09.03.2022, 13:08
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.03.2022, 17:20 von anton.
Bearbeitungsgrund: Textänderung auf Wunsch des TE
)
Durch einen freundlichen Mitarbeiter am örtlichen Wertstoffhof bin ich an dieses Radio gekommen, wäre Schade gewesen wenn dieses Gerät im Elektroschrott gelandet wäre.
Daten- und Infomaterial u.a. zusammengestellt von folgenden Webseiten:
Schaltplan: NVHR Holland
Abgleichanleitung: Radiomuseum.org
Geräteinfo's: Radiomuseum Bocket
Hersteller: Siemens&Halske
Typ: Rundfunkgerät, Stereoverstärker für Plattenspieler und Tonband
Modell: Meistersuper RD 20
Baujahr: 1961/62
Röhrenbestückung: ECC85, ECH81, EF89, EABC80 2x ECL86, EM84
Stromversorgung: Selengleichrichter B250 C125
Wellenbereiche: Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle, UKW
Bedienelemente: 7 Tasten (PU, LW, MW, KW, UKW, STEREO, AUS), 3 Klangeinstellungen (Sprache, Orchester, Jazz), Stereoregler
Gehäuse: Nussbaum lackiert
Besonderheiten: Steroendstufe mit 2 ECL 86
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Externe Lautsprecher R/L, Tonbandgerät und Plattenspieler über 5-polige DIN-Buchse, UKW-Dipol und Langantenne
Abmessungen: B (56cm) x H (34cm) x T (21cm)
Gewicht: 12kg
Lautsprecher: 1x 26x15, 2x elektrostatische Hochtöner
Neupreis: 393,00DM
Das Gerät war zwar etwas mitgenommen, die Bedienelemente, Skalenscheibe, Bespannstoff und Rückwand waren Alle noch vorhanden.
Im Innern das übliche Bild mit viel Staub und Schmutz der vergangenen Jahrzehnte.
Man kann sich das Chassis als Schuhkarton vorstellen, welcher an den Seiten mit Bauteilen bestückt ist. Den Boden bildet eine Leiterplatte, hat für den Service Vor- aber auch Nachteile.
Das Gerät hat aufwändige mechanische Anzeigeelemente an den Bedientasten, durch Drücken ändert sich die Anzeige von Weiß/Braun auf Rot durch das Herunterschieben der jeweiligen Tastenabdeckung. Die Abdeckung der "AUS" Taste ist beim Ausbau abgebrochen, ist beim Herausziehen an der Besfestigung der Hochtönerleitung hängen geblieben. Glücklicherweise konnte ich diese mit Sekundenkleber wieder befestigen. Auch die Klangregeleranzeige wird über Verzahnungen mit der Potentiometerachse bewegt.
Der Lautstärkeregler und die Sendereinstellung saßen fest, durch ölen mit Ballistol sind Sie wieder gängig geworden. Die Einhandbedienung wird durch ein Zahnrad, welches bei AM und FM verschoben wird gewährleistet. Diese ist schon etwas abgenutzt, die Sender lassen sich aber noch einstellen.
Bevor ich mit der Reinigung beginne mache ich einen Funktionstest über Trenntrafo und Strombegrenzungslampe. Ansonsten hat man ein saubers Radio, aber wenn es elektrisch nicht mehr funktioniert, war der Aufwand umsonst und man kann nur noch Ausschlachten!
- das Gerät ist über 4 Sicherungen abgesichert (Primärseite (1A), Sekundärseite zum Brückengleichrichter (250mA), Zuleitung zum Empfangs- und Verstärkerteil (100mA), Röhrenheizungen (6A) - alle o.k.
- Primärwicklung Trafo hatte Durchgang ca. 26Ohm, o.k.
- einspeisen von 1Vrms/50Hz primär, Sekundär ca. 0,6Vrms gemessen - o.k.
- Selengleichrichter 4x ca. 2,5V Durchlassspannung - o.k.
- langsames Hochfahren über Trenntrafo mit Strombegrenzung - zu geringe Leistungsaufnahme, aber kein Kurzschluß
Das Problem war eine gerisse Anschlussleitung der Siebdrossel, Anschluss 5 und 6 des Ausgangsübertragers. Das hätte bereits das Ende, zumindest für einen Kanal des Radio's sein können. Ich konnte die Anschlußleitung glücklicherweise mit einem Stück Cu-Lackdraht verlöten.
siemens_meistersuper-rd20_SP_Detail.jpg (Größe: 43,84 KB / Downloads: 465)
Sämtliche Röhren wurden nun mit Spannung versorgt, der Selengleichrichter war etwas schwach, von den geforderten 265V konnte er nur noch 228V liefern.
Nun ging es ans reinigen, durch den Schuhkartoneffekt war dies kein Spaß, unzählige Wattestäbchen und ISO-Propanal konnten die Beläge aber einigermaßen entfernen.
Unten sind die ausgetauschten Bauteile zu sehen, die üblichen Verdächtigen wurden getauscht, waren meßtechnisch auch nicht mehr in Ordnung. Der Siebelko wurde mit 47uF/450V und 100uF/450V neu befüllt und wieder eingebaut. Die gezeigten Widerstände ware ebenfalls >20% über dem Sollwert. Da Sie in den Anodenversorgungsleitungen eingebaut waren, wurde Sie ebenfalls getauscht. Beim Auslöten der Bauteile hatte ich einen Kurzschluß auf der Platine, deshalb ist die 100mA-Sicherung durchgebrannt. Bei der Fehlersuche habe ich dann noch mein LCR-Meßgerät geschossen, da sich durch die durchgebrannte Sicherung der Siebelko nicht mehr entladen hat und deshalb mit ca. 250V aufgeladen war - dies hat mein DE 5000 gar nicht gefreut!
Um die Folienkondensatoren zu wechseln musste die Lautstärkestelleplatine demontiert werden, da man ansonsten nicht an die Bauteile kam. U.a. einige Bilder.
Ein Anschluss der AM-Antennenbuchse war ausgebrochen, diesen habe ich in ein Stück Pertinax eingeklebt und wieder mit der Anschlussplatte verklebt (JB-Weld)
Der Selengleichrichter wurde mit 4x1N4007 neu gefüllt, die erhöhte Spannung habe ich durch 3 Z-Dioden, 1N5349B 12V/5W auf die ca. 265V reduziert.
Den AM-Abgleich habe ich durchgeführt, war aber grenzwertig, da einige Spulenkerne ziemlich fest gesessen sind. Der UKW-Empfang war sehr gut, deshalb habe ich keinen Abgleich gemacht, da auch hier einige Kerne festgesessen sind, und man meistens mehr kaputt macht ....
Das Gehäuse wurde poliert, einige Gebrauchsspuren und Kratzer sind noch sichtbar, eine Komplettrestaurierung wollte ich mir bei diesem schönen Gerät ersparen.
Das Radio hat einen tollen, vollen Klang, FM-Empfang sehr gut, AM das was man Abends noch empfangen kann.
Zum Abschluss noch einige Bilder des Meistersuper's.
Liebe Grüße aus Mittelfranken,
Thomas
Daten- und Infomaterial u.a. zusammengestellt von folgenden Webseiten:
Schaltplan: NVHR Holland
Abgleichanleitung: Radiomuseum.org
Geräteinfo's: Radiomuseum Bocket
Hersteller: Siemens&Halske
Typ: Rundfunkgerät, Stereoverstärker für Plattenspieler und Tonband
Modell: Meistersuper RD 20
Baujahr: 1961/62
Röhrenbestückung: ECC85, ECH81, EF89, EABC80 2x ECL86, EM84
Stromversorgung: Selengleichrichter B250 C125
Wellenbereiche: Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle, UKW
Bedienelemente: 7 Tasten (PU, LW, MW, KW, UKW, STEREO, AUS), 3 Klangeinstellungen (Sprache, Orchester, Jazz), Stereoregler
Gehäuse: Nussbaum lackiert
Besonderheiten: Steroendstufe mit 2 ECL 86
Anschlussmöglichkeiten Rückseite: Externe Lautsprecher R/L, Tonbandgerät und Plattenspieler über 5-polige DIN-Buchse, UKW-Dipol und Langantenne
Abmessungen: B (56cm) x H (34cm) x T (21cm)
Gewicht: 12kg
Lautsprecher: 1x 26x15, 2x elektrostatische Hochtöner
Neupreis: 393,00DM
Das Gerät war zwar etwas mitgenommen, die Bedienelemente, Skalenscheibe, Bespannstoff und Rückwand waren Alle noch vorhanden.
Im Innern das übliche Bild mit viel Staub und Schmutz der vergangenen Jahrzehnte.
Man kann sich das Chassis als Schuhkarton vorstellen, welcher an den Seiten mit Bauteilen bestückt ist. Den Boden bildet eine Leiterplatte, hat für den Service Vor- aber auch Nachteile.
Das Gerät hat aufwändige mechanische Anzeigeelemente an den Bedientasten, durch Drücken ändert sich die Anzeige von Weiß/Braun auf Rot durch das Herunterschieben der jeweiligen Tastenabdeckung. Die Abdeckung der "AUS" Taste ist beim Ausbau abgebrochen, ist beim Herausziehen an der Besfestigung der Hochtönerleitung hängen geblieben. Glücklicherweise konnte ich diese mit Sekundenkleber wieder befestigen. Auch die Klangregeleranzeige wird über Verzahnungen mit der Potentiometerachse bewegt.
Der Lautstärkeregler und die Sendereinstellung saßen fest, durch ölen mit Ballistol sind Sie wieder gängig geworden. Die Einhandbedienung wird durch ein Zahnrad, welches bei AM und FM verschoben wird gewährleistet. Diese ist schon etwas abgenutzt, die Sender lassen sich aber noch einstellen.
Bevor ich mit der Reinigung beginne mache ich einen Funktionstest über Trenntrafo und Strombegrenzungslampe. Ansonsten hat man ein saubers Radio, aber wenn es elektrisch nicht mehr funktioniert, war der Aufwand umsonst und man kann nur noch Ausschlachten!
- das Gerät ist über 4 Sicherungen abgesichert (Primärseite (1A), Sekundärseite zum Brückengleichrichter (250mA), Zuleitung zum Empfangs- und Verstärkerteil (100mA), Röhrenheizungen (6A) - alle o.k.
- Primärwicklung Trafo hatte Durchgang ca. 26Ohm, o.k.
- einspeisen von 1Vrms/50Hz primär, Sekundär ca. 0,6Vrms gemessen - o.k.
- Selengleichrichter 4x ca. 2,5V Durchlassspannung - o.k.
- langsames Hochfahren über Trenntrafo mit Strombegrenzung - zu geringe Leistungsaufnahme, aber kein Kurzschluß
Das Problem war eine gerisse Anschlussleitung der Siebdrossel, Anschluss 5 und 6 des Ausgangsübertragers. Das hätte bereits das Ende, zumindest für einen Kanal des Radio's sein können. Ich konnte die Anschlußleitung glücklicherweise mit einem Stück Cu-Lackdraht verlöten.
siemens_meistersuper-rd20_SP_Detail.jpg (Größe: 43,84 KB / Downloads: 465)
Sämtliche Röhren wurden nun mit Spannung versorgt, der Selengleichrichter war etwas schwach, von den geforderten 265V konnte er nur noch 228V liefern.
Nun ging es ans reinigen, durch den Schuhkartoneffekt war dies kein Spaß, unzählige Wattestäbchen und ISO-Propanal konnten die Beläge aber einigermaßen entfernen.
Unten sind die ausgetauschten Bauteile zu sehen, die üblichen Verdächtigen wurden getauscht, waren meßtechnisch auch nicht mehr in Ordnung. Der Siebelko wurde mit 47uF/450V und 100uF/450V neu befüllt und wieder eingebaut. Die gezeigten Widerstände ware ebenfalls >20% über dem Sollwert. Da Sie in den Anodenversorgungsleitungen eingebaut waren, wurde Sie ebenfalls getauscht. Beim Auslöten der Bauteile hatte ich einen Kurzschluß auf der Platine, deshalb ist die 100mA-Sicherung durchgebrannt. Bei der Fehlersuche habe ich dann noch mein LCR-Meßgerät geschossen, da sich durch die durchgebrannte Sicherung der Siebelko nicht mehr entladen hat und deshalb mit ca. 250V aufgeladen war - dies hat mein DE 5000 gar nicht gefreut!
Um die Folienkondensatoren zu wechseln musste die Lautstärkestelleplatine demontiert werden, da man ansonsten nicht an die Bauteile kam. U.a. einige Bilder.
Ein Anschluss der AM-Antennenbuchse war ausgebrochen, diesen habe ich in ein Stück Pertinax eingeklebt und wieder mit der Anschlussplatte verklebt (JB-Weld)
Der Selengleichrichter wurde mit 4x1N4007 neu gefüllt, die erhöhte Spannung habe ich durch 3 Z-Dioden, 1N5349B 12V/5W auf die ca. 265V reduziert.
Den AM-Abgleich habe ich durchgeführt, war aber grenzwertig, da einige Spulenkerne ziemlich fest gesessen sind. Der UKW-Empfang war sehr gut, deshalb habe ich keinen Abgleich gemacht, da auch hier einige Kerne festgesessen sind, und man meistens mehr kaputt macht ....
Das Gehäuse wurde poliert, einige Gebrauchsspuren und Kratzer sind noch sichtbar, eine Komplettrestaurierung wollte ich mir bei diesem schönen Gerät ersparen.
Das Radio hat einen tollen, vollen Klang, FM-Empfang sehr gut, AM das was man Abends noch empfangen kann.
Zum Abschluss noch einige Bilder des Meistersuper's.
Liebe Grüße aus Mittelfranken,
Thomas