18.05.2021, 13:57
Hallo Freunde,
manch einer wird jetzt sagen, was hat dieses Gerät in der Kategorie nach 1945 zu suchen? Ganz einfach. Es handelt sich hier um ein Nachkriegsradio. Genau genommen, das erste Radio vom Sachsenwerk Niedersedlitz nach 1945. Auf den Bauteilen sind mehrere Stempelungen mit 1948. Aber es ist auch richtig, dass es dieses Gerät schon mal in Kriegszeiten gab. Da war es der Sachsenwerk Olympia 421. Viele Bauteile sind am Nachkriegsradio identisch mit dem 421. Ja, die Skala auf jeden Fall nicht, dort stehen nur noch wenige Sender drauf. Tja ganz im Gegensatz zum 421.
Wie kam ich zu dem Radio? Unser bester Lieferant sind ja die ebay Kleinanzeigen. Dieses Gerät stammt von einer Auflösung aus einer Radiowerkstatt in Dessau. Die Verkäufer hatten hier noch 2 Radios gefunden. Die wurden in Magdeburg zum Verkauf angeboten. Leute, beide Radios als Kernschrott zu insgesamt 10 Euro!
In Magdeburg ist eine Filiale vom Arbeitgeber meiner Frau. Die Firma brachte es zu uns nach Peine und schon konnte gestaunt werden.
Dieses hier vorgestellte Radio ist für mich längst noch kein Schrott. Ich sehe das eher als historischen Zeitzeugen. Auch interessierte mich, wie wird sich das Gerät verhalten, wenn es denn spielklar ist. Also wurde erst mal eine Revision gemacht. Das Resultat: Ernüchternd, aber nicht hoffnungslos. Schauen wir uns den Lautsprecher an. Nein, der hat es n i c h t hinter sich. Der muss grundlegend überholt werden. Im und auf dem Chassis befinden sich viele Elko's in Pappausführung. Hier darf es keine Überlegung geben. Diese Teile waren im DkE schon unbrauchbar. Die wurden sofort zu Beginn der Reparatur mit neuen Elko's versehen und mit schwarzem Heißkleber verschlossen.
Der Netztrafo war nur noch ein Rostklumpen. Ob der noch funktioniert. Tatsächlich die Funktion war gegeben. Aber hier waren sämtliche Zuleitungen porös. Ich habe mich entschlossen, die Schränklaschen gerade zu biegen und den Trafo auszubauen. Danach kam eine gründliche Entrostung und sämtliche Drähte wurden ersetzt. Die Zuleitungen zum Netzspannungswähler bekamen neue Isolierschläuche.
Anschließend gab es für den Trafokörper schwarze Ofenfarbe und die Winkel bekamen Silban. Die Sicherungslamellen wurden durch eine neuere Halterung ersetzt. Das Lautstärke-Poti war überdreht, der Netzschalter war defekt. Also auch raus damit. Zu den Röhren. Es wurden nach dem Kriege die Stahlröhren mit einem Glasmantel ersetzt. Dieser wurde mit einem Zinkmantel geschirmt. Leider waren beide Röhren, die ECH11 und die EBF11 taub. Die ECL11 fehlte gänzlich. Dafür war im Gerät eine AZ1. Die hatte beste Emission. Donnerwetter, staunte ich, als ich das Firmenlogo genau ansah.
Ich habe zunächst mal ins Gerät zwei Stahröhren mit Metallmantel gesteckt, eine ECL11 gab es auch aus meinen Beständen. Statt der AZ1 verwendete ich zunächst einen Dummi mit 2 Dioden und 2 500 Ohm Widerständen. Die Kontakte der Röhrenfassungen waren richtig schwarz. Hier wurde mit einem Pfeifenreiniger und Kontaktreiniger gründlich gereinigt. Der Schmodder wurde dann mit Spiritus aufgenommen. Danach wurden die Kontakte mir Oszilling gründlich nach gereinigt. Der Wellenschalter ist eine interessante Konstruktion. Die Schwingkreise sitzen auf einer Art Pertinaxplatte. Darunter befinden sie die Kontakte des Wellenschalters. Weiter unten in der Halterung sitzt die "Nockenwelle" Auch hier dasselbe Bild. Sämtliche Kontakte waren schwarz. Nun konnte man die Platte nach dem Lösen von 3 Schrauben nach oben weg klappen. Die Kontakte waren alle schwarz. Also auch hier war Reinigen die oberste Priorität.
Es wurden nun die restlichen Kondensatoren mit Neuteilen befüllt. Viele sind es ja noch nicht mal. Die Widerstände waren bis auf einen i. O.. Dieser wurde ersetzt.
Wenn Ihr mal ins untere Chassis schaut. Da ist ein dicker Widerstand verbaut. Der ersetzt im Moment die Feldspule vom Lautsprecher. Er entfällt später wieder.
So, nun aber mal ran an den Trennstelltrafo mit dem Gerät. Und - bingo - geht das Radio gut. Es lebt!
Das Chassis wurde nun von oben von dem wenigen Rost befreit. Die Beläge auf den beiden Alu-Bandfiltergehäuse wurden entfernt.
Was muss nun an dem Radio gemacht werden. Der Lautsprecher wird durch einen überholten "Sachsenwerker" ersetzt. Das Gehäuse wird mit Hartöl poliert. Die Front muss ich mir dann nach der Lackentfernung anschauen. Einige Furnierschäden gilt es zu beseitigen.
Ja, dann das Sorgenkind, die Papierskala. Sie hat Rostflecken und ist durch Feuchtigkeit sehr wellig geworden. Hier muss ich doch mal unseren guten Freund Rolf ansprechen, ob er nicht mal irgendwie weiter helfen kann.
So, jetzt aber erst mal Bilder vom Radio
Hier das Radio im Urzustand
Hier die Skala. Schön ist die nicht mehr.Die ist so huckelig, dass sich der Zeiger daran verfängt.
So sieht das Radio von innen aus.
Der Lautsprecher ist sehr rostig und muss überarbeitet werden.
Diese Röhre war eine Überraschung. Schaut mal.
So sieht das Chassis nach der Überholung aus.
Die Widerstände wurden geprüft. Die Kondensatoren und der Pappelko wurden neu befüllt.
Ich weiß, der Dietmar (DiRu) liest hier interessiert mit. Bitte lieber Dietmar, ob Du hier mal das Schaltbild einsetzen könntest? Danke dafür!
manch einer wird jetzt sagen, was hat dieses Gerät in der Kategorie nach 1945 zu suchen? Ganz einfach. Es handelt sich hier um ein Nachkriegsradio. Genau genommen, das erste Radio vom Sachsenwerk Niedersedlitz nach 1945. Auf den Bauteilen sind mehrere Stempelungen mit 1948. Aber es ist auch richtig, dass es dieses Gerät schon mal in Kriegszeiten gab. Da war es der Sachsenwerk Olympia 421. Viele Bauteile sind am Nachkriegsradio identisch mit dem 421. Ja, die Skala auf jeden Fall nicht, dort stehen nur noch wenige Sender drauf. Tja ganz im Gegensatz zum 421.
Wie kam ich zu dem Radio? Unser bester Lieferant sind ja die ebay Kleinanzeigen. Dieses Gerät stammt von einer Auflösung aus einer Radiowerkstatt in Dessau. Die Verkäufer hatten hier noch 2 Radios gefunden. Die wurden in Magdeburg zum Verkauf angeboten. Leute, beide Radios als Kernschrott zu insgesamt 10 Euro!
In Magdeburg ist eine Filiale vom Arbeitgeber meiner Frau. Die Firma brachte es zu uns nach Peine und schon konnte gestaunt werden.
Dieses hier vorgestellte Radio ist für mich längst noch kein Schrott. Ich sehe das eher als historischen Zeitzeugen. Auch interessierte mich, wie wird sich das Gerät verhalten, wenn es denn spielklar ist. Also wurde erst mal eine Revision gemacht. Das Resultat: Ernüchternd, aber nicht hoffnungslos. Schauen wir uns den Lautsprecher an. Nein, der hat es n i c h t hinter sich. Der muss grundlegend überholt werden. Im und auf dem Chassis befinden sich viele Elko's in Pappausführung. Hier darf es keine Überlegung geben. Diese Teile waren im DkE schon unbrauchbar. Die wurden sofort zu Beginn der Reparatur mit neuen Elko's versehen und mit schwarzem Heißkleber verschlossen.
Der Netztrafo war nur noch ein Rostklumpen. Ob der noch funktioniert. Tatsächlich die Funktion war gegeben. Aber hier waren sämtliche Zuleitungen porös. Ich habe mich entschlossen, die Schränklaschen gerade zu biegen und den Trafo auszubauen. Danach kam eine gründliche Entrostung und sämtliche Drähte wurden ersetzt. Die Zuleitungen zum Netzspannungswähler bekamen neue Isolierschläuche.
Anschließend gab es für den Trafokörper schwarze Ofenfarbe und die Winkel bekamen Silban. Die Sicherungslamellen wurden durch eine neuere Halterung ersetzt. Das Lautstärke-Poti war überdreht, der Netzschalter war defekt. Also auch raus damit. Zu den Röhren. Es wurden nach dem Kriege die Stahlröhren mit einem Glasmantel ersetzt. Dieser wurde mit einem Zinkmantel geschirmt. Leider waren beide Röhren, die ECH11 und die EBF11 taub. Die ECL11 fehlte gänzlich. Dafür war im Gerät eine AZ1. Die hatte beste Emission. Donnerwetter, staunte ich, als ich das Firmenlogo genau ansah.
Ich habe zunächst mal ins Gerät zwei Stahröhren mit Metallmantel gesteckt, eine ECL11 gab es auch aus meinen Beständen. Statt der AZ1 verwendete ich zunächst einen Dummi mit 2 Dioden und 2 500 Ohm Widerständen. Die Kontakte der Röhrenfassungen waren richtig schwarz. Hier wurde mit einem Pfeifenreiniger und Kontaktreiniger gründlich gereinigt. Der Schmodder wurde dann mit Spiritus aufgenommen. Danach wurden die Kontakte mir Oszilling gründlich nach gereinigt. Der Wellenschalter ist eine interessante Konstruktion. Die Schwingkreise sitzen auf einer Art Pertinaxplatte. Darunter befinden sie die Kontakte des Wellenschalters. Weiter unten in der Halterung sitzt die "Nockenwelle" Auch hier dasselbe Bild. Sämtliche Kontakte waren schwarz. Nun konnte man die Platte nach dem Lösen von 3 Schrauben nach oben weg klappen. Die Kontakte waren alle schwarz. Also auch hier war Reinigen die oberste Priorität.
Es wurden nun die restlichen Kondensatoren mit Neuteilen befüllt. Viele sind es ja noch nicht mal. Die Widerstände waren bis auf einen i. O.. Dieser wurde ersetzt.
Wenn Ihr mal ins untere Chassis schaut. Da ist ein dicker Widerstand verbaut. Der ersetzt im Moment die Feldspule vom Lautsprecher. Er entfällt später wieder.
So, nun aber mal ran an den Trennstelltrafo mit dem Gerät. Und - bingo - geht das Radio gut. Es lebt!
Das Chassis wurde nun von oben von dem wenigen Rost befreit. Die Beläge auf den beiden Alu-Bandfiltergehäuse wurden entfernt.
Was muss nun an dem Radio gemacht werden. Der Lautsprecher wird durch einen überholten "Sachsenwerker" ersetzt. Das Gehäuse wird mit Hartöl poliert. Die Front muss ich mir dann nach der Lackentfernung anschauen. Einige Furnierschäden gilt es zu beseitigen.
Ja, dann das Sorgenkind, die Papierskala. Sie hat Rostflecken und ist durch Feuchtigkeit sehr wellig geworden. Hier muss ich doch mal unseren guten Freund Rolf ansprechen, ob er nicht mal irgendwie weiter helfen kann.
So, jetzt aber erst mal Bilder vom Radio
Hier das Radio im Urzustand
Hier die Skala. Schön ist die nicht mehr.Die ist so huckelig, dass sich der Zeiger daran verfängt.
So sieht das Radio von innen aus.
Der Lautsprecher ist sehr rostig und muss überarbeitet werden.
Diese Röhre war eine Überraschung. Schaut mal.
So sieht das Chassis nach der Überholung aus.
Die Widerstände wurden geprüft. Die Kondensatoren und der Pappelko wurden neu befüllt.
Ich weiß, der Dietmar (DiRu) liest hier interessiert mit. Bitte lieber Dietmar, ob Du hier mal das Schaltbild einsetzen könntest? Danke dafür!
Es grüßt Euch aus Peine
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.