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Seibt 4 A
#1
Hallo zusammen,

im vergangenen Jahr, habe ich einen "Seibt 4A" erworben.
Dabei handelte es sich um einen 5-Röhren-Zweikreis-Empfänger, ohne eingebauten Lautsprecher, aus dem Jahre 1930.

Leider war das Gerät nicht ganz vollständig,
so fehlten alle Röhren, die Rückwand und eine Halterung am Rückkopplungs-Drehko,
ferner waren nicht alle Bedienknöpfe original.

Der 4A scheint recht selten zu sein, denn im Netz ist nur sehr wenig über ihn zu finden,
daher sind Ersatzteile rar.

Doch oh Wunder, wurde vor einigen Monaten in Berlin, ein derartiges Gerät angeboten,
mit Rückwand, den richtigen Knöpfen und der Rückkopplungs-Drehko war auch intakt.
Sein Preis war ok, nur versenden wollte der Verkäufer partout nicht.

Doch gut, dass es unser Forum gibt,
denn so hat mir Ivan (Navi) aus der Patsche geholfen, der ja auch in Berlin wohnt.
Er hat das gute Stück abgeholt und mir gut verpackt zugesendet.
Nochmals vielen Dank für Deine Hilfe, Ivan!

Hier das Berliner Gerät:
(restauriert wir aber der andere Seibt 4A.
Ich hatte es leider versäumt, Bilder vorm Zerlegen des Gerätes zu machen)

   

   

   

   

In den letzten Wochen war das Wetter warm und sonnig,
daher hatte ich zunächst mit der Auffrischung des Gehäuses begonnen.
Dessen dünn lackierte Oberfläche (das war Anfang der Dreißiger so üblich) war schon arg rissig geworden, aber das Furnier war in Ordnung.
Mit 00er Stahlwolle habe ich den alten Lack vorsichtig abgeschliffen und dann das Gehäuse
mehrere Male mit Hartöl eingerieben.

Ich denke mal, so kann sich das Gehäuse wieder sehen lassen:
   

   

Danach widmete ich mich seinem Innenleben.

Hier zunächst ein paar Fotos vom Originalzustand:

…die Vorderfront, deutlich sieht man den schief stehenden Rückkopplungs-Drehko,
(ein Teil der Halterung fehlt)
   

oder noch besser von der Rückseite:
   

…ein Blick von oben:
   

…die rechte Seite (Antenneneingang):
   

…die linke Seite (Netztrafo, Siebdrossel und Kondensatorblock)
   

…und hier noch ein Blick auf die Unterseite:
   

Fortsetzung folgt,

viele Grüße,
Rolf
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#2
Hallo Rolf

Hier ein Prospekt dazu von August 1930

   

Nette Grüße - Alfons
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#3
Hallo Rolf,
tolle Vorstellung>>>Danke
Und Alfons kann wieder etwas dazu beitragen>>Sagenhaft. Einfach Gut.
Danke.
LG aus Schwerin, Holger
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#4
Danke Alfons,

ich bin immer wieder erstaunt, welche tollen Dokumente Du aus der Versenkung holst...

Viele Grüße,
Rolf
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#5
Hallo zusammen,

zunächst habe ich mich um die Neubefüllung der 3 Blockkondensatoren gekümmert.
Der große Mehrfach-Blockkondensator fiel nach dem Ausbau fast auseinander und musste somit nicht mehr einer Wärmebehandlung unterzogen werden.
   


Leider hatte dieser Kondensator keine Anschlussplatte, sondern nur im Teer eingebettete Anschlüsse, so war ich gezwungen, mir aus Pertinax eine Platte zu basteln.
Hier die gerichtete Büchse mit dem zukünftigen Inhalt:

   

und einbaufertig:
   

wieder an Ort und Stelle:
   

Fehlten noch die beiden anderen Blöcke:
   

Diese habe ich auf gut 100° C  erwärmt und dann von ihrem Innenleben befreit.
Da gerade keine passenden 1µF Kondensatoren griffbereit waren,
baute ich jeweils 2 x 0,68µF ein.
   
   

Danach kamen die 9 Steck-Kondensatoren an die Reihe.
Die beiden 60pF Kondensatoren und der 300pF Kondensator lagen noch in der Toleranz und durften bleiben.
Die anderen, ein 1000pF Kondensator und fünf 4000er mussten aber erneuert werden.

Die 4000pF Cs habe ich durch 6200er ersetzt, es war wieder etwas Improvisation angesagt.

Hier der Werdegang zum Ersatz-Steck-Kondensator:
…ein bisschen biegen, ein paar Aderendhülsen
   

…eine passende Verpackung auf "altem Papier" gedruckt:
   

   

…fertig sind die Ersatz-Kondensatoren:
   

…und schon eingebaut:
   

Fortsetzung folgt,
viele Grüße,
Rolf
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#6
Hallo, Rolf,
Unglaublich wie du bis zum letzten Detail alles Zeitgetreu machst. Akribische Arbeit! Thumbs_up
Gruß,
Ivan
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#7
Rolf, ich bin verblüfft wie du die steckkondensatoren gezaubert hast.
Das sihet einfach nur gut aus. Wie hast du das papier duch den drucker gekriegt?
Das hätte ich mich nicht getraut ...................
Viele Grüße, Juan
Printed on recycled Data
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#8
Servus Rolf,

ich lese begeistert mit. Hinsichtlich der Erneuerung des Gehäuses mit Hartöl und der Ko-Gehäuse:

Smiley32 

Gruß Michael
Gruß Michael

Penthode?
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#9
Hallo Juan,

es handelt sich um normales Druckerpapier
aber auf "alt gemacht".
Da gibt es keine Probleme mit dem Drucker...

Viele Grüße,
Rolf
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#10
Ach so, jetzt erkenne ich es.  Blush
Ich dachte du hattest das zerfetzte pergament zum fotografieren auf eine stück pappe gelegt, und so durch den drucker gejagt Huh
Die sehen trotzdem gut aus Smiley53
Viele Grüße, Juan
Printed on recycled Data
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#11
Hallo zusammen,

…im Prinzip, habe ich alle gesteckten Bauteile ausgebaut und überprüft,
sowie die Messinglaschen mit einem Glasfaserbesen gereinigt und bei Bedarf nachgebogen.

Danach wurden alle HF-Spulen auf Durchgang getestet.
Nur die LW-Antennenspule, die zusammen mit der MW-Antennenspule geschwenkt werden
kann, war unterbrochen,
doch zum Glück nur das flexible Anschlussdrähtchen, das schnell erneuert war.

Ich habe den Schaltplan mal etwas überarbeitet und die Bauteile durchnummeriert,
so findet man sich schneller auf den beiden Leiterplatten, bzw. auf dem Kombi-Kondensatorblock zurecht.

   

…hier die beiden Lagepläne:
   

   

Als nächstes suchte ich in meinem Röhrenfundus einen passenden Röhrensatz zusammen.
Eine REN1004 und die REN804 fand ich erst mal nicht und ersetzte sie durch je eine REN904.
Danach nahm ich das Gerät, mit Hilfe meines Konzertsenders, in Betrieb.
Zunächst war nur ein lautes Brummen zu vernehmen.
Nach kurzer Suche war der Übertäter gefunden, die RENS1204 heizte nicht,
sie bekam keinen richtigen Kontakt in ihrer Fassung.
Ich habe dann alle Kontakte der 5 Fassungen etwas nachgebogen und schon funktionierte das Radio.

Die Senderwahl, die Rückkopplung und die Antennenkopplung waren gut einzustellen.
Ebenso der Gleichlauf der beiden Kreise, was durch einen Hebel bewerkstelligt wird, der von der Vorderseite des Chassis zugängig ist.

Teilweise war mir die Wiedergabe gefühlt zu laut, ein Lautstärkeregler wäre nicht schlecht gewesen.
Also musste man mit Rück- und Antennenkopplung hantieren, um die richtige Lautstärke einzustellen.

Nach einiger Zeit war dem Lautsprecher ein Prasseln, ein Brodeln zu entnehmen,
das Chassis war auch auf einmal klopfempfindlich.
Als Fehler stellte sich die 2. Röhre, eine REN904 heraus, die auf jedes Klopfen reagierte.

Dies könnte an einem Kontaktfehler im Sockel liegen, ich werde ihn später mal ablöten.

Jetzt ist es so, dass ich vor einiger Zeit ein paar "defekte" RENS erhalten hatte.
Allen fehlte die obere Anschlusskappe, sowie die Metalisierung.

Und da Ivan (Navi), schon mal erfolgreich eine REN904 durch eine derartige RENS ersetzt hatte, dachte ich mir, das probierst du gleich mal aus.
Was soll ich euch sagen, das funktionierte hervorragend.
An der Empfindlichkeit des Gerätes hatte sich merklich nichts geändert
auch die Rückkopplung war gut zu dosieren.

Überlastet wird das als Anode arbeitende Schirmgitter wohl nicht,
es fließt nur ein Strom von ca. 250µA.

Optisch macht diese Röhre schon etwas her, mit ihrer Spitze:

   


Da ich nicht weiß, um welchen Röhren-Typ es sich hier handelt, habe ich euch mal ein Foto von dem Teil gemacht:
   

Fortsetzung folgt…

Viele Grüße,
Rolf
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#12
"um welchen Röhren-Typ es sich hier handelt"

Von der Bauform her ist es entweder eine RENS1204 oder eine RENS1214.

Gruß, Dietmar
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#13
Hallo, Rolf,
Von kolbeninnerem Bild ist es wie Dietmar sagt eine 1204/1214. Die RENS1214, die Regelvariante der RENS1204 ist eine mittlerweile sehr seltene Röhre. Es lohnt sich also zu prüfen mit welcher Röhre du hier zu tun hast. Ich musste zuletzt in dem Mende 138W die 1214 durch eine 1274, die nicht gut gepasst hat und dann mit einer RENS1294 ersetzen. Erst dann war der Empfang gut.
Aber du kennst dich doch besser aus! Thumbs_up
Gruß,
Ivan
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#14
Hallo zusammen,

ich habe hier mal eine frühe Version der RENS 1204 aus meiner 1929er Telefunken T40 Truhe. Diese Version hatte noch keine Metallisierung, breiter und kürzer.
Man erkennt auch nur einen Runddraht zum Anodenzylinder gegenüber Rolfs Beispiel. Ich weiß aber nicht ob die späteren Versionen dann doch zwei Haltedrähte für den Anodenzylinder haben.

   

   

Gruss
Debo
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#15
Hallo,

ja, ich denke auch, es wird sich wohl um eine   RENS1204  handeln,
ich habe diese Seite gefunden:

https://www.dampfradioforum.de/viewtopic...=23&t=8246

Viele Grüße,
Rolf
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#16
Super Arbeit Rolf. Smiley20
Gruß Detlef
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#17
Hallo zusammen,

das Chassis funktionierte also,
aber ein kleines Problem gab es noch, die Netzspannung.

Beim Seibt 4A kann man den Netztrafo nur auf eine Spannung von 110V bzw. 220V einzustellen, aber nicht auf 240V.
Da aber die Anodenspannung schon beim Betrieb mit 220V~ recht hoch ist, an der Anode der RES164 standen immerhin 255V und am Schirmgitter 115V, musste ich mir für 230V~ etwas einfallen lassen.

Für einen zusätzlichen Trafo war kein Platz im Gerät, also baute ich einen 120 Ohm / 5W  Vorwiderstand in die Netzleitung.
So liegen bei 232V~ etwa 118V~ am Netztrafo an und die Heizspannung beträgt dabei exakt 4V~.
Ich habe den Widerstand hinterm Sicherungshalter versteckt, da fällt er nicht auf.

   

Hier noch mal die Unterseite des fertigen Chassis:
   

Hier und da musste ich im Gehäuse noch die aufgeklebte Abschirmung "flicken",
danach konnte das Chassis wieder eingebaut werden.

   

…und hier die Vorderansicht:
   


Mit der Rückwand musste ich mich auch noch etwas befassen,
die Beschriftung war nicht mehr original:

   

hier die Innenseite:
   

…der habe ich erst mal neue Schildchen verpasst:
   

…im Schaltplan entdeckte ich dann auch noch einen Fehler:
Der Masseanschluss der Grammophon-Buchse geht nicht direkt auf die Gerätemasse,
sondern auf –Ug.

   

Damit kann der Seibt 4A  wieder 90 Jahre ins Regal….

Viele Grüße,
Rolf
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#18
"Damit kann der Seibt 4A wieder 90 Jahre ins Regal…."

Rolf,
Du sprichst ein großes Wort gelassen aus...

Trotzdem, Glückwunsch zu der gelungenen Restauration!

Dietmar
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#19
Hallo Rolf,
saubere Arbeit>>gut gemacht, weiter so und Danke für den Bericht.
Mal ne Frage am Rande:
Ist die Beschaltung mit der TA-Buchsen ein Fehler? Kenne die Tastenbelegung nicht und im Plan sind die Tastenkontakte nicht beziffert. 
LG aus Schwerin, Holger
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#20
"Ist die Beschaltung mit der TA-Buchsen ein Fehler?"

Worin soll der "Fehler" bestehen?

Die Tonabnehmer der alten Plattenspieler waren magnetische Systeme. (Und zur Aufnahme aus den Rillen hatten die noch Stahlnadeln.) Deshalb bestand über die Spule des Abtastsystems eine leitende Verbindung. Hier ging diese auf ein leicht negatives Potential. Damit hatte die REN1004 für NF-Verstärkung ihren korrekten Arbeitspunkt.

Folglich: alles o.k. so.

Gruß, Dietmar
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