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Die verschiedenen Kameratypen
#1
Diesmal möchte ich mal einen groben Überblick über die verschiedenen Kameratypen geben.

Natürlich gibt es noch weitere links und rechts, aber ich möchte da jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, da sich auch viele Typen mittlerweile überschneiden.

Als Quelle und ergänzende Lektüre möchte ich noch „Foto und Film Buch“ nennen, geschrieben von Heinrich Freytag, erschienen in der Deutschen Buch-Gemeinschaft Berlin und Darmstadt. Mir liegt die Fassung von 1955 vor. Ab Seite 47 ff. werden die Kameratypen genau beschrieben, über die ich hier eine kurze Zusammenfassung geben möchte.

Beginnen wir mit der

Boxkamera

Die Boxkamera ist genau genommen, wie ihr Name sagt, eine Box mit einer einlinsigen Meniskus-Linse. Der Film wird dabei von einem trichterförmigen Einsatz gehalten. Viele Einstellungsmöglichkeiten besitzt sie nicht, meistens hat sie eine Belichtungszeit von 1/30 oder 1/60 Sekunde oder dauerhaft offen, was durch einen Scheiben- oder Schieberverschluss passiert. Die etwas besseren Boxkameras besitzen zudem noch zwei verstellbare Blenden, meist f/8 und f/11. Noch bessere besitzen noch einen eingebauten Gelbfilter im Blendenschieber. Spätere Weiterentwicklungen besitzen dann auch noch eine gekrümmte Filmebene.

Bild: Agfa Synchro Box

   

Plattenkamera/Laufbodenkamera

Weiter geht’s mit der alten Laufbodenkamera, oft noch für Glasplatten, spätere Magazine gab es dann mit Einsatz für Planfilm. Meist sind diese Kameras schon im Großformat unterwegs und belichten 9x12 cm großen Planfilm. Dabei wird je ein Blatt in das dafür vorgesehene Magazin eingelegt, oder eingeschoben und mittels Schieber verschlossen. Dieses Planfilmmagazin kann dann in die Kamera eingeschoben und der Schieber herausgezogen werden. Das gibt den Film frei, der nun belichtet werden kann.
Laufboden deswegen, weil der Deckel, auf dem die Objektivstandarte hin und her geschoben werden kann, ausgeklappt wird und dort ein Laufboden nach vorne oder zurück zum Fokussieren gefahren wird.
In dem Fall wird erst der Laufboden so bewegt und auf Mattscheibe scharf gestellt, dann statt der Mattscheibe ein Magazin eingeschoben, um dann auf Film zu belichten. Diese Kameras waren für ihre Zeit teuer und gut und machen auch heute noch Spaß. Gerade in den 60ern hatten diese Kameras im 4x5“-Großformat bei Reportern beliebt. Mr. Garcia läuft heute noch damit durch New York und auch ich trage meine Voigtländer Avus (9x12) und Wista 45 (4x5“) öfter mal aus.

Bild: Voigtländer Avus 9x12

   

Rollfilmkamera

Die Rollfilmkamera wird mit Rollfilmkamera bestückt und bedient daher das sogenannte Mittelformat (wird später behandelt), meist 6x6 oder 6x9 cm. Oft werden sie auch als Springkamera bezeichnet, weil nach Betätigen des Öffnungsknopfes das Objektiv samt Balgen aus dem Gehäuse springt. Diese Kameras waren die frühen Konsumer-Modelle, oft einfach gebaut für den Massenmarkt. Sie lösten die Boxkameras für die breite Masse ab und waren schon mit einem ordentlichen Zentralverschluss mit mehreren Zeiten ausgestattet. Auch die Blende war schon gut ausgebildet und stufenlos verstellbar. Ältere Kameras besaßen noch einen einfachen Rahmensucher, spätere schon einen Suchertubus. Zum Ende hin waren sie auch schon mit meist ungekuppelten Entfernungsmessern ausgestattet. Die Objektive waren meist einfach und dreilinsig, bessere sogar vierlinsig. Die letzten Ausbaustufen waren dann auch noch mit gekuppeltem Entfernungsmesser und sind heute noch oder wieder ziemlich teuer.

Bild: Agfa Record II mit neuem Balgen, dreilinsigem Objektiv und ohne Entfernungsmesser.

   

Einäugige Spiegelreflexkamera

Bei dieser Spezies Kamera schaut man durch den Lichtschacht oder Prisma durch das Aufnahmeobjektiv, kann so fokussieren und erhält das gleiche Bild, welches dann auf Film fotografiert wird. Hinter dem Objektiv steht ein Umlenkspiegel in 45°-Stellung, der während des Auslösens nach oben klappt und den Lichtweg zur Filmebene frei gibt. Hier liegt meist ein Verschluss oder Hilfsverschluss vor dem Film. Dadurch, dass man genau das gleiche Objektiv als Sucher und zur Aufnahme nutzt, kommt es auch bei kurzen Aufnahmeentfernungen nicht zum sogenannten Parallaxenfehler, dies gilt als ein Vorteil. Dem gegenüber als Nachteil gilt, dass man im Moment der Aufnahme das Motiv nicht beobachtet werden kann. Bei den guten Kleinbild- und den meisten Mittelformat-Spiegelreflexkameras kann man die Mattscheibe auswechseln. Viele der Mittelformatkameras besitzen den für sie charakteristischen Lichtschacht, in den man von oben hinein schaut. Dabei ist das Bild spiegelverkehrt.

Bild: Mamiya M645 1000s mit 80mm f/1.9 und Lichtschachtsucher, Format 4,5x6 cm

   

Zweizügige Spiegelreflexkamera

Wo es einäugige gibt, gab es auch zweiäugige Spiegelreflexkameras. Schon während des 1. Weltkrieges erfand Franke & Heidecke aus einem Periskop, welches benutzt wurde, um gefahrlos aus den Gräben heraus das Umfeld zu beobachten eine zweiäugige Kamera, zuerst mit waagrecht angeordneten Objektiven, später mit der daraus entstehenden senkrechten Anordnung. Genau genommen besteht die TLR - Twin Lens Reflex - aus zwei Kameras, nämlich die obere Sucherkamera und die untere Aufnahmekamera. Das obere Objektiv bedient dabei die Mattscheibe und kann über den Lichtschacht betrachtet werden und wird stets bei Offenblende benutzt, da es keine Blende besitzt. Dadurch bleibt das Sucherbild stets hell. Das untere Objektiv enthält Blende und Verschluss und wirft seine aufgenommenen Lichtstrahlen stets auf den Film. Damit beides, das obere und untere Objektiv synchron scharf stellen, befinden sich beide auf einer Platte, der sogenannten Standarte. TLR benutzen meist das quadratische 6x6 Mittelformat, seltener gab es auch 4x4 cm.
Größter Nachteil ist der parallaktische Fehler bei nahen Fokusentfernungen, hierbei kommt es zu unterschiedlichen Bildausschnitten, je näher man dem Aufnahmeobjekt kommt.

Bild: Rolleiflex 3.5 B (Typ K4B)

   

Kleinbild-Sucherkamera

Die Kleinbild-Sucherkamera ist wohl die gängigste und bekannteste Kamera neben der Kleinbild-Spiegelreflexkamera. Bei der Sucherkamera schaut man durch den Sucher und visiert so sein Motiv an. Meistens enthalten sie einen integrierten Entfernungsmesser. In diesem Fall spricht man dann von einer Messsucherkamera. In dem Fall wird in das Sucherbild durch einen halbdurchlässigen Spiegel ein zweites etwas weiter zur Seite verschobenes Bild eingespiegelt. Je nach Entfernung bringt man durch Drehen des Fokussierringes beide Bilder zur Deckung, dann ist das Bild scharf gestellt. Messsucherkameras haben meist ein festes Objektiv, teurere Modelle können ihr Objektiv wechseln. Im vorliegenden Modell ist der vordere Teil des Objektives wechselbar. Diese Kamera ist auch klappbar. Bei nicht wechselhaften Optiken sind große Blendenöffnungen gebräuchlich, was die Kameras sehr lichtstark werden lässt. f/1.7 sind hier begehrt und 35-45mm bei Kleinbild eine traumhafte Universalbrennweite.

Bild: Kodak Retina IIc mit Zentralverschluss und Schneider-Kreuznach Xenon 2.8/50mm

   

Kleinstbildkameras

Kleinstbildkameras wird jeder kennen. Bekannter sind noch die Pocketkameras mit 16mm-Film. In den 60ern schon kamen mit James Bond die Minox-Kameras. Jeder kennt sie mindestens aus den Spionfilmen, wenn unser Agent wieder mal Dokumente abfotografiert. Das hat er bei der Minox auf 8mm-Film gemacht, eigentlich 9,5 mm, aber das Bildformate ist 8x11 mm. In diesem Fall muss der Film sehr feinkörnig sein, damit das Bild beim Vergrößern nicht zu grob wird. Hier kommt man nun schon an die qualitativen Grenzen. Damals schon eher exotisch, so hat man heute schon Mühe, hier noch Bilder heraus zu zaubern. Meistens sind die Kameras mit einer Belichtungsautomatik ausgeführt. Durch die kleinen Objektive und Brennweiten werden die Blenden schon klein, Schärfentiefe ist festkeilende Thema mehr, viel zum Scharfstellen gibt es nicht. Spätere Kameras haben aber noch einen Fokus und eine manuelle Eingriffsmöglichkeit bei den Belichtungszeiten. Einige Kameras haben auch einen eingebauten Graufilter.
Die Größe dieser Kameras gleichen einem Feuerzeug.

Bild: Minox C mit Fokus, Belichtungsmesser und Graufilter, Rollei A110 für Pocketfilm

   

   

Automatische Kleinbildkamera

Jeder kennt sie, viele haben oder hatten sie, die automatische Kleinbildkamera. Als kleines technisches Wunderwerk braucht man eigentlich nur noch den Film einlegen. Einfädeln und Fingernägel verbiegen gehören der Vergangenheit an, der Film wird automatisch eingezogen und weiter transportiert. Die Bilder werden entweder manuell oder per Programm eingestellt, gerade nach Gusto. Wenn man möchte, braucht man nur noch abdrücken und in 8 bis 10 Sekunden ein kompletter Film volljagen. Auch der Fokus passiert automatisch, toll für blinde Brillenträger wie mich, unscharfe Bilder sind hiermit keine Ausrede mehr für schlechte Bilder. Die Kamera erlaubt aber auch, alles manuell zu steuern. Der letzte Schrei bald bevor die Bilder dann digital wurden.
Allerdings gehören auch Kameras früherer Baujahre zu den automatischen, denn es wurde schon früher mit Federwerken ein automatischer Filmtransport realisiert.

Bild: Nikon F601 mit Autofokus

   

Bildquelle: Eigene Aufnahmen einiger sich in meinem eigenen Besitz befindlichen Kameras.
Textquelle: Eigener Text auf Basis oben genanntes Buches, welches ich als Überblick empfehlen kann.
Viele Grüße 
Philipp


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