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Hallo, Zusammen,
man stösst bei seinen lieb gewonnenen Gepflogenheiten doch immer wieder auf Überraschungen.
Der Reihe nach: Ich habe seit Jahren ein Saba Bodensee W52 im Regal stehen. Da ich mich nicht mehr erinnern kann, ob ich das jemals am Laufen hatte, und ein Blick ins Gerät einen augenscheinlichen Originalzustand ( inklusive aller Bauteile von ca. 1952 ) vermittelte, wurde eine vorsichtige Inbetriebnahme mit Regeltrenntrafo und Vorschaltlampe vorgenommen. Da das Gerät einen Selengleichrichter hat, konnten so auch gleich die Elkos langsam an Spannung gewöhnt werden.
Bei 220Volt mit 60W Vorschaltlampe angekommen leuchtete bereits die Skalenbeleuchtung, und eine Brummprobe verlief positiv. Nach dem Reinigen der völlig schwarz angelaufenen Kontakte des Wellenschalters war sogar bereits UKW Empfang möglich, wenn auch leise. Eine Messung der Gleichspannung am Steuergitter der Endröhre ( EL12 ) ergab keine Notwendigkeit, sofort zu handeln.
Also erfolgte eine Messung der Leistungsaufnahme bei 220 Volt Spannung vom Regeltrenntrafo. Die aufgenommene Leistung war gerade mal 40W, ich hatte lt. Angabe auf der Rückwand 60W erwartet.
Also alle Röhren gezogen, und überprüft. Die ECH42 war noch gut, alle anderen unter 40% Nennemission, und die El12 wollte auch nicht wirklich. Die Beschriftung war etwas verwischt, EL und das Telefunken Logo war sichtbar. Also die Heizung nachgeprüft, und 0,9A bei 6,3V ermittelt. Aber die EL12 hat 1,2A! Das Ding entpuppte sich als EL11, und die Emission dieser EL11 lag unter 30%. Da braucht man sich nicht wundern, das das Ding so sparsam mit Stromverbrauch ist, wobei der Selengleichrichter auch nur um 50Volt zu wenig rausbringt, und das bei müden Röhren. Aber gespielt hat es trotzdem.
Das zeigt wieder, welche Reserven in einer gut dimensionierten Schaltung stecken. Und bei dem Gerät sind augenscheinlich noch alle Kondensatoren von 1952. Und die Gleichspannung am Steuergitter der Endröhre ist unter 0,2 Volt. Da wird "Kondensatorkur" für mich zum Unwort des Jahres.
VG Henning, der diese besondere Erfahrung gerne mit Euch teilen wollte
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04.12.2021, 20:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.12.2021, 20:32 von sagnix.)
Hallo Henning,
schön dich wieder einmal zu lesen. Für mich ist dieses Unwort bereits zum 'Hasswort' ausgewachsen und ein Indiz reichlicher Ahnungslosigkeit. Dabei sträuben sich regelmässig meine Nackenhaare, glücklicherweise habe ich eine Glatze, sonst würde sich noch mehr sträuben.
Freundliche Grüße, Peter R.
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Sehr cool, Henning
Vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht
... von Peter aus MV
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Ich habe ein Radio Olympia 574 von 1956, der hat auch noch alle Originalen Kondensatoren drin.
Es funktioniert auch noch einwandfrei. Nie wurde an dem Gerät was gewechselt.
Der hat die " Tropenfesten" " Goldis " Papierkondensatoren verbaut.
Allerdings wurde das Radio nicht für Deutschland produziert, es hat eine ausländische Beschriftung auf der Skalenscheibe. Da hatte man damals nur das beste genommen.
Habe immer soviel Arbeit, dass ich mir eine aussuchen kann.
Grüße Frank, der Moschti
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Hallo Freunde
@ ALLE, bitte diese unsäglichen Kondensatorendebatte einstellen, bitte.
Das kann doch jeder machen wie er möchte. Und auch ob er das hier schreibt oder nicht.
Er ist doch deswegen auch kein schlechterer Bastler, mit oder ohne Kondensatorpapierwickelwechsler!!!!
mit freundlichen grüßen aus Dielfen (Siegerland)
Dietmar
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(05.12.2021, 12:06)Dietmar schrieb: Er ist doch deswegen auch kein schlechterer Bastler, mit oder ohne Kondensatorpapierwickelwechsler!!!!
Hallo Dietmar,
aber nein, der Henning weiß bestens um das Thema und tauscht mindestens dort, wo es sein muss.
Mir ging es mal jetzt hier umd die vielen anschaulichen Bilder in den Links.
Grüsse
Debo
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06.12.2021, 10:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.12.2021, 11:00 von klausw.)
(04.12.2021, 20:04)hoeberlin schrieb: (...) Die ECH42 war noch gut, alle anderen unter 40% Nennemission,
(...) wobei der Selengleichrichter auch nur um 50Volt zu wenig rausbringt, und das bei müden Röhren. Aber gespielt hat es trotzdem.
Das zeigt wieder, welche Reserven in einer gut dimensionierten Schaltung stecken. Und bei dem Gerät sind augenscheinlich noch alle Kondensatoren von 1952.
(...)VG Henning, der diese besondere Erfahrung gerne mit Euch teilen wollte
Hallo Henning,
danke für diese interessante Momentaufnahme.
Aus Interesse meinerseits an der Sache: Hattest Du mal geprüft, wie sich das Radio mit nicht-verbrauchten Röhren und einer EL12 verhält, d.h. ob hier ein merklicher Leistungzuwachs trotz des müden Gleichrichters zu verzeichnen ist?
Ein solch altes Gerät, das mit den Originalbauteilen wie hier noch spielt, hatte ich noch nicht. Ich kann ähnliche Erfahrungen diesbezüglich nur auf das Jahr 1956 und 1957 datieren, nämlich den Nordmende Othello meiner Großmutter und den Graetz Scerzo Musikschrank meiner Eltern
https://www.dampfradioforum.de/viewtopic...465d93f02c
Beide stehen seit 1960 trocken im gleichen Wohnhaus und waren bis vor rund 2 Jahren unberührt, dann jedoch offenbarte ein ab und an stattfindender Betrieb über 1-2 Stunden doch, dass ein gewisser Handlungsbedarf sich abzeichnete. Im Falle der Musiktruhe hatte ich dann zum Mittel der verfemten Kondensatorrazzia (oder heißt es Kondensatorkur? ) gegriffen, da der Ausbau des Chassis und natürlich auch der Wiedereinbau jeweils schon eine langwierige Sache ist, und es weder eine Bodenwartungsplatte noch viel Raum nach oben gibt, also noch nicht einmal gescheit gemessen werden kann.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir noch viel Freude an bzw. mit dem großen SABA. Der ist eigentlich zu schade für ein dauerhaftes Mauerblümchendasein im Lagerregal.
_____________
Gruß
klaus
Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
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Ich hatte das schon mit einem Philips Prelude von 1936 - ist also nix SOOOO besonderes. Gerade Radios, die IMMER nur.in der guten Stube standen, funktionieren gern mal 70 Jahre und länger (mehr oder weniger gut aber spielen)
Was ich aber NICHT nachvollziehen kann: Ich hatte noch nie einen kaputten Sikatrop! Ausser mit "tropenfest" wären die tropydur gemeint - aber selbst da hab ich ein paar, die heute noch brauchbar sind, auch wenn das einige nicht glauben werden. Gut, DAS ist auch wirklich selten!
Gruß,
Uli
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Ich habe das Thema hier nun geteilt. Die Beiträge in welchen es hauptsächlich um Kondensatoren ging, habe ich in das neue Thema "Haltbarkeit von Kondensatoren in Röhrenradios" verschoben.
Bitte achtet künftig darauf, beim eigentlichen Thema zu bleiben und Vorgehen und Meinung Anderer zu respektieren, so wie es auch Dietmar schon geschrieben hat.
Hier also jetzt bitte keine Beiträge mehr zur Kondensatordebatte, sondern im neuen, o.g. Beitrag!
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10.12.2021, 00:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.12.2021, 00:21 von hoeberlin.
Bearbeitungsgrund: Ergänzung
)
Hallo, Freunde des Originalzustandes,
ich habe heute das Gerät erneut in Betrieb genommen. Diesmal mit guten Röhren.
Der Gleichrichter ist damit allerdings wirklich überfordert, die Anodenspannung ist, nachdem die EL12 geheizt ist, um 100Volt zu niedrig. Der Gleichrichter wird auch warm, so daß ich das baldigst wieder ausgeschaltet habe.
Ich habe dann das Chassis nochmals mit gezogener EL12 in Betrieb gesetzt, um zu prüfen, ob es irgendwelche Auffälligkeiten bei voller Anodenspannung gibt. Gleichspannung am Steuergitteranschluß der EL12 bei Anodenspannung auf Sollwert gemessen mit hochohmigem Röhrenvoltmeter kleiner als 0,2 Volt.
Als nächstes muß ich den Gleichrichter überarbeiten. Aufgrund dessen, daß die gesamte Optik des Innenlebens original aussieht, werde ich den wohl neu füllen. Allerdings muß ich den dazu ausbauen, und das beginnt mit dem Ausbau des Netztrafos, der von unterhalb des Chassis verschraubt ist. Der Gleichrichter sitzt auf einem Blechwinkel oberhalb des Trafos, und dieser Blechwinkel wird zusammen mit den Kernschrauben verschraubt. Wären die Muttern oben, wäre es einfacher...
VG Henning
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Danke für die Beantwortung meiner Frage, Henning.
Ich hatte schon befürchtet, durch das Teilen des Beitrags hätte das Originalthema ein abruptes Ende gefunden.
An der Schilderung der Umsetzung Deiner Gleichrichterlösung (Neubefüllung) wäre ich interessiert.
_____________
Gruß
klaus
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Hallo, Zusammen,
mein Saba Bodensee W52 ist wieder spielbereit. Ich mußte tatsächlich einen Kondensator wechseln, 2 weitere habe ich ersatzlos entfernt.
- Der Ratioelko hatte komplettenKapazitätsverlust
- Der Entstörkondensator am Netzeingang wurde ersatzlos entfernt
- Der Kondensator der 9kHz Sperre wurde entfernt
- und der Gleichrichter wurde durch eine Siliziumbrücke, die ich in das alte Gleichrichtergehäuse eingesetzt habe, ersetzt.
Das Gerät wurde auf 240Volt Netzspannung umgeschaltet. Die Heizspannung ist damit noch über 6 Volt, und die Anodenspannung mit dem neuen Gleichrichter noch in vertretbaren Grenzen.
Die Leistungsaufnahme entspricht weitgehend dem Sollwert, und das Gerät spielt auf UKW sehr gut, auf den AM Bereichen mäßig, was daran liegt, daß einer der Trimmer zerbrochen war. Das lasse ich aber so.
Alle Spannungen im Gerät sind innerhalb der zulässigen Toleranzen, und da die Anodenspannung extra abgesichert ist, und das Gerät nur unter Aufsicht betrieben wird, lasse ich das so.
Ich finde es erstaunlich, daß ein 70 Jahre altes Gerät heute immer noch funktioniert, und damit immer Radio gehört werden kann.
Das kann man ja von den seinerzeit als modern und digital angepriesenen DAB ( nicht DAB+ ) Radios nicht behaupten. Die können nur noch Staub empfangen, der sich auf der Oberseite sammelt.
VG Henning, der sich über "Wohllaut und Kraft"( Saba Werbeslogan ) freut
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Das W52 ist eines meiner Lieblings-SABAs. Gute Entscheidung. Vielen fehlen sicherlich die Hochtöner, aber für meine Vorliebe klingt das Radio sehr gut.
Beste Grüsse
Thorsten
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Hallo, in die Runde,
ich wollte einmal meine Langzeitbeobachtung bei diesem Radio mit Euch teilen:
Das Gerät steht jetzt seit einiger Zeit im Eßzimmer und läuft relativ häufig, und das alles ohne irgendwelche Störgeräusche, Kontaktprobleme etc.
Und der unaufdringliche Klang begeistert immer wieder / immer noch.
Seit der Reparatur waren keinerlei Eingriffe am Gerät nötig. Nichteinmal der Sender muß beim Warmlaufen nacheingestellt werden.
VG Henning
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01.06.2022, 13:49
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.06.2022, 13:50 von anton.)
Vielen Dank Henning, dass Du Deine Langzeitbeobachtung mit uns teilst. Bei mir läuft eine Nordmende Arabella 58 ohne jeglichen Eingriff und im Originalzustand bis heute. Das war aber auch ein Wohnzimmergerät und hat nie einen Dachboden oder Keller gesehen.
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Bei mir fliegen die bekannten Problemtypen immer raus.
Denn wegen solchen Centbauteilen riskiere ich keine Trafos oder Röhren.
Meine Meinung. Muss niemand teilen.
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