Servus Freunde der analogen Photographie,
Ich mag es mir nicht anzumaßen, Weiteres groß und erschöpfend über die Pentacon Six zu schreiben, die ich mir zugelegt hatte. Das Web ist voll davon. Einschließlich der Bilder für ihre Objektive und weiteres Zubehör. Es ist ja meine Fotogeschichte und daher krame ich lieber in persönliche Erinnerungen.
Vor mir liegen einige Ordner u.a. mit vielen 6x6-Negativen und ich mache mir Gedanken. Was zeigen? Was hier vorstellen, ohne zu langweilen?
Dank der günstigen Preise und ja - auch einer relativ rücksichtslosen Geldausgabe war relativ zügig eine komplette Ausrüstung zusammengestellt.
Krame ich in in den 6x6-Negativtaschen, dann werden Erinnerungen wach. Farbdias tauchen auf. Sie zeigen meine Familie, seinerzeit auf Kodak Ectachrome 400 aufgenommen. Die dem großen Format eigentümliche Dreidimensionalität dieser und der vielen Schwarzweiß-Aufnahmen, wenn man insbesondere beim 180er Sonnar mit weit offener Blende spielte, das Motiv freistellend, und die extreme Schärfe sind unerreicht und beeindrucken mich bis heute.
Gern würde ich hier ein paar der Aufnahmen zeigen. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Geht aber nicht, denn ich habe leider keinen geeigneten Scanner zur Verfügung.
Was habe ich aufgenommen? Eigentlich vieles. Ich kaufte mir einen damals sündhaft teuren Fotorucksack, glaube, es war ein Dörr, der gleichzeitig als Trolley verwendet werden konnte. Der hat mich mit druntergeschnalltem Stativ auf vielen Wanderungen begleitet: in Schottland nahm ich Landschaften und herrliche, alte Ruinen im schrägen Streiflicht auf. In der Schweiz ging es z.B. auf die Berge, das Panorama war zu verlockend. Hier musste man schon etwas auf den UV-Anteil im Licht achten. Daheim in der Umgebung waren es bevorzugt die Kinder beim Spielen im Sand, die Umgebung selbst, in einem Gehege ein Wolf und diverse Portraits.
Was hatte ich an Equipment im Rucksack? Inzwischen zwei P6-Bodies, einer mit obligatorischem Gehäusedeckel und der andere ausgestattet mit dem wunderbaren Biometar 2,8/80:
Dann das mit seiner Gegenblende vergleichsweise riesige "Wurfgeschoss" CZJ Zeiss-Jena Sonnar 2,8/180. Dann das ebenso gewaltige Zeiss-Flektogon 4/50 mit seiner unerhört großen Geli aus Blech (siehe dazu auch gern hier oder hier im Board im P6-Thread, die Philipp zeigt). Dazu diverse Gelb- und Orangefilter. Alleine das Filter für das Sonnar benötigte einen M86er Anschlußdurchmesser. Desweiteren war eine Graukarte dabei, der Lunasix 3 - Handbelichtungsmesser von Gossen, Ersatzqueckies, Staubpinsel, Notizbuch und Bleistift für das Eintragen der gemessenen und verwendeten Werte für Belichtungszeit und Blende für jede Aufnahme. Zum Schluß durfte das obligatorische Läppchen für die Objektivlinsen natürlich nicht fehlen.
Von all dem Equipment habe ich keine Bilder. Die Objektive waren immer die modernen, schwarzen und nicht die in der älteren silbernen oder Zebra-Ausführung.
Literatur zur P6 und Zubehör wurde einem nachgeworfen, das schrieb ich auch schon im obengenannten Thread. Die Preise allerdings begannen anzuziehen. Übrig von vielen Büchern ist dieses hier, welches aus meiner Sicht den besten Inhalt hat (den Vergleich nannte ich im P6-Thread):
Fotografieren alles und Jeden? Ja, das war möglich. Filmmaterial, wie der schon an anderer Stelle erwähnte Ilford FP4+, sowie Entwicklungsmaterialien (als "gelernter Ossi" bevorzugte ich natürlich die der damaligen Calbe-Chemie, die ich zusammen mit meiner Triplex-Entwicklungsdose empirisch auf Ilford anpasste) standen genug zur Verfügung. Genügend moderne Literatur über das Entwickeln und hervorragende Bücher über die Landschaftsphotographie gab es zuhauf und ich bin bis heute froh, mir diese, seinerzeit neuen Bücher zugelegt zu haben, wie ein schmaler Blick in den Bücherschrank zeigt:
Da blättere ich immer noch gern drinnen. Ich wußte wenig über die modernen Agfa-Entwicklungsmaterialien, über das Zonenbelichtungssystem von Ansel Adams; überhaupt wußte ich wenig über bedeutende Photographen - denn hier schwieg sich zumindest die ansonsten technisch hervorragende Fachliteratur der DDR seinerzeit offenbar weitgehend aus.
Fotografieren alles und Jeden? Das wollte ich dann irgendwie auch nicht. Hier kommt bei mir wieder der Nicht-Sammler durch. Ähnlich wie eine sinngemäße Wand voller Radios, die ich nicht brauche, weil mir das als eine Anhäufung an Material weder was sagt (weil ich dann schöne Einzelstücke in einer angehäuften Masse nicht sehe), noch mir Besitz als solches nichts bedeutet, weil auch ich nur zu Gast bin, wie alles, was ich habe, sagte es mir nicht zu, alles aufzunehmen, was bei Drei nicht schnell genug auf dem Baum war. Außerdem: Landschaften kann man nicht immer und ständig aufnehmen: Die zur Verfügung stehende Urlaubs- und Tageszeitfenster zusammen mit der Unstetigkeitsstelle Wetter machen einem oft einen Strich durch die Rechnung (resp. durch eine gelungene, atmosphärisch dichte Aufnahme). Bei nur 12 Aufnahmen pro Film hat man noch übrlegt, on es sinnvoll ist, den Auslöser durchzudrücken!
Den Begriff "Lost Places" gab es seinerzeit noch nicht. Auch noch nicht die Bewegung meistens Jugendlicher und junger Erwachsener, solche Plätze zur Erinnerung fotografisch festzuhalten. Aber es gab sie bereits zur Genüge - die nach der Wendezeit verlorenen Plätze, die aus meiner Sicht eindrucksvollen und bewegenden Bilder der verlorenen Menschen und von zerschmetterten Fabriken. Wie es der Zufall will, mich in Fotoforen herumtreibend, fand ich einen Hinweis auf einen Bildband: "Fotografie und Gedächtnis", Manuscriptum, Verlagsbuchhandlung Thomas Hoof KG Waltrop und Leipzig, 1999 be.bra verlag GmbH Berlin. Das Buch ist etwas breiter als DIN A4, daher schneiden die Scans seitlich etwas ab. Das tut aber nichts weiter zur Sache:
Und da bekam für mich das Photographieren mit meiner Pentacon Six nochmal einen Sinn.
Meinen Heimatort bei Brandenburg... Den hatte ich längst verlassen. Aber ich wußte: Er stirbt aus. Zwar wird hie und da renoviert und ausgebessert, auch gibt es wohl bald eine neue Durchgangsstraße. Er verfällt dennoch. Die Jungen sind weg und die Alten sterben aus. Also machte ich mich mit meiner P6 auf und fotografierte schwarzweiß auf 6x6 meinen Heimatort, um noch Altes zu bewahren, bevor es für immer weg ist. Zum Glück nimmt alleine schon auch dank träger Behörden so ein kleines, abgelegenes Flämingdorf den Lauf der Zeit immer mit Verzögerung wahr und so konnte ich noch auf den Knien nicht nur die "Katzenköppe" so manchen Kopfsteinpflasters des Ortes aufnehmen. Dort, wo sich jetzt eben längst ein zwar bequem zu fahrendes, dafür aber seelenloses, graues Asphaltband durchzieht - damit Durchreisende ja um so schneller durchreisen (und nichts sehen müssen)... Dort, wo einige der Dächer schon beginnen, einzustürzen. Der Ort zerfällt und viele meiner 6x6-Aufnahmen im Archiv stammen noch aus dem Teil der Geschichte vor dem entgültigen Sterben. Ich konnte mir damit rechtzeitig auch ein wenig aus meiner Kindheit retten, wo ich mit der Certo SL 100 begonnen habe...
Der Kreis hat sich geschlossen.
Die Zeit mit dem Mittelformat und der P6 war für mich das intensivste Erleben der Photographie. Sie dauerte alles in allem nur wenige Jahre. Schon nahte ihr Abgesang, denn die Digitaltechnik hatte unaufhaltsam an Fahrt aufgenommen und war nun nicht mehr zu ignorieren. Man sieht es bereits links im Bücherregal...
Gut Licht!
Ich mag es mir nicht anzumaßen, Weiteres groß und erschöpfend über die Pentacon Six zu schreiben, die ich mir zugelegt hatte. Das Web ist voll davon. Einschließlich der Bilder für ihre Objektive und weiteres Zubehör. Es ist ja meine Fotogeschichte und daher krame ich lieber in persönliche Erinnerungen.
Vor mir liegen einige Ordner u.a. mit vielen 6x6-Negativen und ich mache mir Gedanken. Was zeigen? Was hier vorstellen, ohne zu langweilen?
Dank der günstigen Preise und ja - auch einer relativ rücksichtslosen Geldausgabe war relativ zügig eine komplette Ausrüstung zusammengestellt.
Krame ich in in den 6x6-Negativtaschen, dann werden Erinnerungen wach. Farbdias tauchen auf. Sie zeigen meine Familie, seinerzeit auf Kodak Ectachrome 400 aufgenommen. Die dem großen Format eigentümliche Dreidimensionalität dieser und der vielen Schwarzweiß-Aufnahmen, wenn man insbesondere beim 180er Sonnar mit weit offener Blende spielte, das Motiv freistellend, und die extreme Schärfe sind unerreicht und beeindrucken mich bis heute.
Gern würde ich hier ein paar der Aufnahmen zeigen. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Geht aber nicht, denn ich habe leider keinen geeigneten Scanner zur Verfügung.
Was habe ich aufgenommen? Eigentlich vieles. Ich kaufte mir einen damals sündhaft teuren Fotorucksack, glaube, es war ein Dörr, der gleichzeitig als Trolley verwendet werden konnte. Der hat mich mit druntergeschnalltem Stativ auf vielen Wanderungen begleitet: in Schottland nahm ich Landschaften und herrliche, alte Ruinen im schrägen Streiflicht auf. In der Schweiz ging es z.B. auf die Berge, das Panorama war zu verlockend. Hier musste man schon etwas auf den UV-Anteil im Licht achten. Daheim in der Umgebung waren es bevorzugt die Kinder beim Spielen im Sand, die Umgebung selbst, in einem Gehege ein Wolf und diverse Portraits.
Was hatte ich an Equipment im Rucksack? Inzwischen zwei P6-Bodies, einer mit obligatorischem Gehäusedeckel und der andere ausgestattet mit dem wunderbaren Biometar 2,8/80:
Dann das mit seiner Gegenblende vergleichsweise riesige "Wurfgeschoss" CZJ Zeiss-Jena Sonnar 2,8/180. Dann das ebenso gewaltige Zeiss-Flektogon 4/50 mit seiner unerhört großen Geli aus Blech (siehe dazu auch gern hier oder hier im Board im P6-Thread, die Philipp zeigt). Dazu diverse Gelb- und Orangefilter. Alleine das Filter für das Sonnar benötigte einen M86er Anschlußdurchmesser. Desweiteren war eine Graukarte dabei, der Lunasix 3 - Handbelichtungsmesser von Gossen, Ersatzqueckies, Staubpinsel, Notizbuch und Bleistift für das Eintragen der gemessenen und verwendeten Werte für Belichtungszeit und Blende für jede Aufnahme. Zum Schluß durfte das obligatorische Läppchen für die Objektivlinsen natürlich nicht fehlen.
Von all dem Equipment habe ich keine Bilder. Die Objektive waren immer die modernen, schwarzen und nicht die in der älteren silbernen oder Zebra-Ausführung.
Literatur zur P6 und Zubehör wurde einem nachgeworfen, das schrieb ich auch schon im obengenannten Thread. Die Preise allerdings begannen anzuziehen. Übrig von vielen Büchern ist dieses hier, welches aus meiner Sicht den besten Inhalt hat (den Vergleich nannte ich im P6-Thread):
Fotografieren alles und Jeden? Ja, das war möglich. Filmmaterial, wie der schon an anderer Stelle erwähnte Ilford FP4+, sowie Entwicklungsmaterialien (als "gelernter Ossi" bevorzugte ich natürlich die der damaligen Calbe-Chemie, die ich zusammen mit meiner Triplex-Entwicklungsdose empirisch auf Ilford anpasste) standen genug zur Verfügung. Genügend moderne Literatur über das Entwickeln und hervorragende Bücher über die Landschaftsphotographie gab es zuhauf und ich bin bis heute froh, mir diese, seinerzeit neuen Bücher zugelegt zu haben, wie ein schmaler Blick in den Bücherschrank zeigt:
Da blättere ich immer noch gern drinnen. Ich wußte wenig über die modernen Agfa-Entwicklungsmaterialien, über das Zonenbelichtungssystem von Ansel Adams; überhaupt wußte ich wenig über bedeutende Photographen - denn hier schwieg sich zumindest die ansonsten technisch hervorragende Fachliteratur der DDR seinerzeit offenbar weitgehend aus.
Fotografieren alles und Jeden? Das wollte ich dann irgendwie auch nicht. Hier kommt bei mir wieder der Nicht-Sammler durch. Ähnlich wie eine sinngemäße Wand voller Radios, die ich nicht brauche, weil mir das als eine Anhäufung an Material weder was sagt (weil ich dann schöne Einzelstücke in einer angehäuften Masse nicht sehe), noch mir Besitz als solches nichts bedeutet, weil auch ich nur zu Gast bin, wie alles, was ich habe, sagte es mir nicht zu, alles aufzunehmen, was bei Drei nicht schnell genug auf dem Baum war. Außerdem: Landschaften kann man nicht immer und ständig aufnehmen: Die zur Verfügung stehende Urlaubs- und Tageszeitfenster zusammen mit der Unstetigkeitsstelle Wetter machen einem oft einen Strich durch die Rechnung (resp. durch eine gelungene, atmosphärisch dichte Aufnahme). Bei nur 12 Aufnahmen pro Film hat man noch übrlegt, on es sinnvoll ist, den Auslöser durchzudrücken!
Den Begriff "Lost Places" gab es seinerzeit noch nicht. Auch noch nicht die Bewegung meistens Jugendlicher und junger Erwachsener, solche Plätze zur Erinnerung fotografisch festzuhalten. Aber es gab sie bereits zur Genüge - die nach der Wendezeit verlorenen Plätze, die aus meiner Sicht eindrucksvollen und bewegenden Bilder der verlorenen Menschen und von zerschmetterten Fabriken. Wie es der Zufall will, mich in Fotoforen herumtreibend, fand ich einen Hinweis auf einen Bildband: "Fotografie und Gedächtnis", Manuscriptum, Verlagsbuchhandlung Thomas Hoof KG Waltrop und Leipzig, 1999 be.bra verlag GmbH Berlin. Das Buch ist etwas breiter als DIN A4, daher schneiden die Scans seitlich etwas ab. Das tut aber nichts weiter zur Sache:
Und da bekam für mich das Photographieren mit meiner Pentacon Six nochmal einen Sinn.
Meinen Heimatort bei Brandenburg... Den hatte ich längst verlassen. Aber ich wußte: Er stirbt aus. Zwar wird hie und da renoviert und ausgebessert, auch gibt es wohl bald eine neue Durchgangsstraße. Er verfällt dennoch. Die Jungen sind weg und die Alten sterben aus. Also machte ich mich mit meiner P6 auf und fotografierte schwarzweiß auf 6x6 meinen Heimatort, um noch Altes zu bewahren, bevor es für immer weg ist. Zum Glück nimmt alleine schon auch dank träger Behörden so ein kleines, abgelegenes Flämingdorf den Lauf der Zeit immer mit Verzögerung wahr und so konnte ich noch auf den Knien nicht nur die "Katzenköppe" so manchen Kopfsteinpflasters des Ortes aufnehmen. Dort, wo sich jetzt eben längst ein zwar bequem zu fahrendes, dafür aber seelenloses, graues Asphaltband durchzieht - damit Durchreisende ja um so schneller durchreisen (und nichts sehen müssen)... Dort, wo einige der Dächer schon beginnen, einzustürzen. Der Ort zerfällt und viele meiner 6x6-Aufnahmen im Archiv stammen noch aus dem Teil der Geschichte vor dem entgültigen Sterben. Ich konnte mir damit rechtzeitig auch ein wenig aus meiner Kindheit retten, wo ich mit der Certo SL 100 begonnen habe...
Der Kreis hat sich geschlossen.
Die Zeit mit dem Mittelformat und der P6 war für mich das intensivste Erleben der Photographie. Sie dauerte alles in allem nur wenige Jahre. Schon nahte ihr Abgesang, denn die Digitaltechnik hatte unaufhaltsam an Fahrt aufgenommen und war nun nicht mehr zu ignorieren. Man sieht es bereits links im Bücherregal...
Gut Licht!
Gruß Michael
Penthode?
Penthode?