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Siemens Meistersuper RD 20
#1
Durch einen freundlichen Mitarbeiter am örtlichen Wertstoffhof bin ich an dieses Radio gekommen, wäre Schade gewesen wenn dieses Gerät im Elektroschrott gelandet wäre.

Daten- und Infomaterial u.a. zusammengestellt von folgenden Webseiten:

Schaltplan: NVHR Holland
Abgleichanleitung: Radiomuseum.org
Geräteinfo's: Radiomuseum Bocket

Hersteller: Siemens&Halske
Typ: Rundfunkgerät, Stereoverstärker für Plattenspieler und Tonband
Modell: Meistersuper RD 20
Baujahr: 1961/62
Röhrenbestückung: ECC85, ECH81, EF89, EABC80 2x ECL86, EM84
Stromversorgung: Selengleichrichter B250 C125
Wellenbereiche: Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle, UKW
Bedienelemente: 7 Tasten (PU, LW, MW, KW, UKW, STEREO, AUS), 3 Klangeinstellungen (Sprache, Orchester, Jazz), Stereoregler
Gehäuse: Nussbaum lackiert 
Besonderheiten: Steroendstufe mit 2 ECL 86
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Externe Lautsprecher R/L, Tonbandgerät und Plattenspieler über 5-polige DIN-Buchse, UKW-Dipol und Langantenne
Abmessungen: B (56cm) x H (34cm) x T (21cm)
Gewicht: 12kg
Lautsprecher: 1x 26x15, 2x elektrostatische Hochtöner
Neupreis: 393,00DM

Das Gerät war zwar etwas mitgenommen, die Bedienelemente, Skalenscheibe, Bespannstoff und Rückwand waren Alle noch vorhanden.

   

Im Innern das übliche Bild mit viel Staub und Schmutz der vergangenen Jahrzehnte.

   

Man kann sich das Chassis als Schuhkarton vorstellen, welcher an den Seiten mit Bauteilen bestückt ist. Den Boden bildet eine Leiterplatte, hat für den Service Vor- aber auch Nachteile.

       

Das Gerät hat aufwändige mechanische Anzeigeelemente an den Bedientasten, durch Drücken ändert sich die Anzeige von Weiß/Braun auf Rot durch das Herunterschieben der jeweiligen Tastenabdeckung. Die Abdeckung der "AUS" Taste ist beim Ausbau abgebrochen, ist beim Herausziehen an der Besfestigung der Hochtönerleitung hängen geblieben. Glücklicherweise konnte ich diese mit Sekundenkleber wieder befestigen. Auch die Klangregeleranzeige wird über Verzahnungen mit der Potentiometerachse bewegt.

       

Der Lautstärkeregler und die Sendereinstellung saßen fest, durch ölen mit Ballistol sind Sie wieder gängig geworden. Die Einhandbedienung wird durch ein Zahnrad, welches bei AM und FM verschoben wird gewährleistet. Diese ist schon etwas abgenutzt, die Sender lassen sich aber noch einstellen.

   

Bevor ich mit der Reinigung beginne mache ich einen Funktionstest über Trenntrafo und Strombegrenzungslampe. Ansonsten hat man ein saubers Radio, aber wenn es elektrisch nicht mehr funktioniert, war der Aufwand umsonst und man kann nur noch Ausschlachten!

- das Gerät ist über 4 Sicherungen abgesichert (Primärseite (1A), Sekundärseite zum Brückengleichrichter (250mA), Zuleitung zum Empfangs- und Verstärkerteil (100mA), Röhrenheizungen (6A) - alle o.k.
- Primärwicklung Trafo hatte Durchgang ca. 26Ohm, o.k.
- einspeisen von 1Vrms/50Hz primär, Sekundär ca. 0,6Vrms gemessen - o.k.
- Selengleichrichter 4x ca. 2,5V Durchlassspannung - o.k.
- langsames Hochfahren über Trenntrafo mit Strombegrenzung - zu geringe Leistungsaufnahme, aber kein Kurzschluß

Das Problem war eine gerisse Anschlussleitung der Siebdrossel, Anschluss 5 und 6 des Ausgangsübertragers. Das hätte bereits das Ende, zumindest für einen Kanal des Radio's sein können. Ich konnte die Anschlußleitung glücklicherweise mit einem Stück Cu-Lackdraht verlöten.


.jpg   siemens_meistersuper-rd20_SP_Detail.jpg (Größe: 43,84 KB / Downloads: 465)

       

Sämtliche Röhren wurden nun mit Spannung versorgt, der Selengleichrichter war etwas schwach, von den geforderten 265V konnte er nur noch 228V liefern.
Nun ging es ans reinigen, durch den Schuhkartoneffekt war dies kein Spaß, unzählige Wattestäbchen und ISO-Propanal konnten die Beläge aber einigermaßen entfernen.

   

Unten sind die ausgetauschten Bauteile zu sehen, die üblichen Verdächtigen wurden getauscht, waren meßtechnisch auch nicht mehr in Ordnung. Der Siebelko wurde mit 47uF/450V und 100uF/450V neu befüllt und wieder eingebaut. Die gezeigten Widerstände ware ebenfalls >20% über dem Sollwert. Da Sie in den Anodenversorgungsleitungen eingebaut waren, wurde Sie ebenfalls getauscht. Beim Auslöten der Bauteile hatte ich einen Kurzschluß auf der Platine, deshalb ist die 100mA-Sicherung durchgebrannt. Bei der Fehlersuche habe ich dann noch mein LCR-Meßgerät geschossen, da sich durch die durchgebrannte Sicherung der Siebelko nicht mehr entladen hat und deshalb mit ca. 250V aufgeladen war - dies hat mein DE 5000 gar nicht gefreut!

Um die Folienkondensatoren zu wechseln musste die Lautstärkestelleplatine demontiert werden, da man ansonsten nicht an die Bauteile kam. U.a. einige Bilder.

   

           

Ein Anschluss der AM-Antennenbuchse war ausgebrochen, diesen habe ich in ein Stück Pertinax eingeklebt und wieder mit der Anschlussplatte verklebt (JB-Weld)

           

Der Selengleichrichter wurde mit 4x1N4007 neu gefüllt, die erhöhte Spannung habe ich durch 3 Z-Dioden, 1N5349B 12V/5W auf die ca. 265V reduziert.

   

Den AM-Abgleich habe ich durchgeführt, war aber grenzwertig, da einige Spulenkerne ziemlich fest gesessen sind. Der UKW-Empfang war sehr gut, deshalb habe ich keinen Abgleich gemacht, da auch hier einige Kerne festgesessen sind, und man meistens mehr kaputt macht ....

Das Gehäuse wurde poliert, einige Gebrauchsspuren und Kratzer sind noch sichtbar, eine Komplettrestaurierung wollte ich mir bei diesem schönen Gerät ersparen.
Das Radio hat einen tollen, vollen Klang, FM-Empfang sehr gut, AM das was man Abends noch empfangen kann.
Zum Abschluss noch einige Bilder des Meistersuper's.

                   

Liebe Grüße aus Mittelfranken,

Thomas
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#2
Schöne Arbeit, und ein schönes Gerät. Viel Freude damit Smiley14
Herzliche Grüße

Pitter
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#3
Sehr schöne, gut bebilderte Gerätebeschreibung. Danke dafür, Thomas.

Das Gerät finde ich auch in soweit interessant, als dass es sich wohl um eines der letzten Geräte aus eigener Siemens-Produktion handelt. Die Filterbecher sind typisch Siemens.
Die Firmengeschichte zu Siemens ist m.E. gerade was die Endzeit der Radioproduktion betrifft, ziemlich lückenhaft. Ende der Fünfziger soll ja danach in Karlsruhe Schluss gewesen sein, danach Produktion wohl in Berlin. Das Kapitel, wo Siemens bei Loewe Opta einkaufte (so Mitte der Sechziger) fehlt da ganz. Eigentlich schade, zumal die allerletzten Zeitzeugen vielleicht noch Auskunft geben könnten.

Vom Design her boten die Siemens Geräte gern mal etwas Besonderes. Nett finde ich das Magische Band mittig über der Skala.

Technisch finde ich allerdings diese Einplatinen-Lösung nicht so toll. Es geht da ganz schön eng zu - nicht gerade reparaturfreundlich. Der Netztrafo scheint irgendwie "zusammengetackert zu sein, da wurde auf solide Schraubtechnik verzichtet. Da wurde offenbar versucht, die Fertigung zu rationalisieren. Die hohe Anzahl der Kohlemassewiderstände ist nicht gerade vertrauenserweckend. Ich bin erstaunt, dass die noch keine Probleme machen.

Wie ist das überhaupt mit der Lautsprecheransteuerung durch beide Endstufen gelöst? Ich nehme an, bei Mono gehen die parallel auf den einzigen Hauptlautsprecher. Für Stereo ist dann ein Zusatzlautsprecher nötig?

Grüße
Frank
Grüße

Frank
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#4
Hallo Frank,
ich hänge mal den gesamten Schaltplan an. Man kann an der Rückseite 2 externe Lautsprecher (L/R) anschließen, dann hat man für den Band- und Phoneeingang Stereo-Klangerlebnis, für den Radiobetrieb gehen beide Kanäle auf den Frontlautsprecher

   

Wie ich erwähnte, hat der Aufbau seine Vor- und Nachteile. Die wichtigen Spannungen kann man an der Unterseite gut übersichtlich messen, beim Bauteiletausch, speziell an unzugänglichen Stellen, ist das Design sehr Serviceunfreundlich.
Die kritischen Kohlemassewiderstände, in den Anodenleitungen, habe ich gemessen, und, wenn außerhalb der Toleranz, getauscht. Die restlichen waren noch o.k., meistens aber an der oberen Toleranzgrenze.
Bezüglich der Siemens Röhrenradiohistorie bin ich kein Fachmann, ist aber interessant was Du anführst!

Liebe Grüße,
Thomas
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#5
Das beste an dem Radio sind für mich die Tasten.
In dieser form hatte ich es noch nicht gesehen.
Viele Grüße, Juan
Printed on recycled Data
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#6
Hallo Thomas  Smile

Das seh' ich genauso:

(09.03.2022, 13:08)ThoMe schrieb: ..... wäre Schade gewesen wenn dieses Gerät im Elektroschrott gelandet wäre. .....

Ich freu mich, daß Du das Radio wieder "zum Leben erweckst"  Maus
Vielen Dank für Deinen Bericht.

Herzliche Grüße aus Schwerin, von Peter
~~~~~ DE - MV  /  Connected ~~~~~
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#7
Danke Peter,
Dir ein Schönes Wochenende,
Thomas
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#8
Das ist ein sehr schönes Gerät, dieses Modell habe ich noch nie gesehen, ist bestimmt nicht mehr oft zu finden. Ich meine, das Gerät wird seinem Namen wirklich gerecht! Ich hoffe, Dein Messgerät hat keinen irreparablen Schaden erlitten...
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#9
Hallo Anton,
das LCR-Meter ist nicht mehr zu gebrauchen, vielleicht gibt es ja Forenmitglieder welche mit der Reparatur solcher Geräte Erfahrung haben?


.jpg   DE_5000_LCR_Meter.jpg (Größe: 3,2 KB / Downloads: 176)

Das Display ist nicht stabil, flackert und geht von selbst in die unterschiedlichen Meßmöglichkeien, Kalibrierung nicht mehr möglich ....
Ich habe es einmal geöffnet, an ein paar SMD-Bauteilen gemessen....

Dir ein schönes Wochenende,
Thomas
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#10
Hallo Thomas,
es sind 6 Widerstände im DE5000 hin. Werte sind teilweise nicht feststellbar und einen Schaltplan kann ich dafür auch nicht finden. Ob es eine Reparaturwerkstatt für diese Messgeräte gibt, kann ich nicht sagen. Ohne Pläne oder Werte kann ich da auch nix machen. Das war sicherlich teures Lehrgeld. Schade drum.
   
LG aus Schwerin, Holger
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#11
Guten Abend Holger,
Danke für den Update, kann man nichts machen, wie du sagst - teures Lehrgeld.

Schönen Abend,
Thomas
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#12
Ach Thomas,
lass mal den Kopf nicht hängen. Ich bleibe weiter dran. Vielleicht finde ich Jemanden, der ein "Vergleichsgerät" hat und mir Bilder oder sogar die Werte der Widerstände geben kann. Auch ein Schaltplan wäre optimal. Ich müsste mir da aber dann noch überlegen, wie bekomme ich die Rs (1608) noch getauscht. Das wäre die größte Herausforderung überhaupt. 
Wir werden sehen. Dafür würde ich aber dann einen eigenen Beitrag "ansetzen".
LG aus Schwerin, Holger
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