die aufwendige Reparatur an dem Blaupunkt nicht beendet.


Nun zu dem Bildkompaß, der Abstimmhilfe beim Blaupunkt. Bei richtig eingestellter Abstimmhilfe sollte ein schwarzer Balken mittig sein, dieser sollte schmal sein.
   
Wie man erkennt, ist hier ein breiter schwarzer Balken aus der Mitte versetzt. Daneben befindet sich schwach erkennbar ein zweiter schmaler Balken ( ist leider auf dem Foto nicht zu sehen ) Der Balken sollte schmal und in der mitte stehen. Das bedeutet, der Bildkompaß müßte neu justiert werden. Das ist etwas aufwendig und man kann sich bei der Einstellerei an das Fernsehbuch von Diefenbach Orientieren. Dort wird beschrieben, wie man das z.B. bei einem Kunden zu Hause einstellen kann. Der Balken sollte mittig sein und mit bestmöglicher Abstimmung schmaler werden und sogar gänzlich verschwinden. Ob sich das realisieren läßt, werde ich feststellen. Dazu muß allerdings der HF Eingang nahezu perfekt sein. Wenn man das nach der Werksangabe machen möchte benötigt man einen Messmarkensender. Sowas habe ich nicht und so muß ich mich an die Angaben von Diefenbach halten. Aber selbst wenn man den Bildkompaß nicht justieren kann, würde mich das nicht stören, da ja, wie ich im letzten Test sehen konnte, ein Film gut wieder gegeben wird. Mit dem Ergebniss einer guten Filmwiedergabe sollte man zufrieden sein. Und wie es sich dann auch zeigt, kann ich den Bildkompaß nicht einstellen, ohne auf besondere Messgeräte zurück zu greifen.

   
Wie man hier sieht, ist das Schachbrettmuster nun mittig zentriert. Mit dem Bildlagemagnet habe ich das so gut es geht eingestellt. Auffallend hier, die seitliche Verschiebung läßt sich nur sehr schwer einstellen, ich habe sogar das Gefühl, das der Magnet nicht mehr so wirkt, wie es sein sollte und evtl. gealtert ist. Die Bildhöhe mit dem drehbaren kleinen Magnet funktioniert gut. Ich behelfe mich bei der seitlichen Verschiebung auch mit der Ionenfalle, was ja auch gut funktioniert. Das Bildschärfe Poti reagiert kaum auf Veränderung und wie sich zeigt ist es defekt. Meine Suche danach brachte ja die Erkenntnis von Ingo, das man bei den älteren Bildröhren wohl keine wesentlichen Veränderungen mehr sehen kann. Das würde ja auch wohl den schwachen Effekt des Scharfzeichners erklären. Es ist eigentlich auch nicht so wichtig, die Qualität ist m.M. sehr gut und man schaut ja nicht Stundenlang mit so einem Fernseher. Meist ein kurzer Film von vielleicht 40 min, dann ist der Spieltrieb befriedigt und man schaltet den Fernseher aus. Abgesehen davon sind meine Augen auch nicht mehr so gut und evtl. Unschärfe würde ich wohl aus 2- 3m nicht erkennen.

   
   
   
   
Ich probiere alle verfügbaren Bilder aus aus, das Ergebnis ist gut und somit ist das nun auch abgeschlossen. Es folgen zwei Tests, einer über 45 min. und ein weiterer über 40 min. Nach dem abschalten erscheint kein Nachleuchtfleck, was mich sehr beruhigt.

Zu guter Letzt kommt noch einmal der Trommelwähler an die Reihe. Ein Spulenkern kullert mir entgegen. Er stammt von Kanal 11, er kommt grob wieder an seinen Platz , ob der Kanal noch brauchbar ist wird sich zeigen. Da meine Fernseher alle auf Kanal 6 betrieben werden, stört mich das auch nicht. Ansonsten sieht alles sehr gut aus im Trommelwähler..
   
   
Nach dem Zusammenbau wird noch einmal eine DVD abgespielt, da wird sich zeigen, wie gut ein Film wieder gegeben wird und ob der nicht funktionierende Bildkompaß überhaupt für eine perfekte Wiedergabe benötigt wird.

   
   
Hier auf der ersten Aufnahme kann man m.M. schon sehr gut beurteilen, wie schön die Bildqualität des Blaupunkt ist. Nichts ist verzerrt, die Proportionen stimmen.

Dank Harald bin ich ja zu einem 10Mohm Poti gekommen, was ich auch sogleich ausprobiert habe. Mir erscheint die Bildschärfe ist ausreichend, was man auf der zweiten Aufnahme sehen kann. Qualitätsabstriche muß man ja leider auch bei den Fotos machen, da ich ja bewegte Bilder aufnehme.

   
Immer wieder ein Augenschmaus, ein alter Büssing 8000, der hier in dieser Serie die eindeutige Hauptrolle spielt. Auch hier stimmt die Bildqualität und wie schon erwähnte, besser ist das auf einem modernen Flachbildschirm auch nicht. Und der Ton ist nun auch ohne Brumm, der Fernsehnachmittag ist gerettet. Mir scheint, auch die nochmalige Reinigung des Trommelwählers hat was gebracht.


An der Rückwand muß ich noch zwei Bohrungen für die neuen Potis machen, dann kann der Blaupunkt in den gemütlichen Fernsehraum.


Ich hoffe, das mein Bericht über diesen Blaupunkt nicht zu lang war und bedanke mich für die Geduld aller Leser. Und möchte mich mit dem letzten Bild von dem Blaupunkt für das Interesse bedanken.
   
Soviel mir bekannt ist, hat der Büssing leider nicht überlebt, er stand sehr lange beim Südwestfunk und war eines Tages vermutlich entsorgt worden.


Nun geht es an den Graetz von Semir, der einige Überraschungen bereithält.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#16
Nabend,

sehr sehr hübsch !! Schöner Bericht, schöne Fotos !

Der 5000pf/1000V ist ein Y-Sicherheitskondensator, falls also das Spannband oder ander isolierte berührgefährliche Metallteile damit vom Chassis isoliert werden, sollte eigentlich wieder einer rein.. 

Wenn Band I (Kanal 2...4) verrauscht ist, würde ich bei durchstimmbaren Tuner auf Fehlabgleich des Bandfilters im B I -Zustand tippen, beim Trommeltuner ist das nicht wirklich nachvollziehbar, viell. Kontaktschwäche, bei Band I sind manchmal zwei PIN gebrückt und bei B III offen, viell. ein Anhaltspunkt.

Gruß Ingo
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#17
Ein ganz hervorragender uns sehr lehrreicher Reparaturbericht Detlef! Das ist schon eine richtige Reparaturanleitung, Schritt für Schritt. Ich freue mich immer sehr, wenn ich auf so alten Fernsehgeräten wieder ein schönes Bild sehen kann, und ganz klar: Kleinere Geräte lassen sich natürlich auch deutlich leichter in unseren Platzmangelgeprägten Wohnumgebungen aufstellen. Vielen Dank für die Arbeit, die Du Dir hier gemacht hast, um uns teilhaben lassen.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#18
Hallo Detlef,

da hast Du ja einiges an Arbeit in den Blaupunkt gesteckt,
aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Danke für den tollen Bericht...

Viele Grüße,
Rolf
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#19
Hallo Fernsehfreunde

Wie gewöhnlich , nehme ich von Zeit zu Zeit meine Rundfunkgeräte aus meiner Sammlung in Betrieb. Die Erfahrung zeigt, das gerade ungenutzte Geräte des öfteren zu Störungen neigen. Bei Radios zeigen sich gern Macken an den Wellenschaltern und bei Fernsehern kommt es zum Teil zu Eigenartigen Störungen, die man hier ja auch noch sehen kann

So zeigte mein Blaupunkt Cortina beim abspielen einer DVD eigenartige Bildstörungen, verbunden mit Knistern und knacken, ähnlich wie man es von früher kannte , als Mopeds und Autos schlecht Funkenentstört waren. Beim ausschalten zeigte sich mal wieder ein Nachleuchtpunkt.

   

Mein Kater ist Fassungslos! So eine miese Qualität hatte er noch nicht gesehen. Schon öfter hat er mir Gesellschaft geleistet, wenn ich mal eine DVD auf einem alten TV anschaue.

   

So sehen diese Bildstörungen aus, dazu gesellt sich Knistern und Knacken. Leider läßt sich diese Bildstörung nicht gut Fotografieren. Mal erscheint sie sehr stark, dann wieder etwas schwächer. Ein nervender Fehler

Um den Fehler im NF Bereich auszuschließen, dreht man beim ermitteln solcher Fehler zunächst die Lautstärke zurück. Zeigen sich die Bildstörungen immer noch, so ist das Problem woanders zu suchen. Es können schlechte Lötverbindungen sein, Wackelkontakte in der Netzversorgung. Überschläge in Widerständen oder Kondensatoren.

So arbeitete ich zunächst die Netzzuleitung incl. der Schalter und Stecker ab. Der Netzstecker hatte einen losen Anschluß, der vermutlich der Verursacher des Nachleuchtpunkt war. Er wurde auch ersetzt, da er einen Riß hatte. Wie das passieren konnte, ist mir rätselhaft, da ich das ja alles schon überprüft hatte. Um evtl. defekte Schalter auszuschliessen, wurde das Netzkabel direkt angeschlossen. Aber auch das brachte noch nichts.

Die Potis für Helligkeit und Kontrast hatte ich auch im Verdacht. Sie sind nach all den Jahren nicht mehr so perfekt und es kann ja durchaus sein, das sie Verursacher sind. Diese habe ich kurzerhand durch neue provisorisch ersetzt. Da auch das nicht die Ursache war, wurden die Originalen wieder angeklemmt.

Zwar ist es nicht meine Art bei solchen Fehlern einfach nur Röhren zu tauschen, aber hier hat es sich wieder einmal bewährt. So habe ich eine EF80 für Ton ZF Verstärkung ausgetauscht, sie hatte zwar gute Werte im Funke, zeigte jedoch nach kurzer Zeit Schwankungen an. Also raus damit und eine andere eingebaut. Kurios, danach war die Tonqualität erheblich besser und man konnte das Knistern noch besser hören. Ein leichter Brummton im Hintergrund war auch verschwunden. Die Bildstörungen waren allerdings unverändert.

Eine defekte EF80? Also mal alle EF 80 kontrollieren. Und es war ein Volltreffer bei der Suche. Bereits die erste Bild ZF EF80 war Hauptverursacher der Störung. Ungewöhnlich war beim Test im Funke die hohe Emission, die weit über 9mA lag. Meist bewegt es sich bei guten Röhren um 5,5 – 6,5 mA Eine Neuhaus EF80 mit 6mA kam an ihren Platz und der Fehler war weg.

Nun war noch das leichte Bildzittern da. Es äußerte sich so, als wenn sich das Testbild zusammenzieht und wieder etwas dehnt. Ohne dabei natürlich die Geometrie zu verändern. Bei einem Testbild mit dunklen Hintergrund, wie z.B. bei der Kreisdarstellung äußert es sich durch aufhellen des dunklen Hintergrunds. Die zweite Bild ZF EF80 war dann auch so ein Kandidat. Weit über 8mA und auch hier steckte ich eine andere gute EF80. Und das Bild wurde noch besser.

Bei der dritten EF 80 der Bild ZF gab es nichts auszusetzen. Zwar tauschte ich diese auch, aber es veränderte sich nichts mehr.

Ich vermute, das dieser letzte Fehler noch woanders zu suchen ist, vermutlich im Bereich der Videoendstufe. Dort werde ich bei nächster Gelegenheit die Widerstände prüfen. Vielleicht hat ja jemand noch einen Tipp, wo man diesem Problem auf die Spur kommt.

Das leichte Bildzittern fällt allerdings beim abspielen eines Films nicht weiter auf. Ähnliches Bildzittern habe ich auch bei dem Graetz Landgraf, der ja bekanntlich noch fertig gestellt werden muß.

Nun ist wieder ungetrübter DVD Genuß garantiert.

Vielleicht hilft diese Fehlerbeschreibung bei der Suche, wenn jemand ähnliche Bild und Ton Störungen an seinem S/W TV hat.

Ps trotz guten Willen und wiederholter Korrektur , ist es mir nicht gelungen, die großen Abstände zwischen den Sätzen einzustellen. Vielleicht kann ein Moderator da hilfreich eingreifen.
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#20
Hallo Detlef, ich denke so ist das besser mit den Absätzen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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