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Minerva 506W
#1
Hallo zusammen,

neulich habe ich ein österreichisches Rundfunkgerät aus dem Jahre 1950 erworben,
ein Minerva 506 W.
An sich ist das gar nicht mein Jagdgebiet, aber aufgrund seines eigenwilligen Gehäuse-Designs
und des geringen Preises, habe ich mich dann doch überredet, es zu kaufen.

Im Forum ist schon mal die Allstromvariante 506 U vom Uli (Schraubnix) vorgestellt worden:
https://radio-bastler.de/forum/showthrea...ht=minerva

Hier zunächst ein kleiner Steckbrief des Gerätes:

Hersteller: Minerva Radio Wien
Typ: Rundfunkempfänger
Modell: 506W
Baujahr: 1949/50
Röhrenbestückung: ECH42, EAF42, EAF42, EL41, EM34, AZ41
Stromversorgung: Wechselstrom, 100V bis 250V, 8 mögliche Spannungen
Wellenbereiche: LW, MW, KW
Bedienelemente: Lautstärkepoti mit Ein/Aus, Doppelpoti mit Seilzug zum ZF-Filter als Tonblende,
   Senderabstimmknopf, Bereichsumschaltung K,L,M,TA,
Gehäuse: Holzgehäuse furniert, abgerundete Ecken (Minerva-Stil)
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Erde und Antenne, TA, Zusatzlautsprecher (niederohmig)
Abmessungen: 48cm x 33cm x 28cm
Gewicht: ca. 10 kg
Lautsprecher: 1 permanentdynamischer Frontlautsprecher
Neupreis: knapp 2000 Schilling

Ja, das Gehäuse hat was, es ist schon recht eigenwillig, man sprach auch vom Minerva-Stil.
Hier ist es, es hatte wohl schon etwas "Feindberührung" und leider fehlt das Minerva-Emblem:

   

und hergestellt am 24. April 1950, wie uns der Stempel im Gehäuse verrät:
   

Ich finde, für die damalige Zeit, gerade mal knapp fünf Jahre nach Kriegsende,
ein aufwendig hergestelltes Radio.
Hier ein Blick auf das Chassis:
   

Da fällt die gut zugängliche und aufgeräumte Spulen- und Trimmerplatte auf,
ferner der aufwendige Skalenantrieb mit einer zusätzlichen Rundskala für Kurzwelle,
die nur im KW-Betrieb beleuchtet wird.
Dann das verwindungssteife Chassis und rechts, der Netztrafo mit 8 Einstellmöglichkeiten auf die richtige Netzspannung.
Hier die Spannungsumschaltung:
   

eine derartige Spannungsumschaltung habe ich so noch bei keinem anderen Gerät gesehen.

Hier noch einmal die Spulen- und Trimmerplatte:
   

Da muss nicht lange bei einem Abgleich gesucht werden,
denn gleich nebenan im Gehäuse, hängt auch ein passender Plan:
   

und hier der Plan in groß:
   

Hier noch ein Blick von oben aufs Chassis:
   

Und jetzt ein Blick unters Chassis,

   

wenn das nicht aufgeräumt ist, Widerstände und einige Kondensatoren, in Reih und Glied
angeordnet, auf einer Leiterplatte.
Gut zu sehen auch das Doppelpoti für die Tonblende, das auch noch zusätzlich, über einen Seilzug, die Kopplung im Bandfilter verändert.
   

Zum Glück war diese Apparatur in Ordnung, leider nicht aber das Lautstärkepoti.
Seine Widerstandsbahn hatte zu keinem der 4 Anschlüsse Kontakt.
   

An dem Teil hat sich wohl auch mal schon jemand versucht, denn die Achsverlängerung ist bestimmt nicht original.
Leider hatte ich in meinem Fundus kein logarithmisches 500K Poti, mit einem zusätzlichen Anschluss und einem Netzschalter.
So habe ich einen Regler ohne den Anschluss für gehörrichtige Lautstärke eingebaut,
immerhin war die Achse jetzt wieder lang genug.
   

Fortsetzung folgt….

Viele Grüße,
Rolf
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#2
Hallo Rolf,

ich habe noch einige neue Minerva Schilder. Ich könnte eins abgeben.
------------------------

Gruß Matthias
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#3
Genau genommen sind das 15 Spannungsstufen. Schönes abgerundetes Gehäuse, wäre bloß aufwändig gewesen, wenn das Furnier in den Rundungen nicht so gut erhalten wäre.
Gruß
Alex

M(Ende) gut - alles gut! Smile
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#4
Hallo Matthias,

oh, das wäre klasse, ich schreib Dir eine PN...

Viele Grüße,
Rolf
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#5
Hallo Alex,

ich weiß auch nicht, wie ich auf 8 Umschaltmöglichkeiten komme,
es sind 12 Varianten, da sich einige Möglichkeiten überschneiden.

Hier der Varianten-Aufkleber:
   

Viele Grüße,
Rolf
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#6
Hallo zusammen,

hier zunächst der Schaltplan des Gerätes:

   

Nach dem Potitausch nahm ich die obligatorische Kondensatorkur vor.
Ich habe die rotbraunen "Chinabonbons" eingebaut, die passen farblich recht gut zu den roten Widerständen.
   

Die Ausbeute:
   

Danach konnte der Doppelelko formiert werden, was ca. 5 Stunden in Anspruch nahm,
danach lag der Leckstrom unter einem Milliampere.

Die Überprüfung der Röhren verlief positiv, alle zeigten gute Emissionswerte.

Anschließend konnte der Empfänger in Betrieb genommen werden.
Er funktionierte auf Anhieb, der Wellenschalter krachte zwar etwas, was sich aber mit K600 fast beseitigen ließ.
Ich denke mal, etwas Krachen beim Umschalten, sind bei einem Drehschalter normal.

Leider zeigte die EM34 so gut wie kein grünes Leuchtbild mehr, auch eine höhere Spannung am Leuchtschirm, zeigte kaum Wirkung.
So ersetzte ich sie durch die russische 6E5C.

Zum Schluss tauschte ich noch die Netzleitung.

Anschließend durfte das Chassis wieder, in das zuvor polierte Gehäuse, einziehen.

Hier die Rückansicht, KW ist eingeschaltet
   

…die Vorderansicht, auffällig auch der Abstimmknopf, da stand wohl ein Telefon Pate:
   

das Fenster mit der zusätzlichen, dezimalen Kurzwellenskala:
   

… die Rückwand ist drauf:
   

…auch der Netzstecker ist nicht von der Stange:
   

Der Klang des Radios ist recht gut, auch ohne den Anschluss am Lautstärkepoti, für die gehörrichtige Lautstärke.
Die Empfangseigenschaften entsprechen denen eines Standardsupers.

Jetzt muss ich nur noch ein schönes Plätzchen finden, wo ich den Minerva abstelle…

Viele Grüße,
Rolf
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#7
Hallo, Rolf,
Interessant - ich habe den gleichen Wellenknopf auch an Vorkriegsradios gesehen.
Das Radio ist optisch sehr schön und du hast es super gemacht! Smiley32
Gruß,
Ivan
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#8
Sehr schönes Gerät Smiley32
Herzliche Grüße

Pitter
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#9
...danke für die "Blumen"...

Viele Grüße,
Rolf
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#10
Hallo zusammen,

dank der freundlichen Hilfe vom Matthias, konnte ich den Minerva 506W noch etwas aufwerten,
denn jetzt ziert die Vorderfront wieder ein Emblem.
Matthias, nochmals vielen Dank!

   

Hier noch ein Foto des Emblems:

   

Viele Grüße,
Rolf
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#11
Gern geschehen, noch viel Freude mit dem Radio.
------------------------

Gruß Matthias
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#12
Das Emblem ist das berühmte i-Tüpfelchen eines wieder toll hergerichteten Geräts. Erstklassige Arbeit, Rolf ! Smiley20
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#13
macht die Senderabstimmung eigentlich schon Tonwahl oder nur Pulswahl? (Scherz..)

Diese Ö-Radios sind nicht nur äusserlich eine Augenweide, sondern auch von der Technik her!

Und das erst recht wenn Rolf seine Finger im Spiel hat.
Gruß,
Jupp
-----------------------------

was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#14
Hallo zusammen,

ich hole diesen Thread noch einmal hoch, weil ich etwas in Sachen Skalenseil ergänzen möchte:

Ich habe zurzeit einen weiteren “Minerva 506W“ in Arbeit.
Die Tätigkeiten entsprachen im Prinzip denen, die ich schon oben, bei meinem Gerät aufgeführt hatte, incl. der verschlissenen EM34.

Bei der elektrischen Inbetriebnahme musste ich aber feststellen, dass sich beim Abstimmen
der Skalenzeiger in die falsche Richtung bewegte.
Bei hohen Frequenzen zeigte er niedrige an und umgekehrt.

Und wirklich, am Skalenantrieb hatte schon mal Jemand gewerkelt, auch die kleine
Skala für die Kurzwellenanzeige fehlte.

Hier die Vorderansicht der Skala:
   

… und hier ein Blick auf das Skalenseil:
   
   

Die beiden Skalenseile mussten also neu, bzw. richtig aufgelegt werden.
Doch aufgrund der Seilführung, mit seinen vielen Umlenkröllchen,
verspürte ich nicht die richtige Lust, dort Hand anzulegen.
Ein Skalenseil auflegen ist immer ein “Horror“ für mich

Aber, ich wurde positiv Überrascht,
denn auf dem Seilplan stand folgender Text:

   
   

Minerva hatte also ein Einsehen mit den “Reparateuren“ gehabt
und so wurde der Seilwechsel auf einmal ganz einfach.

Hier das ausgebaute “Skalenchassis“:
   

…und hier der Seilplan für die beiden Skalenseile:
   

So konnte ich ganz easy und ohne viel Kopfzerbrechen, die beiden Seile wieder auflegen,
was dann auch nach ein paar Minuten erledigt war.
   
   

…danach durfte das “Skalenchassis“ wieder am restlichen Chassis befestigt werden:
   

Noch etwas Feinjustierung (Skalenzeiger und Oszillatoren) und der Empfänger ließ sich wieder richtig abstimmen.

So einfach hatte ich noch nie ein Skalenseil getauscht….

Viele Grüße,
Rolf
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#15
Hallo Rolf,
Sehr schönes Gerät im etwas anderen Design. Auch im Innern muss man den Hut vor den österreichischen Entwicklern ziehen, Alles aufgeräumt und gut durchdacht. Mit dem Eingangsspannungswählern konnte das Gerät selbst in den exotischsten Ländern betrieben werden.
Gratulation zur gelungenen Restauration.
Schönes Wochenende,
Thomas
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#16
Da sieht man mal wieder, wie hilfreich historische Texte und Beschreibungen der alten Geräte sein können. Solche Unterlagen verschwinden oft im Nirwana. Vielen Dank, dass Du dieses Dokument für uns hier veröffentlicht hast. So kann es jeder Reparateur eines solchen Apparates nachlesen und es sich einfacher machen.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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