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Sonneberg-Sekretär 696/57
#1
Hallo Freunde,

ja, ich wollte lieber Schreiben Freunde der grottigen Radios. Smile  Unser Steffen (Paulierwitte) bot im Rahmen unseres Trödelmarktes einen Sonneberg-Sekretär 696/57 in Allstromausführung zum Verschenken an. Nein, ich nehme keine Angebote an, weil sie zum verschenken sind. Ich mag diese kleinen, knuffigen DDR-Radios. Sie erfreuen mich mit ihrer oft interessanten Gehäuseform. Auch der Zustand des Gerätes reizte mich. Was kann man noch daraus machen? Also schrieb ich dem Steffen, ich würde das Radio gerne nehmen.

Zugegeben, manch anderer hätte das Radio wohl nur noch als Teileträger genutzt. Mich reizt stets ein Wiederherstellen solch eines geschundenen Radios. Ich will das vorweg nehmen, das Radio läuft schon wieder und empfängt bestens. Die Wiedergabe des Radios ist wirklich sehr gut.

Bei mir ist das so, ich bunkere mir meine Radiopatienten. Dann suche ich mir eine "beschäftigung" aus und dann geht es ganz schnell. Hier auch - und was vergißt man? Richtig Bilder zu machen.
Ich habe in diesem Fall den Steffen gebeten, darf ich Deine Anfangsbilder verwenden. Natürlich schrieb er mir, dass ich das darf. Aber man fragt ja vorher.

Jetzt etwas zum Zustand des Gerätes. Schlimm! Das Chassis war sehr rostig. Es war aber grund gereinigt. Im Angebot sah man das Chassis auch von vorne. Die skala war an einer Ecke gebrochen. Das wäre nicht weiter schlimm. Eine Herausforderung: Der linke, hintere Knopf war so fest, der war nicht zu lösen. Der Lautsprecher schrapelt von innen (Schwingspule?) sehr stark. Die Membrane ist sehr gut von außen und von hinten (Zentriermembrane) verklebt. Keine Chance, da etwas mechanisch zu richten.

Das Bakelitgehäuse ist von einer schmierigen, dunklen Schicht umgeben und es hat einige Risse und eine kleine Fehlstelle.

Ja und die größte Herausforderung - hier hat nämlich der Paketdienst nicht gut funktioniert - die Radioskala ist sowas von zerdeppert. Da lagen wirklich sehr kleine Stücke im Paket. Also nichts mit kleben.

Als ich nun das Chassis auf dem Basteltisch hatte, fragte ich mich, ja wo fangen wir denn an? Mein guter Freund Harry würde sofort zu mir sagen: "Erst mal die Teerkondensatoren raus!" Recht hat er. Aber ich gebe zu bedenken, in dem Gerät ist absolut kein Leben. Die Teerkondensatoren müssen sämtlich raus. Da messe ich gar nicht erst. Aber man sollte das hier analog der Instandsetzung machen. Erwacht das Gerät nämlich nach und nach zum Leben und funktioniert teilweise oder gar nicht, dann kommt das schlechte Gewissen dazu. Habe ich evtl. etwas flasch gemacht. Also Vorsicht.

Ich habe zunächst mal geschaut, ob das Radio beim Einschalten überhaupt einen ohmschen Widerstand hat. Natürlich nicht. Weil ich mit dem Regeltrenntrafo arbeite, brücke ich zunächst grundsätzlich die Feinsicherung. Hier konnte ich auch gleich den Ein- und Ausschalter brücken. Ohm? Immer noch Fehlanzeige. Die Soffitten wurden gebrückt. Immer noch kein Durchgang.
Der Heizkreis muss bei Allstromgeräten intakt sein. hier sah man es schon. Ein Widerstand zum NTC hing nur in der Luft. Also verlöten. Bingo! Endlich ein Ohm-Durchgang. Der Vorwiderstand für die anodenspannung war defekt. Also auch gleich ersetzen. Der Netzelko war zweifelhaft. Also sofort durch einen intakten Doppelelko von Philips ersetzen. Nun habe ich einige relevante Teerkondensatoren ersetzt. Dann der große Moment. Was tut unser Radio. Es lebt zwar, aber still schweigt der Wald. Ein leises Netzbrummen ist hörbar. Mehr nicht. Nun die Spannungsmessungen. Über eine anodenspannung von ca. 80 Volt lachen die Röhren ja nur. Also das Übliche - den Gleichrichter durch eine Diode 1N4007 brücken. Horch - das Radio wird noch lebhafter.

Tatsächlich, auf dem MW-Bereich ist sehr laut der Heimsender hörbar. Welch eine Freude! Tja das befriedigt uns nur nicht. Diese UKW-Tuner haben manchmal Ausfälle. Oder ist es eher die ZF?
Ich habe schnell mal den Meßsender auf 10,7 Mhz eingestellt und den Ausgang auf das Steuergitter der UCH81 gelegt. Oh verdammt, war das Signal schwach! Dann kam die Überprüfung. Hm, die Bauteile waren alle i. O. die Teerkondensatoren waren in dem Bereich nicht viele. Also sehr aufpassen und ersetzen. Wie das so ist, hat man einen Putzlappen in der Hand und reinigt zwischendurch mal die Komponenten. Und - gut so. Ich mußte zweimal schauen..... Nee, nee im Ratiofilter fehlte der obere Abgleichkern. Oder soll das etwa so sein. Schnell in die Abgleichanleitung geschaut. Von wegen. Der Bursche fehlt! So habe ich mir dann einen Kern von einem Schrottchassis genommen. Der paßte vom Durchmesser und vom Gewinde. Nun noch schnell den Ratioelko gewechselt - und ab ging die Post. Der ZF-Verstärker wurde wieder hochempfindlich!

Nun muß aber UKW-Empfang kommen. Nein!! Nicht mal ein Rauschen. Also Oszillatorausfall... Geprüft mit einem Kofferradio. Nein, der Oszillator ging. Der Meßsender sollte helfen. Ein starkes UKW-Signal auf den Dipoleingang legen. Das Signal kam recht schhwach. Ach der Tuner geht schnell auf. Also nach den Bauteilen schauen und Spannungen messen. Alles war plausibel. Das muss doch funktionieren, so dachte ich. Wenn das signal so schwach ist, drehe ich grundsätzlich vorsichtig an der Spule vom Tuner ZF-Ausgang. Bei jeder geringen Drehung wurde der Meßsender lauter und lauter. Ich steckte die UKW-Antenne ans Radio. Das typische Rauschen war da - und auch Sender. Leicht verzerrt zwar - aber da. also leichter Nachabgleich vom Ratio Filter. Das ganze Radio lebt jetzt. Ratiospannung bei stark einfallenden UKW-Sendern 25 Volt. Herz - was willste mehr?

Schaut Euch mal die Bilder vom Steffen an. Oje, ist das Radio mit genommen.

   

   


.jpeg   644ECCFE-5EAB-49ED-AC03-2B8BA08B46A9.jpeg (Größe: 76,86 KB / Downloads: 319)

Noch mehr Lust auf Abenteuer? Dann Fortsetzung lesen...
Es grüßt Euch aus Peine
     
     Andreas
Nicht nur die Röhren sollen glühen.
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#2
Hallo liebe Radiofreunde,

ich bin so froh, dass der Sekretär bei Andreas gelandet ist! Ursprünglich wollte ich da selbst ran. Dann fiel mir ein deutlich besseres Exemplar in die Hände…
Bevor das Radio im Trödelmarkt landete, habe ich es grob gereinigt und die Abstimmachsen gangbar gemacht. Der von Andreas beschriebene Zustand war ursprünglich noch schlimmer - kaum vorstellbar. 
Schaut hier: https://roehren-radio.eu/sammlung/stern-...696-57gwu/

Ich bin gespannt, was Andreas weiter zu berichten hat.
Es genügt nicht keinen Gedanken zu haben: man muß ihn auch ausdrücken können. (Karl Kraus)
—-
Viele Grüße!
Shy Steffen
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#3
Was für ein tolles kleines Radio!

Ich finde es immer wieder beachtenswert und erstaunlich das solche eigentlich hoffnungslosen Fälle doch ein 2. Leben bekommen!  Smiley20

Echt klasse Andreas das du dir die Mühe machst Thumbs_up Smiley53
Information ist Energie. Bei jeder Weitergabe verliert sie etwas davon...

Wer Zeit nutzt , hat Zeit gewonnen  Clock
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#4
Oj, oj oj, Andreas! Das wird eine Baustelle! Das nennt man Masochismus pur! Bin gespannt!!! wubsmiley
Gruß,
Ivan
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#5
Das ist doch genau DEIN Ding Andreas: Aus Schrott Gold machen :-) Liest sich echt spannend wie ein Krimi, wie Du den Funktionen und eben Nichtfunktionen auf der Spur warst.
Das Radio an sich gefällt mir auch sehr gut, ist ja doch vom Gehäuse her sehr ähnlich meinem kürzlich vorgestellten Batteriesuper von Sonneberg und auch dem Ilmenau. Ich hoffe, Du findest noch eine neue Skalescheibe für das Gerät.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#6
Hallo,
wenn doch keine neue Skalenscheibe: dann ein dünnes Blech zum u formen und mit doppelseitigen Klebeband hinterkleben. Die 'Laschen' brauchen nur ein bis zwei Millimeter hoch sein.

Gruß,
Peter
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#7
Verstehe ich nicht. Was soll das denn bringen, wenn die Scheibe in tausend Stück zersprungen ist?

(18.03.2022, 13:00)Andreas_P schrieb: Ja und die größte Herausforderung - hier hat nämlich der Paketdienst nicht gut funktioniert - die Radioskala ist sowas von zerdeppert. Da lagen wirklich sehr kleine Stücke im Paket. Also nichts mit kleben.
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#8
Hallo,

ach so, hatte ich übersehen. Auf dem Foto war nur eine Ecke beschädigt. Ich habe das mal mit 10 Bruchstücken außerhalb des Zeigerbereichs gemacht.

Gruß,
Peter
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#9
Wie man sieht, lohnt es sich, alles zu lesen und nicht nur Bilder zu gucken Tongue
~~~Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Erich Kästner)~~~
Die einzige, falsche Entscheidung die du treffen kannst ist, keine Entscheidung zu treffen.
Ich bin nicht DICK, ich bin nur zu KLEIN für mein Gewicht  Big Grin
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#10
Ich habe noch eine Ergänzung zum Thema, den Scan der Skala: https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=19231
Es genügt nicht keinen Gedanken zu haben: man muß ihn auch ausdrücken können. (Karl Kraus)
—-
Viele Grüße!
Shy Steffen
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