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Optimod schon 1955? VE klangschöner als UKW?
#1
Hallo in die Runde.

Natürlich gab's im Jahre 1955 noch nicht das heute von Röhrenradiosammlern mitunter gescholtene 'Optimod'. Der Begriff diente mir nur als Einstieg in ein Thema, das bereits 1955 die Gemüter bewegte, nämlich wie "gut" bzw. "ermüdungsfrei" ein Radio klingen muss.

Ich bin durch Zufall auf einen Artikel in der Funkschau Nr. 3 aus 1955 gestoßen, in dem auf Klagen von Radiokäufern hin reflektiert wird, ob ältere Nicht-UKW-Empfänger angenehmer zu hören gewesen seien, als moderne UKW-Empfänger. Und ob es machbar sei, ausstrahlungsseitig heilende Maßnahmen zu ergreifen, oder aber die Empfangsgeräte zu verbessern seien.

Dazu wurden auch Stellungnahmen von Rundfunkherstellern eingeholt.  Interessant finde ich die Aussage von NORDMENDE, wonach ein Großteil der Kundschaft simpel gestrickte Geräte bevorzuge, die hochentwickelten und mit vielen Klangmöglichkeiten versehenen Geräte jener Tage hingegen überwiegend den Interessen eine Minderheit der Käufer Rechnung trügen.

Hier der link zum Artikel, bitte runterscrollen bis Seite 43

https://nvhrbiblio.nl/biblio/tijdschrift...03_OCR.pdf



Viel Vergnügen beim Schmökern!
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#2
Hallo Klaus,

der Artikel ist ja zum Schmulzeln. Geistige Anstrengung beim Ton einstellen Smiley26

Auszug aus dem Funkschauartikel

...das Einstellen erforderte nunmehr gei­stige Anstrengungen, was nicht im Sinne
des höchsten Bedienungskomforts liegt.....
Grüße

Andy

Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean.

Zitat von Sir Isaac Newton
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#3
Ja, Andy,
da sind schon einige -nennen wir es- originelle Aussagen enthalten, z.B. "Durch den Krieg sind die Nerven der meisten Leute überbeansprucht worden. Den modernen Rundfunkempfänger empfinden solche Hörer als eine weitere Nervenbelastung im Gegensatz zum flachen Klang des alten Gerätes". Eine sehr steile These, meines Erachtens, schreibt man damit dem Klangverhalten solch moderner Geräte indirekt doch eine gewisse Nähe zu Sirenen oder gar Gefechtsfeldern ins Stammbuch.

Sehr viel ansprechender finde ich dagegen einen Passus aus der Stellungnahme von NORDMENDE: 
"Dasjenige Radio ist das beste, das man am längsten anhören kann, ohne daß es einem auf die Nerven fällt". 
Das fiel mir bereits bei meinen Radiobasteleien in den 80ern auf, sogar bei reinen AM-Röhrenradios. Ich hatte damals in meiner Bastelwerkstatt in meinem Elternhaus zur (MW-)Hintergrundbeschallung abwechselnd verschiedene AM-Empfänger, zumeist aus den 30ern, in Betrieb. Es gab welche, die hat man selbst bei kniffligsten Arbeiten (Seilzug auflegen !) nicht leiser gedreht oder gar abgeschaltet, während andere nervtötend wirkten und schnell den Erprobungsplatz in der Werkstatt räumen mussten.

Desweiteren hatten Hörer (generisches Maskulinum) aus meinem Verwandtenkreis teure FM-Empfänger im täglichen Betrieb (namentlich Nordmende Othello 56, Blaupunkt Riviera 55), auf denen ausschließlich MW gehört wurde, obgleich die gehörten Sender am Ort auch einwandfrei auf UKW zu empfangen gewesen wären.


Dennoch, eine gewisse Bezugsseite zur Gegenwart hat der Artikel schon. Ich habe in unserem Esszimmer, stets wechselnd, einen besseren FM-gerüsteten Empfänger im regulären Betrieb. Abgesehen von nervtötender Programmgestaltung, sprich Dauerbequasselung mit den immergleichen Dauerthemen durch überdrehte Moderierende, was mich stets die Aus-Taste betätigen lässt, ertappe ich mich auch dabei, dass manches Gerät mich beim reinen zur Entspannung (neudeutsch Chillen, Relaxen) gedachten Radiohören 'anstrengt'.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#4
(14.12.2021, 19:06)klausw schrieb: ..... Abgesehen von nervtötender Programmgestaltung, sprich Dauerbequasselung mit den immergleichen Dauerthemen durch überdrehte Moderierende, was mich stets die Aus-Taste betätigen lässt, ertappe ich mich auch dabei, dass manches Gerät mich beim reinen zur Entspannung (neudeutsch Chillen, Relaxen) gedachten Radiohören 'anstrengt'.

Oh da kann ich dir nur zustimmen in Ruhe ohne viel nervendes Gequatsche Radio hören ist schon etwas schwierig. Waren es früher eher die Privaten ist es mitlerweile bei den öffentlich rechtlichen Sendern genauso.
Grüße

Andy

Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ein Ozean.

Zitat von Sir Isaac Newton
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#5
Ich glaube, die ganze Sache hat auch sehr viel mit der Veränderung des eigenen Gehörs zu tun. Ich betreibe in der Küche immer irgendeinen Vorkriegssuper mit DAB+ Baustein an TA. Ich empfinde den dumpferen Klang mittlerweile als sehr angenehm!
Beste Grüsse

Thorsten


"Das Leben ist nichts weiter als das Proben für eine Vorstellung, die niemals stattfindet."

(Die fabelhafte Welt der Amelie)
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#6
Hallo zusammen,

ist bei mir ebenso, dass ich AM als Hintergrundbeschallung angenehmer empfinde. Natürlich nur bei entsprechender Signalqualität. Da läuft bei mir in der Werkstatt ganz gern CRo 2 auf 639 kHz, auch wenn damit bald Schluss ist. Muss dann wohl doch mal einen dauerhaften Heimmodulator installieren.
Viele Grüße, Mark

Radioten aller Länder, vereinigt euch!
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#7
(14.12.2021, 21:02)Gasherbrum schrieb: Ich glaube, die ganze Sache hat auch sehr viel mit der Veränderung des eigenen Gehörs zu tun. (...) Ich empfinde den dumpferen Klang mittlerweile als sehr angenehm!


Das ist mit Sicherheit auch ein wesentlicher Aspekt, Thorsten. Der Funkschau-Artikel hebt ebenfalls generationsbezogen auf die Höransprüche ab.
Ich denke, es ist gar nicht mal so der "dumpfere" Klang, der gesucht wird, sondern einfach ein Klangbild, das ohne 'spitz' erscheinende Höhen bei gleichzeitig als 'bollernd' empfundenen Bässen auskommt, d.h. ein Klangspektrum, das sich eher in einem mittleren Frequenzbereich abspielt.

Ich finde es aber interessant, dass man sich bereits 1955 dieser Thematik in einem Fachmagazin widmete. Dies auch vor dem diskutierten Lösungsansatz, die Sendeanstalten möchten doch die Abstrahlcharakteristik ihrer Sendungen durch klangentschärfende Maßnahmen ändern.

Betrachtet man die weitere Entwicklung der (Röhren-)Radios, so stellt man fest, dass in puncto Klangeinstellmöglichkeiten zunächst weiter aufgerüstet wurde (Klangtasten bei Nordmende, Equalizer bei Grundig, etc.), bis ab ca. 1960 die Entwicklung wieder rückläufig wurde und zunehmend Geräte auf den Markt kamen, die nur noch über ein einziges Klangpotentiometer, allenfalls kombiniert mit einer Sprache/Musik-Taste, verfügten.
_____________

Gruß
klaus


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Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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