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Karl Ott Zugzielanzeiger
#1
Ich hätte nie gedacht, dass ich einen Zugzielanzeiger einmal unter Röhrentechnik posten würde, aber hier sind wir.
Am Wochenende wurde er mir geliefert. Baujahr dürften die frühen 1960er Jahre sein und er war bis nach 1990 noch in Betrieb.
Wo? Am Bahnhof Neunkirchen im Saarland - Gleis 4. Das Gleis 4 existiert heute nicht mehr. Der Bahnsteig samt Gleise wurde zurück gebaut; das Fundament des Bahnsteigs ist jedoch noch vorhanden.

Es handelt sich von der Technik her um einen s.g. Rollbandanzeiger mit seitlich angebrachter Uhr (im Bild ausgebaut).
Diese haben auf einem etwa 100 Meter langem Kunststofffolienband die Zuginformationen aufgedruckt. Manchmal mit Uhrzeit, dieser hier ohne.
Über einen Drehstrommotor und zwei Magnetkupplungen wird das Band über mehrere Umlenk- und zwei Aufwickelrollen hin und her bewegt. Je nach dem in welche Richtung das Band bewegt werden soll, schaltet die eine oder andere Magnetkupplung an. Der Motor dreht immer in die selbe Richtung.

   

   

Die Steuerung und Signalverarbeitung des Anzeiger ist komplett in Relaistechnik aufgebaut. Bis auf zwei Röhren. Mit ersterem habe ich mich noch nicht beschäftigt, aber das kommt noch.
Die Röhrentechnik hingegen ist interessant in einem solchen Anzeiger zu finden.
Eine Fotozelle registriert die Helligkeitsänderungen vom Band reflektiertem Licht einer Glühbirne. Dort wo eine Beschriftung im Sichtfenster zu sehen ist, ist am Band seitlich ein schwarzer Streifen aufgedruckt, welcher das Licht nicht so stark reflektiert wie der Rest des weißen Bandes.
Diese Signale der Fotozelle werden von einer kleinen Schaltung mit Hilfe einer E92CC in Impulse für das auf der Platine aufgebrachte Relais umgewandelt.
Hierbei erhält das Relais immer nur einen kurzen Schaltimpuls, es bleibt nicht dauerhaft angezogen, wenn der schwarze Streifen das Licht "verschluckt".

   

   

   

Die Schaltung selbst ist sehr ungewöhnlich und ich bin noch nicht genau dahinter gestiegen.
Aber es mussten alle Vitrohm Widerstände, sowie Elkos ausgetauscht werden. Die Röhre hingegen ist noch top in Schuss.

   

   

Alles in allem ein interessantes Stück Eisenbahn-Technik von deren Art ich bisher kein zweites gesehen habe.
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#2
Hallo Phalos,

vielen Dank für die Vorstellung deines 'antiken' Zugzielanzeigers. Es ist erstaunlich, welche Schätze des Bahnbetriebes du immer wieder ans Licht bringst und hier vorstellst. Diese Technik, welche man als älterer Zeitgenosse noch life erlebt hat, bringt so manche Erinnerungen zu Tage. Leider hatte man seinerzeit dieser Technik keine große Beachtung geschenkt, sie war einfach da und man hatte kaum Gedanken darüber verschwendet, welche Mengen Gehirnschmalz bei ihrer Erschaffung dabei 'verbraten' wurden.

Heute sieht man dies ganz anders; man wünscht sich die Zeit dieser Technik zurück, eine Zeit in welcher noch alles etwas gemütlicher von Statten ging. Deshalb finde ich es toll, dass du dich als junger Mensch dieser speziellen Techniken angenommen hast und sie meist wieder zum Leben erweckst und vor allem, uns daran teilhaben lässt. So hoffe ich, dass du noch einige alte 'Bahntechnik' auftreiben kannst, bevor deine Platzverhältnisse an ihre Grenze geraten. Denn all diese Gerätschaften sind ja nicht gerade zierlich, obwohl man damals - wie auch heute noch - ihre wirklichen Dimensionen in den großen Bahnhofshallen nicht so wirklich realisierte (bzw. realisiert).
Freundliche Grüße, Peter R.
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#3
Auch Hallo Phalos  -  
find ich echt nostalgisch und mich ebenso erinnernd an längst vergangene Zeiten - innerlich höre ich, wenn ich mir die Fotos Deines Rollband-Anzeigers betrachte, die meist etwas quäkenden dazugehörigen Lautsprecher-Durchsagen des Fahrdienstleiters (?) oder wer da auch immer zuständig gewesen war. Als Freund alter MÄRKLIN-LOKs und (aber doch aus der Art geschlagener) einer alten Eisenbahner-"Dynastie" mich zugehörig Fühlender (zumindest dies) freut es mich, dass so junge Menschen sich für diese Technik interessieren und uns hier vorstellen. Auf diese Anzeigen fiel immer dann der Blick, sobald sich das innere Band in Bewegung setzte - auch mit vernehmbarem leisen "Roll-" Geräusch wenn man nahe genug drunter stand oder saß. Viel Freude Dir und uns damit weiterhin !
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#4
Danke, für mich ist es auch jedes mal faszinierend. Ich zeige hier nur sehr wenig davon, weil bis auf diesen jetzt, keiner der anderen etwas mit Röhren zu tun hat.
Die meisten sind entweder Relaistechnik oder mit Mikrocontroller.

Die aufgezeichnete Schaltung birgt einige Fehler, ist aber wie geschrieben auch die erste Abzeichnung gewesen. Die Korrektur reiche ich noch nach.

Momentan habe ich mich erst noch etwas um die Optik gekümmert und die Hinterglasmalerei neu gemacht.

Es war und ist alltägliche Technik. Sie wird bei Renovierungen achtlos entsorgt und in 30 Jahren frägt man sich: Warum haben wir nicht ein paar aufgehoben um sie den Leuten erklären zu können?

Dem will ich eben etwas entgegenwirken.
Die Leute wissen dass es mal so Rollbandanzeiger gab - aber über die Technik weiß (so gut wie) keiner Bescheid...

   

   
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#5
Hallo Phalos,
vielen Dank für Deine Vorstellungen. Kenne diese Teile (aus DDR) noch. Schön, daß Du Dich damit beschäftigen möchtest. Aber noch viel Besser finde ich>>Du möchtest etwas an Nostalgie und Informationen für unsere "Nachwelt" erhalten. Hut ab. Da bist Du nicht alleine Auf der Weld. Hast Du schon mal in die Nachbarländer reingesehen? Da gibt es doch sicherlich auch solche Interessenten, wie Dich?
Auf jeden Fall, immer gerne zu lesen und anzusehen. Vielen Dank dafür. Bitte stelle weiter hier ein.
LG aus Schwerin, Holger
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#6
Die optische Aufarbeitung ist abgeschlossen.
Die Ziffernblätter habe ich komplett neu machen müssen, da das eine kaputt war und das andere verwaschen.
Auch ein neuer Sekundenzeiger wurde angefertigt, da er gefehlt hatte.

Jetzt kann es an die Technik gehen!

   

   

   

   

   
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