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Das Deutsche Fernsehen - Teil 4: Es geht wieder voran
#1
Vorwort

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Am 8. Mai 1945 war der Krieg für Deutschland endlich vorbei. Deutschland kapitulierte bedingungslos.

Als Ergebnis von 12 Jahren und 4 Monaten Nationalsozialismus in Deutschland mussten Millionen Menschen sterben, das Land wurde ins Mittelalter zurückgeworfen und von den Alliierten in vier Teile aufgeteilt. Der Westen mit dem Saarland fiel an Frankreich, der Norden an England, der Osten an die Sowjetunion und der Rest an die USA.

In den ersten Jahren gab es verständlicherweise weder Rundfunk noch Fernsehen, die Menschen versuchten einfach zu überleben. Die Lebensmittel waren rationiert, es gab sie nur auf Lebensmittelmarken und das beliebteste Zahlungsmittel waren Zigaretten (besonders bekannt Pall Mall und Lucky Strike). Der Schwarzmarkt blühte, die Städter fuhren aufs Land um Lebensmittel einzutauschen und einige Bauern aßen nun mit silbernem Besteck, das sie
für einige Kilogramm Kartoffeln und ein paar Eier eingetauscht hatten.


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Lebensmittelmarken 1950

Es gab aber auch Gewinner in dieser kargen Zeit. Fabrikanten, die Materialbestände vor der Beschlagnahmung gerettet und verborgen hatten, waren plötzlich reicher als vorher und konnten damit neu starten. Das gehortete Material war wegen des allgemeinen Mangels um ein vielfaches wertvoller geworden. Davon aber später mehr.

Erste Anfänge
Nach wie vor war den Deutschen jede Sendetätigkeit verboten. Aber die Besatzer wussten natürlich von der Macht und den Möglichkeiten von Rundfunk und Fernsehen und wurden sehr schnell aktiv.

Bereits ab Mai 1945 (in diesem Monat ging der Krieg zu Ende) errichteten die Amerikaner in München, Frankfurt a.M., Stuttgart und Bremen dezentrale Sendeanlagen. Die Engländer errichteten im September eine Sendeanstalt in Hamburg, die Sowjets eröffneten am 13. Mai 1945 den Berliner Rundfunk und die Franzosen im März 1946 eine Sendeanstalt in Baden Baden.

Dazu kamen noch der weltweit verbreitete und sehr beliebte amerikanische Soldatensender "American Forces Network" (AFN) und der englische Soldatensender "British Forces Broadcasting Service" (BFBS).

Nachdem die Sowjets den westlichen Besatzern den Zugang zu dem von ihnen besetzten Haus des Rundfunks, Berlin Masurenallee verweigerten, richteten die Engländer das NWDR-Studio Berlin (Nordwestdeutscher Rundfunk) ein, das als Vorläufer des "Sender Freies Berlin" gilt. In Berlin-Schöneberg wurde von den Amerikanern der "Drahtfunk im Amerikanischen Sektor" (DIAS) geschaffen. Nach kurzer Zeit wurde er umbenannt in "Rundfunk im Amerikanischen Sektor" (RIAS).


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Sender RIAS Berlin in Schöneberg

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Werbeblatt von DIAS 1946

In den westlichen Besatzungszonen kam wieder Aufbruchstimmung unter den Deutschen auf. Es wurden wieder die Ärmel hochgekrempelt und neue Strukturen wurden geschaffen.

Das Jahr 1949 wurde zum Geburtsjahr der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Es wurden zwei Staaten geschaffen, die sich jedoch gegenseitig nicht akzeptierten. Demzufolge verlief auch die Entwicklung der Fernsehsysteme verschieden.

BRD
Nachdem die BRD gegründet war, waren auch Funk und Fernsehen wieder in deutscher Hand. Es gründeten sich Landes-Rundfunkgesellschaften und es wurde wieder überall gesendet und gehört.

Im Juni 1950 schlossen sich die Landes-Rundfunkgesellschaften zusammen und gründeten die "Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten" (ARD). In den kommenden Jahren wurde der öffentlich-rechtliche Rundfunk deutlich erweitert:
  • 1953: Gründung der "Deutschen Welle"
  • 1954: Beginn des Sendebetriebs des "Sender Freies Berlin"
  • 1956: Aufteilung des Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) in NDR und WDR
  • 1959: Gründung des "Saarländischen Rundfunks" (SR)


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Logo der ARD von 1950

Für das Fernsehen ging es auch gut voran. Der NWDR sendete bereits ab Mitte 1950 versuchsweise. In Westdeutschland wurde in der Fernsehnorm von 1948 mit 625 Zeilen und 50 Halbbildern (50Hz) gesendet (hat heute noch Bestand).
Das erste regelmäßige Fernsehprogramm nach dem Krieg wurde im Herbst 1951 von dem Werkssender der Grundig-Werke Fürth gesendet. Am 25. Dezember 1952 wurde vom NWDR-Fernsehen der offizielle Sendebetrieb aufgenommen. Es war geschafft! Ab Dezember wurden täglich ab 20 Uhr drei Stunden Fernsehprogramm ausgestrahlt.

Ebenfalls 1952 begannen auch in der DDR erste Fernsehausstrahlungen. Der offizielle Beginn war dann 1956 mit dem Start des "Deutschen Fernsehfunks" (DFF).
Die Entwicklung des Fernsehens in der DDR ist Bestandteil eines eigenen Threads.

Die älteste und bis heute bestehende Sendung ist die Tagesschau der ARD. Sie wurde und wird aus Hamburg gesendet. Die erste Sendung war 1952.


Tagesschau Intro von 1952

Die Popularität des Fernsehens wuchs stark durch übertragene Ereignisse wie die Krönung der Britischen Königin Elisabeth II. am 2. Juni 1953 und der Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz.


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Krönung Elisabeth II. 


TV-Übertragung der BBC von der Krönung der Queen Elisabeth II. im Jahr 1953


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Deutschland  Fußballweltmeister 1954

https://www.youtube.com/watch?v=pB9t9DQyEZo
Originalaufnahmen vom Endspiel Ungarn : Deutschland 1954 in Bern (Wiedergabe auf Youtube)

Nachdem das Fernsehen Fahrt aufgenommen hatte, mussten auch entsprechende Empfangsgeräte zur Verfügung stehen. Der mittelfränkische Unternehmer Max Grundig, der nach dem Krieg die Chance genutzt hatte und eine Produktion von Rundfunkgeräten erfolgreich gestartet hatte, zeigte unternehmerischen Mut und Weitsicht und stellte die ersten 95 Fernsehempfänger her.

Nachdem ihm die aus den Händen gerissen wurden, legte er eine Serie von mehr als 500 Stück auf. Trotz des stolzen Preises von 1.800 DM gingen diese weg wie warme Semmeln. Das war der Beginn eines gigantischen Marktes, der Beginn des Grundig-Imperiums und ein Riesenerfolg für das Deutsche Fernsehen.


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Grundig Zauberspiegel 1956/57, Foto: Radiomuseum Luzern

Weitere Hersteller folgten dem Beispiel Grundigs, weitere Sender kamen auf und der Sendeumfang wurde immer größer. Mit dem "deutschen Wirtschaftswunder" wuchs das Deutsche Fernsehen zum Massenmedium.

1957 waren in Westdeutschland bereits mehr als 1 Million Fernsehgeräte in den Haushalten.

Die damalige Regierung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer beanspruchte Kompetenzen an Rundfunk und Fernsehen, die jedoch mit dem Grundgesetz nicht vereinbar waren. Im Dezember 1960 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass vorerst nur das Programm der ARD ausgestrahlt werden durfte. Abhilfe in diesem Streit wurde damit geschaffen, dass das "Zweite Deutsche Fernsehen" (ZDF) gegründet wurde. Es nahm am 1. April 1963 den Sendebetrieb auf. Im Volksmund wurde es  zu Anfang "Adenauer-Fernsehen "genannt.


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Logo des ZDF

Durch das Fernsehen setzte in den 1960er Jahren ein Kinosterben ein, was sich sogar später noch beschleunigte.

Im Januar 1963 stellte der Elektrotechniker Walter Bruch das PAL-Verfahren für das Farbfernsehen vor. Eine neue Ära stand bevor.


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Walter Bruch  (1908 - 1990)


Danksagung, Quellen und Anmerkung

Vielen Dank für Informationen und Bilder/Videos aus Wikipedia, YouTube, dem Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, dem Deutschen Fernsehmuseum professionell, Dipl. Ing. Göbel, dem Industriesalon Berlin-Schöneweide, der Foundation for German communications and related Technologies, der Berliner Feuerwehr und dem Radiomuseum Luzern.

Die Bilder wurden, soweit nicht anders gekennzeichnet, Wikipedia entnommen. Lizenzierte Abbildungen wurden nicht verwendet.
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