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Grundig Bausteinserie aus den 60er
#1
Hallo zusammen,

da der Sommer nicht gerade mit Wärme und Sonnenschein geprahlt hat, habe ich mich an die Bausteinserie von Grundig gemacht. Diese kam von einem guten Archäologie-Bekannten in meine Werkstatt und wartete auf ein wenig Zuwendung  Big Grin . Nach Sichtung der Teile handelt es sich um den Verstärker NF2, das Rundfunkempfangsteil HF10 und den Stereo-Decoder Typ 4 von Grundig. Die Teile waren wohl bis in die Achtziger in Betrieb und hörten dann schlagartig auf zu spielen...


.jpg   NF2_Gehäuse.jpg (Größe: 130,77 KB / Downloads: 742)

Der Verstärker hat insgesamt 4 x EL84 und 2 x ECC83. In dem Teil sind auch die Trafos für den Netzbetrieb und der Übertragung eingebaut. Nach näherer Inspektion fand ich an der 1. EL84 PIN 3 einen abgerauchten C13 mit 100 microF und den parallel geschalteten R25 mit 50 Ohm.


.jpg   NF2_von_oben.jpg (Größe: 136,71 KB / Downloads: 737)


.jpg   C13_Hitze.jpg (Größe: 171,9 KB / Downloads: 736)


.jpg   NF2_von_unten.jpg (Größe: 178,99 KB / Downloads: 736)


.jpg   NF2_von_unten_2.jpg (Größe: 165,99 KB / Downloads: 735)

Zusätzlich waren etliche Teerkondensatoren aufgebläht und auch die Elkos der Siebkette sahen nicht mehr wirklich gut aus. Ergo: Alles raus und neu rein...
Vorher wurden noch die Trafos eingepackt und eine Grundreinigung durchgeführt. Danach ging es an das Prüfen der Röhren. Hier bleibt festzustellen, dass alle 4 EL84 nicht mehr zu gebrauchen sind - allesamt im schlechten Zustand.


.jpg   EL84_Prüfung.jpg (Größe: 134,3 KB / Downloads: 735)

Die beiden ECC83 sind nach Funke W19 noch gut.
In die Kondis der Siebkette habe ich auch ausgeräumt und entsprechend mit einem neuen Innenleben versehen, damit wenigstens die Optik erhalten bleibt.


.jpg   Elko_Siebkette_neu.jpg (Größe: 161,71 KB / Downloads: 733)

Dann wurden alle Elkos, Teerkondensatoren und die Parallelwiderstände mit 50 Ohm ersetzt.


.jpg   C13_W25_ausgelötet.jpg (Größe: 137,75 KB / Downloads: 733)

Hier der verbrannte C13 + R25.


.jpg   Kondis_ausgelötet.jpg (Größe: 133,4 KB / Downloads: 733)


.jpg   NF2_von_unten_neu.jpg (Größe: 181,02 KB / Downloads: 734)

Die Fehler am HF10 hielten sich augenscheinlich in Grenzen. Die Tasten und auch die Skalenscheibe sind intakt.


.jpg   HF10_oben.jpg (Größe: 153,27 KB / Downloads: 734)

Leider ist das Gummiband für die Anzeige der Klangregler zerbröselt. Hier muss ich noch für Ersatz eines dünnen Gummibandes (Durchmesser ca. 0,5 mm) sorgen. Mal sehen, wo ich so etwas bekomme...  Dazu ist der Stereo-regler ein wenig festgebacken und die Skalenseile sahen ein wenig dünn aus (dazu aber später). Da ein Elko ein wenig aufgequollen warm habe mich entschlossen, zumindest diese Elkos (in Summe 6) auszutauschen. Die Röhrenprüfung ergab eine schlechte ECC85 sowie schlechte EAF801. Der Ersatz dürfte auch kein Problem darstellen.

Nachdem alle Kondis getauscht waren, habe ich 4 gebrauchte EL84 rausgekramt und einmal die restlichen Röhren ebenfalls eingesetzt. Nach dem Einsetzen einer neuen Sicherung und mittels Trenntrafo wurde erstmalig Spannung angelegt. Siehe da, die Lämpchen leuchten und auch die Röhren heizten. Nun kam auch noch Musik aus dem Teil. Leider ein wenig unscharf, insbesondere bei den Bässen, die mehr oder weniger vor sich hin krächzen. Das schiebe ich aber mal auf die mehr oder weniger verbrauchten Röhren ECC85 sowie EAF801. Ich wollte aber erst einmal prüfen, ob die Trafos nicht irgendwie durchgebrannt sind. Alles gut soweit. Nur, bei der mehrmaligen Sendereinstellung riss das Seil für den UKW-Antrieb. Und dieses wird von nicht weniger als 11 Rollen + Welle des Senderantriebes geführt. Egal, nach einigen Anläufen, nunmehr auch mit 0,5 mm starken Seil, konnte ich dieses wieder entsprechend einlegen. Und nach dem Reinigen der Welle mit Entfetter, läuft das Seil aufgrund der vorhandenen Reibung wieder sehr gut.

Als nächster Schritt kommt nun der Decoder 4 an die Reihe. Auch hierfür liegt der Schaltplan vor und da bin ich auch das 1. Mal über die Germanium-Dioden gestolpert. Die muss ich - ebenso wie die ECC81 - noch prüfen. Wenn auch diese Prüfungen fertig sind, muss ich entsprechend die Röhren bestellen. Zusätzlich werde ich hier auch den 16 microF-Elko austauschen (leider auch Bestellware, da ich keinen mehr habe Sad )

Egal, es geht voran und ich berichte weiter...

Grüße,

Thorsten
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#2
(02.09.2021, 14:33)Thorsten schrieb: Hallo zusammen,

da der Sommer nicht gerade mit Wärme und Sonnenschein geprahlt hat...

Da sieht man es. Kaum bezahlen wir mehr Öko-Steuer, schon hat der August nur noch 16 Grad.  Big Grin
Liebe Grüße,
der Jens wars gewesen...

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Die Wege der Elektronen sind unergründlich.
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#3
Sehr schöne Geräte!

Vollständigkeitshalber sei noch angemerkt, dass die Bausteine in den "TECHNISCHEN INFORMATIONEN" Heft 12/1961 ausführlich beschrieben wurden.

Zu den GRUNDIG-Stereodecodern gibt es einen Aufsatz in der FUNKGESCHICHTE Nr.71/1990
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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#4
Hallo Torsten, ja die EL84. Falls du sie noch nicht weggeworfen hast, kannst du die mir zukommen lassen.
Ich bin ja gerade beim rumgrübeln bei Funke Röhrenprüfer und EL84 mit den schlechten Anzeigewerten.
ich würde die gerne mal bei meinem W18 prüfen und dann auf dem MIN RPG.
Für mich ein Interessantes Thema, wo ich mich da noch bei diesen Röhren reingrübeln möchte.
Und ja, wenn ich eine ECC Röhre messe, sind die Werte am Funke W18 fast immer noch im guten Bereich.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann. Smile

Grüße Frank, der Moschti
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#5
Wenn ich mich recht erinnere,gab es für diese Baureihe eine Hallspirale....
Grüße aus dem Rheinland
Roman

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#6
Hallo Frank,

ich schick sie dir. Dann kannst du mal schauen, was die so an Werten haben. Schick mir mal bitte deine Adresse per PN. Kann aber ein wenig dauern, da das Wetter gerade gut ist…

Grüße,

Thorsten
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#7
Moin,
im Hifi-Mueseum ist zum NF2 ein recht interessanter Artikel zu finden:
http://www.hifimuseum.de/grundig-nf2-nf20.html
Sepp
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#8
Halllo zusammen,
schön, dass sich Thorsten mit der Grundig-Bausteinserie befasst und den NF2 und den HF10 hier vorstsellt. Man liest viel zu wenig darüber.
Ich finde, das war eine tolle Idee aus dem Hause Grundig mit dieser Bausteinserie, ab den frühen 60igern. Da konnte man je nach Geldbeutel und Bastlerfähigkeiten sich Stück für Stück eine nette Stereoanlage incl. Laustsprecherboxen zusammenstellen.
In den Siebziger Jahren begann ich mich für HiFi zu interessieren. Aus heutiger Sicht hätte ich mir damals sicher derartige Komponenten gebraucht zugelegt. Aber damals wusste ich gar nicht, dass es diese Komponenten mal gab...
Heute besitze ich immerhin einen NF20. Auch hier war etwas Arbeit nötig (Elkos vor allem), aber die hier schon verwendeten Styroflex-Kondensatoren waren noch gut. Ein neuer Endröhrensatz brachte wieder volle Leistung. Für meine Ohren ist der Klang wirklich gut, insbesondere an wirkungsgradstarken Boxen.
Recht intensiv hat sich auch die Funkschau mit den Komponenten befasst und messtechnisch untersucht. Insbesondere der NF2 findet viel Lob. Wenn ich den Artikel finde, schreibe ich noch welche Ausgabe. Es ist die Funkschau 23 aus 1962, siehe: https://docplayer.org/115891146-Die-grun...nd-nf.html
In dem oben verlinkten Artikel beim HiFi-Museum kommen die Verstärker eher schlecht weg. Ich meine zu Unrecht, wenn man die Zeit und Preis-Gegenwert-Relation beachtet.
Die Darstellungen im HiFi-Museum halte ich allgemein für recht subjektiv und teilweise problematisch. In den Grossmusiktruhen gab es bereits Ende der Fünfzigerjahre einen Endverstärkerbaustein fast identisch zum NF2. Der ist in den Gr. Technischen Informationen 4/1958 Seiten 18-20 beschrieben.

Grüße
Frank
Grüße

Frank
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#9
Moin zusammen,

nachdem nun 4 neue EL 84 in das NF2-Teil eingesetzt wurden, habe ich begonnen, einmal die Spannungen entsprechend anhand des Schaltplanes zu messen. Leider habe ich an PIN 3 der ECC 83 jeweils 42 V bis 46 V anliegen; laut Plan sollten es 4,4 V sein. Das passt irgendwie nicht zusammen und ich komm nicht darauf, warum das so ist. Die ECC83 hatte ich mit dem Funke W19 geprüft und die sind eigentlich gut. Ansonsten habe ich nochmal alle Bauteile (Kondis, Elkos und Widerstände) überprüft und keinen Fehler feststellen können Huh . Vielleicht hat einer von euch eine Idee?

Viele Grüße,

Thorsten
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#10
Wegen dem dünnen Gummi was du brauchst.
Sicherlich trägst du es gerade um den Bauch Smiley14
In so einem standard Unterhosengummi sind mehrere stränge runde dünne gummis eingewebt.
Mit etwas geschick kriegt man die raus
Viele Grüße, Juan
Printed on recycled Data
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#11
[quote. Leider habe ich an PIN 3 der ECC 83 jeweils 42 V bis 46 V anliegen; laut Plan sollten es 4,4 V sein[/quote]

Hallo Thorsten
Weil die 4,4V (vier Komma vier) in Wahrheit 44Volt (vierundvierzig) lauten sollten.
mike
Klug ist jeder. Der eine vorher, der andere nachher.

mike  Smiley43
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#12
Hallo Mike,

das war ja für dich einfach Smiley20. Vielen Dank dafür. Damit hat sich die weitere Suche erledigt. Ich hoffe doch, dass es nicht noch andere "Schreibfehler" gibt...

Beste Grüße,

Thorsten
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#13
Noch mehr Fehler ?

Lieber Thorsten, leider ja.

Wenn hier jemand mitliest, wird er schnell merken: der Mike ist auch blind.   Wenn an der Trioden -Anode  1mA zu messen  sind  und an der Kathode 39 Kilo -Ohm  liegen, müssten dort ja 39Volt gemessen worden sein. O.K. entweder die 44Volt oder die 1,0mAmp. Nach Dir sind die 44Volt real.  Die Triode pins 1,2, 3 läuft mit Anlaufstrom, da ist nichts fix! 39V oder 44Volt sind möglich. Die 1mA hier aber falsch    

Nähkästchen auf:

Ab 1958 musste ich bei jedem eigenem Projekt jedes Detail im Schaltbild verantworten. Habe das auch immer sehr sorgfältig getan.
Und ? Nach Jahrzehnten, tauchen vereinzelt Fehler darin auf, wo ich mich frage: wohin hast <du>  den geguckt?
P:S: wir hatten auch Zeicherinnen.

Mit freundlichen Grüßen
Hans
Klug ist jeder. Der eine vorher, der andere nachher.

mike  Smiley43
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#14
(05.09.2021, 10:32)EQ80 schrieb: ..In dem oben verlinkten Artikel beim HiFi-Museum kommen die Verstärker eher schlecht weg. Ich meine zu Unrecht, wenn man die Zeit und Preis-Gegenwert-Relation beachtet.
Die Darstellungen im HiFi-Museum halte ich allgemein für recht subjektiv und teilweise problematisch..

finde ich auch. Ein Artikel von einem Klipsch-Jünger. Auf jeden Fall bekomme ich grade Lust den NF1 oder NF10 oder was da in meinem Keller liegt auszugraben und auch mal zu revidieren.
Gruß,
Jupp
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was du baust ist immer mit dir verbunden
(Lego)

Einsamkeit ist nur ein Mangel an Technologie
(@beetlebum)
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#15
Lieber Hans,

vielen Dank für deine weiteren Erläuterungen. Das so etwas nach Jahrzehnten auffällt, ist doch nur der Beweis dafür, dass der NF 2 ziemlich gut lief / läuft und weitere Messaktivitäten nicht notwendig waren Smiley14 . Also durch aus ein recht brauchbarer Verstärker, den ihr da entwickelt habt.

Grüße,

Thorsten
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#16
Hallo zusammen,

den Decoder 4 habe ich nun entsprechend gereinigt, die Germanium-Dioden und die ECC81 geprüft und den einzigen ELKO (C10 mit 16µF) ausgetauscht.


.jpg   20211116_Stereo_Decoder_alt.jpg (Größe: 133,75 KB / Downloads: 160)


.jpg   20211116_Stereo_Decoder.jpg (Größe: 77,46 KB / Downloads: 159)

Nachdem die neuen Röhren, 4 x EL84, 2 x EAF801 gekommen sind, alles zusammengebaut und eingeschaltet. Das Empfangsteil spielt nun sehr gut, lediglich krächzen bzw. übersteuern die Bässe ein wenig. Woran das liegt, kann ich leider nicht finden. Vielleicht liegt es auch an der ECC85??? Die habe ich zwar mit knapp gutem Ergebnis geprüft, aber wie wir wissen, haben so manche Röhren ja ein Eigenleben...

Ansonsten habe ich über den externen TA-Eingang einmal über einen kleinen MP3-Player Musik eingespielt. Hier ist zu berichten, dass aufgrund der wahrscheinlich geringen Ausgangsleistung des Players, keine ordentliche Ausgangsleistung erreicht wird. Letztendlich ist das für mich aber zweitrangig, da ich ggf. einen original Plattenspieler oder ein Tonbandgerät anschließen würde.

Da es ein Gerät für einen guten Bekannten ist, werde ich die Bauteile zum besseren Transport mal auf ein Brett schrauben und dann noch hier Fotos einstellen.

@Frank: Die nach Funke W19 verbrauchten EL84 machen sich für deine Testzwecke wahrscheinlich Anfang 2022 auf den Weg.


Viele Grüße und bleibt alle gesund,

Thorsten
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#17
Hallo zusammen,

nun sind die Bauteile fertig und das Radio spielt einwandfrei. Wie bereits angedacht, habe ich nun die Komponenten für einen besseren Transport auf ein Brett so festgeschraubt, dass es funktionstüchtig ist. Eigentlich kann man sich das Brett an die Wand hängen, Lautsprecher anklemmen und fertig ist eine super "Stereo-Anlage". Selbst auf KW, LW und auch in den Abendstunden MW "ausländisch" kommen Sender gut verständlich rein.


.jpg   20220117_HF20_EM84.jpg (Größe: 126,37 KB / Downloads: 88)


.jpg   20220117_HF20_neu.jpg (Größe: 133,63 KB / Downloads: 88)


.jpg   20220117_NF2_neu.jpg (Größe: 134,93 KB / Downloads: 88)


.jpg   20220117_NF2_HF20_komplett.jpg (Größe: 112,4 KB / Downloads: 88)

Seid alle gegrüßt und bleibt gesund,

Thorsten
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