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Der erste deutsche Rundfunksender
#1
Die Geburtsstunde der Rundfunkübertragung mag der 22. Dezember 1920 sein,
als die fünf Reichspostbeamten ein Kammerkonzert in den Äther schickten. Der
erste deutsche Rundfunksender sendete zuerst am 29. Oktober 1923 um 20.00 Uhr.

Der neu gegründete Sender "Funk-Stunde Berlin" begann mit der regelmäßigen
Übertragung von "Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege". Gesendet
wurde auf Mittelwelle , 400 Meter (749,5 kHz).



Die Originalübertragung der Eröffnungsansprache durch den Vorstand Friedrich Georg Knöpfke


Das Sendehaus war das Vox-Haus. Vox war ein Schallplatten- und Sprechmaschinenhersteller
(vielen sicher noch bekannt durch die "Vox tönende Wochenschau", die vor jedem Kinofilm lief).
Die ursprüngliche Adresse war Potsdamer Straße 4, ab 1937 Hausnummer 10.

Da das Haus "zu nah" an der Berliner Mauer stand, wurde es 1971 gesprengt und der Platz planiert.


.jpg   Vox_Haus.jpg (Größe: 134,92 KB / Downloads: 482)
Vox-Haus von Süden  1960


Der Sender, der nach einem halben Jahr bereits 100.000 Hörer hatte konnte im sogenannten
"norddeutschen Sendebezirk" gehört werden. Das war in etwa ein Areal, das von den Städten
Schwerin (NordWest), Stettin (NO), Frankfurt/Oder (SO) und Magdeburg (SW)
eingegrenzt wurde.

Die Leistungsfähigkeit des Senders konnte sich sehen lassen. Bereits am 8. Oktober 1924, also
ca. ein Jahr nach Gründung übertrug man aus der Staatsoper Berlin die gesamte Oper "Die Zauberflöte".
Das ist ein berühmtes Werk von Mozart mit einer Länge von drei Stunden ( ein harter Job für die
Rundfunktechniker und vielleicht auch für die Zuhörer?).

Der Sender wurde 1926 von der Reich-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) an die Reichspost abgegeben, die
mit 51 der Gesellschaftsanteile nunmehr das sagen hatte.

In der Zeit bis 1933 entwickelte sich der Sender durch qualitativ hochwertige Hörspielproduktionen
und Einsatz von namhaften Rundfunkmachern sehr gut. Danach kam ein alles verändernder Bruch.
Die "Funk-Stunde Berlin" wurde erst in eine GmbH umgewandelt die schließlich 1934 liquidiert wurde.

Ab dieser Zeit hieß der Sender "Reichssender Berlin" und wurde von einem überzeugten Nationalsozialisten
Richard Kolb geleitet.

Prominente Radiopioniere wie Alfred Braun, Hans Bredow, Friedrich Georg Knöpfke, Kurt Magnus und weitere
wurden entlassen oder erhielten Berufsverbot, landeten schließlich sogar im Konzentrationslager Oranienburg.



.jpg   Oranienburg,_Häftlinge.jpg (Größe: 142,1 KB / Downloads: 482)
Radiopioniere als Häftlinge im KZ Oranienburg; unter ihnen Friedrich Ebert jr. (Sohn des ersten Reichspräsidenten
der Weimarer Republik), Alfred Braun, Kurt Magnus


Der Reichssender Berlin sendete bis zum Ende des dritten Reiches, Anfang Mai 1945 - vermutlich Durchhalteparolen.


Gruß
Wilhelm


Anmerkung: In diesem Beitrag werden den Inhalt betreffend ausschließlich historische Fakten und Bilder aus Wikipedia,
                  Planet Wissen und verschiedenen Lexika verwendet. Sie stellen anerkanntes allgemeines Wissensgut dar
                  ohne jegliche politische Verknüpfung oder Wertung.

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von Fallersleben
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#2
Hallo Radiofreunde

Zu den sehr interessanten Bericht über die Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland habe ich noch eine Ergänzung gefunden.

Bereits am 15.Oktober 1919 entwickelte Bredow vor der Nationalversammlung seine Rundfunkpläne. Und bereits am 16. November 1919 veranstaltet Bredow in der Berliner Urania die erste öffentliche Vorführung von Rundfunksendungen über Lautsprecher und umriß die Zukunftsmöglichkeiten eines Rundfunks an alle.

Und wie schon geschrieben am 22.Dezember 1920 wurde von Königs Wusterhausen ein Weihnachtskonzert übertragen. Es war das erste mal, das Deutscher Rundfunk über den Äther erklang.

Quelle : Den Schrittmachern des Deutschen Rundfunks 1923 - 1948 Herausgeber: Nordwestdeutscher Rundfunk Oktober 1948
Radiogrüße Detlef

Sie können schlafen gehen, es gibt nichts mehr zu sehen
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#3
Vor dem Beginn des offiziellen Rundfunks in Deutschland gab es auch von der "Versuchsstation für drahtlose Telegraphie" in Eberswalde Aussendungen von Sprache und Musik.
Hier nachzulesen auf Seite 64 des Buches "Hallo, hallo, hier Eberswalde", das vom Museum Eberswalde als PDF-download zur Verfügung steht.
Gruß Gerald
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#4
Vielen Dank für eure Ergänzungen und für den Link. Ich habe mir das Buch gleich
herunter geladen und werde es in den nächsten Tage beginnen zu lesen.

Eure Beiträge haben mich auf die Idee gebracht, daß es sicher für alle Leser
interessant wäre eine Schilderung der "vorrundfunklichen" Zeit mit den Vorbereitungen
und Entwicklungen, die den Beginn des Rundfunks einleiteten hier zu schreiben.

Wenn jemand von euch sich dieses Themas annehmen würde, wäre ich dankbar
für eine kurze Mitteilung.

Ansonsten kommt das Thema auf meine (leider schon ziemlich umfangreiche) Todo-Liste.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#5
Das ist eine gute Idee Wilhelm! Ich fände es auch ganz hervorragend, wenn Jemand einen Artikel zur Entstehung des Fernsehens in Deutschland schreiben würde. Das wäre sowohl von den historischen Hintergründen, also auch aus technischer Sicht sehr interessant.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#6
(11.12.2021, 22:51)Anton schrieb: (...) Ich fände es auch ganz hervorragend, wenn Jemand einen Artikel zur Entstehung des Fernsehens in Deutschland schreiben würde. Das wäre sowohl von den historischen Hintergründen, also auch aus technischer Sicht sehr interessant.


Ich fühle mich zum Thema nicht berufen, möchte dazu aber einen Tipp loswerden.
Die im Netz auffindbaren Zeitschriften "Funkschau" und "Funk-Technik" berichten ab ca. 1951 sehr intensiv über die laufenden Entwicklungen auf diesem Gebiet. Vielleicht finden sich auch ältere Ausgaben, die das Geschehen in den 30ern beleuchten, das ist mir nicht bekannt.
Diese Zeitschriften der 50er findet man recht durchgängig bei den niederländischen Sammlerkollegen, hier:

https://www.nvhr.nl/frameset.htm?&ContentFrame

Dort auf den Button "Bibliotheek" gehen und anschließend in der Suchmaske unter "Trefwoord" den Titel der genannten Zeitschriften eingeben. Es öffnet sich dann ein Online-Menü mit den gescannten Ausgaben der jeweiligen Zeitschrift.
Das Ganze ist nicht mit einer Anmeldung/Mitgliedschaft verbunden.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#7
Danke Klaus für den guten Tipp.
Das sehe ich mir gerne an. Das Thema "Entwicklung des Fernsehens in Deutschland" mit
den historischen Hintergründen und der technischen Entwicklung ist sehr komplex und
umfangreich, aber auch sehr spannend.

Wenn sich niemand berufen fühlt, darüber zu schreiben, kommt das Thema auf meine
Todo-Liste. Und jede Abhandlung beginnt mit der Quellensuche. Daher ist der Tipp sehr
willkommen.

Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
so ist es gut, so ist es recht

von Fallersleben
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#8
Etwas habe ich noch anzufügen:

Der erste offizielle Rundfunkteilnehmer (gebührenehrliche...) in Deutschland war
der Berliner Zigarettenhändler Wilhelm Kollhoff.

Die Rundfunkgenehmigung kostete ihn 60 Goldmark (350 - 780 Milliarden Papier-Reichsmark),
in der Hochzeit der Inflation.


Ich hätte mir diese Genehmigung nicht leisten können, ich hätte nur:

   


Gruß
Wilhelm
Niemandes Herr, Niemandes Knecht,
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von Fallersleben
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#9
Wir driften hier ein wenig vom Thema ab (siehe Überschrift), aber da hier der Hinweis zur Fernsehtechnik gegeben wurde:

https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=17781

Weiterhin gibt es: Knauers Fernsehbuch von G.Eckert, 380 Seiten, 1961. Hier wird die Geschichte des Fernsehens bis Anfang der 60er Jahre vorgestellt. Das Buch gibt es im Antiquariat für unter 10 EUR.
Grüße aus dem Odenwald,

Werner



Lesen gefährdet die Dummheit!
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