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Siemens 25 WLK - Gehäuserenovierung
#1
Den Siemens 25 WLK, Baujahr 1933/34, habe ich durch Zufall bei einer Wohungsauflösung bekommen.

   

Das Gehäuse ist in einem annehmbaren Zustand, die Jahrzehnte haben aber Ihre Spuren hinterlassen. Die linke Holzabdeckung am abgebrochenen Wellenschalter fehlt, an kleineren Stellen ist das Furnier beschädigt, an der rechten Gehäuseseite war offensichtlich etwas befestigt!

Hier noch einige weitere Bilder zum Allgemeinzustand.

               

Im Gehäuseinnern hat der Holzbock eine zeitlang ein gutes Leben geführt, auch sonstiges Getier war mal Gast im 25 WLK

   

Die Stellen wurden mit Isopropanol behandelt, die Löcher mit Holz- und Knochenleim verschlossen.

   

Die eingeleimte Lautsprecherabedeckung mit Stoffbespannung als auch die rechte Abeckung des Ein/Ausschalters wurde mit etwas Wasser und Heißluftfön vom Gehäuse getrennt. Hat ganz gut geklappt, da die Teile offensichtlich mit Holz- und Knochenleim geleimt waren.

       

Die Abdeckung der Skalenscheibe habe ich im Gerät belassen um einen Bruch beim Ausbau zu verhindern. Diese wurde mit Elsterglanz und Isopropanol gereinigt.

       

Für die Entfernung des alten Lackes habe ichdie von Andreas_P empfohlene Methode mit Nitroverdünnung verwendet, d.h. Küchenrollenpapier mit Nitroverdünnung getränkt, auf das Gehäuse aufgelegt und mit Plastikfolie abgedeckt und etwas beschwert. Hat ganz gut funktoniert, leider war es etwas kalt in meiner Gartenhütte, bei höheren Temperaturen klappt das bestimmt noch besser. Nach mehrmaligem Einwirken war der Lack ab. Danke dir Andreas für die wertvollen Tips diesbezüglich.

           

Die fehlende linke Holzabdeckung am Wellenschalter ist aus Kiefernholz aus dem Vollen gefeilt worden, war eine ziemlich feilerei aber hat doch ganz gut geklappt.

       

Das Gehäuse wurde dann mit 180/240/600 Schleifpapier geschliffen, einige tiefe Kratzer und Dellen sind bewusst nicht herausgeschliffen worden.

In nächsten Schritt mit Grundieröl 3 mal eingelassen, hat die Maserung gut angefeuert, zuletzt noch 3 mal eine Schellack Porenfüllpolitur aufgebracht.

   

Der Lack auf dem Rahmen der Lautsprecherabdeckung als auch auf der Abdeckung des Ein/Aus-Schalters wurden mit Abbeizer abgemacht.

       

Diese Teile wurden dann mit schwarzer, wasserbasierter Holzbeize 3 mal eingelassen und dann mit schwarz eingefärbten Schellack (Schellack und schwarzes Spiritusbeizenpulver), analog zum restlichen Gehäuse poliert. Hierzu wurde ein Mini-Polierballen verwendet.

Die Schellack Deckpolitur ist 15 mal aufgebracht worden, immer mit mindestens einem Tag Trockenzeit. Der Polierballen besteht als äußere Schicht aus einem Leinenstoff, innen ein Baumwollstoff und zur Aufnahme des Schellacks reine Schafswolle. Die erste Deckpolitur wurde mit 10ml Schellack Deckpolitur und 2 Tropfen Polieröl aufgebracht, dannach nur noch 5ml Schellack und 1 Tropfen Polieröl. Weniger ist hier auf mehr, da man ansonsten die vorherige Schellackschicht wieder anlöst.

Die folgenden Bilder zeigen das Endergebnis.

                       

Die Holzteile als auch den Bespannstoff der Lautsprecherabdeckung wurden mit Fischleim eingeleimt, den Bespannstoff habe ich, wenn auch etwas beschädigt, wiederverwendet.

   

Auch wenn die Schellackpolitur sehr zeitaufwändig ist, habe ich, für mich gesehen, gute Ergebnisse damit erzielt. Das Gerät ist fast 80-zig Jahre alt, da darf es ruhig einige Gebrauchsspuren haben.

Als nächstes kommt das Chassis dran. Der Sammelkondensator ist nicht mehr Original, er wurde durch einen Hydra-Kondensator (rechts oben, Datumscode 4/44) ausgetauscht, dieser wurde etwas unkonventionell mit 1,5mm2 Kupferleitung auf den Netztrafo gespannt, auch wurde ein weiterer Hydrakondensator (rechts unten) etwas brutal auf das Gehäuse gelötet. Hat aber trotzdem die Jahrzehnte überdauert.

   

Euch Allen ein gesundes, neues Jahr 2022 mit vielen spannenden Berichten und Erfahrungsaustauschen.

Grüße aus Mittelfranken,

Thomas
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#2
Hallo Thomas

Toller Bericht mit sehr guten Fotos und tolle Arbeit am Gehäuse
Solltest Du Schaltpläne benötigen, bitte melden..

Hier nur ein Prospektausschnitt vom August 1934
(Hier ist der 25ger schon ein "Auslaufmodell" ersetzt durch den Siemens 26 ...)

   

Nette Grüße - Alfons
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#3
Hallo Alfons,
Danke für das Angebot, ich habe Schaltpläne vorliegen, sollte ich nicht weiterkommen melde ich mich.
Thomas
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#4
Hallo Thomas,

da kann man ja vor Neid erblassen, das Gehäuse ist richtig gut geworden!

Das Chassis ähnelt sehr stark meinem Telefunken 127 WLK:
https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=5983

Viele Grüße,
Rolf
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#5
Hallo Rolf,

der AEG Geadux 112 WLK, Siemens 25 WLK und Telefunken Wiking 125 WLK waren baugleich.



   



Dein 127-iger ist im Empfangsteil leicht unterschiedlich, auch hat er externe Lautsprecheranschlüsse.


Tolle Restauration, das Chassis sieht aus wie neu, meines ist schon etwas angerostet. Die Lautsprecherinstandsetzung ist auch genial, muß man zuerst drauf kommen.

Liebe Grüße,
Thomas
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#6
Bravo!
Smiley20
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#7
Hallo Thomas,

ja, bestes Ergebnis. Das Gehäuse ist wirklich wieder sehr gut geworden. Eine Annahme muss ich Dir bestätigen :Bei den derzeitigen Themperaturen geht so etwas recht schleppend. Vielleicht solltest Du statt Aceton doch mal Nitro-Verdünnung verwenden. Hier liegt das Wort auf "Nitro" . Die "Nur" Verdünnung ist weniger geeignet. Das kannst Du ja mal bei nächsten Gehäuse versuchen. Trotzdem das Ergebnis ist wirklich sehr schön geworden. Ich hatte auch mal solch eine Holzblende nach gefertigt. Ich hatte das seinerzeit mit dem Dremel gemacht.

Die Roststellen am Chassis könntest Du mit Oxalsäure beseitigen. Etwas besseres gibt es dafür nicht. Teile braucht man nicht entfernen. Einfach das Pulver in Wasser auflösen und mehrmals mit dem Pinsel auftragen. Das Blech hinterher etwas versiegeln mit Öl abreiben oder nimm etwas Lack für Metall. Also das ist alles hin zu bekommen. Weiterhin viel Erfolg.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#8
Ach, eins noch. Ich sehe eben die beiden verspachtelten Löcher.

Gewöhnlich rate ich den Leuten immer, ruhig etwas dunkleren Spachtel zu verwenden, als das Furnier ist. Dem Auge fällt sowas viel weniger auf, als wenn der Spachtel heller ist. Allerdings kann man auch etwas helleren Spachtel verwenden. In Verbindung mit 2 Retuschierstiften. Dan spachtelt man so, wie Du das getan hast und zieht anschließend mit einem oder 2 Retuschierstiften die unterbrochene Maserung nach. Man muss nur schauen, das mit Lackauftrag nicht das "gemalte" verschwindet. Aber auch jetzt könntest Du das unterbrochene Furnier noch nach zeichnen. Sowas ist hinterher nicht mehr zu sehen.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#9
Hallo Andreas,
ich habe das in der Beschreibung falsch angegeben, ich habe Nitroverdünnung genommen, aber auch die arbeitet bei den niedrigen Temperaturen nur sehr langsam.
Mit dem ausfüllen der Löcher hast Du recht, da habe ich zu helle Holzpaste verwendet, welche mit dem angeschliffenen Holz perfekt gepasst hat, nachdem man die Maserung mit dem Grundieröl angefeuert hat dunkelt es nach aber die Holzpasts nicht!. Werde ich beim nächsten Mal berücksichtigen, wollte ich mir aber beim 25 WLK nicht nochmals antun. Wie Du schreibst, vielleicht zeichne ich die Holzstruktur mit einem Stift nach.

Für die Rostbehandlung verwende ich 85% Phosporsäure, funktioniert ganz gut, werde ich beim Technikpost für den 25 WLK einmal zeigen.

Danke für deine Tips und Unterstützung,
Thomas
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#10
Das Gehäuse ist wieder außergewöhnlich schön geworden. Smiley20
Ich bewundere solche Arbeiten immer, da mir zu einer solchen Arbeit schlichtweg die Geduld fehlen würde.
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#11
Hallo Thomas, sehr gut gemachter Bericht, der als Anleitung dienen kann!

Ich habe das Wort "Aceton" gegen "Nitroverdünnung" oben in Deinem Beitrag ausgetauscht. Nicht wundern über die Moderationsanmerkung "überschüssige Leerzeilen gelöscht". Das mache ich z. zt. bei vielen Beiträgen im Forum.

Grund: Seit dem letzten Update der Forumsoftware haben wir da irgendwas im System sitzen, was die Formatierung unter bestimmten Umständen "zerschiesst". Wir hatten leider noch keine Zeit um uns darum intensiver zu kümmern. Oft sieht in der Vorschau alles i. O. aus und nach dem Absenden sind da auf einmal ellenlang Leerzeilen. Also, es liegt nicht an Euch. Wir bügeln das vorerst händisch aus, bis wir der Sache in der Software auf den Grund kommen.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#12
(02.01.2022, 20:17)Anton schrieb: Grund: Seit dem letzten Update der Forumsoftware haben wir da irgendwas im System sitzen, was die Formatierung unter bestimmten Umständen "zerschiesst". Wir hatten leider noch keine Zeit um uns darum intensiver zu kümmern. Oft sieht in der Vorschau alles i. O. aus und nach dem Absenden sind da auf einmal ellenlang Leerzeilen. Also, es liegt nicht an Euch. Wir bügeln das vorerst händisch aus, bis wir der Sache in der Software auf den Grund kommen.

(OT) Du gibst hier einen wertvollen Hinweis, Anton, der mir in den letzten Tagen auch schon das Beiträgeschreiben durch aufwendiges Nachformatieren mühselig machte. Habe dazu in Deinem neuen Beitrag zum Problem eine Notiz hinterlassen. (OT off).
_____________

Gruß
klaus


Was ich geschrieben habe, darf widerlegt werden.
Was ich nicht geschrieben habe, braucht nicht widerlegt zu werden.


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#13
Hallo Anton,
Danke für die Änderung im Beitrag.
Ddas mit den Leerzeilen ist mir beim Aufsetzen des Beitrages auch aufgefallen, ich hatte den Eindruck dass durch das Einfügen von Bildern immer mehr Leerzeilen auch bei den anderen Bildern eingefügt werden. Habe ich dann gelöscht, hat aber nur bedingt geholfen.

Schönes Restwochenende,
Thomas
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