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Erinnerung an den 31. Januar 1945
#1
Hallo miteinander,

heute vor 77 Jahren wurden die Sendemasten des Reichssender "Heilsberg" von der abziehenden Wehrmacht gesprengt daran möchte ich erinnern:

Man wollte die 17-minütige Rede des Führers (gleichzeitig seine letzte) zum 12. Jahrestag der Machtergreifung am 30. Januar 1945 https://www.ardaudiothek.de/episode/arch.../75062500/ noch senden , daher musste (sollte) der Bereich um den Sender Heilsberg unbedingt so lange wie möglich gehalten werden

Der Reichssender Heilsberg gehörte zum Verbund des sog. "Ostmarken-Rundfunk" (ORAG).

Heilsberg sendete auf 276 m/1085 kHz, anfangs mit 75 kW, dann mit 100 kW ab 1943 mit 120 kW.


.jpg   4a_1_c.JPG (Größe: 24,88 KB / Downloads: 330)

Die Lage des Senders im Heilsberger Stadtgebiet zeigt dieser Kartenausschnitt von 1939:


.jpg   Karte 1939.JPG (Größe: 93,44 KB / Downloads: 336)

In einem schwedischen Handbuch von 1932 (Populär Radios Handböcker) habe ich interessante Details entdeckt:

Zunächst eine Karte deutscher Sender-Standorte:

   

Und hier noch zwei Heilsberger Sprecher:


.jpg   2.JPG (Größe: 22,47 KB / Downloads: 325)


.jpg   3.JPG (Größe: 30,97 KB / Downloads: 325)

Doch lest selbst:


.jpg   4.JPG (Größe: 90,16 KB / Downloads: 325)

Interessant ist, daß die ostpreußische Hauptstadt Königsberg lediglich als "Relaisstation" beschrieben wird. Königsberg hatte aber auch einen eigenen Sender: 217 m/1382 kHz mit schlappen 2 kW

Die Wehrmacht sprengte übrigens nur die hölzernen Sendemasten nicht die Gebäude, denn man wollte den Sender nach dem Endsieg ja wieder reaktivieren. Daher wurden die Kellerräume auch nur zugeschüttet

Die Sowjets freute es: sie gingen noch vor Kriegsende, im März, wieder auf Sendung: Heilsberg mutierte fortan zum Störsender.

Heute ist noch die Ruine des Maschinenhauses erhalten, der Standort ist Sperrgebiet daher nicht zugänglich.

In der Heilsberger Ordensburg ist ein phantastisches Modell des Senders ausgestellt. Hätte ich euch gern gezeigt - pandemiebedingt ist ein Besuch derzeit leider nicht möglich. Vielleicht später.

Ich hoffe es war etwas informativ für euch.

Beste Grüße aus dem winterlichen Heilsberg (Lidzbark Warminski)

Klaus Smiley64
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#2
Hallo Klaus,

danke für die interessanten Zeilen...

Viele Grüße,
Rolf
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#3
Hallo Klaus,

ja, gerade dieses Thema ist für mich immer sehr interessant. Ich wollte schon so lange mal eine Dokumentation über den reichssender Königsberg schreiben. Dabei ist es bis heute geblieben.
Ich hatte als Jugendlicher öfter Vorkriegsradios geschenkt bekommen. Immer wieder zerbrach ich mir den Kopf, was ist das Königsberg, Memel, Breslau usw. In den 70 ern in der Schule gefragt. Antwort, ach das war einmal. Weiterführende Informationen gab es damals wenige. Aber die Neugier war geweckt.

Dank Internet ist man heute natürlich bestens informiert. Ja, so war es, der Reichssender Königsberg wurde über 2 Sender verbreitet. einmal der Stadtsender Königsberg und der Hauptsender war Heilsberg.

Interessant auch, es gab innerhalb der Lorenz "Heimatserie" einen Lorenz-Heilsberg: https://www.radiomuseum.org/r/lorenz_heilsberg_w.html

Dies ist ein sehr schöner Dreikreiser. Ich besitze ihn auch. Herrje, den habe ich immer noch nicht restauriert.

Das Königsberger Funkhaus war zur damaligen Zeit ein recht modernes. Es existiert heute noch und wird für Rundfunkzwecke genutzt. Ich habe vom "Ostpreußenblatt" mal ein Bild des Funkhauses bekommen. Leider mit der Mitteilung, dieses nur für private Zwecke zu nutzen. Vielleicht hättest Du da noch was?  Als das Funkhaus königsberg seinen Betrieb endgültig einstellte, wurde das wertvolle Schallarchiv mittels Schiff ausgelagert. Leider gilt das bis heute als verschollen.

Ja am 30. Januar45 wurde die "Führerrede zur Machtergreifung" auch noch über Heilsberg ausgestrahlt. Es war aber auch der schlimme Tag, an dem die "Wilhelm Gustloff" versenkt wurde.
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#4
Hast Du völlig recht, Andreas. Danke für Deine Ergänzungen!
Ja, den "Lorenz Heilsberg" hätte ich auch gern; ich würde ihn dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen. Es wurde mal einer auf ebay angeboten, leider lief der Preis dann völlig aus dem Ruder.
Hier kommt noch ein Bild:
   
Man konnte kaum die "Führerrede" senden und gleichzeitig die Versenkung der Gustloff melden, letzteres passte nicht zum erwarteten "Endsieg"
Vergessen habe ich, daß heute vom ehemaligen Standort ein Fernsehprogramm und ein UKW-Radioprogramm (106 MHz) ausgestrahlt werden.
Jenseits der Grenze zum Oblast Königsberg wird ein UKW-Programm (102 MHz) zeitweise auf Deutsch gesendet. Makaber dabei ist dass man die Zielgruppe höchst selbst systematisch ausgerottet hatte. Und wer hört das? Die Polen gewiss nicht und Menschen deutscher Zunge sind beiderseits der Grenze äußerst spärlich. In der Tat bin ich hier so etwas wie ein Saurier....
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#5
Hallo Klaus,

anhand deiner alten Karte

[Bild: attachment.php?aid=98340]

findet man das Areal über Google-Streetview ganz leicht

   

Und man kann sich da schnell mal umsehen. Der Hauptzufahrtsweg ist von der Vegetation schon ziemlich verrammelt.

   

Aber man erkennt noch deutlich die Struktur (Fensterreihe) des Sendegebäudes:

[Bild: attachment.php?aid=98341]

Der jetzige vordere Antennenträger ähnelt sehr den alten Türmen, aber gut, so sehen halt solche Türme aus.

   

Der größere hintere Sendemast scheint als Antennenträger für Mobilfunk zu dienen. Vielleicht sind da auch noch UKW/DAB Antennen drauf, dafür reicht die Auflösung aber nicht aus. Evtuell mal bei Senderfotos oder fmscan nachschauen.

       
Ansprechpartner für Umbau oder Modernisierung von Röhrenradios mittels SDR,DAB+,Internetradio,Firmwareentwicklung. 
Unser Open-Source Softwarebaukasten für Internetradios gibt es auf der Github-Seite! Projekt: BM45/iRadio (Google "github BM45/iRadio")
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#6
Nachtrag: leider keine Fotos bei fmscan gefunden.
Als einzige UKW-Frequenz scheint dort Radio Maria auf 106.2 MHz noch zu funken, mit 11 kW. DAB+ gibt an diesem Standort auch nicht, das Digitalsignal kommt aus Olsztyn/Pieczewo, wo auch DVB-T ausgestrahlt wird.

Gruß
Bernhard
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#7
Vielen Dank, lieber Bernhard für Deine Ergänzungen.
Ja, das stimmt unsere DVB-T-Antenne ist auf Allenstein (Olsztyn) ausgerichtet.

Herzliche Grüße
Klaus
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