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SABA Meersburg W II
#1
Hallo zusammen,

neulich brachte mir ein Nachbar ein Radio zur Reparatur, es sollte mit möglichst geringen Mitteln wieder spielbereit gemacht werden.
Bei dem Radio handelte es sich um ein
SABA  Meersburg W II

Also ran ans Werk und zunächst einmal das Chassis ausgebaut.
Ein Blick darauf hielt schon ein paar Besonderheiten parat:
Hier das ausgebaute Chassis

   

Links der UKW-Tuner, der induktiv abgestimmt wird, bestückt mit einer EF80 und einer EC92
und darunter der 3-fach AM-Dreko.
Interessant die recht komplizierte Führung des Skalenseiles, das möchte ich nicht wieder auflegen müssen.
   

Das Gerät hat auch eine Kurzwellenlupe, die zusammen mit der UKW-Abstimmung betätigt wird.
Abgestimmt wird induktiv mit einer Spule, die sich außen am UKW-Tuner befindet:

   

Daneben fällt die im Prinzip, riesige Freifläche auf.
Dann sieht man noch zwei B4-Fassungen, eine fungiert als Anschluss für die eingebauten Lautsprecher, an der anderen kann die Ratiospannung gemessen werden.

Das Chassis schließt dann, auf der rechten Seite, mit dem Netzteil und einer fetten Röhre ab,
es ist die NF-Endstufe, es handelt sich doch tatsächlich um eine EL34.
Eine Röhre, die 25W Anodenverlustleistung verträgt, aber in diesem Radio weit unter ihren Möglichkeiten eingesetzt wird.
Die Ausgangsleistung des Meersburg beträgt etwa 7,5W.

Aber, an der Endröhre fällt noch etwas auf, sie schaut gar nicht aus wie eine EL34,
sondern, wie eine ab Werk umgesockelte Röhre.
Hier mal eine originale Siemens EL34 neben der Saba-EL34:

   

Dass diese Endröhre so ab Werk in diesem Radio eingesetzt wurde, kann man an der originalen Haltefeder erkennen,
die bei einer richtigen EL34 keine Wirkung hätte:
   

Zum Glück gibt es ja das Internet und dort erfuhr ich, dass es sich wahrscheinlich um eine
umgesockelte EL60 handelt, die wohl damals zuhauf vorhanden war und ähnliche Daten wie die EL34 aufweist,
sie ist quasi der Vorgänger.

Man kann das gut an den beiden nebeneinanderliegenden Heizanschlüssen erkennen, die auf eine EL60 hinweist:
   

Bei der EL34 liegen noch die Anschlüsse von K und g3 zwischen den Heizanschlüssen.

Fortsetzung folgt,

viele Grüße,
Rolf
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#2
Hallo zusammen,

hier die Unterseite des Chassis:
   

und hier der Schaltplan:
   

Als nächstes habe ich die obligatorische Kondensatorkur vorgenommen,
zum Einsatz kamen wieder die rotbraunen Chinabonbons.
Am Ausgangsübertrager gab es noch eine LC-Kombination, die sogenannte 9kHz-Sperre,
dessen Kondensator natürlich auch erneuert werden musste.
   

Also das Röhrchen erwärmt, dessen Innenleben herausgedrückt und den Kondensator getauscht.
   

Hier das fertige Teil und wieder am Trafo eingebaut:
   

   

Beim Tausch der Kondensatoren fiel mir auf, dass schon mal am Tastensatz gewerkelt worden war.
An einigen Kontaktleisten waren Nuten eingesägt worden und zwei Leisten wurden sogar durchgesägt,
die Verbindung ist dann wieder mit stabilem Draht hergestellt worden:
   

Hier die Chassis-Unterseite nach erfolgter Kondensatorkur:
   

Danach konnten die Elkos formiert werden, was recht schnell vonstatten ging und erfolgreich war.
Die Überprüfung der Röhren brachte eine defekte EABC80 zu Tage, zwei Dioden waren verbraucht.
Anschließend stellte ich den Netztrafo auf 240V um und nahm das Gerät in Betrieb.

Fortsetzung folgt,

viele Grüße,
Rolf
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#3
Hallo, Rolf,
Gratulation zur erfolgreicher Reparatur.
Bin gespannt wie ist der Empfang mit der etwas unüblichen UKW - Tuner? Dass der Klang gut ist ist klar mit EL34 in diesem riesengroßen Schrank muss es eine echte Freude sein.
Gruß,
Ivan
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#4
Hallo Rolf,
hallo Ivan.

aus diesem Baujahr und der "W2-Baureihe" von SABA besitze ich den bedeutend kleineren "Villingen", also das Einstiegsmodell ohne Wellenbereichstasten.
https://www.radiomuseum.org/r/saba_villi...ii_w2.html
Insoweit ist mir der UKW-Tuner mit EC92 und EF80 vertraut, wenngleich bei meinem Modell die KW-Lupe nicht vorgesehen war. Der UKW-Empfang selbst dieses kleinen Modells ist ausgesprochen gut und trennscharf, dazu tragen insbesondere auch die von SABA zu dieser Zeit bereits verwendeten sehr empfindlichen ZF-Filter bei. Beim hier beschriebenen Spitzengerät Meersburg, damals sage und schreibe 498 DM teuer, ist da sicherlich noch mehr zu erwarten.

Interessant sind die am Tastensatz vorgenommenen Einsägungen. Mir ist bekannt, dass SABA bei den frühen Modellen mit Tastensatz mitunter noch Probleme hatte bezüglich verschmorter Pertinaxleisten und damit einhergehender Kriechströme; vielleicht wurde deshalb im vorliegenden Fall gesägt, um eine bessere Trennung nahe liegender kritischer Lötzungen zu erreichen Huh  .
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#5
Hallo zusammen,

wider Erwarten funktionierte der Empfänger auf allen Wellenbereichen, selbst beim Umschalten, war kein Krachen zu vernehmen und das mit der geflickten Leiste.

Der UKW – Empfang ist sehr gut und die Abstimmung verläuft trennscharf.
Auf den AM-Bändern war tagsüber natürlich nicht viel zu erwarten, dennoch war auf LW ein Sender zu empfangen und recht viele auf KW,
wobei die Kurzwellen-Lupe ihr Teil dazu bei tat.
Der Klang des Radios ist schon toll, obwohl nur 2 Lautsprecher eingebaut sind,
die Endstufe macht es halt in Verbindung mit dem 5-stufigen Klangwähler.

Natürlich gab es auch einen Wermutstropfen, das Magische Auge, eine EM71, war total blind.
Auch eine höhere Spannung am Leichtschirm, brachte keinen Erfolg.
Also baute ich eine Röhre ein und alles war gut.

Nachdem ich das Gerät mehrmalig ein- und ausgeschaltet hatte, war auf einmal ein Prasseln aus dem Lautsprecher zu vernehmen,
das aber nach ca. einer Minute wieder verschwand.
Auch wenn man das Gerät ausschaltete, war dieses Prasseln für eine kurze Zeit wieder zu vernehmen und dann wieder beim Einschalten.
Ich dachte zunächst, einer der vielen Röhrenkondensatoren wäre dafür verantwortlich,
diese waren es aber nicht.
Durch den guten Tipp vom Klaus (klausw) ("bezüglich verschmorter Pertinaxleisten und damit einhergehender Kriechströme"),
kam ich dem Fehler schnell auf die Schliche.
Es war tatsächlich eine Leiste und zwar die, auf der der 10nF Kondensator sitzt, der dann mittels abgeschirmter Leitung, an das heiße Ende des Lauststärke-Poties  geht.

   

Abhilfe brachte das einseitige Ablöten des Kondensators von der Leiste.
Zum Glück war das auf der Seite, an der die Leitung zum Poti angeschlossen war und nicht mehr geschaltet wird.
Diese Leitung habe ich dann direkt am Kondensator angeschlossen, quasi fliegend.
Damit war das Prasseln beseitig.

   

Anschließend durfte das Chassis, nachdem ich ihm noch drei neue Skalenlämpchen spendiert hatte,
wieder in das Gehäuse.
   

Hier noch die Vorderansicht:
   

Ich denke mal, dass mein Nachbar mit dem fast 70 Jahre alten Saba, noch recht viel Freude hat.  

Viele Grüße,
Rolf
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#6
Hallo Rolf,

das hast Du schön hin bekommen. Ja das mit dem Prasseln ist leider bei vielen SABA's bekannt. Mein SABA Freiburg 3 DS hatte das damals auch. Ich hatte dann die Schaltung am Wellenschalter auch geändert. Ärgerlich aber man kann das nicht ändern.

Ich habe Deinen Bericht so aufmerksam gelesen, weil ich unserem Saarland-Michel auch solch ein Gerät aus den Rippen geleiert habe. Allerdings sind da nicht mehr alle Teile vorhanden. Der Lautsprecher fehlt dort und die EL34. Na mal sehen, wenn es bei mir eintrudelt.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#7
Hallo Rolf und Mitleser,
der ist wirklich sehr schön geworden! Glückwunsch! Wie hast Du das Gehäuse wieder so frisch gemacht oder war er noch ganz gut beianander?
Den W2 habe ich hier auch. Meiner ist quasi aus 3 Ruinen entstanden aber schon wegen des Einsatzes der EL34 wollte ich ihn unbedingt haben. Ich habe dann das beste vorhandene Gehäuse genommen, ein brauchbares Chassis mit Röhren aus dem Fundus bestückt (EL34 von RFT - geht prima!) und konnte auch die originalen Lautsprecher besorgen. Die fehlten nämlich auch noch. Wirklich ein tolles Gerät und irgendwie ein wenig der Zeit voraus. Mit der fortschrittlichen Röhrenbestückung und der guten Konstruktion ist das Gerät für 1952 recht empfangsstark.
Die aufwendige Klangeinstellung mittels Umschalter hat schon fast professionelen Charakter. Gut wenn der Schalter noch einwandfrei ist. Ein weiterer Schwachpunkt ist der Gegenkopplungstrafo. Der neigt zum Rosten, wodurch gerne der Wickelkörper gesprengt wird mit der Folge einer Unterbrechung. Dieser Übertrager wurde m.W. nur noch im Freiburg W2 verwendet.
Den Hauptlautsprecher finde ich allerdings etwas schwach dimensioniert. Hier musste vermutlich gespart werden. Der Meersburg sollte ja nicht über die "Oberklasse" hinauswachsen.
Grüße
Frank
Grüße

Frank
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#8
(09.07.2021, 21:37)EQ80 schrieb: ....Den Hauptlautsprecher finde ich allerdings etwas schwach dimensioniert. Hier musste vermutlich gespart werden.

Erstaunlicherweise ist der Meersburg W2 in einem zeitgenössischen Artikel der Zeitschrift "Funk-Technik", Heft Nr. 16 vom August 1952 mit einer Endröhre EL 41 statt der EL 34 ausgewiesen.  Ob es eine 1. Serie mit dieser Bestückung gab, oder der Redaktion eine unzutreffende Mitteilung vorlag, entzieht sich meiner Kenntnis, aber zur EL 41 würde der verwendete LS natürlich sehr gut passen.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#9
Hallo,

ja, das Gehäuse ist noch in einem recht guten Zustand, ich hatte es nur mit etwas Möbelpolitur aufgefrischt.
Einzig, auf der Oberseite befanden sich ein paar leichte Schrammen.
Stimmt, mit dem Gegenkopplungstrafo hatten wir Glück, die gehen schon gerne kaputt und Ersatz
ist schlecht zu bekommen.

@ Klaus, in der Werbung hat Saba immer von einer 25W Endröhre gesprochen,
            aber vielleicht war wirklich ein Fehler im Bericht der "Funk-Technik", oder, wie Du sagtest,
            halt die 1. Serie...
           
Viele Grüße,
Rolf
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